Beiträge von Prudentia Aquilia

    Na auch für mich als Hispaniaeinwohner bei meinem ältesten Charakter gibt es dem nicht viel hinzuzufügen. Ich versteh die Entscheidung, das RP sollte sich lieber konzentrieren und nicht verstreuen. Nach 2 Jahren dort bin ich jetzt nur noch aus Solidarität 'Spanier' :)


    Wenn die Provinz weg ist, gehts wohl nach Ägypten, mal sehen. Es ist schade, aber die 'guten alten' Zeiten sind vorbei ;)

    Das ist mir schon bewusst, aber im Kontext des Gesprächs kamen auch Hexen und all sowas hervor und dein Drache klang irgendwie so lebendig ;)


    Ich kenn Mythologien durchaus. Vielleicht bin ich kein Spezialist, aber ich beschäftige mich Hobbytechnisch doch schon einige Jahre damit :) Wie gesagt, es klang einfach anders bei dir, so ists schon verständlicher :)

    Drache und Reenactment? Das passt ja mal gar nicht zusammen find ich. Das ist eher LARP oder ne mittelalterlich orientierte Gruppierung, aber Reenactmentanspruch? ;)


    Ich war auch lange Zeit in einer soweit auch sehr historisch nahen Gruppe. England zur Zeit von Richard Löwenherz, aber ohne Robin Hood, sondern auf einem Kreuzzug :) War ne schöne Zeit. Sobald ich zuhaus bin kann ich mal ein Bild reinstellen.

    Aquilia sah noch eine ganze Weile äußerst bemüht und verlegen auf ihren Teller, froh, dass die Richtung scheinbar nicht geortet werden konnte. Auch Aqulia löffelte nun sehr vorsichtig in ihrem Brei herum. Sie hatte, zugegebenermaßen, sogar Mal Hunger. Aber sie traute sich kaum etwas zu essen, denn sie befand sich in der Situation, dass sie jedes Mal breit grinsen musste, wenn sie den Löffel in Richtung ihres Mundes hob. Letztendlich hatte sie dermaßen lange gepustetm dass der brei schon weniger als lauwarm war, ehe sie ihn vom Löffel lutschte. Viel besser!
    >>Ihr geht’s gut! Sie war allerdings auch erst recht wütend, dass ich einfach fort bin. Aber hätte ich jemanden informiert dann wäre das ganze mit Sicherheit sehr schnell aufgeflogen. Wenn nicht, hätten andere Ärger bekommen, weil sie mir geholfen haben.<< Aquilia zuckte bei ihren Worten leicht mit den Schultern und richtete dann ihren Blick beinahe nachdenklich auf Marsus.
    >>Ich habe mal eine kleine Frage… Würdest… Also ich meine… Könntest du mir ein wenig der germanischen Sprache und Sitte näher bringen? Ich bin immer zwischen beidem aufgewachsen, wenn auch eher römisch. Ich würde gerne mehr wissen…<< gestand sie mit einem etwas eingeschüchtertem Blick. Sie fürchtete, und das war recht deutlich zu sehen, etwas ungeschickt herüberzukommen. Aber ihre germanischen Freunde sprachen zwar Latein, doch viele Worte fehlten ihnen. Ebenso wie sie ein paar Brocken ihrer Sprache verstand, aber dies reichte noch viel weniger zu einer anständigen Kommunikation. Sie lächelte Marsus an.
    >>Aber nur wenn es wirklich geht und du möchtest. Wenn es eher etwas internes ist...<< warf sie dann rasch ein und trank rasch einen Schluck ihres Metes. Er war wirklich lecker...

    Sie sah sich kurz um, während Duccius das Essen holte. Es waren doch wirklich viele Leute hier. Ein leichtes, aber zurückhaltendes Lächeln schlich sich in ihre Miene, als sich ihre Blicke mit denen einer molligen, aber freundlich wirkenden Frau kreuzten. Sie hatte blondes Haar und wirkte insgesamt nicht eben als habe sie einen römischen Einschlag. Suchend blickte sie sich weiter um. Die verschiedensten Arten. Wie mochte es dann erst in Rom sein? Der Aspekt, das gab sie zu, aber nur für sich allein im Stillen, würde sie durchaus interessieren.
    Aber da wurde sie auch schon wieder aus ihren Gedanken geholt, als sie sah, wie Witjon auf sie zubalancierte. Lächelnd blickte sie ihm entgegen und riskierte einen neugierigen Blick auf den Inhalt der beiden Teller. Sah doch eigentlich ganz lecker aus und den Brei kannte sie nur zu gut. Die Wurst hatte sie meistens gemieden. Sie aß Fleisch gar nicht einmal so gerne, es war ihr in der Regel zu deftig. So griff sie auch etwas zaghaft zu ihrem Löffel, während Witjon schon heftig zuzulangen schien. Es war jener Moment, da sie zögerlich den Brei von seinesgleichen löste und sanft anhob, um zu pusten, da ihr Gegenüber ein lautes Gebrüll ausstieß. Erschrocken hob sie den Blick um zu Marsus zu sehen, der wild herumatmete. Einen weiteren, längeren Moment ruhte ihr Blick irritiert auf ihm, der sich so verzweifelt den Met zum Löschen des inneren Brandes hineinschüttete, dann lachte sie herzlich auf. Den Löffel hatte sie wieder in den Brei versenkt.
    >>Hast du mich erschreckt!<< lachte sie auf und schüttelte wild den Kopf mit der Lockenpracht. Sein bedröppeltes Gesicht entspannte ihren Lachanfall auch nicht eben um und sie hielt sich die Hand vor den Mund, die andere ließ sie eilig auf die Tischplatte fallen. Ungünstig erwischte sie dabei das hochstehende Löffelende und was folgen musste, folgte. Eine katapultartige Reaktion, der Brei flog durch die Luft. Erschrocken wirbelte Aquilia herum, gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie der Brei einen harmlosen Besucher um Haaresbreiter verfehlte. Sie errötete und drehte sich rasch wieder zu Marsus um. Nun war sie es, die verlegen grinste.
    >>Huch...<< kam es nur peinlich berührt.

    Aquilia nickte letztlich stark entschlossen. Sie wusste genau, sie würde den Entschluss noch tausendmal umwerfen, ehe sie am Schreibtisch saß und die Zeilen verfasste. Dreimal oder öfter würde sie umformulieren und letztlich die Wahrheit versenden, da sie eine grauenhafte Lügnerin ist und schon immer war. Ihre Mimik und ihre Worte sagten stets die Wahrheit.
    >>Ja, ja ich werde ihm gleich heute Abend schreiben und mich entschuldigen. Und ich werd auch riskieren, dass er bös' wird. Ich werd ihm sagen dass ich Sehnsucht nach früher hatte und werd ihm auch von meinen Ängsten erzählen. Er hat grad geheiratet. Vielleicht ist er in der richtigen Verfassung für soetwas.<< Sie grinste und schloss damit das Thema ab, um begeistert auf seinen Vorschlag einzugehen. Auch sie hatte keinen großen Hunger, aber wenn er etwas essn wollte, freute es sie. Es machte Spaß mit ihm zu reden, herumzualbern und auch Standpauken zu erhalten. Warum auch nicht mit ihm zu essen?
    >>Beim Essen kann ich sogar Manieren aufweisen!<< lachte sie auf und stolperte seiner bestimmten Geste hinterher. Bei den Bänken angekommen ließ sie sich sogleich auf eine gerade frei gewordene sinken Die einzige freie Bank. Heute war ihr Glückstag. Wie konnte man zu einer so wundervollen Zeit auch traurig sein? Immerhin war die Begleitung 'erst Sahne', wie sie in Gedanken feixte. Aber aussprechen würde sie diesen Gedanken nicht, auf gar keinen Fall. Nachher verstand er sie falsch!
    >>Such du was zu Essen aus! Ich bin frei. Gib mir einfach das, was du gerne magst. Ich glaube das mag ich auch!<< Kam sie ihm zuvor, noch ehe er fragen konnte. Sie nahm ihm seinen Becher ab und stellte diesen schon einmal auf den Platz neben sich um auch deutlich zu symbolisieren, dass der besetzt war, während Duccius bestellen würde. So zumindest kannte sie es bei diesen Garküchen, wie die Römer sie nannten. Es waren selten exklusive Mahlzeiten, aber sie sättigten und schmeckten auch zumeist sehr annehmbar. Und, ganz wichtig, sie waren auch bezahlbar.

    Aquilia passte sich seiner Geschwindigkeit an. Und sie war ungemein froh, dass er sie offenkundig doch verstand. Sie nickte bekräftigend als er ihr beipflichtete.
    >>Ich bin ja durchaus auch bereit etwas sinnvolles zu tun, als Wildsäue einzufangen, solange ich nicht nach Rom muss. Die Wildsäue die dort mitunter rumlaufen machen keinen Spaß mehr.<< erklärte sie lachend und wandte den Blick wieder von ihm ab und auf den Weg vor ihren Füßen. Aber immer wieder einmal wandte sie den Blick aus den Augenwinkeln zu Marsus hinauf und sie kam nicht mehr um ihr Lächeln umhin. Ihr Lächeln war dieses Mal weniger schalkhaft, sondern vielmehr sehr warm. Sie empfand auch warme Zuneigung in jenem Moment, da er eingestand, dass ihm ihr Weggehen ebensowenig behagt hatte. Es lag wohl daran, dass sich wieder jemand ansatzweise um sie sorgte. So glücklich sie über jede Freiheit gewesen war, würde sie doch niemals das Schimpfen ihrer Sklavinnen missen wollen, wenn sie wieder unüberlegt durch die Gegend geeilt war. Und das wurde ihr erst jetzt klar, als Marsus diese Worte hervorbrachte. Es fühlte sich irgendwie gut an. Sehr gut.


    Dann aber hielt sie an sich und sah rasch wieder nach vorn.
    >>Ja, das sollte ich wirklich. Oder ist er mein Cousin? Aber du hast Recht. Ich hab schon einmal drüber nachgedacht, doch ich habe mich zu sehr geschämt. Ich traute mich nicht, diese Zeilen auf die Reise zu schicken, immerhin war es seine Hochzeit und wir kennen uns kaum...<< Aquilia zuckte leicht mit den Schultern. Und sie biss auf ihrer Unterlippe herum. Ein deutliches Zeichen dafür, dass sie die Wahrheit sagte. Und wenn Balbus sich wirklich um sie sorgte, wollte sie diese Sorgen nicht unnötig in die Länge ziehen. Sie war selten so unzuverlässig und gerade das setzte ihr zu. Ja, sie war chaotisch, vergesslich.. Aber nicht unzuverlässig und immer da, wenn man ihre Hilfe brauchte. Sie sah aus großen Augen zu ihm auf und wagte dann einen sanften Knuff, kaum sichtbar, in seine ihr dargebotene Seite. Dann lächelte sie wieder.

    Sie ging erst mit schüchternem Blick ein, zwei Schritte weiter, ehe auch sie bemerkte, dass er stehen geblieben war. Rasch ging sie diese Schritte wieder rückwärts und wandte sich ihm zu. Ihre Arme hatte sie hinter dem Rücken verschränkt und das Gesicht leicht gen Boden geneigt. Der Blick ging dennoch zu ihm hinauf und sie wirkte etwas beschämt. Vielleicht war es doch nicht so gut gewesen, dass sie einfach abgehauen war? Nein, natürlich war es das nicht. Aber er wirkte ja geradezu entsetzt, also, dass es.. Also wirklich so merkwürdig war... Als er dann endlich, mehr oder weniger, die Sprache wieder fand kam sie nicht umhin doch wieder zu grinsen. Sie schien dagegen ankämpfen zu wollen, aber immer wieder zuckten ihre Mundwinkel zu den Seiten hin.
    >>Aber warum denn? Das ist doch.. also.. doch nicht schlimm?<< fragte sie etwas unbeholfen und leise. Aber bereute sie es? Selbst wenn es schlimm war? Nein, diese Erlebnisse konnte sie nicht bereuen. Vielmehr hätte sie es bereut, sich in diese riesige, verlogene Stadt zu begeben. Sie hatte genug vom Zentrum des römischen Reiches gehört. Dort wurde nur gefeiert, gesoffen, gegessen und gelogen. Erzählte man sich. Etwas leiser antwortete sie dann auf den Rest.
    >>Also.. Nein.. Ich meine, ich würde die Kleider tragen, aber.. Aber sie dienen doch sowieso nur der Zurschaustellung. Ich bin doch keine Ware, die an jemanden weitergegeben wird. Ich.. ich weiß sowas gehört sich und ich habe auch Balbus Folge leisten können.. Aber mal eben von hier weg zu Menschen, die ich nicht kenne für ein Leben in Gefangenschaft... Nein.<< Sie linste aus den Augenwinkeln zu ihm und stellte sich nun gerade auf. Ein offenes Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie hatte ihn überfallen, mehr als das. Aber er schien es doch besser wegzustecken als sie es im ersten Moment der Offenbarung geglaubt hätte. Zufrieden trank sie selbst noch einen Zug des köstlichen süßen Honigweins. Dann sprach sie:
    >>Außerdem wirktest du auch nicht so begeistert, als du von meiner Abfahrt erfahren hast. Aber... ich weiß nicht, was ich Balbus jetzt nur sagen soll.. Er weiß ja gar nicht, was womöglich passiert ist!<< meinte sie mit nachdenklichem Blick. Ein wenig Gewissensbisse schien sie also doch zu haben..

    Aquilia hatte nicht nur genickt, als sie beide sich dort hinauslotsen wollten, sondern hatte dies mit einem erleichterten Strahlen in den Augen getan. Welches, wie auch sie wusste, nicht sehr höflich war, aber sie hatte doch recht viel zu erzählen und zu erklären und wollte das doch nicht vor fremden Menschen tun. Da konnte man immer nur über so belanglose Dinge reden, die weder sie noch ihn so richtig interessierten. Glaubte sie zumindest. Sich dicht bei ihm haltend holte sie tief Luft, als sie schon die ersten Schritte getan hatten. Dann sah sie zu ihm auf und sie erklärte, offenkundig wirklich überaus glücklich:
    >>Ich war gar nicht in Rom!<< Dann bemerkte sie, wie dürftig ihre Erklärung war und da sie ihn nicht verwirren wollte, erklärte sie sich von Anfang. Sie wusste dass sie viel sagte und vielleicht auch vieles schon sehr früh, aber sie vertraute ihm aus irgendeinem Grund mehr als anderen und sah keinen Grund, es nicht zu tun.
    >>Also.. Rom.. Wäre ich nach Rom gefahren, dann würde ich jetzt wahrscheinlich in teuren Stoffen in einer dunklen Kammer sitzen und warten bis mir ein Mann aufgebrummt wird, den ich nichtmal will. Vermutlich alt und stinkend und ganz furchtbar.<< Sie schauderte kurz bei dieser scheinbar sehr bildlichen Vorstellung, ehe sie fortfuhr:
    >>Stattdessen war ich daheim. Also.. Bei Lanteruna und all jenen. Ich bin an meinem Abreisetag einfach in die andere Richtung. Ich weiß nur beim besten Willen nicht, wie ich Balbus das erklären soll. Aber, Marsus, weißt du.. Es war so schön wieder bei ihnen zu sein! Ich kenne sie noch von ganz früher her.<<
    Aquilia schien mit jedem einzelnen Wort glücklicher zu werden. Sie sprach von einer Welt, in der es sicherlich auch Käfige gab, aber nicht für sie. Sie hatte Freunde, Menschen die sie verstanden, die sie kannten. Dann verstummte sie kurz und sah etwas bedröppelt drein.
    >>Jetzt habe ich dich völlig überfallen... Verzeih mir..<< Ihr fielen viele Entschuldigungen ein. Für den Redeschwall, für das Durcheinander ihrer Worte, aber stattdessen lächelte sie einfach nur verlegen und sah wieder in ihren Becher. Sie musste ihn förmlich erschreckt haben mit ihrem Ausbruch.

    Aquilia lächelte die drei andren Männer arglos an. Wenn Duccius sie schon eine erstsahnige Gesellschaft nannte, dann mussten sie auch wirklich nett sein! Dann achtete wieder konzentriert auf seine Worte. Manchmal kam sie sich regelrecht dumm vor, dass sie solche Dinge nicht wusste, welche in den Gesprächen anderer Leute eigentlich völlig normale Bestandteile waren. Sie konnte sehr gut nähen, recht gut kochen und ewig lange plaudern, aber eben nicht über solche Dinge. Als er von den Tätigkeiten von Politikern sprach hellte sich ihre Mimik verstehend auf und sie grinste. Leise entgegnete sie:
    >>Also machst du das, was ein normaler Mensch genausowenig versteht wie du selbst, aber dennoch getan werden muss, weil es nach irgendwelchen unbekannten Meinungen so zu sein hat?<< Sie lachte leise auf und nickte. Das verstand sie gut, auch wenn dies, auch ihrer Meinung nach, eine eher spaßige Ansicht der ganzen Thematik war. Sie zwinkerte ihm munter zu und nippte wieder an ihrem Becher und dachte über eine Antwort für seine Frage nach. Welche im Übrigen eine hervorragende Frage war für die es erstmal eine Antwort zu finden galt. Warum fragte er sie so schwierige Dinge?
    >>Das sollte ich vielleicht einmal ... Ich weiß nur absolut nicht, wo ich anfangen soll.. Es gibt so furchtbar vieles zu tun... Und ich weiß schon nicht wen ich fragen kann. Da geht's schon los.<< entgegnete sie leise und kleinlaut. Auch Balbus hatte das gewollt und dies war auch wirklich das kleinere Übel. Viel schlimmer fand sie seine Erziehungsmaßnahmen und den Wunsch sie willkürlich irgendwie zu verheiraten. Kein Wunder, dass sie ausgerissen war. Aber das würde sie ihm später alles erklären. Vielleicht mochte ihr sogar Marsus Rat geben können, er kannte sich doch so gut mit all den Dingen aus.

    Aquilia hatte nicht in seinen Becher gelugt. Hätte sie gewusst was sich zuvor darinnen befunden hatte, hätte sie wohl einiges gegeben, um auch den Beweis erbringen zu können. Aber sie hatte es nun einmal nicht und durfte von selbst auch von vornherein vernünftigen Wein kosten. Nicht diese rote, römische Plörre. Aber, vermutlich gut dass sie nichts davon ahnte, sie hätte ihm wohl lange keine Ruhe damit gelassen.
    >>Ah, das klingt ja recht gut. Auf jeden Fall ein schönes Fest, besonders der Met ist recht gut gewählt. Finde ich jedenfalls.<< lächelte sie und trank einen weiteren Schluck von diesem. Duumvir. Eigentlich müsste sie ihn doch sicher dazu gratulieren, oder? Aber was, wenn es nicht so gut ist, wie das, was er vorher gemacht hatte? Magistratus klang nach mehr, es war ein langes und verstricktes Wort. Aber scheinbar hatte er ja die Wahl gehabt, also wagte sie einmal einen Schuss ins Blaue:
    >>Na, dann aber erstmal herzlichen Glückwunsch auch zur Wahl. Planst du da nur Feste, oder was machst du so?<< fragte sie blauäugig. Vielleicht rettete sie ihr humorvoller Tonfall bei der Frage. Vielleicht überzeugte dies die Runde, dass sie es zwar besser wusste, aber ein wenig spaßen wollte. Natürlich wusste sie es nicht. Aber wahre rhetorische Kunst war es doch, Leuten glauben zu machen, man könne etwas, wovon man nie etwas gehört hat. Machten das die Senatoren nicht genauso?

    Mit großer Erleichterung blies sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und griff nach dem dargebotenen Becher. Wie gut es war dass er nicht weiter gefragt hatte! Und die anderen würden sicher nicht fragen, davon war sie fest überzeugt. Dafür kannten sie einander zu wenig, hoffte sie zumindest. Seinen doch durchaus skeptischen Blick hatte sie nicht bemerkt, als sie stark fixiert darauf gewesen war, ja niemanden anzusehen, damit keiner den Schwindel bemerkte. Sie starrte kurz in die trübe Flüssigkeit hinein und hob dann ebenfalls, wenn auch etwas verschüchtert, den Becher.
    >>Eher auf die Saturnalia!<< lächelte sie und trank dann einen ordentlichen Zug. Einen Zug der einer Frau ihrer Statur kaum zuzutrauen gewesen wäre, aber Witjon kannte dies ja bereits. Zwar war der Zug groß, aber auch die Wirkung entsprechend stark. Zumindest in vergangenen Zeiten und bei größeren Mengen, noch war ihr nicht das geringste anzumerken. Sie setzte den Becher ab und deutete dann um sich, um unverfänglichere Gespräche zu beginnen.
    >>Aber wie ist es dir denn überhaupt ergangen? Wie geht es dir?<< meinte sie mit einem freundlichen Lächeln. Sie schien wieder ruhiger zu werden. Fernab von diesem verfänglichen Thema Rom und Germania libra.

    Sie lächelte ebenfalls eine Spur breiter, als er schmunzelte. Mit ihm konnte man so herrlich viel Spaß haben. Allein das war schon ein Grund davor, nicht der Aufforderung von Balbus zu folgen. Als Marsus dann die Stimme wieder erhob, schwächte ihr Lächeln ein wenig ab. Die Farbe ihrer Wangen schien noch ein wenig dunkler zu werden, als er von Verpflichtungen in Rom sprach und sie fühlte sich plötzlich sehr schlecht. Sie mochte hier vor den anderen nicht sagen, was ihr wirklich durch den Kopf gegangen war und die Richtung ihrer Schritte angeleitet hatte. Aber Marsus anlügen wollte sie auch nicht. Sie rieb sich kurz verlegen über die Nase.
    >>Ja, ja die letzten Monate waren sehr schön.<< wich sie wahrheitsgemäß aus. Aber sie hatte lange um Worte gekämpft und wich den Blicken aus, indem sie kurz den Himmel betrachtete und den wohl blödesten Satz in dieser Situation aussprach, der ihr nur hätte einfallen können:
    >>Ist aber recht schönes Wetter heute, nicht? Da haben wir ja Glück gehabt...<< Sie lächelte wieder in die Runde und ihr Lächeln schwächte etwas ab. Innerlich schalt sie sich eine dumme Kuh, DAS hatte sogar sie bemerkt. Also sah sie nur unbehaglich etwas länger zu Marsus und sagte leiser:
    >>Es ist gut, dass ich dich hier treff'. Ich müsst' nachher nochmal mit dir reden.<< Diese Worte gaben dem Begriff 'plump' eine ganz neue Bedeutung. Aber sie fürchtete sich etwas davor, dass weitere Fragen nach Rom kämen, also stoppte sie eine mögliche Fragerei noch ehe sie entstehen konnte.

    Die junge Prudentia konnte nicht umhin, zu grinsen. Einfach weil auch sie so froh war, ihn hier wiederzusehen. Er war der erste in römischen Gefilden den sie wirklich in ihr Herz geschlossen hatte. Onkel Commodus zählte nicht, dieser war damals noch Familie gewesen und inzwischen lange verstorben. Und auch wenn er sehr überrumpelt wirkte, so war sie sich sicher, dass er sich ebenso sehr freuen würde, wie sie selbst es auch tat.
    >>Aquilia, du weißt ich mag diese förmliche Ansprache nicht so gern. Schon gar nicht unter Freunden.<< erklärte sie munter und bedachte dann auch Silko mit einem Lächeln, um eindeutig klarzumachen, dass sie ihn ebenfalls dazu zählte. Und diesen beiden Herren sollte noch aus vorherigen Begegnungen wissen, dass sie es auch außerhalb von den Saturnalien so sah. Sie kannte den Brauch, Sklaven gleichgestellt zu behandeln, ohnehin nicht. Zwar mochte sie davon gehört haben, aber solange sie denken konnte, hatte sie Sklaven immer wie Familie behandelt und den Brauch also schnell wieder vergessen.
    >>Artorius und Bashir, es freut mich sehr!<< erklärte sie die beiden anlächelnd, aber schon deutlich schüchterner und weniger offen wie sie es bei Duccius und Silko getan hatte. Sie hatte er ja schon mehr oder weniger vorgestellt, auch wenn sie dies schon wieder vergessen hatte. Sie beließ es jedenfalls bei der einseitigen Vorstellung und sah zu Marsus auf.
    >>Und entschuldige, dass ich solang fort war. Du weißt ja, ich musste verreisen...<< deutete sie vorsichtig an. Sie wusste nicht, wieviel er davon wusste, dass sie in die entgegengesetzt von jener Richtung gereist war, die eigentlich angedacht wurde.

    Saturnalia, Prudentia kannte dieses Fest. Aber bisher hatte sie es stets nur im eigenen kleinen Rahmen gefeiert. Erst gestern war sie von einem großen Ausflug wiedergekommen, den sie niemandem angekündigt hatte. Und nun hielt es sie nicht mehr innerhalb der eigenen vier Wände, bei den Göttern nicht...


    Mit leichten Schritten - und, oh Wunder - einmal standesgemäßimit einer Tunika gekleidet und darüber einer Stola, ließ sie sich auf dem Forum zu diesen sogenannten Saturnalien blicken. Die Sklavin hatte ihr sowohl den Rat der Kleidung, als auch den Rat der Saturnalien erteilt. Und so hatte sie, froh, wieder an ein wenig Abwechslung zu geraten, zugestimmt. Auf eine Palla hatte sie liebend verzichtet und so fiel ihr das lockige Haar wieder den Rücken hinunter. Mit dezent eingearbeiteten, festlichen Bändern und Schmuckstücken hatte Tilruna sich alle Mühe gegeben, Aquilias Haar einigermaßen zu bändigen - und es war geglückt. Immerhin stand es nicht ab und fiel halbwegs elegant.


    Das fröhliche Gesicht blickte sich nach bekannten Gesichtern um. Viele hatte sie nicht in Mogontiacum, aber auf einem so großen Fest, wie es hieß, sollte die Chance doch gegeben sein, eines dieser wenigen zu erblicken. Wie stets waren die Wangen etwas gerötet, wohl vor Allem durch die Kälte. Die helle Haut, die offenkundig selten eine andere Sonne als die germanische erblickt hatte, war hell wie eh und je. Und die Augen wirkten aufgeweckt und glücklich. Es schien als habe ihr heute jemand eröffnet, dass ihr Vater wieder da sei, dass sie sich nicht den Römern anpassen musste und ohnehin jede frohe Botschaft übermittelt hatte.
    Nach einiger Zeit des Schlenderns zog sie ein schon fast enttäuschtes Gesicht, als sie endlich jemanden erkannte. Er war groß und dunkelhäutig und hatte dieses freundliche Gesicht, wie sie zumindest fand. Dann konnte auch.. Da war er. Sie hatte Recht, wo der eine war, konnte der andere nicht weit sein. Mit einem Lächeln ging sie auf Duccius Marsus und Silko zu, die sie noch von früher her kannte. Aber um nicht in das Gespräch einzufallen wie der Römer aufs Bankett beließ sie es bei einem gespielten Räuspern und einem:
    >>Schöne Saturnalien die Herren!<< und lächelte breit. Natürlich kannte sie den normalen, angebrachten Ausruf, doch sie hatte ihn sich für heute einmal verbissen. Sie lächelte einmal mit ihrem fröhlichsten Lächeln in die Runde, zutiefst hoffend nicht bei etwas wichtigem gestört zu haben.

    Die junge Prudentia hatte das Haus nicht verlassen. Sie hatte nicht nach Rom gewollt. Offiziell hatte sie ihre Reise vorbereiten lassen, damals, als sie ihren Verwandten besuchen sollte, da er seine Hochzeit plante. Aber die Praxis hatte dann doch völlig anders ausgesehen. Sie hatte ihre Siebensachen tatsächlich gepackt, nicht jedoch, um nach Roma zu gehen...


    Müde kam Prudentia wieder ins Haus gestolpert. Die Sklavin, die ihr die Tür geöffnet hatte, empfing sie mit einem zornigen Kreuzfeuer bösester Worte. Die junge Prudentia nahm sie alle auf. Mit ihr konnte man dieses Spielchen treiben. Nicht jeden durfte die Sklavin so wüst beschimpfen, aber sie selbst würde es vermissen, wäre es anders. Es war schon immer so gewesen. Sie bekam sogar vielmehr Gewissensbisse da sie einfach gegangen war, unter der Vorgabe, nach Rom auszuwandern und dann spurlos zu verschwinden und niemals anzukommen.
    >Sssht!< machte Aquilia mit einem leisen Lächeln. Das lange, lockige Haar stand wieder einmal wüst ab und die Kleider waren ganz und gar nicht römisch.
    >Ich war daheim!< strahlte die junge Römerin mit leiser Stimme und stellte ihren Beutel auf den Boden. Ihr Gesicht war hell wie eh und je, ihre Wangen gerötet. Doch ihr Gesamteindruck wirkte sehr gesund und heiter, ohne größere Sorgen. Man sah ihr wirklich an, dass ihr Herz bis zum Halse schlug. Tilruna, die Sklavin, musste nun doch leicht lächelnd und schimpfte nur noch etwas leises mit 'warmes Bad bereiten' und stampfte von dannen. Aquilia lachte leise in sich hinein und strich das dunkle Haar hinter ihre Ohren. Wo es nur für wirklich wenige kurze Momente ausharrte.


    Lediglich die Standpauke die sie erwarten würde, wenn Balbus von ihrem egoistischen Ausflug erführe, die mochte sie sich nicht ausmalen. Aber, andererseits, es ließ sich ohnehin nicht vermeiden und vielleicht würde er lernen, dass sie sich nicht in ein römisches Sittenbild hineinzwängen würde. Gerade jetzt nicht, wo sie in jenem alten Dorf gewesen war. Sie fühlte sich sehr gut und folgte der Sklavin auf leichten Füßen. Zwar vermisste sie ihre Leute doch schon wieder, aber nichts sprach dagegen, dass sie diese bald wiedersehen würde. Nichts! Und so begann ein germanischer Alltag in der römischen Bastion aufs Neue.