ZitatOriginal von Kalypso
Wann immer er ein wage vertrautes Gesicht in der Menge sah, grüßte Victor mit einem kurzen Nicken oder einem Handgruß, schließlich war er hier zwar vor allem um zu sehen, aber auch um gesehen zu werden. Wie sie sich dabei so langsam durch die dichte Menschenmenge drängten, sprach ihn doch tatsächlich die neue Sklavin direkt an, ohne etwas gefragt worden zu sein. Na da hatten sie wohl eventuell noch an der Etikette zu arbeiten. Immerhin machte sie sie ihren Job als Wellenbrecherin bis hierhin ganz ordentlich, weshalb Victor nur eine Augenbraue hob und das Thema "Wer-darf-wen-wann-ansprechen" auf später verschob. Wenn er sich dann noch daran erinnerte. "Ein Schaulaufen? Nein, nein..." Naja, im Grunde war das natürlich der Sinn des Ganzen, wenn man den religiösen Aspekt nicht ganz so... inbrünstig... betrachtete. "Also schon ja... aber hauptsächlich geht es um die Ehrung des Kriegsgottes Mars und des..." Kurz stockte Victor und überlegte, wie er einer Barbarin erklärte wer Quirinus war, bevor er es sich einfach schenkte. "Nein, nicht nur ein Schaulaufen. Ein sehr wichtiger Feiertag. Vermutlich hattet ihr ja wohl sowas ähnliches zu Ehren Mars, oder?" Nicht dass die Thraker, so die Sklavin denn wirklich aus deren Landen kam, exakt das gleiche Ereignis kannten, aber der Senator hatte in seinem Leben durchaus gelernt, dass es gewisse religiöse Ähnlichkeiten auch mit den unzivilisierten Völkern gab.
Als die Sklavin dann verkündete nur die besten Plätze für ihn organisieren zu wollen, lachte der Octavier ein wenig in sich hinein. Man gut, dass die Plätze nach Rang vergeben wurden. Allerdings wäre es bestimmt witzig gewesen zu sehen, wie die Thrakerin einen älteren (einen noch älteren, musste man wohl sagen) Senator vom Platz scheuchte, damit Victor seinen wohlbewachten Hintern dort platzieren konnte. Wo das noch ein Wort zum Schmunzeln war, zog Victor dann jedoch kurz darauf die Stirn in Falten. "Wie meinst du das mit Schau stehlen. Natürlich nicht. Wir sind hier um die Männer und ihren Dienst für Rom, Kaiser und Mars zu feiern." Ein bisschen irritiert war Senator schon, wegen der Worte der Sklavin und scheuchte sie jetzt mit einer Armbewegung an. "Immer voran, immer voran!"
Sprachs und erblickte ein bekanntes Gesicht, dass er durchaus näher begrüßen wollte. "Doch kurz stopp." Nachdem er das nur Leise in Richtung der Thrakerin gemurmelt hatte, wandte sich Victor jetzt laut und deutlich an den Senatorenkollegen, den er erblickt hatte. "Iulius Dives! Salve! Ich hoffe es geht dir gut? Hm und mein Beileid." Auch wenn Victor nicht um die Nähe des Dives zu den verstorbenen Mitgliedern seiner Gens wusste, erforderte doch allein schon die Anzahl (und die Art der Tode) ein kurzes Wort darob.
Nachdem sie (oder eher nur Victor aus seiner Truppe) am Ende des Weges zu den Tribünenplätzen vorgestoßen waren, kamen auch kurz darauf auch schon die eigentlichen Protagonisten dieses Tages in den Circus Maximus marschiert. Welch erhebender Anblick das war. So erbaulich (manche verwendeten vermutlich andere Worte, aber egal) auch die Prätorianer an der Spitze des Zuges waren, so ruhte der Blick des octavischen Senators doch hauptsächlich auf den Männern der Prima und vor allen den Cohortes Urbanae. Auch wenn man nicht mehr dazugehörte, blieb man seinen Einheiten ja auf ewig verbunden. Unter den Rüstungen aber dann tatsächlich jemanden zu erkennen, erwies sich trotz der guten Aussicht auf der Tribüne als nicht mehr so leicht, wie in seiner Jugend, weshalb Victor es nach kurzer Zeit aufgab, nach Maro direkt zu suchen.
Auf jeden Fall stimmte der Senator anschließend in den allgemeinen Jubel beim Auftritt des Augustus ein. Zumindest seinem Stand und Alter angemessen. So pompös dann auch der Einzug gewesen war, so knapp gestaltete sich die Rede , was aber sicherlich nicht verkehrt war. Soweit schien der Start des Armilustrium ja auch angesichts des Lärms der aufmarschierten Soldaten schon mal sehr gut gelaufen zu sein.