Beiträge von Caecilia Calena

    Ihr steckte ein riesiger Kloß im Hals fest und diese schien einfach nicht verrutschen zu wollen. Sie hasste solche Momente, sie hatte sie schon damals gehasst als es um ihre Eltern gegangen war.
    "Natürlich...ja ich bin dazu in der Lage.....Seine Sachen....werden sie hier her gebracht?" fragte sie leise nach, denn sie wusste ja nicht um was für persönliche Sachen es sich genau handelte. Die Vorstellung die Sachen entgegen zu nehmen war schrecklich, aber da würde sie durch müssen. Vielleicht würde ihr Tiberius beistehen, das würde er ganz sicher. Am besten sie redete gleich mit ihm wenn er wieder in der Casa anwesend war. Es war in letzter Zeit viel zu still hier geworden und schien immer stiller zu werden.


    Calena fuhr sich mit beiden Händen etwas über das Gesicht. Zwei Armreifen an ihrem rechten Handgelenk klimperten als sie die Hände wieder in ihren Schoß sinken ließ. "Muss, ich noch etwas machen?" wollte sie dann noch wissen. Calena war in diesen Dingen einfach nicht gut. In ihrem Kopf begann es zu pochen und an ihren Augen konnte man sehen, dass ihr zum Weinen zu Mute war, aber sie wollte einfach nicht.

    Sie sah ihn weiterhin etwas skeptisch an. Ihr Wunsch blieb leider ungehört. Kein anderer kam so war es dann wohl ihr Los, dass sie die Nachricht annehmen musste, ob sie wollte oder nicht. Nur selten fragte das Schicksal nach ob man wollte. Das war nicht fair, aber das war das gesamte Leben ja nur selten.
    Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen. Es wirkte unsicher und ziemlich aufgesetzt auf den ersten Blick. Seinem Vorschlag kam sie nach kurzem Zögern dann doch nach und setzte sich auf eine der steinernen Bänke die im Atrium aufgestellt waren. Sie erinnerte sich noch, dass sie damals bei ihrer Ankunft auf einer gesessen hatte und mit Crassus gesprochen hatte. Ja das war vor noch gar nicht sooo langer Zeit gewesen.


    Was sie dann zu hören bekam ließ die Farbe nun vollends aus ihrem Gesicht weichen. Paulinus.....ihr Cousin....sie hatte ihn schon länger nicht mehr gesehen und auch sonst nichts weiter von ihm gehört. Er war ihr damals aus dem Weg gegangen nach dieser einen Sache....der Kuss...die Umarmung.....Ihr Magen, das unsichtbare Band zog sich nur noch enger herum und ihr war schlecht. Tausend Bilder blitzten vor ihrem inneren Auge plötzlich auf. Das erste Mal als sie sich gesehen hatten war auch hier im Atrium gewesen. Sie hatte mit einem kleinen Mädchen gespielt, die Tochter zweier Sklaven, da war sie Paulinus fast in die Arme gelaufen. Und nun sollte er nicht mehr bei ihnen sein?


    Calena konnte den Iulier nicht ansehen. Ihr Blick glitt an ihm vorbei ins leere und so leer schien auch ihr Blick für diesen Moment zu sein. Es tat weh, schrecklich weh sogar. Es war ein anderer Schmerz als damals bei ihren Eltern, dennoch war es schmerzvoll und nicht leicht diesen hinzunehmen. "Danke...........für dein Beileid," sagte sie leise und faltete ihre Hände in ihrem Schoß. Calena musste schlucken, aber sie riss sich zusammen. Etwas in ihr wollte hier und jetzt nicht zulassen, dass sie weinte. "Wie kann man bei einer Übung verunglücken?" fragte sie dann mit zittriger Stimme. "Ist es nicht deswegen nur eine Übung damit nichts passiert?"

    Schon im nächsten Moment wo er sich vorstellte wünschte sich Calena, dass er es nicht getan hätte. Warum war sie heute hier und nicht jemand anderes aus der Familie. Solche Leute wie er kamen nur zu Besuch wenn sie eine schlechte Nachricht hatten und diese wollte sie nicht haben, auf keinen Fall. Schon damals als man ihr den Tod ihrer Eltern, zuerst der ihrer Mutter und dann der ihres Vaters mitgeteilt hatte, hatte sie diese Leute verflucht. Ihr war schon bewusst, dass der Mann nur seiner Berufung nachging, aber dennoch wollte sie es nicht hören egal um was oder wen es hier ging.
    Ein unsichtbares Band zog sich fest um ihren Magen zusammen und unsichtbare Hände waren dabei ihren Hals abzudrücken.
    Kein schönes Gefühl.
    Hinzu kam, dass ihre sonst bräunliche Hautfarbe ins weiße umschlug. Eine Hand wanderte unterhalb ihres Halses und blieb dort liegen während sie ihren anderen Arm etwas vor der Brust verschränkte. Alleine ihre Haltung deutete schon mehr als nur darauf hin, dass sie das alles gar nicht hören wollte.
    Warum war Tiberius nicht hier? Oder Crasssus. Die beiden hätten diese Nachricht entgegen nehmen müssen und nicht sie.


    "Ja?" Ihre Stimme klang unsicher und sie konnte nicht verhindern, dass diese ziemlich zitterte. Warum sie? Fragen über Fragen. Je schneller sie das hier durch hatten, desto schneller hatten sie es hinter sich. Aber verdammt noch mal, sie wollte es nicht hören.

    Calena war im Garten gewesen. Sie hatte ein klein wenig nachgedacht, nichts Besonderes, einfach nur so und sie hatte das schöne Wetter genossen welches heute herrschte. Vor wenigen Tagen noch hatte es geregnet und nun erstrahlte der Garten noch viel schöner als sonst. Irgendwie war es still geworden ohne die ganze Familie hier in der Casa. Um genau zu sein gab es hier nur sie und Tiberus, alle anderen waren fort gegangen. Sie hatte kurz mit Crassus gesprochen und ihn gebeten sie hier bleiben zu lassen und es war für ihn in Ordnung gewesen. Was sie eigentlich für ein Glück gehabt hatte konnte sie ja noch nicht ahnen.


    Als der Ianitor an ihre Seite trat und ihr einen Besucher mitteilte runzelte sie kurz ihre Stirn, denn sie erwartete niemanden und kannte auch nicht wirklich viele Leute die sie besuchen konnten. Dennoch stand sie von der steinernden Bank auf und kam in das Atrium wo der Besucher schon auf sie wartete.
    "Salve," grüßte sie ihn leise wie es ihre Art war. "Caecilia Calena und mit wem habe ich die Ehre?" fragte sie höflich. Calena war schon immer sehr höflich gewesen und lächelte den fremden Mann etwas zurückhaltend an. Im Leben wäre sie nicht auf die Idee gekommen, dass dieser eine schlechte Nachricht für sie haben könnte.

    Wahrscheinlich langweilte sie ihn einfach nur. Sie hatte einfach nicht solche aufregenden Dinge zu erzählen. Es war halt langweilig ein römisches Mädchen zu sein…wobei gelangweilt hatte sie sich eigentlich nie. Sie hatte immer etwas zu tun gehabt und sich nie Gedanken darüber gemacht ob sie es wo anders besser haben konnte oder welche Abenteuer auf sie lauern könnten. Nein solche Gedanken hatte sie nie, denn im Großen und Ganzen war sie mit ihrem Leben eigentlich ziemlich zufrieden und konnte sich nicht beklagen. Natürlich hatte es auch Ausrutscher gegeben, aber an diese wollte sie nicht mehr zurückdenken und diese würde auch niemals jemand erfahren.


    „Was soll ich dir da erzählen? Nein es war Sicilia und wirklich ganz weit unten,“ meinte sie und lachte „Catina hieß der Ort an dem ich die meiste Zeit lebte, aber mein herz gehörte Rom, denn keine andere Stadt ist mit dieser hier zu vergleichen. Ich wollte immer wieder zurück und nun bin ich hier. Im Süden ist es noch wärmer als hier und schön…am Meer. In Cosentia habe ich mehrere Tanten ab und an besucht, aber das war es dann auch schon. Mit Rundreisen kann ich leider nicht dienen, diese habe ich nie gemacht, aber ich würde sehr gerne einmal mehr von der Welt sehen.“ Sie schaute ihn mit einem Schmunzeln an. „Wo würdest du gerne mal hin?“

    Calena wusste nicht ob sie seinen Worten glauben sollte oder nicht. Sie hatte einfach das Gefühl, dass sie hier in ein Wespennest gestochen hatte und ihm zu nahe getreten war. Es tat ihr leid aber sie merkte auch, dass sie mit Entschuldigungen nicht weiter kam. Irgendwie hatte sie wirklich ein Talent dafür eine schöne Stimmung mit einfachen Fragen zu zerstören. Leise seufzte sie auf und blickte kurz zu Boden. Dann versuchte sie sich einfach wieder zu fangen und begann ihn wieder anzulächeln. Er hatte Recht, am besten beließen sie das Thema und redeten über etwas anderes, aber sie würde sich nun sicher nicht mehr wundern wenn er sie gar nicht mehr wiedersehen wollte.


    Als er nun selber wieder lächelte, war sie etwas erleichtert und folgte ihm zu dem kleinen Straßenbrunnen. Sie mochte es den Kindern zuzusehen wenn sie spielten, was sie an die kleine Sklavin bei sich zu Hause erinnerte. Sie war ein aufgewecktes Ding und Calena hatte einen Narren an der kleinen gefressen.
    Calena beobachtete Vala als er etwas Wasser zwischen seine Hände nahm um zu trinken, sie selber suchte sich beim Brunnen einen halbwegs trockenen Platz zum sitzen und setzte sich hin.


    „Du willst also mehr über mich wissen…hmmmm…..ich weiß gar nicht was ich erzählen soll. Ich bin leider nicht in Rom groß geworden. Meine Eltern schickten mich zur Familie in den Süden Italiens, da meine Mutter sehr krank war und sie nicht wollten, dass ich es mitbekam. Naja, ich bin nun 17 Sommer alt und erst vor wenigen Monaten zurück nach Rom gekommen, da ich einfach wieder hier her wollte. Ich habe bei meiner Tante und meinem Onkel alles Wichtige gelernt um einmal einen Haushalt zu führen, halt diese üblichen Dinge,“ sagte sie und lächelte etwas schief, zuckte dabei auch noch mit ihren Schultern. „Ich…hmm…was willst du denn über mich wissen?“ fragte sie dann um es ein klein wenig einfacher zu haben, denn nur selten redete sie einfach so über sich.

    Zitat

    Original von Purgitia Philogena
    Falle für einige Tage aus, kann nicht genau sagen wie lange wirklich, gilt auch für meine anderen beiden IDs....wegen Zusammenbruch und krankem Kind.



    Ich bin langsam wieder da =)

    Calena fühlte sich ein wenig unwohl, denn auch wenn er nichts sagte war deutlich eine gewisse Spannung zu fühlen und sie hatte das Gefühl etwas Falsches getan oder gesagt zu haben aber sie wusste nicht was. Schon immer war sie schrecklich neugierig gewesen und deswegen hatte sie ihm diese Fragen gestellt, denn bis jetzt hatte sie noch niemanden aus dem fernen Germanien kennen gelernt. Wenn sie gewusst hätte, dass das Gespräch so endete hätte sie auf jeden Fall einfach ihren Mund gehalten und vielleicht ihren Großcousin ausgefragt.


    Er hatte mit seinen Worten vollkommen Recht. Ihr war das auch schon immer aufgefallen, dass man zusammen wohnte aber nicht zusammen lebte. Selten sah sie die ganze Familie und noch seltener traf man sich zum Essen, denn jeder war mit sich und seinen Dingen beschäftigt. Das hatte sie schon immer sehr Schade gefunden obwohl es bei ihrem Onkel und ihrer Tante wo sie gelebt hatte etwas anders gewesen war.
    Calena strich sich eine verirrte Haarsträhne zurück und blieb stehen um Vala anzusehen. Sie versuchte es mit einem lieblichen Lächeln und wollte etwas sagen ließ dann aber doch kurzzeitig ihre Schultern hängen und blickte zu Boden um nach Worten zu suchen.


    Erst nach einem kleinen Moment schaute sie ihn wieder an. „Ich habe dir nicht zu nahe treten wollen. Falls ich dich gekränkt oder beleidigt habe mit meinen Fragen dann tut es mir leid und ich hoffe ich mache mich nicht vollkommen zu einem Idioten. Es tut mir leid wenn ich zu neugierig bin,“ sagte sie leise und lächelte ihn dabei entschuldigend an. Sie wollte auf keinen Fall, dass er schlecht von ihr dachte auch wenn sie nicht genau wusste warum, schließlich kannte sie ihn ja gar nicht konnte man so sagen. Und vielleicht sah sie ihn nach heute auch niemals wieder, vielleicht wollte er sie auch niemals wieder sehen.

    Wenn sie gewusst hätte, dass sie ihm vielleicht zu nahe trat mit ihrer Neugier und ihren Fragen dann hätte sie einfach ihre Klappe gehalten. Sie hatte niemals damit gerechnet, dass sie ihm damit irgendwie auf die Füße treten würde, aber er versteckte es ziemlich gut, aber dennoch lag etwas in der Luft und Calena begann nachdenklich auf ihrer Unterlippe zu kauen während sie ihm zu hörte.
    „Naja wir haben nicht so viele Wälder, zumindest nicht so viele wie sie es in Germanien geben soll. Aber ich finde Läner müssen verschieden sein ansonsten wäre es doch langweilig, wenn es überall gleich aussieht,“ meinte sie und lief neben ihm her. Langsam fast schlendernd liefen sie zusammen weiter.
    „In Rom, ja das stimmt, man sieht es nicht, oder nur selten, aber Rom ist sicherlich so gefährlich wie ein Wald. Wenn du dich in die falschen Ecken von Rom verläufst kann es passieren, dass du niemals wieder raus kommst. In den falschen Ecken leben auch die falschen Leute. Aber auch so…..die Subura zum Beispiel…es sterben sehr viele Menschen dort,“ sagte sie nachdenklich und irgendwie bemerkte sie, dass sie sich vorher darüber noch nie so Gedanken gemacht hatte, aber Rom war wirklich gefährlich. Viele Menschen lebten hier, teilweise auf engem Raum, und nicht alle waren gutgesonnen oder zufrieden mit ihrem Leben.


    „Ich finde das Zusammenleben bei euch, klingt sehr familiär, das finde ich schön.“ Sie meinte es ernst, denn oft merkte sie wie einsam man eigentlich in einem großen Haus war. Die Familie war so verstreut und oftmals war es so, dass man sich tagelang gar nicht über den Weg lief und sich vollkommen alleine vor kam, außerdem kannte man nicht einmal die ganze Familie, denn diese war überall verteilt auf verschiedenen Gebieten. Calena räusperte sich leise und blickte zu Boden während sie weiter ging. Vielleicht wäre es besser gewesen nicht nachzudenken, denn irgendwie fühlte sie sich nun komisch.


    „Ich hoffe ich habe dich nicht mit meinen Fragen genervt. Ich bin manchmal ziemlich neugierig und will nicht, dass du denkst ich frage dich aus, weil du eben aus einem solchen Land kommst. Ich teile nicht die Meinungen von anderen Römern…ich meine mit den Beschimpfungen und den Geschichten die man hört. Ich bin nicht so und hoffe du denkst das nicht von mir,“ sagte sie leise und wollte, dass er das wusste.

    Sie blinzelte ihn ein klein wenig an während er begann zu erzählen, denn mit jedem Wort was er sprach wurde die Geschichte wundersamer und unglaubwürdiger. Wenn er nicht so ernst geblieben wäre, wäre sie sicherlich in schallendes Gelächter ausgebrochen, aber sie konnte nicht, auch wenn die Geschichte alles andere als glaubwürdig war.
    Irgendwann schaffte sie es aber dennoch ihn von der Seite anzusehen und zu schmunzeln. Er könnte Märchenerzähler werden dachte sie sich, denn je mehr er zum Schluss kam desto überzeugter war sie, dass das alles nicht der Wahrheit entsprach und zum Glück löste er es auch auf, denn es stimmte nicht was er erzählt hatte.


    Warum er aber so ein großes Geheimnis um seine Familie getan hatte konnte sie nicht verstehen. Sie zumindest zählte nicht zu der Gruppe Römer die Germanen als Feinde betrachtete, als Barbaren oder eben als Sklaven weil viele aus Germanien kamen. So zuckte sie mit den Schultern und schaute ihn mit einem großen Lächeln an.
    „War das nun so schwer? Eigentlich sollte ich dich erst einmal hauen weil du mich versucht hast an der Nase herumzuführen,“ meinte sie neckisch und zwickte ihm dabei kurz in den Oberarm. „Ich finde das Wort Barbaren nicht schön und habe es auch sonst noch nie gebraucht. Germanien, ich habe bis jetzt nur davon gehört aber ich war noch nie da gewesen. Ist es schön dort? Ich habe gehört es soll Unmengen an Wäldern dort geben und sie sind gefährlich und dunkel?“ fragte sie ihn und wenn er genau hinhörte konnte er eigentlich sogar ihre Begeisterung hören, spüren und sehen. „Wie ist das Leben dort? Stimmt es, dass eine ganze Familie in einem Haus zusammen mit ihren Tieren wohnt?“ fragte sie immer weiter und nichts klang abwertend wenn sie etwas sagte.

    Sie sah ihn schon vor sich wie er versuchte sich durch Tonnen von Steinen zu beißen und graben. Es wäre sicherlich ein amüsantes Bild aber irgendwie war es auch ziemlich gemein. Schließlich wollte sie ja nicht, dass er im Carcer landete, denn er würde sich niemals rausbuddeln können. Zum Glück war das alles hier aber auch einfach nur Spaß und sie mochte diesen Spaß.
    Calena hatte immer noch rote Wangen wegen seinem Angebot eben sie zu tragen. Warum verflucht musste sie aber auch immer so schnell rote Wangen bekommen oder von etwas peinlich berührt sein? Das war ja schlimm, dabei war sie doch nicht einmal verklemmt oder doch? Nein sie schätzte sich nicht so ein.
    Leise seufzte sie auf.


    „Wie du gemerkt hast laufe ich gerne,“ sagte sie nun wieder grinsend, schließlich war sie eben schneller hier gewesen als er und somit auch schneller gelaufen. Ihr Grinsen wurde ein wenig frecher „Aber ich denke nun machen wir kein Wettrennen oder? Sehr gute Erziehung,“ schmunzelte sie und beugte leicht ihren Kopf als Dank für das Vorlassen, dabei musste sie ihn kurz ansehen und tat dann die ersten Schritte an ihm vorbei.


    „Jetzt erzählte mir doch mal woher deine Gens kommt, denn ich habe den Namen wirklich noch nie gehört,“ fing sie nun an ihn ein klein wenig auszufragen während sie ihn Richtung Mercatus führte. Sie hatte ihn zu Anfang schon einmal gefragt aber er war gar nicht darauf eingegangen.

    „Oh wie wäre es denn mit einem Carcer aus Stein oder so etwas? Wie magst du denn da rumbuddeln? Könnte ein klein wenig schwer werden, aber nur so ein bisschen,“ stichelte sie bei ihm ein wenig herum mit einem sehr frechen Grinsen auf den Lippen.
    Calena ließ die kleine Musterung über sich ergehen und war dann doch etwas überrascht diese Worte von ihm zu hören. Nun wusste sie selber nicht was sie sagen sollte. Eben hatte sie wegen dem Baum noch große Töne gespuckt, aber sie konnte sich doch nicht einfach so auf den Schultern eines Fremden tragen lassen und überhaupt das gehörte sich doch nicht. Alle die sie kannten würden über sie reden und ihr Cousin würde ihr sicherlich den Kopf irgendwann noch abreißen deswegen, wenn er davon Wind bekam.


    „Ähm ja….nun….also,“ stotterte sie plötzlich herum. „Also ich würde dem ja zustimmen, aber weißt du wenn man das hier mitten in der Stadt macht kann man ziemlich schief angesehen werden und Ärger bekommen,“ versuchte sie es auf diese Weise. „Aber ich könnte auf dein Angebot zurückkommen….später?“ Fragend blickte sie den jungen Germanen an und wollte auf keinen Fall, dass er dachte sie hätte Angst wegen der Nähe eines Mannes oder etwas Ähnlichem. Es war einfach nur so, dass es sich hier nicht gehörte, fand sie irgendwie.

    Nein Calena kamen langsam aber sicher die Tränen vor Schmunzeln und Lachen. Es war schon ewig lange her, dass sie einen solchen Spaß gehabt hatte und alle Probleme und Sorgen die vielleicht da waren, waren mit einem Mal verschwunden. Wahrscheinlich konnte man neben diesem Menschen gar kein Trübsal blasen. „Schade eigentlich,“ seufzte sie mit einem Grinsen auf den Lippen „Ich hatte so gerne sehen wollen wie du einen Baum mit bloßen Händen fällst und dann noch ein Boot daraus machst. Aber was solls, so schlimm ist es ja nicht, außerdem wäre das mit dem Besuchen im Carcer für mich schwer geworden,“ lachte sie „Da hätten sie dich sicher hingebracht und schön ist es da ja nun wirklich nicht,“ sagte sie und unterstrich ihre Aussage noch mit einem sanften Kopfschütteln.


    Nein, noch hatte sie keine Ahnung welcher Abstammung er war, aber das war ihr auch egal. Und selbst wenn er Sklave gewesen wäre, wäre es ihr egal gewesen, denn sie behandelte nette Menschen nett. Selbst Sklaven hatten ein sehr gutes Leben bei ihr. Calena wusste nicht, dass sie mit ihrem Scherz vielleicht etwas falsches gesagt haben könnte und machte sich darüber auch keinerlei Gedanken.


    „Vielleicht darfst du das….ja,“ sagte sie keck auf seine Frage wegen dem Kompliment und spürte wieder wie ihre Wangen heißer wurden. Mit leuchtenden Augen schaute sie ihn an und natürlich seine schauspielerische Einlage, die sehr gelungen war. „Nun denn wenn du mir das so sagst. Wie wäre es dann wenn wir auf den Mercatus gehen und uns einen netten Platz aussuchen um etwas zu trinken und vielleicht eine Kleinigkeit zu essen?“ fragte sie ihn und grinste dann frech „Beziehungsweise deine Domina befielt es dir, dass wir das nun machen,“ sagte sie herrisch musste dann aber eine Hand über ihre Lippen legen um das Gelächter zu unterdrücken.

    Calena kam aus dem Schmunzeln einfach nicht mehr raus, denn sie hatte gehofft ihn einfach baff zu bekommen und scheinbar war es ihr mehr als nur gelungen. Zufrieden schaute sie ihn an musste dann aber selber immer wieder zu dem Gebäude blicken. Sie hatte es nun schon so oft gesehen, genauso wie das Theater, das Collosseum und all die anderen wundervollen Bauten hier in Roma. Wenn er vor jedem dieser Gebäude so stand würde er irgendwann noch in Ohnmacht fallen. Aber irgendwie fand sie sein Staunen auch schön, denn das zeigte ihr, dass er es wirklich wunderschön fand und es war doch nicht abzustreiten, dass die römische Baukunst einfach einzigartig war.


    Erst seine Worte hielten sie von weiteren Gedanken ab, denn nun war sie überrascht. Wie? Er gab einfach so auf? Keinen Baum fällen gehen? Damit hatte sie nicht wirklich gerechnet, denn zuvor hatte er so was von überzeugt geklungen, dass sie geglaubt hatte, er würde das alles wirklich durchziehen, aber es war ihr Sieg und sie sollte ihn vielleicht wenigstens ein klitzekleinesbisschen auskosten.


    „Oh,“ machte sie als erstes „Das meinst du ernst ja? Ich habe gewonnen?!“ Calena kicherte und freute sich zugleich, aber immerhin steckte er seine kleine Niederlage doch recht gut weg. Er gefiel ihr immer mehr, charmant, witzig und einfach nett, wo fand man solche Menschen denn heute noch?
    Dennoch errötete sie ein wenig als er diese leichte Verbeugung machte und sie legte ihren Kopf etwas schief und betrachtete ihn nachdenklich. „So, ich darf mir die Beute also selbst aussuchen?“ fragte sie und hatte dabei auf einmal ein spitzbübisches Lächeln drauf und leuchtende Augen. „Nun gut,“ meinte sie und versuchte ihr Grinsen zu verringern. „Dann wähle ich dich als meine Beute aus und du musst mir dienen,“ sagte sie und konnte dann doch nicht weiter ernst bleiben und lachte.


    „Weißt du, dass ich schon lange nicht mehr einen solchen Spaß hatte? Und das obwohl ich dich nicht einmal kenne,“ sagte sie und musste immer wieder Luft holen da sie lachen musste. Es war allerdings kein Auslachen sondern ein wirklich fröhliches Lachen welches bis in ihre Augen drang.
    "Und jetzt? Was machen wir jetzt?"

    Die Worte hatte sie vernommen und dabei nur die Augen verdreht. Das war wieder einmal typisch Mann. Diese dachten wohl wirklich, dass Frauen nur auf die wunderschönsten Dinge standen die man schon niedlich nennen konnte, aber das war falsch zumindest bei ihr, denn Calena gab sich auch mit den einfachen Dingen im Leben zufrieden. Sie brauchte keine Verzierungen auf einem Schiff oder anderen Dingen solange sie funktionierten und gut dienten. Na sie würde es ihm noch zeigen, nun da er sie herausgefordert hatte würde sie so schnell nicht mehr aufgeben.


    Calena war ausnahmsweise so geschickt und rannte niemanden über den Haufen und versuchte sich auch von niemanden aufhalten zu lassen. Sie wollte ihm auf jeden Fall zeigen, dass es auch Dinge gab in dem er nicht gewinnen konnte. Eigentlich war das ganze ziemlich lustig, denn sie kannte ihn ja gar nicht und hatte sich dennoch auf dieses Spiel eingelassen. Er war ziemlich charmant und hatte etwas Freches an sich was sie mochte, außerdem machte es Spaß und war eine willkommene Abwechslung. Was die Passanten letztendlich von ihnen dachten, da sie wie die Wilden hier durch rannten, war ihr vollkommen egal solange sie niemanden umrannte konnte sich auch keiner beschweren.
    Und dann kamen sie dort an wo sie hinwollten. Mit einem frechen Grinsen und vollkommen außer Atem blieb sie stehen und schaute den Duccier an. Calena atmete schnell und ungleichmäßig denn sie war es nicht gewohnt eine solche Strecke einfach mal zu rennen und sie spürte ein Stechen in der Leistengegend.


    Als sie dann aber noch seine seltsame Sprache und seinen Blick sah musste sie keuchend lachen. „Und immer noch sicher, dass du hier rein willst um einen Baum zu holen?“ fragte sie ihn grinsend und versuchte wieder ruhiger zu atmen. „Er ist wunderschön oder? Von Menschenhand erschaffen und einfach unglaublich, dass man so etwas schönes erbauen kann,“ sagte sie und folgte seinen Blicken einfach. Hatte sie ihn nun sprachlos gemacht?

    Eines war sicher ganz gut, dass sie seine Gedanken nun nicht lesen konnte schon gar nicht was er anscheinend sehr gerne gemacht hätte. Das hätte ihr wohl nicht nur die Röte ins Gesicht getrieben sondern wahrscheinlich auch vollkommen verwirrt. Männer und ihre seltsamen Gedanken.
    Calena musste allerdings ziemlich grinsen als er so an ihr vorbeistolzierte als wüsste er wohin er gehen musste. Vielleicht sollte sie ihn ein wenig ärgern? Er war schon ein kleiner, verrückter Bursche aber irgendwie schloss sie ihn immer mehr ins Herz auch wenn sie ihn nicht wirklich kannte, wenn man von kennen überhaupt sprechen konnte.


    So ließ sie ihm seinen kleinen Trip und kam langsam hinter ihm her.
    Ein wenig spöttisch begann sie ihn dann aber schon anzuschauen als er damit angab, dass sie in seiner Heimat die Bäume einfach mal so mit bloßen Händen fällte. Also wenn er nun wirklich glaubte, dass sie dieses Märchen ihm abkaufte dann hatte er sich geirrt, denn so dumm war sie nun auch wieder nicht, und die anderen Worte schlugen dann dem Fass doch den Boden noch aus.
    So blieb sie stehen und zog als erstes eine Schnute wie bei sieben Tagen Regenwetter und stemmte dann ihre Hände in die Hüften um ihn anzublicken.
    „Was soll denn das nun heißen?“ fragte sie ihn langsam und nur gespielt böse, schließlich glaubte und hoffte sie, dass er die Worte nicht ganz so ernst gemeint hatte „Soll das heißen ich kann kein Bott bauen und wäre unfähig dazu nur weil ich eine Frau bin? Ich brauche keine kleinen funkelnden Schnitzereien oder sonstige Verzierungen, solange es schwimmt ist es doch perfekt oder nicht?“
    Sogleich kam dann ein kleines Grinsen wieder zum Vorschein und wie man merkte war jede Schüchternheit von ihr gewichen was selten bei Calena vorkam. So piekste sie ihn mit den Fingern in die Seite und rannte dann einfach los, rief ihm aber zu „Wer als erstes beim Palast ist. Na komm schon,“ rief sie lachend.


    Calena würde es durchziehen und ihn zum Palast bringen das hatte sie sich nun wirklich vorgenommen. Egal was dann geschah. Naja manchmal musste man einfach ein klein wenig verrückt sein, aber es machte Spaß.

    Schwupps. Bei seinen Worten wurde Calena unweigerlich ein wenig rot um die Nase und senkte einen Moment lang verlegen den Kopf, aber gleich darauf hatte sie wieder ihr bezauberndes Lächeln auf den Lippen und den Schalk in den Augen, dieses gewisse Leuchten denn so einfach würde sie sich nicht geschlagen geben und wenn sie sich wirklich ein Boot bauen mussten, doch er hatte mit diesem Spiel angefangen und sie fand es mehr als nur witzig, außerdem war er sehr charmant und von dieser Sorte Mann gab es nicht gerade viel, zumindest kannte sie nicht viele.


    Ihr Grinsen wurde etwas breiter während sie sich gegen das Geländer der Brücke lehnte und ihm weiter zuhörte, denn sie fand, dass sie einen kleinen Trumpf im Ärmel hatte, aber den würde sie gleich noch ausspielen. Kein einziges mal hatte sie ihn unterbrochen bei seinen Erklärungen, Erläuterungen und Vorstellungen. Warum auch.


    Leise begann sie zu lachen als er einfach los ging, und zwar in die falsche Richtung. Calena streckte ihre Hand aus in die entgegengesetzte Richtung. „Wenn du zum Palast willst dann müssen wir hier entlang,“ meinte sie und tat einen Schritt nach vorne um auf ihn zu warten. „Also du meinst wirklich, dass wir nun zum Palast gehen und sie uns einfach so einen Baum überlassen werden damit wir uns ein Boot bauen können?“ fragte sie ihn mit einem verschmitzten Lächeln. „Dann komm und lass uns gehen, ich kenne wenigstens den Weg, hoffe ich doch,“ sagte sie und tat die ersten Schritte. Es sah wirklich so aus als würde sie es ernst meinen und zum Palast gehen wollen und naja eigentlich tat sie es auch wirklich. Klar man würde ihnen niemals einen Baum geben und sie beide als Spinner abstempeln aber den Spaß würde sie sich nicht nehmen lassen.


    „Oder aber wir gehen zu meinem Cousin und fragen ihn ob er nicht mit dem Kaiser sprechen könnte. Weißt du er kennt ihn und vielleicht kann er da etwas machen und wir bekommen den Baum,“ sagte sie grinsend. Ob er sich nun immer noch auf diese Sache einlassen wollte oder nun doch aufgab?
    „Aber. Hmmm, was ist eigentlich wenn wir den Baum haben? Ich meine wenn er so riesig ist wie willst du ihn denn fällen?“ fragte sie ihn rausfordernd. „Ich denke es wird auch eine zeit lang dauern bis das Boot fertig sein wird. Hoffentlich ist dann kein Winter sonst könnte es etwas kalt werden unterwegs, aber da wird uns sicher auch etwas einfallen, richtig?“ Natürlich wusste sie, dass die Winter hier nicht so kalt waren, oftmals fiel der Winter hier kaum auf.

    Frech grinste sie ihn nun an. Eigentlich konnte das Lächeln gar nicht mehr frecher werden. Calena war sich sicher, dass sie Seekrank werden würde, denn sie hatte Angst vor Schiffen, aber das sollte und musste er ja nicht wissen.
    „Was würdest du nun tun wenn ich dem zustimme? Wenn ich sage das ist eine sehr gute Idee mit einer Bootsfahrt nach Africa? Dort war ich noch nicht gewesen und sicherlich gibt es dort viel zu sehen und zu entdecken. Hmmm,“ sie machte nun auch ein nachdenkliches Gesicht und tat so als würde sie wirklich darüber nachdenken sich genau auf diesen Vorschlag einzulassen. „Ach weißt du es würde mir nichts ausmachen ein wenig nass zu werden. Es ist doch nur Wasser und bei der Wärme da trocknet es ja immer sehr schnell,“ grinste sie ihn an wobei ihr Blick ziemlich herausfordernd wurde, denn sie war sehr gespannt was er denn nun machen würde. „Aber du weißt schon….man sollte sich dann auch an seine Worte halten….weißt ja Ehrgefühl und das ganze.“ Der Schalk lag ganz deutlich in ihren Augen und sie musste acht geben nicht in Gelächter auszubrechen.

    Etwas blitzte in ihren auf was man nicht deutlich beschreiben konnte. Anscheinend wollte er nicht wirklich etwas zu seinem Namen sagen und das machte sie natürlich noch viel neugieriger als sie schon war. Eine Eigenart die Calena sicherlich niemals in ihrem Leben los werden würde. Und wenn man sie einmal neugierig gemacht hatte dann war es schwer ihr diese Neugierde wieder zu nehmen außer man stillte sie.
    Ihr Kopf neigte sich ganz leicht zur Seite während sie den jungen Mann näher betrachtete. „Und wo anders? Ist er dort mehr vertreten?“ versuchte sie es nun auf diesem Wege ihm doch ein klein wenig mehr zu entlocken als nur diese Aussage und dabei hatte sie ihr Lächeln nicht verlassen.


    „Wer weiß,“ meinte sie geheimnisvoll „Es passieren doch immer wieder ganz wundersame Dinge. Warum sollte dann nicht auch ein ganzer Fluss mit neuen Brücken urplötzlich aus dem Nichts auftauchen?“ fragte sie ihn und grinste dabei mehr als nur frech, ja eigentlich auch ein wenig herausfordernd.
    „Ach ja? Ist das so?“ fragte sie gespielt empört als er meinte sie würde damit das Klischee einer Frau erfüllen. Gespielt erbost stemmte sie auch ihre Hände in die Hüften und schaute zu dem Mann auf, der doch ein ganzes Stück größer war als die kleine Calena, die den meißten römischen Männern gerade mal bis zum Kinn ging manchmal auch etwa bis zur Nase. Ihre Augen blitzten belustigt, denn sie konnte nicht lange irgendwie böse spielen genauso wie sie nur äußerst selten wirklich böse sein konnte.
    Zwar kannte sie ihn nicht aber er wurde ihr mit jedem Wort und Spaß sympathischer. Erst beim zweiten Nachdenken merkte sie im Satz des Ducciers, dass er ja gemeint hatte seinen nicht vorhandenen Ruf verlieren…was sie noch etwas mehr schmunzeln ließ. Mittlerweile hatte sie ihre Hände wieder von den Hüften gelöst und lehnte sich ebenfalls ein wenig an die Brücke. Sein Lächeln war…..ihr fiel nicht das richtige Wort ein…aber es hatte etwas charmantes.
    „Ohje das wird schwer werden denke ich. Mein Gedächtnis ist so gut, dass ich das sicher niemals vergessen kann, dass du mich gefragt hast wo du bist,“ meinte sie auch wenn sie selber wusste, dass sie hin und wieder sehr vergesslich sein konnte, aber wie hätte sie denn diese Begegnung vergessen können?
    „Was hättest du denn so anzubieten?“ fragte sie keck und lehnte sich ein klein wenig vor. Es war wohl fast das erste mal, dass sie so aus sich raus gehen konnte und ihre schüchterne Art mal nicht die Oberhand gewann.