- Officium XII

  • Perfekt! Das lief einfacher als zunächst befürchtet. Offenbar hatte dieser Aedil, der mit dem Fernhandel der Iunia (*Wink mit dem Zaunpfahl*) so seine Probleme hatte, wenigstens hier sein Wort gehalten und mir den Weg vorab schonmal etwas geebnet. "Ich danke dir, Prokurator. Und ich verspreche dir, ich bin zufrieden. Sehr zufrieden sogar." Ich schenkte dem Mann mein schönstes Lächeln und war damit eigentlich auch schon am Ende angelangt. Mehr hatte ich ja gar nicht gewollt hier. "Dann werde ich den Präfekt in meinem Bericht nochmal an die Staatsbäckerei und ihre Kapazitäten erinnern und die Cura Annonae wird deine großzügige Finanzspritze erwarten. Damit das Volk von Rom auch gut durch den Winter kommt." Ein schönes Schlusswort.


    Ich begann also die Verabschiedung langsam einzuleiten. "Nachdem du jetzt so viel für mich, für die Cura Annonae getan hast.." Ich beugte meinen Oberkörper leicht nach vorn, um nochmal etwas Dekolleté zu zeigen. "..kann ich da noch irgendwas für dich tun, bevor ich dich wieder deiner weiteren verantwortungsvollen und schweren Arbeit überlasse?" Ich rechnete natürlich fest mit einem "nein" des Prokurators. Aber für die vergleichsweise schnelle und unkomplizierte Hilfe bei meinem Anliegen wollte ich ihn nochmal mit diesem kleinen Ausblick belohnen. Man konnte ja nie wissen, wann man sich wiedersah. Vielleicht ging es ja am Ende schneller, als ich jetzt dachte....



  • Potitus Plennius Flamininus


    "Es freut mich sehr, dass ich dich befriedigen konnte." Wenn auch unter einer anderen Situation als gewünscht. "Gut, sag ihm auch. Dass er die Wichtigkeit und die damit verbundenen Pflichten seines Postens nicht aus den Augen verlieren soll. Er ist nicht auf dem Stuhl festgenagelt." Könnte nämlich sein, dass Plennius demnächst den Ring in den Hut für den Posten als Praefectus Annonae wirft, um noch selbst in seinen letzten Dienstjahren die höchste Stufe des Ritter-Cursus Honorum zu erklimmen. "Nein. Ich wüsste auch gar nicht was du für mich tun könntest." Außer gut auszusehen.


  • Ich nickte einmal. "Ich werde es ihm ausrichten.", antwortete ich dann, bevor ich möglichst galant von meinem Platz aufstand. "Prokurator. Ich danke dir für dieses Gespräch." Für den Rest hatte ich mich ja auch schon bedankt. "Mögen die Zahlen mit dir sein.", wünschte ich ihm dann mit einem Augenzwinkern zum Abschied. "Vale." Wenig später trat ich aus seinem Büro und ließ mich von dem immernoch dort wartenden Palastwachen wieder zum Ausgang begleiten. Termin erledigt.



  • "... Und sag ihm, dass ich genaue Ergebnisse haben möchte und nicht irgendwelche ungenauen Rundungen.", erklärte der Procurator a rationibus seinem Mitarbeiter, der daraufhin verschwand. "Es wird Zeit, dass der Decimus aus seinem Urlaub zurückkommt. Unter seiner Anleitung haben die Notarii noch funktioniert.", nuschelte er dann zu sich selbst. (Ob der Decimus wirklich im Urlaub war? Vielleicht war er auch auf einer Sondermission des Kaisers oder krank oder hatte eine andere gute Geschichte parat. Jedenfalls war er nicht da. Und wer nicht da war, der war für den Procurator: im Urlaub.)


    Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und nahm sich einen Brief zur Hand, den er vor kurzem bekommen hatte. Dann las er, und er las, und er staunte. "Wie viel ist das Weingut Tiberia wert?", fragte er einen anderen Mitarbeiter im Raum. "Ungefähr 1600 Sesterzen?" "Ungefähr?" "Äh, genau. Genau 1600 Sesterzen, Procurator.", korrigierte sich der Beamte. "Hier bietet ein" Er hatte den Namen schon wieder vergessen. "Jemand 1400 Sesterzen. Wie groß wäre der Nachlass, den wir ihm damit geben würden?" "Zwei.." "..in Prozent!" "Oh, äh.. zehn.. zwölfeinhalb Prozent. Genau zwölfeinhalb Prozent, Procurator." Der Ritter nickte bedächtig. "Wir gewähren ihm zehn. Das sind..?" Kurze Stille. "1440 Sesterzen. Genau."


    Er las weiter. "Er möchte auch gleich noch die nötige Anzahl an Sklaven dazukaufen. Dafür bietet er nochmal 1800 Sesterzen." Der Procurator a rationibus dachte nach. "Das wäre ein Stückpreis von..?" "Ganz genau 450 Sesterzen, Procurator." "Und wir verkaufen Sklaven normal für..?" "Äh.. so welche.. äh.. für genau 500 Sesterzen." "Das ist ein Nachlass von..?" "Genau 50 Sesterzen." "Zehn Prozent also." Da hatte der Mitarbeiter wieder nicht richtig mitgedacht. "Sagen wir, ich gebe ihm fünf Prozent Nachlass. Das wären..?" "Das? Äh.. das wären.. genau 1900 Sesterzen." "Und zusammen mit dem Weingut?" "3340 Sesterzen, Procurator."


    Der Procurator a rationibus überlegte einen Moment. Dann grummelte er etwas. Dann überlegte er wieder. "Setz einen Brief auf und biete ihm den Betrieb mit Sklaven für die schöne Summe von 3333 Sesterzen." "Als Frist..?" "14 Tage. Dann verfällt das Angebot." "Wird erledigt, Procurator." "Wenn du damit fertig bist, leg mir den Brief zur Unterschrift auf den Schreibtisch.", wies er seinen Mitarbeiter noch an. Dann musste der Procurator die Latrinen aufsuchen, um einem natürlichen Bedürfnis nachzugeben.




    SF

  • An der Seite von Quintus Baebius Lentulus und Publius Licinius Murena ließ Manius Flavius Gracchus Minor sich in das Officium des Procurator a rationibus, jenes Herren der Zahlen, geleiten, welcher sinnfällig eine Antithese zu letzterem der drei Triumviri mochte repräsentieren: War jener ein Eques, entstammte dieser senatorischer Nobilität. Hatte jener schier das Ende seiner Karriere erreicht, erklomm dieser soeben die erste Stufe einer langen Treppe. Und während jener augenscheinlich Zahlen liebte, so degoutierte diesem jedwede mathematische Okkupation, weshalb er a priori eine klandestine Abneigung gegen den ältlichen Beamten hegte, dessen Reich sie nunmehrig betraten.


    "Ave, Procurator Plemmius. Ich bin Quintus Licinius Baebius, Triumvir Monetalis."
    , initiierte folglich der feiste Baebius die Konversation, noch ehe Manius Minor das Wort zu ergreifen vermochte. Doch immerhin fasste der Jüngling sich als zweiter ein Herz und spezifizierte das Ansinnen der Triumviri, ehe der Alte imstande war, sich über jenen ihm womöglich unbekannten Besuch zu verwundern:
    "Manius Flavius Gracchus Minor, ebenso Triumvir der Metalle und Prägungen, angenehm. Wir hatten einen Termin anberaumt, um über den diesjährigen Bedarf an Münzprägungen sowie die Quellen für deren Materialien zu parlieren."
    Zuletzt gedachte auch Licinius seiner Courteoisie und addierte eine weitere Salutation, ehe man in medias res zu gehen hatte:
    "Ave, Procurator. Publius Liciniuis Murena."


  • Potitus Plennius Flamininus


    Der Prokurator saß gerade hinter seinem Schreibtisch, als ein Mitarbeiter ihm die drei Besucher ankündigte: "Prokurator? Die Tresviri wären dann jetzt da." Der Eques musste überlegen. "Der Triumvir Flavius Gracchus Minor hatte um einen Termin für sich und seine beiden Kollegen gebeten?" Er nickte. "Richtig, richtig. Lass sie gleich zu mir durch." Jetzt nickte der andere der beiden und erledigte seinen Auftrag.


    Wenig später standen die drei jungen Männer dann auch schon beim Prokurator im Büro. Der Eques lächelte erfreut .. bis der erste der drei seinen Mund aufmachte. Aber der Ritter unterbrach niemanden. Er wartete geduldig, bis alle ihre Begrüßung losgeworden waren. Erst dann reagierte er. "Avete. Es freut mich, dass ihr mir die Ehre erweist und mich heute hier aufsucht." Während er das sagte, wechselte er gemächlich den Blick von dem Licinier, der (wahrscheinlich vor Aufregung) seinem eigenen Namen noch ein zusätzliches "i" spendierte, zum Flavier, der (wahrscheinlich auch vor Aufregung) sich hinter einer etwas abgehobenen Sprache versteckte. "Ich bin der Procurator a rationibus, Potitus .. PleNNius .. Flamininus.", stellte er sich vor und wechselte den Blick vom Flavier zu diesem Licinius (?) Baebius, der (wahrscheinlich ebenso vor lauter Aufregung) den Namen des Prokurators falsch ausgesprochen hatte. Diese jungen Burschen von heute.... o tempora, o mores.


    Der Plennier sah einmal musternd an Licinius (?) Baebius herunter. Dann schwenkte er wieder zum Flavier zurück. "Setzt euch." Drei Stühle waren auf der anderen Seite seines Schreibtischs vorbereitet worden. "Kann ich euch nach eurem anstregenden Aufstieg bis in mein Büro einen verdünnten Wein zur Erfrischung anbieten?" Der junge Flavier hatte zwar schon auf den Grund für das Gespräch hingewiesen, sodass man auch ohne Smalltalk gleich zum Punkt kommen konnte. Aber dieses Schnell-schnell, Husch-husch der Jugend von heute machte der Plennier nicht mit. Man sah ja, was dabei rauskam: Drei Leute nannten vier Namen und machten bei der Hälfte davon Fehler. (Mindestens. Denn da musste sich der alte Plennius nochmal informieren, ob es dieses Jahr wirklich zwei Licinier zum Triumvir Monetalis gebracht hatten.)




    SF

  • Sim-Off:

    Welch rosinale Defäkation :D Und welch Vergessenheit meinerseits!


    Erst die iterierte Nennung des Gentilnomen "Licinius" ließ den jungen Flavius erkennen, dass Baebius seinen eigenen Namen bei der Präsentation mit dem seines Collega aufs abstruseste hatte permixtiert, was zweifelsohne der Agitation des Rittersohns, welcher womöglich durch familiare Bande in bedeutsamer Relation zu dem Procurator sich befand, war geschuldet. Doch sah er mitnichten sich genötigt, diese Konfusion zu korrigieren, sondern vielmehr bemüßigt, der Unlust jener Okkupation zumindest die restierenden Gelegenheiten, Lust zu generieren, entgegen zu setzen:
    "Mit Freuden."
    In der Tat hatte der Weg hinauf zu jenem Officium ihn durchaus fatiguiert, sodass der Wein ihm einige Linderung und damit Lust würde bereiten. Auch die übrigen Tresviri packten jene Okkasion beim Schopfe, ehe sodann der wahrhaftige Licinius tollkühn vorpreschte, um ihr Anliegen voranzubringen:
    "Wir bräuchten die Prägemenge für dieses Jahr nach Aurei, Denaren, Sesterzen, Dupondien, Assen und Quadrantes."
    Kaum hatte er jene Worte gesprochen, ergriff auch ihn ein wenig der Nervosität und er faltete ein wenig fahrig die Hände vor der Brust.

  • Sim-Off:

    Ja, ich war halt gerade so im Besserwisser-Modus. :P


    Potitus Plennius Flamininus


    Der Prokurator brauchte niemandem erst Bescheid zu geben. Denn auch ohne eine Extraeinladung kümmerte sich gleich ein Sklave um das Wohl der Gäste, nachdem der Eques den verdünnten Wein angeboten hatte. So hatte der Plennier mehr Zeit, die drei jungen Burschen dabei zu beobachten, wie sie sich setzten. Denn der dominanteste der drei wählte bestimmt den Platz in der Mitte: Da verschwand man nie ganz aus dem Blickfeld. Da konnte man sich immer schnell in das Gespräch der beiden Kollegen einmischen. Da hatte man den besten Überblick und die meiste Kontrolle.


    Plennius wollte gerade selbst etwas sagen, als wieder einer der Burschen die Zeit nicht abwarten konnte. "Die Prägemengen für dieses Jahr. Genau." Da hatte er sich schon eine Wachstafel mit den Zahlen vorbereiten lassen. Erst ein letzter Kontrollblick, damit er auch die richtige Tafel überreichte. Dann schob er das Schreiben dem Fragenden auf dem Tisch entgegen. "Bitte." Die Zahlen waren so ungewöhnlich, dass man fast einen flachen Griechen-Sketch daraus machen könnte. Frage des Schreibers: "Same amounts as last year, Plennius?" Antwort des Prokurators: "Same amounts as every year, Lucius."


    Der Eques sah den Flavier an. "Das Material der Münzen", danach hatte er ja kurz vorher gefragt, "kann in der Regel komplett aus den Minen des Kaisers bezogen werden." Hieß: Eine Regel hatte natürlich auch mal Ausnahmen. "Trotzdem solltet ihr euch nicht blind darauf verlassen. Denn falls es da mal zu Unregelmäßigkeiten kommt, müsst ihr natürlich dafür sorgen, dass es trotzdem irgendwie genug Gold für die Aurei, Silber für die Denarii und so weiter gibt." Dafür waren sie ja die Tresviri. "Nur falls dieser unwahrscheinliche Fall eintreten sollte und ihr kommt auf die Idee, das Material aus der Privatwirtschaft zu besorgen: Ihr könnt kraft eures Amtes gerne einen Kaufvertrag aushandeln und so weiter. Ihr solltet nur wissen, dass die letzte Entscheidung über die Ausgaben des Staates von mir getroffen wird. Also geht am besten vorher sicher, dass ich einer Ausgabe welcher Höhe auch immer zustimme." Eine ernste Mahnung an die drei Burschen. Aber diese Belehrung war natürlich auch jedes Jahr die gleiche. Auch wenn der Eques so eindringlich guckte, als hätte er sich die Worte nur für die drei Männer hier ausgedacht.


    Zum Schluss warf er noch einen Blick auf den Mann, der ihn Plemmius genannt hatte. "Ich hoffe doch, dass der Wein schmeckt?" Nur kurz zuckten die Mundwinkel des Prokurators nach oben. Dann guckte er wieder so undurchdringlich und sachlich wie der höchste Zahlenschieber der kaiserlichen Kanzlei. Denn Überraschung: Er war der höchste Zahlenschieber der kaiserlichen Kanzlei.




    SF

  • Baebius Lentulus, welcher en passant auch der älteste der drei Tresviri war, trat als erster zu den Stühlen und platzierte sich mittig, während Manius Minor zu dessen Linken, Murena dagegen zur Rechten sich setzten. Letzterer ergriff sodann auch die Tabula und musterte die dortig notierten Zahlen, augenscheinlich ein wenig unschlüssig, wie auf diese am besten zu reagieren wäre. Der junge Flavius hingegen vermochte nicht lediglich ob der Informationen, sondern ebenso ob ihrer Präsentationsform nicht, der Aufstellung Einsichten zu entlocken, denn wie ihm gewahr wurde, hielt Patrokolos sich mit den übrigen Sklaven im Hintergrund, sodass er verbal ihn um die Rezitation hätte bitten oder die Tabula seinen Amtskollegen weiterreichen müssen, womit wiederum seine Fehlsicht, über welche zweifelsohne man in der Gesellschaft bereits rumorte, wäre offenbar geworden.
    Auch das Antlitz des ältlichen Plennius war dem Jüngling nicht mehr als ein Scheme, aus welchem unablässig enervierende Worte drangen, denn nicht nur bargen sie Informationen von ihm privatim eher peripheren Interesse, sondern wurden sie auch in einer Weise präsentiert, aus welcher allzu deutlich die schnöde und als infinit niemals saturable Begierde nach Macht troff. Schlussendlich verblieb ihm somit nichts, als im Stillen Compassion für jene autodestruible Haltung zu empfinden und nach außen durch ein leichtes Nicken sein Verständnis zu bedeuten.
    Licinius hingegen, welcher noch immer seine Tabula studierte, als ließe sich durch eine Intensivierung der Lektüre ein Mehr an Sinn aus den ennuyanten Zahlenreihen extrahieren, rang es sich endlich auch zu einem verbalen Kommentar durch:
    "Müssen die Münzen zu einem bestimmten Termin geliefert werden? Und wohin? Zum Aerarium? Oder hierher?"


    Lentulus schließlich, welcher ob seiner misslungenden Introduktion trotz der medialen Position noch immer eine gewisse Insekurität verbreitete, wurde direkt adressiert, weshalb auch er nicht nur eine Replik offerierte, sondern zugleich durch eine konnektierte Frage seine fachliche Appetenz bewies:
    "Ja, sehr gut, danke. Müssen die kleinen Münzen durch einen Senatsbeschluss-"
    Der Sohn eines Eques stockte und errötete aufs Neue, um dennoch tapfer sich eine Reformulierung seiner Frage abzutrotzen:
    "Also müssen wir einen Senatsbeschluss für die Prägung von Assen und Dupondien beantragen?"
    Er blickte hinüber zu dem jungen Flavius, welchem eigentlich die Sorge für die Bronzeprägungen war zugelost worden, augenscheinlich taxierend, ob diesen jene entrissene Obliegenheit würde grämen. Doch selbstredend erntete er weder einen offendierten Blick, noch anderweitig negative Reaktionen, da es dem Gracchen doch ferne lag, über die Entlastung seines ohnehin beschwerlichen Amtes zu klagen.

  • Potitus Plennius Flamininus


    Der Prokurator schaute kurz etwas erschrocken. "Beim Saturn, nein. Nicht hierher." Die Kanzlei, ihre Finanzabteilung und das Büro des A rationibus selbst sollten schließlich nicht unter einem Haufen von Hunderten und Tausenden von Münzen begraben werden. Dazu kam der Aufstieg auf den Palatin. "Das Aerarium Saturni ist schon okay." Und was war die andere Frage gewesen? "Als regelmäßiger Liefertermin haben sich in den letzten Jahren die Kalenden eines Monats eingebürgert.", beantwortete er auch den ersten Teil noch.


    Dann sah er zum falschen Licinius. "Nein." Kurz und knapp war diese Antwort. "Der Kaiser muss sich seine Geldpolitik nicht vom Senat hereinreden lassen." Das war die etwas ausführlichere Variante des kurz etwas lächelnden Eques. Denn sicher, es gab seit Augustus ein paar neue Münzen .. oder eigentlich alte Münzen, die jetzt aus neuen Materialien bestanden und darum andere Farben hatten. Da half ein "SC" dabei, dass die Bevölkerung Vertrauen zu den neuen Münzen aufbaute. Und vielleicht erinnerte es auch ein bisschen noch daran, dass der Senat dem Kaiser vor über 100 Jahren das Recht zur Ausprägung dieser Münzen übertragen hatte und mit diesen Buchstaben auch ihren Wert garantierte. Aber ein Senat, der kontinuierlich eher Macht an den Kaiser verlor als gewann, der musste sicher nicht nur nach dem Verständnis des Prokurators kein Okay mehr geben zur kaiserlichen Finanzpolitik.


    Der alte Plennius sah von einem Triumvir zum anderen und guckte, ob es noch weitere Fragen gab.




    SF

  • Der junge Flavius hätte dafür gehalten, dass der Fiscus über eigene Schatzkammern verfügte, obschon womöglich die Speicher der Münze selbst einen großen Teil der imperialen Gelder verwahrten, niemals indessen vermutet, dass das altehrwürdige Aerarium diesbezüglich genutzt wurde, zumal der Procurator höchstselbst wieder Zeugnis davon ablegte, dass die traditionelle senatorische und die neuere kaiserliche Administration tendenziell eine Parallelexistenz führten, denn zu kooperieren.


    "Sind dann weitere Parameter zu erwägen, ehe wir mit der Prägung beginnen?"
    Ehe der Plennius zu replizieren imstande war, meldete der Licinius sich nochmals zu Wort:
    "Wie ist es mit den Motiven? Werden die von Dir festgelegt oder von uns? Gibt es politische Initiativen, die bekannt gemacht werden sollen?"

  • Potitus Plennius Flamininus


    Solange jeder (und vor allem der Prokurator selbst) wusste, welcher Betrag vom Kuchen dem Senat und welcher dem Kaiser gehörte, war es für ihn eigentlich nicht so wichtig, ob die beiden Küchenstücke nun unter einem gemeinsamen Dach oder unter zwei verschiedenen aufbewahrt wurden.


    Auf die allgemeine Frage nach weiteren Parametern fiel dem Plennier nicht gleich etwas ein, sodass er erstmal die nächste Frage vorzog. "Der Kaiser hat in dieser Hinsicht nichts an mich herangetragen." Aber: "Eine politische Initiative von ihm ist aber sicherlich die Divinisierung seines Vorgängers Valerianus, über die der Senat zur Zeit spricht." Das war ja kein Geheimnis. "..oder wenigstens nachdenkt." Kurz lächelte er der Eques abschätzig. Dann kam er zum Thema zurück. "Man macht also auf jeden Fall nichts verkehrt, wenn man vielleicht die kaiserliche Pietas etwas hervorhebt." Nur so als ein Vorschlag. Welche Symbole sich dafür gut machten oder ob sich ein anderer Aspekt der kaiserlichen Politik vielleicht noch besser eignen würde, überließ der Prokurator kommentarlos den Tresviri.


    Nochmal kurz überlegt, kam ihm keine weitere Eingebung. "Nein, mehr Parameter kommen mir nicht in den Sinn.", beantwortete er darum die Nachfrage vom Flavier. "Haltet nur die Produktion im Rahmen der Prägemengen; sorgt dafür, dass die Münzen nicht minderwertig sondern auch ihren Betrag wert sind; achtet darauf, dass die Münzmotive nicht unangemessen sind; stellt sicher, dass alle Lieferungen immer pünktlich und vollständig an ihrem Bestimmungsort ankommen; und entscheidet vor allem nicht ohne meine Genehmigung über irgendwelche Staatsausgaben, falls es in den kaiserlichen Minen doch mal Probleme gibt." Er nickte leicht. "Wenn ihr diese wichtigsten Regeln beachtet, seid ihr für euer Vigintivirat gut gewappnet." ..und machten dem Plennier vor allem keinen unnötigen Ärger.




    SF

  • "Werden die Motive mit dem Kaiser selbst abgesprochen oder wer nickt das am Ende ab?"
    , reihte Murena die nächste Frage an die erste, augenscheinlich in einiger Elation, da er doch erwartete, unter diesem Vorwande höchstselbst zu einer Audienz des Princeps zu gelangen.


    Der junge Flavius hingegen spintisierte über die Initiativen des aquilischen Imperators, welcher augenscheinlich ebensowenig die Lehren des Epikur für bedeutsam erachtete wie seine Vorgänger, da doch die Divinisierung eines dahingeworfenen Atomhäufleins letztlich als Augenwischerei war zu ponderieren, zumal der letzte Ulpius zwar ein Leben fern der Politik hatte gefristet und damit gewissermaßen unbewusst den Ratschlägen seines Meisters war nachgekommen, indessen ob seiner Ermordung mitnichten sich aus den Ärgernissen der Vita Publica hatte retirieren können.

  • Potitus Plennius Flamininus


    Der Prokurator überlegte kurz, ob er selbst die Motive abnehmen wollte. "Ich werde euch einen Termin mit dem Kaiser organisieren.", entschied er dann aber, dass die Tresviri (immerhin gewählte Magistrate des Senats) ruhig auch persönlich mit dem Kaiser sprechen durften. "Ich werde euch informieren lassen, wann Aquilius Zeit für euch hat." Denn für die Termine des Kaisers war Plennius ja nicht verantwortlich. Konnte sein, dass er also schon morgen eine passende Lücke für die drei Tresviri hatte. Konnte aber auch sein, dass er erst in drei Tagen die Zeit fand. *


    Sim-Off:

    * Ich spare mir einen Brief. Du sparst euch die Wachen. Darfst also gleich rüber zum Impi. ;)


    Gab es noch weitere Fragen? Der Prokurator sah von einem Triumvir .. zum anderen .. zum anderen.




    SF

  • "Oh, gut."
    , erwiderte der junge Licinius, bereits vernehmlich elektrisiert von der Imagination, dem Herrn Roms gegenüber zu treten, während Manius Minor keine Spuren von Erregung offenbarte, gleichmütig, jenem Zahlendreher oder seinem Supervisor seine derzeitig inexistenten Entwürfe zu präsentieren. Zweifelsohne war keiner von beiden zu den Weisen zu zählen, denn während der eine seine Lust in der infiniten Akkumulation von Kapital zu finden vermeinte, tat dies der andere in der von Macht. Weitaus größeres Interesse fand insofern der Gedanke an einem Schluck, welcher ihm konträr zum Kontakt mit den Reichen und Potenten tatsächlich Freude und Serenität zu verleihen vermochte.
    "Dann wäre dies alles?"
    , fragte er endlich in der Perspektive, seine Begierde zeitnah nach der Rückkehr von jener Unterredung zu stillen. Seine tresiviralen Amtskollegen blickten zu ihm, augenscheinlich bereits fixiert auf die imperiale Audienz und somit des Interesses an der vorliegenden verlustig gegangen.
    "Ich denke schon."
    , erwiderte somit Murena und auch der Baebius applizierte ein knappes:
    "Von mir aus auch."

  • Per Hauspost kam folgende Tabula aus der Abteilung für Militärkontakt bei der A memoria an.


    Ad Procurator a rationibus Potitum Plennium Flamininum - per Hauspost


    Im Zusammenhang mit der ehrenhaften Entlassung des Lucius Iulius Antonius ordne ich hiermit die Auszahlungs des Donativums in Höhe von 10800 Sesterzen (in Worten: zehntausendachthundert) in Form von ZWEI Grundstücken und 800 Sesterzeren an den Bürger Lucius Iulius Antoniuns (Kto: 4593) an.


    gez.
    Marcus Helvetius Severus, Prim.ab.ep.

  • Viele arbeiten musste der junge Proximus bisher nicht erledigen, an diesem Tag durfte er auch nur ein paar Briefe austragen, und so machte er sich an diese Aufgabe. An seiner ersten stelle angekommen gab er folgenden Brief ab.



    Ad
    Procurator a rationibus
    Potitus Plennius Flamininus
    Palatium Augusti
    Roma




    Das von mir gegenüber dem Kaiser angekündigte Vorhaben, die Subura stärker als bisher zu überwachen, soll mit einer Station im Randbereich des Viertels umgesetzt werden. Dafür werden Gelder benötigt. Ich bitte zu prüfen, welche Summe für dieses Vorhaben zur Verfügung steht.



    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/28136474nt.gif

    gez. H. Claudius Menecrates




    ANTE DIEM XIV KAL SEP DCCCLXVIII A.U.C. (19.8.2018/115 n.Chr.)


  • Potitus Plennius Flamininus


    "Danke, junger Mann", brummte Procurator Plennius etwas geistesabwesend, denn er war gerade über eine andere Zahlaufstellung vertieft gewesen. Das Schreiben musste er daher zweimal überfliegen, um seinen Inhalt richtig zu erfassen. Stirnrunzelnd sah er auf, doch die Türe hatte sich bereits wieder hinter dem Notarius geschlossen. "Hmmm. Dann werde ich mal anfangen zu prüfen..." Wenn der Praefectus Urbi fragte, sollte man eine Antwort lieber nicht zu lange schuldig bleiben.


  • Potitus Plennius Flaminius


    Der Procurator a rationibus las die Anfrage des Praefectus Urbi noch zwei weitere Male und überlegte, wie er sie wohl verstehen sollte. Dann schickte er einen Notarius zu den anderen Procuratoren um nachzufragen, ob es schon konkrete Absprachen über die Einrichtung eines Außenpostens der Cohortes Urbanae gebe. Der Notarius kam also zurück und erklärte, das sei offenbar nicht der Fall. Seufzend setzte er also einen Brief auf, denn ohne weitere Auskünfte des Praefectus Urbi konnte er keine Finanzprüfung des Vorhabens durchführen.




    Ad
    Herius Claudius Menecrates
    Villa Claudia
    Roma




    Salve Senator Claudius,


    bezugnehmend auf deine Anfrage habe ich Konkretisierungsbedarf. In der Administratio Imperatoris liegen noch keine abschließenden Informationen zu einer neuen Statio der Cohortes Urbanae vor. Ich sehe mich außerstande dir einen Finanzrahmen aufzuzeigen, ohne folgende Angaben von dir zu haben:


    Soll für die Station ein Grundstück erworben oder ein Gebäude bloß gemietet werden?
    Wie viele Milites sollen dort untergebracht werden?
    Gibt es einen besonderen Bedarf an Ausrüstung für die Einheit oder sind eventuell besondere Umbaumaßnahmen an dem Gebäude zu leisten?
    Wird den Milites der normale Sold gezahlt, oder soll es einen Zuschlag geben?


    Bitte informiere mich über alle kostenrelevanten Details deines Vorhabens.


    Vale bene.


    POTITUS PLENNIUS FLAMINIUS


    Procurator a rationibus - Administratio Imperatoris



    ROMA - ANTE DIEM VIII ID SEP DCCCLXVIII A.U.C.
    (6.9.2018/115 n.Chr.)


  • Ein weiteres mal brachte Proximus einen Brief der für den Procurator a rationibus gedacht war. Wieder betrat er den Raum und legte den Brief auf den Tisch, jedoch wartete er diesmal, ob er sogleich eine weitere Aufgabe erhalten würde, oder er sich anderen arbeiten widmen sollte.



    Ad
    Procurator a rationibus
    Potitus Plennius Flamininus
    Palatium Augusti
    Roma




    Salve Procurator Plennius,


    die neue Statio der Cohortes Urbanae müsste für die Aufnahme einer Centurie geeignet sein. Außerdem soll sie der Ausgabe der Essenspenden im Armenviertel dienen.
    Benötigt wird ein Gebäude, das auf den Zweck zugeschnitten ist und über eine verlässliche Baustatik verfügt. Aus diesem Grund plane ich einen Neubau. Dafür muss ein Grundstück erworben werden. Der Abriss eines für uns ungeeigneten Gebäudes auf diesem Grundstück ist wahrscheinlich. Die Baumaterialien sollen - sofern möglich - weitgehend wiederverwertet werden.


    Die Umsiedlung der Bewohner dieses Areals geht nicht zu Lasten der Staatskasse. Einzig die in Teilen geplante Rekrutierung bis zur Sollstärke der Cohortes Urbanae und eventuell auch der Vigiles verursacht die üblichen Aufwendungen.


    Die Besoldung der im Viertel stationierten Soldaten soll sich nicht wesentlich von der in der Castra unterscheiden. Ich empfehle und bitte um die Bewilligung einer Erschwerniszulage von wöchentlich zwei Sesterzen. Darüber hinaus bitte ich, den Soldaten für die anfallende Nachtarbeit pauschal wöchentlich weitere drei Sesterzen zu zahlen. Das ergäbe einen Wochensold von 35 Sesterzen.


    Zum aktuellen Zeitpunkt sehe ich keinen Bedarf an zusätzlicher Ausstattung für die betreffenden Soldaten.


    Ich bitte um Prüfung und Benachrichtigung.



    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/28136474nt.gif

    gez. H. Claudius Menecrates




    ANTE DIEM III ID SEP DCCCLXVIII A.U.C. (11.9.2018/115 n.Chr.)


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