Das Ende des Herrn der Ringe versteht man allerdings nur, wenn man das Silmarillion kennt. Warum steigen sie in diese Schiffe und warum segeln sie nach Westen? Die Andeutungen sind zu wenig. Auch, warum Sauron die Herrschaft über Mittelerde anstrebt und dass er nicht nur "böse" ist, sondern ein loyaler und äußerst fähiger Gefolgsmann eines viel größeren Übels, für das er sich aufopfert bis an den Rand der eigenen Vernichtung, begreift man nur mit dem Wissen aus dem Silmarillion. Und das Volk von Gondor - in seiner Tragik nicht greifbar ohne die Hintergrundinformationen aus der Akallabêth.
Diese "Idylle des Auenlandes" lese ich weder durch die Augen von Frodo noch Bilbo heraus. Sie wirken meiner Ansicht nach nicht glücklich in dieser Schrebergärtenmentalität mit ihren kleinlichen Nachbarschaftskriegen. Beide lässt nur die Bequemlichkeit und Gewohnheit auf ihrer Reise zögern.
Die Liebe zur Natur in all ihren Erscheinungen, die Freude am Kleinen, Einfachen im Gegensatz zur Bürde großer Taten, die erkenne ich jedoch auch.
Die Verderbung des Auenlands hätte man allerdings auch durch die Augen von Frodo und Sam zeigen können.
Was du da von Tolkien bezüglich der Leserdeutungen zitierst, ist übrigens etwas, mit dem viele Fantasy-Autoren zu kämpfen haben, weshalb ich mich dagegen sträube, den Herrn der Ringe (und andere Werke dieses Genres) realpolitisch zu interpretieren.