[Ludi Palatini] Eröffnung und Hinrichtungen

  • Zitat

    Original von VETURIA SERENA


    „Sei still Kind.“ Sagte die Kaiserin zurechtweisend zu der jungen Frau. „Du kannst vieles denken, jedoch nicht alles sagen. Deine Worte richten sich gegen Rom. Und glaub mir nicht jeder in Rom ist so tolerant wie ich.“ Sie blickte sich vielsagend um. „Behalte deine Worte und deine Meinung für dich. Du solltest nicht für diese Frau dort unten sprechen. Sie ist eine Feindin Roms. Und wenn du für sie sprichst machst du dich zu einer ebensolchen. Du selbst hast gesagt, man hält uns Frauen für schwach und naiv. Sei du dies nicht und überlege dir deine Worte genau.“ Die Kaiserin deutete nun mit einer ausladenden Geste in Richtung der verurteilten Sklavin. „Quintilia Pina du wirst an meiner Seite Platz nehmen und du wirst dir anschauen, was mit Feinden Roms geschieht. Du wirst nicht wegsehen und nicht die Augen schließen. Ich möchte, dass du es dir bewusst ansiehst.“ Die Veturia gab den Männern die sie umringten einen Wink. Ja die Männer sollten dafür sorgen, das die Frau an der Seite der Kaiserin Platz nehmen würde und die Hinrichtung verfolgen sollte.


    Zwei verdeckte Prätorianer traten aus den hinteren Reihen heran, um Pina an jenem Stuhl festzuhalten. Zwei kräftige Hände zwangen sie an den Schultern herunter und hielten sie fest, so dass sie jenes Spektakel mit ansehen musste, sofern sie nicht ihre Augen schloss. Auch schienen die beiden Soldaten in den eleganten Tuniken grimmig, da Pina offen gegen Rom gesprochen hatte. Man würde dies an den Trecenarius melden, der weitere Maßnahmen beschließen würde, sobald er wieder zur Verfügung stand. Denn momentan war er kurzfristig durch eine Hinrichtung gebunden. Die Prätorianer setzten wohlwissend gleichsam die Wünsche der Kaiserin und des Trecenarius um, der eine störungsfreie Veranstaltung eingefordert hatte.

  • Überstunden zu schreiben würde.irgendwann mal des einen Leid des anderen Freud sein.


    Massenveranstaltungen waren von jeher ein Thema dass Sicherheitskräfte die Haare zu Berge stehen ließ und einigen Beamten den Schlaf raubten.
    Planung war das A und O und ließ keinen Platz für Fehler. Überhaupt wenn es galt hohe Persönlichkeiten zu schützen.


    Um die 4 Centurien der Urbaner waren dazu verdonnert direkt vor Ort, also in der großen Arena für die Sicherheit zu Sorgen und auch zu gewahrleisten. Verteilt auf die Ebenen und Aufgänge waren die Urbaner verteilt. Warum man sie nicht direkt im Zuschauerraum einsetze hatte seinen Grund.
    Zum einen waren Praetorianer direkt unter den Zuschauern, so platziert dass sie bei ungewöhnlichen Ereignissen direkt an den Personen waren die sich verdächtig verhielten, andererseits wollte man nicht dass durch die Anwesenheit Uniformierter Unruhe entstehen könnte.
    Dass der Kaiser und die Kaiserin direkt durch die Leibgarde bewacht wurde verstand Ich von selbst.
    Irgendwo in der Arena hatte auch Cerretanus Sicherungsdienst und stand mit 4 weiteren Urbanern auf einer der Ebenen an einem der Aufgänge.

  • Zitat

    Original von Ein Praetorianer


    Zwei verdeckte Prätorianer traten aus den hinteren Reihen heran, um Pina an jenem Stuhl festzuhalten. Zwei kräftige Hände zwangen sie an den Schultern herunter und hielten sie fest, so dass sie jenes Spektakel mit ansehen musste, sofern sie nicht ihre Augen schloss. Auch schienen die beiden Soldaten in den eleganten Tuniken grimmig, da Pina offen gegen Rom gesprochen hatte. Man würde dies an den Trecenarius melden, der weitere Maßnahmen beschließen würde, sobald er wieder zur Verfügung stand. Denn momentan war er kurzfristig durch eine Hinrichtung gebunden. Die Prätorianer setzten wohlwissend gleichsam die Wünsche der Kaiserin und des Trecenarius um, der eine störungsfreie Veranstaltung eingefordert hatte.


    Langsam wich die Farbe aus ihrem Gesicht, es war wieder geschehen. Ihr Temperament war mal wieder mit ihr durchgegangen. War es nun soweit, wie ihre Großmutter ihr immer wieder vorhergesagt hatte. 'Kind du redest dich noch mal um Kopf und Kragen.'
    Jetzt doch ein wenig verängstigt sah sie den Wink der Kaiserin und setzte sich hin, achtete aber darauf, einen möglichst großen Abstand zu der Augusta zu halten. Hoffentlich hatte niemand ihren Auftritt mitbekommen. Ihre Tante würde sich wieder einmal zu Tode ängstigen.
    Stur schaute sie geradeaus, nachdem die Kerle sie so brutal genötigt hatten sich hin zu setzen. . Sie wollte nichts mehr hören und sehen. Nein, sehen will ich auch nichts, dachte sie trotzig. Wie will sie verhindern, dass ich die Augen schließe? Es kann doch keiner von mir verlangen, dass ich Varia leiden und sterben sehe. Vielleicht kann ich sie fragen ob ich auf schnellstem Wege nach Hause gehen kann?

  • Es war nicht seine Entscheidung. Niemals war es seine Entscheidung gewesen. Es war leicht zu rechtfertigen, auch diese Handlung und diese Gewalt war leicht zu ertragen, wenn man sie anderen anlasten konnte. Der Konsul entschied. Er gab die Flammen frei und doch zögerte Verus für einen Atemzug. Es fiel ihm nicht leicht. Denn er wusste um die Schmerzen, die Qualen, die entstanden aber auch schnell vorbei sein würden. Schnell würde Varia in jenen Zustand fallen, der sie in den Tod begleiten sollte. Und dieser Zustand war einsam aber schmerzfrei. Ein Mensch konnte nur einen gewissen Grad an Schmerzen ertragen und das Feuer würde schnell wichtige Funktionen ihres Körpers zerschlagen. Varia würde bewusstlos werden und ihren Körper als Wachs dem Feuer preisgeben.


    Verus wollte es nicht tun und doch war er längst nur noch Maschine fremder Hand. Seine Wünsche waren bedeutungslos, da sie längst im Feuer der eigenen Schuld brannten und nicht vergeben wurden. Der Wind zog sanft durch die Arena, tänzelte Staub auf, der elegant seine Kreis um die Füße der Soldaten zog, die einen festen Stand hatten. Verus blickte bekümmert aus den beiden Sehschlitzen seiner Maske, während sich seine Pupillen weiteten. Er musste es sehen, was er tat. Er musste es begreifen, was er tat. Dennoch wollte sein Herz nicht jenes Gewicht aufgeben, welches hinab zog und zögern ließ. Die Fackel in seinen Händen knirschte, knatterte und fauchte gierig. Die Prätorianer in der Arena warteten auf sein Zeichen. Seine Fackel würde auch die anderen Feuer entzünden, sobald sie auf die öligen Hölzer gesenkt war. "Lege age," wiederholte Verus lautstark, um dem Befehl des Konsuls Sicherheit zu geben. Eine Sicherheit, dass er stets das Ausführen würde, was ihm befohlen war. Verus hatte als guter Soldat verstanden und würde folgen. Er folgte immer. Mit zittriger Hand aber fester Bewegung senkte er die Fackel auf das Holz, welches sofort Feuer fing und die Flammen schlangen sich an ihren Füßen hinauf. Das Öl zog die Wärme an und entzündete sich ebenso. Schnell gierten die rauschenden Flammen und Feuer hinauf, bis sie das Gesicht in einen merkwürdigen Glanz hüllten. Es roch fürchterlich und Verus trat mit seiner Fackel einen Schritt zurück. Das Licht der brennenden Varia spiegelte sich auf seiner Maske und auch auf seiner Seele. Er war längst in seiner eigenen Hölle angekommen. Auch die anderen Feuer waren bereits entzündet und ein tosendes Rauschen zog durch die Arena als die Flammen ihre Opfer nahmen. Ein Geschrei ertönte aus den Leibern der brennenden Seelen, bevor ihre Stimmen verstummten. Schlagartig blieb nur das Licht der Flammen, welches die Körper umschloss und kaum mehr zeigte. Die menschlichen Fackeln, die Nero so sehr geliebt hatte, entfalteten ihre böse Pracht. Verus fühlte Hitze auf seiner Haut, welche sich ausbreitete aber den Frost in seinem Herzen nicht sprengen konnte. Sein Herz wollte schlagen, doch er fühlte diese einsame Kälte in sich. Erneut umgab sich sein Herz mit einem Panzer, um nicht zu zerbrechen. Dies war einst Varia, eine Feindin Roms und nun mehr nichts mehr als Wachs für eine grausame Flamme einer übergroßen Fackel.


    Er redete sich immer wieder ein, es tun zu müssen. Der Mann redete sich ein, eine Funktion zu erfüllen aber Worte machten es niemals leichter. Nun gab es keine Flucht mehr. Schwarzer Qualm rauchte hinauf, als die Häute der Sterbenden längst verascht waren und das Mark ihres Körper die Flammen nährte. Sie alle würden noch lange brennen. Sie taten ihren Zweck als Beleuchtung aber Verus wollte sie nicht mehr sehen. Nicht mehr jenes Licht ertragen, welches ihn blendete. Er wandte sich ab und warf mit einer rückwärtigen Bewegung die Fackel auf die brennenden Hölzer an den Füßen des Kreuzes. Die Prätorianer taten es ihm gleich und verschwanden mit festen Schritten im geübten Marsch durch das Portal. Die Helfer zogen sich ebenso zurück und die brennenden Kreuze blieben zurück, und gaben ihre grausame Geschichte frei. Hier brannten Menschen und ihr Leid stank und strahlte frei in die Gesichter der gaffenden Römer.


    Schließlich hatte Verus das Portal erreicht, blickte sich hektisch um und stellte fest, dass er aus dem Blickfeld der römischen Meute war. Mit einer griffigen Bewegung riss er sich die Silbermaske herunter, um keuchend zu atmen. Er atmete schwer und musste sich an der Wand abstützen. Dieser Gestank von verbranntem Fleisch wollte ihn nicht verlassen. Auch das Licht funkelte noch in seinen Augen, blendete ihn und ließ sein Angesicht benommen zurück. Die anderen Soldaten atmeten ebenso schwer aber waren scheinbar nicht derartig hart getroffen, wie Verus. Zwei Prätorianer sicherten ihren Trecenarius ab, während die anderen Schattensoldaten ihre Helme abnahmen, um sich mit verdünntem Wein zu erfrischen. Doch Verus wollte nur hier weg. Nur konnte er noch nicht gehen. Seine Aufgabe war noch nicht erledigt.

  • Mit erhobenen Haupt und aufrecht betrat sie die Arena. Ihr Blick war offen und doch sah sie keinen. Die Menschen auf den Rängen, ihre Jubelschreie, ihre wütenden Rufe, das vereinzelte Jammern. Nichts von all dem bekam sie mit. Varia ging festen Schrittest geführt an der Kette hinter dem Prätorianer her. Die Kette war nur Makulatur, ja sie hing sogar schlaff herunter. Varia folgte dem vorausgehenden Mann ohne, dass er sie drängen musste.
    Am Ziel hoben sie starke Arme auf das dafür vorgesehene Podest. Mit ihren Ketten wurden sie an dem Kreuz befestigt. Sie spürte das Öl, dass über ihre Haut glitt und ihr über das Gesicht lief. Ihren Augen waren offen und ihr Blick lag auf dem Soldaten. In seiner Maske sah sie sich selbst. In seinen Augen jedoch konnte etwas sehen. War es Reue?
    Der Befehl wurde gegeben und lautstark wiederholt. Die Fackel des Soldaten senkte sie zu dem Holz an ihren Füßen.
    „Geh den Pfad des Kriegers bis zum Ende, dann hast du deinen langen Weg endlich hinter dich gebracht... So wie ich heute.“ Flüsterte sie dem Soldaten zu.
    Die Flammen loderten schnell auf. Varia sah ihr Spiegelbild in der silbernen Maske. Sie blieb stumm. Kein Schrei kam über ihre Lippen. Sie schloss die Augen nicht.
    Im letzten Moment sah sich Varia sich selbst. Sie war jung, voller Träume. Weit hast Du es weit gebracht, dummes kleines Mädchen, dachte Varia und lächelte. Dann dachte sie nichts mehr. Sie fügte sich friedlich in ihr Schicksal, endlich war sie am Ziel. Auch ihre Göttin konnte nun ihren Tod nicht mehr verhindern.
    Sie begrüßte den Tod mit einem Lächeln auf den Lippen und tat ihren letzten Atemzug, der aus ihrer Lunge entwich. Der letzte den Körper verlassende Sauerstoff verband sich mit dem Feuer und brannte mit heller Flamme...

  • War Pinas Blick in Richtung Varia zunächst voller Grimm gewesen, so wechselte sich langsam ihr Ausdruck. Ihre Wut und Empörung waren mit dem Zugriff langsam der Angst gewichen.
    Mit einer gewissen Genugtuung beobachtete sie Varias stolze Haltung. Sie freute sich darüber, dass die Verurteilte den Zuschauern kein Bild des Jammers bot. Gerade und aufrecht ging sie zu dem auf sie wartenden Kreuz. Man konnte fast vergessen, dass sie an Ketten geführt wurde.
    Pina hörte den Befehl, nachdem man Varia auf das Podest gehoben, angekettet und mit Öl übergossen hatte. Mit Schreckensweiten Augen sah sie wie die Fackel das Holz anzündete. Sie war nicht fähig, wie sie vorgehabt, dem Befehl der Kaiserin zum Trotz die Augen zu schließen. Nein es war ganz so als müsse sie einen letzten Blick auf Varia richten. Das Toben, Geschrei und Jubeln der Menge hörte sie nicht. Ihre Sicht auf die Hinrichtung wurde bald immer mehr verdeckt von einen Vorhang der Tränen der über ihr Gesicht lief.
    Warum nur? Warum nur hatte die Kaiserin ihr Befohlen dem Schauspiel, was es ja für die Menschen hier war, zu zusehen? Hatte sie Gedacht sie damit zu bestrafen? Ja, dass war ihr gelungen, aber nicht mit dem gewünschten Erfolg. Strafen sollten eine Besserung des Verhaltens herbeiführen, doch diese Strafe würde sich zum Gegenteil auswirken.
    Da war ihr seit dem Kleinkindalter eingeredet worden, Römer dürften ihre Meinung frei äußern. Pah alles Makulatur. Die Römer wussten es noch nicht, sie waren gefangene ihres eigenen Systems. Was hatte die Augusta in ihrer Allmacht zu ihr gesagt? KIND? Ich bin kein Kind mehr, ich bin eine römische Frau. Wenn auch unterdrückt so bin ich ein selbständig denkendes Wesen und das hier hat sich in mir eingeprägt.
    Auch wenn die Tränen ohne Unterlass liefen, so war kein Laut von ihr zu hören. Mit starrem Blick blieb sie da sitzen, denn die Gedanken waren frei, darauf hatten weder die Götter noch das Kaiserpaar Einfluss.

  • Die Flammen loderten vor Lunas Augen auf. Kurz schloss sie ihre Augen.
    Als sie sie wieder öffnete hing der Körper der stolzen Kriegerin schlaff in den Ketten. Das Feuer hatte bereits vollends Besitz von ihrem Körper ergriffen. Es verbrannte sie nun von innen, aus ihrem Mund und ihren Augen loderten die Flammen, während ihre Haut zerlief. Wie das Wachs einer Kerze.


    Über Luna Wange lief eine einzelne Träne. "Mögen deine Götter dich mit offenen Armen empfangen." Leise für niemand wahrnehmbar flüsterte Luna diese Worte. Sie vergoss die Träne nicht nur für die Menschen dort unten in der Arena, sondern auch für Verus. Sie wusste, dass er ein Herz hatte. Sie wusste, dass er sich auch heute wieder hinter seinen Befehlen versteckte. Sie wusste, dass dies dort unten nicht er war.


    Die Menge jubelte und das lüsterne Zuschauergemüt ergötzt sich an dem dargebotenen Schauspiel.


    Luna dreht sich angewidert weg und verlässt die Zuschauerränge.

  • Das erste Rennen der Vorläufe startete bei brennenden Pfählen. Sie standen zwar am Rand und auch abgeschirmt, aber der Ausrichter zeigte sich dennoch erleichtert, wenn Windböen nur dann die Flammen trafen, wenn sich keine Wagen in unmittelbarer Nähe befanden. Wie schnell konnten die Pferde scheuen und unnötige Unfälle passieren.


    Nach dem Zieldurchlauf trafen Helfer die Vorbereitungen für die nächste Hinrichtung. Den Akt würde der Quaestor Consulum leiten, sodass Menecrates ein wenig durchatmen konnte. Trotz vieler Helfer lastete die meiste Verantwortung für das Gelingen der Spiele auf seinen Schultern.


    Er neigte den Kopf zu Faustus und raunte ihm ins Ohr. "Die Planung für die Vorläufe ist hinfällig. Ich habe bis zuletzt mit einem Antreten der Aurata gerechnet, aber nun die Mitteilung bekommen, dass dies nicht geschehen wird. Ich kann unmöglich eine Factio ohne Gegner in den letzten Vorlauf schicken. Das würde mir sicherlich als beabsichtigte Benachteiligung und Respektlosigkeit ausgelegt werden. Wir werden unsere Fahrer noch einmal antreten lassen, allerdings außer Konkurrenz. Sie können es als Übungslauf ansehen. Teilst du das den Fahrern bitte mit. Sie sollen die mitgebrachten Ersatzpferde einspannen. Welches der Tiere sie primär austauschen sollten, werden sie hoffentlich selbst wissen. Ich gehe davon aus, es werden vorrangig die mittleren sein." An dieser Stelle besaß Faustus drei Funktionen: Privatsekretär, Liktor und gleichzeitig Factionsmitglied.

  • Enttäuschung hatte sich in mir breit gemacht. Natürlich hatte ich nicht mit einen Sieg gegerechnet. Was ich jetzt gesehen hatte, war weniger als berauschend gewesen. Seit einiger Zeit war ich Mitglied der Factio Praesina und hatte die Einstellung unseres Neulings Marsyas erlebt. Er war noch sehr jung aber nicht untalentiert. Uns war bewusst gegen die Russata hatte weder er noch der Rest unserer Lenker eine Chance.
    Was der Junge brauchte, war viel Training und eine gute Betreuung. Vielleicht würden wir dann auch einmal die Anfeuerung und Beifallsstürme wie die Russata erleben.
    Mit diesem Problem beschäftigt holte mich die Stimme des Consuls Claudius Menecrates in die Wirklichkeit zurück. Er war genau wie ich Mitglied der Factio Praesina. Gleichzeitig musste er aber seiner wichtigsten Aufgabe nachkommen, Veranstalter der Wagenrenn, Hinrichtungen, Theaterdarbietungen und aller ander Angebote.
    Auch das noch,
    murmelte ich,
    ich mache mich sofort auf um es zu organisieren.
    Nickte dem Consul zu und machte mich auf zu unseren Fahrern. Vorher aber wandte ich mich an meinen Stellvertreter bei den Liktoren und forderte ihn auf, besonders wachsam zu sein.

  • Noch immer saß Pina da wie eine Statue, nichts hatte sich verändert. Lediglich zwei rote Punkte auf ihrerm Kleid wuchsen langsam aber stetig, da wo ihre Hände auf ihren Oberschenkeln lagen.
    Rauchschwaden, der Gestank von verbranntem Fleisch, das hysterische Gekreische, Gejohle der Menschen war an ihr vorübergezogen ohne das sie es wahrnahm. Die Anfeuerungen der Trommelschläge, Rufe der Menschen, Donnern der Pferdehufe und das Knirschen der Wagenräder war von ihr in weiter Ferne zu vernehmen. Dann kamen die Rufe, Varia, Varia, Varia welche langsam zu Pinas Ohren vordrangen. Aus dem Varia wurde allmählich und immer lauter ein, "Russ-russ-russ Ru-russ-russ-russ Ru-russ-russ-russ Russata!" Verwundert schaute Pina sich um, stand auf wie eine Hölzerne Puppe. Blut tropfte aus aus ihren Fäusten hervor, denn tief hatten sich ihre Fingernägel in ihre Handballen gebohrt.
    Hölzern drehte sie sich zu der Kaiserin. „Sie ist tot, darf ich jetzt gehen?“
    Ohne ein Minenspiel und ohne jede Betonung kamen ihre Worte.

  • Zitat

    Original von Aulus Tiberius Verus
    Er wandte sich zum Konsul, blickte hinauf und rief dann mit lautstarker Stimme: "Ich fordere dich, Konsul Claudius, jenen Befehl im Namen des Volks dieser großen Stadt zu geben, der jene Christianer und Varia verbrennen soll, die unserer Stadt so viel Leid antaten. Ihre Körper sollen brennen, ihre Seelen verdammt sein und ihr Fluch enden, in den ewigen Flammen des römischen Lichtes! Im Namen des Kaisers, unseres geliebten Augustus, präsentieren wir, die Prätorianer, euch Varia und ihr Gefolge. Mit Wohlwollen des göttlichen Imperators, werden wir sie nun hinrichten, sobald der Konsul für Rom sprechen möge!" Verus hasste sich selbst, während er die Fackel hielt und bereits in die Flamme blickte, die ihn blendete. Nein, er wollte nicht zum Konsul blicken oder zum Kaiser. Quo vadis? - Eine Frage, die er sich nun stellte aber zu seinem Glück verbarg die silberne Maske seine persönliche Regung, die schmerzvoll war.


    Den ersten Hinrichtungen vermochte der Quaestor kaum Aufmerksamkeit zu schenken, obwohl es bei selbigen sich ja um die Rädelsführer jener erschröcklichen Revolte handelte, welche auch dem jungen Flavius als ein todeswürdiger Frevel erschien. Noch immer erschien es ihm konfundierlich, dass ausgerechnet die Christen jene Erhebung hatten dirigiert, doch fehlte es ihm noch immer an Sachkenntnis, um diesbezüglich sich ein Urteil zu gestatten, weshalb er die Ansprache des Tiberius schlicht akzeptierte.


    Als dann jedoch jenes magere Häuflein Elend in Flammen aufging, war er doch genötigt, sich mit Degout von jenen in Agonie schreienden Miserablen abzuwenden, deren Klagen indessen rasch verstummte. Prinzipiell verstand er, dass sie jene Strafe zu tragen hatten, da selbst Epikur die Justiz akzeptierte als Necessität, um die Sekurität aller zu wahren, welche jene Revolutionäre nachweislich hatten disturbiert. Mit Grauen gedachte er der Narration von dem kruzifizierten Tiberius, dessen schmachvoller Tod dem Trecenarius zweifelsohne an diesem Tage eine persönliche Motivation zur Satisfaktion Roms bereitete, selbst wenn Gracchus Minor außerstande war, unter der Maske des Offiziers irgendeine Emotion zu dechiffrieren (zumal er unten in der Arena in zu großer Distanz sich befand).

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Das erste Rennen der Vorläufe startete bei brennenden Pfählen. Sie standen zwar am Rand und auch abgeschirmt, aber der Ausrichter zeigte sich dennoch erleichtert, wenn Windböen nur dann die Flammen trafen, wenn sich keine Wagen in unmittelbarer Nähe befanden. Wie schnell konnten die Pferde scheuen und unnötige Unfälle passieren.


    Nach dem Zieldurchlauf trafen Helfer die Vorbereitungen für die nächste Hinrichtung. Den Akt würde der Quaestor Consulum leiten, sodass Menecrates ein wenig durchatmen konnte. Trotz vieler Helfer lastete die meiste Verantwortung für das Gelingen der Spiele auf seinen Schultern.


    Während des ersten Vorlaufes begab der Quaestor sich von der Loge des Spielgebers hinab in die Katakomben des Circus, um persönlich sich von der korrekten Präparation der von ihm verantworteten Hinrichtung zu überzeugen. Angesichts des raschen Todes jenes ersten Schwunges an Delinquenten, deren ersichtlicher Schmerz von recht kurzer Dauer war gewesen, deren unerquicklicher Odeur, welcher für die gemeine Plebs Reminiszenzen an die zahllosen Garküchen mochte erwecken, wo gebratenes Fleisch offeriert wurde, während Manius Minor und jene, die regelmäßig an blutigen Opfern partizipierten, eher jener Situation gedachten, in der die Vitalia den Flammen des Altares wurden übergeben. Überhaupt schien jene Assoziation dem Jüngling als adäquate Interpretation, da auch jener publike Tod in gewisser Weise als Opfer war zu verstehen, welches in diesem Falle jedoch nicht den Unsterblichen, sondern vielmehr dem sterblichen Volke Roms wurde dargebracht, um jene Ira Vulgorum zu pazifizieren, die seit den Vorgängen im Sommer nach dem Blut der Missetäter dürstete.


    Gleichsam jenem Voropfer würde nun ein weiteres blutiges Opfer folgen, in welchem eine neuerliche Analogie zur kultischen Darbringung war zu erkennen, obschon in diesem Fall nicht die Gabe den Flammen würde übergeben werden. Vielmehr ließen sich in der nunmehr projektierten Tötung durch Gladiatoren Parallelitäten zum Tötungsakt des Opfer selbst, dem Schlachten des Tieres, ziehen, weshalb der Quaestor nunmehr die Victimarii kontaktierte, um zu prüfen, dass sie parat waren, während er die Überprüfung der Delinquenten, die in einer der Pferdeboxen gleich dem Opfervieh zusammengepfercht ihres Endes harrten, seinem Leibsklaven Patrokolos überließ. Da jedoch sein Scriba, der hinter den Kulissen heutig das Regiment zu führen hatte, bisherig als stets zuverlässig sich hatte erwiesen, zweifelte der junge Gracchus mitnichten, dass auch diesmalig alles würde in korrekter Weise seinen Lauf nehmen.

  • Zitat

    Original von Tiberius Helvetius Faustus
    ich mache mich sofort auf um es zu organisieren.
    Nickte dem Consul zu und machte mich auf zu unseren Fahrern. Vorher aber wandte ich mich an meinen Stellvertreter bei den Liktoren und forderte ihn auf, besonders wachsam zu sein.


    Die Zufriedenheit über die getroffene Entscheidung wollte sich nicht einstellen. Wie auch, wenn jede Alternative um Längen schlechter als die Ursprungsidee ausfiel. Während die Vorbereitungen für den zweiten Hinrichtungsakt getroffen wurden, den Menecrates auch mit Interesse verfolgen würde, weil die Organisation dem Quaestor Consulum oblag, kreisten seine Gedanken. Er suchte nach einer eleganten Notlösung. In Frage kamen außer seinen eigenen Fahrern auch factionslose Lenker sowie risikofreudige junge Männer, die sich und anderen etwas beweisen wollten, ohne dass sie explizit eine Rennkarriere anstrebten.
    So lange auf der Sandbahn nichts Bahnbrechendes passierte, vergrub sich der Consul in die Lösungssuche, um nach der zweiten Hinrichtungswelle und dem Start des zweiten Vorlaufs einer möglichen Vorentscheidung nachzugehen.

  • Die Präparationen erwiesen sich als hinreichend, sodass der Quaestor rechtzeitig auf die Loge der Spielgeber zurückkehren konnte, um über die nun folgende Hinrichtung zu präsidieren. Dann öffneten sich die Pforten der Pferdeboxen und erneut traten Scharen von Praetorianern hervor, in ihrer Mitte weitere Todgeweihte. In diesem Falle jedoch formierten sie mehrere, partikuläre Karawanen, denn jeweils zwei nackte Delinquenten trugen gemeinsam zwei Zaunelemente, während zwei Staatssklaven zwei weitere Exemplare hinter ihnen herführten und all dies jeweils von einer Schar an Praetorianern umrahmt wurde.


    Jene Grüpplein also verteilten sich unter dem Klang der Fanfaren, wie die Plebs sie von den Gladiatorenspielen kannten, auf der gesamten Rennbahn, wo aus den jeweils vier Elementen quadratische Parzellen formiert wurden, in welchen die beiden Todgeweihten sich zu stellen hatten.


    Dann erst trat der Herold hervor und erklärte nach dem Verstummen der Fanfaren das Szenario:
    "Im Sande der Arena seht ihr nun weitere Gefolgsleute Varias. Sie töteten römische Bürger und überzogen die Stadt mit Chaos und Gewalt. Unter den Augen des Quaestor Consulum sollen sie nun zu eurer Belustigung um ihr eigenes Leben kämpfen. Sie sollen sehen, wie es sich anfühlt, als wehrloser Bürger plötzlich einer Horde blutrünstiger Sklaven gegenüberzustehen: Das Los wird entscheiden, wer von zweien jeweils einen Dolch erhält. Gnade kann nur der erhoffen, der seine Arena lebend verlässt!"
    Auf jeder der nun designierten Parzellen trat nun einer der Soldaten vor und warf das Los. Daraufhin überreichte er einem der sichtlich verängstigten Delinquenten mit theatralischer Geste einen Dolch.
    "Wir bitten den Quaestor Consulum, die Vollstreckung ihres Urteiles anzuordnen!"


    Der junge Flavius hatte während des gesamten bisherigen Spektakels sich auf seinem Platze gehalten, um aus dem Schatten der Loge heraus den korrekten Ablauf der Präparationen zu überwachen. Fortunablerweise präsentierten die Delinquenten sich als folgsam, obschon sie, wie er wusste, nicht darum wussten, dass alle von ihnen am Ende als blutende Leichname von der Rennbahn würden gezerrt werden, während sie vermeinten, der Überlebende würde die Gnade des Princeps erfahren. Ein wenig reute jener Betrug den Quaestor, denn obschon er wusste, dass diese Unseligen ihr Leben hatten verwirkt, so widerstrebte es ihm doch, dass man selbst in der Todesstunde sie betrog und jenen Funken an Hoffnung aufrechterhielt, welcher ihr Ende umso schmerzlicher würde gestalten, obschon die mageren Leiber, welche bisweilen sichtliche Narben grober, ja brutaler Traktation trugen, verhießen, dass diesen Männern und auch Frauen ohnehin die Desperation näher musste liegen als jedes Hoffen. Obschon Manius Minor bewusst sich von den Details der Unterbringung und Behandlung der gefangenen Aufständischen hatte ferngehalten, da bereits die Andeutungen seiner praetorianischen Kontaktpersonen suffizient waren, ihm einigen Degout zu bereiten, zumal er es nicht sonderlich für rechtschaffen erachtete, einen Todgeweihten in seinem Kerker gezielt noch zu torquieren, wo aus jenem Schicksal doch niemand mehr eine Lehre würde ziehen, so erinnerten die Spuren von Brandeisen und Peitschenhieben den Jüngling doch an die Crudelität, mit welchen Rom seine Widersacher zu zermalmen pflegte. Er selbst fungierte als Teil jenes Systems, hatte als Tribun und Iudex delegatus selbst Verdikte gesprochen, die, wenn auch nicht die Summa poena, so doch körperliche Züchtigungen hatten impliziert, und hatte erfahren, auf welche Weise die Disciplina militaris und ebenso im Falle der Versklavung jener Seherin, die Rom nicht einmal widerstanden, sondern vielmehr dem tiberischen Centurionen das Leben hatte gerettet, die Superiorität Roms über das gemeine Volk wurden erhalten.
    Seine Urteile jedoch waren stets der Gerechtigkeit gefolgt und obschon in diesem Falle die Art der Tötung eher der Belustigung des Volkes als nüchternen Notwendigkeiten folgte, so war ihm doch hochbewusst, dass der Vollzug einer Exekution nicht allein Strafe, sondern ebenso Abschreckung war, um zukünftig jeden Sklaven und jeden Gemeinen vor der Versuchung abhorreszieren zu lassen, seinen durch das Schicksal zugewiesenen Platz mit Gewalt zu verlassen. Denn dies zumindest hatte sein Leben ihn gelernt: Niemand vermochte seinem Schicksal zu entfliehen!


    Erbittert von jenem Gedanken trat der Quaestor so aus dem Schatten der Loge und blickte auf die vielen kleinen Pferche, welche die Delinquenten vor ausschweifenden Fluchtbewegungen würden bewahren, erkannte das furchtsame Zittern jener, denen Fortuna keinerlei Waffe hatte zugedacht, und die Insekurität dieser, welchen derartiges vergönnt war. Am Ende würde es ihnen beiden gleich ergehen:
    "Lege age!"
    , befahl er also und die Fanfaren erklangen, um den Kampf freizugeben.

  • Die Reaktionen der Delinquenten auf ihre Situationen fielen höchst different aus:


    In einer Parzelle unweit der Loge der Ausrichter übertraf der Unbewaffnete den Bewaffneten beiweitem an Größe und Masse, weshalb er, anstatt furchtsam auszuweichen, prompt die Offensive wählte und sich auf seinen Gegner stürzte, mit einer Hand die Dolchhand des anderen umfassend und mit der anderen seine Rippen mit heftigen Hieben traktierend. Hektisch mühte sich der Delinquent mit dem Dolch, sich aus dem ehernen Griff seines Kontrahenten zu entwinden, doch endlich löste sich sein Griff von der Waffe. Doch augenscheinlich bedurfte der Unbewaffnete dessen nicht, denn nun schloss sich sein Griff, einem Schraubstock gleich, um den Hals des deplorablen Gegners, der noch eine Weile resistierte, ehe er lediglich zuckend noch seinen Geist aushauchte (respektive nicht mehr auszuhauchen vermochte).


    An anderer Stelle zeigte sich hingegen ein gänzlich differentes Bild: Dort warf der Bewaffnete, ein Jüngling orientalischer Provenienz, den Dolch schlicht in den Staub, um auf die Knie zu fallen und seinen Gott (zweifelsohne den gekreuzigten Halbgott der Christen) anzurufen und um gnädige Aufnahme zu bitten, während sein Kontrahent unbeeindruckt nach der nun mehr ledigen Waffe griff und dem vermeintlichen Christen mit einem raschen Schnitt die Kehle zu durchtrennen.


    Für gewöhnlich erwiesen sich die Kampfpaare jedoch als symmetrischer, sodass bisweilen spannende Ringkämpfe, bisweilen unwürdige Ausweichjagden in den winzigen Parzellen vor sich gingen, in welchen jedoch beständig die Todesfurcht der jeweiligen Kontrahenten in der Hektik ihrer Bewegungen und der Kraft der Desperation, welche all ihre Regungen bewegte, erkennbar blieb. Hielten die Delinquenten in ihren Kämpfen dagegen inne, griffen jene zwei Gehilfen, die bereits die Absperrungen mitgetragen hatten, zu Peitschen und trieben sie aufs Neue an, ihr Schicksal zu erfüllen.

  • Zitat

    Original von Quintilia Pina
    ...
    Hölzern drehte sie sich zu der Kaiserin. „Sie ist tot, darf ich jetzt gehen?“
    Ohne ein Minenspiel und ohne jede Betonung kamen ihre Worte.


    Die Kaiserin hatte während der Hinrichtung der Sklavin die neben ihr sitzende junge Frau beobachtet. Eine Sorgenfalte hatte sich dabei auf der Stirn der Kaiserin gebildet. Scheinbar hatte dieses junge Ding nichts begriffen. So schüttelte sie nun auch den Kopf. "Noch sind nicht alle Hinrichtungen vollzogen. Wir werden uns auch die Weiteren gemeinsam anschauen. Im Anschluss wirst du mich begleiten. Ich werde nach den Rennen Familien besuchen, die während des Aufstandes Angehörige und oder ihr Heim verloren haben."Der Entschluss war ganz spontan in der Kaiserin gereift. Natürlich würden die Prätorianer jetzt mal wieder graue Haare bekommen, mussten sie doch nun in Windeseile einen Trupp zusammenstellen, der die Kaiserin im Anschluss durch die Straßen Rom begleitet. Auch ihr persönlicher Schreiber schaute mehr als nur erschreckt. Er wusste, dass er nun flugs ein paar Römer ausfindig machen musste, die während der Aufstande Opfer zu beklagen hatte.
    "Ich möchte das du dir das Leid, welches die Sklaven angerichtet haben mit eigenen Augen ansiehst. Vielleicht ändert das deine Meinung über die Aufständischen."

  • Ihr aufmerksamer und zugleich rachedurstiger Blick auf der Szenerie geruht und Maximilla kam nicht umhin wahrzunehmen, dass ihr Herz nun kräftiger schlug. Aufregung hatte sie erfasst und sie konnte es gar nicht erwarten, bis die verfluchten Aufwiegler und offensichtliche Feinde Roms, ihrem Schicksal entgegen blicken musste. Allzu lange aber hatte sie nicht mehr warten müssen und die Flammen züngelten an den Elenden empor, welche noch kreischten und schrien, bevor ihre Lebensgeister im tosenden Feuer erloschen. “Lege age...“, wiederholte Maximilla leise flüsternd und konnte es nicht unterlassen, ihren Hymeas, der verschreckt und leicht zitternd neben ihr kauerte über die Wange zu streicheln. “Man könnte meinen, du seist selbst dort unten,“ sagte sie leise und nachdenklich. Offenbar nahm es den Jungen sehr mit. Dann ließ sie ihre Hand wieder sinken und atmete einmal tief durch, nur um dann in sich nachzuspüren, ob ihr Durst nach Vergeltung nun gestillt war. Immerhin brannte Varia nun für all das Leid welches sie über die Familie der Tiberier gebracht hatte.
    Während des weiteren Schauspiels schwieg Maximilla und ließ sich nur dann und wann ein wenig Zitronenwasser anreichen, an welchem sie vornehm nippte. Im Grunde genommen war sie bereits wieder müde, doch das wollte sie sich nicht anmerken lassen und auch dem Rest der Hinrichtungen würde sie noch beiwohnen, auch wenn sie wünschte, dass die Vorbereitungen dazu ruhig ein wenig schneller vonstatten gehen konnten. Dennoch stellte sie fest, dass sich der Veranstalter interessante Gedanken gemacht hatte und sie applaudierte mit der jubelnden Menge, nachdem die Regeln der folgenden Spiele erklärt worden waren. Dies war doch eindeutig aufregend. Mann gegen Mann mit der kleinen Hoffnung auf Gnade, auch wenn sie letzteres insgeheim nicht billigte. Nicht in diesem Fall. Mit gestrecktem Hals verfolgte die alte Tiberia, wie sich in den kleinen Arealen die Delinquenten bekämpften und zum Teil würdige, zum größeren Teil jedoch unwürdige Kämpfe boten, die mit Peitschen erst so recht befeuert werden mussten.

  • Zitat

    Original von VETURIA SERENA


    Die Kaiserin hatte während der Hinrichtung der Sklavin die neben ihr sitzende junge Frau beobachtet. Eine Sorgenfalte hatte sich dabei auf der Stirn der Kaiserin gebildet. Scheinbar hatte dieses junge Ding nichts begriffen. So schüttelte sie nun auch den Kopf. "Noch sind nicht alle Hinrichtungen vollzogen. Wir werden uns auch die Weiteren gemeinsam anschauen. Im Anschluss wirst du mich begleiten. Ich werde nach den Rennen Familien besuchen, die während des Aufstandes Angehörige und oder ihr Heim verloren haben."Der Entschluss war ganz spontan in der Kaiserin gereift. Natürlich würden die Prätorianer jetzt mal wieder graue Haare bekommen, mussten sie doch nun in Windeseile einen Trupp zusammenstellen, der die Kaiserin im Anschluss durch die Straßen Rom begleitet. Auch ihr persönlicher Schreiber schaute mehr als nur erschreckt. Er wusste, dass er nun flugs ein paar Römer ausfindig machen musste, die während der Aufstande Opfer zu beklagen hatte.
    "Ich möchte das du dir das Leid, welches die Sklaven angerichtet haben mit eigenen Augen ansiehst. Vielleicht ändert das deine Meinung über die Aufständischen."


    „Wenn du es so wünschst, meine Kaiserin“. Die Antwort kam wieder ohne jede emotionale Regung. Nur dem der Pina genau beobachtet hätte, wäre der plötzlich schnellere Lidschlag ihrer Augen aufgefallen, ehe sie sich hinsetzte.
    Es war geschehen, als Pina meine Kaiserin sagte. Da erwachte ihr Geist. Wieso sage ich meine Kaiserin? Sie ist nicht mehr meine Kaiserin. Ich will keine Römerin mehr sein. Doch mit keiner Mine, mit keinem Wimpernschlag wollte sie von nun an verraten was in ihr vorging. Rom duldete keine offene Worte, war also gegen Freiheit.
    Ich werde nur noch die Freiheit meiner Gedanken nutzen. Ja es ist vielen Menschen Leid angetan worden. Doch warum? Weil Rom tausenden von Menschen Leid angetan hat. Rom hat erobert, getötet, gebrandschatzt, geschändet, geraubt, versklavt. Tausende von Menschen fristen ihr Leben ohne ihre Freiheit, ohne ihr Recht ein Mensch zu sein, sie sind nur eine Sache. Wer gab und gibt Rom das Recht dazu? Wer sagt ein Römer ist mehr Wert als diese Menschen? Nein ich will keine Römerin mehr sein. Ich suche mir etwas besseres. Starr richtete Pina ihren Blick zur Arena.

  • Während sich die Kampfpaare im Sand nach und nach dezimierten, stellte der Consul Überlegungen an, wie er den letzten Vorlauf zu den Wagenrennen gestalten sollte. Die Zeit für die Aurata war abgelaufen. Bei allem Entgegenkommen dieser Factio und dem von ihm geschätzten Senator Livianus gegenüber sowie dem eigenen Wunschdenken, aber mehr als diese ohnehin große Rücksicht konnte und wollte Menecrates nicht mehr geben, Er würde umstellen müssen und ging die Liste der factiolosen Fahrer durch. Er stellte Vermutungen an und blieb immer wieder an Syennesis hängen, den er vor Wochen bereits für die Praesina gewinnen wollte. Er wollte diesen Vorlauf nicht vergeuden, er wollte ihn strategisch nutzen. Würde er Syennesis heute noch verpflichten können, nach den Ludi unter der grünen Flagge zu fahren, wäre er der erste Vorlaufkandidat.


    Menecrates überlegte, ob er in diesem Fall, die leichteste Konkurrenz ihm zur Seite stellen sollte, damit Syennesis gute Chancen besaß, ins Finale zu kommen. Alternativ könnte Menecrates auch versuchen, ein anderes oder sogar ein weiteres junges Talent zu verpflichten. Zu einem sofortigen Entschluss kam der Consul nicht. Er musste ohnehin an seinem Platz verweilen, um das zweite Vorlaufrennen zu starten. Erst danach konnte er der Ludi- und der eigenen Planung Raum geben. Es gab also eine Galgenfrist für strategische Überlegungen. Syennesis nahm dabei einen großen Raum ein.

  • Der Consul musste sich nicht persönlich um den Fortlauf kümmern, die Veranstaltung war bestens durchorganisiert. Einzig von der Besetzung des letzten Vorlaufs wussten die Herolde noch nichts. Im Augenblick spielte das auch keine Rolle, weil die nächste Ansage die folgende Hinrichtung betraf.


    "In der nächsten halben Stunde besteht die Möglichkeit, sich an den kostenlos zur Verfügung gestellten Speisen und Getränken zu stärken. Der Aufbau des Schutzzwingers für die nächste Darbietung dauert ebenfalls so lange. Es besteht also kein Grund zur Sorge, dass während der Stärkung eine Attraktion auf der Sandbahn verpasst wird.“


    Die meisten Zuschauer blieben trotzdem auf ihren Plätzen, weil Sklaven mit Bauchläden durch die Reihen gingen. Nur wenige holten sich selbst ihr Essen. Auch in Menecrates' Loge kam ein Sklave, aber der Consul winkte ab.


    "Ich nicht." Er hob abwehrend die Hand. "Faustus, wenn du möchtest, bitte. Du kannst gern kauen, während ich dich aufkläre.
    Ich habe gerade den Preis am Markt verdorben."
    Er meinte das Übernahmeangebot an Syennesis und schmunzelte in sich hinein.
    "Ich habe heute keine Zeit für Verhandlungen. Deswegen habe ich gedacht, ich greife so hoch, dass er nur zufrieden sein kann." Er lächelte wieder, dann fuhr er ernst fort. "Ich freue mich, dass wir Syennesis für uns gewinnen konnten." Das meinte er aus tiefstem Herzen, denn er sah Potential in dem jungen Talent. Außerdem brauchte der Jungfahrer Marsyas noch Zeit.
    "Syennesis ist besser als alle unsere Fahrer und trotzdem… Selbst mit ihm rangieren wir am unteren Rand der Erfolgsliste. Genaugenommen führt Syennesis die erfolglosesten Fahrer des Imperiums an." Er atmete einmal durch und blickte mit ernstem Ausdruck zu seinem Sekretär.
    "Ich möchte das ändern. Es wird viel Zeit ins Land gehen, bis unsere Fahrer aufschließen und vielleicht sogar der eine oder andere sich zwischen die aktuell erfolgreichen Fahrer anderer Factiones schiebt. Ich denke, wir müssen etwas Grundlegendes an unserer Situation verändern und ich habe da eine Idee."


    Menecrates' Magen signalisierte, dass er Hunger verspürte, aber der Consul ignorierte ihn.
    "Wir müssen trainieren, trainieren, trainieren. Und selbst, wenn wir unglaublich fleißig sind, die anderen Factiones können das auch und der Rückstand verkürzt sich auf diese Weise nie. Ich habe die Idee, unseren Kader an Jungfahrern weiter zu vergrößern. Wir picken uns später die besten raus und können die anderen zum Kauf anbieten. Das ist wie ein Geschäft, es gibt einen Zugewinn. Außerdem erhöht sich die factiointerne Konkurrenz, was manchen noch mehr anspornen mag, das Beste aus sich herauszuholen. Und…", er lächelte verschmitzt, "andere Rennställe haben für gewisse Zeit nur eine beschränkte Möglichkeit, sich ebenfalls einen Jungfahrer zu engagieren. Vielleicht vergessen sie auch ganz, selbiges zu tun, so wie die Köpfe der Praesina." Er wiegte den Kopf und wartete gespannt auf Faustus' Reaktion, während er gleichzeitig nach den Fahrern Hermippus und Athenodorus Ausschau hielt. Syennesis sollte sie zu ihm in die Loge schicken.

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