Beiträge von Salome

    Doch schließlich findet auch dieser leidenschaftliche Kuß sein Ende, so wie alles en Ende finden muß, jedenfalls vorerst.
    "Bis zum Sonnenuntergang muß ich wieder zurück sein!"
    Eine gewisse Traurigkeit liegt in meiner Stimme. Betrübt schaue ich zu Boden. Könnte ich doch nur hier bleiben!
    Wie soll ich nur die Zeit bis zu unserem erneuten Treffen überstehen?

    Er küßt mich und dieser Kuß scheint unendlich zu währen. Nie wieder will ich fort von ihm. Hier in seinen Armen möchte ich ewig bleiben.
    Warum ist das Schicksal manchmal so grausam? Es führt uns zusammen, doch wird es für uns eine Zukunft geben? Warum kann ich nicht seine Sklavein sein und er mein Herr? Das würde vieles einfacher machen.
    Ich versuche all diese Gedanken zu verbannen, um ganz und gar in diesem Augenblick zu leben.
    Auch ich umschließe ihn mit meinen Armen und fühle in mir dieses Glücksgefühl, das ich bislang nicht kannte.
    Ich danke den Göttern für diesen Tag!

    Wie er mich spo ansieht! Ich könnte dahinschmelzen. Doch er hat recht. Es wird schwierig für uns Beide werden! Mein ganzes Leben lang, von meiner Kindheit an bis zum heutigen Tag, dachte ich, es sei so gegeben, Sklavin zu sein. Niemals dachte ich daran, um die Freiheit zu kämpfen. Doch jetzt?
    Ich ziehe seine Hand, die die meine immer noch festhält, an mich heran und küsse sie.
    "Ich würde alles tun, um dich wieder zu sehen!"
    Bin ich mir eigentlich bewußt, was das heißt, alles zu tun? Gibt es keinen einfacheren Weg? Was würde mein Herr sagen, wenn er erführe, daß einer seiner Männer und seine Sklavin zusammen wären?
    Aber er hat recht, man sollte nichts überstürzen! Salome, du kennst diesen Mann erst seit einigen Stunden! Viel zu früh, um Zukunftspläne zu machen. Doch gegen meine zarten Gefühle für ihn kann ich mich nicht erwehren.

    Ich stehe auf, gehe zu ihm herüber und setze mich zu ihm. Eindringlich sehe ich ihn an. Langsam streicht meine Hand über sein Gesicht.
    "Du wirst verstehen, daß es nicht so einfach für mich ist. Doch du sollst wissen, ich wäre nicht hier, wenn ich das nicht wollte. Auch ich hatte an jenem Abend das Bedürfnis, dich näher kennenzulernen. Und ich bin froh, daß es so gekommen ist!"
    Ich schenke ihm zartes Lächeln.

    Seine Antwort rührt mich richtig und ich habe Tränen in den Augen.
    Solch eine Antwort hätte ich nicht erwartet. Er fand mich schön. Einfach so! Schön!
    Was wäre, wenn ich eine freie Frau wäre? Hätten wir uns dann je getroffen? Doch ich will ehrlich zu ihm sein.
    "Wenn uns dann die Götter zueinander geführt hätten, warum nicht? Ja, bestimmt würde ich dann auch hier mit dir sitzen. Du bist so... so unglaublich nett zu mir und es macht mich ganz verlegen, da ich nicht weiß, wie ich mich bei dir bedanken soll."
    Mein Blick haftet an ihm. Mein Lächeln ist verschwunden. Ich meine es so, wie ich es gesagt habe,

    Ich beobachte ihn und denke über seine Antwort nach. Wovon wollte er noch mehr? Noch mehr Reichtum, Karriere oder etwas ganz anderes?
    "Du möchtest noch höher hinaus, nicht war? Karriere machen."
    Noch einmal nehme ich einen Schluck Wein.
    "Lucius, warum hast du mich so angeschaut, als du mich zum ersten Mal gesehen hast?"
    Ist diese Frage zu vermessen? Doch irgendeinen Grund muß es doch geben, warum ich jetzt hier bin.

    "Eigentlich habe ich fast mein ganzes Leben in aesarea verbracht. Es war ein Fehler, nach Rom zu reisen!" entgegne ich ihm.
    Ich nehme den Becher mit Wein und koste davon.
    Was fragt er da? Was ich mir wünschen würde?
    Da muß ich einen Augenblick überlegen. Ich durfte mir noch nie etwas wünschen. Zaghaft antworte ich.
    "Ich weiß nicht so recht, was ich mir wünschen soll. Vielleicht, daß man mich gut behandelt, daß ich vielleicht eines Tages frei sein könnte. Wobei ich gar nicht weiß, wie es ist, frei zu sein."
    Nachdenklich schaue ich zu ihm hinüber.
    "Was würdest du dir wünschen?"

    Es ist tröstlich, wie freundlich er zu mir ist. Dafär bin ich sehr dankbar!
    Dann fahre ich fort.
    "Danke! Es ist schon gut! Ich mußte das Haus des Kaufmanns verlassen. Von da an, war alles anders. Man hat mich danch mehrmals verkauft. Ich mußte...,
    Ich erröte. Doch ich fahre fort.
    " Mein letzter Herr war ein guter Mann. Er hat mich immer gut behandelt. Dort durfte ich auch wieder lesen. Vor einigen Monaten nahm er mich mit auf die Reise nach Rom. Auf dem Schiff wurde er krank und er starb, noch bevor wir in Rom ankamen.
    Sein Erbe wollte mich nicht. Er schickte mich auf den Sklavenmarkt. Seitdem bin ich im Besitz des Präfekten."

    Zögernd lege ich mich auf die Liege, die er mir anbietet.
    Dankend nehme ich auch einen Apfel.
    Statt noch mehr von Homer zu hören, möchte er mehr über mich wissen."Du möchtest etwas über mich wissen? Ähm, dann fange ich wohl am besten von vorne an. Nun, wie ich schon sagte, ich kenne meine Eltern nicht. Man brachte mich damals in das Haus eines römischen Kaufmanns. Ich bin dort mit seinen Kindern aufgewachsen und habe auch die gleiche Erziehung genossen. Deshalb spreche ich auch Griechisch und kann lesen und scheiben. Alles war gut, bis."
    Ich stoppe plötzlich mit meiner Geschichte. Es fällt mir schwer, weiter zu erzählen. Zu schmerzlich sind die Erinnerungen.

    Wir haben sein Haus erreicht. Ein älterer Mann, wohl einer seiner Sklaven, öffnet die Tür. Wir treten ein.
    Er führt mich ins Atrium. Es ist alles so ungewohnt für mich. Irgendwie scheint diese Situation unwirklich. Doch alles ist real.
    Ich schaue mich um. Schön ist es hier. Dann schaue ich ihn lächelnd an.
    "Du hast wirklich ein schönes Haus, Lucius! Danke, daß ich hier sein darf!"

    Ist es wirklich klug, in eine Taverne zu gehen? Nein, auch das Castellum wäre sicher nicht angebracht! Was würden seine Kameraden sagen, wenn er mit mir im Schlepptau ankommen würde?
    "Du hast ein Haus? Wenn du möchtest, könnten wir dort hin gehen. Da wären wir sicher ungestört und ich könnte dir noch mehr vorlesen."
    Ja, da hätten wir Ruhe und Muse, um uns Homer zu widmen.

    Er hat die Schriftrolle tatsächlich gekauft und er will noch mehr hören. Das freut mich. Der Händler ist auch wieder zufrieden gestellt und als ich dann noch Papyri für meine Herrin kaufe, lächelt er auch wieder und wünscht uns einen schönen Tag.
    Er fragt mich wohin wir gehen sollen. Ich zucke mit den Schultern.
    "Ich weiß nicht recht, wohin wir gehen können. Bitte schlag du etwas vor. Du kennst dich sicher besser aus. Am Besten irgendwohin, wo es nicht so kalt ist."
    Außerdem weiß ich nicht, wohin er mit einer Sklavin gehen will.

    Dankbar schaue ich hn an und greife mir die Schriftrolle. Ich öffne sie und beginne vorzulesen. Anschließend übersetze ich den gelesenen Text ins Lateinische. Die ´Odysee´ gehört zu meinen Lieblingstexten und so trage ich den Text auch vor.
    Nach einer Weile schaue ich ihn fragend an.
    "Wie gefällt es dir?"
    Ob er Homer mag?

    "Oh, das ist kein Problem, ich speche ..., ähm", plappere ich vorlaut, bis mir klar wird, daß ich vielleicht doch etwas zu überschwänglich bin! Ja, ich spreche griechisch, aber er? Spricht er auch griechisch?
    Ich wende mich zu Lucius und spreche leise zu ihm, so daß der Händler eas nicht hören kann. Schließlich möchte ich ihn nicht in Verlegenheit bringen.
    "Wenn du des Griechischen nicht mächtig bist, kann ich es dir gerne übersetzen."

    Dann betreten wir den Laden des Griechen , der Lucius und mich ganz freundlich begrüßt.
    "Kali mera!" entgegne ich freundlich.
    "Guter Mann, du hast doch sicher eine Abschrift von Homers unübertroffener ´Odysse´? Der Decurio kennt dieses Meisterwerk noch nicht und ich würde es ihm gerne zeigen."
    Erwartungsvoll blicke ich den Händler an.

    Ja, ich bin in meinem Element! Ich lieb das lesen und ich liebe die Literatur!
    "In Caesarea habe ich jede freie Minute dazu genutzt, in der Bibliothek meines Herrn herumzustöbern und zu lesen."
    Dann haben wir den Buchladen erreicht.
    "Sollen wir rein gehen?"
    Ich kann es kaum erwarten, in den Laden zu gehen!

    "Oh, das wäre schön! Ja, bitte!"
    Ein überschwangliches Lächeln zeichnet sich auf meinem Gesicht ab.
    "Hast du schon etwas von Homer gelesen? Seine ´Odysee´ oder die ´Ilias´? Oder sicher kennst du die ´Aeneis´ von Vergil?"
    Vielleicht wird das doch noch ein schöner Nachmittag!

    Ich schaue in die Richtung, in der sich der Laden befindet.
    "Ah ja, das ist gut! Danke!"
    Soll ich ihn jetzt noch fragen, was er heute noch vor hat? Oder wäre das zu vermessen? Aber erwähnte er gerade nicht, er würde gerne lesen?
    "Du liest gerne?"
    Das ist ja interessant! Früher, in Caesarea, hatte ich auch oft Gelegenheit, zu lesen. Ich liebte besonders die Berichte über fremde Länder. In meinen Gedanken, bin ich dort hingereist.

    Bestimmt wird sich dieses Mal alles zu Guten wenden. Sie nickt mir freundlich zu. Ich bin glücklich.
    "Hast du noch einen Wunsch, Herrin? Kann ich noch etwas für dich tun?" frage ich fürsorglich.