Beiträge von Fiona

    Fionas Flucht ist geglückt! Sie wird Britannia wiedersehen! Ob sie dort das finden wird, wonach sie sucht, weiß nur der Wind. Eines Tages vielleicht wird die Zeit kommen,da auch diese Geschichte erzählt werden wird.


    Bis dahin bitte ich diese ID ins Exil zu stellen.


    Ich möchte mich bei allen Mitspielern bedanken, die diese ID im Spiel begleitet haben und ihren Weg gekreuzt haben. Ganz besonders möchte ich auch all jenen danken, die sich für Fiona eingesetzt haben.

    Es war ihr bestimmt nicht leicht gefallen, zu nehmen, was ihr nicht gehörte. Und doch hatte sie es getan! Bei einer passenden Gelegenheit war sie in die Privaträume ihrer Herrin geschlichen und hatte sich an deren Hab und Gut zu schaffen gemacht. Zwanzig Denare hatte sie für den Anfang gebraucht. Doch damit war noch lange nichts erreicht. Sie brauchte noch mehr, viel mehr. Selbst vor dem Schmuck machte sie nicht halt. Alles, was man unterwegs zu Geld machen konnte, steckte sie ein. Keine Minute wollte sie darüber nachdenken, was mit ihr geschehen würde, hätte man sie bei ihrem Tun entdeckt. Getrieben war sie von der Hoffnung, wieder in ihre Heimat zu gelangen und dort ihre große Liebe wieder zu finden. Hier zu bleiben und auf bessere Zeiten zu warten, die wahrscheinlich eh nie kommen würden, waren für Fiona gleichbedeutend, mit dem Warten auf den Tod, der sie irgendwann in einigen Jahren holen kommen würde, das war gewiß!
    Sie hatte den Entschluß gefaßt, ihr Leben nicht zu vergeuden. Die blonde Frau, die sie auf dem Markt getroffen hatte, hatte es ganz richtig erkannt. Es war Fiona ernst gewesen mit ihrem Wunsch nach Freiheit und somit die Reise nach Hause anzutreten. Nun war es endlich so weit. Fiona war mit den richtigen Leuten in Kontakt gekommen, die Mittel und Wege kannten, sie aus der Stadt zu schaffen. Die Flucht war gut durchdacht und teuer erkauft.


    Ganz früh, noch vor Sonnenaufgang, hatte Fiona die Villa verlassen, um zum Markt zu gehen. Um kein Aufsehen zu erregen, hatte sie nichts außer dem Geld und den Wertsachen mitgenommen, die sie für ihre Flucht benötigte.
    Am Markt war sie nie angekommen. Der Mann, der sie mit seinem Fuhrwerk unbemerkt aus der Stadt bringen sollte, hatte sie schon erwartet. Versteckt in einem leeren Weinfaß, wurde sie unbemerkt aus der Stadt geschmuggelt. Alles verlief ohne Zwischenfälle. Die beengten Verhältnisse in dem Fass waren zwar nicht gerade angenehm. Doch Fiona nahm das gerne auf sich, wartete doch am Ende ihr großes Ziel auf sie.


    Das Ziel der ersten Etappe ihrer Flucht, war der Hafen von Ostia. Durch eine weitere hohe Summe an Münzen, wurde das Faß, in dem sich Fiona befand, auf ein Handelsschiff geladen, welches am gleichen Tag noch gen Westen in See stechen sollte. Der Kapitän des Schiffes hatte auch eine ordentliche Summe erhalten, damit er die Sklavin während der Fahrt nach Britannia einfach übersah.
    Die Fahrt dauerte mehrere Wochen. Fiona hatte irgendwann aufgehört, die Tage zu zählen. Tagsüber hielt sie sich im Verborgenen. Nur bei Nacht kam sie auf das Deck des Schiffes.
    Eines Morgens hörte sie das Rufen eines der Matrosen. "Land in Sicht!"
    Britannia lag vor ihnen. Nur noch wenige Stunden dauerte es noch, bis sie wieder heimischen Boden betrat. Von da ab, mußte sie sich auf eigene Faust durchschlagen.
    Gerührt blickte sie auf die Kreidefelsen vor ihr, an denen das Schiff langsam vorbei fuhr. So viele Jahre war sie nun fort gewesen. Ihrer Heimat entrissen und auf eine ungewisse Zukunft blickend. Unwillkürlich mußte sie an all diejenigen denken, die sie in den Jahren der Gefangenschaft kennengelernt hatte. An vorderster Stelle stand natürlich Minna, ihre Freundin, die sie zurückgelassen hatte. Sie würde verstehen, da war sie sich sicher.


    Der kühle Wind strich durch ihr offenes rotes Haar. Nun begann ihr neues Leben!

    Zwanzig Denare! Fiona verschlug es fast die Sprache. Zwanzig Denare waren eine große Summe und das war erst der Anfang. Dafür wollten sich die beiden Frauen erst einmal umhören. Danach brauchte sie noch mehr Geld, damit sie aus der Stadt kam. Bis sie dann endlich in Britannia angekommen war, war sie wahrscheinlich ein kleines Vermögen losgeworden. Aber ohne das würde sie hier verrotten! Nein, sie wollte hier weg und zwar so schnell, wie möglich. Deswegen gab es nur eine Antwort!
    "Gut! Ich werde das Geld beschaffen. Die zwanzig Denare." Sie sah die beiden mit festem Blick an. Sie war entschlossen und auch wenn sie sich damit ins Verderben stürzte, so hatte sie wenigstens etwas getan, ihre Situation zu ändern.

    In Fiona begann es zu arbeiten. Ein Beutel voller Sesterzen brauchte es mindestens, um aus der Stadt herauszukommen. Dann konnte man auch deutlich aus den Worten der Frau heraushören, daß ihre Dienste auch nicht umsonst waren. Natürlich nicht! Schließlich riskierte sie dabei auch etwas. Nicht auszudenken, wenn das ganze vorzeitig aufflog! Aber wenn sie jetzt die Angst schon plagte, dann wäre es besser, gar nicht mehr weiter an eine Flucht zu denken. Nein, ihre Ängste schob sie erst einmal beiseite. Wenn sie nicht zurück in ihre Heimat kam, was war dann ihr Leben überhaupt noch wert?
    "Es wäre sicher möglich. daß ich die Sesterzen auftreiben könnte. Aber... was verlangst du dafür, wenn du dich einmal schlau machen würdest?", hörte sie sich auf einmal fragen.
    Fiona war sich bewußt, daß sie stehlen musste, um an die verlangten Sesterzen zu kommen. Das hatte sie stets als letztes Mittel gesehen und es widerstrebte ihr eigentlich. Aber es musste sein und je länger sie darüber nachdachte, redete sie sich ein, daß ihr das auch zustünde.

    Zweifelsohne hatte sie mit dieser Reaktion gerechnet. Cassivellaunus blickte sie ungläubig an, so als hätte Fiona ihm gerade eben eine faustdicke Lügengeschichte aufgetischt.
    "Ja, du hast richtig gehört! Ich nehme mir mein eigenes Leben wieder zurück!" Fast klang etwas Stolz in ihrem Worten mit. Die Jahre der Gefangenschaft waren endlich bald vorbei. Sie konnte es selbst kaum fassen!
    Cassivellaunus Einwände hörten sich in ihren Ohren vertraut an, denn es waren haargenau dieselben, die sie sich immer vorgesagt hatte und die sie bisher immer davon abgehalten hatten, nicht schon früher zu gehen. Jetzt aber wußte sie es besser!
    "Es gibt Mittel und Wege, aus der Stadt zu kommen. Und wenn du erst mal draußen bist, kommt man auch irgendwie aus Italien heraus. Ich habe jemanden kennengelernt. Daher weiß ich das!" , deutete sie geheimnistuerisch an. Fiona wollte nicht zu viel verraten. Sie war sich gewiß, ihre neue Bekanntschaft war die langersehnte Lösung zu all ihren Problemen!

    Das war doch wirklich zum aus der Haut fahren! Dieser Parther wußte genau, wie man Fiona am Besten auf die Palme brachte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich nicht mehr zurückhalten konnte. In ihrem Gesicht glühte die Wut. Eswar nicht nur einfach rot, es war mittlerweile dunkelrot verfärbt.
    In gewisser Weise hatte Phraates ja recht! Das hätte sich Fiona jedoch niemals eingestanden. "Hör endlich auf, mir einen solchen Stuss zu erzählen! Ich habe genug Beweise, die belegen, daß er noch lebt! Und im Übrigen heißt er nicht Ofen, sondern Owen!" Mit den Beweisen war das ja so eine Sache! Sie hatte nur die wackligen Angaben des alten Druiden. Ob man dem alten Mann wirklich Glauben schenken konnte, hatte sie niemals hinterfragt, denn es war ihr Wunschtraum, das es so war, wie sie es sich nun vorstellte. Daran konnten auch die gutgemeinten Worte des Parthers nichts bewirken.
    Doch nun machte Phraates einen unverzeihlichen Fehler, den er besser gelassen hätte! Er berührte Fionas Schultern mit seinen Händen, wenn auch nur ganz leicht. Alle Symptome deuteten auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hin. Es war nur der schnellen Reaktion des Parthers zu verdanken, der seine Hände schnell wieder wegzog, daß es nicht zum Schlimmsten kam! So konnte der Ausbruch etwas abgemildert werden und er entlud sich nur in einer abgehenden Schrei- und Schimpflawine.
    "Garantie? Garantie! Ich pfeif auf deine Garantie! Und kapier endlich, er heißt Owen, nicht Ofen! Und wage es ja nicht noch einmal, mich anzufassen! Hast du das kapiert?"
    Einerseits diente dieser Ausbruch dem Druckausgleich, andererseits hatte er auch verhindert, daß Fiona die letzten Worte des Parthers richtig verstanden hatte. Nur den letzen Teil, der ohne den Anfang wenig Sinn machte, hatte sie wahrgenommen. Die Ruhe nach dem Sturm nutzte sie dazu, darüber nachzudenken und sich einem Reim daraus zu machen.
    "Was? Wer wartet nicht mehr auf dich?" Natürlich! die Frau die er geliebt hatte. Er hatte nicht einfach so dahergeredet. "Oh, das tut mir wirklich leid!" Fiona begann sich zu schämen, für das, was sie Phraates alles an den Kopf geworfen hatte. "Ich glaube, ich gehe jetzt besser!" Den Appetit hatte sie sowieso längst verloren.

    Als Fionas sich wieder in den Armen Cassivelaunus´ fand, gab ihr das ein wenig Trost. Doch nichts konnte darüber hinwegtäuschen, wie elend sie sich fühlte. Immer intensiver beschäftigte sie die Frage, wie es ihr erging, wenn sie selbst zurückkehren würde. Sie sah immer das Idealbild vor sich, wie der Mann den sie liebte sie wieder in seine Arme schloß. Was, wenn dies nur ein Trugbild war, so wie sich Aintzanes Hoffnungen und Wünsche letztendlich auch als Trugbilder herausgestellt hatten?
    Fionas Tränen versiegten. Sie löste sich von dem Sklaven und blickte ihm fest in die Augen. Sie verstand, daß es für ihn keine Heimat mehr gab, da er nie wirklich eine besessen hatte. Aber sie, Fiona! Für sie gab es noch eine Zuflucht! Dessen war sie sich sicher!
    "Cassivelaunus, ich muß dir etwas sagen.", begann sie und sah sich erst noch einmal nach allen Seiten um. Zwar bediente sie sich ihrer Muttersprache, doch man konnte nie wissen!
    Als sie sich sicher war, allein zu sein, fuhr sie fort. "Ich werde bald von hier fort gehen. Nach Hause!" Ihre Augen begannen zu leuchten und ihre Stimme hatte etwas Verheißungsvolles an sich.

    Und offenbar wußte sie das auch! Denn was Fiona nun zu hören bekam, ließ sie staunend aufhorchen. Es gab also Möglichkeiten, wie man unbemerkt aus der Stadt kam und notfalls wieder hinein. Doch was Fiona wollte, war so schnell wie möglich aus der Stadt zu kommen und dann auf irgendeinem Wege Britannia zu erreichen. Bei dem Hinweis, es gäbe immer Mittel und Wege, horchte sie auf. Natürlich würde es etwas kosten, wenn sie jemanden hatte, der ihr half. Niemand half umsonst einer Sklavin, die fliehen wollte! Fiona überlegte etwas. Dann legte sie ihren Kopf schief und formulierte die Frage, die ihr in den Sinn gekommen war.
    "Was würde es denn kosten, jemanden wie mich aus der Stadt zu schleusen?"
    Natürlich war ihr klar, daß sie kein eigenes Geld besaß. Aber ihre Herrin! Notfalls mußte sie sie bestehlen, um an den geforderten Betrag zu kommen.

    Fiona war fast am Boden zerstört. Hatte sie erst auf den Markt gehen müssen, um zu begreifen, wie sinnlos es war, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob und wie sie jemals wieder nach Hause kommen konnte? War das nicht offensichtlich, was sie wollte? "Ich würde alles dafür geben. Das könnt ihr mir glauben!" antwortete Fiona und senkte dabei betrübt ihren Blick zu Boden. So konnte sie nicht sehen, wie sich die beiden Frauen ansahen. Doch was die Blonde nun antwortete, klang fast wie ein Hohn in den Ohren der Sklavin.
    "Wie ich schon sagte, ich würde alles dafür geben und natürlich auch tun. Mich hält hier nichts mehr, was mich daran hindern könnte." Nicht einmal Minna! Die Freundin würde es verstehen, wenn sie ihrem Herzen folgte, so hoffte Fiona.
    "Du redest so, als wüßtest du, wie man unbemerkt aus der Stadt kommt.", entgegnete sie unerwartet und musterte dabei zuerst die Germanin und dann die Nubierin.

    Igitt, war das eine Sauerei! Fiona war kreidebleich gewesen. Diesen Fusel von Leone auf fast nüchternen Magen hatte sie überhaupt nicht vertragen, was sie ja dann auch sehr energisch zum Ausdruck gebracht hatte.
    Während sie nun damit beschäftigt war, ihr kleines Malheur zu beseitigen, unterhielten sich die beiden Sklaven noch. Sie selbst hörte nur mit einem Ohr hin, als sie sich und den Boden säuberte. Dieser Anblick trug nicht sonderlich dazu bei, daß sie sich besser fühlte.
    Der Langhaarige hatte offensichtlich vor, nach Ostia zu reiten. War nur zu hoffen, daß er diese Kerle noch rechtzeitig fand, bevor es zu spät war.
    "Ja,schon gut! Gern geschehen!" sagte sie, als er sich bei ihr bedankte.
    "Es ist wohl das Beste, wenn ich jetzt gehe." Sie war todmüde und richtig gesund fühlte sie sich auch nicht.
    "Laßt es mich wissen, wenn Tilla wieder da ist. Valete!" Dann ging sie zur Tür trottete nach Hause.

    Cassivelaunus fuhr fort und offenbarte ihr die Geschichte um Aintzanes tragisches Schicksal. Wort um Wort, bis hin zu ihrem bitteren Ende, verfolgte sie. Ihr Herz wurde ihr schwer. Als sie die Gewissheit hatte, daß die Baskin wirklich tot war, rannen einige Tränen Fionas Wange hinunter. Ihr war so, als würde sie noch Aintzanes Worte in ihren Ohren hören, wie sie von ihrer Heimat schwärmte und wie sie ihr und Minna vorschlug, dort eine neue Heimat zu finden. Letztlich war die Rückkehr ihr zum Verhängnis geworden. Würde es auch so Fiona ergehen, wenn sie eines Tages heim kehrte?
    "Wenigstens ist sie in ihrer Heimat gestorben und in Freiheit!", sagte sie schließlich betrübt, als sie wieder Worte finden konnte. Cassivelaunus letzte Bemerkung gab ihr ein wenig Trost.
    Die Stille, die nun eintrat war dem Gedenken an die tote Freundin gewidmet.
    Doch dann durchbrach Fiona die Stille. "Glaubst du daran, jemals wieder die Heimat zu sehen?", fragte sie ihn schluchzend. Die Bitternis, die dieser Frage zugrunde lag, war ihr durchaus bewußt, denn genauso wie Aintzanes Heimat nicht mehr existierte, so gab es weder Cassivelaunus noch Fionas Heimat nicht mehr.

    Noch waren Fionas Augen an Nordwin geheftet. Ihr Leben hätte so schön sein können, hätte es doch nur eine Möglichkeit gegeben, zurück nach Britannia zu gehen. Für einen sehr kurzen Moment nur, gab sie sich dieser Vorstellung hin, wurde aber auf brutalste Weise von den Einwänden des neuen Sklaven zurückgerissen.
    "Hä? Was?", fragte sie ganz verstört. Im Grunde waren die Fragen des kleinen braunen Mannes durchaus berechtigt! Fiona hatte darüber natürlich nie nachgedacht und sie wollte auch jetzt nicht damit anfangen. Für sie stand fest, Owen würde auf sie warten und wenn sie nicht käme, dann gäbe es auch keine Andere für ihn.
    Sie sah den parthischen Sklaven nun mit ganz anderen Augen an. Mit feindseligen Augen, um genau zu sein! Das war doch nur ein schlechter Witz, den sie eben aus Phraates Mund hörte!
    Ihre Augen schmälerten sich zu engen Schlitzen. "Und woher willst du das wissen? Hä? Du kennst doch Owen gar nicht! Für ihn gibt es nur mich, genauso wie es für mich nur ihn gibt!"
    Fiona bebte vor Wut! Sie mußte etwas tun, bevor sie daran erstickte. Nur was? Sie fühlte sich so hilflos. Sie saß hier gefangen, mit schweren Eisenketten um ihre Glieder so daß es ihr mit jedem Atemzug schwerer fiel, sich zu bewegen. Wie gerne hätte sie diese Last hinter sich gelassen! Doch da war sie einfach machtlos.

    Die blonde Frau hakte noch einmal nach, so als fiel es ihr schwer, zu glauben, was sie aus Fionas Mund gehört hatte. Woher hätte sie es auch besser wissen sollen? Sie war ja nicht dazu verdammt, Sklavin zu sein und sie saß auch nirgendwo fest, von wo sie nur sehr schwer wegkommen konnte.
    "Glaub mir, sie kennt meinen Grund, weswegen ich weg will. Wir hatten tatsächlich immer ein gutes Verhältnis. Deswegen hat es mich so getroffen, als sie mir diesen einen Wunsch so kaltschnäuzig verwehrt hat." Sie hatte wohl nur die eine Möglichkeit, ihr Leben so zu akzeptieren, wie es nun einmal war, auch wenn es schmerzlich war. Und ja, es tat schrecklich weh! Die Hoffnung, ihren Liebsten noch einmal in diesem Leben zu sehen, verblasste von Tag zu Tag mehr.
    Umso erstaunlicher war dann der Vorschlag, den ihr die Frau machte. "Wie meinst du das, ich soll doch einfach zu ihm gehen? Das geht nicht! Ich bin hier und er ist zu Hause in Britannia. Glaube mir ich habe mir schon viele Gedanken darüber gemacht, wie ich wieder zurück kommen könnte. Doch eine Flucht würde bereits an den Toren dieser Stadt scheitern. Wie ich nach Britannia kommen soll, daran mag ich noch gar nicht denken." Es war einfach nur hoffnungslos. Fiona wußte das mittlerweile. "Es wird das Beste sein, ich besorge die Sachen für meine Herrin, gehe zurück und bitte sie um Verzeihung.", sagte sie schließlich mutlos.

    Daß Nordwin die Sache mit Minna auch ganz schön an die Nieren ging, sah man. Aber sobald man mit Minna über Nordwin sprechen wollte, blockte sie immer sofort ab. Also ließ sie es einfach sein. Die beiden mußten das unter sich ausmachen. Genauso wie es für Fiona immer klarer wurde, ihr Schicksal wieder in die eigenen Hände nehmen zu müssen. Dieser Entschluß wurde tagtäglich durch ihren Zorn genährt und bald war es soweit, daß aus ihm ein Plan erwuchs.
    "Ja,da hast du Recht!", mußte sie zugeben. Trotzdem schien ihr Leben verwirkt zu sein, wenn sie nicht bald frei kam. Wie lange noch würde Owen ihr nachtrauern oder hoffen, sie käme eines Tages wieder?


    Da Nordwin sie nun direkt fragte, weshalb sie denn ihre Freiheit brauchte, zögerte sie auch nicht, ihm alles zu erzählen, von dem Tag, an dem Minna und sie in der Stadt unterwegs waren und sieden alten Druiden getroffen hatten. Aber was hatte er da noch gesagt?
    "Äh, was meinst du mit sie? Hör mal, ich bin nicht vom anderen Ufer, klar!" Fiona seufzte und warf Nordwin einen vernichtenden Blick zu. "Also, um dir das zu erklären muß ich ganz weit ausholen! Damals, als ich noch frei war, gab es einen jungen Mann, dem ich versprochen war. Wir wollten heiraten. Doch dann kamen die Römer und zerstörten alles. Sie haben nicht nur unser Gut überfallen, nein, sie haben auch das Dorf nieder gemacht und viele, sehr viele getötet. Bisher war ich der Meinung gewesen, niemand hätte überlebt. Aber vor einigen Wochen, das war noch vor der Hochzeit, waren Minna und ich in der Stadt. Als wir so auf dem Markt entlang schlenderten, fiel mir ein altes Männchen auf. Ich dachte erst, das kann nicht sein. Der Mann sah genau so aus, wie unser Druide!" Das Wort Druide flüsterte sie fast, aus Furcht, jemand könne sie belauschen. "Und tatsächlich, der Alte erkannte mich auch wieder. Stellt euch vor, was er mir erzählt hat! Er sagte, es gäbe noch mehr Überlebende, die nun wie Ausgestoßene in der Wildnis leben. Einer davon sei auch Owen!" Als sie den Namen ihres Geliebten nannte, begannen ihre Augen zu leuchten.

    Fionas Blick wirkte betreten. Sie mußte zugeben, Epiharis hatte es ihr nicht in aller Deutlichkeit gesagt, daß ihr Glück wichtiger war als das ihrer Sklavin. "Nein, hat sie nicht, aber es ist ihr auch gleich, was ich fühle. Sie kommt nicht einmal auf den Gedanken, daß auch ich lieben könnte. Es ist ihr einfach gleich!", antwortete sie resigniert. Hätte Epicharis ihr nicht gleich klipp und klar zu verstehen gegeben, daß eine sofortige Freilassung ausgeschlossen war, hätte sie ihr noch von Owen erzählt. Aber dazu war es nicht mehr gekommen.


    Die beiden Frauen wirkten mehr als ratlos. Sie konnten sich tagtäglich ihrer Freiheit erfreuen, sie wußten nichts von den Entbehrungen einer Sklavin. So dachte Fiona und während sie noch in Selbstmitleid schwelgte, begann die junge Frau das kleine Verkehrsproblem zu lösen. Die Sklavin machte auch einen Schritt zur Seite, da sie endlich einen Blick für die verärgerten Leute hatte, die vor und hinter ihr zum Stehen gekommen waren.


    Zu ihrer Verwunderung lag der blonden Frau Fionas Situation offenbar am Herzen, denn sie machte ihr einen Vorschlag, der sie erneut aufsehen ließ.
    "Nein ausgeschlossen! Ich kann sie nicht nochmal fragen. Sie wird wieder nein sagen. Aber was meinst du, mit selbst in die Hände nehmen? Was soll ich selbst in die Hände nehmen?" Fiona verstand überhaupt nichts mehr. Meinte diese Frau etwa, sie solle fliehen? Mit diesem Gedanken hatte sie auch schon geliebäugelt, ihn jedoch wieder verworfen, weil es aussichtslos war, alleine zu fliehen.

    Fiona hing an Cassivelaunus´ Lippen. Sie bekam unglaubliches zu hören. Aintzanes Herrin war also tatsächlich tot! Gestorben an einem Fieber und Aintzane hatte die Gunst der Stunde genutzt. Recht so! Das hatte sie der Baskin gegönnt. Fünfzehn Jahre Unrecht hatten damit ein Ende.
    "Das hat sie wirklich gesagt?", unterbrach sie ihn. "Sie wollte Freunde in Rom freikaufen?" Damit konnten nur Minna und sie selbst gemeint sein. Die gute Aintzane! Was war nur mit ihr geschehen?
    Cassivelaunus erzählte weiter. Er berichtete, wie sie zu Aintzanes Dorf kamen. Für einen kurzen Moment glaubte sie, Aintzane selbst zu hören, die ihr und Minna so oft von ihrer Heimat vorgeschwärmt hatte. Aber Aintzane war Vergangenheit. Vor ihr saß Cassivelaunus, der icenische Sklave, der plötzlich seine Erzählung unterbrach und sie mit einem verbitterten Blick anschaute.
    "Aber sicher! Bitte,erzähl doch weiter! Ich möchte hören, was mit Aintzane geschehen ist. Erzähl mir alles! Ich kann einiges vertragen. Wirklich!" Sie hatte selbst schon so viel Elend und Leid gesehen. Außerdem würde dann endlich ihre Frage beantwortet, was mit der Freundin geschehen war. Vielleicht konnte Fiona dann damit endlich abschließen.

    Fiona seufzte schwer. "Ja, vielleicht hat du recht!" Sie erwiderte sein Lächeln. Doch seines währte nicht lange. Er seufzte leise und beinahe hätte sie nachgehakt, ob auch er einer Liebe hinterher hinkte, so wie sie. Aber manchmal war es besser, wenn man schwieg. Schließlich kannte sie Hannibal erst wenige Stunden und wenn ihre Herrin bald heiratete, dann sahen sie sich bestimmt auch öfter. Dann gab es immer noch Gelegenheiten, mehr über ihn herauszufinden.
    Fiona warf noch schnell einen Blick auf den Fluß der weiter westlich ins Meer mündete und folgte dann Hannibal. Diesmal gab es keinen Abstecher mehr. Sie liefen direkt zum Park, wo Epicharis und der Flavier noch immer den schönen Nachmittag genossen.
    Eines war ihr gewiss, dieser Ausflug würde ihr lange in Erinnerung bleiben.

    Fiona nahm einen großen Schluck, ohne zu wissen, was sie da trank und verzog das Gesicht. Dieses Zeug war wirklich widerlich, aber es wärmte sie. Auf Leones Rat, nahm sie noch einen Schluck. Diesmal war ihre Zunge schon etwas an dem Geschmack des Gesöffs gewöhnt. Eigenartiger wurden allmählich ihre Glieder schwer.
    "Na, weil sies gesagt habn! Pack den Wurm innen Sack un die Frau." Seltsammerweise wurde auch ihre Zunge schwerer. Da sie den ganzen Tag so gut wie nichts gegessen hatten, war die Wirkung des Alkohols noch stärker, um nicht zu sagen, noch verheerender!
    Plötzlich tauchte da auch noch ein langhaariger Schönling auf, der ziemlich aufgebracht schien. Er hatte wohl mitbekommen, was Fiona erzählt hatte.
    Womöglich hatte Leone auch noch einen Schluck für den Schönling. Doch der machte den Eindruck, als könne er derzeit nichts vertragen.
    "Woher soll ch das wissn? Marduk hieß dr Anführer, hicks. un der hat ganz böse Kerle bei sich gehabt. Oh, ist mir schlecht! Ich glaub ich muß..." Genau das tat sie dann auch.

    Fiona blickte ausdruckslos ins Nichts hinein. Cassivelaunus war der erste seit langem, dem sie ihre Geschichte anvertraut hatte. Das hatte wieder die Wunden von neuem aufgerissen, die mit der Zeit ganz langsam und mühevoll verheilt waren. Was hätte sie darum gegeben, damals an der Seite ihrer Eltern zu sterben! Dann wäre ihr manches erspart geblieben. Doch so hatte sie weiterleben müssen, vielleicht als Mahnung, an das Geschehene.


    Cassivelaunus indes begann von seinen Erlebnissen in Hispania zu erzählen. Um ein Haar wäre das ein mögliches Ziel für eine mögliche Flucht geworden, wäre Aintzane damals nicht überstürzt mit ihrer Herrin aus Rom abgereist. Danach hatte sie nichts mehr von ihr gehört.
    Interessiert folgte sie Cassivelaunus´Ausführungen. Was er erzählte, klang auf eine unestimmte Weise vertraut. Viel zu vertraut, für Fionas Geschmack.
    "Eine Baskin, die bei den Claudiern war?" unterbrach ihn Fiona mit aufgerissenen Augen, so als hätte sie gerade einen Geist gesehen. "Eine große Frau mit langen wuscheligen schwarzen Haaren, sagst du?" Ihr schwante bereits schlimmes. Es dauerte nicht lange, da wurden ihre Vorahnungen zur bitteren Gewißheit. "Aintzane? Ja, ich kannte eine Aintzane, die ei den Claudiern war! Ich war vor der Hochzeit meiner Herrin selbst bei den Caudiern. Was ist mit ihr geschehen? Sag es mir!" drängte sie ihn.