ZitatOriginal von Appius Didius RufusDer Schussbefehl überhaupt spricht weniger von einem demokratischen Staat oder?
Einen offiziellen Schussbefehl gab es nie, und auch die berühmt-berüchtigten Selbstschussanlagen wurden bald wieder abgebaut (das wird in den PR-Filmen die man heutzutage im Sozialkundeunterricht gezeigt bekommt immer gern verschwiegen) - aber gut, das ist nun wirklich Haarspalterei. Fakt ist: die Grenze war Sperrgebiet, und wer dahinging wusste sehr wohl was ihn erwartet - das ist heute noch in keinem Land der Welt anderst. Weder die Mauer noch die Reisebeschränkungen kann und will ich gutheißen (das war so ziemlich das schlimmste, was die DDR hervorgebracht hat), aber die Grenzsoldaten als Mörder hinzustellen ist eine typisch westlich-propagandistische Meinung. Zumal es ja auch vorkam dass Grenzer von den ach-so-friedliebenden Flüchtlingen erschossen wurden.
Bedenke bitte auch den "friedlichen Umsturz" '89. Wäre die DDR wirklich ein so tyrannisches Regime wie du sie darstellen willst, wäre der ganz anders ausgegangen, nämlich eher so wie es noch heute in China gehandhabt wird, nicht wahr?
Aber heute leben wir ja in einer Demokratie, da wird man nur von der Polizei krankenhausreif geschlagen wenn man friedlich singend gegen den Castor protestiert. Oder der BND verhört dich während du in einer CIA-Zelle festsitzt, anstatt dir da herauszuhelfen. Hurra!
ZitatOriginal von Appius Didius Rufus
Meine Eltern waren nicht in der SED, das einzige Glück was wir hatten waren unsere Verwandten im Westen (sonst wäre ich mit 1 oder 2 Jahren verhungert) und dass meine Urgroßmutter Parteifunktionärin war (saß auch im Rat der Stadt, hab noch ne schöne grüne Mappe von)
mein Vater konnte wenigstens das Abitur machen, aber dann war schluss.
Meine Eltern mussten umziehen, weil willt du in einer Wohnung leben, die kurz vorher von wildremden durchschnüffelt wurde? Im Auftrag des "Staates".
Ich denke wohl eher kaum, desseiden du findest das erregend *G*
Unsere jetzige Bundeskanzlerin hat in der DDR ihr Studium absolviert, soviel also schonmal dazu.
Jetzt wo die Zeiten kommen in denen sich der Normalmensch einen Universitätsbesuch finanziell nicht mehr leisten kann (siehe Hessen) darf man sich ruhig die Frage stellen ob das wirklich so toll ist wohin Deutschland gerade steuert.
Deine Äusserung mit dem "Verhungern" kann ich so einfach nicht ernst nehmen, tut mir leid. Meine Eltern hatten mit mir gleich 3 Kinder durchzufüttern und hatten damit auch nie Probleme - trotz fehlender SED-Mitgliedschaft. Meine Mutter, die damals noch Arbeit hatte, war sogar in der Vorgängerorganisation der "Grünen".
Ich erinnere mich gar daran, dass sie einen Mißstand bezüglich einer zu kleinen uns zugewiesenen Neubauwohnung angeprangert hat und eine sogenannte Eingabe abgeschickt hat, die auf Honecker's Schreibtisch landete (oder zumindest dem von seinem Sekretär). Und der Mißstand wurde beseitigt: wir durften in eine größere Wohnung ziehen. Wo bitte gibt es so etwas heute noch?
Bei einem Nahrungsmittelpreis der (zugegeben: im Gegensatz zu Luxusartikeln wie einem Auto, aber das galt damals ja noch nicht als "lebensnotwendig") einen Bruchteil dessen darstellt, was man heute dafür hinblättert ... sorry, ich nehme dir gerne ab dass heutzutage in Deutschland Menschen verhungern. Aber sicher nicht damals.
Allerdings habe ich kürzlich im Sozialkundeunterricht diverse PR-Videos oder West-Schulbücher gesehen. Ich will nicht explizit sagen dass dort gelogen wird, aber ganz geschickt werden einige Fakten schlicht weggelassen, andere werden "interpretiert". Mich wundert es wenig, dass Schüler die mit solchen Materialien aufwachsen, eine überkritische Meinung von der DDR haben.
Amüsant ist auch noch folgender Vorfall: meine Berufsschul-Klasse war samt Klassenlehrer zu einer "Propaganda-Veranstaltung" des Verfassungsschutzes eingeladen. Gut, die Ausstellung war größtenteils sehr interessant, und gerade was die Aufklärung über Neonazis angeht will ich ihr nicht widersprechen. Lustig wurde es allerdings, als unser Klassenlehrer den Sprecher der Ausstellung zum Spaß darüber ausfragte, wie es eigentlich um die Demokratie im heutigen Deutschland stehe, und dabei diverse Fakten oder Begebenheiten aufführte die den Äusserungen des VS-"Abgesandten" zuwiderliefen. Der war ganz schön peinlich berühert.
Und zum Wohnungsdurchwühlen: wenn du glaubst dass der BND entgegen seines offiziellen Aufgabengebiets nicht im Inland agiert ... naja, kein Kommentar. Aber die Schlagzeilen der vergangenen Tage sollten an dir eigentlich nicht so einfach vorbeigegangen sein.
Und bevor man mir hier etwas unterstellt:
Ich will die DDR nicht zurückhaben - aber ich bin überzeugt davon man hätte damals etwas besseres aufbauen können, wenn sich nicht alle Länder blind und ekstatisch ohne konkrete Verhandlungen oder Vorstellungen in die Arme der Bundesrepublik begeben hätten. Ja, ich behaupte einfach mal: die Menschen waren damals unglaublich naiv. Denn was letztendlich zu den Gründen der Massenfluchtbewegung geführt hat war auch das Vorgaukeln der BRD, man selbst sei das Schlaraffenland und hätte ja alles. Nicht wenige der einstigen Grenzflüchtlinge - und das ist Fakt - wollten später wieder zurück, doch dies wurde ihnen nicht erlaubt. Wieder so ein Fehler der DDR-Regierung, denn hätte sich dies unter der Bevölkerung herumgesprochen hätten es sich vermutlich einige Menschen anders überlegt.
Eigentlich hätte man damals zur Wende reinen Tisch machen müssen, man hätte einen Neustart von Gesamtdeutschland veranlassen können. Diese einmalige(?) Chance wurde versäumt, das Resultat sehen wir jetzt.
Ein 'Westler' mit dem ich einmal beruflich zusammengearbeitet habe sagte einmal: "Wisst ihr was toll gewesen wäre? Eure Gesetze und unsere Freiheiten."