ZitatAlles anzeigenOriginal von Manius Flavius Gracchus
Als könnte der Vater die Gedanken seines Sohnes lesen trat er just in jenem Moment in dessen Blickfeld als Minor sich suchend umblickte, um sodann mit einem weiteren Schritt in die illustre kultische Runde aufzuschließen.
"Salve, Augustus!"
grüßte er diesen zuvörderst.
"Deine Anwesenheit ist eine große Ehre für unsere Familien!"
Zweifelsohne war dies eine Beteuerung, welche der Kaiser zu jeder Gelegenheit musste quittieren, doch selbstredend konnte auch Gracchus sich dem nicht entziehen. Als dieser Pflicht genüge getan war, begrüßte er auch den Flamen Dialis, dessen Anwesenheit ebenso eine Ehre war, gleichsam indes eine zwingende Notwendigkeit für den weiteren Ritus der Eheschließung, so dass die Freiwilligkeit dieser Anwesenheit nicht als sicher gegeben war. Das Gespräch wechselte zu den kaiserlichen Söhnen, und da Gracchus nicht gut informiert war über die Causa in Armenia, folgte er schlichtweg dem Thema der kaiserlichen Familie.
"Und wie geht es deiner Gemahlin?"
wandte er sich an Aquilius.
"Wurde sie ge..bührend in Germania empfangen?"
Dass Aquilius die Augusta in die ferne Provinz im Norden hatte entsandt, mochte Gracchus dem Kaiser beinahe ein wenig übel nehmen. Er verehrte die Augusta, welche ihm zwar durchaus eine starke, doch gleichsam so hehre und grazile Frau erschien, deren erhabenes Wesen im düsteren Germania, in welchem die Tagen von Wolken verdunkelt wurden, stets ein kalter Wind wehte und Bären und Wölfe direkt vor den Städten wilderten, würde verkümmern oder gar zerbrechen können. Doch selbstredend sprach Gracchus solcherlei Gedanken nicht aus.
"Ich dachte an Iulianus. Aber der Fortgang der Verhandlungen in Armenia interessiert meinen Mann sicherlich auch."
, erwiderte Philonica und blickte zu Manius Minor, der in der Tat bisherig kaum einen Gedanken an jene außenpolitische Affäre hatte verschwendet, da doch die Abreise des Caesar in eine Zeit war gefallen, als er selbst gänzlich von den Präparationen zu seinem Militärtribunate war okkupiert gewesen, welches eben am anderen Ende des Imperiums hatte sich vollzogen. Ein wenig fragend blickte er somit zu Cornelia, ehe er erkannte, dass eine derart äußerlich präsentierte Negligenz zweifelsohne wie ein Ausweis von Unpolitizität hätte gewirkt. Er mühte sich also rasch, seine ratlose Miene zu verbergen und erklärte schließlich, da andernfalls ihm als Sekretär des Consul zweifelsohne etwas bekannt geworden wäre:
"Nun, man hörte lange nichts von ihm in Rom, wie mir scheint."
Ein wenig genant blickte der Bräutigam hinab zu den beiden dunklen Schemen, welche die Spitzen seiner Calcei mochten sein, ehe fortunablerweise sein Vater zu Hilfe eilte und das Sujet wechselte, ehe er weitere Unkenntnis mochte offenbaren.
"Aber diesbezüglich wird zweifelsohne später beim Mahl oder der Commissatio Zeit zu disputieren sein."
, prokrastinierte er das Thema deshalb rasch und sah kurz nach dem nächsten Gast um, welcher artig hinter dem Princeps in der Schlange wartete.
"Wenn du erlaubst, werde ich dich bis dahin der Gesellschaft meines Vaters überlassen."