Beiträge von Manius Atius Severus

    Manius kramte auf dem Tisch die Schriftstücke zurecht, stapelte seine unter dem Arm geklemmten Unterlagen auf einen Stapel links von ihm und wischte über den Tisch, bevor er sich niederließ. Erleichtert stelle er fest, dass Furianus sich bereits auf einen freien Stuhl niedergelassen hatte.


    Natürlich Proconsul, du warst lange Zeit in Rom. Er sah sich kurz um, und griff dann nach zwei Glasbechern und einem Krug, in dem er mit Wasser gestreckten Wein hatte. Er schenkte beiden ein und schob die Becher zurecht.


    Unsere Pläne beschränken sich primär auf die bevorstehenden Arbeiten am Hafen. Ich wollte dich ohnehin aufsuchen um einen vorläufigen Bericht zu präsentieren. In den letzten Wochen konnten wir uns ein ausführliches Bild bezüglich der Situation an den Hafeneinrichtungen, den Stegen, der Mole und der Kaianlagen machen.
    Er atmete durch und ließ einen Blick zum Stapel hinüberwandern wo er die Schriftstücke zu den Berichten vermutete. Er beschloss ihn nicht herauszuziehen sondern er würde seinem Patron die Sache lieber mündlich vortragen.


    Nun, wie gesagt, wir hatten genug Zeit uns am Hafen kundig zu machen. Die Bausubstanz scheint mir zum Teil doch schon sehr in die Jahre gekommen. Vor allem dort, wo in den letzten Dekaden die Belastungen für das Mauerwerk am Größten waren sind auch die stärksten Schäden zu beobachten. Die Pflasterung ist teilweise aufgerissen, das Mauerwerk nur an den Stellen repariert wo es offensichtlich war und für den Betrieb des Hafens unabdingbar war. Dies betrifft vor allem die stark frequentierten Anlegestellen wo sich die Gewürzhändler und wo auch die Händler aus den Ostprovinzen sich niederzulassen pflegten. Aber auch dort, wo vor allem schwere Ladung angelandet wird. Diese Anlegestellen befinden sich westlich davon, am Ende der Kaianlagen, dort wo auch der Steg zusammengekracht war. Und die Holzaufbauten, vor allem der zusammengekrachte Steg und die beiden Stege, die noch vorhanden sind. Es wird deutlich, dass billiges Holz verwendet wurde. Einen Umstand den wir ändern sollten.
    Er lehnte sich zurück und schaute auf den Plan, den er noch zusammengerollt auf dem Tisch liegen hatte.


    Um für die kommenden Arbeiten planen zu können ließ ich den Hafen vermessen. Ich hatte mich kundig gemacht, wie solche Arbeiten gemacht werden. Es wird wichtig sein den Umfang der Arbeiten zu kennen und wodurch kann man das besser als durch ordentlich geführte Pläne. Auch kann ich als Leihe in diesen Dingen so die finanzielle Situation besser abschätzen. Wie weit kann sich die Stadt strecken, was kann und was wollen wir uns leisten?
    Weiters habe ich mir Gedanken zu den anstehenden Arbeiten gemacht. Um ein reibungsloses Arbeiten zu ermöglichen kam die Idee auf eine Pontonbrücke zu bauen, um dort den gesamten Betrieb des Hafens zu verlegen. Während der Hafenbetrieb zumindest provisorisch weiterlaufen kann ist es möglich die Bauarbeiten zügig durchzuführen. Die Berechnungen dafür sind gemacht, es fehlt eigentlich nur noch das Zeichen zum loslegen.

    Sim-Off:

    Sorry! Habe es übersehen. Sollte öffter mal im Officium vorbeischauen.


    Gehetzt mit einigen Schriftstücken unter seinem Arm und einen Plan, den er sich von den Scribae noch einmal überarbeiten ließ kam er in den Flur, dem Kolonnadengang, der an seinem Officium vorbeiführt. Er staunte nicht schlecht, als er dort eine große Ansammlung verschiedenster Männern erblickte, und als er näher kam erkannte er auch wer es war. Es war der Proconsul, mit den Liktoren und noch anderen.
    Er kam rasch näher und ging auf den Proconsul zu.
    Salve domine, Proconsul Lucius Flavius Furianus Er begrüßte ihn mit einer freundlichen Geste
    Was führt dich zu mir? … Aber bitte, komm doch näher, in mein Officium
    Mit einer ausladenden Bewegung zeigte er in Richtung der Tür, stieß sie auf und wies mit einem freundlichen Lächeln und ausgestreckter Hand durch die geöffnete Tür.
    Er wirkte irgendwie ängstlich, beinahe auch etwas verärgert, hatte er doch nicht die Zeit gehabt aufzuräumen. Da er recht viel Arbeit zu erledigen hatte, kein Duumvir in der Stadt war, und so alle Arbeit auf den Magistraten hängen blieb, hatte er auch allerlei Schreibkram auf den Arbeitstischen verstreut.

    Ja, Ja Evander. Die bevorstehende Sanierung trieb uns auch hier her.
    Er ließ den Griffel wieder los, der wie eine Traube am Ende einer Schnur baumelte, und ging langsam aber mit scharfem Blick die Kaimauer entlang. Hier und da schupste er ein Steinchen weg und schlurfte mit einem Fuß über die glatten Mauersteine, über den Lochsteinen an denen die Schiffe ihr Tauwerk festmachten oder über die Pflasterung, die immer besser und dichter zu werden schien, je weiter sie ans Zentrum des Hafens herankamen und runzelte immer wieder angestrengt die Stirn.


    Hier haben wir schon wieder so eine Stelle. Er machte Notizen. Wir werden am besten großflächig freilegen müssen, das Gussmauerwerk hinter der Verkleidung aus Steinquadern prüfen und zum Teil neu anlegen müssen. Er zeigte mit der ausgestreckten Hand über die Hafenanlage und machte dabei eine sehr besorgte Mine. Ich nehme mal an, dass es unten, dort wo der Steg gestanden hatte und wo die Hafenanlagen wesentlich stärkeren Belastungen auszuhalten hatten, noch schlimmer wird.


    Er griff sich wieder ans Kinn.
    Hmm … Mal sehen wie das Mauerwerk unter der Wasserlinie beschaffen ist.
    Er legte einen Zahn zu um wieder an den Tisch zu gelangen, wo sich die beiden Scribae über die Vermessungsarbeiten hermachten. Dort sah er sich zunächst um bis ihm ein Becher auffiel, den er dort auf einer Ablage stehen ließ. Er erinnerte sich wieder daran und griff unwillkührlich danach. Noch bevor er einen Schluck daraus nehmen konnte wandte er sich an Evander.
    Einige Muscheltaucher währen jetzt angesagt. Treiben sich solche hier in Tarraco herum?
    Er grinste, ging er doch nicht davon aus, dass es hier im Hafen solche geben würde. Nach Muscheln wurde weiter südlich, in der Gegend von Cartago Nova oder gar bei Malaca in der Baetica getaucht. Er wollte sich aber überraschen lassen.

    Manius hatte sich heute etwas zurückgezogen, sich in den hinteren Rängen verkrochen um sich über einige Papyrii her zu machen, und um einige Berichte, die er gedachte in den nächsten Wochen fertig zu stellen, zu verfassen. Erst als er die Stimme von Evander, und die Erwiderung von Octavius Augustinus vernommen hatte fuhr er hoch. Er schaute sich interessiert um, versuchte sich einen Eindruck über die Geschehnisse zu verschaffen, fällt aber rasch wieder in sich zusammen, als er erkannte das es um die Straßensanierungen geht.
    Trotzdem machte ihm etwas stutzig, und so fasste er den Entschluss sich zu erheben.
    Klingt sehr interessant Marcus Octavius Augustinus. Wenn die Kasse der Provinz belastet werden muss, so würde ich dir empfehlen auch einen Bericht an den Proconsul zu richten. Die Kosten sind hoch, und ich bin sicher dass du die Mittel mit bedacht einsetzt, und dir von den Arbeiten regelmäßig Berichte geben lässt. Doch das Geld muss vom Proconsul bereitgestellt werden. Ich glaube wohl kaum, dass du dein eigenes Vermögen einsetzt um die Straßen in Hispannia zu sanieren. er grinste.
    Die Curie wird dich sicher in deinen Bemühungen unterstützen und gegebenenfalls entsprechende Beschlüsse fassen.

    Wahhhh! gab der Mann von sich und machte sich mit den Körben belanden aus dem Staub.


    Ja, ja, Evander, wir sollten einiges hier bewegen, aber zum Schluss gibt’s keinen Dank dafür. Manius lächelte leicht verbittert, und wandte sich wieder wichtigeren Dingen zu.
    Also, die Pflasterung werden wir neu machen müssen. Er setzte sich wieder langsam in Bewegung, bückte sich hie und da um sich über den Zustand der Kaimauern ein Bild machen zu können. Dann blieb er auf einmal wie angewurzelt stehen, starrte eine Stelle an, die ihm zuvor, als er mit Evander hier her gekommen war bereits aufgefallen war, die er aber übersehen wollte und erst jetzt in sein Bewusstsein zurückdrängt.
    Sie dir das mal an Evander, heraus gebrochenes Mauerwerk, lose Steinfragmente. Und hier… Er bückte sich, fuhr mit der Hand über die Bruchstelle, wo noch Mörtelreste zu sehen waren. Er rieb den Mörtel zwischen seinen Fingern. …Der Mörtel zerfällt wie angeschwemmter Sand am Strand von Tarrraco. Diese muss unbedingt gemacht werden. er notierte sich die Stelle.

    Manius sah auf, und ließ ein letztes Mal den Blick über den Hafen wandern, und blickte schließlich, mit gekniffenen Augen, zur Hafeneinfahrt, wo gerade einige Fischer versuchten Körbe, gefüllt mit den Fängen des Tages, an Land zu hieven. Sie waren spät dran, denn für gewöhnlich wurden die Fänge bereits seit den Morgenstunden am Markt zum verkauf angeboten, und entsprechend hektisch und mürrisch schienen sie auch gelaunt zu sein.
    Ich denke wir fangen dort an. Er wies in die besagte Richtung und stapfte gleich, gemächlichen Schrittes, los.
    Auf die verwendeten Gesteinsarten wird es ankommen, und wie wurden sie verarbeitet. Hier, an der Hafeneinfahrt, wo die Strömung am stärksten ist, müssen auch Gesteinsarten verwendet werden, die hart sind, und dem aggressivem Salzwasser widerstehen können. Das Salzwasser dringt in einen porösen, aber leicht zu verarbeitenden Stein, leicht ein, und kann ihn von innen heraus zerstören. Er blättert ab und bekommt Risse. Harter, glatter Stein hingegen verhindert das Eindringen von Wasser. Er seufzte kurz.
    Seit unserm Rundgang sollte sich ja nicht allzu viel verändert haben. Interessieren würden mich dort ja vorallem die Holzbohlen, die tief in den Boden gerammt wurden, um die Mole zu befestigen.


    Dort angekommen bückte er sich, und fuhr mit der flachen Hand über die Kante der Mauer.
    Festes Mauerwerk. Keine Schadhaften Stellen. Ich hoffe, dass es überall so sein wird. Doch ebenso glücklich über die Kaimauer selbst, so bedenklich fand er die Pflasterung auf den Wegen dahinter. Sie wies bereits einige Löcher auf, in denen Pfützen standen, und die lose Pflasterung, die aus einzelnen in den Boden gestampfte unförmige Steine bestand, war nur noch ansatzweise zu erkennen.


    Einer der Fischer die er noch zuvor beim Entladen beobachtet hatte, schwer belanden mit zwei Körbe mit Fisch, torkelte ihnen geradewegs entgegen. Ohne sich umzusehen, sich über eine freie Passage, die er zu nehmen vorhatte, klar zu sein, drängte er sich die Kaimauer entlang.
    Platz da, Platz da, Verdammt!
    Manius schnellte zur Seite, versuchte sich mit einem Satz auf eine Kiste in Sicherheit zu bringen bevor er im Hafenbecken landete, doch es wurde daraus nur ein Stolpert, und so landete er unsanft aber doch froh nich im Wasser schwimmen zu müssen auf der besagten Kiste.


    Was soll das, Mann! Schau wo du langläufst. Du bist nicht alleine hier.

    Ich hoffe auf das Gegenteil. Tarraco kann auf einen solchen Mann kaum verzichten, und wenn mein Barbier Recht behalten sollte so hoffe ich dass er wieder zurückkehren möge. Weißt du, ist der Proconsul bereits informiert?
    Manius sah hinüber auf die Kaimauer, ließ seinen Blick über die Mauerkante gleiten und erfasste schließlich einen Mann, der dort verloren, an einem um den Hals getragenen, an einer Schnur befestigten Stein herumspielte und ab und an aufschaute, um sich nicht von irgend jemanden überraschen zu lassen. Der Stein war sicher ein Glücksbringer, eine Darstellung einer Gottheit, die der Sklave verehrte, und die ihm Kraft gab den Alltag zu bewältigen. Manius erkannte den Mann, hatte er ihn doch gerade zuvor mit einer Stange losgeschickt um den Hafen zu vermessen. Sofort fährt er hoch, und deutet zu dem Mann hin.
    Nicht einschlafen mein Bursche, weiter geht’s. Die Arbeiten müssen noch vor Sonnenuntergang erledigt sein.
    Er drehte sich zu einem der Scribae um.
    Sedulus, folgenden Auftrag habe ich jetzt für dich.


    Ja Severus. fuhr dieser erschrocken hoch.


    Also, du schnappst dir die Beiden dort draußen, und gehst nun in der gezeigten Weise die gesamte Kaimauer ab. Du beginnst zunächst an der Stelle wo dieser Faulpelz dort draußen Steht. er zeigte zu den Mann hinaus.
    Er sollte sich das Rad holen, und mit dem weitere 50 Schritt die Kaimauer entlang laufen. Dann kannst du mit diesem Instrument, genau wie ich zuvor die Winkel Messen. Dein Partner Labeo kann sie dann auf dem Plan eintragen. Verstanden?
    Aber natürlich. Mit Stolz gepellter Brust stapfte er nun los, durfte er nun selbst eine wie er meinte wichtige Aufgabe übernehmen.


    Manius sah ihm mit einem Lächeln hinterher.
    Tüchtige Männer. Muss ich immer wieder betonen, Evander. Er wandte sich zu einem der am Tisch liegenden Wachstafeln und ging zu Evander. Suchend sah er die Tafel an, und wandte sich, ohne den Kopf zu heben an Evander.
    So, lass uns nun Nägel mit Köpfen machen, Evander. Die beiden werden eine Weile beschäftigt sein, und wir haben noch einiges vor uns. Auf meiner Liste habe ich noch einige offene Punkte. Eine davon ist der gegenwärtige Zustand der Kaimauern und der Mole.

    Ich will hoffen, dass alles in Ordnung ist. Doch verlassen können wir uns darauf nicht. Ohne Valens sehe ich, was den Dichterwettbewerb angeht wenig Hoffnung. Manius runzelte die Stirn, machte einen leicht verzweifelten Eindruck, war ihm doch klar, dass ohne die erfahrene Hand eines Matinius Valens ein Scheitern mehr als nur Wahrscheinlich sei.
    Wenn du was Hörst, wenn du etwas von Valens hörst, sag es mir.


    Der Duumvir, ja, das war ihm auch bereits aufgefallen, und seine Nachforschungen waren nicht sehr ergiebig gewesen. Zum einen kannte er den Duumvir viel zu wenig, denn sein Kontakt beschränkte sich auf ein kleines aber nicht sehr ausgiebiges Gespräch das er mit ihm führen durfte, und zum anderen erlebte er ihn als streitgewaltigen Kämpfer, der für seine Meinung, und seine Überzeugung keine Auseinandersetzung scheute.
    Ja, auf den Märkten wird viel davon geredet. Einer, von dem ich für gewöhnlich Oliven zu kaufen pflege meinte, der Duumvir sei von den Furien des Neptuns verschlungen worden, wegen der Geschehnisse hier am Hafen. Manius musste lachen. Das scheint mir doch der Phantasie der Gerüchtemacher zuviel des Guten. Mein Barbier meinte er sei wieder zurück, in die Stadt oder Gegend aus der er einst hier nach Tarraco gekommen sei, irgendwo in der Baetica glaube ich, und das scheint mir schon viel glaubwürdiger. Doch mit letzter Sicherheit kann ich das nicht Bestätigen. Weist du mehr darüber? Er ließ sich wieder in den Hocker fallen und griff nach dem Becher. Er wurde nachdenklich, dachte über die Probleme nach, die noch auf sie zuströmen werden, wenn der Duumvir tatsächlich unauffindbar sein wird.

    Er winkte, versuchte Stoidus, einem stämmigen aber ruhigen und recht besonnenen Sklaven klar zu machen, dass er herkommen sollte und das Dioptra mitzubringen hatte. Dieser nahm es in seiner gewohnten ruhigen Art in seine Hände und stellte es vor Manius auf. Gut. So, nun lass mich mal sehen ob ich die Stange anpeilen kann. Er beugte sich vor, vergewisserte sich, dass die Scheibe richtig eingestellt war und begann sich um die Stange zu kümmern, die er durch die Sehschlitze anzuvisieren gedachte.


    Während er sich auf die Arbeiten konzentrierte vernahm er die Worte von Evander, und diese riefen ihm wieder das Gespräch mit Valens in Erinnerung.
    Der Dichterwettbewerb? Natürlich, den wollte doch Valens vorantreiben, und wir sollten ihn dabei unterstützen. Einiges wurde auch schon unternommen, soviel ich gehört hatte. Gespräche in der Bibliothek wurden geführt. Er sah angestrengt auf die Stange, brachte die Sehschlitze und die Stange in der Ferne in eine Linie und richtete sich dann auf. Er fixierte die Scheibe in dem er sie mit einem Keil gegen eine Strebe presste. Er sah auf, versuchte die Stelle auszumachen, wo er den zweiten Sklaven mit der Stange vermutete. Dieser hatte sich leicht im Gewühl auf dem Hafen verloren, hielt jedoch wie ihm geheißen wurde die Stange in die Höhe. Manius richtet abermals den Balken auf der Scheibe aus und beugte sich vor, um die Stange genau anvisieren zu können.


    Ich muss gestehen, seit den Vorfällen hier am Hafen ist mir das Thema etwas aus der Hand geglitten. Er drehte den Balken mehrmals leicht hin und her, versuchte die Stange genau auf Deckung mit den beiden Sehschlitzen zu bringen. Hast du von Valens gehört?... Er richtete sich auf. sieben Teile rief er und sah auch gleich zu einem der Scribae auf, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Diese verstanden sein Worte, und begannen gleich wild auf dem Plan herumzuhantieren. Er griff zum Becher und nahm einen Schluck und wandte sich wieder an Evander.
    …Ich hoffe doch, dass da nichts passiert ist?

    Er fuhr sich über das Kinn und zog die Augenbrauen hoch, während er ein schelmisches Grinsen auflegte. Na dann sehen wir mal, was da noch so alles zu finden ist. Er drehte sich zu einen der Sklaven um, deutete ihm und dieser griff in die Kiste und holte einen prall gefüllten Weinschlauch heraus, samt den dazugehörenden Trinkbechern.
    Hier Evander. Frischer Wein, erst heute Morgen habe ich ihn geholt, und für die Arbeiten mitgenommen. Er reichte ihm einen Becher mit dem aus dem Schlauch angefüllten Wein. Er lies sich selbst einen Becher anfüllen, nahm einen Schluck daraus und machte sich nun über den Plan her, der ausgebreitet auf dem Tisch lag. Nachdenkleich schaute er den Plan an, ließ seinen Blick darüber gleiten, bevor er sich davon abwandte, und sich dem Hafen in Natura zuwandte.
    Ungefähr die 50 Schritt entfernt beobachtete er die Sklaven, die er zuvor losgeschickt hatte, als sich der eine die Stange schnappte, sie über die Schulter warf, und langsam das Rad wieder in Bewegung setzte, währen der andere sich fragend, und unsicher hinstellte, und die Stange in den Boden gerammt, senkrecht vor sich aufstellte.


    Sehr gut … er nahm noch einen überhasteten Schluck Wein, sodass er beinahe husten musste, wischte den Becher auf den Tisch, und stand mit einem Ruck auf. … Die Beiden scheinen doch nicht ganz so dumm zu sein. Lass uns nun die restlichen Instrumente aufbauen. Sagte er zu Evander gerichtet.

    … Und Manius legte auch los. Er beobachtete aufmerksam, was die Sklaven an Gegenständen und Artefakten aus der Truhe herausnahmen und auf dem Platz verteilten. Auf dem kleinen, aber ausreichenden Areal, das er ausgesucht hatte versammelten sich allmählich alle wichtigen Gegenstände, die er für die Arbeiten einzusetzen gedachte. Besonderes Augenmerk erregte bei ihm ein Rad, das ein Sklave herbei schaffte, das etwa 4 Fuß groß war und an einer Stange mit einem Querbalken befestigt war. An diesem Rad war ein Zahn befestigt, der genau anzuzeigen vermag, wann das Rad genau um eine Drehung weiterbewegt wurde. Damit glaubte er, und damit war er nicht der einzige, die Ausmaße des Hafens genauer vermessen zu können, denn, bei einer Umdrehung des Rades, kann eine Wegstrecke von 5 Schritt gemessen werden.


    Manius zeigte gleich zu dem Rad hinüber Ah, da ist es ja. Gut, dann lasst uns beginnen. er winkte zu zwei Sklaven hinüber, die etwas gelangweilt in einer Ecke standen und sich über einen alten, gebrechlich wirkenden Mann belustigten, der krampfhaft versuchte eine Münze, die ihm aus der Hand gefallen war aufzuheben.
    Ihr da, schaut mal zu dass ihr das Rad da erwischt, und vergesst nicht die beiden Stangen mitzunehmen, ihr werdet sie brauchen. Mit dem Rad startet ihr dann hier. Grimmig sah er den beiden aufgeschreckten Sklaven in die Augen, die sich gleich auf den Weg machten, und zeigte mit dem Finger auf eine Stelle, unweit des aufgestellten Tisches. Wenn ihr mit dem Rad hier seid, startet ihr mit dem Rad in diese Richtung, … Er zeigt mit der ausgestreckten Hand in einer Richtung, die entlang der Kaimauer führt. … zählt jede Umrundung mit dem markierten Zahn. Wenn ihr bis Zehn gezählt habt hält ihr an, und einer von euch hält seine Stange in die Höhe. Dann läuft der andere wieder los, und zwar quer zur Kaimauer und zählt wieder bis Zehn. Wenn er dort ist, hält er seine Stange in die Höhe. Verstanden? Durch das Nicken der Beiden, die gerade nach den Stangen griffen war ihm klar, dass die beiden kapiert haben. Trotzdem sah er ihnen genau hinterher, und beobachtete jede ihrer Handlungen, um durch Rufe eingreifen zu können, wenn sich ein Fehler einschlich.


    Er wandte sich wieder an den neugierig neben ihm stehenden Evander.
    Mal sehen ob das auch so klappt, wie ich es in den Büchern nachlesen konnte.
    Und grinste, denn er hatte die Art der Vermessung schon einmal gesehen, daran Interesse gefunden, und aus einigen Lehrbüchern darüber studieren können. Vor allem die Schriften des Heron von Alexandria über das Dioptra fand er sehr interessant, und genau so ein Instrument, freilich in viel einfacherer Form gedachte er nun auch einzusetzen. Er zeigte mit dem Finger zu einem gerade aus der Kiste genommenen Instrument, das ein hölzernes Stativ besaß, und das von einer Scheibe mit einer Skalierung gekrönt wurde. Auf dieser Scheibe befand sich ein drehbarer Balken, an dessen Enden zwei rechteckig geformte Sehschlitze in die Höhe ragten.
    Damit hoffe ich den Hafen genauer vermessen zu können. Das Instrument werden wir nun hier, wo diese beiden Tölpel gestartet sind aufstellen, die erste Stange anvisieren, und die Scheibe danach ausrichten. Danach, wenn die zweite Stange aufgestellt ist werden wir die zweite Stange anvisieren, und den Winkel zwischen den beiden Stangen ablesen können. Der Rest, den werden unsere beiden Scribae erledigen. Die notierten Punkte auf die Karte übertragen und die Winkel richtig einzeichnen.
    Er setzte sich auf einen der mitgebrachten Klappstühle und wischte sich über die Stirn. Was meinst du, ein Schluck Wein kann nicht schaden oder? wandte er sich zu Evander.

    Wohl beides Evander. In den letzten Wochen hatte ich viel Zeit mir über die Gestaltung der Hafenanlagen zu informieren. Und da ich auf ein paar Unterlagen aus Cartago Novae aufmerksam wurde wo recht detailliert über den Hafen berichtet wurde konnt ich mir auch für unsere Hafenanlagen einige Gedanken machen. Na, ja, und der Rest, er entspringt meiner Phantasie und meinem Bedürfnis mich schöpferisch zu betätigen. Er schmunzelte. Nach einer Weile drehte er sich wieder um und sah nochmals auf die Hafeneinfahrt.
    Ich schätze das werden so cirka 300 Fuß sein, nicht wahr? Was glaubst du Evander, wie viele Stämme werden nötig sein, um die Pontonbrücke zu bauen? Ich denke so an die 15 Fuß sollte die Pontonbrücke schon breit sein. Ich werde mir das ganze durchrechnen, und die nötigen Mengen in Auftrag geben lassen. Manius griff sich nachdenklich ans Kinn.

    Es war ein herrlicher Tag, die Sonne stand im Zenit und verbreitete auch für diese Jahreszeit in Tarraco eine wohlige Wärme. Entsprechend aufgeregt und aufgewühlt war die Stadt. Einige Menschen, in Begleitung schwatzender Haussklaven oder bekannter und Verwandter flanierten durch die Verkaufsstände, blieben an den Einen oder Anderen neugierig stehen, verwickelten sich in heftige Verkaufsgespräche und wanderten entweder zum nächsten interessanten Laden weiter oder ließen sich etwas aufschwatzen, was ihnen sicher nicht von Nöten war, ihnen aber sichtlich Freude machte. Andere wiederum kamen an den Hafen, weil sie wichtige Geschäfte, die sie sicherlich schon seit längeren geplant hatten, hier her trieb. Manius konnte die einen von den anderen bereits am gang und an ihren Mienen deutlich unterscheiden. Die Flanierenden, meist wesentlich besser gekleidet, schlenderten über den Hafen, während die anderen förmlich rannten, und ihre Gesichtszüge grimmig und ungeduldig auf das Ankommen am Ziel ihres Begehrens konzentrierten. Aber es gab noch eine dritte Kategorie von Hafenbesuchern. Diese waren meist gelassen, versuchten sich ohne große Gefühlsregung durch das Gewühl zu quetschen und hoben nur hier und da die Hand zu einem Gruße. Dies waren die Menschen, zumeist Männer, die sich im Hafenviertel auskannten, entweder selbst Handelstreibende sind oder sich deshalb so gut hier auskannten weil sie hier zu wohnen pflegten.


    Manius sah sich das Treiben ohne große Gemütsregung an, sondern sah vielmehr suchend über die Köpfe der Passanten hinweg. Mit ihm war Redivivus Evander gekommen und in ihrer Begleitung hatten sie zwei Scriba, die Manius sich ohne lange Diskussionen aufkommen zu lassen im aedificium des Forums, also seiner Dienststelle geschnappt hatte. Weiters glaubte er auch eine Hand voll Stadtsklaven zu benötigen, um die Aufgaben, die er sich für heute und den nächsten Tagen gestellt hatte, zu bewältigen. Mitgebracht hatten sie allerlei Gerätschaft, einen Tisch, mehrere kleine Klappstühle, eine Kiste mit allerlei Materialien wie Schnüre, Senklote und andere Instrumente, von denen Manius glaubte sie zu gebrauchen, und obendrauf gepackt befinden sich zwei lange Stangen, an denen die Kiste mit Tauwerk verschnürt war und als Tragestangen dienten an denen zwei Sklaven die Kiste auf ihren von der Sonne gegerbten Schultern trugen.


    Ah ja, das währe doch ein gutes Plätzchen. Manius schaute, die linke Hand schützend vor der Sonne über seine Augen flach haltend, zu einer, direkt an der Kaimauer gelegenen, Stelle. Dort, wo nun sein Finger ausgestreckt hinzeigte war einst der Steg gewesen, der zusammengekracht war, und der von den abergläubigen Menschen Tarracos gemieden wurde.
    Genau das Richtige, genau das was ich gesucht habe, direkt an der Kaimauer, zentral gelegen aber doch ruhig genug um die nötigen Schreibarbeiten zu erledigen. Sedulus, und Labeo, dort stellt ihr den Tisch auf. er wandte sich zu den Sklaven Und ihr stellt dort die Kiste ab, und bindet schon mal die Stangen los, wir werden sie brauchen.
    Bedächtig und die Szenerie im Auge behaltend ging Manius auf die Stelle zu, sah sich kurz um, während die Scribae den Tisch aufbauten, ein Pergament entrollten, das die gesamte Fläche des Tisches ausfüllte und in wenigen Strichen und Linien den Umriss des Hafens widerspiegelte und ihre Schreibutensilien darauf verteilten, einen Calamus, einige Schreibtäfelchen sowie ein Tintenfässchen und einige Schwämme.

    Gut, Salvette Gaius Didius Sevycius, es ist mir immer eine Freude mich mit interessanten Menschen unterhalten zu können. Er stand ebenfalls auf.
    Auch du bist mir jederzeit willkommen. Und, … Er lächelte, …mach mir die Frauen hier in Tarraco nicht scheu.
    Er setzte sich wieder, nachdem Sevycius verschwunden war und machte sich über die Reste der Fleischplatte her. Außerdem war sein Krug noch halbvoll, und er wollte den kostbaren Inhalt nicht verschwänden. Wie er die Wirte hier im Hafenviertel kannte, würden sie die Reste, die sich in den Krüge abgesetzt hatten, anderen Gästen unterschieben wollen.

    Ach was Evander, es ist früh am Morgen, und bevor ich in meinem Officium verschwinde dachte ich mir, schau doch mal bei Redivivus Evander vorbei. Vielleicht ist er schon hier? Und wie du siehst, wir sind bereits in einem Gespräch vertieft.
    Manius trank mit einem heftigen aber großen Schluck den Becher leer, und stand wieder auf.
    Gut, dann sehen wir uns ja. Es freut mich, dass ich in dir die nötige Unterstützung gefunden habe.
    Manius wandte sich wieder in Richtung der Tür.
    So, jetzt muss ich aber weiter. Wir sehen uns ja dann. Ich hätte gesagt so eine Stunde ante meridiem*, wenn es auf dem Hafen wieder etwas ruhiger wird, sollten wir aufbrechen. Zwei Scribae und ein paar Stadtsklaven konnte ich schon organisieren.
    Er hob die Hand und schmetterte ein Salvette, Evander hinterher.


    @*: eine Stunde vor Mittag (11:00)

    Manius nahm dankend den Becher an, drehte ihn zwischen seinen Fingern und noch bevor er einen Schluck daraus nahm erwiderte er
    Nun, was mich zu dir führt, das möchtest du wissen? Es ist, du wirst es kaum erraten, den Hafen betreffend. Er lächelte und entschloss sich nun doch einen Schluck zu nehmen, und zu diesem Zwecke nahm er den Becher und prostete Evander zu.
    Lass uns zuerst einen Schluck nehmen. Es spricht sich dann leichter.
    Er lies die Becher klingen, nahm einen ausgiebigen Schluck und setzte sich auf den ihm angebotenen Stuhl. Mit seiner ausgestreckten Hand, auf dem Tisch in einer aufstützenden Haltung, den Becher darin umgriffen begann er über sein Erscheinen zu sprechen


    Nun, wie gesagt, es geht um den Hafen. Die Sanierung muss nun endlich in eine Konkretere Phase eintreten. Dazu habe ich mir gedacht, sollten die vorhandenen Anlagen, die Kaimauern, die Mole, der Pier, und nicht zu vergessen die Hafeneinfahrt mit dem Leuchtturm, wo ja die Pontonbrücke entstehen sollte, einer gründlichen Vermessung unterzogen werden. Manius setzte ab, schüttelte ansatzweise den Kopf und atmete tief durch um wieder an sein zuvor gesagtes anzuschließen.
    Es ist schon ein Jammer. Im ganzen Archiv, weder an der Hafenprocuratur noch hier im Forum sind ausreichend Pläne vorhanden, mit denen etwas anzufangen ist. Dafür jede Menge nichts sagende Berichte über den Fischer xyz und den Händler soundso. Nun, ich möchte dich dabei haben, vier Augen sehen einfach mehr als zwei

    Sehr gut Sevycius, darauf lass uns anstoßen. Manius drehte sich wieder um und Prostete Sevy mit seinem Becher zu, bevor er den Becher an seinen Mund führte und einen Schluck in seine Kehle spülte.
    Du hast also schon Erfahrungen im Hafenbau? Gut, dann kann ich dich ja bei Zeiten mit meinen Ideen belagern. Heute glaube ich, dass der Tag bereits zu weit fortgeschritten ist, um sich ewig über die Arbeit zu unterhalten. Es strengt an, und ist dem Fluss des Rebensaftes abträglich. Manius grinste und nahm einen weiteren Schluck.


    Ich werde mich mal mit meinem Barbier unterhalten. Er ist zwar kein Architectus, eher schon ein Experte für haarige Angelegenheiten. Er kennt aber die halbe Stadt, und wenn jemand neu hier ist weiß er es als Erster. Er schüttelte den Kopf. Ich glaube, er spürt sogar die Filzlaus, die, unter dem Rock eines Matrosen, unserer Stadt das erste Mal einen Besuch abstattet.
    Manius lächelte.

    Er war abgespannt und müde, als er, wie auch sonst üblich, zur frühen Stunde am Forum ankam um sich auf sein Officium zu begeben. Fast konnte man meinen, es währe ein Tag wie jeder andere, die ewig gleichen Gesichter, in die er zu schauen hatte wenn er an den Märkten vorbeikam und sich zögernd dem Forum näherte, immer der selbe Pförtner, der ewig versuchte den gleichen Witz anzubringen, der wahrscheinlich bereits zu Zeiten des vergöttlichten Augustus zu den Langweilern gehörte, und ewig die gleichen Flure, an denen er an den immer selben Türen, Büsten und Portiken vorbeikam. Heute jedoch war etwas anders, und das lag nicht nur an seiner abgespannten Körperhaltung, sondern er hatte sich heute ein volles Programm vorgenommen.
    Und dieses Programm trug ihn zunächst in das Officium seines Partners.


    Er klopfte und nachdem er nach einer Weile keine Stimme, noch ein Geräusch vernahm trat er unvermittelt ein.
    Salve Redivivus Evander. Ich hoffte dich hier anzutreffen …

    Ich hatte in den letzten Tagen viel Zeit, mich dort umzusehen, und das Gärtchen, sofern es geräumt wird, kann uns wie gesagt ausreichend Platz bieten. Und was die Räumungsarbeiten angeht, darum habe ich mich schon gekümmert, fällt es doch in den Zuständigkeitsbereich der Magistrate.


    Er setzte ab und versuchte im Wein etwas Ablenkung zu finden. Doch irgendwie kämpfen sich seine Gedanken immer wieder einen Weg nach draußen, und, Manius merkte es bereits bei seinen ersten Worten die er mit Sevycius wechselte, das lag nicht nur am Wein, der bekanntlich die Zunge lockert, sondern auch daran, dass er davon ausgeht, dass Sevycius ein guter Gesprächspartner war, und seine Ratschläge waren bis dato hervorragend gewesen.


    Der verdammte Hafenumbau raubt mir noch den letzten Nerv. Ich habe ja einige gute Ideen, versuche einiges an Arbeit da reinzustecken, aber ich komme da irgendwie nicht weiter. Zum einen fehlen mir weitestgehend die Kenntnisse zur Architectura, sind meine Ideen doch einzig aus den spärlichen Informationen begründet, die ich zusammentragen, aus einigen Pergamenten und Papyrii entnehmen oder bei diversen Gesprächen zusammenraufen konnte. Mir fehlt ein erfahrener Architectus.


    Kennst du jemanden? Ich brauche ihn rasch. Am liebsten währe es mir, wenn er gerade durch die Pforte der Taberna stolziert käme.
    Manius schaute auf, drehte sich in Richtung der Tür. Dort jedoch, und das rang ihm ein freimütiges Schmunzeln ab, war Veronica, die, mit einigen Krügen bewaffnet, sich um einige aufdringliche Tabernenbesucher kümmerte, die sie ebenso keck wie selbstbewusst abblitzen lies.

    Der Abend verbreitete bereits seine kühle und nach verkohltem Holz riechende und mit Rauch erfüllte Luft im Aedificium des Forums Tarraconensis. Manius war noch immer, gebeugt über ein Pergament und mit einem Calamus bewaffnet in seinem Officium und verdrängte behaglich die bereits angebrochene späte Stunde. Noch immer hatte er die Öllampen nicht angemacht, noch immer war er nicht dazu bereit seine Arbeiten zu unterbrechen um sie am nächsten Morgen fortzuführen. Seine Arbeiten, die ihm so zu fesseln schienen waren durchaus wichtig, aber der wesentliche Grund warum er noch immer hier war, lag nicht alleine in der Notwendigkeit noch hier sein zu müssen, sondern auch im Willen diese Arbeiten gut und vortrefflich, zur seiner und zur Zufriedenheit der Stadt, zu erledigen. Nachdem er einen längeren Rundgang mit Evander und Valens gemacht hatte, sich auch an den darauf folgenden Tagen immer wieder am Hafen umgesehen hatte, um seine aber auch die Ideen der Anderen einem Prüfenden Blick zu unterziehen war er vor einigen Tagen zum Entschluss gekommen er werde alles zusammenfassen müssen um einen Überblick zu erhalten. Was sollte am Hafen gemacht werden, welche Maßnahmen sind vernünftig und welche sollten gleich aufgegeben werden, und vor allem die Frage, was sollte das alles Kosten?
    Die endgültige Frage wird sicher erst geklärt werden können wenn der Hafen eingehend vermessen wurde. Einige Pläne, die seit den letzten Baumaßnahmen in den Archiven ein eher klägliches Dasein fristeten waren zwar vorhanden, aber sie waren ungenau, wiesen große Lücken auf und waren daher alles Andere als eine solide Grundlage auf der erfahrene Architekten und Bauherren, zu denen sich Manius freilich nicht zählte, etwas anzufangen wüssten.


    Plötzlich war ein knarrendes Geräusch zu vernehmen, das Manius leicht zusammenfahren ließ und den Anlass bot aufzusehen. Einer der Scribae war ins Officium gekommen. Manius konnte nicht gleich erkennen wer es war, lag die Tür doch im Schatten der Regale und die bereits schwache Abendsonne war nicht stark genug den Raum ausreichend mit Licht zu erhellen. Erst als er näher kam konnte Manius ihm vertraute Gesichtszüge erkennen. Es war Sedulus, einer der Stadtschreiber, die Manius gebeten hatte sich heute noch bei ihm zu melden. Manius schaute auf, war froh darüber endlich einen Grund gefunden zu haben sich von der anstrengenden Arbeit loszureißen, und ließ den Calamus auf eines der Tintenfässchen, die auf seinem Tisch verteilt waren, fallen.
    Sedulus, gut das wir uns noch sehen. Wo ist den Partner? Ich hoffte mit euch beiden Sprechen zu können?


    Salve Severus. Nun, wenn du Labeo meinst, der war in großer Eile. Ich glaube er hat wieder einmal Probleme mit seiner besseren Hälfte. Er lächelte.


    Na dann kann ich nur hoffen er wird morgen wieder fit sein. Manius erwiderte das Lächeln und fügte hinzu:
    Weshalb ich dich hier her gebeten habe, du weißt, die Sanierung des Hafens steht an. Wir brauchen aber unbedingt noch ausreichende Kenntnisse des Hafens betreffend. Wie stark sind eigentlich die Kaimauern, wie lange ist die befestigte Mole, die das Hafenbecken vom Meere scheidet, und vor allem, wie lange sind die Kaimauern überhaupt und wie tief ist eigentlich das Hafenbecken? Alles Fragen, auf die wir Antworten brauchen, bevor die Arbeiten beginnen können. Denn wenn wir nicht bescheid wissen, ist es ein Kinderspiel für findige Geschäftemacher die Stadt um ein ordentliches Saller zu betrügen.
    Gut Severus, was wird von uns abverlangt? Ich kenne mich da nicht aus, und Labeo sicher auch nicht. Also was können wir hier tun?


    Nun, da bist du nicht der einzige der sich auf Neuland begibt. Ich hatte genug Zeit mich damit zu beschäftigen, konnte mir einen laienhaften Überblick verschaffen was notwendig sein wird. Ihr werdet daher die Aufzeichnungen führen, quasi ein Protokoll. Die schweren Arbeiten werden ohnehin von Sklaven durchgeführt. Es geht einfach darum die erhobenen Daten richtig, und vollständig aufzunehmen. Manius stand auf, und versuchte eine der Öllampen zu entzünden, und noch bevor er den Docht zum Brennen brachte wandte er sich wieder an den Scriba.
    Daher werden wir diesen Plan des Hafens mitnehmen Er zeigte mit dem Stöckchen, mit dem er den Docht zu entzünden dachte, und dessen Ende noch rot von der Glut war, aus dem er es gezogen hatte, auf einen Tisch auf dem ausgebreitet ein Pergament lag. Er ist zwar nicht gerade recht in den dargestellten Proportionen, aber besseres Material gibt es nicht. Nehmt ausreichend Schreibmaterial mit, einen Tisch und ausreichend Klappstühle. Wir werden sie brauchen.


    Gut, werden wir machen. Sonst noch etwas?
    Nein, das war dann alles, den Rest werden die Stadtsklaven schleppen. Wir sehen uns dann morgen. Salve Sedulus. Manius setzte sich wieder, schob die Lampe zurecht, sodass er auch ausreichend Licht hatte mit seinen Arbeiten fortzufahren und hob grüßend seine Hand.


    Salvette Severus. meinte der Scriba und verließ das Officium.


    Für Manius begann nun ein langer Abend, der ihn noch bis zur sechsten Stunde hier festhalten wird. Er wollte auf jeden Fall einen guten Bericht abliefern, und, wenn es möglich sein sollte, eine Sanierung des Hafens durchführen, die für die Stadt in positiver Erinnerung verbleibt.