Res Gestae des Vigintivir - Galeo Seius Ravilla

  • Unter Anwesenheit des Kaisers erfolgten, nach der Verkündung der Wahlresultate und der Zuteilung der Ämter für die neue Magistratur, auch die Res Gestae der noch amtierenden Magistrate.


    So wurde auch der Vigintivir Galeo Seius Ravilla gebeten, dem Senat und dem Kaiser zu berichten, welche Arbeiten er in seiner Amtsperiode erledigt hatte.

  • Für seine Verhältnisse trat Ravilla in zurückhaltender Bescheidenheit vor den Senat. Unter den Anwesenden würde er dennoch als besonders penibel herausgeputzt empfunden werden, insbesondere aufgrund des mit einem Pinselchen geschickt platzierten Diamantstaubs, welcher die Weiße seiner Tunika in Glanz hüllte, und der weithin sichtbaren schwarzen Umrandung seiner Augen, auf welche er bei der morgendlichen Herrichtung durch den Leibsklaven bestanden hatte, um seine Nervosität durch Schönheit zu bekämpfen.


    "Patres conscripti, ehrenwerte Väter Roms.


    Als Tresvir capitalis ward mir die Rechtspflege Roms anvertraut. Ich versprach, mein Wahlkampf sei ein Kampf für das Gute: Ein Kampf für den Senat und das Volk von Rom. Nun lege ich Rechenschaft darüber ab, inwieweit ich mein Versprechen erfüllte.


    Eine nicht unbeträchtliche Zeit des Tages verbrachte ich im Tribunal der Tresviri capitales, wo ich gemeinsam mit meinen beiden Kollegen im Amt Gericht hielt. In enger Zusammenarbeit mit den Aedilen ermittelten, verhörten und urteilten wir. Dieser Alltag bildete das Fundament meiner Arbeit.


    Eine Audienz beim Kaiser zu Beginn meiner Amtszeit sollte die Schwerpunktlegung meiner Arbeit abseits des Tribunals definieren. Neben dem Verweis auf den ehrenwerten Praefectus Urbi als Ansprechpartner im Zusammenhang der Bekämpfung gewalttätiger Christen erinnerte unser ehrwürdiges Staatsoberhaupt mich an meine Pflicht der Aufsicht über die Gefängnisse, welche ich wie folgt nachkam:


    Kontrolle des Carcers der Cohortes Urbanae

    Kontrolle des Carcers der Cohortes Praetoriae

    Kontrolle des Carcer tullianum


    Details darüber sind den Besichtigungsprotokollen zu entnehmen, die ich auf Wunsch gern vorlege. Natürlich können im Anschluss an meine Eingangsrede auch diesbezügliche Fragen gestellt werden.


    Alsbald kam es zu einem Zusammentreffen mit dem Praefectus Urbi, um eine Grundlage für eine fruchtbare Zusammenarbeit der Tresviri capitales mit den Cohortes Urbanae zu gewährleisten. Präfekt Claudius bestätigte die Bekämpfung fanatischer Christengruppen als gegenwärtige Priorität, in die er mich gern einbeziehen wolle. Dazu wies er mir einen konkreten Fall zu.


    Leider jedoch schlug mich ausgerechnet zu jener Zeit, da man meiner Arbeit bedurft hätte, ein Wetterleiden nieder. So ward ich gezwungen, längere Zeit zu pausieren1. Anschließend mühte ich mich nach Kräften, wieder in meine Arbeit einzufinden. Was den mir anvertrauten Fall anbelangt, so ward dieser glücklicherweise bereits durch andere Hände2 erledigt worden, so dass es zu keiner nennenswerten Verzögerung kam.

    Den Auftrag des Kaiser, mich der Bekämpfung radikaler Christen zu widmen, habe ich allerdings aufgrund meines Wetterleidens zunächst nicht erfüllen und nach meiner Genesung aufgrund organisatorischer Unstimmigkeiten auch nicht eigenverantwortlich nachholen können. Hier muss ich transparent mein Versagen einräumen.


    Verpflichtungen hatte ich für die mir verbleibende Amtszeit indes anderweitig zur Genüge. Ich erfüllte meine Pflichten im mir gegebenen Rahmen nach bestem Gewissen. Damit stelle ich mich euren Fragen und eurem Urteil über die absolvierte Amtszeit."


    Sim-Off:

    1 Meine durch realweltliche Gründe zu erwartende Amtspause hatte ich zu jener Zeit meinen Mitspielern mittels Konversationen mitgeteilt und mit diesen nach Alternativen für das Rollenspiel gesucht, auf dass niemand in seinen Handlungen durch meine Abwesenheit zu leiden habe.

    Sim-Off:

    2 Purgitius erklärte sich freundlicherweise bereit, an meiner Stelle die Befragung vorzunehmen, so dass ein Fortschreiten der geplanten Rollenspielprozesse gewährleistet ward.

  • Der Kaiser wohnte wie üblich den Res gestae der scheidenden Magistrate bei. Immerhin hatte er versprochen, ein Mann des Senats zu sein! Bei der Rede von Seius Ravilla horchte er allerdings auf, als er auf seinen Auftrag zu sprechen kam: das Wetterleiden war bedauerlich, aber organisatorische Unstimmigkeiten klangen tatsächlich ein wenig seltsam:

    "Organisatorische Unstimmigkeiten?" fragte er daher. "Was meinst du damit?"

    Er sah fragend in die Runde. Sicherlich war Claudius Menecrates auch anwesend und man konnte diese Sache klären!

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    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Er selbst vermochte keine Antwort zu geben, welche das Auditorium oder ihn satisfiziert hätte. Vage respondierte er, dem Praefectus Urbi, so er präsent wäre, selbst Gelegenheit zur Antwort gebend: "Mir wurde mitgeteilt, dass eine Zusammenarbeit zum damaligen Zeitpunkt weder nutzbringend noch zielführend sei. Der mir anvertraute Fall wurde während meiner Absenz durch eine Vertretung bearbeitet und weitere bedürften aus verschiedenen Gründen nicht meiner Teilhabe."


    Ein Umstand, welchen Ravilla indes different evaluierte. Nach seinem Dafürhalten wäre in jener noch immer aktuellen Causa jede helfende Hand von Relevanz gewesen, und sei es allein darum, weil der Princeps explizit seinen Wunsch zu Ravillas Teilhabe daran ausgedrückt hatte - jenes Mannes, den er selbst in den Ordo Senatorius berief.


    Mit nervös verschränkten Fingern folgte Ravilla dem prospektierenden Blick des Imperator Caesar Augustus, welcher den Praefectus Urbi in den Reihen des Senats suchte. Harmoniebedürftig, wie der Seius war, hoffte er freilich auf eine einvernehmliche Klärung.

  • Menecrates hätte sich nicht zu Wort gemeldet, wäre die Antwort des Seius aufrichtig ausgefallen. So aber warf sie - wie er fand - ein seltsames Bild auf den Präfekten selbst, sodass der sich genötigt sah, die Lage klarzustellen. Er erhob sich und atmete einmal durch.

    "Zum damaligen Zeitpunkt, werter Seius, lag mehr oder weniger eine gesamte Amtszeit zwischen meiner Auftragserteilung und deiner Nachfrage. Ein Zeitraum, in dem ich von dir noch nicht einmal informiert wurde, dass die übertragenen Aufgaben krankheitsbedingt nicht zur Ausführung kommen können. Mit dieser Arbeitseinstellung ist bei mir nichts zu gewinnen, und ich werde, da wir kurz vor dem lange geplanten Zugriff standen, gewiss nicht brisante Ermittlungsergebnisse in unzuverlässige Hände geben."

    Immerhin ging es um nichts Geringeres als die Wahrung der Pax Deorum nach der Ermordung der Virgo Vestalis Maxima, aber wie sollte ein aus fremden Landen Zugereister Roms Bedürfnisse verstehen.

    "Und 'weitere' Fälle, werter Seuis, lagen zu diesem Zeitpunkt nicht an, oder waren inzwischen ebenfalls von anderen Ermittlern übernommen worden."

    Menecrates setzte sich wieder. Er verabscheute es, wenn Personen nicht zu dem standen, was sie verbockt hatten, sondern versuchten, sich auf Kosten anderer herauszuwinden.

  • Ravillas Mimik zeigte deutliches Erstaunen ob des harschen, ja, vernichtenden Tonfalles, welchem ihm nun entgegenschlug. Aufgrund der schwarzen Umrandung seiner Augen ward dies auch in den hinteren Reihen zu erkennen. Einen Anlass für eine rhetorische Decapitatio seiner Person fand er in seinen Ausführungen nicht, da seine Formulierungen höchst behutsam gewoben waren. Entsprechend verschnupft klang folglich nun seine Erwiderung:


    "Wäre dem so, verehrter Praefectus Urbi, und hätte es tatsächlich keinerlei Obligationen für die Tresviri capitales in dieser Causa gegeben, wäre Rom heute ein sicherer Ort, möchte ich meinen. Jedoch treiben radikale Randgruppen christlicher Religionszugehörigkeit kontinuierlich ihr Unwesen. Einen fehlenden Bedarf an professioneller Unterstützung vermag ich daraus nicht abzuleiten. Auch Aufgaben fernab des Einsatzgeschehens wären nicht zuletzt im Rahmen des Machbaren und unter den gegenwärtigen Umständen sicher sinnhaft gewesen, so du meiner Person tatsächlich dergestalt misstrauen solltest.


    Aus einem einzigen Versäumnis, welches ohne Schaden blieb, einer bloßen Information, eine solch horrende Unzuverlässigkeit abzuleiten, die erfordern müsse, dass man mich entgegen der Anweisung unseres Kaisers für den Rest meiner Amtszeit von allen diesbezüglichen Pflichten entbinden zu habe, ist eine Interpretationsvariante, doch mag es auch andere geben.


    Exercitatio artem parat. Wer sich ohne Fehler glaubt, den nenne ich einen Lügner oder einen Gott. Jedoch, und an dieser Stelle wähne ich die Priorität, versäumte ich keineswegs, für die Wochen meines Siechtums eine Vertretung zu organisieren, so dass die Pflichten, welche mir oblagen, auch ohne meine Präsenz wurden erfüllt."


    Eigenes Versagen hatte Ravilla bereits öffentlich eingeräumt, ebenso sich beim Praefectus Urbi für das unterlaufene Versäumnis entschuldigt, und sah bei allem gebotenen Respekt vor dem alten Magistraten keinen weiteren Anlass, sein Haupt zu senken. Hätte er Gelegenheit erhalten, den Auftrag des Kaisers zu erfüllen, so wäre er dem, wenngleich verspätet, mit Freuden nachgekommen.

  • Überrascht von der Art dieser Diskussion und dem ebenfalls offensichtlichen Interesse des Kaisers an dieser Amtszeit, hörte ich aufmerksam zu und schwieg, da ich über die Sachverhalte nicht im Detail informiert war.

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    DOMINUS FACTIONIS - FACTIO ALBATA

    SODALIS - AUGUSTALES

    Klient - Marcus Decimus Livianus

  • Die Amtszeit seines Klienten Seius war alles in allem nicht vollumfänglich rühmlich, doch in den Augen des Flaviers redlich und veritabel verlaufen, denn dass die eigene physische Unzulänglichkeit einer Amtszeit nur allzu schnell eine forcierte Unterbrechung oder gar deren Ende bedeutete, dies wusste er aus eigener, leidvoller Erfahrung nur zu gut. Doch in der übrigen Zeit war Seius seinen Aufgaben vorbildlich nachgekommen, über eine Unstimmigkeit mit Senator Claudius war Gracchus darüberhinaus nicht informiert. Gleichwohl er die brisanten Ermittlungsergebnisse durchaus mit einer brisanten Sachlage in Einklang konnte klingen, gereichte Menecrates Reaktion darob dazu, dass des Flaviers linke Braue sich ein Stück weit empor hob. Mehr noch indes hob sie sich an als Seius in beinahe impertinenter Weise die Urteilsgabe des Praefectus Urbi in Frage stellte, wenn nicht gar ihm Versäumnisse in Hinblick auf sein Amt, in jedem Falle jedoch indirekt ein Agieren wider kaiserliche Anordnung vorwarf. Einige Augenblicke vergaß Gracchus Atem zu holen, mit sich ringend, dem Klienten beizustehen oder ihn zu seinem eigenen Schutze aus dem Senat zu zerren. Doch dies war nicht Ravillas Kandidaturenrede, nicht einmal eine Senatsdebatte. Dies war Ravillas Res Gestae und es war seine Aufgabe, gänzlich allein dem Ansturm des Senates entgegen zu stehen. Einzig suchte der Flavier seinem Klienten mit einem unauffälligen Zeichen seiner Hand zu bedeuten, sich ein wenig zu mäßigen, um nicht zwischen die Mühlen der Macht zu geraten - denn gänzlich unabhängig von Wahrheit oder Anschein blieb Politik stets ein taktisches Abwägen.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Überrascht von der Deutlichkeit der Antwort, welche Seius Ravilla gab, musste der Kaiser zuerst einige Moment überlegen, bevor er das Thema wie folgt abschloss:


    "Wenn ich einen Befehl gebe, dann wünsche ich, dass dieser ausgeführt wird. Dies gilt sowohl für Vigintiviri, als auch für Senatoren jeglichen Ranges und jeglichen Amtes."
    Er blickte um sich und sah einige Männer direkt an, nicht jedoch diejenige welche er mit seinen Worten direkt meinte.

    "Sprechen Gründe dafür, dass man meinen Befehlen nicht gehorchen möchte, so bin ich auf jeden Fall direkt und persönlich darüber zu informieren."

    Ein weiterer Blick in die Runde machte klar, dass der Kaiser seine Worte äusserst ernst meinte.

    "Ich werde daher meine Befehle künftig schriftlich festhalten lassen, damit keinerlei Zweifel über meinen Willen aufkommen können."


    Damit erhob sich der Kaiser und signalisierte so, dass er das Thema damit beendet haben wollte.

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    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Die amtierenden Consuln hatten den Austausch zwischen dem Kaiser und den beiden Betroffenen schweigend mit angehört. Ebenso nahmen sie die Beendigung der Diskussion durch den Kaiser zur Kenntnis.


    Wir danken Galeo Seius Ravilla für die ausgeübte Amtszeit und seine Res Gestae. Nach der obligatorischen Pause und einem abgeleisteten Tribunat darf sich Galeo Seius Ravilla für ein Amt als Quaestor bewerben, falls er dies wünscht.

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