Beiträge von Tiberia Arvinia

    Es ist mir wirklich schwer gefallen Arvinia wirklich aufzugeben, aber ich denke, dass es der beste Zeitpunkt war :).


    Von meinen Tiberiern habe ich mich bereits verabschiedet, aber hier sei nochmal gesagt:


    Danke an alle IDs, die Arvinia kannte :)


    Wir sehen uns!


    Arvinia

    Die Sklaven eilten, um ein Messer zu holen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Praetorianer in das Vestibulum eindringen und schließlich gegen die Veteranen ihres Bruders kämpfen würden, zu dem dieser Kampf schnell vorbei sein dürfte.
    Als Arvinia sah, dass eine Sklavin hektisch mit einem Messer auf sie zu kam, hob sie ihren Fuß über das Wasser und wartete einen Moment. Zarghaft tauchte sie ihre Zehen in das kühle Nass und zuckte kurz zurück, es war eisig. Sie nahm der Sklavin das Messer ab und atmete tief durch. "Lasst mich allein." Einige der Sklaven überlegten nicht lange und verschwanden, eine Hand voll blieb und sie schauten sie skeptisch an.
    "Ich sagte lasst mich allein! Geht!" hakte sie mit forscher Stimme nach, woraufhin alle verschwanden und sie ihrem selbstgewählten Schicksal überließen.
    Mit beiden Füßen im Becken stehend, ging ihr noch einmal alles durch den Kopf. Sie blickte sich im Atrium um und sah all Gäste, die sie in der Zeit hier gesehen hatte. Ihr Cousin hatte die einflussreichsten Politker um sich gehabt, so wie enge Freunde und Verwandte. Schöne junge Frauen, die lachten und sich am Leben erfreuten, während sie Trauben und andere Früchte aßen. Nun würde es eine lange Zeit dauern, bis eine solche Art von Gästen wieder in diesem Haus verkehrte, wenn hier überhaupt wieder jemand verkehrte. Die Prätorianer bringen die Schmach über diese Familie unter ihr eigenes Dach, sie brachten den Tod.


    Der Lärm jenseits des Atriums riss sie aus ihren Gedanken. Ihre Füße waren schon blau von dem eisigen Wasser, doch den stechenden Schmerz spürte sie schon gar nicht mehr, da ihre Zehen schon halb taub waren.
    Langsam kniete sie sich auf den Boden des Wasserbeckens und nahm das Messer in beide Hände. Sie dachte nicht mehr nach. Wozu auch? Es war nun alles vorbei, es war alles gesagt und es gab keinen anderen Ausweg.
    Es dauerte nicht lange und das Blut floss aus ihren Pulsadern in das eisige Wasser.
    Arvinia lehnte sich zurück, schaute in den Himmel und schloss die Augen. Ein Stoßgebet verließen ihre blauen Lippen als sie allmählich merkte wie sie schwächer und schwächer wurde, bis sie letztendlich auf die rechte Seite sank und ihr Kopf auf dem Beckenrand aufschlug. Ein langsamer, einsamer aber schmerzloser Tod.
    Wenn die Praetorianer das Atrium betreten sollten, würden ihre Augen folgendes sehen:


    Eine tote Tiberiern im blutgefärbtem Wasserbecken, die keinen anderen Ausweg sah, der Schmach zu entgehen. Sie hatte ihr Schicksal selber entschieden, sie hatte sich das Leben genommen.

    Manius Worte erschütterten noch einmal Arvinias Herz. Eine Matrone sein.. dass hatte sie sich immer gewünscht und sie ist schon davor kläglich gescheitert.
    Sollte sie nicht doch versuchen zu fliehen? Sollte sie versuchen, nach einiger Zeit den Namen der Tiberier reinzuwaschen? Sollte sie ihren geliebten Cousin aufmuntern vor dem Tode, dass sie am Leben bleiben und alles daran setzen würde, die Familie zu retten?
    Nein. Es war aussichtslos, zu tief war sie verletzt, zu tief war die klaffende Wunde, die das haus der Tiberier in Verruf brachte und nun ausbluten ließ.
    Sie küsste den alten auf die Wange und wischte ihm zart die Träne aus dem Gesicht.
    "Das werden wir, liebster Cousin." sagte sie leise mit einem Lächeln, welches keinesfalls aufgezwungen war. Es war ein kurzer glücklicher Moment, ein Moment der Freude, in dem sie an an das Jenseits dachte. Was würde sein? Würde sie gemeinsam mit Manius den Weg beschreiten? Würde sie ihre Brüder wiedersehen?
    Bevor sie in Gedanken versinken würde, drückte sie ein letztes mal die Hände ihres Cousins, wandte sich von ihm ab und verließ zu anfangs mit langsamen aber zunehmend schnelleren Schritten sein Ankleidezimmer.


    Draußen hörte sie den Lärm, der aus der Richtung des Vestibulums kam, der letzte Raum vor dem Atrium! Sie musste sich beeilen.. und dafür gab es nur eine Lösung.
    "Ein Messer!" rief sie, während sie schnell ins Atrium lief.
    Sie stand vor dem Wasserbecken und richtete ihren Blick nach oben. Die Luft war eisig. Mit geschlossenen Augen und dem Kopf im Nacken atmete sie tief durch. Ein letztes mal riechen, ein letztes mal tief durchatmen. Die Sklaven liefn hastig umher, ganz im Gegensatz zu Arvinia waren sie hektisch und nervös, während sie die Zeit ignorierte.
    In ihren Köpfen gingen viele Dinge vor sich. Die einen fragten sich, ob sie frei seien, nachdem der dominus und die domina tot seien, die anderen haderten mit dem Gedanken, ob man sie verkaufen oder töten würde. Einige freuten sich, andere hatten einfach nur Angst und liefen teilweise recht desorientiert durch die Gegend. Einige warteten gespannt auf die Prätorianer, andere versteckten sich vor ihnen.

    Der Mann, der einst als einer der geachtesten Bürger Roms - egal ob als Senator, Consul oder Pontifex - galt, schien ein wenig Reue zu zeigen, denn er konnte Arvinia erst nicht in die Augen schauen. Sie hatte Angst, Angst vor dem, was er nun sagen würde, obwohl sie schon wusste was es war. Er würde sich das Leben nehmen. Als Manius dann Horaz zitierte und das unvermeidliche aussprach, hätte Arvinia ihn am liebsten geschlagen, aber sie konnte es nicht. Sie wollte einfach nicht verstehen, wieso es so enden musste. Ihre Tränen tränkten mittlerweile den Stoff, der ihren zittrigen Körper verdeckte.
    Die nächsten Momente realisierte sie gar nicht. Manius traf alle Vorbereitungen und wies die Sklaven an, ihm seine Toga Praetexta anzulegen. Erst als das Wort "Schwert" fiel, kam ihr Geist wieder ins Geschehen zurück. Die Zeit schien gegen ihn zu arbeiten, sie saß ihm im Nacken, denn die Praetorianer waren schon in der Villa.
    Als er Arvinia erneut aufforderte zu fliehen blickte sie in seine Augen und schüttelte langsam den Kopf. Dann fiel sie in seine Arme "Du warst wie ein Vater für mich Manius.." sie drückte sich an ihn und löste sich darauf wieder von ihm, hielt aber seine Hände in den ihren. "Ich werde nicht fliehen." sagte sie mit entschlossener und wieder etwas gefassterer Stimme.
    "Ich könnte nie die Schmach ertragen. Die Schmach und den Frevel dieser verfluchten Stadt. Meine Ohren wollen nicht hören, wie die gehässigen Zungen dich einen Verräter und Mörder nennen." sagte sie stolz. Man konnte schon im Unterton hören, was sie vor hatte. "Mein Körper wird dieses Haus nicht verlassen." fuhr sie fort, fest drückte sie seine Hände "Bitte sei nicht von Schuld geplagt." dabei blickte sie tief in seine Augen. Er würde sie nicht aufhalten können.

    Wäre Arvinia ein Mann gewesen, der durch eine höhere Stellung in der Politik die Anmaßungen, Gesetzesmissachtungen und Blasphemie mit seinen Augen gesehen hätte, wäre ihre Reaktion ganz anders ausgefallen.
    Sie wäre zwar erschrocken gewesen, hätte sie im Nachhinein davon erfahren, aber dennoch hätte sie Ehrerbietung und Verständnis gegenüber Durus Tat aufgebracht. Hätte sie von seinem Plan erfahren, hätte sie selbst vielleicht ihre Finger um den Lebensfaden der Opfer geschlungen.
    Aber: Sie war kein Mann. Sie war eine Frau, und zwar keine junge mehr, sondern eine enttäuschte, heiratsüberfällige und gekränkte. Die Politik interessierte sie nicht im geringsten, dafür war sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, eine nahe zu törichte Sache. So konnte ihr Geist keinen Funken Verständnis für Durus Tat aufbringen.
    Immer noch von Tränen gezeichnet kniete sie vor ihrem Cousin und legte ihre Hände auf seine Knie "Aber Manius.. zu welchem Preis? War die Rettung Roms wichtiger als Ehre und der Ruhm dieser Familie? Ist der Verrat an deine Familie der Preis für den Verrat an den Kaiser? Ob gerechtfertigt oder nicht?" sie schaute auf den Boden "was würde Vitamalacus jetzt denken.." wieder schaute sie in die Augen ihres Cousins "Wieso Manius, warum auf diese Weise? Es erfüllt mich mit Trauer und Zorn, dass ausgerechnet mein ehrbarer und kluger Cousin mit dem Schwert und nicht mit Worten handeln musste, wie er es sonst immer getan hatte.." sie ahnte es aber dennoch fragte sie "Was.." sie schluckte "Hast du jetzt vor?" das unvermeidliche musste ausgesprochen werden..

    Als sich Manius setzte, spürte Arvinia bereits, dass etwas Schlimmes geschehen war. Von welchem Ausmaß dies aber sein würde, wusste sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber sie sollte es in den nächsten Momenten erfahren.
    Sie hockte sich vor ihren Cousin und nahm seine Hände, als er begann zu erzählen.


    Während Durus erzählte, wichen ihren Hände immer mehr zurück aus den seinen. Ihr Kinn fiel immer weiter nach unten und ihre Augen wurden größer. Schließlich rollten ein paar Tränen aus ihrem Auge.
    Sie war über die Jahre so verletzlich geworden, ihre Familie war das einzige, was sie noch hielt, und nun schien selbst diese Geborgenheit ihr aus den Händen gerissen zu werden?


    Erbost stand sie auf und wich einige Schritte zurück.
    "Was hast du getan Manius!?" sprach sie mit erregter Stimme. Sie hatte natürlich keine Ahnung, wieso Durus seine Finger beim Attentat des Kaisers im Spiel hatte, sie hatte keine Ahnung von Politik und der Tyrannei, aber die Tatsache, dass ihre Familie darunter auf ewig Schande tragen würde, raubte ihr den Verstand.


    "Ausgerechnet du! Ausgerechnet du zerstörst unsere Familie! Bringst Schande über unser Haus!"
    sie konnte es einfach nicht verstehen.
    "Du warst einst einer der ehrbarsten Männer Roms!"


    Dann sackte sie zusammen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Wer würde sie nun noch heiraten wollen? Wer wollte die Cousine des Kaisermörders heiraten wollen? Eine Frau mit dem Namen Tiberia, eine Familie der Schande, eine Schande die auf ewig im Imperium Romanum anhalten würde.


    Sie blickte ihn verweint an "Fliehen sagst du? Wofür sollte ich fliehen? Ich habe keinen Mann, ich habe keine Kinder! Wer sollte mich noch wollen? Ich soll nach Misenum fliehen? Was soll ich da? In Schande leben?"

    Arvinia saß noch eine Weile im hortus, bis sie ein heftiges Klopfen und wenig später hastige Schritte in der Villa hörte.
    Sie stand auf und ging in das Atrium, von dort aus konnte man ein wenig auf die porta lünkern. Ein nervöser Skalve rannte an ihr vorbei und sie schaute ihm nach. Dann erblickte sie die Prätorianer und einen Mann in prachtvollerer Uniform. Sie wusste natürlich nicht, dass dies der Praefekt selbst war, aber sie merkte, dass etwas schlimmes in der Luft war. Sie blieb unentdeckt für die Männer in Schwarz und ging schnellen Schrittes los, um ihren Cousin zu suchen.
    Sie fand ihn schließlich im Ankleidezimmer.


    "Manius.." sprach sie, ein wenig erschrocken über seine Gestalt, hatte sie solange nicht mehr mit ihm geredet? War sie solange in ihrem Cubiculum gewesen, dass sie ihn solange nicht gesehen hatte? Er schien mehr Falten zu haben, ihn schien auch etwas zu bedrücken, das konnte sie an seinem Blick sehen. Manius schien nervös zu sein..


    "was ist los? Wieso wartet die kaiserliche Garde vor der porta?"

    Bevor Arvinia ihr Cubiculum verließ, hatte sie sich mehrere Monate ausschließlich von der Öffentlichkeit fern gehalten.
    In dieser Zeit widmete sie sich ihrer Ländereien, die sich zahlreich von verschiedenen Verwandten geerbt hatte. Viel zu viele waren zu weit von Rom entfernt, als das sie sie jemals besuchen würde, somit waren sie quasi nutzlos für sie. Grundstücke in der Nähe Roms oder den umliegenden Städten, würde ihr viel mehr von Nutzen sein.
    So setzte sie alles daran, die Grundstücke in Spanien und Germanien los zu werden.
    Ein Schreiber erstellte für sie die Formalia und sie diktierte ihm folgenden Brief:


    Ad
    Numerius Duccius Marsus
    Casa Duccia
    Mogontiacum
    Provincia Germania


    Ich grüße dich Duccius,


    es ist einige Zeit her, dass ich mich an deine Familie wandte, ich hoffe die Götter hielten ihre schützenden Hände über euer Dach.
    Deine Familie pachtete vor ein paar Jahren einige meiner
    Grundstücke in Germanien unter anderem für eure Pferdezucht. Diese Grundstücke sind nicht mehr von Interesse für mich, euch jedoch könnten sie von größerem Nutzen sein. Ich schlage daher einen Kauf eurerseits vor.
    Diesen Brief überbringt euch Marcus Praia, er ist in meinem Namen befugt in Verhandlung mit euch zu treten.
    Ich hoffe ich konnte das Interesse deiner Familie wecken?



    Vale
    Tiberia Arvinia



    Es waren einige Monate vergangen, in denen sich Arvinia komplett der Öffentlichkeit - den Spielen, den wichtigen politischen cenae ihres Cousins, den Treffen befreundeter oder bekannter Frauen und sogar den Festtagen - verborgen hielt. Noch nicht einmal Cubiculum hatte sie aus anderen Gründen als Hygiene, Hunger und Durst verlassen.
    Ihre Familie? Sie hatte das akzeptiert, zumindest diejenigen, die sie kannten oder besser noch: die sie noch kannte. Es war viel passiert und man konnte zweifelsohne behaupten, dass sie einige neue Mitglieder unter dem Dach dieser Villa nicht einmal kannte.


    Arvinia hatte kein leichtes Los gezogen. Erst wurde sie von dem Mann enttäuscht, dem einst ihr kindliches Herz gehörte. Voller verblümter Gedanken hielt sie an der Liebe zu diesem Aurelius Orestes fest, beflügelt durch das Glück und die Überzeugung Iuno selbst hätte sie mit ihm zusammen geführt. Ihre mädchenhafte Welt zerbrach, als sich Orestes von ihr abgewandt hatte und sich davon zu erholen, war weder leicht für sie, noch verflog die Zeit im Eilflug.
    Als junge Frau fasste sie neue Kraft, hatte aber viel von ihrer Warmherzigkeit und ihrer Fröhlichkeit verloren. Sie fügte sich ihrem Schicksal und bot sich ihrem geliebten Cousin Manius als Option an, ein weiteres ehrbares Haus mit dem ihren zu verbinden.
    Es sollte der Klient ihres Cousins sein, Claudius Lepidus. Ein erfolgreicher Mann, der obendrein sogar noch recht ansehnlich war, stimmte sie zufrieden, es hätte sie viel schlimmer treffen können. Das sich dieser Gedanke später bewahrheitete, hätte sie nie im Leben Gedacht. Es verlief im Sande, es kam keine Hochzeit zu stande.
    Oh, wie sich die Gesellschaft Roms über sie lustig machen musste. Der Tratsch und Klatsch war nicht zu bändigen, er ist nahezu unbesiegbar. Wer seine Weste beflecken ließ, hatte kaum den Hauch einer Chance, sie wieder reinzuwaschen. Politiker oder Heerführer vielleicht, sie konnten durch Taten sprechen. Doch durch was sollte Arvinia, eine mittlerweile gar nicht mehr so junge Frau im Alter von 22, sprechen?
    Sie entging der Schmach und zog sich auf ihr Cubiculum zurück, aber nicht, um die Wunden durch die Zeit heilen zu lassen. Viel mehr, um in Selbstmitleid und Melancholie zu versinken.


    Heute war der erste Tag nach ganzen vier Monaten, an dem sie ihr Cubiculum für längere Zeit verlassen hatte und in den Garten ging. Es hatte sich nicht viel verändert. Ein paar Blumen und Sträucher waren ausgetauscht, ein paar neue Gesichter und er den Sklaven konnte sie festmachen, aber die steinerne Bank, auf der sie gerne gesessen hatte, hatte sich nicht vom Fleck bewegt, sie setzte sich. Mit ihren Handflächen strich sie über die Oberfläche und schloss ihre Augen. Es war wie früher, nur ein paar Risse zierten die Bank. Würde es ebenso außerhalb dieser Mauern so sein?


    Arvinia reckte ihr Gesicht zur Sonne. Ein sonniger, aber dennoch kalter Tag im Winter Roms. Winter? Es war schon Winter? Sie hatte sich viel zu lang in ihrem Cubiculum versteckt. Ob sie es bereute, weil sie eine Frau von Stand, Stolz und Schönheit war? Nein.. sie brauchte diese Zeit.. ob sie ihr gut tat? Eine Frage, die sie selbst nicht beantworten konnte.
    Ihr Wesen würde sich verändert haben, verbissener, stolzerfüllter, gehässiger würde sie sein. Konnte man ihr das verübeln? Was war bloß aus dem einst jungen, warmherzigen und strahlendem Mädchen geworden, dass sie früher jeden Tag im Spiegel sehen konnte. Ein Spiegelbild, was nach all den Jahren vollends verblasst war.


    Sie hielt ihre Augen geschlossen und lauschte dem Wind. Bis auf ein paar Sklaven, die den Garten pflegten und die Wege am Innenhof kehrten, hörte sie gar nichts. Kein Vogel, keiner redete, nur der Wind tanzte in ihrem lockigen Haar.


    Es schien keiner zu Hause zu sein..

    Der erste Tag der Ludi Romani? Ein noch weit entfernter Termin, aber nicht soweit, als das man jetzt noch nicht mit den Vorbereitungen anfangen musste.
    Auf Durus Blick hin schaute sie erst ihn an, dann drehte sich ihr Blick zu Lepidus. "Das wäre schön!" entgegnete sie sowohl ihrem zukünftigen Gatten, als auch ihrem Cousin.
    Er war nicht mehr der jüngste, er war sowohl Pontifex als auch Senator und hatte somit viel zu tun.. außerdem steckte er momentan selber in Hochzeitsvorbereitungen, also würde Arvinia ihm alles abnehmen, was sie ihm nur abnehmen konnte.

    Arvinia blieb weiterhin still und hörte gespannt den Ausführungen der beiden Männer zu. Auf der einen Seite ihr Cousin, auf der anderen ihr baldiger Ehemann. Eigentlich war sie froh, dass sie nichts verbal dazu beitragen musste, sie hatte sich damals bei Orestes zu viele Gedanken gemacht, um sich jetzt wieder in welche zu flüchten. Sie akzeptierte die Entscheidung ihres Cousins und war froh, ihrer Gens einen guten Dienst zu leisten, indem sie eine Verbindung zwischen den Tiberiern und den Claudiern schaffte.
    Auch wenn sie den Mann kaum kannte, war sie dennoch glücklich, dass er hübsch war und auf dem besten Wege war eine erfolgreiche politsiche Karriere einzuschlagen. Immerhin war ihr Cousin sein Patron.
    Sie erwiderte den Blick von Lepidus und nickte ebenfalls mit einem freundlichen Lächeln, dass allerdings noch nicht so viel Innigkeit in sich hatte, wie es vielleicht einmal haben könnte.

    Arvinia hielt sich seit dem sie aus der Sänfte ausgestiegen waren geschlossen. Sie ließ erstmal Ihren Cousin Manius reden. Auf dem Weg ins Triclinium betrachtete sie schon einmal die Villa, in der sie bald wohnen würde, auch den Weg merkte sie sich.
    Im Triclinium angekommen setzten bzw legten sie sich schon einmal hin und ließen sich Wein von einer Sklavin bringen, der Arvinia zu nickte. Ihr Gegenüber saß Lepidus, viel hatte sie noch nicht mit ihm gesprochen und jetzt sollte sie ihn heiraten. Auch wenn es ganz anders war als mit Orestes, den sie damals kennen und lieben gelernt hatte, würde sie sich fügen. Sie war sich sicher, dass Lepidus ein besserer Ehemann sein und nicht den Schwanz einziehen würde.

    Was? Kaum war sie in der Runde und hatte erhofft mit Albina, Macer und Aulus sprechen zu können, da bat sie ihr Cousin beiseite. Sie war etwas überrascht und dann auch noch gänzlich verwirrt, als er einen weiteren in der Runde aufforderte mit beiseite zu kommen.. Lepidus! Was sollte das heißen? Lepidus war der Client von Durus, er arbeitete und lernte bei ihm.. was gab es noch? Achja, Lepidus war Clau... er war Claudier! So langsam wurde Arvinia klar, was ihr Cousin da im Schilde führte. Die kurze Zeit, in der die drei etwas abseits gingen, kam ihr viel länger vor, so viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf.

    Arvinia nahm an der Feierlichkeit nur am Rande teil und flüchtete sich meist in organisatorische Dinge, um sich um die obligatorischen Gespräche herum zu schlängeln. Irgendwie war ihr heute nicht danach sich als Edeldame des tiberianischen Hauses tausend und abertausende Komplimente und Schmeicheleien anzuhören. Irgendwann packte sie aber dennoch das schlechte Gewissen, als sie merkte, dass sie ihre Cousine, ihren Mann sowie Aulus noch nicht gesprochen hatte, also steuerte sie vorsichtig aber zielsicher schnurr stracks gerade aus auf die kleine Gruppe zu, um nicht von irgendwem, den sie nicht sprechen wollte, aufgehalten werden konnte.
    "Salve, entschuldigt meine Abwesenheit, ich hoffe ihr amüsiert euch?" entschuldigte sie sich und fragte standartmäßig nach dem Wohlergehen der Gäste in ihrem Hause.

    Durch die Türe trat ein junges Mädchen, ein sehr hübsches junges Mädchen, sie hatte ein sehr gepflegtes Äußeres, Kleider und Haare saßen nahezu perfekt. Als sie sich mit Faustina noch einmal selbst vorstellte und anmerkte, dass sie die Tochter von Dolabella sei, bestätigte sich Arvinias Vermutung.
    Sie lächelte über die kleine Ironie "Tut mir Leid, aber ich kenne deinen Vater nicht allzu gut. Er ist noch nicht lange bei uns, aber sein Bruder war ebenso schelmisch wie er es vermutlich selbst ist." entgegnete sie ihrer Verwandten.
    "Seit wann bist du hier?" da gab sie sich die Antwort schon selbst "Du bist bestimmt gerade erst angekommen, du musst müde sein!" und schon klatschte sie zwei mal in die Hände und die SKlavinnen räumten ihre Kleider beseite und machten auf der Sitzgruppe Platz für die beiden Frauen. "Setz dich doch bitte Faustina. Bringt etwas zu trinken!"

    "Herrin, eine Tiberia Faustina möchte zu dir." antworte sie Arvinia, nachdem sie die Tür wieder angelehnt hatte.


    "Tiberia Faustina?" fragte sie ungläubig. Wer sollte das nun sein? Ach! Da fiel es ihr wieder ein, es musste die Tochter von Dolabella sein, sie hatte vor ein paar Tagen bei einer Cena aufgeschnappt, dass Dolabella seine Tochter in die Villa holen würde.
    "Dann lass sie doch ein!"
    Tullia ging zurück zur Türe des Cubiculums und öffnete sie weit "Du darfst eintreten, domina." entgegnete sie dem jungen Mädchen. Eine weitere Tiberia, deren Wünsche Tullia in Zukunft erfüllen musste.