Portus Mogontiaci - Der Hafen

  • Varro hatte das Gefühl sie würden in naher Zukunft hier Ärger bekommen. Hier war irgendetwas im Busch, das sagte ihm sein Gefühl. Sie wurden beobachtet aber alles war so auffällig unauffällig. Der Decurio musste langsam mal irgendwo anhalten und besonders unauffällige Szenen abklopfen. Da,...wieder so ein Blick voller Verachtung. Hatte denn niemand mehr Respekt vor ihnen? Zeit für ein Exempel...

  • Eigentlich war Germanien leichter zu erreichen als er gedacht hatte. Es war zwar etwas weiter aber mit dem Schiff über Ostia um dann bei Arelas auf ein Flussschiff auf dem Rhodanus zu wechseln. Nur ab Cabillonum musste er einen schiffbaren Fluss verlassen um weiter auf der Straße über Vesontio nach Augusta Raurica zu reisen. Von dort war es nur noch ein Kurzes Stück den Rhenus hinauf. Gut das es so viele Flüsse gab, auf einem Fuß zu reisen war deutlich bequemer als auf der Straße. Manius stand am Pier und sah zu wie seine Sachen vom dem keinen, flachen Schiff geladen wurden. Das gesammte Schiff war nur mit seinen Habseligkeiten und seinen Sklaven belegt gewesen. Was aber mehr dem Umstand geschuldet war das er ein Pferd mitgenommen hatte. Das Tier war unter großem Aufwand und viel gutem Zureden auf das schwankende Schiff geladen worden und nun musste es da ja wieder runter. Ein Pferd über den Plankengang zu bewegen war nicht ganz einfach aber dann endlich stand es auf dem Pier.


    Als dann endlich alles an Land war zog sich Manius in den Sattel denn er wollte auf keinen Fall zur Castra laufen. Er war der Sohn eines Senators und sollte Tribun werden. Da gehörte sich das aus seiner Sicht nicht zu gehen. So brach die kleine Gesellschaft aus Manius einem Leibsklaven und zwei stämmigen Nubiern die als Leibwächter dienten auf.

  • Am Hafen angekommen blieb Massa stehen. Von den Hafenanlagen die er bisher zu Gesicht bekam war diese hier die kleinste. Alles war da, nur eben kleiner als er es kannte. Eine Bireme lag im Hafenbecken, zwei Liburnen und vier Navis actuaria leisteten ihr Gesellschaft. Draußen auf dem Fluß zog eine Prahme vorbei. Auf ihre ein Ladung Getreide. Die Triere, das Flagschiff der hiesigen classis, war nicht zu sehen. Massa ging zur Kommandantur, klopfte an und betrat die Räumlichkeiten. An dem Schreibtisch der im Zentrum des Raumes stand saß ein Mann mittleren Alters. Seine Kleidung war nicht viel anders, als die, die Massa bei der classis Alexandrina getragen hatte. Der einzige Unterschied, die Alexandriner trugen wollweiße Tuniken. Der Mann war genau der, den er sprechen wollte. „Salve Nauarchus, die classis Alexandrina lässt grüßen.“ Massa ging zum Schreibtisch. „ Tribun Augusticlavius Appius Decimus Massa, ehemals Nauarchus der classis Alexandrina. Ich freue mich dich kennenzulernen.“

    Catienus hatte an diesem Morgen keine sonderlich gute Laune. Seine Transportschiffe sollten wieder einmal Steine den Fluß hinunter bringen. Die Patroullienboote verspäteten sich. Es lief nicht gut. Solche Tage hasste Catienus. Seine Laune rutschte beinahe eine Etage tiefer, als dann dieser Tribun bei ihm in der Kommandantur auftauchte. Bei der Begrüßung und Vorstellung besserte sich seine Laune. Mit einem Lächeln stand er auf und bot Massa eine Platz an. „ Nauarchus Memmius Turius Catienus, classis Germanica, nimm Platz. Was hat dich hierher verschlagen ? Da unten ist es viel gemütlicher als hier. Wie sieht‘s in Alexandria aus?“ Massa nahm Platz. Ein Nauta brachte etwas zu trinken. Catienus überfiel ihn regelrecht mit Fragen. Endlich mal ein Gleichgesinnter, einer von den Seinen. Massa nahm sich einen Becher verdünnten Wein. „ Eine lange Geschichte. Alexandria steht immer noch wie vor hundert Jahren. Vor schönen Frauen kannst du dich kaum retten. Das Meer mal ruhig, mal launisch. und wie sieht es hier bei dir aus?“
    Catienus winkte ab. „ Immer das Gleiche. Die Germanen halten zur Zeit Ruhe. Die Liburnen fahren Patrouille. Meine Transportschiffe fahren Steine, Steine, Steine.“ Er wünschte sich etwas mehr Abwechslung. „ Immer das Gleiche. Es zerrt ganz schön an den Nerven.“ Das war für Massa erfreulich. Die besten Voraussetzungen für sein Vorhaben. „ Ich hätte da was für dich und deine Leute. Der Präfectus muss nur seine Zustimmung geben.“ Massa stand auf. „ Es war gut dich kennen zu lernen Nauarchus. Auf gemeinsame Tage. Ich lass dir morgen eine Amphore guten Fallerner von unserem Decimischen Weingut vorbei bringen.“ Catienus Gesicht zeigte ein breites Grinsen. Der Tag war gerettet und bei der Legion war endlich mal einer, der wie er tickte. „ Auf gute Zusammenarbeit Decimus. Man sieht sich.“ Catienus ließ es sich nicht nehmen und begleitete Massa bis vor die Tür. „ Ich lasse mich spätestens in 2 Tagen wieder hier sehen.“ verabschiedete sich Massa und schlug den Weg Richtung Castra ein.

  • Die Fahrt mit der ‚Anacamna‘ hatte sich im Nachhinein als kurzweiliger erwiesen, als ich zunächst befürchtet hatte. Mian und Gwen hatte sich die größte Mühe gegeben, mir die Zeit zu vertreiben, während das Schiff langsam aber bestimmt die Mosella in Richtung Confluentes hinunterschipperte. Hin und wieder hatten wir angehalten, um Vorräte aufzunehmen.
    Erst als wir Confluentes erreicht hatten, war ein mehrtägiger Halt eingeplant. Nun war Confluentes nicht das, wovon man unbedingt träumt. Es war eine Kleinstadt eben mit allem was Mann so brauchte. Die Besatzung des Schiffes verschwand erst einmal im Haus der Freude, einem Lupanar in der Nähe des Hafens. Ich für meinen Teil hatte das nicht nötig und so machte sich Mian nur auf die Suche nach einer Herberge, in der ich mit meinem kleinen Gefolge für die nächsten zwei, drei Nächte unterkommen konnte. Es war eine Wohltat, mal wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.


    In der Zwischenzeit hatte sich Divico um einen Teil unserer Ladung gekümmert. Mit seinem peniblen Drang nach Perfektion hatte er jede kleine Kleinigkeit der Transaktionen minutiös protokolliert, um es später dem Alten zu schicken. Der beste Mann meines Vaters hatte nicht viel übrig für mich. Unsere Kommunikation beschränkte sich daher nur auf das Nötigste. Da ich erst in Mogontiacum in den Betrieb meines Vaters einstieg, überließ ich ihm alles Geschäftliche. Sollte er sich damit herumschlagen.


    Edlich ging es weiter. Doch von nun an war die Muskelkraft unserer Ruderer gefragt, denn von nun an ging die Reise Rhenus aufwärts weiter. Besonders die Strecke bis Bingium, so sagte man mir, sei schwierig zu fahren. Bisweilen hatte man mit gefährlichen Strudeln, Riffen und Untiefen zu rechnen, je nachdem wie hoch der Wasserstand war.


    Nach mehreren Haltepunkten erreichte unser Schiff schließlich den Hafen von Mogontiacum. Die Tage und Wochen waren an mir vorbeigezogen, so dass ich irgendwann damit aufgehört hatte, sie zu zählen. Hätte man Divico gefragt, wie lange unsere Reise gedauert hatte, hätte er mir Sicherheit eine genaue Angabe machen können. Doch ich fragte nicht Divico. Vielmehr hatte ich mich in den letzten Tagen mit der Frage beschäftigt, was ich alles zu tun gedachte, wenn wir endlich Mogontiacum erreichten. Zunächst wollte ich ein geeignetes Haus finden und ein Pferd kaufen. Ein Leben ohne Pferd konnte ich mir nicht vorstellen. Wenn ich es mir recht überlegte, konnte auch noch der eine oder andere Sklave erstanden werden, denn ich wollte es der armen Gwen und auch mir nicht zumuten, dass sie ihre kulinarischen Fähigkeiten erprobte. Nein, die kleine Haeduerin verfügte über weitaus bessere Qualitäten.


    Da Mian bereits in Confluentes ein gutes Händchen bei der Auswahl einer guten Herberge bewiesen hatte, schickte ich ihn auch diesmal wieder los. Divico und die Besatzung der ‚Anacamna‘ kümmerten sich um die Ladung und den Papierkram. Gwen und Ingolf begleiteten mich auf den Weg in die Stadt. Wie es schien hatte Mian auch diesmal etwas Passendes gefunden, wo wir die nächsten Tage unterkommen konnten, die Taberna Silva Nigra!

  • Die Patrouille neigte sich wie auch der Tag dem Ende zu. Varro´s Begegnung mit der Navis Iusoria hatte ihm ins Gedächtnis gerufen, daß heute 5 dieser schnellen Patrouillenboote in Mogo eintrafen um die Präsenz auf dem Rhenus zu erhöhen. Und im schwindenden Licht der Nachmittagssonne sah er sie liegen. Sie waren zwar nicht neu, aber durchaus einsatzbereit. Erfreut nahm er das wahr und führte seine Turma vorbei an den Schiffen zurück zum Castellum. Die Nachricht, daß die Classis Germania wieder in Mogo lag dürfte den Praefecten interessieren.

  • <<< RE: [Officium XXX] Cursus Publicus| - Postannahme -


    Der heisere Gesang eines Betrunkenen schallte durch die nachtschwarzen Gassen. Außer ihm war um diese Stunde nichts zu hören. Seine Stimme war wie ein Fremdkörper in der friedlichen Stille.


    "ALLES HUREN, SO WIE MUTTI", röhrte Sabaco, während er im Slalom durch die verwinkelten Straßen torkelte. Den Rest des Textes hatte er vergessen, so dass er immer wieder den selben Vers leierte. In seiner Hand hielt er eine Tonflasche hochprozentiges Germanengebräu. Diese Wichser konnten nichts, außer Bier und Schnaps brauen. Aber das konnten sie gut. "ALLES HUREN ... Scheiße, Drecksau!"


    Das Lied endete in Gebrüll, in den Gassen scherbelte es. Derbe Flüche folgten, etwas krachte, dann war Ruhe.


    Nach einer Weile taumelte Sabaco zwischen den Häusern hervor. Er sang an der gleichen Stelle weiter, wo er aufgehört hatte, die Tonflasche noch immer in der Hand. Sie hatte dem Aufprall des Schädels schadlos standgehalten. Schritt für Schritt kämpfte Sabaco sich zum Zivilhafen vor. Er konnte noch nicht zurück zur Classis, die würden ihm Feuer unterm Hintern machen, wenn er in diesem Zustand aufkreuzte. Er pisste in hohem Bogen in den Rhenus, ehe er im regennassen Gras zusammensank.


    Sein Gesang verstummte in Gegenwart der Schiffe. Groß, finster und erhaben leisteten sie ihm schweigend Gesellschaft. Während er auf das schwarze Wasser starrte, das um ihre hölzernen Leiber strömte, trank er.

  • Ein weiterer finsterer Leib gesellte sich dazu und zwar der von Titus Vorenus Nero, der auf Sabaco herabschaute. Nero war in die neue warm, weiche Tunika gewandet und war seinem Untergebenen bis hierher gefolgt. Schwer zu verfolgen war Sabaco nicht, man hörte ihn zig Straßen weiter. In der Finsternis klang dessen Gesang auf seltsame Art schauerlich schön. Nun lag er hier, betrunken und starrte auf das Wasser und die Schiffe.


    Nero rollte Sabaco auf die Seite und hockte sich neben ihn. Sein Blick folgte dem seines Untergebenen, der ihm die warme Tunika geschenkt hatte. Wasser so schwarz wie die Nacht selbst und Schiffe die auf den winzigen Wellen tanzten. Nero packte seine eigene kleine Amphore aus, nahm einen Schluck und zog die Beine an. Er legte den Kopf auf den Knien ab und betrachtete das Spiel von Wasser, Wellen und den Schiffen, während er neben Sabaco saß und ihm Beistand leistete.


    Was auch immer Sabaco fehlte, Nero bekam eine düstere Ahnung davon. Sie waren sich ähnlicher als sie dachten.

  • Sabaco war bereits stark betrunken, als man ihn auf die Seite wälzte. Davon erwachte er. Orientierungslos sah er sich um. Nichts kam ihm bekannt vor. Weder war ihm bewusst, wo er sich befand, noch warum er hier war. Aber da war seine Flasche.


    Und jemand?!


    Sabaco versuchte, sich aufzusetzen, während die Welt sich um ihn drehte. Er spürte nicht, wie die nächtliche Kälte Germanias ihm die Wärme aus den Gliedern zog und dass seine Tunika durchgeweicht war vom Tau und der nassen Erde. Hätte er es gemerkt, wäre es ihm gleichgültig gewesen. Es gelang ihm, sich seitlich auf den Arm zu stützen, so als würde er auf einer Kline liegen. Verwirrt versuchte er, das Gesicht des anderen in der Dunkelheit zu erkennen, der entspannt da saß und ebenfalls trank. Aber ja ... nein. Irgendetwas stimmte nicht an dem Bild, das sich in seinem Kopf zusammenzusetzen versuchte. Wie ein Mosaik, dessen Steine nicht zueinander passten.


    "Wer bist du?"

  • Nero schaut auf Sabaco herab und klopfte ihm auf den Rücken.

    "Du weißt wer ich bin, Nero. Dem Mann dem Du eine warme Tunika geschenkt hast. Ich denke Du bist nicht in der Verfassung oder Laune für einen Plausch. Alles was Du zu sagen hast, sagen die schwarzen Wellen Sabaco. Worte sind nicht nötig, ich verstehe Dich und ich deute Deinen Blick. Das hier hat nie stattgefunden, also genieße es. Graut der Morgen kehren wir zurück. Mit dem Weichen der Nacht, weicht auch das hier", antwortete Nero und machte eine alles umfassende Geste.

  • Das Mosaik setzte sich zum fertigen Bildnis zusammen. Es hatte keinen Bruch gegeben, die Steinchen fügten sich - neben ihm saß der Gubernator, hatte sich hier im einsamsten Winkel Mogontiacums eingefunden, um mit ihm zu trinken. Und er stellte sich mit seinem Cognomen vor. Heute und hier wollte er nicht der verhasste Gubernator sein, sondern nur Nero. Und er machte klar, dass sie das nicht zu Freunden machte. Nicht, nachdem die Sonne aufgegangen war. Sabaco verstand. Das war wie die Liebschaften, die man im Suff an Land zog. Sie hatten nur Gültigkeit in der Halbwelt der Nacht. Traf man sich bei Tag, kannte man einander nicht. Denn dies war die Domäne des anderen Lebens, des seriösen Lebens, wo man Frau und Kinder hatte und einen Vorzeigeberuf. Das Scheinleben, die Fassade - von der man ihm einreden wollte, sie sei echt.


    "Sabaco." Er stieß mit seiner Flasche gegen die von Nero und trank einen Schluck, um die Begrüßung zu besiegeln und die Bedingungen zu akzeptieren.


    Es gelang Sabaco, sich in eine sitzende Position zu rappeln. Linker Hand lag der Kai, die Hafenspelunken, Lupanare. Dort herrschten Licht und Leben, doch sie beide saßen in der Dunkelheit abseits davon im Gras. Vor ihnen lagen jene Boote, die am Kai keinen Platz mehr gefunden hatten und ungeordnet an die Uferböschung drängten.


    "Ich hocke nicht hier, weil ich nicht reden will. Sondern weil alle Wichser sind."


    Er betastete seine Gürtel. Ganze drei Stück trug er ... das Cingulum militare, das ihn als Soldaten auswies, den Gürtel, an dem sein Pugio in der Scheide steckte - als Soldat durfte er damit bewaffnet herumlaufen - und einen dritten, an dem seine Gürteltasche hing. Die hatte er gesucht. Ungeschickt machte er sich am Verschluss zu schaffen. Seine Worte quollen gelallt aus seinem Mund, doch sie waren zu verstehen.


    "Ich muss dir was sagen ... Nero. Ich habe ein Geheimnis. Aber du bist ein anständiger Kerl, du sollst es wissen. Sobald ich die Scheißtasche aufbekommen habe."

  • "Die See war schon immer rau Sabaco, weshalb sollte ihre Aussprache da anders sein? Wichser? In Ordnung, wieso und weshalb sind alle Wichser? Ich könnte die Aussage glatt unterschreiben, vermutlich haben wir aber ganz andere Gründe für diese Ansicht. Oder möglicherweise, haben wir sogar die gleichen Ansichten. Wer weiß das schon?", schmunzelte Nero so finster wie die Nacht selbst.


    Nero nahm ebenfalls einen kräftigen Schluck aus seine Amphore und musterte Sabaco einen Augenblick, ehe er wieder auf die Wellen schaute. Nicht nur die See und die Wellen waren unendlich und ewiglich. Manche Dinge schienen ebenso unendlich zu sein, wenn er Sabaco oder sich selbst betrachtete. Auf diesen Gedanken hin, nahm er noch einen Schluck. Kleiner, bewusster und die Wärme genießend, die der Wein in seiner Kehle auslöste.


    Sabaco hatte also ein Geheimnis. Eines? Der Mann hatte mehr Geheimnisse als ihm selbst bewusst war. Als Sabaco behauptete, Nero wäre ein anständiger Kerl, musste er tatsächlich schief grinsen. Anständig und Titus Vorenus Nero war eigentlich nichts, was jemand in einem Satz erwähnte. Aber es war durchaus möglich, dass da etwas dran war. Eines seiner kleinen dunklen Geheimnisse. Frei nach dem Motto, tue niemandem etwas Gutes, dann wiederfährt Dir nichts Schlechtes, so handelte er oft. Trotzdem hockte er hier neben Sabaco, starrte auf die Schiffe und das Wasser und hörte den Wellen wie auch Sabaco zu.


    Ja vielleicht hatte Sabaco Recht. In seinem Officium hatte Sabaco ihn für einen Moment ohne seine Maske gesehen und ihm die wärmende Tunika geschenkt. Nicht aus Mitleid, das war klar, sondern weil er wusste, was diese Geste Nero bedeuten würde. Das machte die Geste noch wertvoller als die Tunika. Nero warf erneut einen Blick auf Sabaco.


    "Ja, ja Du hast Recht. Manchmal heimlich still und leise, bin ich ein anständiger Kerl. Aber verrate es keinem, ich habe einen Ruf zu verlieren genau wie Du. Also was ist Dein Geheimnis Saba? Und wieso befindet es sich in Deiner Tasche? Soll ich mein Glück mal versuchen, ob ich sie öffnen kann?", bot Nero hilfreich an.

  • "Menschen sind Wichser, weil sie mir auf den Sack gehen mit ihrem Gemache. Bis auf wenige. Ich hab´s gleich." Es gelang Sabaco, den Verschluss seiner Gürteltasche aufzufummeln. Doch er hielt den Deckel noch verschlossen. "Manchmal passt ein Geheimnis in eine Tasche. Du verrätst es niemandem und ich sage keinem, dass du gar nicht so übel bist. Sie brauchen es nicht wissen, sie sind dumm."


    Der Wein sprach aus ihm, besoffen wie er war.


    "Ich lese dich und du sagst mir, ob es stimmt. Müsste ich raten, ich würde sagen, dass du nicht immer Flüsse befahren bist. Du bist Seemann, nicht wahr? Du gehörst auf das Meer. Jeden Tag siehst du die Fluten des Rhenus, wie sie in Richtung Ozean fließen, sie säuseln dir zu und singen vom Meer, du hörst ihr Lied, doch du kannst sie nicht begleiten. Wie ein Fels in der Uferböschung steckst du hier fest. Das ist kein Geheimnis, aber vielleicht ist es eines, warum du nicht mehr den Ozean befahren darfst.


    Und jetzt pass auf. Wehe du lachst. Denn nun zeige ich dir mein Geheimnis."


    Sabaco griff in die Tasche und holte eine Holzkladde heraus. Als er sie aufschlug, öffnete sich ein Wust von beschriebenen Pergamentstückchen. "Ich dichte", raunte er, als wäre das etwas Verbotenes. Diese Neigung war ihm peinlich. "Und ich muss dir das jetzt offenbaren, weil ich sonst nicht aufschreiben kann, was du vorhin gesagt hast."


    Er reichte ihm die Kladde mit den Gedichtfetzen, um noch einmal in die Tasche zu greifen, seine doppelte Tabula herauszuholen, sie aufzuschlagen und eine Notiz in Wachs festzuhalten. Morgen würde er sie in Reinform bringen. Er wusste, dass er sich am nächsten Tag nicht mehr an die Worte erinnern würde, wenn er sie nicht sofort aufschrieb. Der Griffel fuhr durchs Wachs.


    "Alles was du zu sagen hast, sagen die schwarzen Wellen. Worte sind nicht nötig, ich verstehe dich und ich deute deinen Blick. Das hier hat nie stattgefunden, also genieße es. Graut der Morgen kehren wir zurück. Mit dem Weichen der Nacht, weicht auch das hier", schrieb er. Am Ende setzte er "N" als Urheber darunter.

  • Auf die Aussage von Sabaco hin, der versuchte ihn zu lesen, schmunzelte Nero und schaute wieder auf die Wellen. Er dachte einen Moment angestrengt nach und zwar derart, dass er die Stirn in Falten zog.


    "Die Natur hält stets den Atem an, wenn ein Jäger dazu ansetzt Beute zu ergreifen. Der Wald, die Wiesen, die Berge, die Täler sie alle hüllen sich in Schweigen, abwartend was nun geschieht. Wem das Schicksal in diesem immerwährenden Kampf gewogen sein mag. Einzig und allein die See, sie kennt keine Stille. Sie schweigt weder für ihre Jäger, noch für ihre Beute.


    Du kannst die See nicht täuschen, die kennt Deine wahre Natur. Ebenso kennt ein echtes Schiff Deine Seele. Du magst Menschen belügen und täuschen können, aber nicht die ewige See und nicht das Schiff.Du kannst die See nicht den Pfützen vergleichen, die wir befahren. Sicher ist es mal auf einem Fluss ungemütlich, oder auf einem großen Teich. Aber sie sind Kinder im Vergleich zur der Macht, welche der See innewohnt.



    Einst schrieb mir jemand folgende Zeilen.


    Wenn man Dich fragt,

    warum Du den weiten Ozean und die See so liebst,

    sag ihnen, dass das Wasser im Gegensatz zu den Menschen,

    niemals Angst hatte Dich zu berühren.


    Selbst dann nicht, als Du Deine schlimmste Verletzung davon getragen hast.

    Selbst dann nicht, als Du daran zerbrochen bist.


    Der Ozean hält und liebt Dich...

    ein Mensch auch... ich.


    Du fragst mich ob ich ein Seemann bin? Ich bin mehr als das Sabaco, ich bin etwas dass aufs Meer gehört und versehentlich an Land gespült wurde. Jemand der leichtfüßig über die Decksplanken läuft und dem das Schwanken des Schiffes so vertraut ist, wie die Wiege einer Mutter. Auf dem Festland zu laufen, ist für mich wie ein Landläufer zu laufen. Ich fühle mich plump, ungelenkt, als gehöre ich nicht hierher. Vermutlich ist dem auch so.


    Vielleicht erzähle ich Dir eines Tages, wie es geschah dass eines von Neptuns Pferden an den Strand gespült wurde, ohne den Weg zurück ins Meer zu finden. Aber dafür benötigst Du einen klaren Kopf, denn ich erzähle es nicht zweimal Sabaco", erklärte Nero und schaute Sabaco dabei in die Augen.


    "Du dichtest und notierst Dir meine Worte? Das Geschwätz eines verhärmten, verbitterten, enttäuschten Mannes? Nun wieso nicht, ich hätte da einiges zu sagen. Reicht Deine Tafel? Oh wobei, natürlich, Du schreibst ja so winzig. Spaß beiseite, was schreibst Du denn so? Hältst Du Deine Gedanken fest?", fragte Nero tatsächlich interessiert. Er war kein Mann der Interesse heuchelte, er war ein Mann der Desinteresse vorspielte.


    Oder wie er einst so vortrefflich sagte, sein Lächeln war falsch, seine Tränen waren echt.

  • "So was kriegst du gesagt?"


    Neidisch ließ Sabaco die Worte Revue passieren. Wenn er mal Komplimente bekam, waren sie vulgär. Sie spornten ihn an, sorgten dafür, dass er sich gut fühlte. Aber was Nero da einst gesagt bekommen hatte, das musste tiefe Liebe sein. Und dieser Gedanke ließ Sabaco verbittert den Mund schließen. Dann hatte er sich wieder im Griff.


    "Ich stamme aus Tarraco, es liegt direkt am Meer und verfügt natürlich auch über einen Hafen. Dir ist das sicher bekannt als Wesen der See, aber für mich was das meine Kindheit, dort am Strand des Mare Nostrum. Östlich vom Hafen ragt eine bewaldete Landzunge in die Fluten, auf der ich damals mit meinen Freunden oft die Nächte verbrachte und wir badeten dort an dieser Stelle im Meer. Früher diente Tarraco als Nachschubbasis und Winterlager. Heute ist es die reichste Hafenstadt an dieser Küste - zumindest wird das behauptet. Interessiert haben mich diese Dinge nie wirklich, nur, dass das meine Heimatstadt ist."


    Er starrte im Dunkeln auf seiner Tabula. Vielleicht würde er es morgen nicht mehr lesen können, aber er gab sein Bestes.


    "Ja, das Geschwätz eines verhärmten, verbitterten und enttäuschten Mannes - das notiere ich nicht erst seit heute, Nero. Und Gedichte, unsinnige, ernste, traurige und viele davon sind Schnulzen. Wegen der winzigen Schrift auf der riesigen Tabula, sei mir nicht mehr böse. Es war ein gemeiner Spaß, so wie dein Auftrag wegen der Inventur."


    Er schob die Tabula wieder in seine Tasche. Der Länge nach legte er sich auf den Rücken, starrte nun hinauf in den Himmel.


    "Scheiße, bin ich breit"
    , stöhnte er und kratzte sich den Sack. "Nicht mal verdammte Sterne sind zu sehen. Aber es lohnt sich, heute hier zu sein. Neptuns Pferd nennst du dich also. Schreibst du so was manchmal auf? Und weißt du, wie ich mich nenne? Nein, das weißt du nicht. Aber du darfst raten."


    Er hob die Flasche und stützte sich wieder auf, um noch einen Schluck zu trinken.

  • "So etwas bekam ich vor langer Zeit gesagt. Das liegt weit zurück Sabaco, so weit, dass es wie ein anderes Leben oder ein unwirklicher Traum anmutet. Eine Erinnerung die immer mehr verblasst, auch wenn man an ihr festhalten möchte. Tja auch hier ist das Meer ewiglich und wie stets gnadenlos. Ebbe und Flut tragen Stückchen für Stückchen fort was einst gewesen ist. Was blieb? Ein Rinnsal zu bereisen, hoch und runter in endloser Wiederkehr ohne je wieder die offene See zu sehen. Keiner kann behaupten, dass das Schifffahrt ist. Oder hast Du jemals einen tosenden Sturm auf diesem Pissstrahl erlebt? Einen Sturm der den Tag zur Nacht werden lässt und Männer zu Mäusen? Das selbst die Härtesten unter ihnen wissen, dass das Schiff unter ihnen nur eine Nussschale ist und diese Nussschale ist das Einzige was sie vor dem Ersaufen rettet. Wen die See holen will, den holt sie sich Sabaco. Tosende Stürme, mit donnernden Fluten lassen so manchen Mann im Hafen betend und mit der Erkenntnis zurück wie klein er selbst, Rom und die Menschheit wirklich ist.


    Das ist ist Seefahrt, dass heißt es ein Schiff zu navigieren, dass ist die Aufgabe eines Steuermanns. Einen Rinnsal, oder wie andere es nennen, einen Fluss zu bereisen ist keine Kunst. Der Weg ist offensichtlich. Sicher gibt es auch hier Sandbänke, Strudel, Untiefen. Aber sobald Du sie kennst, kannst Du sogar auf Sicht fahren mitten im dicksten Nebel. Du weißt was ich mit dem Scherz meine.


    Nein solche Worte habe ich lange nicht mehr gehört Sabaco, ebenso wenig wie die grollende See oder ihr sanftes Rauschen, wenn sie uns eine spiegelglatte Oberfläche schenkt. Ihr Lächeln und ihre Liebeserklärung. Aber hüte Dich sie darauf festnageln zu wollen. Sie kann umschlagen und sie tut es jederzeit, ohne Vorwarnung, ohne Zögern, ohne Gnade. Aber das ist es, was echte Seemänner schmiedet. Man nimmt es hin und macht das beste daraus, mit Salz auf der Haut und in den Haaren. Das Meer schmeckt wie Milliarden von Tränen Sabaco, es schmeckt salzig.


    Das Rinnsal das wir bereisen, wonach schmeckt das?


    Ein Scherz für den anderen Sabaco, wir sind quitt. Wie man Dich nennt? Vermutlich Wadenbeißer oder falls es ein Fisch ist, der grimmige Stichling", lachte Nero und knuffte Sabaco.

  • "Bei Sturm war ich noch nie auf dem Meer. Ich kenne sein Toben nur vom Ufer. Zum Baden muss man sich von den Klippen fernhalten, wenn es seine Launen entfaltet, aber wenn man einen Sandstrand zur Verfügung hat, macht das Schwimmen auch bei Sturm Spaß. Den einen oder anderen zerrt es hinaus und behält ihn für immer, aber mich hat es bislang nicht verschlungen. Er hat mich wieder hochgewürgt wie einen besonders widerlichen Auswurf."


    Er grinste mit seinem Schauergebiss.


    "Stichling gefällt mir. Aber mein Name lautete anders. Auf den Straßen von Tarraco ist es Tradition, den Namen seiner Geburt abzulegen. Den Namen, den die Eltern einem gaben, bedeutet nichts, man wird von seinen Freunden benannt. Einige benennen sich auch selbst. Die Vergangenheit legt man mit seinem Namen ab, zieht einen Strich, blickt nach vorn. Es ist teilweise auch ein Schutz vor den Vigiles. Selbst unter Gewalt kann man nur die für die Verfolgung durch den Staat weitestgehend nutzlosen Spitznamen seiner Kumpanen ausplaudern, weil man die richtigen Namen der meisten gar nicht kennt. Ich nannte mich damals Phoca - Seehund, denn ich liebte das Meer, auch wenn es das nicht erwidert. Man muss den Ozean bezwingen, denke ich, nicht mit ihm tanzen.


    Wir dienen in der Classis auf dem selben Schiff. Nur auf dem Fluss, aber besser als kein Wasser, oder? Stell dir vor, man würde dich nach Cappadocia versetzen, du würdest vertrocknen wie ein Dörrfisch. Aber ich bin noch nicht mal über das Rinnsal namens Rhenus gefahren, geschweige denn über das Meer. Bislang haben wir nur im Trockendeck geübt. Ich kenne das Wasser nur aus der Sicht des Schwimmers und ich war auch mal so bekloppt, nach Perlen tauchen zu wollen. Habe natürlich keine gefunden, aber ein paar hübsche Muscheln konnte ich bergen."

  • Nero schmunzelte über Sabacos Wortwahl.


    "Seehund, Phoca. Dann ist klar warum die See Dich nicht behalten hat Sabaco. Die See kann man nicht belügen und sie kennt Deine Seele und deren Namen. Die Besonderheit von Seehund oder Robbenfell ist, dass es extrem wasserdicht ist. Mit Kleidung aus Robbenfell kann man sogar kurze Zeit im eiskalten Wasser überleben. Weshalb sollte die See Dich also behalten? Du gehörst schon ihr, auch wenn Du auf Deiner Sandbank liegst und Dir die Sonne auf den Pelz scheinen lässt. Niemand kann die See bezwingen, sie ist ewig Sabaco. Sie wird noch existieren, wenn kein Mensch unseren Namen mehr weiß. Sie wird uns nicht vergessen und ihn in die Schaumkronen der Wellen schreiben, wenn sie an uns denkt.


    Richtig wir dienen auf dem selben Schiff auf dem selben Rinnsal. Die Frage nach dem Wasser würdest Du nicht stellen, hättest Du das Meer bereist. Eines Tages wirst Du es vielleicht und dann beantwortet sich Deine Frage von ganz allein. Ich kann Dir nicht erklären, was man selbst erlebt haben muss. Manches Begreifen kann man nicht mit Worte verdeutlichen. Es gehört mehr dazu, als das bloße Wissen. Auf einem Schiff ist das wesentlich mehr, als nur ein paar Eckdaten. In so einem Fall sind es die Geräusche Deines Schiffes, das Tosen des Meeres, die aufgeladende Luft, die sich zusammenbrauenden Wolken und die Blitze die über den Himmel zucken. Es ist ein Gefühl Sabaco, dass nicht in Worte zu fassen ist. Eine Momentaufnahme die es nur in jenem Augenblick gibt, winzig, kurz und dennoch von einer ungeheuren Macht, dass dieser Augenblick Deine Wahrnehmung für immer verändert. Du musst das Meer nicht fürchten, Du solltest aber gehörigen Respekt haben.


    So langsam glaube ich auch dass der Rumpf von unserem Schiff verfault, während wie Dauerankern. Keine Ahnung warum wir die ganze Zeit nur rumliegen. Aber durch Grübeln bekommen wir auch keinen Auftrag. Wer weiß was los ist, oder eben nicht. Perlentauchen, na da ist die Frage wo hast Du denn nach Perlen getaucht? Muscheln gibt es nicht nur im Meer, ich hoffe das weißt Du.


    Was bitteschön sollten sie mit einem Steuermann in Cappadocia wollen? Du hast vielleicht Ideen. Auf der anderen Seite, es haben sich Bürokraten schon so manch anderes Grauen ausgedacht und meinten damit noch Rom zu dienen.


    Die Tradition seinen Namen abzulegen, hat einen gut durchdachten Hintergrund. Und wurde der Seehund jemals von den Vigiles auf dem Trockenen erwischt?", grinste Nero und nahm einen kräftigen Schluck aus der Amphore.

  • "Ich habe vor Tarraco nach Perlen gesucht. In Flussmuscheln gibt es aber keine Perlen, oder? Es war ein dummer Kindertraum vom schnellen Glück. Man kann nicht mal in Ruhe in Verderbnis schwelgen, ohne dass du was Gutes daran findest, warum die See mich ausgewürgt hat wie die Eule ein Gewölle. Vermutlich bist du dafür Gubernator geworden, weil du nicht den Mut verlierst, und ich nur Suboptio. Kannst du uns durch die Porta von der Castra bringen? Ich bin so was von hackedicht, Nero. Mich lassen die so nicht rein oder petzen das wem."


    Er erhob sich auf die Beine und stand einen Moment mit den Armen rudernd in einer verkrüppelten Grätsche da, ehe er es schaffte, geradezustehen.


    "In Cappa gibt es auch eine Classis oder sie verpassen dir einen anderen Dienstgrad, damit du passt. So was machen die manchmal." Wobei unklar blieb, wen er mit "die" meinte. "Mich haben sie zum Suboptio Navalorum gemacht, dabei hatte ich noch nie was mit Schiffen zu tun. Wobei ich das gern hätte. Also würde. Ich will auf ein Schiff. Das Trockendeck geht mir so was von auf die Nüsse ... Nero. Gehst du manchmal einen Trinken? In der Stadt? Oder ins Lupanar?"


    Es war eine Einladung, sich wiederzutreffen. Sabaco hatte Nero wenig von dem mitgeteilt, was ihm auf dem schwarzen Herzen lag. Es war zu viel für einen Abend und er war alt genug, um selbst im Suff vorsichtig damit zu sein, was er Trinkkumpanen erzählte. Er trank schon zu lange und zu viel, als dass der Wein mehr Macht über ihn haben könnte, als er ihm zugestand. Wenn er sich bewusstlos trank, dann weil er es so beabsichtigte. Wenn er, so wie heute, deutlich betrunken war, aber noch gehen und sprechen konnte, war das ebenso Absicht - allerdings wäre es nicht dabei geblieben, wäre der Gubernator nicht aufgekreuzt.

  • "Doch in der Flussperlmuschel gibt es Perlen. Sie werden nicht ganz so groß wie andere und ihre Perlen sind nicht ganz rund. Süßwasserperlen werden sie genannt. Ihre Perlen glänzen auch nicht so wie die aus dem Meer, aber dennoch sind sie wunderschön. Sie brauchen unendliche lange um zu wachsen Sabaco über 20 Jahre, darum findet man sie so selten. Und deshalb findest Du diese Perlen nur in uralten Muscheln. So alt wie kein Mensch werden kann. Und noch eines kommt hinzu, die Flussperlmuschel benötigt absolut sauberes Wasser, Wasser das dem Urgestein entspringt. Sonst überlebt sie nicht. Das heißt die Muschel ist genauso selten wie die Perle.


    Ich schaffe Dich quer über die Schulter hinein, Du stöhnst ein bisschen aber bitte nicht in der falschen Tonlage. Du hast Dir einfach den Fuß verknackst, falls einer fragt und ich habe Dich aufgelesen. Wem sollten sie es petzen? Mir? Ich bin doch dabei, eine kürzere Meldekette hat es wohl nie gegeben", grinste Nero und knuffte Sabaco.


    "Oh ja, da sagst Du was, eine Handbreit Wasser unter dem Kiel wäre schon nett und das geht nur auf einem Schiff. Cappa ist nicht so schlecht wie Du denkst, aber ein Fisch hat dort wenig Chancen, ein Pferd schon eher. Wer weiß zu was die mich dort machen würden. Wie sagtest Du? Zum Trockenfisch. In die Stadt gehe ich öfter und in die Taberna, beides ganz nett. Du kannst mich gerne begleiten, dann zeihen wir gemeinsam los. Der Seehund und der Hippocampus", gab Nero zurück, stand auf und reichte Sabaco die Hand.


    "Lass uns aufbrechen, sonst wird dass nichts mehr damit, Dich in die Castra zu schleppen".

  • "Flussperlmuschel", sinnierte er. Er würde nie eine finden. Nie fand er irgendwas Wertvolles. Als Kind hatte er bunte Kiesel für Edelsteine gehalten und Erzeinschlüsse für Silber. Eine Schatztruhe voller Müll. Heute waren ihm die Götter hold - Perlen und Silber hatten sie ihm zwar nicht geschickt, aber ein Seepferdchen namens Nero. Das würde ihn nach Hause tragen.


    Sabaco griff die dargereichte Hand mit festem Griff und stellte sich breitbeinig hin, wobei er leicht in die Knie ging. Jetzt konnte Nero ihn sich quer über die Schultern wuchten.


    "Ich bin schwer", drohte Sabaco. Dass der Offizier ihn schleppen wollte, fand er lustig. Aber vor allem war es anständig von Nero, denn er verrenkte sich das Kreuz, um Sabacos Besäufnis zu decken. "Taberna also." Die hatte er abgefackelt ... daran durfte er jetzt nicht zu intensiv denken ... doch inzwischen stand da eine neue. Man konnte sich also wieder gepflegt einen hinter die Binde kippen.

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