Merula lauschte den Rednern mit eher beiläufigem Interesse. Besonders die Worte des Präfekten fanden aber auch bei neutralen Zuhörern wie ihm, die keinerlei persönliche Verbindungen zur Flotte kannten, großen Gefallen. Wenn jener Mann in den vergangenen Jahren seinen Soldaten ein ebenso guter Präfekt gewesen sein sollte wie er Reden schwingen konnte, musste dessen Abgang tatsächlich einen großen Verlust für die Einheit darstellen.
Als die lautesten Jubelrufe und Beifallsbekundungen langsam verhallten, wandten die Wartenden ihre Blicke erneut in Richtung des Podiums - der Frage nachgehend, ob der Duumvir noch einmal das Wort ergreifen würde.
Beiträge von Lucius Iunius Merula
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II. Zeit der Bewährungen
a, Laeca-Aufstand; Unruhen in Hispania und Germania
An den Kalenden des Februar 855 landete Appius Porcius Laeca mit seinem Heer Aufständischer an der Küste Italias. Dieser schändliche Mann, der wohl auch nicht davor zurück geschreckt hätte, seine eigene Tochter an die Skythen zu verkaufen, hatte als Legatus Legionis in Mauretanien die Soldaten der XXXII. Legio Adiutrix zum Verrat am Kaiser überredet und sich anschließend in Briefen an alle Legaten des Imperiums als Augustus Caesar ausgegeben.
Nachdem er mithilfe des Tribunen Pilerius Valus den Kommandostab der in Aegypten stationierten Legio XXII. beseitigt und sich neben der Legion auch den Befehl über die Classis Alexandria widerrechtlich angeeignet hatte, ließ er sein aufständisches Heer nach Italia übersetzen.
Doch der Kaiser hatte vorgesorgt: Innerhalb kurzer Zeit wurde die Legio XIV. unter dem Befehl des Aelius Valerianus sowie die Legio I. unter dem Befehl des Spurius Macer dem Usurpatoren entgegen gesandt. Jenen Valerianus hatte der Princeps unlängst als Caesar Gaius Ulpius Aelianus Valerianus adoptiert und den Mitgliedern seiner Familie Wohnrecht auf dem Palatin gewährt.
Wenige Tage vor den Iden des März desselben Jahres sollte sich dann in der Schlacht von Picentia das Schicksal der Aufständischen entscheiden. Laecas Truppen wurden zwischen der aus nördlicher Richtung herbeieilenden Legio XIV. und der mit Prätorianerkohorten verstärkten Legio I. aufgerieben, der Großteil der feindlichen Offiziere gefangen genommen. Nur dem Usurpatoren Laeca und einigen seiner Getreuen gelang die Flucht aus Italia.
Über das weitere Leben dieses Mannes wollen wir nicht weiter berichten, doch soll er im fernen Parthia ein schmähliches Ende gefunden haben.Zueben dieser Zeit hatte sich auch in Hispania und Germania Unerwünschtes zugetragen. Bereits im Herbst des Vorjahres waren im Norden der Tarraconensis Unruhen entflammt. Ihren Ausgang nahmen diese in der Stadt Uttarae, als der römische Steuereintreiber Numerius Dossenius von Einheimischen ermordet wurde und wenig später auch Publius Bruccius, ein verdienter Mann senatorischen Ranges, ums Leben kam. Wie ein Lauffeuer weiteten sich die Unruhen nun auf die umliegenden Civitates aus, die Führung der Aufstänischen übernahm ein Iberer namens Sertorius.
Diesem Barbaren, der so gar nichts mit seinem römischen Namensgeber, dem edlen Quintus, gemein hatte, gelang es, weite Teile der Bevölkerung für seinen Kampf zu gewinnen. Bis zum Beginn des neuen Jahres hatten sich mehr als 30.000 Keltiberer unter seinem Banner versammelt. Seine Grausamkeit wurde besonders nach der Einnahme Numantias deutlich, als er die überlebenden Garnisonssoldaten mit verbundenen Augen aus der Stadt treiben und kreuzigen ließ.
Als die Legio IX. Schließlich das verlassene Numantia erreichte, hatte sich Sertorius schon wieder zurückgezogen. Mit dem Eintreffen der Legio II. aus Germania sollte sich das Kriegsglück nun aber wenden. Trotz widriger Wetterverhältnisse gelang es den vereinten Streitkräften Roms aus Legio IX., Legio II. und der Ala II. Numidia die Aufständischen zur Entscheidungsschlacht zu zwingen. Trotz großer zahlenmäßiger Unterlegenheit brachte das römische Heer unter dem Befehlshaber Decimus Meridius den Keltiberern eine vernichtenden Niederlage bei, in deren Verlauf auch deren Anführer Sertorius den Tod fand.
Was nun folgte, ist rasch erzählt. Die Nester des Aufstands wurden wie Uttarae ohne Schwierigkeiten eingenommen und so konnte schon im Mai der Sieg in Rom mit einem Triumph zu Ehren des erfolgreichen Feldherrn Decimus Meridius und seiner unbesiegten Soldaten gefeiert werden. Nur ein kleiner Schatten fiel auf diesen Tag des Triumphes, hatten doch die Soldaten der Legio II. auf Betreiben des Offiziers Hadrianus Subdolus vorzeitig den Zug verlassen. Man erzählte sich, die Männer der zweiten Legion hätten sich bei all den Ehrungen und Beförderungen, die an jenem Tage ausgesprochen wurden, übergangen gefühlt. Wie dem auch sei, der Hadrianer musste als Strafe für seine Anmaßungen seine Degradierung hinnehmen.Zu einem späteren Zeitpunkt des Jahres, in dem P. Matinius Agrippa und L. Domitius Longinus das Konsulat bekleideten, wurden die kaiserlichen Truppen auch in Germania einer Bewährungsprobe unterzogen. Ein Mann namens Modorok, von dem die Einen sagen, er entstammte einem Cheruskergeschlecht, die Anderen wiederum, er wäre der Sohn eines Fürsten der Chatten, hatte mit seinen gesammelten Truppen den Limes irgendwo zwischen Abusina und Castra Regina überquert und Rom herausgefordert.
Doch schnell war der germanische Vorstoß gestoppt. Die Truppen des Traianus Germanicus Sedulus, eines Mannes von großem militärischem Sachverstand, schlugen Modoroks kampfstarke Regimenter im September vernichtend und ließen den Frieden in dem von Aufständen geplagten Land wieder einkehren.b, Der Kaiser in Rom – Innere Angelegenheiten
Um die Ereignisse um die Iden des Dezember 856 herum besser nachvollziehen zu können, ist es sinnvoll, zuvor etwas weiter auszuholen. In der Zeit nach dem Regierungsantritt des Gaius Ulpius Iulianus war ein junger Mann am Kaiserhof erschienen und einige Jahre später wieder spurlos verschwunden. Dieser mysteriöse Mann, der unter dem Namen Gaius Flavius Catus aufwuchs, in Wahrheit aber ein Sohn des Ulpius Minor und somit von kaiserlichem Geblüt gewesen sein soll, hatte nun die stadtbekannte Flavia Messalina Oryxa geehelicht, über deren charakterliche Mängel alle bestens Bescheid wissen. Jedenfalls war dieser Verbindung ein – wie konnte es auch anders sein – junger Mann mit beträchtlichen Charakterschwächen entstanden.
Wenig drang über das nun Folgende an die Öffentlichkeit, doch scheint es bewiesen zu sein, dass jener dem Kaiser Iulianus entfernt verwandte Jüngling seine Geburtsrechte als vermeintliches Mitglieds des ulpischen Geschlechts einforderte, eine Forderung, die vom Princeps selbstredend zurückgewiesen werden musste. Diese Zurückweisung nahm jener nun zum Anlass, einen Mordanschlag auf den Kaiser zu verüben, der zwar aufgrund der Wachsamkeit der praetorianischen Garde keinerlei Aussicht auf Erfolg hatte, während dessen Ausführung der junge Mann aber angeblich durch die Hand seiner eigenen Mutter Messalina Oryxa zu Tode kam.
Ob die Flavierin in die Pläne ihres Sohnes eingeweiht war, ist nicht bekannt. In jedem Fall musste sie noch am folgenden Tag den Gang ins Exil antreten.Zu Beginn des Jahres 857 war der Prozess gegen die Möchtegern-Republikaner Helvetius Sulla und Pompeius Strabo das bestimmende Thema in der ewigen Stadt. Diese beiden hatten in der Provincia Publica Baetica einen Aufruhr gegen alle Kaisertreuen inszeniert, der aber vor allem durch seine miserable Organisation und mangelhafte Durchführung bekannt bleiben wird.
Über die Herkunft der beiden Anführer ist wenig bekannt. Helvetius Sulla soll aber bereits in den Bürgerkriegen des Jahres 853 auf Seiten der sogenannten Republikaner gekämpft haben. Jedenfalls gaben beide an, das lasterhafte Verhalten und die schlechte Verwaltung des amtierenden Proconsuls Matinius Agrippa habe den Ausschlag für ihre Pläne gegeben. Der jämmerliche Auftritt des Strabo vor Gericht ließ jedenfalls den schändlichen Charakter dieses Mannes offenbar werden, während sich der Helvetier zumindest im Angesicht seines Todes ein Beispiel nahm an der Größe römischer Heerführer.
Die aufkommende Kritik, in der Person des Praefectus Praetorio Caecilius Crassus trete Ankläger und Richter in einer Person auf, erscheint unangebracht. Selten war die Schuld eines Angeklagten eindeutiger, selten der Schuldspruch so gerechtfertigt wie in diesem Falle. -
I.Frühe Phase der Regierungszeit
Mit Iulians Thronbesteigung am 28. Tag des Monats Juli des Jahres 853 A.U.C. wurde der Monate andauernde Zustand von Gewalt und Gesetzlosigkeit im ganzen Reich beendet. Der neue Princeps machte sich umgehend und voller Tatendrang an die Umsetzung wichtiger Maßnahmen. Zu einer seiner ersten und zugleich einer der wichtigsten gehört unzweifelhaft die Berufung des Claudius Macrinius auf den Posten des Praefectus Praetorio. Dieser tatkräftige Mann, der in all den vorangegangenen, schwierigen Zeiten treu zum ulpischen Hause gestanden hatte, sollte in den folgenden Monaten seiner Aufgabe mehr als gerecht werden. Auch sein unrühmlicher Tod, auf den ich später noch ausführlicher einzugehen gedenke, kann die positive Bilanz der Arbeit des Mannes nicht trüben.
Mit der Ausarbeitung und Veröffentlichung der Codices, in denen die unterschiedlichen Gesetze gebündelt werden konnten und die zu späterer Zeit mehrfach ergänzt und überarbeitet wurden, sorgte man auch für eine umfassende Überarbeitung des niedergeschriebenen Rechts, was nach all den zurückliegenden Zeiten der Rechts-unsicherheit notwendig geworden war.
Im September des Jahres 854 ehelichte der Kaiser dann die patrizischem Hause entstammende Iulia Drusilla und führte sie als Augusta Iulia Ulpia Drusilla in sein Haus ein. Sie hatte schon Jahre zuvor die Bekanntschaft Iulians gemacht und nutzte nun diese Tatsache in weiser Voraussicht männlicher Verführbarkeit für sich aus.
Kurze Zeit später galt es dann, den ersten schweren Schicksalsschlag seiner Regierungszeit zu verkraften: Nachdem der vormalige Prätorianerpräfekt am Morgen eines ungemütlichen Novembertages tot am Tiberufer aufgefunden worden war, stürzte sich noch am gleichen Tag Gaius Ulpius Felix Caesar, der Sohn des Probus und designierter Nachfolger des Kaisers, der erst wenige Wochen zuvor aus Britannia heimgekehrt und mit einem Triumph geehrt worden war, vor den Augen des Senats in sein Schwert.
Schwer nur sind diese beiden Selbstmorde zu begreifen, doch sprach der Caesar vor seiner Tat von bürokratischer Zersetzung des Militärs und Machtbesessenheit der Augusta, die ihn zu der Tat geführt hätten.
Felix Tod und eine spätere schwere Krankheit der Augusta offenbarten nun erste kleinere Schwierigkeiten in der Beziehung Iulians und der Kaiserin und ließen den Kaiser zunehmend auf Distanz zu seiner Ehefrau gehen. Dennoch blieb sie für ihn auch in den folgenden Jahren eine treue Unterstützerin und wichtige Ratgeberin.Schwer hatte den Princeps der Tod zwei seiner wichtigsten Vertrauten getroffen und dennoch ließ er die Amtsgeschäfte nicht brach liegen. Nach einer umfassenden Heeresreform brach Iulian gegen Ende des Jahres zu einem offiziellen Staatsbesuch in das Königreich Tylus auf. Dieses ferne Land, von jeher dem römischen Gemeinwesen in Freundschaft verbunden, gilt noch heute als wichtiger Umschlagplatz kostbarer Handelswaren und Liebhaber hochwertiger Pferdegespanne.
Doch während Iulian auf diplomatischer Mission zu Gange war, braute sich in den Provinzen Mauretanien, Hispania und Germania Unheil zusammen.
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DE VITA DIVI IULIANI
Prooemium
Aus dem großartigen Volk der Römer sind nur wenige Geschlechter hervorgegangen, die im Bezug auf Pflichtbewusstsein und Sittlichkeit mit dem der Ulpier gleichzusetzen wären. Diese Familie, deren Ursprünge in der umbrischen Stadt Tuder zu finden sind und die über Hispania einen glorreichen Aufstieg an die Spitze unseres Gemeinwesens vollzogen haben, können mit Fug und Recht als Verkörperung urrömischer Größe angesehen werden. Diese Niederschrift soll nun das Leben und Wirken eines Sprosses der Gens Ulpia beleuchten, der sich nahtlos in die Reihen seiner Vorväter einzureihen vermag.
Bevor ich mich aber dem göttlichen Iulian zuwende, möchte ich den Leser mit einigen Mitgliedern dieses Geschlechts näher bekannt machen, um zu zeigen, in welch große Fußstapfen besagte Person zu treten hatte.
Lucius Ulpius Traianus, Großonkel Iulians und Vater des göttlichen Kaisers Traian, kann als Begründer der ulpianischen Dynastie angesehen werden. Als Gefolgsmann des Flavius Vespasianus war sein Handeln nicht nur stets der Treue zum Kaiserhaus untergeordnet; nein, er verhinderte gar als Legat in Syria einen Angriff der verhassten Parther.
Der Erhebung seines Sohnes Traianus Divus zum Princeps sollte eine Zeit voller Wohlstand und militärischer Siege folgen. Nie war Roms Macht größer, nie sein Ansehen herrlicher als in den Händen dieses tatkräftigen, weisen Mannes. Doch auch die Frauen jenes Geschlechts stehen den Männern in nichts nach. So bezeugt das Verhalten von Traians Schwester Ulpia Traiana, die freiwillig auf den Titel der Augusta verzichtete und diesen erst nach langem Zureden des Princeps annahm, von der Bescheidenheit dieser großen Dame.Mit dem Wissen um diese ehrenhafte Verwandtschaft wollen wir uns also nun mit Lucius Ulpius Iulianus beschäftigen, einem Mann, der seinen Verwandten an Tugend in nichts nachsteht.
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Iunia Axilla
Domus Iunia
Alexandria, AegyptusLiebe Axilla,
es hat mich sehr gefreut, so rasch eine Antwort auf meinen Brief erhalten zu haben. Tatsächlich kann ich mich dunkel an den ein oder anderen Besuch bei euch in Tarraco erinnern. Du verzeihst mir vielleicht, dass ich dein Bild nicht mehr aus meinen Erinnerungen hervorkramen kann. Wahrscheinlich hatte der jugendliche Lucius Merula wichtigere Dinge in seinem Kopf als sich mit seiner Verwandtschaft mehr als nötig zu beschäftigen.Was du über das unglückliche Ableben einiger Familienmitglieder zu berichten wusstest, betrübt mich sehr. So vielen Menschen scheint das Glück im Leben einfach nicht vergönnt zu sein.
Umso schöner war es jedoch, zu erfahren, dass es dir und Urgulania in Alexandria gut ergangen ist.
Deine Erwähnungen unseren gemensamen Cousin Manius Regulus betreffend sind richtig. Er hat einige Zeit bei uns gelebt, kürzlich aber den Entschluss gefasst, in den Dienst der Cohortes Urbanae zu treten. Offenbar ist es das Schicksal der Männer unserer Familie, sich militärischen Aufgaben zu widmen. Nur ich bilde dabei eine (in deinen Augen hoffentlich nicht unrühmliche) Ausnahme. Für das Soldaten-handwerk konnte ich einfach nie die notwendige Begeisterung aufbringen.
Doch bin ich überzeugt, mit der Abkehr von einer militärischen Karriere für mich persönlich die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Es lebt sich einfach sehr gut hier am Golf von Neapolis. Vor einigen Tagen gab es einen netten, kleinen Umzug durch die Stadt zur Verabschiedung eines altgedienten Flottenpräfekten. Nichts Großartiges, aber für die Menschen hier abseits der großen Politik eine wichtige Sache.
Ich hoffe wirklich, dass es sich einrichten lassen wird, Alexandria - und damit vor allem euch - einen Besuch abzustatten.Pass auf dich auf und alles Gute für dich, Urgulania und alle, die dir wichtig sind!
Lucius Merula
Casa Iunia Merula Ad Misenum, ANTE DIEM VI ID IUN DCCCLIX A.U.C.Sim-Off: Bezahlt!
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Auch die letzten Nachzügler hatten nun den Zielort des feierlichen Umzugs erreicht. Das kleine Forum der Stadt Misenum platzte sprichwörtlich aus allen Nähten, jeder noch so kleine Fleck wurde genutzt, jede Anhöhe als Aussichtspunkt für einen besseren Blick auf das Geschehen zweckentfremdet.
Während sie nun darauf warteten, dass der Duumvir das Wort an die Menge richtete, hielt sich der Magistrat Lucius Merula etwas abseits vom größten Gedränge. Zwar genoss auch er diesen großen Tag seiner kleinen Heimatstadt, doch würde er zugleich umso mehr die kommenden Tage genießen, an denen nach all der Aufregung wieder deutlich mehr Ruhe einkehren würde auf dem Misener Forum. -
Der nicht besonders gut gelaunte Ianitor öffnete die Tür und musterte den vor ihm stehenden Mann abschätzig: "Wir kaufen nichts! Und zu verschenken haben wir auch nichts!" Er wollte schon die Türe zuwerfen, als ihm noch etwas einfiel: "Aber einmal im Monat an den Kalenden zeigen die Hausherren ihre Großzügigkeit, indem sie Donativa unter den Bedürftigen verteilen. Komm' am Besten dann wieder vorbei!"
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Ad
Gens Iunia
Domus Iunia
Alexandria (Basileia)L.Merula Familiae Iuniae s.p.d.
Si valetis, bene est. Ego valeo. Ihr mögt euch vielleicht fragen, wer der Urheber dieser Zeilen sein mag. Mein Name ist Lucius Iunius Merula, ich bin Sohn des Appius Iunius Decula und wurde im September des Jahres DCCCXXXVI in Tarraco geboren.
Wenig weiß ich über die anderen Mitglieder unserer Gens, wenig hat mich deren Leben bisher interessiert; und doch bin ich gewillt, dies zu ändern.
So trifft es sich gut, dass ich in eben diesen Tagen beim unregelmäßigen Studieren älterer Acta-Ausgaben feststellen durfte, dass es zumindest einen Teil der Familie ins ferne Alexandria verschlagen hat. Wie verworren doch die Pfade des Lebens sind! Während ihr - man verzeihe mir die unpersönliche Anrede - scheinbar eine neue Heimat in Aegypten gefunden habt, verbringe ich meine Tage an der Küste Campaniens, in Merkurs und meiner neuen Heimat Misenums Diensten.
Da die verschiedenen Äste der Gens weit verzweigt sind und bisweilen der Nebel des Vergessens an meinen spärlichen Erinnerungen aus Jugendtagen nagt, tätet ihr mir einen großen Gefallen, wenn ihr mir einen kurzen Überblick über die noch lebenden Iunier verschaffen könntet. Vielleicht ergibt sich für mich nach Ende meiner Amtszeit in Misenum die Gelegenheit, Alexandria einen Besuch abzustatten; ein Ziel, das ich schon so lange verfolge.Bis dahin verbleibe ich mit den besten Wünschen an Euch!
Valete
Lucius Iunius MerulaCasa Iunia Merula ad Misenum, ANTE DIEM XI KAL IUN DCCCLIX A.U.C.
Sim-Off: Bezahlt!
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Mit dem Ende des Frühlings kamen auch die Bauarbeiten am Iunotempel zu ihrem lang ersehnten Ende. Nach den jahrelangen Anlaufschwierigkeiten mangelte es mittlerweile sehr an der Geduld der Misener und auch die zu Verfügung gestellten finanziellen Mittel wurden langsam knapp und so waren alle in den Bau involvierten Personen froh, dass der Lohn aller Mühen nun fertig vor ihnen stand. Über dem Eingangsportal prangte nun auch in großen Buchstaben DIVAEIVNONIDEDICATUM, als Zeichen dafür, unter wessen Gewalt der Tempel alsbald stehen würde.
Für Merula bedeutete die Fertigstellung außerdem, dass er sich ab sofort wieder vermehrt anderen Aufgaben widmen konnte. Dass er nicht jeden Tag am Forum stehen und den Fortgang des Baus würde kontrollieren müssen. Vielleicht ergab sich ja sogar die Möglichkeit, das Umland von Misenum ein wenig zu erkunden; eine Sache, die er seit seiner Ankunft aufgrund fehlender Zeit nicht in Angriff hatte nehmen können.
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Melde mich bis Freitag abend ab!
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Mit großen Schritten eilte man der Fertigstellung entgegen. Mittlerweile hatten die Arbeiter das Dach ausgebaut, die Säulen am Tempelvorplatz platziert und waren nun mit der Feinarbeit beschäftigt. Scheinbar hielt der Baumeister Wort und so würden die Stadtväter den Tempelbau schon in nicht allzu weiter Ferne der Verfügungsgewalt der Iuno überantworten können.
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Merula hielt sich an jenem Tag in Rom auf und war eher zufällig zu diesen frühen Morgenstunden auf dem Forum zu finden.
Als er den Mann auf der Rostra sprechen sah und hörte, blieb er stehen. Er erkannte ihn als Senator Germanicus, wie er selbst Sodalis bei der Veneta.
Doch aus dem, was dieser sagte, wurde der Iunier nicht recht schlau und mit den Namen und dem Gerede von einem verlorenen Sohn wusste er auch nicht viel anzufangen. Was vermutlich an ihm selbst lag, gab es doch nur wenige Dinge, die ihn noch weniger interessierten als Kriege, Senatsgeschäfte und dergleichen. Also wartete der Misener erst einmal die Reaktionen der 'Stadtrömer' ab, die sich zweifellos besser auskannten als er. -
In den Reihen derer, die den Zug durch Misenum begleiteten, fand sich auch der Magistrat Lucius Merula ein. Er hätte freilich auch auf den bereit gestellten Plätzen am Forum Platz nehmen und auf das Eintreffen der Teilnehmer warten können, doch zumindest von den Jüngeren unter den Magistraten erwartete man doch eine etwas aktivere Rolle. Das Wichtigste aber war - und darin bestand vermutlich unter allen Anwesenden große Einigkeit - dass das Wetter mitspielte und sich von seiner schönsten Seite präsentierte.
Zu einer der zahlreichen Tanz- und Spielgruppen, die den Männern der Classis voranschritt, gehörte auch eine bunt kostümierte Schaustellertruppe.
Man hatte sich ein wenig an Vergil und Co. angelehnt und stellte das Wirken des mythischen Stadtgründers Misenos in kurzen, anschaulichen Szenen dar. Angefangen als Trompeter des Hektor, über die Zeit als Gefährte des Aeneas bis hin zum Wettstreit mit dem Meeresgott Triton und seinem beklagenswerten Tod wurde jede Station durch entsprechend gekleidete und angewiesene Darsteller vorgetragen.
Merula mochte Voführungen dieser Art. Denn auch wenn die Angehörigen der Flotte am heutigen Tag verdientermaßen im Mittelpunkt des Interesses standen, sollte dennoch Wert darauf gelegt werden, dass Misenum eben nicht nur aus einem Flottenstützpunkt bestand, sondern ein blühendes Hafenstädtchen beinhaltete. -
AUDITE QUIRITES
Der Magistrat von Misenum informiertAn den Kalenden des Maius (01.05.) lädt die Stadt Misenum zu einem feierlichen Umzug durch die Stadt ein. Anlass ist unter Anderem das erfolgreiche Ende einer Piratenmission der Classis Misenensis sowie die Verabschiedung des langjährigen Flottenpräfekten.
Ein Pflichttermin für all diejenigen, die den tapferen Soldaten Roms die verdiente Anerkennung entgegenbringen und die campanische Küste von ihrer schönsten Seite kennenlernen wollen.In Miseno iterum nos videmus!
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Wer den Magistrat Lucius Iunius Merula zu sprechen wünscht, meldet sich üblicherweise an der Casa Iunia Merula, von wo aus der gewählte Stadtrat seiner Arbeit nachgeht. -
Nach jahrelanger Planung war es auf einmal sehr schnell gegangen. Innerhalb weniger Monate hatten die Verantwortlichen die rituelle Reinigung und Weihung des Grundes hinter sich gebracht, hatten die Arbeiter des unter Einbeziehung des Duumviren Iulius Proximus ausgesuchten Baumeisters das Fundament gelegt und einen kleinen, viereckigen Tempelrohbau aus dem Boden gestampft.
Dort, wo früher Bettler und streunende Hunde um einen Schlafplatz stritten, ragte nun zumindest ein Vorgeschmack dessen in den Himmel, was nach den Wünschen der Stadtväter einmal ein neuer, ansehnlicher Iunotempel werden sollte.
Man konnte regelrecht beim Wachsen zusehen, wie Merula, der soeben den Bauplatz erreichte, erfreut feststellte. Blieb nur zu hoffen, dass der Baumeister, ein gewisser Cnaeus Rustius Dives, nur am Zeitplan und nicht auch an der Qualität des verwendeten Baumaterials sparte.
Besagter Rustius Dives hatte den Sacerdos soeben erblickt und eilte nun auf den Iunier zu.
„Sind das eigentlich Sklaven?“ wollte Merula von dem Mann mit Blick auf die etwa ein Dutzend starke Arbeiterschaft wissen. „Nein, die meisten sind freie Arbeiter. Qualifizierte Sklaven kosten Unsummen. Und mit Tagelöhnern sind wir deutlich flexibler.“
Merula nickte verständnisvoll, über solch banale Dinge hatte er nie nachgedacht.
„Hör zu. Es ist möglich, dass einer der Duumviren heute vorbeischaut. Wenn, dann möchte ich, dass du ihn hier ein wenig herumführst und den Fortgang der Arbeiten erläuterst. Geht das in Ordnung?“
„Kein Problem, das krieg ich schon hin.“ Dann war er schon wieder weg, einer der Arbeiter hatte einen kleineren Steinblock vom Seilzug rutschen lassen und wurde dafür nun von seinem Chef zusammengestaucht.
Da es nicht so aussah, als gäbe es für Merula hier momentan noch irgendetwas zu tun, ließ er den Bauplatz hinter sich. Seine Pferde, die er in einem Stall am Rande Misenums untergebracht hatte, ließ der begeisterte Reiter nur ungern länger als nötig warten. -
An einer Ecke des übersichtlichen Forums von Misenum steht der neue Iunotempel. Erbaut im Jahre DCCCLIX A.U.C. während der Amtszeit des Duumviren Marcus Iulius Proximus und des Magistraten Lucius Iunius Merula.
Der göttlichen Mutter Iuno zu Ehren und zum Anlass eines Besuches des Kaisers Ulpius Aelianus Valerianus geweiht. -
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Ein Gutshof also! Dann konnte man vermutlich von einem längeren Aufenthalt des Kaisers in der Region ausgehen.
"Dankeschön!" Merula nahm den Becher entgegen, verdünnte den Wein mit einigen Tropfen Wasser und genehmigte sich dann einen großen Schluck.
"Der Misener also! Das wird auch bei den Einheimischen gut ankommen, wenn 'einer von ihnen' als Baumeister ausgewählt wird.
Und um die Schausteller werd ich mich kümmern, ja."