Beiträge von Salome

    Eigens für den heutigen Abend, habe ich mich umgezogen. Habe eine vorteilhafte Tunika gewählt, die meinen Körper zart umschmeichelt. Leider kann ich hier nicht auf die schönen Gewänder, die mir in Caesarea zur Verfügung gestanden haben, zurückgreifen. Doch eins ist mir geblieben, eine kleine Flöte aus Holz. Der dumme Sklavenhändler konnte mir sie nicht entreißen! Vielleicht kann ich damit die Herrschaften erfreuen.
    Ich warte an der Tür zum Speisezimmer auf dieselbigen.

    Na, das kann ja heiter werden. Doch das, was ich denke, lasse ich mir auf keinen Fall anmerken. Schließlich bin ich lange genug Sklavin, um zu wissen, wie man sich angemessen verhält, um schließlich doch seinen eigenen Willen zu erreichen. Ich weiß um die orientalischen Verführungskünste und wie man sie gekonnt einsetzt.
    Demütig verharre ich in Stille.

    Was sagt er da, ich soll mich um seine Verlobte kümmern? Na ja, besser als in die Küche abgeschoben zu werden. Bislang hatte ich immer schlechte Erfahrungen mit den Frauen meiner Herrn gemacht. Stets waren sie es, weswegen ich das Haus verlassen mußte und verkauft wurde. Nun ja, wenn er es wünscht, dann sei es so.
    Gerade will ich antworten, da stellt Nerva die Entscheidung des Herrn in Frage und bittet ihn sogar, mich den Küchendienst machen zu lassen. Das ist ja eine Unverschämtheit. Wie lange ist sie schon Sklavin? Weiß sie nicht, was sich geziemt und wo ihr Platz ist? Irritiert sehe ich zu ihr hinüber und ungeachtet ihrer Frage antworte ich meinem Herrn.
    "Ich werde mir die allergrößte Mühe geben, deinen Wünschen zu entsprechen, dominus!"
    Ich verneige mich vor ihm und blicke unterwürfig blicke zu Boden.

    Schade, gerade als Nerva antworten will, öffnet sich die Tür und die Sklavin kommt wieder. Sie soll uns zum Herrn bringen.
    Wortlos begleiten wir sie.

    Ich folge Nerva und der anderen Sklavin. Schließlich stehen wir beide, Nerva und ich vor ihm.
    Da Nerva schon alles gesagt hat, verneige ich mich nur kurz und beobachte aufmerksam, was jetzt passiert. Ob ich aufgeregt bin? Ja ich bin es! Bislang wußte ich , wo mein Platz war. Doch was würde hier sein? Den Herrn habe ich noch nicht richtig kennenlernen konnen. Keine zehn Sätze habe ich mit ihm bisher gesprochen. Diese Unsicherheit macht mich nervös.

    Wenigstens spricht sie mit mir! Die anderen Sklaven in Rom waren mir gegenüber etwas abweisend. Warum nur? Weil ich das bin was ich bin? Was kann ich dazu? Man hat mich dazu gemacht!
    Ich versuche ein Gespräch mit ihr anufangen.
    "Ich wünschte auch, wir wären in Rom geblieben. Oh, ich vermisse so sehr meinen alten Herrn! Wie konnte das alles nur passieren?"
    Ich senke den Blick, damit sie meine Verzweiflung nicht sieht.
    "Nerva, woher kommst du?"
    frage ich, um mich und auch sie abzulenken.

    Ich sehe zu der anderen Sklavin hinüber, die mit mir aus Rom gekommen ist. Es hat den Anschein, als sei sie mit der Situation auch nicht so glücklich. Es wird mir gerade bewußt, daß ich gar nicht weiß, wie sie heißt. Ich habe noch kein einziges Wort seit Rom mit ihr gewechselt. Sie tut mir etwas leid, so wie sie da sitzt.
    "Hey, komm schon, das wird schon nicht so schlimm werden!"
    sage ich ihr tröstend. Ich weiß nicht, ob meine Worte bei ihr ankommen. Selbst ich bin nicht recht davon überzeugt, daß es nicht so schlimm wird. Ich mag dieses Land nicht. Es ist so kalt und so naß und so dunkel.
    Ich stehe auf, gehe zu ihr und möchte mich vorstellen.
    "Mein Name ist übrigens Salome. Wie heißt du?"

    Ich danke der Sklavin, die mich hierher geführt hat und die daraufhin den Raum verläßt.
    Ich gehe zu einem Bett, daß noch unbenutzt aussieht und setze mich erst einmal und schaue mich um.
    Der Raum ist notdürftigt ausgestattet, aber dennoch einigermaßen sauber. Es ist kalt.
    Meine Habseligkeiten verstaue ich in einer Kiste. Dann mache ich mich etwas frisch und warte, bis man mich ruft.

    Diese Minuten, in denen ich so verloren da stehe, kommen mir wie eine Ewigkeit vor. Endlich kommt eine junge Frau auf mich zu, die mich begrüßt und sich um mich kümmert.
    "Salve, mein Name ist Salome! Kannst du mir helfen, ich weiß nicht wohin ich gehen soll."
    "Komm mit! Folge mir einfach!"
    So nehme ich meine Sachen und folge ihr ins Haus.
    Sie führt mich zur Sklavenunterkunft, in der ich zukünftig nächtigen soll.

    Als der Wagen entlich zum stehen kommt, blicke ich hinaus. Alles ist so anders hier. Dieses Land wirkt trotz der römischen Präsenz immer noch so wild. Es ist ungewohnt kühl und feucht.
    Schließlich steige ich aus und schaue mich erst einmal um, wo ich hier gelandet bin. Es ist ein Castellum. Ich bleibe erst einmal stehen, da ich nicht weiß, wohin ich gehen soll, was ich tun soll.

    Ich habe mich bereits etwas umgesehen und höre Schritte, die aus dem Atrium kommen müssen. Also gehe ich dort hin um nachzusehen. Dort steht bereits die andere Sklavin, die heute mit mir angekommen ist. Schließlich erkenne ich auch noch eine andere Person. Ein Mann- es muß der Herr sein!
    Ich erreiche das Atrium. Um mich bemerkbar zu machen, grüße ich den Herrn und mache eine Verbeugung.
    Salve, dominus!

    Ich drehe mich um und schreite zur Tür und öffne sie. Ich finde eine typische Sklavenunterkunft vor. Die Einrichtung ist schlicht und an den Wänden finden sich keine Malereien oder Mosaiken.
    Ich danke dem Sklaven für seine Hilfe und schließe die Tür.
    Augenscheinlich bin ich momentan die einzige, die hier schlafen soll.
    So wähle ich eines der Betten aus und beginne, mich zu entkleiden.
    Mit dem Wasser in der Waschschüssel reinige ich meinen Körper. Ich genieße die neugewonnene Sauberkeit meiner Haut.
    Dann wende ich mich zur Holzkiste. Deren Inhalt gilt es nun zu erkunden. Ich wähle eine der Tuniken aus und ziehe sie an. Ich achte daruf, daß die Kleidung auch gut sitzt, um meine weiblichen Reize noch besser hervorzuheben.
    Zum Schluß überlege ich mir, wie ich mich frisieren soll.
    Dann stecke ich mein Haar hoch und flechte ein Band, welches in der Farbe zu meiner Tunika paßt, hinein.
    So, jetzt bin ich bereit!
    Doch ich mag nicht warten. Ich öffne die Tür und verlasse den Raum, um mich etwas umzuschauen.

    Das ist auch gut so, daß er noch nicht anwesend ist! Erst jetzt bemerke ich nämlich die schäbigen Kleider des Sklavenhändlers, die ich immer noch am Leib trage. Außerdem könnte ich auch ein Bad gebrauchen.


    Das ist gut! Dann kann ich mich sicher waschen und mich auch etwas ansprechender kleiden?
    Ja, ein Bad wäre jetzt wirklich gut!

    Puh, da habe ich ja noch einmal Glück gehabt, denke ich. Nicht auszudenken, wenn man mich in die Culina verfrachten würde!


    Wann darf ich meinen Herrn treffen?
    frage ich und merke, wie meine Anspannung immer größer wird.

    Verblüfft schaue ich ihn an. Was meint er mit "anderen Dingen?"


    Ich kann meinen Herrn auch mit meinem Flötenspiel betören und kann ihn, nach einem anstrengenden Tag, mit einer Massage beglücken.
    Fragend schaue ich ihn an.
    Sollte ich noch andere Ding beherrschen?
    Ich überlege, wofür mein Herr mich eigentlich hat kaufen lassen.

    Ich nehme den Armreif und streife ihn auf meinen rechten Arm.


    Leider kann ich mir ein grinsen nicht verkneifen, als dem Sklaven das Wort "Luxussklavin" über die Lippen kommt.


    Meine Aufgabe lag bislang darin, meinen Hern zu erfreuen und dafür zu sorgen, daß er sich rund herum wohlfühlen kann.


    Um den Sklaven nicht noch mehr verlegener werden zu lassen, belasse ich es mit dieser knappen Ausführung meiner bisherigen Tätigkeit.

    Ich höre aufmerksam zu und nicke wortlos. Dann öffne ich das Holzkästchen, welches der Sklave mir überreicht hat. Ich kannmir schon vorstellen, was es beinhaltet. Ich öffne es trotzdem und finde darin einen silbernen Armreif. Der Armreif wirkt schlicht. Einige Schriftzeichen und eine Eule kann ich darauf erkennen. Sicher soll dieser Armreif mich als das Eigentum meines Herrn kennzeichnen.

    Der Sklave, dessen Name ich noch nicht kenne, bringt mich ins Haus. Ich folge ihm ins Atrium. Ich schaue mich auf dem Weg dorthin um. Es gefällt mir, was ich sehe. Mir sind die römischen Häuser vertraut. Schließlich lebe ich fast mein ganzes Leben in solchen Häusern.
    Wir kommen zum Stehen und ich fühle eine gewisse Anspannung. Werde ich jetzt auf meinen neuen Herrn treffen?