Beiträge von Thimótheos Bantotakis

    Timos meldete sich nur kurz zu Wort. "Bürger dieser glanzvollen Polis, hört mich an! Ich möchte euch mitteilen, dass ich in der kommenden Amtszeit kein Amt der Verwaltung annehmen kann und werde. Doch möchte ich meine Unterstützung jenen meinen Vorrednern ausdrücken. Cleonymus und Ànthimos werden die Geschäfte Alexandreias weiterhin vorbildlich lenken. Ihnen unser Vertrauen zu schenken ist der einzig richtige Weg in eine Zukunft des andauernden Friedens und Wohlstandes! Erkürt Cleonymus zum Gymnasiarchos und macht Ànthimos Bantotakis zu seinem Exegetes. Euch wird kein Schaden daraus entstehen." Er hatte eingehend über die Entscheidung nachgedacht, ob er ein weiteres Amt übernehmen wollte oder nicht. Doch die Dinge standen zusehends schlechter für seine Familie und so wollte er zunächst jene Dinge gerade rücken, die aus dem Ruder gelaufen waren.

    Sie sagte nichts. Hera hilf! So sag doch etwas. Irgendetwas! Der Sand der Zeit verronn mit einschläfernder Langsamkeit. Eine Brise umscheichelte das Haar des Paares, das dort in den Gärten des Paneions stand und sich anstarrte. Und wie sie sich anstarrten! Timos wollte in diesen Augen beinahe versinken, die tiefer nicht sein konnten. Pasiphaës pechschwarzen Haare wehten ihr leicht ins Gesicht. Ihr wundervolles Gesicht! Diese filigranen Züge, die gerade Nase, die feinen Linien, die ihre Augenbrauen bildeten. All faszinierte ihn, hatte ihn schon immer fasziniert. Timos begehrte diese Frau!
    Aber warum erwiderte sie denn nichts? Weshalb sprach sie nicht mit ihm? War sie so entsetzt über sein Ansinnen? So sprachlos? Und - wenn ja - war sie positiv oder negativ sprachlos? Ob sie ihn auch zum Mann wollte? Timos' Verstand drehte sich, einem Wirbel, einem Sandsturm gleich, machte klares Denken unmöglich. Und so folgte er ganz einfach seinem Gefühl, seinem Instinkt. Seinem Bauch, auf den er schon vor Jahren hätte hören sollen.
    Ganz sachte - so als könnte Pasiphaë in seinen Händen zerbrechen - hielt er sie, schloss seine Finger enger um die ihren. Nur wenige Handbreit trennten sie voneinander, die in Zeitlupe überwunden wurden. Ein Schauer lief über seinen Rücken, als ihre Gesichter sich näherten und Timos ihren Atem auf seiner Haut spüren konnte. Die Umwelt war nun völlig ausgeblendet, es zählten nur noch sie und er. Pasiphaë und Thimótheos. Frau und Mann.
    Und dann küsste er sie. Es war beinahe nur ein Hauch von einem Kuss, doch er war wundervoll. Timos erinnerte sich an diese Art Kuss. Er erinnerte sich plötzlich genau. Wie es damals gewesen war zwischen ihnen beiden. Wie sie sich kennen gelernt hatten, wie sie sich lieb gewonnen hatten. An die Zeiten, die guten wie die schlechten, die sie erlebt hatten. Und an den Schmerz, den er gelitten hatte, nach der Katastrophe. Als sein Vater ermordet worden war und die drei Brüder fliehen mussten. Thimótheos, Ànthimos, und Ilías. Aber das Vergangenheit. Das alles war vergessen, jetzt da er hier stand. Mit Pasiphaë, seiner treuen Freundin. Seiner Geliebten.
    Dem zögerlichen Berühren der Lippen folgte ein weiterer Kuss, diesmal fordernd, leidenschaftlich. Dieser dauerte länger an, ließ mehr Zeit zum fühlen, zum schmecken. Und zum gefühlt und geschmeckt werden. Wie süß ihre Lippen doch waren. Oh ja, Timos wusste, warum er sich für diese Frau entschieden hatte! Doch nichts dauerte ewig, und so ließ er letztendlich irgendwann von ihr ab, hielt jedoch weiterhin ihre Hände. Sein Blick suchte erneut ihre dunklen Augen, die ihn so inständig zu bannen wussten. Er wollte nicht sprechen, wollte diesen Moment viel lieber in Stille genießen. Doch er musste eine Antwort haben. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, während er Pasiphaë erwartungsvoll betrachtete.

    Auch Thimótheos erschien im Theatron. Er begrüßte etliche wohlhabende und einflussreiche Polites und kämpfte sich langsam durch die Reihen, bis er seinen Bruder und den Kosmetes erreichte. "Chairete meine Freunde. Nikolaos wird heute wohl nicht erscheinen. Wer wird daher die Versammlung leiten?" Er hatte den Anfang ihres Gesprächs nicht mitbekommen und baute sich daher mit dieser Frage mit ein. Er würde jedenfalls keineswegs in den Mittelpunkt dieser Sitzung rücken, denn er würde heute mit äußerster Zurückhaltung glänzen.

    Dass der Legionarios die Stadtwachen offenbar dazu hatte überreden können ihn durchzulassen, tolerierte Timótheos in diesem Moment. Er dachte vielmehr an den Erfolg der Ermittlungen und erklärte somit, als der Bote sich abgemeldet hatte: "Deinen Männern wird ein Arbeitsraum in der Agora zur Verfügung gestellt. So können Informationen schnell zwischen meiner Nachforschungsgruppe und deinen Leuten hin- und hergegeben werden." Er hielt kurz inne und betrachtete den Leichnam. "Ich danke dir schon einmal für deine Hilfe. Gibt es von deiner Seite noch Fragen? Wenn nicht schlage ich vor, jetzt den Arbeitsraum einzurichten und den Zustand des Leichnams dokumentieren zu lassen." Mehr hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht zu sagen.

    Thimótheos bekundete ebenfalls seine Zustimmung zur Abhaltung der nächsten Wahlen. Die Amtszeiten waren schon längst abgelaufen und es musste wieder Bewegung in die alexandrinische Verwaltung kommen. Den Terminvorschlag bestätigte er mit einer kurzen Wortmeldung. "Der vorgeschlagene Termin entspricht ganz meiner Vorstellung."

    Thimótheos Bantotakis platzte vor Wut. Da versuchte er die Umstände des Todes der Urgulania so unbekannt wie möglich zu erhalten und irgendein Riesenhirni posaunte jede Einzelheit in die Welt hinaus. Der Strategos schnaubte aufgebracht und drohte die beiden Stadtwächter in seinem Arbeitsraum in Grund und Boden zu starren. Den beiden brach der Schweiß aus, während ihr Vorgesetzter in seiner Wut versuchte zu denken. Er krallte seine Finger in die Tischkante, dann sprang er abrupt von seinem Stuhl auf und stromerte hinter seinem Schreibtisch auf und ab. "WER bei Agathe Tyche IST dieser Dudus überhaupt?!" polterte er unvermittelt. Timos richtete seinen zornigen Blick wieder auf die Stadtwächter. Die beiden Männer waren - wie so oft - incognito in Rhakotis unterwegs gewesen und hatten zufällig eine Rede - oder vielmehr eine Anstachelung...oder war es eine Diskussion gewesen? - miterlebt, deren Inhalt sie unverzüglich zum Arbeitszimmer des Strategos geführt hatte. Jetzt schissen sie sich beinahe in die Unterkleider und stammelten sich ihre Antworten zurecht.
    "Nun, das...er...der Dudus ist..." begann der eine.
    "Ein Niemand!" fiel ihm der andere ins Wort.
    "Ja, Niemand. Wir haben keine Ahnung..."
    "KEINE AHNUNG?" brüllte der Strategos und ließ seine Faust auf den Tisch niedersausen. "Pferdescheiße! Ihr seid die verdammte Stadtwache von Alexandria, wenn ihr keine Ahnung habt, wer dann?" Die beiden Männer schlotterten vor Angst.
    "Ich...wir...der Dudus..."
    "Dudus wohnt in Rha..ahaa...kotis!"
    "Mehr wissen wir...nicht..so recht..."

    Thimótheos verdrehte angesichts einer solchen Zurschaustellung von Panik die Augen und knurrte furchteinflößend. "Dann findet gefälligst mehr über diesen Typen heraus. Wieso hetzt er gegen die Rhomäer? Was hatte er mit Iunia Urgulania zu tun? Und wer ist der Typ?" Er starrte seine beiden Spione finster an, die sich jedoch kein Stückchen rührten.
    "Und wenn ihr nächstes Mal keine ordentlichen Ergebnisse präsentiert, schneide ich euch räudigen Kötern eigenhändig die Nase ab!RAUS JETZT!" Er warf den beiden Flüchtenden seinen Wasserkrug hinterher, der im Vorzimmer bei seinem Schreiber in etliche Stücke zerschellte. Galáktion wagte einen besorgten Blick, machte sich allerdings schnell wieder an die Arbeit - außerhalb des Sichtfeldes seines Bosses - als er dessen erboste Miene erfasste. Der Strategos hatte sich derweil grummelnd und angestrengt in Gedanken vertieft auf seinem Stuhl niedergelassen.

    Eigentlich hatte Timos diesen Moment noch etwas hinauszögern wollen. Die Ruhe im Paneion gemeinsam mit seiner Freundin aus Jugendtagen auskosten wollen. Unbeschwert, losgelöst, ohne jede Hast. Doch von einem Augenblick auf den anderen war eine Rastlosigkeit über ihn gekommen, wie er sie noch nicht oft erlebt hatte. Der junge Mann fühlte sich wie ein Händler, der bei Einbruch der Nacht auf die sich schließenden Stadttore zufuhr und noch auf Einlass hoffte. Sein Verstand sagte, dass Sorgen unangebracht seien. Dass er sich keine Gedanken um den Erfolg in seinem Vorhaben machen müsste. Pasiphaë und er kannten sich jetzt schon so lange, waren einander so zugetan. Es musste gelingen!


    Kurzentschlossen erhob Timos sich aus seinem Korbsessel und reichte der jungen Frau seine Hände, um sie sanft und wortlos zum aufstehen aufzufordern. Sie standen sich einen Moment schweigend Gegenüber, in dem der Bantotake seinen Mut sammelte. Sein eindringlicher Blick suchte den seiner Freundin. Endlich gab er sich einen Ruck und sprach weiter. "Pasiphaë, es mangelt mir an einer treuen Frau, die mir zur Seite steht, meinen Haushalt führt und mit der ich Nachkommen großziehen kann." Er hielt inne und drückte ihre Hände leicht. "Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass du diese Frau bist." Ein weiterer grausamer Augenblick der Stille unterbrach seine Worte, während er schluckte. Letztendlich entrangen sich die ersehnten Worte dennoch seiner Kehle. "Pasiphaë, willst du mich ehelichen?"

    Sim-Off:

    Entschuldige bitte vielmals die lange Wartezeit.


    Der Strategos wartete schweigend, während der Optio die Tote in Augenschein nahm. Für seinen Kommentar in Koiné erntete der Soldat ein Stirnrunzeln und einen spöttischen Seitenblick. DAS hatte er nun wirklich auch schon selbst herausgefunden. Bis zu diesem Zeitpunkt nicht herausgefunden hatte der Bantotake allerdings, dass sein Gegenüber offenbar nicht ausschließlich des Lateinischen mächtig war, sondern sich auch in einer zivilisierten Sprache mit ihm unterhalten konnte. Dieser Umstand stimmte Thimótheos milde und zeigte ihm einmal mehr auf, dass nicht alle rhomäischen Legionäre ignorante Spinner waren. Vielleicht war dieser ursprünglich allerdings auch gar kein Rhomäer, wer wusste das schon? Weiterhin schweigend hörte Thimótheos sich die Fragen an, die der Optio daraufhin stellte. Er antwortete mit Bedacht und ebenfalls in der Sprache seiner Väter. "Problemstellungen? Nicht, dass ich wüsste. Urgulania war eine mächtige Frau. Sie hatte Beziehungen zu den einflussreichen Griechen sowie Rhomäern. Der Reichtum ihrer Familie und ihre Stellung als Frau in den Reihen der Prytanen brachte zwar unzählige Neider auf den Plan, aber ich kenne niemanden, der offenen Hass gegen sie gezeigt hätte." Sein Blick wanderte vom Leichnam zum Optio, als er vorsichtig fortfuhr. "Ohnehin gibt es in Alexandria derlei viele Interessensgruppen jedweder Art...doch keine hätte der Iunia wirklich gefährlich werden können. Die Banden der Rhakotis interessieren sich nicht für sie. Die Priesterkollegien hatten nie Reibungspunkte mit ihr. Die einflussreichen Prytanen und Gönner der Polis bewunderten sie. Ich kann mir niemanden in Alexandria vorstellen, der sich ihren Tod hätte wünschen können." Der Blick, mit dem er den Optio nun fixierte, sprach Bände. Es war deutlich herauszulesen, dass er da allerdings noch jemand ganz anderen im Verdacht hatte.

    Ein verlegenes Lächeln war die Reaktion auf Pasiphaës hochschätzende Worte über das Haus seiner Familie. Thimótheos schenkte ihnen beiden vom verdünnten Wein ein und erwiderte dabei: "Alexandreia ist eben eine wundervolle Polis. Zwar gibt es keine Kanalisation, wie es in den meisten rhomäischen Städten der Fall ist und an manchen Tagen stinkt es hier wie im schlimmstvorstellbaren Moloch." Grinsend reichte er seiner Freundin ein Glas. "Aber für solche Tage gibt es ja auch diesen Ort der Entspannung und der Schönheit. Es ist wirklich großartig, dass es dir hier gefällt." Gut gelaunt prostete er seiner Gegenüber zu und fuhr fort. "Auf Alexandreia. Und auf die Gastfreundschaft." Er nippte vom Wein. "Du darfst deine Unterkunft im Hause Bantotakia als selbstverständlich und ohne zeitliche Begrenzung ansehen. Eine gute Freundin lässt man doch nicht in irgendeinem Gasthaus wohnen, wenn man selbst genügend Zimmer zur Verfügung hat." Timos nippte noch einmal am Wein und erfreute sich für einen Moment am Antlitz seiner Freundin, die ihn gerade in ihren Bann zu schlagen drohte. "Ich muss dich allerdings in einem Punkt korrigieren, meine Liebe. Es ist leider nicht ganz allein mein Haus, das du nun dein Heim nennen darfst. Offiziell gehört es meinem Bruder und seiner Frau, es ist ihr Geburtshaus. Doch da ich der Älteste bin in der Familie, nenne ich mich ebenfalls Kyrios." Er lächelte triumphierend und nahm ein Stück Apfel vom Teller, auf dem geschnittenes Obst bereitetet war. Eine Traube folgte ebenfalls und wurde nach kurzem Kauen geschluckt. "Aber dennoch, auch wenn es nicht direkt mein Haus ist: Danke für das Lob. Es freut mich zu hören, dass dein Lob von Herzen kommt und nicht nur pure Höflichkeit ist, wie es andere zu tun pflegen." Und plötzlich wurde der so selbstbewusste Bantotake ein bisschen nervös, denn seine Gedanken kreisten um die Worte, die er im Laufe dieses Gespräches irgendwann gut platziert anbringen wollte. "Aber so schön das Haus auch ist, ich bin noch nicht ganz glücklich damit. Etwas fehlt darin. Und ich meine nicht die Lücken, die das Bücherregal der Bibliothek aufweist. Auch nicht die noch unbepflanzten Flecken Erde im Garten. Nein, nein, daran hapert es gar nicht." Er nahm lieber noch einen tiefen Zug aus seinem Glas, denn abrupt beendete er seine Rede. Ein flaues Gefühl im Magen ließ ihn innehalten, während seine Beine sich merkwürdig weich anfühlten. Gut, dass sie in diesem bequemen Sesseln platz genommen hatten.

    Zitat

    Original von Lucius Septimius Palaemon
    "Wir sollten keine Mutmaßungen über Hintergründe der Tat anstellen, ehe wir zumindes etwas mehr Gewissheit haben. Und kein Wort nach draußen über eine mögliche Beteiligung römische Soldaten. Ich denke, wir haben grundsätzlich dasselbe Hauptinteresse: Die Ordnung in der Stadt aufrechtzuerhalten."
    [...]
    "Ich möchte die Tote sehen. Aber zuerst würde mich noch etwas interessieren. Hast du eine Ahnung, was sie zu dem Zeitpunkt hier zu suchen hatte? Oder werden die Amtsstuben der Prytanen oft bis spät in die Nacht genutzt?"


    "Wohl wahr, wir wollen keinen neuerlichen Aufstand provozieren. Meine Männer haben bereits Anweisung erhalten, keine Informationen nach Außen dringen zu lassen." Die nächsten Worte des Offiziers überraschten Thimótheos nicht. Er bedeutete dem Mann sogar, ihm zu folgen. So antwortete er, während sie das Heiligtum betraten. "Du kannst sie sehen, selbstverständlich. Aber die restlichen Soldaten müssen draußen bleiben." Je mehr Leute den scheußlichen Anblick der Toten zu Gesicht bekamen, desto mehr Leute konnten davon berichten. Und das wollte der Strategos nicht. "Die Priester berichteten mir, dass die Iunia noch zu später Stunde im stillen Gebet verharrte. Das ist durchaus üblich. Viele Beamte suchen nach getaner Arbeit die Tempel auf. Doch die Eutheniarche war offenbar sogar die Letzte, die das Tychaion verließ. Es muss schon zu sehr später Stunde gewesen sein."


    Zitat

    Original von Lucius Iunius Merula
    Vor den Absperrungen der Stadtwache:
    "Gibt es eine Möglichkeit, zum Tempel vorgelassen zu werden?" fragte er einen der Stadtwächter, die den Zugang versperrten. "Ich bin Lucius Iunius Merula, ein Verwandter der Urgulania."


    Der Stadtwächter musterte den Mann stirnrunzelnd, der ihn angesprochen hatte. "Ich habe Anweisung, niemanden hier durchzulassen," gab er stumpf zurück und warf einen Blick auf seinen Offizier, der nicht weit entfernt stand. Der hatte den Fragenden bereits erblickt und trat nun hinzu. Der Soldat erläuterte ihm knapp das Anliegen und die Herkunft des Mannes, was den Offizier jedoch genauso wenig beeindruckte wie den einfachen Stadtwächter. "Tut mir leid, wir haben Anweisungen zu befolgen. Du kannst vorerst nicht durch."

    "Oh," entwich es Thimótheos, als der Mann seinen Namen nannte. Die unfreundliche Art, mit der der Stationarius ihn hier behandelte, führte zu einem verärgerten Stirnrunzeln im Gesicht des Bantotaken. Doch dann wurde der Mann wieder höflicher und zuvorkommend. Konnten diese Rhomäer sich nicht einfach einmal entscheiden? Verwirrt kramte er das Geld hervor und warf es dem Stationarius auf den Tisch, was barscher rüberkam, als es sollte. "Wie dem auch sei, ich vertraue darauf, dass dieser Brief am Bestimmungsort ankommt. Danke für deine Zeit." Thimótheos hatte keine Lust mehr, sich hier weiter mit Wertkarten und unfreundlichen Beamten herumzuschlagen. Es war ihm auch herzlich egal, dass der Mann ein Iunier war und womöglich sein Beileid erwartete oder ähnliches. Statt dessen verabschiedete er sich mit einem höflichen "Chaire, Stationarios Iunios" und verließ aufgewühlt den Raum.


    Sim-Off:

    Die 10 Sesterzen an den CP sind bezahlt.

    "Äh?" rutschte es Timos heraus. "Ja, nur um den Tod. Und mit wem habe ich es eigentlich zu tun?" Die Frage stellte er vorsichtig, denn es konnte ja gut sein, dass dieser Mann Urgulania näher gekannt hatte. Dass sein Gegenüber ein Iunier war, konnte Timos weder ahnen, noch hatte er von einer Ernennung selbigens erfahren.
    "Dann...moment, keine Wertkarten für peregrine Familien?" Das klang für den Griechen wie blanker Hohn. Wieso sollten Peregrini denn keine Wertkarten anlegen dürfen? Was für ein Blödsinn! "Na, dann bezahl ich das Ding halt direkt. Wie viel macht das?" Und etwas mürrisch fügte er hinterher noch bei: "Ich wäre dir allerdings dankbar, wenn du dich bezüglich der Wertkarten einmal erkundigen könntest."

    Thimótheos selbst brachte diesen Brief zur Annahmestelle des CP, denn es war ihm ein besonderes Anliegen, dass das Schreiben zeitnah und unbeschadet in der Urbs Aterna angelangte.
    "Chaire. Diesen Papyros bitte per Eilverfahren nach Roma. Wertkarte Bantotakia, falls bereits vorhande. Es geht um Leben und Tod!" Dass er übertrieb musste der Strategos wohl nicht weiter erwähnen.



    Ad:
    Iunia Axilla
    Casa Iunia - Roma - Italia


    Chaire liebe Freundin,


    nicht lange ist es her, dass du Alexandreia verließest und viele Männer hier in Sehnsucht nach der Sciura hast verbleiben lassen. Ich würde gern Schönes aus unserem sonnigen Land berichten, doch leider muss ich dir schreckliche Kunde bringen.


    Ich bin untröstlich dir mitteilen zu müssen, dass deine Verwandte Urgulania von uns gegangen ist. Es ist schrecklich, dir davon berichten zu müssen, denn uns alle hier hat ihr Tod erschüttert. Meine Familie und ich möchten dir unser Beileid ausdrücken und beten für dich und die hochgeschätzte Urgulania. Mögen die Götter ihr einen gerechten Platz in ihrer Mitte zukommen lassen.


    Auch wenn die Trauer nun überwiegen muss, so wird die Frage nach dem Umstand ihres Todes gewiss auch in dir aufkeimen. Umso bedrückender ist es, was ich dir nun schreiben muss.
    Iunia Urgulania ist keines natürlichen Todes gestorben, sondern fiel einem hinterhältigen und feigen Verbrechen zum Opfer. Noch laufen die Ermittlungen, doch kann ich dir bereits geringe Informationen darlegen. Des Nachts kehrte sie aus dem Heiligtum der Tyche vom Beten zurück, als sie von mehreren Gestalten überfallen wurde. Eine Klinge beendete ihr Leben.
    Meine Männer von der Stadtwache fanden ihren Leichnam und ich sorgte dafür, dass er würdig im Tychaion aufgebahrt wurde. Ich garantiere dir, dass die Beisetzung deiner Verwandten ihrer würdig geschehen wird.


    Ich wünschte mir, dir tröstlichere Worte aussprechen zu können. Doch ich bin selbst noch sprachlos und entsetzt über das Dahinscheiden einer so hochgeschätzten und ehrbaren Dame, die ich als Amtskollegin schätzen gelernt habe.
    Bitte gib mir Antwort, ob ich irgendetwas für dich tun kann.


    In Trauer verbleibe ich


    THIMÓTHEOS

    Mit einem Nicken kommentierte der Strategos die Bestätigungen des Soldaten. Hoffentlich würde der Gymnasiarchos ebenso schnell hier aufkreuzen wie die hohen Tiere der rhomäischen Verwaltung. Mit tiefstem Bedauern bejahte Thimótheos daraufhin die Frage des Optios."Es ist wahr, die hochgeschätzte Eutheniarche Iunia Urgulania ist von Hades in seine Schattenwelt berufen worden." Und nach kurzem Räuspern setzte er mit beinah vorwurfsvollem Ton hinzu: "Sie wurde von rhomäischen Legionairen gemeuchelt, scheint's. Zumindest lassen die Umstände und die am Tatort gefundenen Cingula darauf schließen." Die nächsten Worte klangen jedoch versöhnlich und wohlüberlegt. "Ich kann es gerade deshalb auch nur befürworten, wenn Legion und Stadtwache in dieser Sache eng zusammenarbeiten."
    Ein Bote unterbrach sie, der dem Offizier ein Schreiben übergab. Thimótheos wartete geduldig und sah den Mann dann erwartungsvoll an. "Anweisungen?" fragte er knapp und blickte dem Boten nach, der sich wieder aus dem Staub machte.

    Der kleine Trupp hatte die Priester der Tyche schnell davon überzeugen können, dass Urgulanias Leichnam in ihrem Heiligtum für diesen Moment sehr gut aufgehoben war. Thimótheos hatte einen Nebenraum in Beschlag nehmen lassen, in dem die Bahre abgestellt werden konnte. Noch war es draußen dunkel; es dämmerte noch wenig. Ein Kohlebecken wurde hinzugestellt und entzündet und einer der Priester kam zum Strategos und den Stadtwächtern hinzu, die immer noch betroffen den Leichnam anstarrten. "Betet für diese tapfere Rhomäerin, ihr Männer. Tyche wird eure Gebete erhören und diese Frau, die sich um die Polis so verdient gemacht hat, bei sich aufnehmen." Und die Stadtwächter und ihr Strategos beteten. Sie beteten für Urgulania und für sich, für die Sicherheit der Polis und dafür, dass dieser Vorfall keine neuerlichen Auseinandersetzungen provozieren würde. Irgendwann stand ein Hauptmann der Stadtwache in der Tür und wünschte den Strategos zu sprechen. Er erklärte, dass rhomäische Soldaten am Tatort eingetroffen seien, die den Strategos sprechen wollten. Bereitwillig stand Thimótheos auf und ging hinaus zu ihnen.