Varia, die Rädelsführerin des Sklavenaufstandes


  • Wieder konnte man das Klirren der Ketten vernehmen, als die Frau ihre Position etwas veränderte.
    Sie lehnte ihre Kopf an die kühlende Wand und schloss die Augen. Auf die neuerliche Frage antwortete sie nur knurrend. „Ja es gab Zeugen.“ Mehr wollte sie einfach nicht mehr sagen. Sie schloss ihre Augen und blendete die Männer, die sich um das Gatter scharrten vollkommen aus. Nein sie würde keine weitere Fragen beantworten und die Männer ab nun ignorieren, so wie sie es mit den Soldaten tat, die täglich ihre Zelle betraten.

  • Eigentlich hatte sich Verus weitgehend zurückgehalten, um seine Interessen nicht zu gefährden. Jeder Prätorianer diente Interessen des Staates. Insofern konnte Verus recht zufrieden sein, dass diese Befragung weitreichend die These der Prätorianer deckte und gewisse Fragen nicht aufgekommen waren, die der Trecenarius befürchtet hatte. Mit dem Knüppel lauernd in seiner Hand, antwortete Verus knapp: "Sicherlich. Wir haben da noch ein paar Christen."

  • Varia war scheinbar ziemlich von sich überzeugt gewesen - oder hatte sich die richtigen Opfer ausgesucht. Was das bedeutete, musste er noch einmal genauer analysieren...


    Dazu kam er aber nicht, denn der Consul erkundigte sich direkt nach weiteren Zeugen und der Tiberier antwortete erwartungsgemäß - das wollte Lucius so nicht durchgehen lassen:
    "Gibt es auch ganz normale Aufständische?"
    Wenn sie wieder Christen befragten, würde bei der Kommission zwangsläufig der Eindruck entstehen, dass es hier um einen Christen-Aufstand ging. Dass das aber eine Inszenierung der Prätorianer war - warum auch immer sie darauf zuarbeiteten - davon war der Petronier überzeugt! Diese Art von Aufstand passte einfach logisch nicht zu dem, was er über die Christen wusste!

  • "Ich sehe auch nicht die Notwendigkeit, explizit Christen zu befragen", schloss sich der Consul dem Tribunus an. "Diese Betrachtung wäre mir zu einseitig." Andererseits schloss Menecrates nicht aus, dass sich in diesem Kerker aktuell jeder zum Christentum bekannt hatte, gleichgültig ob er es war oder nicht. Immerhin bestand die Chance, dies in einer Befragung herauszubekommen. Es käme auf den Versuch an.
    "Befinden sich hier rechts und links Aufständische oder sind die Beteiligten am Aufstand getrennt voneinander untergebracht?"


    Er richtete den Blick auf den benachbarten Kerker, ohne viele erkennen zu können. Wahrscheinlich ließ sein Augenlicht inzwischen etwas nach, obwohl er bei Tage dergleichen noch nicht feststellen musste.

  • Dem Quaestor fröstelte ein wenig bei dem Gedanken, dass zahlreiche Menschen Zeugen der gräuelichen Taten jener Amazone geworden waren, indessen nichts dagegen unternommen hatten, obschon ihm die Prozedur, einer Person seinen eigenen Siegelring zur Speise zu geben, durchaus brutal erschien. Intuitiv griff er selbst nach dem Karneol an seiner Rechten, dessen kühle, harte Oberfläche mit dem fein eingeschliffenen Caduceus in seiner Imagination hinreichend wäre gewesen, um ihm den Hals zu verschließen und einen qualvollen Erstickungstod zu bereiten. Dass niemand sich bemüßigt sah, derartigen Taten Einhalt zu gebieten, bot tiefe Einblicke in die Rohheit und Bestialität der Plebs, welche in der Subura ihr Dasein fristete, und er fragte sich, wie er es gewagt haben mochte, das Etablissement der Morrigan am Rande jenes tristen Viertels allein in Begleitung seines Leibsklaven aufzusuchen.


    "Wie organisiertest du den Aufstand? Wie wähltest du deine Unterführer und woher wussten sie, wann sie zuzuschlagen hätten?"
    , formulierte Manius Minor nach einigem Nachsinnen eine weitere Frage, doch Varia schien es vorzuziehen, weitere Fragen keines Blickes mehr zu würdigen, weshalb der Consul zur Befragung weiterer Gefangener voranschritt. In Ermangelung einer Präferenz für die weiteren Inquisiten enthielt er sich hierbei jedoch eines Kommentars und wartete schlicht, wie der Trecenarius auf die kritischen Rückfragen des Tribuns und des Consuls würde reagieren.

  • Jetzt wurde die Sache unangenehm. Verus mochte es nicht, dass den Prätorianern Forderungen entgegen gebracht wurden. Niemand forderte etwas von den Prätorianern ein. Sie gaben nur freiwillig etwas auf aber waren niemals bereit ihre Machtbefugnisse zu Gunsten anderer zu beschränken. Immerhin lebten sie sehr gut davon. Dieser Petronius wurde inzwischen zu einer Last für den Trecenarius, so dass dieser bereits im Kopf Problemlösungen durchdachte aber verwarf diese vorerst, um in dieser Sache voranzukommen. "Normal ist hier niemand," antwortete Verus zynisch und schloss sich damit nicht einmal selbst aus. Der Prätorianer blickte wieder zum Konsul. "Die Aufständischen sind selbstverständlich getrennt worden. Ein Großteil ist bereits auf dem Weg in die Arena," offenbarte Verus recht deutlich, dass man die vermeintlich Unwichtigen bereits entsorgt hatte. "Ich denke, dass sich im Kerker der Urbaner noch Restbestände nicht bearbeiteter Randfiguren befinden," schob er die Aufgabe dem Petronius zu, wobei er erneut keinerlei Menschlichkeit durchblicken ließ. Verus war eine Militärmaschine, die schlicht anhand eigener Protokolle agierte.

  • Über die Bemerkung 'normal ist hier niemand' hätte Menecrates im Normalfall lachen können, allerdings an diesem Ort und in Anwesenheit von Gefangenen kam keinerlei Belustigung auf. Besonders ergiebig fand er die Befragung der Varia auch nicht mehr, denn wie es schien, ebbte die Kooperationsbereitschaft ab. Einige Details konnten sie erfragen, anderes blieb unbeantwortet. Mittlerweile empfand er ihren Aufenthalt in dem stinkenden Etablissement noch unangenehmer als zu Beginn.


    "Also ich habe keine Fragen mehr." Sollte noch jemand anderer Fragen haben, dann hoffte er, derjenige würde sich kurz fassen. Der Consul wollte gerne raus und frische Luft schnappen. Das gab er allerdings nicht zu erkennen, sondern harrte weiterhin geduldig aus, bis sich die Mehrheit der Kommissionsmitglieder ebenfalls für einen Abbruch aussprachen.

  • Verus öffnete mit einer wortlosen Bewegung das Gatter, um die Lebenskräfte der Gefangenen zu kontrollieren. Er näherte sich nicht auf eine gefährliche Distanz, sondern stieß die Gefangene nur mit seinem Knüppel, bevor er mit jenem Holzobjekt ihr Kinn anhob. Eine leichte Atmung fiel in sein Gesicht, als diese bewusstlos schien. Verus nickte verstehend, trat mit einem militärischen Ausfallschritt zurück, während er seinen Knüppel wieder am cingulum verstaute. Dann rammte er das Gatter zurück, um es ins Schloss fallen zu lassen. "Sie wird auch keine Fragen mehr beantworten können. Sie ist bewusstlos oder zumindest nicht mehr in der Lage," kommentierte der Prätorianer, der eine gewisse Erfahrung mit der Gefangenen hatte. Zumal wollte er diese Befragung nun beenden, da sie für die Prätorianer äußerst positiv verlaufen war. Das Bild der Prätorianer lebte und die Kommission würde weitreichend dem Willen der beiden Präfekten folgen müssen. Der Auftrag des Trecenarius war erfüllt.


    Sim-Off:

    Mit der ID Varia (in elysio) abgesprochen.

  • Das Ende der Befragung trat schneller ein als gedacht. Andererseits schien sich der Informationsgehalt mittlerweile auch erschöpft zu haben, weswegen eine Verlängerung wenig Sinn machte.


    "Meine Herren, wir haben heute erneut die schon öfters erwähnte These gehört, dass Hunger, Gewalt und Elend ursächlich verantwortlich für die Beteiligung vieler Bewohner der Subura an den Unruhen sind. Außerdem hat uns die Gefangene wichtige Hinweise auf das ersten Glimmen der Unruhen gegeben und warum sie gemordet hat. Offensichtlich hat es vielen, die sich vom Staat vernachlässigt oder gar vergessen fühlen, imponiert, dass jemand Selbstjustiz verübt.
    Da wir hier ohnehin nichts mehr ausrichten können, schlage ich vor, wir verlassen den Ort. Ich für meinen Teil benötige keine Befragung von ausgesuchten Christen."


    Der Consul wartete noch, ob jemand eine andere Meinung äußerte, dann bat er durch eine Geste darum, die Kommission zurück ans Licht zu führen.

  • Macer nickte zustimmend, sowohl zur Zusammenfassung des Consuls als auch zu dem Ansinnen, den Ort zu verlassen. Die Befragung war für ihn tatsächlich etwas aufschlussreicher gewesen, als erwartet, aber andererseits auch wieder nicht so überraschend, dass er sich zu spontanen Frage hatte genötigt gefühlt. Von der Befragung weiterer Gefangener versprach er sich ebenfalls nichts. Die Tagung der Kommission nun wieder am gewohnten Ort fortzuführen, erschien ihm daher angemessen.

  • Ein bisschen fragte Lucius sich, was die Prätorianer mit der Gefangenen angestellt hatten - sie machte einen wirklich schwachen Eindruck. Trotz ihrer Eingebildetheit gegenüber der Kommission war sie körperlich doch quasi das Gegenteil von dem, was er auf dem "Schlachtfeld" in der Subura gesehen hatte - sie klappte ja nach nur ein paar Fragen direkt zusammen. Wahrscheinlich hatten die Prätorianer sie bearbeitet, damit sie nicht zu lange befragt werden konnte...


    Wenn das der Fall war, konnte man aber auch tatsächlich nicht davon ausgehen, dass andere Gefangene bessere Informationen lieferten. Der Tribun nickte also, als der Consul die Lage zusammenfasste.
    "Ausgesuchte Christen brauchen wir wirklich nicht."
    wiederholte er den letzten Satz und sah im Halbdunkel des Verließes hinüber zu dem Tiberier - offensichtlich hatte Verus es ein bisschen übertrieben mit seinen Manipulationsversuchen, sodass selbst der Claudier ihm nicht mehr traute. Eine ausgezeichnete Entwicklung!

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

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