Die Präparationen erwiesen sich als hinreichend, sodass der Quaestor rechtzeitig auf die Loge der Spielgeber zurückkehren konnte, um über die nun folgende Hinrichtung zu präsidieren. Dann öffneten sich die Pforten der Pferdeboxen und erneut traten Scharen von Praetorianern hervor, in ihrer Mitte weitere Todgeweihte. In diesem Falle jedoch formierten sie mehrere, partikuläre Karawanen, denn jeweils zwei nackte Delinquenten trugen gemeinsam zwei Zaunelemente, während zwei Staatssklaven zwei weitere Exemplare hinter ihnen herführten und all dies jeweils von einer Schar an Praetorianern umrahmt wurde.
Jene Grüpplein also verteilten sich unter dem Klang der Fanfaren, wie die Plebs sie von den Gladiatorenspielen kannten, auf der gesamten Rennbahn, wo aus den jeweils vier Elementen quadratische Parzellen formiert wurden, in welchen die beiden Todgeweihten sich zu stellen hatten.
Dann erst trat der Herold hervor und erklärte nach dem Verstummen der Fanfaren das Szenario:
"Im Sande der Arena seht ihr nun weitere Gefolgsleute Varias. Sie töteten römische Bürger und überzogen die Stadt mit Chaos und Gewalt. Unter den Augen des Quaestor Consulum sollen sie nun zu eurer Belustigung um ihr eigenes Leben kämpfen. Sie sollen sehen, wie es sich anfühlt, als wehrloser Bürger plötzlich einer Horde blutrünstiger Sklaven gegenüberzustehen: Das Los wird entscheiden, wer von zweien jeweils einen Dolch erhält. Gnade kann nur der erhoffen, der seine Arena lebend verlässt!"
Auf jeder der nun designierten Parzellen trat nun einer der Soldaten vor und warf das Los. Daraufhin überreichte er einem der sichtlich verängstigten Delinquenten mit theatralischer Geste einen Dolch.
"Wir bitten den Quaestor Consulum, die Vollstreckung ihres Urteiles anzuordnen!"
Der junge Flavius hatte während des gesamten bisherigen Spektakels sich auf seinem Platze gehalten, um aus dem Schatten der Loge heraus den korrekten Ablauf der Präparationen zu überwachen. Fortunablerweise präsentierten die Delinquenten sich als folgsam, obschon sie, wie er wusste, nicht darum wussten, dass alle von ihnen am Ende als blutende Leichname von der Rennbahn würden gezerrt werden, während sie vermeinten, der Überlebende würde die Gnade des Princeps erfahren. Ein wenig reute jener Betrug den Quaestor, denn obschon er wusste, dass diese Unseligen ihr Leben hatten verwirkt, so widerstrebte es ihm doch, dass man selbst in der Todesstunde sie betrog und jenen Funken an Hoffnung aufrechterhielt, welcher ihr Ende umso schmerzlicher würde gestalten, obschon die mageren Leiber, welche bisweilen sichtliche Narben grober, ja brutaler Traktation trugen, verhießen, dass diesen Männern und auch Frauen ohnehin die Desperation näher musste liegen als jedes Hoffen. Obschon Manius Minor bewusst sich von den Details der Unterbringung und Behandlung der gefangenen Aufständischen hatte ferngehalten, da bereits die Andeutungen seiner praetorianischen Kontaktpersonen suffizient waren, ihm einigen Degout zu bereiten, zumal er es nicht sonderlich für rechtschaffen erachtete, einen Todgeweihten in seinem Kerker gezielt noch zu torquieren, wo aus jenem Schicksal doch niemand mehr eine Lehre würde ziehen, so erinnerten die Spuren von Brandeisen und Peitschenhieben den Jüngling doch an die Crudelität, mit welchen Rom seine Widersacher zu zermalmen pflegte. Er selbst fungierte als Teil jenes Systems, hatte als Tribun und Iudex delegatus selbst Verdikte gesprochen, die, wenn auch nicht die Summa poena, so doch körperliche Züchtigungen hatten impliziert, und hatte erfahren, auf welche Weise die Disciplina militaris und ebenso im Falle der Versklavung jener Seherin, die Rom nicht einmal widerstanden, sondern vielmehr dem tiberischen Centurionen das Leben hatte gerettet, die Superiorität Roms über das gemeine Volk wurden erhalten.
Seine Urteile jedoch waren stets der Gerechtigkeit gefolgt und obschon in diesem Falle die Art der Tötung eher der Belustigung des Volkes als nüchternen Notwendigkeiten folgte, so war ihm doch hochbewusst, dass der Vollzug einer Exekution nicht allein Strafe, sondern ebenso Abschreckung war, um zukünftig jeden Sklaven und jeden Gemeinen vor der Versuchung abhorreszieren zu lassen, seinen durch das Schicksal zugewiesenen Platz mit Gewalt zu verlassen. Denn dies zumindest hatte sein Leben ihn gelernt: Niemand vermochte seinem Schicksal zu entfliehen!
Erbittert von jenem Gedanken trat der Quaestor so aus dem Schatten der Loge und blickte auf die vielen kleinen Pferche, welche die Delinquenten vor ausschweifenden Fluchtbewegungen würden bewahren, erkannte das furchtsame Zittern jener, denen Fortuna keinerlei Waffe hatte zugedacht, und die Insekurität dieser, welchen derartiges vergönnt war. Am Ende würde es ihnen beiden gleich ergehen:
"Lege age!"
, befahl er also und die Fanfaren erklangen, um den Kampf freizugeben.