Beiträge von Quintilia Valentina

    Gefragt, wem der Stall eigentlich gehörte, fiel Valentina mal wieder auf, dass sie nicht gemacht war, um in den Vordergrund zu treten. Eigentlich war ihr Platz an der Seite ihres Ehemannes. Oder auch etwas hinter ihm, damit hätte sie absolut keine Probleme gehabt. Doch nun war er wieder auf unbestimmte Zeit versetzt worden und ihr oblag nun, ihn zu gewissen Teilen in der Öffentlichkeit zu vertreten. "Oh entschuldige." Sah sie ihren Gast daher lächelnd an. "Es ist der Tribunus Cohortis Praetoriae Faustus Decimus Serapio." Gab sie dann nicht ganz ohne Stolz zur Antwort.


    Leider schien sich kein allzu ergiebiges Gespräch entwickeln zu können. Die junge Quintilia versuchte mit ihrem kaum vorhandenen Wissen zu glänzen, doch von ihrer Begleitung kam nicht allzu viel, auf das sie hätte eingehen können. Beide gingen sie daher diszipliniert an den Pferdeboxen vorbei. Endlich ergriff ihr Begleiter dann auch wieder etwas das Wort und erleichtert wandte sie sich ihm zu. Auf seine lobenden Worte nickte sie dankend. Auch wenn sie hier mal dem Personal ein bisschen Beine machen musste. Nur weil ihr Mann vorerst nicht mehr hier vorbeikommen konnte, hieß das nicht, dass man alle Aufgaben schleifen lassen durfte. Sie wollte wenigstens sein Ansehen aufrecht halten, so lange es ihr möglich war. "Dankeschön." Ließ sie das den Redner auch wissen. Seine weitere Frage allerdings ließ sie innehalten. Um so etwas hatte sie sich bisher nicht gekümmert und gehörte auch noch zu den Aufgaben, in die sie erst hineinwachsen musste. "Nunja..." Etwas nervös wrang die Dame ihre Hände ineinander. Brauchen konnten sie das Geld schon. "Deine Frage trifft mich jetzt etwas unvorbereitet. Darf ich mir darüber Gedanken machen und darauf zurück kommen?" Mit einem freundlichen Augenaufschlag sah sie ihren Besucher an.

    Einen Moment zögerte Valentina noch. Sie kannte den Mann vor sich schließlich nicht und das hier waren die Stallungen eines nicht ganz unwichtigen Soldaten Roms. Selbst sie hatte schon von Spionen gehört. Wollte der Fremde etwa die Abwesenheit ihres Ehemannes nutzen und mehr über dessen Stall erfahren? Die Quintilia kaute einen Moment auf ihrer Unterlippe herum. Doch dann entschied sie sich, nicht sofort davon auszugehen, dass der Mann in böser Absicht hier war. Er machte einen sympathischen Eindruck und vielleicht hatte er wirklich nur Interesse. "Gerne, folge mir." Gab sie dann den Weg vor und nickte ihm zu, als er seinen Namen nannte. "Mein Name ist Quintilia Valentina. Ich bin die Ehefrau des Inhabers." War vielleicht nicht falsch, wenn der Besucher dies gleich zu Beginn wusste. Außerdem war dies nichts, dass sie verheimlichen musste.

    "Heute ist Trainingspause, deswegen sind so viele Pferde noch hier." Erklärte sie während sie auf die stolzen Tiere deutete. "Die hier, haben noch einen langen Weg vor sich, bevor sie mal in einem richtigen Rennen laufen können."

    Sich ihren Fehler bewusst machend, erwiderte Valentina die Begrüßung ebenfalls und mit einem fast schon scheu wirkenden Lächeln. "Salve." Sie hielt den Blick aufrecht, doch er war nicht durchdringend oder gar herablassend. Sie wollte nur Augenkontakt halten, weil ihr dies beigebracht worden war und von Respekt zeigte. Selbst ihrer ägyptischen Sklavin, die ihr Mann mitsamt dem felligen Geschenk von seiner letzten Reise mitgebracht hatte, versuchte sie diesen stets aufzubringen.

    Bei der weiteren Frage erhellte sich das Gesicht der Quintilia sogar noch etwas mehr, denn es hatte doch etwas Gutes, dass sich jemand für den Stall ihres Mannes interessierte. Oder? Kurz kam dann doch die Unsicherheit auf. Wie weit hatte es sich bereits herumgesprochen, dass er momentan nicht mehr in Rom weilte sondern wieder auf einer seiner geheimen Missionen, bei denen nicht einmal sie über den Aufenthalt informiert werden konnte.

    Doch bevor sie sich hier in zu viele Vermutungen verlor, beschloss die junge Ehefrau ihren Mann so gut es ihr möglich war, zu vertreten und nickte daraufhin. "Du hast Glück, ich bin die Verwalterin. Ich kann dich herumführen."

    Noch immer erwiderte Valentina den Blick, mittlerweile begann sie sich allerdings zu fragen warum ihr Gegenüber sie so komisch ansah. Hatte sie einen Flecken im Gesicht?

    Wie immer, wenn sie hier ohne ihren Mann durch die Stallungen ging, versuchte Valentina sich nicht anmerken zu lassen wie unsicher sie stets war. Sie repräsentierte hier ein wichtiges Amt und musste im Sinne und zum Wohle von Serapio entscheiden. Dieser hatte bereits vor einer Weile wieder die Stadt verlassen müssen und nur durch seine Briefe, die sie regelmäßig erreichten, wusste sie ihn am Leben. Doch dafür hatte sie sich entschieden, als sie ihm das Jawort gegeben hatte. Dafür und für ein Leben in dem es ihr an nichts mehr fehlen würde. Außer dem Ehemann in ihrem Bett. In der Casa hatten sie getrennte Zimmer und wenn sie ihm mal in der Nacht beiwohnte, waren sie nicht alleine, denn ein gutaussehender Jüngling sorgte dafür, dass Serapio wenigstens ein wenig Interesse an ihr zeigen konnte. Doch bisher ohne Erfolg. Sie trug immer noch kein Kind unter dem Herzen, dabei war das doch ihr sehnlichster Wunsch und ihre Aufgabe als Ehefrau.
    Sie überhörte das Tuscheln in den Badehäusern und mied diese in letzter Zeit sogar immer mehr, obwohl ihr das als angenehmer Zeitvertreib sehr gelegen gekommen war. Sie opferte regelmäßig und viel an den Tempeln, doch die Götter schienen sie nicht erhört haben zu wollen. Und nun war ohnehin wieder eine Zeit des Wartens angesagt. Jetzt galten ihre Spenden der wohlbehaltenen Rückkehr ihres geliebten Mannes.

    Da war es ein guter Zeitvertreib in dessen Stallungen auch hin und wieder nach dem Rechten zu sehen, denn sie wusste wie wichtig ihm dieser Rennstall war. Er hatte damit bereits viele Gewinne erzielt und auch die Quintilia hatte sich mittlerweile vom Fieber des Wettstreits anstecken lassen. So ging sie nun erhobenen Hauptes den Stallgang entlang. In ihr blondes Haar hatte sie goldene Bänder flechten lassen, die ein gutes Zusammenspiel mit den Stickereien bildeten, die ihr helles Gewand zierte. Sie trug nicht übermäßig viel Schmuck zur Schau, schließlich stammte sie aus einer Familie in der es nicht viele Reichtümer gegeben hatte. Sie wusste sehr wohl zu schätzen was sie hatte und nur ein paar goldene Ohrringe komplettierten ihr Aussehen.

    Vor dem Stall eines der jüngeren Pferde blieb sie kurz stehen und sah hinein. Es war noch einiges an Training notwendig, damit es die nötigen Muskeln aufbauen konnte um ein Rennen zu überstehen. Überhaupt war es sehr ruhig hier im Stall. Wo waren nur alle hin? So spät, dass bereits alle nach Hause gehen konnten, war es immerhin noch nicht. So raffte Valentina ihr Gewand etwas und ging forschen Schrittes nach draußen. Dort wäre sie fast mit dem jungen Mann zusammen gestoßen, der dort stand.

    Schweigend fuhr sie ihrem Ehemann langsam mit den Fingern durch das dunkle Haar. Valentina ließ ihn seinen Kummer von der Seele reden. Sie kannte Borkan nicht annähernd so gut wie Faustus, doch sie hatte ihn sehr gemocht. Es tat ihr leid, dass er verschwunden war. Faustus ließ gerade all seinen Gedanken freien Lauf. Sie kannte den genauen Grund nicht warum die Beiden sich damals getrennt hatte, sie standen damals ganz am Anfang ihrer vorgetäuschten Beziehung. Valentina war einfach nur froh jemanden gefunden zu haben, der ihr Schutz bieten konnte. "Er ist nicht besser dran." Versuchte sie ihn aufzumuntern und gab ihm erneut einen Kuss auf den Haarschopf. Im Rausch jedoch war Faustus nicht mehr zu bremsen und so ließ sie ihn weiterreden. War einfach für ihn da und hielt ihn fest.

    Er erwähnte sie beiden und Valentina nickte zustimmend. "Natürlich, wir bleiben einander." Über seinen philosophischen Einwand, schmunzelte sie. Für sie passte so ein schuppiger Eideschenschwanz nicht mit einer so guten Sache wie der Liebe zusammen. Doch ihr Mann war gerade nicht mehr in der Verfassung wirklich zuzuhören. Als er sich an sie lehnte, schmiegte sie sich ebenfalls etwas mehr an ihn. Ihre Arme umschlangen ihn fester und hielten ihn fest. Da sprach er weiter und was er ihr dann mitteilte hätte sie lieber nicht so genau gewusst.
    Valentina war klar, dass sie ihren Mann immer teilen musste, dass jedoch so direkt und ungeschönt gesagt zu bekommen war nicht angenehm. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet, auf den Morgenhimmel, der langsam immer heller wurde. Faustus schlief in ihrem Armen ein und aus Valentinas Augenwinkel löste sich eine Träne, die lautlos an ihrer Wange herab lief.

    Die Zärtlichkeiten, die Serapio ihr zukommen ließ, und fielen sie noch so gering aus, wurden von der jungen Quintilia in vollen Zügen genossen. Er war trotz allem immer zärtlich und liebevoll zu ihr und sie wollte es ihm genauso zurück geben. Sie schenkte ihm ein Lächeln als er seinen Wunsch aussprach und nickte. "Du hast doch bereits so viel für mich getan." Ihre Augen suchten seinen Blick und auch wenn dieser nicht mehr ganz klar war, hoffte sie doch, dass er wusste wie dankbar sie ihm für alles war. Dann beugte sie sich vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Nur kurz, wie eine sanfte Abendbrise und ohne ihn in Verlegenheit zu bringen diesen erwidern zu müssen. "Ich bin glücklich."

    Sie sichtete sich neben ihm wieder etwas auf und hörte seine Frage. Natürlich müsste sie lügen, wenn sie behaupten würde diese Nachfrage würde ihr nichts bedeuten. Auch sie hatte Borkan als Freund für sich gewinnen können und doch war er der Mann gewesen, den Serapio in Wirklichkeit geliebt hatte. Sein Weggang musste ihn schwer getroffen haben. Mit den Fingern strich sie über seinen Handrücken und schüttelte leicht das blonde Haar. "Nein, er hat leider überhaupt nichts mehr zu mir gesagt." Sie sah wieder auf und ehrliches Mitgefühl lag in ihrem Blick. "Es tut mir so leid."

    Irgendwie klangen die Worte ihrer Gegenüber ziemlich nüchtern. Dennoch hörte Valentina aufmerksam zu und nickte hier und da als Zeichen, dass sie verstand. Eine Verbindung mit Serapio war einzig und alleine ihre Rettung gewesen, denn von ihrer Familie war sonst so gut wie niemand mehr vorhanden. Sie wäre einsam und verarmt untergegangen, hätte er sich ihrer nicht erbarmt. Sie nahm ihn dafür so wie er war, mit all seinen Vorlieben.

    Es könnte Freude bereiten. Bei dieser Aussage, seufzte die junge Quintilia ohne es direkt zu bemerken. Ihrem Ehemann war es wohl eher eine lästige Pflicht als irgend eine Art von Freude, wenngleich er wusste, dass ein Nachkomme auch sein Ansehen stärken würde. Valentina war bereit ihm diese Pflicht zu erfüllen. Doch dazu musste er sie auch hin und wieder aufsuchen. Einmal hatten sie es bereits versucht, da lag ein weiterer Jüngling mit ihnen im Bett. Doch es sollte beim Versuch bleiben, denn sie hatte in dieser Nacht nicht empfangen.

    Gerne hätte sie ihre Gegenüber gefragt, wie man die Lust eines Mannes erwecken konnte, der eigentlich keine Frau neben sich liegen haben wollte. Doch sie durfte das Geheimnis ihres Gemahls nicht verraten und so blieb ihr nichts weiter übrig als noch einmal über die Worte nachzudenken. "Danke für deine Offenheit. Nun weiß ich ein klein bisschen besser damit umzugehen." Auch wenn das nur die halbe Wahrheit war. "Um der Göttin Opfer darzubringen, bin ich heute hier." Vielleicht konnte sie ja doch wenigstens so etwas wie vorübergehendes Interesse bei ihrem Ehemann entfachen. Vielleicht wenn er nicht mehr ganz Herr seiner Sinne war? Plötzlich hatte sie eine Idee, doch es war verwegen. Valentina sah sich um, um keine ungeliebten Mithörer zu haben. "Darf eine Frau bei diesem Dienst auch ungewöhnliche Mittel anwenden um ihren Mann von sich zu überzeugen? Berauschende Mittel zum Beispiel?"

    Aufmerksam hörte Valentina ihrer Gegenüber zu. Vor allem als diese davon sprach eine Liebe dort wachsen lassen zu können wo eigentlich keine vorhanden war. Nachdenklich sah sie zur Seite weg. Serapio würde sie nie lieben können wie einen anderen Mann. Er hatte sogar darum gebeten einen Jüngling hinzukommen zu lassen, als er einmal mit ihr bereits das Bett geteilt hatte.

    Die junge Quintilia stimmte all dem zu, denn sie liebte diesen Mann, dass hatte sie von Anfang an. Wohlwissend, dass sie das nie in dieser Form zurück bekommen würde. Er legte ihr die Welt zu Füßen und überhäufte sie mit Geschenken. Eines davon stand ein paar Schritte hinter ihr, denn auch die ägyptische Sklavin war von ihrem Mann für sie auserwählt worden. Und da die Sklavin ihrer Sprache größtenteils mächtig war, hatte sich zwischen den beiden Frauen ein gutes Verhältnis entwickelt.

    Er tat wirklich alles für sie, nur lieben, dass würde er sie nie können. War das, was die Magistra meinte? Liebe gab es in vielen Formen. Die Blonde lächelte kurz. "Das schon, allerdings ist es der einzige Weg um Nachwuchs zu bekommen." Sie hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund, weil ihr bewusst wurde wie unpassend diese Worte waren. "Verzeih bitte." Fügte sie dann an. Sie fürchtete jetzt nicht die Götter, sondern eher die Rednerin erzürnt zu haben, weil sie auf ihre erklärenden Worte so reagierte.

    Im Anschluss glitt ihr Blick zum Tempel empor. "Danke für deine Hilfe. Nun kann ich es wagen meine Bitte vorzutragen."

    Aufmerksam hörte Valentina ihrer Gegenüber zu. Obwohl sie eine Bürgerin Roms war, hatte sie sich das Verhalten so manch anderer Römerin nicht aneignen können. Vor einiger Zeit wurde sie deswegen sogar mal verdächtigt diesem neuartigem Kult, diesem Christentum anzugehören. Eine sehr üble Nachrede, gegen die sie sich vehement wehrte, denn die Quintilia verehrte die römisch Götter. Aus keinem anderen Grund war sie heute hier. Als die Magistra ihr gegenüber allerdings erwähnte, dass man Liebe auch selbst am Leben halten musste, nickte die Blonde etwas nachdenklich. Es war ihr anzumerken, dass es ihr nicht leicht fiel darüber zu reden aber wenn sich ihr nun schon die Gelegenheit bot, wollte sie diese auch ergreifen. Also kam sie noch einen Schritt näher um ein gewisses vertrautes Umfeld zu schaffen und ihre Stimme, trotz des Lärms der sie umgab, nicht all zu viel erheben zu müssen.

    "Ist es vermessen die Göttin auch darum zu bitten eine Liebe, die es nicht gibt, in etwas zu verwandeln, dass diesem am nächsten kommt? Es wäre mein sehnlichster Wunsch, doch auf keinen Fall möchte ich sie zornig stimmen."

    Schweigend und mit verborgener Neugier hatte Valentina der Unterhaltung der beiden Frauen gelauscht. Ihre Sklavin stand hinter ihr, schweigend und so regungslos wie eine Statue. Überrascht über den plötzlichen Gefühlsausbruch der Einen, trat auch sie einen Schritt zurück, als diese sich einen Weg durch die Menge bahnte.
    Als die Erklärende nun wieder alleine war, wagte Valentina sich nun vor. "Entschuldige bitte, ich kam nicht umher der Unterhaltung von eben zu folgen. Kannst du mir auch helfen? Du hast erklärt, die Societas Veneris dient der Göttin Venus und steht für die Liebe zwischen Menschen. Kann man das auch auf die Liebe zwischen zwei Menschen beziehen? Denn ehrlich gesagt bin ich aus diesem Grund hier um Venus um ihren Beistand zu bitten." Sie deutete hinter sich auf ihre Sklavin dem dem Korb voller Opfergaben.

    Seit ihrer Hochzeit waren nun schon ein paar Wochen ins Land gezogen. Mittlerweile hatte Valentina sich auch unter den Bediensteten des neuen Hausstandes bewähren können. Sie hatte gelernt, mit strenger aber immer noch viel zu gütiger Hand, die Aufgaben der Sklaven zu überwachen. Unter ihrer Leitung gab es ein paar kleinere Änderungen über die nicht jeder sofort begeistert war, doch mittlerweile hatte auch der letzte Skeptiker begriffen, dass sie als Domina nicht ganz so konservativ war, dennoch dafür sorgte, dass alle immer versorgt waren.

    Ihren Mann versuchte sie auch zu unterstützen wo es nur ging und sie suchte ihn am Abend, so oft er es ihr gestattete, auf. Meistens jedoch redeten sie dann nur während sie beieinander lagen. Valentina wusste von dessen Geheimnis, schon bevor sie ihn heiratete. Dennoch hatte sie gehofft, dass sie einen Weg finden würden auf dem sie sich irgendwann treffen konnten.

    Deswegen hatte sie sich heute zu den Tempeln begeben. Ihre ägyptische Sklavin folgte ihr wie ein Schatten und diese trug auch den Korb mit den Opfergaben, die Valentina bereit war für ihren Wunsch zu leisten. Sie wünschte sich von der Göttin der Liebe, dass ihr Mann sie wenigstens hin und wieder so lieben konnte, wie es ein Ehemann für gewöhnlich tat. Den Wunsch eigene Kinder zu bekommen, hatte sie trotz allem noch nicht aufgegeben.

    Dort angekommen war, wie zu erwarten ein großer Andrang und da die junge Quintilia niemand war, die sich schnell in den Vordergrund drängte, wartete sie bis die Gruppe Frauen, die sich vor ihr zusammen geschart hatten, den Weg freigeben würden.

    Sie ließ ihren Gemahl erzählen was ihm auf der Seele lag. Dabei unterbrach sie ihn mit keiner Silbe. Valentina sah ihn an und hörte aufmerksam zu. So wie es sich für jemanden gehörte die geschworen hatte für jemand anderen da zu sein. Während er sprach, wurde auch Valentinas Blick traurig. Solche Träume kannte sie nicht und sie hatte auch diesen Mann nie kennen gelernt von dem Serapio sprach. Doch er hatte ihm offensichtlich viel bedeutet. Und das alleine schmerzte die Quintilia. Sie hätte den Schmerz und die Trauer gerne von ihm genommen, wusste sie doch selbst nur zu gut wie es sich anfühlte jemanden zu verlieren, der einem lieb und teuer geworden war. Sie selbst hatte das auch schon auf die ein oder andere Art und Weise erleben müssen. Jedoch nie in einer schrecklichen Schlacht inmitten des Kampfgeschehens. Sie hob die Hand und strich mit ihren zarten Fingern eine Haarsträhne aus dem Gesicht ihres Gemahls. Dann beugte sie sich vor und küsste ihn zuerst auf die Stirn, dann auf beide Wangen und schließlich kurz auf den Mund. Wie gerne hätte sie ihm angeboten sich abzulenken, sie wäre bereit für ihn. Doch sie wusste, dass sie Serapio vieles geben konnte, doch nicht diese Art der Zuneigung. Sie hatte es an dem Tag akzeptiert an dem sie ihn geheiratet hatte. Und normalerweise kam sie gut damit klar, doch in Momenten wie diesen, in denen sie zum Nichtstun verdammt war, schmerzte es sie sehr. Die Kleider hätte sie ohne Scham abgelegt und ihm hier und jetzt ihre Liebe bewiesen. Doch nichts von alldem könnte ihn glücklich machen.

    Sie konnte nur für ihn da sein und ihm zuhören. "Ich bin mir sicher, er wartet auf dich und ihr werdet euch eines Tages wiedersehen. Wie könnte jemand dich vergessen? Aber..." Sie sah zu ihm auf und suchte seinen Blick. "...ist es vermessen von mir, wenn ich mir wünsche, dass dieser Tag noch in weiter Ferne liegt?" Sie schmiegte ihre Hand an seine Wange und legte ihren Kopf an seine starke Brust. "Jetzt da ich dich gerade erst wieder zurück habe und endlich ganz für mich."

    Als er sich von ihr einen Kuss erbat, erwiderte Valentina diesen. Dankbar für jede Zuneigung, die sie von ihm bekam. Sie strich ihm mit der Hand durch die Haare und schenkte ihm ein Lächeln, als sie feststellte, dass sie gut roch. Eitel war Valentina wahrlich nicht, doch darauf nicht zu riechen als hätte sie den Tag auf den Straßen Roms verbracht, darauf legte sie großen Wert. "Na, du willst doch keine übel riechende Frau zur Gemahlin, nicht?" Erwiderte sie und legte sich dann zu ihm. Sie war ihm zugewandt doch sie schüttelte den Kopf. "Noch nicht." Sie wollte noch einen klaren Kopf bewahren, solange sie nicht wusste was los war.

    Dann schmiegte sie sich an ihn so gut es auf der Klinge möglich war. "Magst du mit mir erzählen, warum du hier draußen liegst?"

    Als Hausherrin einer so großen Casa hatte auch Valentina erst in ihre neuen Aufgaben hinein wachsen müssen. Bisher hatte sie kaum eine Handvoll Sklaven beaufsichtigt, denn ihre Familie hatte kaum die Mittel gehabt sich viele davon zu leisten. So kam es auch, dass sie einige Aufgaben in ihrem alten Zuhause selbst übernommen hatte. Hier aber war das nicht nötig, sie musste nur etwas zu lange auf eine Stelle blicken und sofort kam einer der Diener um sich zu erkundigen was ihr denn missfiel. Auch hatte Valentina lernen müssen zwischen nötiger Strenge und die von ihr bevorzugter Güte die Balance zu halten. Hielt man sie für zu nachsichtig, war ihr Posten als Domina dieses Hauses stetes in Gefahr belächelt zu werden. Sie wollte aber auch nicht dafür gefürchtet werden, nun hier eingezogen zu sein. Alles nicht so einfach und auch wenn sie sich mittlerweile ihren Platz hier im Haus erobert hatte, nahm sie immer noch viele Dinge mit in ihr Gemach um darüber nachzudenken. Mit keinem Wort beschwerte sie sich jemals bei Serapio oder würde dieser ein Wort des Jammers von ihr hören. Wenn sie ihn zu Gesicht kam, war sie ihm die Frau, die er sich hoffentlich von ihr erwartete. Sie liebte ihn noch immer, spürte aber nur all zu deutlich, dass er nach ihrer gemeinsamen Hochzeitsnacht keinerlei Verlangen nach ihrer Nähe hatte. Vielleicht, so hoffte sie für ihn, würde er das ja auch nicht mehr müssen. Jeden Tag achtete sie auf die Zeichen ihres Körpers ob die Nacht bereits zu Veränderungen geführt hatte. Doch selbst ihre mittlerweile sehr lieb gewordene Leibsklavin Renenet konnte noch nichts feststellen.


    Und so lag Valentina auch in dieser Nacht noch lange wach, den Geparden neben sich im Bett um ihm den Kopf zu streicheln und sah in die Dunkelheit vor ihrem Fenster hinaus. Heute gab es seinen Streit in der Küche, bei der es hoch herging. Eine der neuen Sklavinnen wurde beschuldigt sich an den Speisen zu bedienen die eigentlich für Serapio und sie bestimmt waren. Die Küchenchefin hatte bereits Hand angelegt bis Valentina eingetroffen war und so musste sie erst einmal für Ruhe sorgen. Alle redeten durcheinander und in der Mitte das weinende Mädchen mit ihren bereits geschwollenen Wangen. Es war in diesem Durcheinander nicht heraus zu finden wer Recht hatte und wer nicht also hatte Valentina angeordnet, dass man die Neue erst einmal in ein Zimmer etwas abseits der Küche einsperrte. Was hoffentlich gnädiger war als sie gleich wieder dem Händler zurück zu geben. Am nächsten Morgen, würde sie eine Entscheidung treffen müssen.

    Der Gepard hob plötzlich den Kopf und hob die Schnauze als würde er etwas riechen. Auch Valentina nahm einen seltsamen Duft wahr. Sie schwang sich aus dem Bett und trat an die Türe, die auf den Balkon führte. Hier wurde der Duft noch stärker und sie öffnete diese. Als sie hinaus trat, sah sie jemandem auf einer der Klinen vor dem Gemach ihres Mannes liegen und als sie näher kam, erkannt sie ihren Gatten. Barfuß und nur bekleidet mit ihrem Nachtgewand trat sie hinter Serapio um sich dann vorzubeugen und ihm die Hände auf die Schultern zu legen. Jetzt wusste sie an was sie der Geruch erinnerte und es gefiel ihr nicht, dass er statt zu ihr zu kommen dachte er müsste sich mit anderen Dingen ablenken. Doch auch jetzt kam kein Wort des Vorwurfes über ihre Lippen. Statt dessen drückte sie seine Schultern etwas und gab ihm einen Kuss auf die Haare. "Gibt es etwas, dass ich für dich tun kann?"

    An der Seite ihres Mannes erreichte dann auch Valentina die Domus Annaea. Sie hatte während des Brautzuges zwar keine Verse vorgetragen, das hatte sie Serapio überlassen, doch Nüsse hatte auch sie geworfen. Ihr war der kleine Moment nicht entgangen bei dem sich ihr Mann angespannt hatte und am Ende doch zum Glück nur einen Bettler angestarrt hatte, der die Nüsse am Boden aufsammelte. Valentina fragte selten nach den Aufgaben die ihr Mann zu betreuen hatte. Ein solche Geheimnis hatte ihn schließlich vor langer Zeit von ihr getrennt. Wenn er mit ihr sprach, hörte sie ihm zu, doch sie war keine all zu neugierige Frau. Sie ließ ihrem Mann in mehrer Hinsicht seinen Freiraum. Jetzt aber war sie an seiner Seite und machte ihm keine Schande. Auch wenn sie zugeben musste nicht mehr ganz nüchtern zu sein. Sie hatte über die Sprüche gelacht und warf Serapio immer wieder bewundernde Blicke zu. Als die Braut nun über die Schwelle getragen wurde, klatschte Valentina und freute sich so sehr für Iullia Stella. Einfach aus dem Grund weil sie selber jetzt so glücklich verheiratet war und sie ihr genau so viel Glück wünschte.

    Ein zuverlässiger Sklave der Gens Decima klopfte an der Türe und wartete eingelassen zu werden.
    Höflich überreichte er dann dem diensthabenden Beamten ein Schriftstück seiner Domina.


    Ad:

    Titus Caecilius Celer

    Officium der Decemviri Litibus Iudicandis


    Ich, Quintilia Valentina, nehme hiermit das Erbe von Iullus Quintilius Sermo an.


    Quintilia Valentina

    ANTE DIEM III KAL IAN DCCLVII A.U.C. (03.05.2021)

    Zusammen mit ihrem Mann, ja tatsächlich Valentina kam zum ersten Mal nicht alleine auf eine Hochzeit, hatten sie sich unter die Gäste gemischt. Schließlich war es noch gar nicht so lange her, da war das heutige Brautpaar Gast auf ihrer eigenen Hochzeit.

    Während der Zeremonie, drückte Valentina Serapios Hand und sah ihn von der Seite mit einem verliebten Blick an. Es war eine schöne Zeremonie und Valentina lehnte sich gegen Serapio. Wie verliebt die Beiden aussahen.

    Anschließend reihten sie sich in die Reihe der Gratulanten und als sie an der Reihe war, beglückwünschte Valentina das junge Ehepaar.