Pompa vor dem Opfer an den Equirria

  • Am heutigen Tag der Equirria stellten sich die Teilnehmer der Pompa zur Mittagszeit bim Circus Maximus bereit. Ich war richtig nervös, war dies doch mein erster Auftritt in der Öffentlichkeit als Senator und damit auch der erste Eindruck, den viele Bürger von mir erhalten würden. Wie alle wussten, erhielt man nie eine zweite Chance für einen ersten Eindruck. Umso pingeliger und genauer nahm ich es mit der ganzen Vorbereitung und Aufstellung der Teilnehmer.


    Zuvorderst würden Musiker die Aufmerksamkeit des Volker erregen und falls nötig dafür sorgen, dass jegliche anderen Gesellschaften und Züge wussten, hier kommt ein grosser Opferumzug, eine Pompa eben, die hat jetzt Vortritt. So waren die Chancen noch etwas grösser als eh schon, da ja ganz Rom wusste, dass heute die Equirria gefeiert wurden.


    Die beiden Tibicines und dazu noch 2 Trommler waren bereit. Ich hatte mich im Vorfeld bereits über ihr Können vergewissert und bei diversen "Freunden" Informationen zur Qualität ihres Spiels eingeholt. Natürlich nicht nur über sie, sondern auch über die anderen 4 Musiker, welche weiter hinten im Umzug noch folgen würden.


    217-c16801fe.jpgDann sollte ich kommen, als Opferherr würde ich die eigentliche Pompa anführen. Ich prüfte noch einmal, ob ich auch alles bei mir trug, was nötig war. Die feine aus Elfenbein geschnitzte Tafel, auf welcher im Innern Papyri mit den nötigen Texten und Hilfsmitteln festgemacht werden konnten, damit auch ja alles gemäss den nötigen Riten ablief, das weisse Stirnband als Zeichen des opfernden Magistraten, welches mir dann beim Tempel umgebunden werden würde, und den Wedel aus Pferdehaar, mit welchem ich den Altar dann rituell reinigen würde.


    Hinter mir kamen Annaea Crispina mit offenem, wallendem Haar und Galeo Seius Ravilla. Beide trugen tönerne Abbilder von Waffen. Crispina dasjenige eines Gladius, Ravilla das eines Scutum, welche als Voropfer gedacht waren.


    Als nächstes kam Annaeus Vindex, frisch gebackener Aedituus des Aesculapiustempels, mit dem Stier, welchen ich einige Tage zuvor auf dem Forum Boarium ausgesucht hatte. Es war ein wunderschönes Exemplar. Pechschwarz und mit einem roten Leuchten in den Augen, das dem Mars sicherlich gefallen würde. Zwar hatte es auf dem Markt ein noch wesentlich grösseres Viech gehabt, welches noch viel imposanter gewesen wäre, aber irgendetwas hatte mir daran nicht gefallen. Im Gegensatz zu diesem Stier, den ich dann auch gekauft hatte, war er zu ruhig, fast schon friedlich gewesen. Heute bei der Salutatio hatte ich dann erfahren, dass dieses Riesenviech gestern einfach verstorben war. Seine Innereien seien komplett mit komischen Flecken übersät gewesen. Ich hatte also richtig gewählt, den ersten Test schon Tage zuvor bestanden und mich nicht vom äusseren Schein trügen lassen, als ich das Opfertier für heute gekauft hatte.

    Der Stier war von einer breiten roten Decke bedeckt und mit weissen und roten Binden und Bändern am Kopf geschmückt, welche auf beiden Seiten herunterhingen und im leichten Wind flatterten. Seine Hörner waren heute früh noch mit goldener Farbe angemalt worden, damit das Tier auch wirklich eines Opfers würdig war. Er war natürlich schon etwas sediert worden, damit er bei dem Lärm und Trubel nicht gleich verrückt werden würde, und liess sich am Seil durch den Nasenring fast schon einfach führen. Ein Blutbad in den Strassen, durch einen wild gewordenen Stier, hätte zwar womöglich Mars gefallen, doch es wäre nicht wirklich ein gutes Zeichen für die Zukunft der Gens Annaea und des Imperiums gewesen.


    Hinter dem Stier kamen dann der Haruspex und weitere Opferdiener, unter welchen sich auch Iulia Stella befand, ebenfalls mit offenem Haar. Sie trugen die weiteren Gaben des Opfers und die dafür nötigen Gegenstände. Stella trug Wasser für die rituelle Waschung, sowie ein weisses Tuch, mit welchem wir nach der Waschung die Hände trocknen konnten. Ein Helfer trug das Opfermesser, den Hammer, mit welchem der Stier betäubt und getötet werden sollte, und die bronzene Schale, in welcher das Blut aufgefangen wurde, ein anderer hatte den Weihrauch dabei und dann noch 2 für den Wein und die Mola Salsa.


    Als letzter in der Reihe ging der Victimarius, dessen Aufgabe es war, das Opfertier zu öffnen, die Innereien für den Haruspex zu entfernen und das Tier danach zu zerlegen, damit sein Fleisch an das Volk von Rom verkauft, respektive abgegeben werden konnte.


    Zum Schluss der Prozession folgten nochmals 2 Flötenspieler und 2 Trommler, welche den Abschluss der Pompa anzeigten. Dahinter konnte sich dann das Volk einreihen. Viele meiner Klienten waren natürlich bereits da, um dem Umzug von den ersten Schritten an das nötige Gewicht zu geben. Immerhin war dies praktisch ein Staatsopfer und nicht einfach eine familiäre Feier am Hausaltar.


    Alle Teilnehmer am Opfer, angefangen mit den Musikern und mir ganz vorne und aufgehört mit dem Victimarius und den 4 weiteren Musikern am Ende, waren in rote Tuniken gekleidet. Die Herren trugen darüber die Toga mit den Clavi ihres Ordo oder persönlichen Ranges, die Damen trugen einen leichten Mantel, damit sie während des Opfers ihren Kopf bedecken konnten. Alle Teilnehmer waren barfuss unterwegs, was kein grösseres Problem darstellte, da es am Morgen noch leicht geregnet hatte und die Strassen sauber waren. Nun jedoch hatte es aufgehört, die Strassen waren nicht rutschig vom Regen und die Temperatur war angenehm. Wir hatten uns entschlossen, ohne verhüllte Häupter den Umzug zu begehen, damit das Volk auch sehen konnte, wer hier das Opfer ausrichtete.


    Ein letztes Mal vergewisserte ich mich, dass alle anwesend waren, alles Material vorhanden war und die gesamte Pompa bereit für den Abmarsch war.


    Vom Circus Maximus sollte es über das Marsfeld zum Forum Romanum und dann zum Tempel des Mars Ultor gehen.

  • Crispina war bereits vor Sonnenaufgang wach gewesen, da sie vor Aufregung ohnehin nur schlecht schlief und noch so viel zu tun gewesen war. Sobald die Sonne aufgegangen war, hatte sie sich an der Schmückung beteiligt und die selbst gefertigten Bänder und Tuniken verteilt.


    Nachdem der Zug ordentlich vorbereitet war und alles geschmückt und zusammen getragen war für die Opfergaben, setzte sich die Gruppe in Bewegung. Sie ging ganz weit vorne mit, direkt hinter den Musikanten und Florus und das Herz klopfte ihr wie wild in der Brust. Sie betete leise, dass sie nicht stolpern oder sich anderweitig blamieren würde.

  • Anders als Crispina hatte ich gut und ausreichend geschlafen und freute mich auf pompa und Opfer. Doch irgendwann im Verlauf des frühen Tages hatte auch mich die Nervosität gepackt. Wenigstens zweimal kontrollierte ich mit der Sklavin Nysa gemeinsam den Sitz meiner Kleidung. Sie befand es für tadellos. Jedes Mal.


    Nun stehe ich in der pompa, neben mir der geschmückte Stier, den Florus ausgewählt und den Crispina dekoriert hatte. Er war scheinbar schon zuvor mit beruhigenden Substanzen gefüttert worden und blickt ein wenig geistesabwesend vor sich hin. Sein Atem geht ruhig und gleichmäßig und sorgt auch bei mir wieder für weniger Anspannung. Ich bin bereit.

    itcrom-aedituus.png annaea2.png

    KLIENT - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    TIRO FORI - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    SODALIS - FACTIO ALBATA



  • 369-c2551f45.jpgIch hatte die Nacht vor dem Opfer komisch verbracht. Zuerst konnte ich kaum einschlafen, wälzte mich von einer Seite auf die andere, so viele Gedanken zischten in meinem Gehirn herum. Doch plötzlich war ich dann weg gewesen und erst als ich am Morgen von den Sklaven der Domus Iulia geweckt worden war, hatte ich wieder etwas gemerkt. Geträumt hatte ich nicht, also musste ich richtig tief geschlafen haben.


    Nun stand ich also da, zusammen mit meiner zukünftigen Familie, als Opferhelferin. Wieder einmal, könnte ich sagen, denn mein erstes "Treffen" mit Florus war auch ein Opfer gewesen. Damals, vor Jahren, am Tempel der Venus, als der noch junge Annaeus sich auf den ersten Blick in mich verliebt hatte. Nun stand ich zwar noch nicht an seiner Seite, doch ich nahm teil an seinem Opfer, nicht an dem meines Cousins, sondern an jenem meines zukünftigen Ehemannes.


    Er hatte mir zudem eine ehrenvolle Aufgabe zugeteilt, die rituelle Waschung der Hände aller Opferdiener zu begleiten. Dafür trug ich an der Pompa eine wunderschöne Glasvase, gefüllt mir reinem Quellwasser. Nicht das Wasser, welches in unseren Häusern aus den Rohren kam, nein, Wasser, welches extra für diesen Zweck heute morgen früh an einer Quelle abgefüllt worden war.


    Zusätzlich zu dieser Vase trug ich ein Tuch aus weiss gebleichter Wolle, mit welchem sich die Opferhelfer und der Opferherr nach der Waschung die Hände trocknen würden.


    Sim-Off:

    Weiss jemand, wie man ein Bild verkleinert anfügen kann?

  • Als durchaus den Göttern geneigter Einwohner Roms war ich an hohen Feiertagen wie den Equirria oft auch unterwegs in den Strassen, um die Umzüge zu geniessen oder an einem Opfer teilzuhaben. Meist gab es am Ende der Opfer ja auch Körbe mit Fleisch, die entweder zu kaufen waren, oder einfach an das Volk verteilt wurden. Daher war ich auch heute dabei, als die Pompa sich am Circus Maximus formierte.


    Der Stier sah gross genug aus, dass es eine Menge kleiner Körbchen mit Fleisch geben würde, falls der Opferherr gut ausgewählt hatte und das Tier auch tatsächlich von Mars angenommen wurde.

  • Ich gehörte zu den Klienten des Senators und reihte mich mit den anderen hinter den Teilnehmern der Pompa ein. Es war ein würdevoller Anblick: Die Herren in Rot und Weiß, die Damen in ihren Mänteln. Es hatte aufgehört zu regnen, was mir ein gutes Zeichen erschien. Meine Gedanken galten heute der Gens Annaea, ihrer ehrwürdigen Vergangenheit und ihrer strahlenden Zukunft (Nun, ein wenig würde ich davon auch abgekommen). Ich betete darum, dass kein Fehler, kein noch so geringer, geschehen würde und dass die Innereien des Opfertieres glatt und rein sein mochten.





    Sim-Off:

    bitte schön, verehrte Iulia Stella Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    admimp-primiceriusabepistul.png furia3.gif

    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Mit den Equirria verband Menecrates Verschiedenes. Zuallererst erinnerten sie ihn an sein Cosulat und das, obwohl es das Fest samt Waagenrennen jedes Jahr gab. Jene Rennen wurden damals in weiten Teilen von seinem Quaestor Consularis organisiert. Sie stellten die zweiten Spiele während seiner Amtszeit als Consul dar und da Menecrates zuweilen nicht mehr wusste, wo ihm der Kopf stand, zeigte er sich sehr erfreut über die Hilfe seines Quaestors. Dieses und die vielen anderen Hilfeleistungen brachten ihn schließlich auch zu der Überzeugung, dass Flavius Gracchus Minor jede Form von Förderung verdiente. Ein wahrlich guter Mann.

    Heute oblag ihm keine Organisation, heute schloss er sich der Zeremonie als Zuschauer an. Er wurde zu Hause bestens eingekleidet, um ein korrektes Bild abzugeben. Dieses Bild frönte nicht seiner Eitelkeit, denn die besaß Menecrates nicht, sondern es demonstrierte seine Wertschätzung gegenüber dem Organisator und den Göttern.

    Der Claudier freute sich auf den Fußmarsch - trotz Toga, denn er liebte es, sich zu bewegen. Er empfand eine Toga außerdem viel lästiger beim Liegen in einer Sänfte.

    Die Luft erschien ihm gereinigt und er sog sie tief ein. Das Spiel der Musiker trug alle komplizierten Gedanken fort und er gab sich der Atmosphäre hin.

  • Kurz bevor ich den Musikern das Signal zum Start geben wollte, nahm ich eine aussergewöhnliche Bewegung am hinteren Ende der Pompa wahr. Sofort ging mein Blick dorthin und ich sah, wie sich die Menge an Gefolge teilte und eine Gestalt in die erste Reihe trat, deren Kommen mich sehr freute, ich aber niemals erwartet hatte. Sofort ging ich so schnell es ging nach hinten und begrüsste den Senator persönlich.


    Senator Claudius Menecrates, dein Kommen ist eine grosse Ehre für mich und meine Familie. Sei herzlich willkommen!


    Sim-Off:

    Falls vor dem Abmarsch eine Antwort kommt, super, falls nicht, so kann man das auch noch später durch Zitate ausspielen.

  • Menecartes war im Grunde seines Herzens ein bescheidener Mensch, dem es ganz gut gefiel, wenig Aufhebens von seiner Person zu machen. Häufig genug hielt er sich bei Festen im Hintergrund und redete nur dann, wenn er Wichtiges zu sagen hatte. Anerkennung von Leistungen verachtete er indes nicht und er freute sich auch über Wertschätzung. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er die ehrliche Freude des Organisators Annaeus erkannte.


    "Senator Annaeus, ich bedanke mich." Menecrates fragte sich kurz, wie neu oder doch schon gewohnt die Anrede für den Jungsenator war. Seine eigene Ernennung lag lange zurück, er konnte sich kaum noch daran erinnern. An was er sich noch gut erinnerte, war der Vater des jungen Mannes. Er gehörte in etwa zu seiner Generation. "Ich denke, dein Vater wäre stolz. Ich wünsche gutes Gelingen!"

  • Stolz spürte ich, als einer der einflussreichsten Senatoren Roms mich mit meinem Titel anredete. Stolz und auch Erlösung. Erlösung vom Druck, meinem Vater nacheifern zu wollen. In diesem Moment realisierte ich vermutlich richtig, dass ich es geschafft hatte. Als der Senator dann auch noch aussprach, dass mein Vater sicher stolz wäre, war ich mir ganz sicher. Hier hatte ich, ohne es direkt anzustreben, einen Mann gefunden, mit dem ich sicherlich auch im Senat zusammen viel erreichen konnte.


    Ich danke dir für diese Worte. Sie bedeuten mir viel. Ich würde mich sehr freuen, wenn du nach dem Opfer mein Gast sein würdest.


    Nach dem Opfer sollte ja das Fleisch des Stieres verkauft oder verschenkt werden und die Teilnehmer am Opfer würden ihren Teil vor Ort zusammen verzehren. Einen Gast dieses Status dazu zu laden würde niemanden stören.

  • Der Festzug war mittlerweile komplett und alle Mitglieder des Zuges waren an ihrem Platz, als sich Florus plötzlich umdrehte und zum Ende des Zuges ging um jemanden zu begrüßen. Dabei fielen ihr auch Aulus Furius Saturninus auf sowie ein älterer Mann, dessen Kleidung ihn als Senator auswies. Beide hatten sich anscheinend dem Zug angeschlossen, denn es würde bald los gehen. Ihr Vetter musste ein wichtiger Mann sein, wenn selbst andere Senatoren kamen. Sie konnte nicht verstehen, was die beiden Männer besprachen, aber Florus sah sehr ergriffen und stolz aus.


    Sie musste sich dazu zwingen nicht wie ein Bäuerin zu gaffen, war ein Umzug durch so eine große Stadt ja neu für sie. Sie drehte sich erneut um und blickte nach vorne zu den Musikanten und straffte ihre Gestalt. Sie hoffte, dass man ihr die Nervosität nicht zu sehr ansehen würde. Ein Stück hinter ihr war Vindex mit dem Opfertier, das ein paar Mal schnaubte, aber sonst recht zahm wirkte. Auf jeden Fall sah der Stier prächtig geschmückt aus und auch sie war stolz auf ihren Beitrag zu diesem Opfer. Sie lächelte dem Mann neben ihr freundlich zu und hoffte, dass der Stier so zahm bleiben würde und alles gut gehen würde. Ob die Menge der Schaulustigen wohl sehr groß sein würde?

  • Zitat

    Ich danke dir für diese Worte. Sie bedeuten mir viel. Ich würde mich sehr freuen, wenn du nach dem Opfer mein Gast sein würdest.


    antwortete mit einem Nicken, bevor er es für wichtig hielt, noch etwas zu äußern. "Ich erachte es als ausgesprochen wichtig, die Götter zu huldigen. Sie spielen eine Schlüsselrolle und sind wir nachlässig, trifft ihr Zorn das Reich." Das stellte eine Zusage dar und gleichzeitig verdeutlichte Menecrates seine Position im Hinblick auf den Glauben.

    Wahrscheinlich würden sie sich über dieses Thema interessant austauschen können, nur wollte Menecrates die Veranstaltung nicht aufhalten. Für einen Austausch blieb immer noch Zeit und Gelegenheit.

  • Ich verstand genau, was der Senator meinte.


    Dann also bis später, Senator.


    Ich nickte ihm nochmals dankend zu und ging dann wieder zurück entlang des Zuges. Ein letzter Blick zu allen Teilnehmern und als ich vorne ankam gab ich das Zeichen an die Musiker.

    Sofort legten diese los. Laut, aber nicht so laut, dass man sich die Ohren hätte zuhalten müssen. Melodisch, verspielt, aber nicht so, dass man dazu gleich hätte tanzen wollen. Erhaben, wenn man so wollte, setzte sich der Zug in Bewegung.


    ...


    Als wir auf das Marsfeld kamen, bot sich mir ein unglaublicher Anblick. Niemand wusste so recht, warum für die Einheiten der Vigiles, Cohors Urbana und der Prätorianer das Marsfeld so speziell war, aber in der Geschichte Roms war es immer so gewesen, dass die Männer dieser Einheiten, welche gerade einen freien Tag hatten, eine Pompa oder einen Triumphzug hier empfingen oder erwarteten. Viele Reihen tief standen hier die Zuschauer, zum Teil deutlich erkennbar an ihren Tuniken als Mitglieder der städtischen Einheiten und gross war der Lärm, der von ihnen ausging, als sie den tönernen Gladius und das Scutum, sowie den herrlichen Stier sahen, der ihrem Mars geopfert werden sollte.


    ...


    Als wir kurze Zeit danach auf das Forum Romanum einbogen und ich auf der Treppe vor der Curia Iulia eine grosse Anzahl Senatoren sah, welche hier auf die Pompa warteten, stieg der Stolz erneut in mir hoch. Ich bemühte mich, noch ein wenig gerader, erhabener, senatorischer zu gehen und winkte der Menge an Bürgern, mit huldvollen Bewegungen zu.

  • Die Musik setzt ein als wir losgehen, der Stier wirkt zunächst etwas überfordert mit dieser neuen Situation, fügt sich aber schnell ein und setzt sich ebenfalls in Bewegung. Noch immer strahlt das Tier eine fast schon unnormale Ruhe aus, während ich es an dem Ring in seiner Nase langsam vorwärts führe.


    Auf dem Marsfeld wird der Stier für einen Moment unruhig, als plötzlich neuer Lärm aufkommt, doch sanftes Streichen über seine Stirn beruhigt ihn wieder. Glücklicherweise hatte ich noch mit zwei Händlern auf dem Forum Boarium gesprochen und sie nach Lösungen gefragt, falls das Tier sich plötzlich anders verhielt.


    Der Rest des Weges verläuft dann auch reibungslos.

    itcrom-aedituus.png annaea2.png

    KLIENT - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    TIRO FORI - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    SODALIS - FACTIO ALBATA



  • Ravilla hatte die Ehre, das tönerne Scutum zu transportieren, welches ein Teil des Vorpopfers bilden würden. Sol invictus hüllte sein Haupt in schwere Wolken, was für den sonnenkranken Ravilla eine angenehme Prozession verheißen würde. Er nahm dies als gutes Zeichen. Ein scharfer Wind fuhr ihm durch die weiße Toga, die er über der blutroten Tunika trug, doch vermochte er nicht, die Empfindung der Kälte auszulösen. Da waren problematischer Ravillas gepflegte Füße, frei von Hornhaut und nackend, wie sie über das Pflaster patschten und jedes Steinchen zu schmerzhafter Buße zwang, bis die Kälte seine Füße taub werden ließ. Das hinderte ihn nicht daran, im gewohnten Überschwang die Menschen zu grüßen, die mit ihm gemeinsam dieses Opfer vollziehen würden.


    "Senator Annaeus, es ist mir eine Ehre! Und diesmal darf ich dich zurecht mit jenem Titel begrüßen! Meine Gratulation!"

    "Selenus, nicht so grimmig, es ist ein wundervoller Tag, das schlechte Wetter ist ganz vorzüglich!"

    "Annaeus Vindex, der Mann, dessen Zunge schärfer ist als sein Schwert! Wie schön, dass wir uns heute wiedersehen."

    "Annaea Crispina, meine aufrichtigste Verzückung! Galeo Seius Ravilla ist mein Name."

    "Und Saturninus, zu lange ist es her! Du siehst blendend aus! Heute keine Schweinsblase anbei?" Ein freundliches Zwinkern verriet den Scherz.


    Der ältere Herr am Ende des Zuges war indes leider zu weit entfernt, als dass Ravilla ihn erkennen und begrüßen konnte.


    Als die Prozession schließlich das Marsfeld erreichte, schaute Ravilla im Winkel der Cohortes Urbanae, ob er seinen Neffen entdeckte und dessen freundlichen Mitbewohner.

  • Crispina versuchte während des Umzugs so elegant wie möglich auszusehen, aber nach einer Weile wurden ihr die Arme ein wenig schwer und ihre zarten Füße litten ein wenig unter dem Boden. Zumindest hatte es in der Tat geregnet und der Weg war zumindest recht sauber. Als sie am Marsfeld ankamen, wurden ihre Augen jedoch groß. Sie hatte noch nie eine solche Ansammlung von Soldaten in ihrem Leben gesehen. In Misenum gab es zwar die große Flotte, aber ihr Vater hatte immer nur ihren Bruder mitgenommen, um die Schiffe zu sehen. Sie selbst hatte die Flotte nie gesehen.


    Die junge Frau wollte die durchtrainierten Soldaten nicht zu lange anschauen, da ihr da ganz warm dabei wurde. Heute war ein Festtag und sie senkte den Blick auf den tönernen Gladius in ihren Händen. Der Mann neben ihr hatte sich während der Vorbereitung als Galeo Seius Ravilla vorgestellt und schien eine sehr agile Zunge zu haben. Ob er wohl beruflich viel mit Reden zu tun hatte? Er schien zumindest freundlich zu sein und sie schenkte ihm ab und zu ein freundliches Lächeln. Das Forum Romanum war ebenfalls riesig und sehr beeindruckend und auch wenn die würdevollen Senatoren spektakulär waren, so war das Marsfeld für sie persönlich noch beeindruckender gewesen.

  • Die Menge der Urbaner stand ordentlich und aufrecht auf dem Marsfeld, aber niemand hatte ihnen verboten, zu reden oder sich zu bewegen. Vor Lurco stand Asper und tanzte ein wenig an der Stelle zur Musik. Scato trat ihm ein wenig in den Hintern.


    "Hör auf, du verschandelst die ganze Aussicht."


    Asper blickte kurz über die Schulter nach hinten und grinste. "Du bist nur neidisch auf meine Eleganz."


    "Das war schwach, lass dir einen besseren Spruch einfallen."


    Scato grinste zurück und stellte er sich auf die Zehenspitzen, um sich lang zu machen, während Asper weiter vor sich hintanzte. Als Soldat liebte Scato Paraden und Prozessionen (wobei es auch Exemplare geben sollte, welche diese hassten).


    "Irgendwo muss Onkel Ravilla sein", meinte er zu Lurco. "Sein neuer Senatorenfreund, bei dem er zu Neujahr zu Gast war, wollte ihn heute gern dabei haben. Keine Ahnung, wie Ravilla es angestellt hat, den Annaeus von sich zu überzeugen. Besonders, weil er besoffen war, als er zu Hause ankam. Sogar den Petronius hat er mitten in der Nacht vollgelallt."


    Was etwas peinlich war, da Petronius Crispus ihr Vorgesetzter war.


    "Aber vielleicht war der Annaeus genau so hackedicht? Haben zusammen schweinische Lieder gegrölt, so was verbindet. Ahhh, dort! Ziemlich weit vorn, schau! Mensch, heute sieht der Ravilla ja regelrecht zivilisiert aus. Keine bunten Farben, keine Aegyptus-Augen. Vermutlich musste er Anaxis dazu in eine Truhe sperren. So ein Perser ist echt das unpassendste Stück Sklave, was man sich nur kaufen kann, wenn er einen ankleiden und schminken soll. Charislaus würde einen nie in solche Theaterkostüme stecken. Aber was ich jetzt sehe, macht Hoffnung. Vielleicht wird aus Ravilla doch noch ein anständiger Stadtrömer."


    Ramnus, der auf der anderen Seite neben Lurco stand, zeigte von oben mit zwei Zeigefingern auf Asper, ohne dass dieser etwas merkte, und machte unanständige Bewegungen mit seiner Zunge in der Wange, um ihn für die Damenwelt attraktiv zu machen. Scato fand diese Bemühungen gut und linste verstohlen zu Lurco.

  • Lurco stand neben Scato und betrachtete die Prozession, während Asper es sich nicht nehmen ließ zur Musik zu tanzen. Die Sanktion von Scato folgte prompt. Lurco schüttelte über die beiden leicht den Kopf. Wenn die zwei sich nicht kabbeln konnten, war etwas nicht in Ordnung. Die Musik verleitete dazu sich in ihrem Takt zu bewegen, Lurco genoss sie und betrachtete mit Stolz den Stier der auf das Feld geführt wurde. Ein vorzügliches Tier und ein wunderbares Opfer für ihren Gott Mars. Es gal allen Göttern zu huldigen, aber Mars überstrahlte sie alle. Schenkte er ihnen doch die Kraft und Macht Rom zu schützen, zu halten und zu vergrößern. Ihre Waffen waren Mars geweiht und Lurco hatte dem Gott noch wesentlich mehr versprochen, sogar freiwillig dargeboten. So mancher kriminelle Vogel war Opfer für Mars geworden, gefällt Dank des Segens des Gottes. Lurco war stets ergriffen, wenn Mars etwas geopfert wurde. Heute war ein besonderer Tag und das Marsfeld tat sein übriges dazu bei.


    "Ravilla? Nun halten wir nach ihm Ausschau. Vermutlich hat Ravilla vor Freude nach der Freundschaftsbekundung sich betrunken. Ich hoffe nicht, dass er vorher schon besoffen gewesen ist. Welches Bild er dann gemacht haben muss, möchte ich mir nicht vorstellen. Jedenfalls wüssten wir dann wie er den Senator überzeugt hat - durch Mitleid. Ach was, Scato ich kenne diesen Mann. Der Senator stand bereits vor unserer Castra und erbat Einlass. Er hatte eine Botschaft vom Kaiser höchstpersönlich. So ein Mann kann sich nicht gröhlend dem Lotterleben hingeben. Sein Verhalten würde auf den Kaiser zurückfallen, überlege mal welche Schande das wäre. Ravilla ist irgendwie schmerzfrei, verrückt oder beides", grinste Lurco und schaute genau dorthin, wo Scato seinen Onkel vermutete.


    Ravilla war kaum wieder zu erkennen, er wirkte tatsächlich wie ein richtiger Mensch, also wie ein Römer!


    "Erstaunlich was einen Kleidung und Schminke doch sonst entstellen kann. Ravilla sieht regelrecht... normal aus. Ja fast alltagstauglich. Würden wir ihn nicht derart gut kennen, hätte ich ihn fast ohne seine Kohleaugen kaum wiedererkannt. Sein Sklave ist eine Furunkel, er sollte ihn im Fluss ersäufen. Er schminkt den Mann schlimmer als jeden daher gelaufenen Lupa und steckt ihn in Kostüme, die man selbst im Theater nicht tragen würde. Alles unter der Deck-Toga der Perser und deren Gewänder vermute ich. Ravilla der arme Tropf kommt sich dabei sicher noch total weltmännisch vor, solche fremdländischen Fetzen zu tragen. Der Mann weiß es einfach nicht besser. Wir müssen Charislaus dringend anweisen, dass er sich Ravilla annimmt. Gerade jetzt in Zusammenhang mit dem Senator muss Ravilla ein erstklassiges Bild abgeben - für mich! Mars stehe mir bei, ich hoffe das gelingt", grinste Lurco.


    Bei Ramnus Werbeversuche für Asper musste Lurco noch breiter grinsen und rempelte leicht Scato an. Wortlos formte er mit den Lippen das Wort Stöckchen und zwinkerte.

  • Scato blinzelte zurück und erwiderte das sanfte Rempeln mit der Schulter.


    "Haben wir eigentlich Pflicht, genau hier zu stehen, auf dem Marsfeld, Lurcsi? Wir könnten uns einen Weg vor zum Tempel bahnen, dann sehen wir das Opfer besser."


    Als Urbaner wäre es ihnen ein Leichtes, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Schließlich könnten sie genau so im Auftrag der Sicherheit unterwegs sein. Wobei Ramnus mit seiner Statur nicht einmal den Urbaner raushängen lassen musste, um sich Platz zu verschaffen. Wenn sie den Brecher vorschickten und sich in dessen Kielwasser bewegten, wären sie rechtzeitig beim Tempel.


    Asper drehte sich um. "Du hat gerade nicht wirklich Lurcsi zu ihm gesagt?"


    Die bisweilen infantilen Albernheiten des Contuberniums untereinander waren ein angenehmer Ausgleich zum Dienstalltag, in dem man zu jedem Zeitpunkt ernst und offiziell wirken musste. Sie alle waren erst um die zwanzig, die Flausen der Jugend waren noch sehr präsent. Sie würden früh genug vom Leben gezeichnete Haudegen werden, irgendwo zwischen Resignation und Verbitterung, mit verwitterten Gesichtern und dem Blick eines alten Kettenhundes, der darauf wartete, dass man ihn entfesselte. Doch bis dahin waren es noch ein paar Jahre und Scato war glücklich.


    "Doch, habe ich. Tarpa ist ja auch Tarpsi und wenn du netter wärst, würdest du Aspi sein. Komm Lurco, wir gehen. Bevor Asper wieder zu tanzen beginnt. Ich könnte auch einen Happen vertragen, vielleicht können wir was vom Stierfleisch ergattern."



Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!