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"Als erstes entstand das goldene Zeitalter, das keinen Rächer kannte und freiwillig, ohne Gesetz, Treue und Redlichkeit übte.
Strafe und Furcht waren fern, keine drohenden Worte las man auf öffentlich angebrachten Erztafeln.
Keine bittflehende Schar fürchtete den Spruch ihres Richters, sondern sie waren auch ohne Rächer geschützt.
Noch nicht war die Fichte gefällt und noch nicht, um ferne Länder zu besuchen, von den Bergen in die klaren Fluten herabgestiegen; und die Sterblichen kannten keine Küste außer ihrer eigenen.
Noch umzogen keine steil abfallenden Gräben die Städte, es gab keine Tuba aus geradem, keine Hörner aus gekrümmten Erz, keine Helme, kein Schwert:
Ohne Soldaten zu brauchen, lebten die Völker sorglos in sanfter Ruhe dahin.
Auch gab die Erde... von keiner Hacke berührt, von keiner Pflugschar verletzt, alles von selbst...
Ewiger Frühlich herrschte, und sanfte Westwinde streichelten mit lauen Lüften die Blumen, die ungesät entsprossen waren.
Bald trug die ungepflügte Erde auch Feldfrüchte und Acker, der nicht erneuert worden war, leuchtete hell von schweren Ähren.
Schon flossen Flüsse von Nektar und goldgelber Honig tropfte von der grünen Steineiche..."
~ Ovids Metamorphosen~
Io Saturnalia! Das Fest war in vollem Gange! Die Musikanten spielten, die Gläser klangen, Stimmengewirr und Gelächter erfüllten die Räume. Die getreu des Zeitalters ganz und gar getaucht waren in Gold: unzählige goldene Laternen verströmten ihren Schein, vergoldete mythische Masken hingen an den Wänden, und goldfarbene Gewinde von Getreide und Früchten schmückten die Räume, in denen die völlig unüberschaubare Schar von Gästen auf den Klinen tafelte. Golden angemalt glänzte auch die Haut der Dienerinnen und Diener, ausnahmlos schöne Menschen (ich hatte sie auch kostspielig genug von einem Edellupanar gemietet), die von halbtransparenten Chitons kaum verhüllt zwischen den Klinen umhergingen und lächelnd, sowie in jeder Hinsicht entgegenkommend, die Gäste bedienten. Sogar im Impluvium schwammen verschnörkelte goldene Lichter.
Angetan mit einer lindgrünen Tunika, welche raffiniert gefältelt war und eine Schulter freiließ, mit einem Pileus auf dem Kopf, und darüber noch einen güldenen Ähren-Festkranz gestülpt, hatte ich mich auf einer der Klinen im Atrium niedergelassen, mitten im Trubel, umgeben von Familie, Freunden, Bekannten, feiernden Haussklaven, und Leuten die ich noch nie gesehen hatte. Ich war glücklich dass die geschäftigen Vorbereitungen sich ausgezahlt hatten. Eine kuriose, ausserhalb der tollen Tage völlig undenkbare Mischung von Menschen war das, die da zusammen feierten, heute wo die Zwänge so lose und die Sitten so frei, die Welt förmlich auf den Kopf gestellt war! Vom Sklaven bis zum Senator, von der infamen Mimin bis zur angesehenen Matrone... Der ein oder andere Gast war, um ganz ungeniert zu sein, auch maskiert gekommen, oder hatte sich eine der goldenen Masken von der Wand gepflückt, dafür waren sie da...
Das Bankett war opulent gewesen. Zwar hatte es nur sieben Gänge geben (ein Tribut daran, dass unsere Haussklaven frei hatten, und wir das Personal von ausserhalb für das Ereignis hatten anstellen müssen), damit würden wir niemals mit den ganz großen Gastmählern mithalten können, oder gar einem Voluptarianus Suavis Konkurrenz machen. Doch ganz köstlich war es gewesen, insbesondere das zarte Schwanenfleisch war wirklich auf der Zunge zergangen. Und die Saueuter in Rauke an Störeiern, die lebensecht drapierten Pfauen, und die mit Milchschnecken gefüllten Meeräschen – ein Gedicht! (Nur die Austern hatten mir nicht gemundet aber das lag an mir, seitdem ich mich einmal so daran überfressen hatte konnte ich Austern einfach nicht mehr ausstehen.) Auch der Wein war schon reichlich geflossen, doch gleich mit dem Ende des Hauptmahles, wenn das Gelage richtig los ging, würden die Bäche dann zu Strömen werden. Die Wangen waren jedenfalls schon gerötet, die Augen glänzend, die Gürtel gelockert, und viele Gäste machten sich etwas Bewegung oder schnappten im Garten nach Luft.
Gerade wurde das Dessert aufgetragen, und zwar an künstlichen Bäumchen aus goldgänzendem Metalldraht, von deren Ästen man Feigenkuchen und süße Früchte pflücken konnte, luftige Honigkuchen, und, besonders lecker: mit Pistaziencreme gefülltes Gebäck in Phallusform. Dazu natürlich die beliebten Siebenschläfer am Spieß in süßer Mohnkruste gebacken. Mhm...
Gerade eben noch hatte ich meiner Umgebung mitgeteilt, dass ich so satt war dass ich keinen Bissen mehr runterbekam, aber jetzt bemerkte ich tiefsinnig:
"Für Siebenschläfer habe ich wohl eine Extramagen..." und griff zu.
Auf der freien Fläche zwischen den Klinen drehten sich zimbelklingend zwei Schleiertänzerinnen, so rank wie Schilfrohr, drüben im Triclinum ging ein Possenreißer umher und trieb Schabernack mit den Gästen, und von irgendwoher war auch bereits das Geräusch rollender Würfel zu vernehmen...
Hallo Mitspieler,
- Hier geht es mal nicht um die besinnliche, weihnachtsartige Seite der Saturnalien, sondern mehr um den karnevalesken, anarchischen und zügellosen Ausnahmezustand dieses Festes.
- Um die Schreiblust nicht in den Anfangszügen des Abends zu erschöpfen, sondern schwungvoll bis zum interessanten Teil zu bewahren, überspringen wir nicht nur die Porta, sondern steigen in dieser Szene mit einem harten Schnitt mitten ins Geschehen hinein ein. D.h. alle Beteiligten sind schon eine Weile da, haben sich gegenseitig begrüßt und sich schon etwas unterhalten, es wurde ein Menü mit sieben Gängen verspeist und gut gebechert, und die Stimmung ist im allgemeinen schon recht heiter...
- Alle sind herzlich eingeladen den Thread mit zu gestalten, und Elemente des Festes sowie NSCs und Ereignisse mit einzubringen.
Viel Spaß!