Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

    Auf dem Forum ergab sich an diesem Morgen ein Auflauf von Menschen. Die Familia Flavia Romae hatte sämtliche Klienten und Freunde des Hauses aufgeboten, welcher man habhaft werden konnte, um den Auftritt ihres Sprosses zu unterstützen, der im folgenden Jahre sich um das Aedilat bewerben wollte. Die große Schar der gemeinen Klienten, dennoch gehüllt in die Toga, aber auch befreundete Senatoren und Equites sollten jedem Passanten, insonderheit den Senatoren auf ihrem Weg zur Curia Iulia den Eindruck vermitteln, dass dieser Kandidat einem derart ehrenwerten und angesehenen Geschlecht entstammte, dass eine Wahl selbst in die höchsten Ämter der Res Publica hier lediglich eine Formalität darstellte. Dennoch spielten Formalitäten gerade für altehrwürdige Patrizierfamilien eine bedeutsame Rolle, sodass man auch für diesen Wahlkampf nicht umhin war gekommen, eine öffentliche Rede Gracchus Minors anzusetzen.


    Mit großer Ehrfurcht erklomm Manius Flavius Gracchus Minor somit an diesem Tage die Stufen der Rostra. Seit jeher war dies der Ort, an welchem die Lenker des Staatsschiffes zum Volke hatten gesprochen, an dem der glänzende Cicero und der leuchtende Hortentius, ja alle Idole seiner rhetorischen Edukation zahllose Reden hatten gehalten, um die Menge in diese oder jene Direktion zu navigieren, um große Heroen zu memorieren und grässliche Missstände zu geißeln. Obschon die Flavii als patrizische Familie stets ein etwas distanziertes Verhältnis zum Volke hatten gepflegt, so vermochte Manius Minor sich doch der Faszination dieses Ortes und seiner Dynamik nun, da er erstmals ihn betrat, um selbst seine Worte an die Menge zu richten, nicht zu entziehen. Die Choreographie seines Auftrittes sah es vor, dass er die Tribüne allein betrat, weshalb er, seines Leibsklaven und Wegeleiters entblößt, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte und selbige höher hob denn gewöhnlich, um nicht über eine Unebenheit des Marmors zu stürzen oder zu straucheln, was zweifelsohne der Plebs zum Spotte hätte gereicht.


    Sim-Off:

    Jedwedes Publikum ist herzlich willkommen :)

    Das Aedilat war in seinen Ursprüngen ein plebejisches Amt, erschaffen zur Aufsicht über den Tempel der Ceres auf dem Aventin, jenem plebejischsten aller Hügel Roms. Selbst wenn die Aediles Curules der Tradition gemäß nicht für jene Belange der Plebs, sondern der Ludi Romani waren installiert worden, hatte Manius Minor beschlossen, gemeinsam mit Lucretius Carus, welcher parallel und gemeinsam mit ihm das Amt des Aedilis Plebis anstrebte, ein öffentliches Opfer an dieser Keimzelle ihrer angestrebten Ämter darzubringen.


    Der Tempel war ein Kleinod griechisch-römischer Sakralbaukunst und die Malereien genossen einige Reputation. Dafür hatte der Flavius jedoch keinerlei Auge, als er, angetan mit der Toga candida, an der Seite seines Jugendfreundes die Stufen zur Cella emporschritt. Wie gewöhnlich folgte ihm sein Diener Patrokolos, der zuvor bereits das Bauwerk genau hatte inspiziert, um etwaige Unebenheiten des Bodens zu identifizieren, welche seinen fehlsichtigen Herrn zum Straucheln und damit das Opfer zum Scheitern hätten bringen können. Da die Fugen des Marmors indessen glatt geschliffen waren, schien jedwede Gefahr aus dieser Direktion im Vorfeld gebannt.

    Dessenungeachtet empfand der jüngere Gracchus eine nicht geringe Beklommenheit ob seiner Furcht, sein neuerliches Abgleiten in den Opiumrausch in den letzten Monaten, verbunden mit jedweder politischer Absenz und damit dem neuerlichen Versagen angesichts seines Schicksals wie der Erwartungen seiner Ahnen und der Unsterblichen, würde zur Folge haben, dass letztere seine Gaben nicht würden akzeptieren, was coram publico zweifelsohne als schlechtes Omen für die angestrebte Wahl würde gewertet werden. Dennoch blieb ihm nichts, als diesen Schritt zu wagen und so setzte er parallel zu seinem Gefährten einen Fuß vor den anderen und trat ein in den Schatten der Kultstätte, die nun im Winter noch kühler war als gewöhnlich, sodass er trotz der langärmligen Tunica praetexta und der wollenen Toga fröstelte.

    Der jüngere Flavius runzelte die Stirn und für einen Augenschlag erwog er, ob seine eigene Erfahrung mit deliriösem Geist, welche jüngst er wieder hatte aufgefrischt, ihm diesbezüglich irgendeine Option zum Nachvollzug jener fanatischen Narren gestattete, doch verwarf rasch er diesen abwegigen Gedanken, sondern kommentierte lediglich:

    "Womöglich ging es tatsächlich schlicht darum, Wirrniss zu stiften."Womöglich sollte er sich, so es mit dem Aedilat würde gelingen, besonders vorsehen, um nicht ebenfalls durch jene Götterfeinde vorzeitig der Strafe eben jener geschmähten Götter anheim zu fallen. Ob dies vor dem Richterstuhl seiner Ahnen als mildernder Umstand würde ästimiert werden?


    "Wird Aurelia auch zu uns stoßen? Ich hatte gehofft, die Zwillinge in Augenschein zu nehmen?"

    , wechselte Philonica schlagartig das Sujet, woraufhin ihrem Gatten der Bissen mit einer scharfen Sauce im Halse stecken blieb und ihn zu vehementem Husten animierte. Erst nach einigem Prusten und Räuspern vermochte Minor sich zu kalmieren.

    Vermutlich war lediglich es ein misslungener Versuch gewesen, das Gespräch in weniger unerquickliche Bahnen zu lenken und wer sollte es der Cornelia verdenken, dass sie im Hause sich nach mehr weiblicher Gesellschaft sehnte?

    Wie wäre es schlicht an dieser Stelle?


    https://imperium-romanum.info/…ultvereine-und-kollegien/

    Consul Iullus Curtilius Victor

    [Haus des Consuls]

    Roma


    M' Flavius Gracchus Minor Consuli s.d.


    Für die kommenden Wahlen zum Cursus Honorum gebe ich, Manius Flavius Gracchus Minor, Sohn des Manius Flavius Gracchus, meine Kandidatur für das Amt des Aedilis Curulis bekannt. Ich bitte Dich ob dessen, meinen Namen auf der entsprechenden Kandidaturenliste zu vermerken.


    Vale bene!


    M' Flavius Gracchus Minor

    Seit frühester Kindheit war Manius Minor es gewohnt, seinen Vater beim Vollzug der Sacra Publica zu beobachten, doch heute, da er seit langer Zeit wieder einmal an derartigen Kulthandlungen partizipierte, vernahm er jene Rolle aufs Neue recht deutlich und erwog schlagartig, ob nicht auch von ihm der Wille der Unsterblichen verlangte, einen exponierteren öffentlichen Dienst für den Cultus Deorum zu übernehmen.


    Indessen blieb die Frage, ob schlicht aufgrund seiner noblen Abkunft er hierfür würdig wäre, nachdem doch in seinem privaten Leben derart ihren Zorn hatte entfacht...

    Manius Minor empfand aufrichtige Freude, als Menecrates so leutselig ihn und seine Gattin salutierte. Zwar vermied er einen Kommentar hinsichtlich ihrer Trauung und präsentierte lediglich ein genierliches Lächeln, da doch ihm selbst dieser Tag als horribles Erlebnis war in Erinnerung, was, wie inzwischen er wusste, für Cornelia nicht wesentlich different sich hatte gestaltet, doch hinsichtlich ihrer Pläne vermochte er doch etwas zu berichten:

    "Wie deplorabel, dass du dieses Amt bereits wieder niedergelegt hast: Ich erwäge, das Aedilat anzustreben, dabei hätten wir zweifelsohne wieder häufiger das Vergnügen gehabt!"

    Cornelia nickte ebenfalls beflissen.

    "Und du strebst vorerst keine weiteren Ämter an?"

    "Ich danke dir und werde selbstredend dich informieren!"

    , erwiderte der jüngere Flavius ob der beiden großherzigen Offerten, wobei letztere er stillschweigend hatte angenommen, da doch eben dies der Sinn des flavischen Vermögens war, der Familia zu erlauben, ihre öffentlichen Pflichten und Ämter würdig auszuüben.


    Sodann lauschte er dem Räsonnieren über die Problematik der Christen, welche augenscheinlich seinen Vater in unerwartetem Maße echauffierten, obschon er selbst nicht recht zu beurteilen imstande war, ob dies eine adäquate Emotionalität bei diesem Sujet repräsentierte. Trefflich vermochte er sich noch zu entsinnen, dass Tiberius Verus, jener düstere Offizier der Cohortes Praetoriae, welcher wider den Erfordernissen seines Standes das Leben eines Miles gregarius hatte gewählt, bei der Untersuchung des Sklavenaufstandes beständig sich hatte bemüht, die Christen als Sündenböcke zu installieren, was damals bereits seinen Argwohn hatte erweckt. Dass nun auch sein Vater diesem Furor war erlegen, war indessen schon eher geeignet, seine arglose Haltung gegenüber jener iudaeischen Sekte auf den Prüfstand zu stellen. In der Tat erinnerte er sich nun auch an das Schreiben seines Vaters, in dem er sich erzürnt über die Disturbierung seines Rhetorenwettstreites hatte geäußert, als jene verwirrte Christin die Rostra hatte aufgesucht, um den Römern im Herzen ihrer Stadt die Leviten zu lesen. Dies war in der Tat ein Affront und da er nun bedachte, dass eben die Negation der Unsterblichen eben einen Kern ihres Kultes darstellte, erkannte er gewisse Parallelen zu seinem eigenen Abweg in die Lehren der Epikureer, welche, wie die Götter ihm ja unmissverständlich hatten ausrichten lassen, die Ira Deorum aufs heftigste entfachten.

    "Gern werde ich einen Blick darauf riskieren und dir meine Eindrücke mitteilen."
    Das Essen begann und die Sklaven trugen frisches Brot sowie einige köstliche Pasten auf, wie sie für das kleine Mittagsmahl adäquat waren. In dieser Situation war selbstredend nicht daran zu denken, eine Tabula mit Gesetzestexten zu studieren, weshalb er diese Thematik zunächst prokrastinierte.

    "Augenscheinlich ist diese Sekte in letzter Zeit besonders aktiv. Gibt es genauere Hinweise, warum ausgerechnet Iulius Caesoninus ihnen zum Opfer fiel?"

    Nichts hatte sich über die Jahre geändert: Menecrates verabscheute Geselligkeiten und suchte sie gleichzeitig regelmäßig auf. Dies geschah nicht aus einem inneren Bedürfnis heraus, sondern oblag seinen selbst auferlegten Pflichten. Zu dieser Feier ergab es sich, dass er wenigstens keine junge Frauen seines Hauses begleitete, weswegen er sich nach der Begrüßung des Brautpaares und den geäußerten Wünschen für eine glückliche Zukunft sich an den Rand der Menschenansammlung begab, um aus der Ferne zunächst den Blick schweifen zu lassen. Er hoffte auf einen nennenswerten Anteil an Offizieren unter den Gästen, immerhin handelte es sich beim Gastgeber und Bräutigam um einen alten Weggefährten.

    Nach der Gratulation des Brautpaares mischten die Flavii sich unter die Menge, parlierten mit dieser und jener Bekanntschaft und äußerten sich anerkennend über die Freigiebigkeit des Gastgebers, die Schönheit der Braut und selbstredend die bisherige Milde des Winters. Dann schließlich wies Patrokolos seinen Herrn darauf hin, dass er seinen Mentor Claudius Menecrates erspäht hatte, woraufhin Minor sogleich sich mit Cornelia Philonica im Schlepptau aufmachte, dem Consular seine Referenz zu erweisen.

    "Salve, Claudius! Lange haben wir uns nicht gesehen!"

    Selbstredend wusste er, dass Menecrates nicht eben ein Freund von Festivitäten war (immerhin war er ein Jahr lang sein offizieller Schatten gewesen), doch da er ebenso wusste, dass der alte Claudius ihn schätzte, vermeinte er, ihm durch seine Ansprache ein wenig Freude inmitten des Trubels zu bereiten. Tatsächlich hatten sie seines Wissens nach nicht mehr miteinander gesprochen, seit er nach seiner Hochzeit die erste längere Phase auf seinem Landgute hatte verlebt. Aus der Ferne war man sich zweifelsohne begegnet, wenn er zu diesem oder jenem Anlass nach Rom war zurückgekehrt, doch insgesamt hatte Gracchus Minor ja seit seiner Eheschließung nicht mehr am gesellschaftlichen Leben der Urbs partizipiert.

    Ich habe eine neuerliche Idee hinsichtlich einer Annehmlichkeit, welche selbstredend ebenfalls keinerlei Priorität beanspruchen möchte: Bestünde die Possibilität einer Art "Notizbuch", d.h. einer Raumes (ähnlich den Konversationen?), in dem ich mir Notizen machen oder gar Texte präparieren kann, um sie bei späterer Gelegenheit via Copy&Paste platzieren zu können?

    Flavius Gracchus kam gemeinsam mit seinem Sohn Minor und dessen Gemahlin Cornelia zur Hochzeit Serapios. Er trug eine Tunika in Petrolblau aus einem feinen, wollenen Stoff mit strukturierten Rauten, dazu eine etwas dunklere Toga mit golddurchwirktem Saum. Eine etwas bequemere Synthesis wäre zweiflesohne dem Anlass ebenso angemessen gewesen, doch der Flavier nahm die ihm angedachte Rolle überaus ernst. Beim Betreten des Atrium flackerte einen kurzen Augenblick in Gracchus' Geist eine Reminiszenz an grauenvolle Tage, doch der bunte Schmuck, die Blumenranken und die feierlich-gelöste Stimmung der Gäste sorgten rasch dafür, dass jenes Flackern erlosch, und spätestens Serapios Anblick ließ sein Herz höher schlagen.

    "Faustus Serapio, Quintilia Valentina, es ist mir eine große Ehre und Freude zugleich, dass wir diesen Tag mit euch feierlich begehen dürfen."

    Tatsächlich freute Gracchus sich sehr für Faustus, schlussendlich war eine Ehe in Rom eine gesellschaftliche Obliegenheit, und dass Serapio ohne eine Gattin bis dorthin gelangt war, wo er heute stand, war wohl nur dem Umstand zu verdanken, dass er sich für ein Soldatenleben hatte entschieden. Gleichwohl würde seine Gemahlin ihm nun auch einen Erben schenken, ohne den ein römisches Leben schlussendlich sinnlos war.
    "Meinen Sohn, Gracchus Minor, kennt ihr zweifelsohne, und dies ist seine liebreizende Gemahlin Cornelia Philonica. Meine eigene Gemahlin ist deplorablerweise indisponiert, was sie zu tiefst bedauert, lässt euch indes um so herzli'here Grüße und Glückwünsche ausrichten."

    Das Geschenke der Flavier würde indes traditionell erst am nächsten Morgen nach der Feierlichkeit angeliefert werden, ein jünglicher Mars von Euthydemus Onasdas, einem aufstrebenden Künstler aus Nicopolis, aus Marmor geschlagen, welcher in den Steinbrüchen um die nord-italische Stadt Luna gewonnen worden war.

    Manius' Sohn erinnerte mich immer daran wie schnell die Zeit verging. Aus dicken Kindern wurden jungdynamische Senatoren... Ich kannte ihn nur flüchtig, und eben aus Manius Erzählungen, die immer den Eindruck erweckten, dass Manius furchtbar streng mit ihm war.

    "Willkommen Flavius Gracchus Minor," begrüßte ich ihn voll Sympathie. Beim Gensnamen der Cornelier hingegen bedurfte es all meiner Selbstbeherrschung, um weiter eine freundliche Miene zu zeigen, und mein Lächeln wurde wohl etwas stählern. "Willkommen Cornelia Philonica. Genießt das Fest mit uns."

    Ebensowenig, wie der Bräutigam mit Gracchus Minor war vertraut, wusste auch dieser über jenen wenig mehr zu berichten als das, was Gracchus Maior ihm hatte erzählt, wobei besonders selbstredend ihm war in Erinnerung, dass einst der Decimus sich nicht hatte erweichen lassen, das Schwert gegen den Usurpator zu erheben, welcher so gräueliches Elend über Roma und die Gens Flavia insbesondere hatte gebracht. Dies lag indessen viele Jahre zurück und Minor dachte auch nicht daran, als er in der Entourage seines Vaters die Casa Decima betrat, seine Gattin am Arm, die sichtlich war erfreut, endlich wieder voll am gesellschaftlichen Leben der Reichen und Schönen Roms partizipieren zu können.

    "Salve, Decimus. Quintilia!"

    , salutierte er artig dem Brautpaar, das die Gäste in Empfang nahm, und präsentierte ein schmales Lächeln (wobei Cornelia Philonica, die nicht mit dem verschiedenen Augustus verwandt oder verschwägert war, ihre schiefen Schneidezähne offenbarte, zwischen denen eine beachtliche Lücke klaffte).

    "Ich danke für eure Einladung!"

    , erwiderte sie und neigte leicht das Haupt, was indessen nicht dazu führte, dass sie nicht mehr den eher klein gewachsenen jüngeren Flavius überragte.

    Erfreute den jüngeren Flavius zunächst die positive Äußerung seines Vaters, traf die sodann folgende kritische Nachfrage umso stärker, entsprach sie doch eben jener Frage, die wie er imaginierte die Unsterblichen ihm würden stellen, sollte er jetzt in diesem Augenblicke den Tod finden, und welche beflissentlich er beiseite geschoben hatte, da er doch ahnte, keine saturierende Replik ersinnen zu können. In der Tat war er ja neuerlich über das gleiche Laster gestrauchelt, hatte aufs Neue dem Morpheussaft gefrönt, anstatt sich des Vermächtnisses seiner Maiores anzunehmen und damit seiner Abstammung würdig zu erweisen, was zweifelsohne die Ira Deorum insonderheit gegen ihn hatte entfacht.

    Mochten die Götter sich indessen nicht täuschen lassen, so war dies den Senatoren gegenüber zweifelsohne leichter, da doch die erwartete Mediokrität an Engagement eines quaestorialen Senatoren nicht sonderlich hoch war. Würde ihm hier gewiss etwas in den Sinn kommen, war es nun, in jener konkreten paternalen Konfrontation nicht einfach, eine Replik zu improvisieren, weshalb er erstlich den Mund öffnete, sodann wieder schloss und eine Weile nachsinnend schwieg, ehe endlich er hervorbrachte:

    "Nun, ich denke... womöglich wäre es zu vertreten, nach dem Ende meiner Quaestur und der Eheschließung für eine Weile sich dem eigenen Hause gewidmet zu haben. Der Kaiser selbst vermachte mir ja das Land, das nun ich bebaut hatte."


    Die gute Laune Manius Minor drohte somit ein wenig zu sinken, ehe die Erwähnung der Christianer zumindest ihn ein wenig kalmierte, dass nicht er selbst oder die Einflüsterungen der aurelischen Natter Manius Maior hatten missgestimmt. Auch während des Consulates von Claudius Menecrates war jene iudaeische Sekte ihm untergekommen, von der doch neben vagen Gerüchten er niemals sonderlich viel hatte vernommen.

    "Was ist mit ihnen geschehen? Gab es einen neuen Skandal?"

    , fragte er daher, um an dem Missbehagen seines Vaters demonstrativ Anteil zu nehmen und nicht weiteren Unmut auf sich zu ziehen, zumal dies augenscheinlich eine Frage der Pax Deorum repräsentierte, dessen er privatim insonderheit bedurfte.

    Als sein Vater eintrat, richtete Minor sich ein wenig auf seiner Kline auf und salutierte artig:

    "Salve, Vater."

    Dem Timbre in seiner Stimme wie den Bewegungen seines Leibes zufolge (die Mimik vermochte der jüngere Flavius ob der geringen Distanz nicht recht zu entziffern) war Manius Maior ein wenig missgelaunt oder fatiguiert, doch hatte der vergnügliche Abend bei seinem Freunde zumindest Manius Minor ein wenig entspannt, sodass freundlich er erwiderte:

    "Er war durchaus erquicklich: Lucretius hat mich gestern zur Cena geladen und mir eingehend berichtet, welche Novitäten es in der Urbs gibt und was er derzeitig zu tun gedenkt. Wie er mir berichtete, gedenkt er im nächsten Jahr für das Aedilat zu kandidieren - was denkst du, womöglich sollten wir als Gespann antreten?"

    Jener Gedanke war ihm erst im Nachgang der gestrigen Unterhaltung gekommen, dass dies durchaus eine vergnügliche Kooperation versprach, welche zweifelsohne auch im Sinne seines Vaters würde sein. Da Lucretius das Amt des Aedilis Plebis avisierte, er selbst hingegen selbstredend den curulischen Stuhl ins Auge fasste, würden sie auch keinerlei Konkurrenz sich leisten, was womöglich ihre Freundschaft getrübt hätte.

    "Ich war gestern bei meinem Bruder. Auch er freut sich sehr, dass wir wieder dauerhaft hier sind."
    fügte Philonica an und wirkte auch selbst überaus entlastet bei jener Perspektive.


    "Was bewegt dich, Vater? Du wirkst ein wenig...enerviert?"
    , erkundigte sich der jüngere Gracchus sodann doch immediat.

    Gracchus hatte keine Augen für die anderen Fahrer, keine Acht für den Flamen oder dessen Enkelin, keinen Gedanken und kein Gespür übrig für das leichte Nieseln - seine Aufmerksamkeit galt einzig und allein Faustus. Zu seinem Vorteil indes war dies nicht allzu offensichtlich, denn wie er starrten unzählige andere Zuschauer ebenso gebannt auf die Sandbahn hinab, manche mehr, manche weniger in Jubel verfallend. Als indes die Gespanne an Geschwindigkeit zu egten, sich in beinahe halsbrecherischer Manier in die Kurve legten, sich gefährlich nahe kamen, da überkam den Flavier mit einem Male das Bangen. Was, wenn Faustus' Wagen sich überschlug? Wenn er aus der Bahn geworfen wurde? Ein anderes Gespann in ihn hineinkrachte?

    "Wieviele ... Runden fahren sie üblicherweise?"

    wandte er sich an Minor.

    Manius Minor blickte hinab auf die Rennbahn, wo seine Hypermetropie ihm nicht die Sicht behinderte und er somit trefflich die erste Formierung des Feldes zu verfolgen imstande war. Hatte er vor seinem jüngsten Exil durchaus gewisse Kenntnis von den Verhältnissen der Factiones gehabt, ja waren ihm mancher Auriga sogar weitläufig bekannt gewesen (bisweilen wurden sie ja, um eine schnöde Runde von Aristokraten zu erfrischen, zu den Gastmählern der Reichen und Schönen geladen), so vermochte er in diesem Falle keinerlei Prognose zu treffen, wer das Rennen würde als Sieger vollenden, zumal zahlreiche der Kontrahenten Amateure darstellten, die wie besagter Serapio lediglich für den Ruhm des Augenblicks denn für ihr täglich Brot in die Arena stiegen.

    "Für gewöhnlich sieben."

    erklärte er Manius Maior, dessen Timbre in der Stimme verriet, dass etwas ihn ein wenig grämte, wobei sein Sohn nicht recht wusste, ob dieser Gram der Sorge um einen Freund oder der Furcht vor der Ennuyanz endloser Durchgänge entsprang, da er seinen Vater doch nicht eben als Freund des Rennsportes in Erinnerung hatte.

    "Indessen schlägt dein Freund bisher sich nicht übel, möchte ich sagen."

    fügte er mit fachmännischem Blick an, obschon selbstredend ein gelungener Start, wie man wusste, nicht immer von Vermögen, sondern nicht selten auch von Glück zeugte.