Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

    Hätte der Aedilis gewusst, dass der Inhaber des Geschäftes bewusst ihn ein wenig ließ warten, so hätte er dies zweifelsohne als Insubordination gegenüber dem magistratischen Amte erachtet, doch da Lucilius Posca doch relativ zügig erschien, konnte er die Nachsicht des Flavius genießen, welcher ohnehin bereits voller Vorwitz darauf wartete, die Zeit der Kontrolle zu nutzen, um sich über die hiesig verkäuflichen Bücher zu informieren.

    "Salve, Lucilius. Ich bin hier, um deine Geschäfte zu überprüfen, namentlich die Qualität deiner Waren, deine Bücher sowie die Eichung deiner Maße und Gewichte."
    Nicht wenige Händler verfügten allein aufgrund des Gebrauches, die Qualität von Münzen oder schlicht zum Tausch dargebotenes Getreide abzuwiegen, über eine Waage, selbst wenn sie keine lose verpackten Güter feilboten. Als er der Doppeldeutigkeit seiner Formulierung gewahr wurde, lächelte Manius Minor indessen und fügte an:

    "Ich möchte somit sowohl jene mit Texten gefüllten, als auch die mit Zahlen gefüllten Bücher sehen."
    Selbstredend wollte er letztere nicht selbst prüfen, empfand er doch wenige Dinge ennuyanter als das Nachverfolgen von Zahlenkolonnen.

    Wenn Manius Maior im Senat sprach, war Manius Minor selbstredend präsent und lauschte. Gerade als amtierender Aedilis curulis hatte er derzeit die Ehre, auf der Bank der Magistrate in exponierter Lage seinen Platz zu nehmen, sodass die Unterstützung seines Vaters hier noch augenfälliger war zu demonstrieren als in seinem bisherigen Senatorenleben, wo er auf den hinteren Bänken der Pediarii hatte gesessen. Der heutige Casus indessen war von besonderer Bedeutung, nicht allein ob des simplen Umstandes, dass es keinem römischen Aristokraten mochte erquicken, wenn die Bilder seiner Ahnen wurden geschändet, sondern weil es ja eben jene Ahnen waren, deren Rache er fürchtete und deren Unterstützung gegenüber den Unsterblichen zu gewinnen den similären Sinn seines Lebens und Handelns repräsentierten.


    So saß er da und blickte gewichtig, nickte bisweilen und demonstrierte im Übrigen seine Abscheu für jenes grässliche Verbrechen. Hatte bisherig er die Christianer für eine harmlose Sekte erachtet, die durch ihre Verblendung bestenfalls sich für Projektionen des Hasses offerierte, so war er nun doch geneigt zu konzedieren, dass sie ein ernstliches Problem darstellten und womöglich in ihrer schieren Existenz eine Provokation für die angestammten römischen Götter darstellten.

    Fragend blickte der Flavius den Sklaven an, welcher soeben eine Buchrolle aus dem Regal hatte genommen, doch dieser blickte ihn gleich einem Kaninchen, welches soeben einer Schlange musste gegenübertreten, an.

    "Respektive wer leitet hier die Geschäfte?"
    , variierte der Aedil seine Frage.

    Sim-Off:

    Deplorablerweise ist mir nicht bekannt, ob oder welcher der Spieler in diesen Gefilden ein Ladengeschäft unterhält, da die WiSim derzeitig ja noch brach liegt. Sofern jemand gewillt ist, hiesig einen NSC zu übernehmen, wäre ich hocherfreut, da doch das Spiel mit Mitspielern mir erquicklicher erscheint als lange Monologe :]

    Gratia gratis datur | Aedilicischer Alltag


    Wie so häufig in diesem Jahre hatte Manius Minor an diesem Morgen auf seiner Sella Curulis sich platziert, um Petenten zu hören und ihre marktlichen Anliegen zu bearbeiten. Nach einigen Monaten im Amte hatte er sich an das unbequeme Mobiliar ein wenig gewöhnt, obschon noch immer er erleichtert aufatmete, wenn am späten Vormittag die Gepflogenheiten es ihm gestatteten, sich von selbigem zu erheben, um etwas zu sich zu nehmen und den Nachmittag mit internen administrativen Belangen, Gesprächen mit den Amtskollegen und imperialen Beamten oder gar persönlichen Kontrollgängen auf den Märkten der Urbs zuzubringen. Indessen war die inkommode Position nicht die einzige Unerquicklichkeit jenes Amtes, denn gleich seinen bisherigen öffentlichen Würden implizierte das Aedilat in besonders hohem Maße eine bisweilen recht gleichförmige, wenig fordernde oder gar reizende Arbeit, wenn etwa nichtige Strittigkeiten zwischen Krämern waren zu schlichten, wenn Genehmigungen waren auszustellen, zu denen der Flavius nicht viel mehr beitrug als den Entscheid seines juristischen Consilium durch den Aufdruck seines amtlichen Siegels zu konfirmieren oder gar noch war genötigt, sämtliche Parteien zu hören, um jene komplexen Verflechtungen in das bisweilen doch erschröcklich unterkomplexe Prokrustesbett des Marktrechtes hineinzupressen. Nicht selten war er hierbei genötigt, über die Nihilitäten der gemeinen Plebs die Nase oder die Stirne zu runzeln, fühlte er sich doch bisweilen geneigt, schlicht seinen Patrokolos anzuweisen, aus seinem privaten Säckel dem klageführenden Kaufmann die strittige Summe zu schenken, um nicht wegen derartiger Summen seine kostbare Zeit vergeuden zu müssen. Doch selbstredend folgte weiterhin er dem gefassten Vorsatze, sein Bestes zu geben, um zumindest zu versuchen, sich seiner Ahnen und Götter als würdig zu erweisen, sodass tapfer er ausharrte, so aufmerksam als ihm possibel war lauschte, beständig sein Consil um Rat fragte und stets höflich, doch entschieden seine Urteile verkündete.


    Zu jenen Obliegenheiten zählte die Genehmigung von öffentlichen Spenden, die selbstredend insonderheit in der Zeit des Wahlkampfes von hoher Relevanz waren. So hatte auch Marcus Ovius Pullo, Candidatus für das Amt des Praetor Peregrinus, sich an diesem Tage dazu herabgelassen, den Aedilis Curulis aufzusuchen, um seine Getreidespenden genehmigen zu lassen, was insonderheit deshalb als heikel galt, als er bereits, um seine ökonomische Potenz zu demonstrieren, diverse Spenden hatte verteilen lassen. Für diese Genehmigung hatte Manius Minor daher den Kandidaten in persona vor seinen Stuhl zitieren lassen, da doch jene überschwänglichen Gaben den Argwohn eines traditionsbewussten Patriziers mussten erwecken.

    "Ovius, ich danke dir für dein Erscheinen. Wie du mir brieflich liesest mitteilen, gedenkst du neuerlich einige Modii Getreide unter der Plebs verteilen zu lassen."

    , eröffnete der Aedil das Gespräch mit dem formell ranghöheren, doch faktisch wohl bestenfalls ebenbürtigen Senator, dessen Stammbaum weitaus bescheidener ausfiel als jener der Flavii. Dennoch erwiderte er nicht ohne Hochmut:

    "Und was sollte dagegen sprechen? Als Senatoren ist es unsere vornehmste Pflicht, für die Belange der Plebs zu sorgen!"

    Manius Minor legte nachdenklich den Finger ans Kinn, als er jene altruistischen Motive vernahm, die einem gewesenen Tribunus plebis zweifelsohne wohlanstanden, doch letztlich nur verdeckten, dass der Eindruck mochte entstehen, Pullo wolle die Wahl durch schiere ökonomische Potenz entscheiden.

    "Nun, bereits bei den letzten Nundinae wurden von deinen Leuten 50 Modii verteilt, ebenso eine größere Weinspende. Selbstredend spricht grundlegend nichts gegen deine Freigiebigkeit, indessen bereitet es den Getreide- und Weinhändlern nicht sonderliche Freude, wenn allzu große Mengen an Waren kostenfrei abgegeben werden."

    "Ich verstehe nicht, warum Großzügigkeit so verstanden wird. Du weißt du wie ich, dass es genügend Bürger hier gibt, die sich ohnehin nicht genügend Brot leisten können. Ihre Unterstützung als Angriff auf den gerechten Lohn der Händler auszulegen, erscheint mir zynisch!"

    Der Flavius hatte weder sonderliches Mitleid für die stadtrömische Plebs, welche an den Rockschößen der Annona hing und sich die Zeit lieber mit dem Umherstreifen auf dem Forum vertrieb als mit ehrlicher Arbeit, noch hegte er größere Sympathie für die übertrieben-demonstrative Freigiebigkeit des Kandidaten, der damit ja immerhin Standards setzte, an denen früher oder später auch er als Spross einer etablierten Familie würde gemessen werden.

    "Dennoch sieht die Lex Mercatus vor, die öffentlichen Spenden zu limitieren, weshalb sie durch meine Person zu genehmigen sind, respektive in der von dir angestrebten Höhe durch beide Aedilen. Ich habe deinen Fall bereits mit Lucretius Carus erörtert und wir sind überein gekommen, dass deinerseits im vergangenen Monat hinreichend Korn gespendet wurde, da dadurch, verbunden mit den bereits stattfindenden Spenden der übrigen Kandidaten, doch ein erheblicher Eingriff in den Markt würde erfolgen."
    Ovius Pullo kniff seine buschigen Augenbrauen zusammen.

    "Ein erheblicher Eingriff in den Markt?"

    "Nun, würde jeder der Kandidaten derart verschwenderische Gaben verteilen, so würde dies die Brotpreise drücken, von denen, wie dir zweifelsohne bekannt ist, wiederum rechtschaffene Bürger leben."

    Dass die Getreidespenden auch nicht allein an die Ärmsten, sondern vielmehr an die Dreistesten gingen, welche sich bei derartigen Gelegenheiten vorzudrängen pflegten, ließ er unerwähnt.

    "Pah! Ich wette, dass keiner meiner Konkurrenten den Wohlstand und den Willen besitzt, die Plebs in ähnlicher Weise zu beschenken! Insofern ist keine Gefahr, dass die armen Bäcker ihren Schnitt nicht machen!"
    Minor seufzte, obschon er bereits hatte geargwöhnt, dass der als streitbar geltende Ovius nicht leicht würde einlenken.

    "Nun, diesbezüglich wäre ich nicht sicher, indessen ist es nicht akzeptabel, dass einer der Kandidaten das potentielle Kontingent an Getreidespenden aufbraucht, während anderen diese Möglichkeit damit entzogen wird."

    "Flavius, du weißt so gut wie ich, dass das hier ein abgekartetes Spiel ist: Mein Konkurrent Sabinius fürchtet um seinen Erfolg, weil er ein geiziger Habenichts ist und mir nicht das Wasser reichen kann! Ich bin empört, dass er offensichtlich euch auf seine Seite gezogen hat!"

    Innerlich zuckte der Aedil zusammen, als er jene spitzen Worte vernahm, da sich doch recht unverholen implizierten, er sei parteilich. Ein wenig straffte er sich auf seiner Sella Curulis und legte eine strenge Miene auf:

    "Achte auf deine Worte, Ovius. Mein Amtskollege Lucretius und ich sind ausschließlich der Res publica und den Bestimmungen der Lex Mercatus verpflichtet und es liegt uns ferne, Einfluss auf die Wahlen zu nehmen!"

    Pullo gab einen verächtlichen Laut von sich.

    "Dann genehmigt gefälligst meine Spende! Auf die paar Modii kommt es doch nun wirklich nicht an!"
    "Ich bitte um Verzeihung, Ovius, aber mir sind die Hände gebunden! In einem Monat wäre es möglicherweise wieder vertretbar, doch-"

    "In einem Monat? Dann ist die Wahl gelaufen und Sabinius poliert bereits seine Sella curulis!"

    er grinste.

    "Ich gelobe, nach der Wahl für die nächsten zwei Jahre auf sämtliche Getreidespenden zu verzichten!"

    War es bereits eine Unverfrorenheit, einem amtierenden Magistraten das Wort abzuschneiden, so missfiel dem Gracchen vor allem der spöttisch-respektlose Unterton des Petenten, sodass er noch einmal sich straffte und mit großer Bestimmtheit erwiderte:

    "Ich wiederhole mich nicht, Ovius: Deine Spende ist nicht genehmigt! Einwände sind an den Praetor Urbanus zu adressieren!"

    Pullo rollte mit den Augen und lachte freudlos auf.

    "Das ist doch auch ein Parteigänger von euch! Da kann ich mich ja auch gleich an den Großkönig in Ktesiphon wenden!"

    Erbost sprang Minor auf. Jene Provokation war zu viel!

    "Hüte deine Zunge, Ovius! Ich vertrete hier niemandes Interesse und ich kann dir versichern, dass es auch dem Princeps, dem im Übrigen die Cura Annonae obliegt, missfällt, wenn ihm jemand ungefragt seine Arbeit strittig macht!"

    Feindselig blickte Pullo hinauf zum Tribunal, von dem der dickliche Aedil drohend hinabblickte und zugleich ein wenig drollig wirkte. Dennoch winkte der Ovius nun endlich ab.

    "Schon gut, schon gut. Dann verzichte ich auf meine Spende. Das Volk wird es dir danken!"

    Mit diesen Worten und ohne einen Gruß wandte er sich um und verließ mit der Schar seiner Klienten die Basilica. Manius Minor blickte ihm nach. Ob er sich einen Gegner geschaffen hatte?

    Viele Generationen waren inzwischen geboren worden und verschieden, seit Divus Augustus den Aediles die Cura Urbis hatte entrissen und selbst okkupiert, respektive den Beamten seiner Gnaden hatte zugewiesen, dennoch beanspruchten jene Amtsträger dem konservativen Prinzip der Res Publica Romana entsprechend nominell noch immer sämtliche Obliegenheiten, die jemals jenem Amte waren zugesprochen worden, sodass es nicht unüblich war, dass der jeweilige Amtsträger sich beim Praefectus Urbi, welcher faktisch nun jene Aufgaben trug, zumindest über deren korrekten Vollzug zu informieren. Da mit Claudius Menecrates den aktuellen Amtsträger nicht allein eine cordiale Relation verband, sondern er zudem just darüber hatte gescherzt, dass jener Konstellation, die nun sich hatte eingestellt, erfreulich wäre, folgte auch Manius Flavius Gracchus Minor jener Gepflogenheit und ersuchte den Claudius formell um einen Termin:

    EPISTULA AEDILIS CURULIS


    Aedilis curulis M' Flavius Gracchus Minor Praefecto urbi H Claudio Menecrati s.p.d.


    Es erfreut mich außerordentlich, die Ehre zu haben aufs Neue mit dir in amtlichen Belangen zu kooperieren. Mit großer Dankbarkeit profitiere ich bereits seit geraumer Zeit von der Unterstützung deiner Milites bei den Kontrollen der Märkte. Indessen wäre ich dir sehr verbunden, bei Gelegenheit einmal mit dir Gespräche hinsichtlich der Lage der Urbs zu führen und zu erörtern, ob und wie ich dir behilflich sein könnte, die Cura Urbis wahrzunehmen, wie dies zu den Obliegenheiten meines Amtes zählt.


    Ich ersuche dich daher um einen Termin. Gerne suche ich dich in der Praefectura Urbis auf, alternativ bist du mir auch herzlich in der Villa Flavia Felix willkommen!


    gez. M' Flavius Gracchus Minor

    cursushonorum.gif


    Libra librum | Kontrolle des Aedilis Curulis


    Als Aedilis Curulis oblag Manius Flavius Gracchus Minor nicht allein die schnöde Kontrolle von Garküchen und Lupanaren, sondern ebenso die Überprüfung der Einhaltung der Lex Mercatus auf den Märkten der Stadt, unter welchen die Mercati Traiani zweifelsohne die exquisitesten waren, sodass Minor hatte beschlossen, an jener öffentlichkeitswirksamen Adresse persönlich einige Kontrollen vorzunehmen, zumal er hoffte, an dieser Stelle das ihm verhasste Geschäft des Einkaufsbummels mit dem notwendigen seiner Amtspflichten verbinden zu können.


    Gemeinsam mit einer Schar an Apparitores also betrat er das mächtige Einkaufszentrum, das Divus Traianus vor nicht allzulanger Zeit an der Nordseite seines Forums und unweit der Gerichtshalle, die er selbst bereits mehrfach hatte frequentiert, hatte errichtet. Bereits als er die weitläufige Passage betrat, strömte ihm der Duft exotischer Gewürze in die Nase, wie sie in der Villa Flavia auf Gastmählern, bisweilen jedoch auch im privaten Kreise wurden verkocht, kombiniert mit edlen Parfums sowie dem omnipräsenten Duft von Weihrauch, der dem Flavius seit frühester Kindheit als Sohn eines Pontifex war vertraut.


    Vorwitzig blickte er die Reihen der Ladengeschäfte entlang, bis plötzlich er einen Buchladen erspähte und zielstrebig auf diesen zuhielt, uneingedenk des Umstandes, dass dieser kaum spezifischer Gewichte und Maße bedurfte, um sein Geschäft zu bedienen, sondern schlicht attrahiert von jener pretiosen Ware, die der Flavius in seiner Freizeit sich nur allzu gerne rezitieren ließ.

    "Der ehrenwerte Aedilis Curulis Manius Flavius Gracchus Minor!"

    , kündigte der Accensus das Augenscheinliche an, da doch der Flavius nicht allein in einer Toga praetexta erschien, sondern sogar ein Sklave direkt hinter ihm die eponyme Sella curulis transportierte. Weniger gravitätisch, sondern voll ehrlicher Neugier, fügte der Präsentierte sogleich an:

    "Salve, Bürger! Wer ist der Inhaber dieses Geschäftes?"

    Hatten Ravilla und Manius Minor anfänglich noch zwanglos geplaudert, so okkupierte das Theaterstück mit seinem Fortlauf immer mehr die Appetenz des Editoren, da doch das Sujet ihn fesselte, je länger es sich auf der Bühne entfaltete. Beinahe fragte sich der Aedil, ob Irenaeus Meccius einen geheimen Spion in Alexandria hatte, ja womöglich Kontakte zu einem seiner Myrmidonen pflegte und jenes Stück einzig dazu hatte verfasst, ihm selbst den Spiegel vorzuhalten!


    Symbanes mochte in vielem zwar einen eigenen Charakter darstellen, doch waren die Parallelen zu dem jüngeren Gracchen doch geradezu frappierend: Hatte nicht auch Minor darauf gebrannt, seinem erfolgreichen Vater gleichzukommen, ja gar ihn zu übertreffen? War nicht auch er oszilliert zwischen herzlicher Zuneigung und einer Art von Neid auf jenen gravitätischen, allseits geschätzten Pontifex und Consular, der letztlich doch nur mäßig Zeit für ihn hatte aufgewendet? Dann der tiefe Fall: Timon und Perdomas waren zweifelsohne Karikaturen seines Myrmidonenkreises, welcher in verschiedenen Nuancen aus eben jenen beiden Ausprägungen des Epikureismus - hier des triumphierenden Maulhelden, der alles verachtete, was nicht in seiner Macht stand, dort des dümmlichen Hedonisten, der seine mangelnde Selbstkontrolle mit dem Feigenblatt vermeintlicher Philosophie versah - hatte bestanden und dem er selbst ebenso auf den Leim war gegangen wie der Königssohn auf der Bühne! Zwar hatte kein getreuer Diener ihn nach Roma zurückgeholt (dieser hatte vielmehr ihn in die Untiefen der epikureischen Untätigkeit geleitet und sogar davon profitiert), doch verschmolzen der flehende Nala und der enttäuschte Muphases ex machina doch vortrefflich in seiner eigenen Vision der geliebten Mutter, welcher allein es war zu verdanken, dass heute er in der Editorenloge saß, um das Volk mit jenen Spielen zu ergötzen. Es verblieb indessen die Frage, wer jenen Helkos in seinem Leben repräsentierte, obschon auch hier die Antwort auf der Hand lag: Die aurelische Natter war es immerhin gewesen, die ihn derart hatte desillusioniert, dass er nach Alexandria war geflohen, und sie war es auch, die seinen Thron - das flavische Erbe - ihm zu rauben trachtete!

    Ungeachtet jener Parallelen endete an dieser Stelle jedoch die Konvergenz von Dichtung und Wahrheit: Mitnichten würde er seine Rivalin mit einem beherzten Schwertstreich hinfortfegen können, da doch ihre Usurpation weitaus schleichender und in seitens der Öffentlichkeit akzeptierten Bahnen vonstatten ging, weshalb eine offene Konfrontation ihm nicht zu Lob und Ehre, sondern zur Schande würden gereichen. Dennoch offenbarte das Stück überaus deutlich, dass das eigene Schicksal nur mit aller Konsequenz war zu ergreifen und keinerlei Feilschen gestattete.


    ~~~


    Sein Spintisieren wurde unterbrochen, als der Jubel des Auditoriums aufbrandete und in rhythmisierendes Skandieren des Auctor sich kanalisierte, sodass endlich Irenaeus Meccius freudestrahlend sich erhob und zunächst zu ihm trat, um seinen Dank zu zollen für die Gelegenheit, das Debut seines Stückes an den diesjährigen Megalesia zu präsentieren. Irritiert blickte Minor zunächst hinauf zur aufragenden Gestalt des überglücklichen Poeten, nickte und nötigte sich ein Lächeln ab, was in dieser reservierten Form den Überschwang des Meccius sichtlich trübte. Da der Aedil jedoch gestattete, dass er sich hinab zu den Schauspielern auf die Bühne begab, eilte er rasch davon und erschien kurz darauf mit erhobenen Armen in der Scaena und strahlte ins tosende Publikum.


    Hand in Hand mit den vier Schauspielern, die nun zum Bad in der Menge ihre Masken hatten abgelegt, trat Irenaeus Meccius an die Kante der Bühne und die Schar verneigte sich stolz vor dem Publikum. Zu seiner Rechten zeigte auch Iakobus Ioannes Princeps sich augenscheinlich zufrieden mit seiner Darbietung des Muphases sowie des Perdomas, dessen Kostüm er noch trug.

    "Nun, ob der Hunger oder die Gier den Taschendieb treibt, dürfte kaum von sonderlicher Relevanz für die Verantwortung sein, welche ein Krimineller für seine Missetat trägt, ebenso wie deren Resultate stets gleich sind."

    , gab Minor zu bedenken. Die Frage nach der Motiven oder Schuldigkeiten der Massen war ethisch und selbst juristisch zwar relevant, doch aus politischer Perspektive zumindest nach Meinung des Flavius beinahe vernachlässigbar.

    "Den meisten Römern ist es immerhin gleich, ob sie aus Hunger oder aus Habsucht bestohlen oder hinterrücks erdolcht werden. Die Schärfe der Verteidigungsmaßnahmen und Sanktionen kann somit nicht von den Motiven der Täter abhängig gemacht werden."

    Die Jurisprudenz offerierte zwar hier und da die Option für den Richter, in Notlagen mildernde Umstände geltend zu machen, doch spielte dies auf gesetzlicher Ebene, die politisch zu erörtern war, in der Tat keine Rolle.

    "Gelänge es dir indessen, die Kriminalität zu senken, so wäre dies zweifelsohne ein Grund, die Präsenz der Cohortes Urbanae und Praetoriae einzuschränken und die Gelder in präventive Maßnahmen zu stecken."

    Wieder echappierte dem Flavius ein mildes Lächeln, als er auf seine Ausgangsfrage zurückkam:

    "Dennoch muss ich auf meine Frage beharren: Woher die Gelder nehmen, um solche Maßnahmen zu finanzieren? Letztlich ist es nahezu gleichgültig, ob es hierbei um haushaltlich fest verplante Gelder oder Überschüsse geht, die ja ebenso zu verteilen sind wie reguläre Erträge. Du erwähnst die Sanierung eines Theaters: Würdest du also an öffentlichen Bauten sparen, um jene Experimente mit der Plebs zu finanzieren? Oder doch den Sicherheitsapparat?"
    Das Militär zählte weitgehend wohl nicht dazu, selbst wenn die urbanen Stammeinheiten jenem zugezählt wurden. Den Löwenanteil der Militärkosten verschlangen indessen die Legionen und Auxiliares, die gleich einer Perlenkette an den Grenzen des Imperiums waren aufgereiht und somit zwar vor Ort, nicht jedoch in Italia einen sicherheitspolitischen Faktor repräsentierten.

    Wie womöglich bereits ersichtlich wurde, ist mir inmitten meiner Aedilen-Amtszeit (und augenscheinlich nicht nur mir) SimOff einiges dazwischen gekommen, was mich davon abhielt, geplante Initiativen umzusetzen, respektive überhaupt jene Aktivität zu entwickeln, die ich gerne an den Tag hätte gelegt.


    Deplorablerweise wurde nun just diese Amtszeit ausersehen, um einen Monat gekürzt zu werden. Da nun, wie sich zeigt, kein Kandidat für das kommende Amtsjahr besteht, wollte ich daher fragen, ob es nicht möglich wäre, die laufende Amtszeit doch klammheimlich auf die reguläre Amtszeit zu verlängern und jene unbespielte, kommende Amtszeit dann um einen Monat kürzer ausfallen zu lassen, sodass wir zwar einige Monate später erst wieder im "Takt" wären, dafür jedoch ich (und meine Collegae) Gelegenheit hätten, einen Monat länger unsere Magistratur auszusimmen.


    Es wäre zwar in gewisser Weise ein retrospektiver Eingriff, da die Wahlen ja SimOn bereits verkündet sind etc., doch wäre dies doch ggf. zu editieren, ohne dass irgendwem ein Schaden daraus entstünde?!

    Der jüngere der flavischen Senatoren hatte die zweite Hälfte der Debatte schweigsam verfolgt, da sie doch eher Details betraf und ohnehin sein Vater das Wort selbst ergriff. Da er letztlich signalisiert hatte, mit dem Entwurf doch einverstanden zu sein, erhob sich Manius Minor, als die Consuln zur Abstimmung schritten, und begab sich an die Seite der Unterstützer jenes abgeänderten Antrages:

    :dafuer:

    Nun, das Resultat muss ja noch nicht feststehen. Aber wie gesagt: Ich könnte mir auch vorstellen, dass der (NSC-)Praetor Annaeus Florus Minor als Iudex erwählt, wenn dieser dazu bereit wäre.


    Oder, sollte sich kein Iudex finden, könnte Kyriakos schlicht mit seinem Anwalt vor dem Aedil erscheinen und dort Einspruch einlegen. Ob und wie meine Wenigkeit dann dies direkt an den Praetor wird verweisen, wird sich dann zeigen. Es wäre keine formelle Verhandlung, aber doch immerhin eine Rechtssache, für welche die Hinzuziehung juristischer Expertise zweifellos geeignet wäre...

    Der Aedil strich das schmackhafte Weihe-Utensil auf die Stirne des Kalbes und übereignete sie damit der Großen Mutter, ehe er sich eine Patera mit Wein ließ reichen und diesen ebenfalls dem vorwitzigen Vieh über das Haupt ergoss, sodass es mit seiner breiten Zunge einige Tropfen davon zu kosten vermochte. Das unglückliche Tier ahnte zweifelsohne nicht, dass nur noch wenige Augenblicke in diesem Leben im verblieben, denn schon ergriff ein Minister seine gülden glänzenden Hörner und nötigte es, seinen Nacken darzubieten.


    Nicht ohne ein gewisses Mitgefühl für das kecke Tier gab Manius Minor sodann das Zeichen und die Opferaxt sauste unter dem frenetischen Gesang der Galli nieder.


    Obschon der Graecus Ritus in vielen Details vom römischen differierte, so musste Minor doch konzedieren, dass zumindest die handwerklichen Aspekte der Schlächter, die nun waren zu verfolgen, wohl in allen Kulturen similär sich gestalteten, da doch Quiriten, Hellenen, Parther und Germanen alle gleichermaßen ihre Opfertiere so darbrachten, dass die besten Stücke ihnen noch für einen wohlschmeckenden Opferschmaus der Sterblichen genügten.

    Selbstredend blieben dem Flavius auch die weiteren Verstrickungen zahlreicher Gäste mit seinem Tiro fori verborgen, welcher auch keinerlei Anstalten machte, jene Relationen zutage zu fördern, sodass der Aedil einen Augenschlag über die Rückfrage des Wirtes, dessen Nennung seiner Arbeitgeber ihm irgendwie bekannt vorkam, nachsann und sodann erwiderte:

    "Wenn sie zur Hand wären, wäre dies günstig. Wenn nicht, sollte es uns jedoch auch ohne sie gelingen."
    Jene Via media schien auch seinem Accensus zuzusagen, der bereits begann, die erforderlichen Unterlagen einzufordern:

    "Jedenfalls benötigen wir deine Bücher und einen Blick in deine Küche und die Speisekammer."
    Immerhin beaufsichtigte der Aedil die Garküchen nicht allein hinsichtlich der Zahlen, sondern auch der Sauberkeit und der einwandfreien Qualität der feilgebotenen Waren.

    "Bei uns natürlich. Also dem Aedil."

    , beantwortete der Accensus beiläufig die Frage des Seius, welche nun gar der Aedil selbst hätte zu beantworten vermocht. Dieser hatte indessen ebenfalls wenig Lust dazu, jenem glücklosen Leno noch durch ein Strafgeld tiefer in den Staub zu stoßen.

    "Ich schlage vor, du stellst uns deine Bücher zur Verfügung und meine Scribae erörtern auf dieser Basis, ob und in welchem Umfang eine Minderzahlung an Betriebssteuer vorliegt. Sodann können wir prüfen, ob es erforderlich ist, eine Nachzahlung oder gar ein Bußgeld zu erheben. Wenn du dich als kooperativ erweist, wird dir mein gnädiger Blick nicht verwehrt bleiben."
    , offerierte der Flavius das einzige, was ihm angesichts jener verzwickten Lage als offerabel erschien.

    Verzeiht mein langes Schweigen, das SimOff okkupiert mich doch weiterhin ein wenig stärker als erwünscht!


    Ehe wir weiter Zeit verlieren, würde ich dafürhalten, dass wir zügig die Kontrolle bei Kyriakos vollziehen, hinsichtlich der Registrierung der Lupones Irregularitäten feststellen und ein Bußgeld verhängen (was sich ja bereits abzeichnet) und dagegen der gute Kyriakos Einspruch erhebt (evtl. unter Verweis auf den Brand), sodass wir dann einen Prozess initiieren können. Jene Einwände hinsichtlich der fehlenden Historizität des IR-Rechts, respektive der Mängel hinsichtlich der Tatbestände ist mir selbstredend bekannt, doch erscheint angesichts dessen nahezu jede nicht rein strafrechtliche Frage innerhalb der definierten Tatbestände fragwürdig.


    Doch gerade da die Feststellungsklage etwa nicht näher definiert ist, verschafft sie uns die Freiheit, den Prozess in jener Weise zu bespielen, wie es uns geeignet erscheint. In diesem Falle würde ich wie gesagt dafür halten, dass eben ich als Beklagter fungiere (womöglich beraten durch Flaccus, sofern er denn wollte), Kyriakos als Kläger (evtl. vertreten durch Conservator?) und ein bestellter Iudex (Florus? Evtl. auch Herius Claudius Menecrates als Praefectus Urbi?) als Richter.


    Selbstredend ist all dies ein wenig konstruiert, doch ehe meine Amtszeit endet und wir gar keinen Prozess haben, fände ich dies doch besser als nichts ;)

    Es freut mich sehr, dass du geneigt bist, dich als "Bauernopfer" zu offerieren, obschon es mir ebenfalls gänzlich gleich wäre, welche Partei den Sieg davonträgt.


    Hinsichtlich der Klärung jener Brandstiftung kann ich in der Tat nicht dienen, weder als Beklagter, noch als Richter. Jedoch wäre womöglich auch eine Steuerhinterziehung ein geeigneter Casus, du könntest Widerspruch gegen mein Bußgeld erheben, sodass die Sache zu klären wäre. Mir ist selbst (noch) nicht ganz klar, ob es in diesem Falle um eine Feststellungs- oder Anfechtungsklage ginge, ob womöglich Valerius Flaccus als Accusator gewissermaßen als Advocatus Imperialis (respektive Vertreter des Fiscus) in meinem Auftrag gegen Kyriakos antritt und ich die "neutrale" Schiedsinstanz wäre, was selbstredend eine gewisse "Schlagseite" würde darstellen, da ich zugleich ja die rügende Institution repräsentiere. Oder eben eine Klage gegen mich, sodass ich Beklagter bin (und Flaccus mich vertritt), wofür indessen ein Iudex wäre vonnöten (beispielsweise Annaeus Florus).


    Annaeus Conservator könnte in diesem Falle als Advocatus für Kyriakos auftreten.


    Kann ein juristisch Versierter hier Klarheit bringen, was hier das adäquateste der Szenarien darstellt?

    Erst seit kurzem waren dem Flavius die Restriktionen für den Betrieb von Lupanaren bekannt, hatte es ihn doch bei seinen eigenen Besuchen weder interessiert, welche Summe die von ihm frequentierten Damen (an Knaben hatte bisherig sich noch nicht versucht, da er doch stets sich eher zum weiblichen Geschlechte hatte hingezogen gefühlt) erforderten, da dies sein Leibsklave stets hatte übernommen, noch welche Regularien dafür sorgten, dass jene Etablissements sich so gestalteten, wie sie es taten. Nachdem vieles der einstigen Marktaufsicht in den vergangenen Jahrzehnten jedoch nicht mehr allein von den Aedilen, sondern auch der Praefectura Urbis wurde wahrgenommen und die Lupanare und Garküchen allein als exklusive Zuständigkeitsbereiche waren verblieben, hatten einige seiner Visiten sich auf jene Bereiche konzentriert, sodass nun, da Kyriakos die fehlende Meldung seiner Lupones insinuierte, seine Augenbraue kritisch nach gen Haaransatz wanderte und er fragend zu seinem Accensus blickte, da er doch nicht gewillt war sich dazu herabzulassen, die Explikation der gesetzlichen Regelungen selbst zu übernehmen.

    "Dir ist aber bekannt, dass sich deine Steuerlast nach der Zahl der Angestellten, respektive ihrer Arbeitsleistung berechnet? Dem Gesetzgeber ist es gleich, woher deine Knaben stammen oder welcher Abkunft sie sind, aber die Köpfe zählen*."
    , erklärte der Accensus somit, das Lamentieren über die Beschädigungen seines Sklaven ignorierend. In der Tat ließen die Restanten jener verbrannten Ruine noch erahnen, dass bei diesem Betrieb es sich durchaus um ein gehobenes Etablissement hatte gehandelt, wofür auch die Reinlichkeit und Aufmachung des Personals sprach, was wiederum einen besonders großen Schaden implizierte, doch da weder die Res Publica, noch er selbst in irgendeiner Weise mit jenem Verlust zu tun hatten, war selbstredend auch fraglich, warum sie hier gesonderte Milde sollten walten lassen.

    "Wie ich bereits sagte, bin ich untröstlich ob deines Schadens und ich wünsche dir von Herzen, dass dein Betrieb wieder rekonvalesziert. Indessen sind dennoch die Gesetze zu halten, wie du weißt."
    , ergänzte der Aedil dennoch ob jenes bemitleidenswerten Auftritts des Lupanar-Besitzers und zuckte hilflos mit den Schultern.

    Sim-Off:

    * Selbstredend existiert im IR keinerlei explizite Verordnung in jenen Fragen, doch da zumindest die alte WiSim die Produktion anhand der Angestellten definierte und ich dafürhalten würde, dass es sich bei den ausgezahlten Gewinnen stets bereits um Netto-Gewinne handelte, die Steuer also irgendwo in den Produktionskosten versteckt war, erschiene es mir so als naheliegendste gesetzliche Grundlage.

    Es gäbe auch ein Gesetz gegen den Erwerb zum Kindern zum Zwecke der Prostitution, doch wäre dies nun wirklich eine sehr weitgehende Eigeninterpretation, jenes Gesetz als gültig zu erachten.

    Manius Minor war pflichtschuldig erschienen, als Manius Maior ihn zur Disputation einer juristischen Frage geladen hatte, obschon er in seinen ädilizischen Pflichten bereits hatte erkennen müssen, dass die Winkelzüge der Jurisprudenz ihm mäßig Freude bereiteten, selbst wenn das Spiel mit den Worten ihm durchaus zusagte. Erfreulicherweise dominierte während des Essens indessen noch weniger schwere Themen, man sprach über einige Belange des Cultus Deorum und Ravilla und Minor gaben Anekdoten aus seinem magistratischen Tagesgeschäft zum Besten.


    Erst nach dem Dessert holte Valerius Flaccus, mit dem der jüngere Flavius bisherig wenig mehr hatte verbunden, als dass er ein Klient der Familie und ein pontificischer Amtskollege seines Vaters war, zu einer umfassenden juristischen Erörterung aus, welche sogleich mit konkreten Entwürfen wurde garniert. Nachdenklich lauschte der amtierende Aedilis, dessen Tagewerk immediat davon würde betroffen sein, den Worten des Juristen, ehe endlich er das Wort ergriff:

    "Valerius, es ist eine höchst löbliche Sache, dass du dich jener Thematik annimmst, die der geschätzte Aurelius begonnen hat-"
    Minor dehnte das lobende Attribut seines aurelischen Amtsvorgängers ein wenig länger, als notwendig, empfand er doch nichts denn Abscheu gegenüber jenem Standesgenossen, der ihm seine verhasste Stiefmutter hatte beschert und dessen Ambitus nur durch seinen vorschnellen Tod war ein Ende gesetzt worden.

    "In der Tat sehe ich eine Schwäche unseres bestehenden Rechts in Fragen des Ius privatum, das in wenigen Sentenzen der Lex Mercatus ist zusammengefasst, obschon es doch den gemeinen Civis weitaus häufiger tangiert als die Bestimmungen des Strafrechts, dem wir immerhin einen ganzen Codex widmen. Insofern begrüße ich dein Ansinnen generell und halte dafür, dass durchaus auch eine dynamische Entwicklung des Rechts durch ein Edictum Praetoris eine gute Sache wäre."
    Tatsächlich hatte Flaccus die alten Bestimmungen über die Zusammensetzung und Prozessierweise jenes Iudicium trefflich subsummiert.

    "Ich frage mich indessen, ob es nicht sinnvoll wäre, jene altehrwürdigen Formulierungen des Edictum, wie du sie widergibst, ein wenig knapper zu fassen und die Tatbestände nach Möglichkeit so zusammenzufassen und zu abstrahieren, dass sie jener Nüchternheit und Klarheit entsprechen, die auch der Codex Iuridicialis für das Strafrecht bereithält. Obschon ich durchaus ein Freund anspruchsvoller Sprache und hergebrachter Formeln bin, so scheint mir doch zu bedenken, dass viele der Senatoren, Juristen und Magistrate heute nicht mehr sonderlich geübt sind in den hergebrachten Rechten und die Vorzüge jener neuartigen Kompilationen durchaus schätzen. Ihren Einwänden würde es zweifelsohne den Wind aus den Segeln nehmen, gliche man sich ein wenig an ihre Formen an."

    Da derzeitig nicht ersichtlich ist, wann ein wesentlicher Protagonist unserer originären Idee in dieser Sache wieder ins IR zurückkehrt und bereits der Silberstreif des Endes meiner Amtszeit am Horizont aufscheint, offeriere ich neuerlich die Option, sich jurisdiktionell im IR zu engagieren. Hierfür bedürfte ich zweier Advocati, welche die Für- und Gegenseite in einem Prozess rund um die Lex Mercatus zu übernehmen bereit wären. Da nun andernorts bereits ein Cursus Iuris seinen Lauf nimmt, findet sich womöglich ja der ein oder andere ambitionierte Spieler, welcher die Gelegenheit der praktischen Rechtspflege zu nutzen bereit wäre!?

    Sim-Off:

    Verzeihung, ich übersah den Fortgang hier!

    Der Blick des Flavius folgte jenem des Kyriakos, sodass er zu konzedieren genötigt war, dass es aberwitzig dem hiesigen Besitzer musste erscheinen, in jener Brandruine nach den obrigkeitlichen Abgaben befragt zu werden, doch vermochte auch er es nicht zu ändern, dass der Betrieb eingetragen war und seines Wissens wieder seine Arbeit aufgenommen hatte, sodass er selbstredend denselben Regularien unterlag wie ein intakter.

    "Das tut mir leid und ich hoffe, dass dein Sklave bald wieder arbeitsfähig ist."

    Gerade für einen Lustknaben mochten Verbrennungen auch nachhaltig wertmindernd sein.


    Auch sein Blick haftete nun am Abbild des Göttervaters, welches deplorablerweise er jedoch angesichts der Lichtverhältnisse nur schemenhaft zu identifizieren wusste, sodass er eher vermutete als erkannte, dass jener auf diesem Bildnis einen Knaben herzte, zu schweigen davon, dass er jenes mit dem Namen des Etablissements verbinden konnte. So unscharf wie jener Scheme erschien ihm alles auf seinen gelegentlich persönlichen Wegen zu den Betrieben der Plebs, deren alltäglicher Broterwerb ihm ebenso fremd war wie die Sorgen und Fragen, die ihm dabei begegneten. Auch an dieser Stelle vermochte er daher nichts hervorzubringen, als ein wenig kleinlaut auf die betreffenden Stellen zu verweisen:

    "Hinsichtlich der Ermittlungen ist mir nichts bekannt, diesbezüglich wären die Cohortes Urbanae, respektive der Praetor zuständig."
    Seine juristische Edukation war beschränkt, wie sie einem aristokratischen Generalisten entsprach, welcher nicht genötigt war, gleich einem Homo novus sich erst in den Gerichtssälen der Urbs einen Namen zu machen, um in der Politik Akzeptanz zu gewinnen, doch verfügte er eben dafür ja über ein Consilium, das mit Rat ihm zur Seite stand. Tatsächlich sprang auch hier sein Accensus in die Bresche, um die formalen Kontexte jener individuellen Situation zu erläutern:

    "Sofern deine Knaben arbeiten, solltest du Einnahmen generieren, die regulär zu versteuern sind. Der Verlust deiner Belege sollte kein Problem sein, hierbei handelt es sich ja um höhere Gewalt. Sonst gelten für dich aber alle gesetzlichen Vorschriften, die auch für ein... intaktes Lupanar gelten! Deine Knaben müssen also angemeldet und regulär versteuert werden."

    Ein wenig kaltherzig erschienen jene Explikationen Minor, doch blieb ihm nichts, als mit gewisser Empathie ob der Desperation des Kyriakos und doch ein wenig hilflos zu dem Betreiber zu blicken. Lex dura, sed lex.