Oooh, Frauen. Kaum waren die männlichen Bantotaken aus dem Zimmer sprachen die Frauen viel, viel mehr als vorher. Und ausgiebig wurde über die von Timos vorgeschlagene Hochzeit diskutiert und ganz besonders, nein, eigentlich nur über den Kandidaten. Emi schaute von einer dunkelhaarigen zur nächsten und lächelte, nickte und dachte nach. Emilía Kerykes. Klang seltsam. Richtig seltsam, irgendwie. Sehr ungewohnt.
Sie hörte aufmerksam zu was die anderen drei zu sagen hatten und da waren einige sehr gute Argumente darunter. Jede von ihnen hatte andere Erfahrungen gesammelt die mal mehr oder weniger ihre Meinung beeinflussten. Interessant war vor allem, dass alle drei Emi ganz anders einschätzten als sie sich selber. Sie sah in Nikolaos eine gute Partie und ganz wie Pasiphaë es gesagt hatte, vielleicht würde sie sich irgendwann einmal ärgern, wenn sie sich die Chance entgehen ließ. Natürlich würde es ihr nicht gefallen ihre Familie und dieses Heim zu verlassen, in dem sie sich so wohl fühlte. Wahrscheinlich wäre sie in Basileia auch ziemlich schnell ziemlich einsam, der goldene Käfig war nun mal ein Käfig. Ihre eigene Sicherheit und die späterer Kinder war sehr, sehr wichtig und darunter würden sie leiden. Dann könnte sie nicht mehr spontan über den Markt schlendern und sich neue Kleider kaufen. Wenn sie allerdings einen weniger reichen und weniger mächtigen Mann heiraten würde, gäbe es diese Freiheiten noch. Und sie würde sich nicht mit der Politik, den Intrigen und den Machenschaften hinter anderer Leute Rücken kümmern müssen, denn damit verbrachte Nikolaos anscheinend viel Zeit. Seine Spielchen, so hatte es Pelo ausgedrückt, denen müsse sie gewachsen sein. Und auch Pasiphaë und Nike sagten viele wichtige Dinge, auf die sie selber wahrscheinlich so gar nicht gekommen wäre.
"Also, ob er mir diese Freiheiten gibt, kann keiner von uns sagen. Das wird sich herausstellen und selbst wenn er das vor der Hochzeit zusichert, heißt es noch lange nicht, dass es auch so stattfinden wird. Seinen eigentlichen Charakter finde ich wohl erst nach der Hochzeit raus, egal wie gut wir uns im Vorfeld informieren. Allerdings bin ich absolut dafür, dass wir Timos dazu bringen uns dorthin einzuladen." Emi nickte freudig. "Dann schauen wir gleich mal wie golden der Käfig wirklich ist." Sie grinste schelmisch.
Ja, wenn die drei dachten sie würde die Situation nicht wirklich ernst nehmen, dann hatten sie diesen Eindruck wohl zu Recht. Emilía war nun mal ein Hitzkopf mit felsenfester Meinung und sie dachte meistens erst, nachdem sie gesprochen hatte. Obwohl ihr weder die Fähigkeit zu politischem Kalkül fehlte war es einfach mehr in ihrer Natur eine unbekümmerte und fröhliche Frau zu sein. Und so konnte man durchaus Bedenken haben, ob sie die Richtige für einen Gymnasiarchen war.