Beiträge von Faustus Annaeus Milo

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    Original von Lucius Quintilius Valerian
    „Salve, Annaeus“, grüßte Valerian zurück und blickte den jungen Mann gar nicht mal so unfreundlich an. Milo war ihm schon mehrfach positiv aufgefallen. „Gleich zwei Wünsche auf einmal. Dann laß mal hören, Tiro.“ Eine Bitte und eine Frage. Vermutlich eine Bitte um Ausgang. Tirones kamen ja doch eher selten aus der Castra und bekamen auch nur als Ausnahme Ausgang. Valerian erinnerte sich noch gut, wie sein erster Ausgang als Tiro geendet hatte. In einer Katastrophe. Wenn es auch eine lehrreiche gewesen war.


    Der Centurio schien heute guter Laune zu sein, was Milo insgeheim zufriedenstellte. Das würde seine Chancen erhöhen, nicht mit leeren Händen wieder die Habitatio verlassen zu müssen. Doch zunächst antwortete Milo etwas kleinlaut: "Centurio, genau genommen ist die Bitte die Frage," vielleicht hatte er sich beim Betreten nicht deutlich genug ausgedrückt. Mit festerer Stimme trug er nun sein Anliegen vor, schließlich war es ein Wichtiges: "Centurio Quintilius, ich habe jetzt schon einen Teil meiner Ausbildung absolviert. Mit jedem Tag, den ich länger bei den Cohortes Urbanae Dienst tue, wird mir bewusst, dass ich eine gute und die richtige Wahl getroffen habe, dem Imperium so zu dienen." Nach diesen einleitenden Sätzen machte er eine kurze Pause, um sich zu sammeln. "Meine Ausbildung habe ich trotz all der Plackerei bisher als sehr positiv gesehen und bin froh, dich auch außerhalb der Castra bei deinen Unternehmungen unterstützen zu dürfen, auch wenn dies für einen Tiro nicht üblich ist." Dies war auch mit ein Grund, warum heute Milo diesen Schritt wagte und dem Centurio einen Besuch mit seinem Anliegen abstattete, zumindest hatte diese Tatsache ihm den Gang hierhin erleichtert. "Dich persönlich habe ich während meiner Zeit hier als einen disziplinierten, zwar strengen, aber immer gerechten Ausbilder schätzen gelernt. Deshalb hoffe ich, dass ich auch nach meiner Ausbildung, wenn ich den Rang eines Miles erreicht habe, immer noch von dir lernen darf." Was ja eigentlich logisch war, dass man immer noch Sachen lernte, aber es konnte ja nichts schaden, es einmal zu erwähnen."Ich habe nicht vor, den Rang eines einfachen Miles bis an mein Lebensende zu behalten, ich möchte schon, so es mir möglich ist, irgendwann in die höhere Offizierslaufbahn eintreten." Er hatte sich richtig in seine Rede hineingesteigert, doch nun war es Zeit, zu einem Ende zu kommen, vor allem das Gesagte auf den Punkt zu bringen.
    Aus all diesen Gründen bin ich heute zu dir gekommen, Centurio, um dich zu fragen, ob du mich als deinen Klienten annehmen würdest?" So, nun war es gesagt, Milo war froh, sich all dies von der Seele geredet zu haben. Jetzt stand er vor seinem Ausbilder und wartete gespannt, wie dieser auf seine Rede reagieren würde.

    Milo war erleichtert, dass der Zweikampf beendet war, er atmete tief durch, doch sogleich kam der Ärger über seine Niederlage wieder durch. Na wunderbar, Extraschicht, dachte er bei sich, doch insgeheim war er froh, dass er nicht Latrinen putzen musste, da war Aufräumen noch das kleinere Übel. Dann ging es wieder an die Theorie. Der Centurio wollte den Untersched zwischen Pilum und Hasta wissen. Beides war Milo ein Begriff, weshalb dies für ihn ein Leichtes war."Centurio Quintilius, ein Pilum ist ein Wurfspeer. Im Unterschied dazu wird eine Hasta als Stichwaffe benutzt.", rief der Annaer über den Exerzierplatz, damit ihn auch jeder verstehen konnte. Ob dem Centurio dies zunächst als Erklärung genügte, würden die Tirones erfahren.

    Während Milo darauf wartete, eintreten zu dürfen, ging er in Gedanken noch einmal durch, was er den Centurio fragen wollte. Die letzte Nacht hatte er lange wachgelegen, und darüber nachgedacht, ob er wirklich das Richtige tat. Irgendwann war er dann eingeschlafen und heute Morgen mit der Gewissheit aufgewacht, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Nachdem ihm der Quintilier erlaubt hatte einzutreten, betrat Milo die Unterkunft und schloss die Tür hinter sich."Salve Centurio Quintilius!!!", grüßte er ordnungsgemäß. "Heute komme ich mit einer Bitte und zugleich einer Frage zu dir", fügte er auch sogleich an, damit sein Vorgesetzter gleich wusste, um was es ging. Milo blieb daraufhin erst einmal nichts anderes übrig, als die Reaktion des Quintiliers abzuwarten.

    Milo suchte an diesem Tag die Habitatio des Centurio Quintilius auf. Er hatte in den letzten Tagen sich weiter seiner Ausbildung gewidmet und es ging alles seinen Weg. Den Quintilier hatte er schätzen gelernt, weswegen er ihn heute mit einer Bitte aufsuchte. Nun stand er vor der Tür der Centurionenunterkunft und klopfte an.


    *poch,poch,poch*

    Der Centurio schaute sich die einzelnen Bewegungsabläufe an. Milos Arm wurde mit der Zeit schwer, das Scutum hatte doch mehr Gewicht, als Milo vorher meinte. Zu allem Überfluss fing der Quintilier nun an, mit seinem vitis die Körperstellen der Tirones zu bearbeiten, die wegen dem Gewicht des Scutum mit der Zeit ungedeckt waren. Milo hörte den vitis auf die Körperstellen knallen, und als der Centurio bei ihm angelangt war, erlitt er das gleiche Schicksal wie seine Kameraden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht machte er weiter mit seiner Übung, bis der Quintilier Einhalt gebot. Und welche Schinderei das ist, merkte Milo in Gedanken an und fasste sich an die Stelle, an der er Bekanntschaft mit dem vitis gemacht hatte. Noch immer verspürte er Schmerzen, während er sich nun zum Zweikampf bereit machte. Schnell gesellte sich ein Gegner zu ihm, es war nicht derselbe wie gestern. Der Kampf dauerte etwas länger, die Schinderei wurde mit dem Gladius in der einen und dem Scutum in der anderen immer anstrengender. Schließlich gab es einige Treffer von beiden Seiten, nachdem eine Zeitlang niemand einen Treffer landen konnte. Milos Arm wurde immer schwerer, doch er wollte nicht nachlassen, darüber hinaus musste der Centurio ihn unglücklich mit seinem Stock getroffen haben, denn der Schmerz war immer noch zu spüren. Am Ende seiner Kräfte angelangt stach der Annaer mit seinem Gladius in Richtung Gegner...und traf nur das Scutum. Dabei vernachlässigte er die Deckung etwas, was sein Gegner gleich ausnutzte und ihm den dritten Treffer zufügte. Einerseits war Milo verärgert, dass er nicht gewonnen hatte, andererseits auch froh, dass diese Schinderei wenigstens für einen kurzen Moment vorbei war.

    Der kleine Germanicus machte das prima und Milo lächelte ihm anerkennend zu, als er ihn vorgestellt hatte. "Vielen Dank mein Junge, für deine prima Vorstellung. Nachher darfst du dir weiter meine Ausrüstung ansehen, wenn dein Papa nichts dagegen hat." Auch der Vater des Jungen schien ganz angetan von dessen Leistung zu sein, denn er erhielt von seinem Vater ein großes Lob dafür. Und damit wandte sich Milo Senator Germanicus Sedulus zu, nickte diesem kurz zu und sagte: Salve verehrter Senator, auch ich freue mich dich kennenzulernen. Die Umstände kann man sich leider nicht immer aussuchen", kommentierte Milo noch und begrüßte danach auch nacheinander die anderen Personen, die ihm vorgestellt wurden, Iunia Serrana und Germanica Calvena, indem er sich kurz vor ihnen verneigte: "Es freut mich außerordentlich auch euch kennenzulernen, Iunia Serrana und Germanica Calvena." Während er noch dabei war, die Personen zu begrüßen meldete sich eine Stimme aus dem Hintergrund, die der kleine Germanicus wohl vergessen hatte. Doch als das Gespräch nun auf den Grund der Urbaner kam, die Casa Germanica aufzusuchen, schien dies aber vergessen. Milo bekam nur am Rande mit, was Germanica Calvena und der Sohn seines Centurio zu regeln hatten, stattdessen gesellte er sich in die Runde der anwesenden Personen.

    Kurze Zeit nachdem Milo den Exerzierplatz betreten hatte kam auch der Centurio. Der Platz füllte sich langsam. Doch ein paar Nachzügler bekamen von dem Quintilier gleich Latrinendienst aufgebrummt. Insgeheim war Milo erleichtert, für die nächsten Tage war er von diesem schmutzigen Geschäft befreit, wenn nicht doch noch etwas Unvorhergesehenes passierte. Aber die Laune des Centurio schien heute nicht die beste zu sein, zumindest fand Milo dies. Aber er konnte sich natürlich auch irren.
    Nachdem die drei Schlafmützen bestraft worden waren, ging der Quintilier die Reihen ab und korrigierte einige Kleinigkeiten, die er ebenfalls nicht straflos durchgehen ließ. Dann ging es weiter im Ausbildungsrythmus. Nach der Erläuterung und den Vorführungen wandten sich alle Tirones den Pfählen zu. Milo nahm das Scutum richtig in die Hand, zog sein Gladius und führte die Stiche immer und immer wieder um das Scutum herum aus und auf den Pfahl, dabei simulierte er auch immer wieder die Deckung. Es war schon eine Plackerei, doch er ließ sich davon nicht beeindrucken. Über den Platz hallten die Schläge der Gladii gegen die Holzpfähle. *klock, klock, klock*.

    Der Centurio schien den beiden Kontrahenten zugesehen zu haben, denn sobald Milo seinen Gegner besiegt hatte, kam sein Vorgesetzter und klopfte ihm auf die Schulter. Milo war daraufhin sehr stolz, schließlich bekam man für seine Anstrengungen nicht immer eine Belohnung. Milo war froh, dass die Tirones wenigstens heute nicht zum Putzdienst mussten, aber das konnte an einem anderen Tag ihnen natürlich noch blühen. Erleichtert atmete er auf. Ebenso froh war er darüber, dass er heute nicht zum Nachtdienst musste, das war gerade noch einmal gut gegangen, denn er war wirklich knapp davor gewesen, selbst als Verlierer dazustehen. Und außerdem war er erschöpft, da würde ihm ein etwas längerer Schlaf guttun. Drei Runden um den Platz sollten sie noch laufen, dann würde auch ein weiterer Tag der Ausbildung zu Ende sein. Die Tirones setzten sich in Bewegung, um die Runden zu absolvieren, bevor sie den Exerzierplatz in Richtung der Contubernia verließen.


    ************************


    Am nächsten Morgen war Milo wieder zeitig auf den Beinen. Er hatte einen langen ausgiebigen Schlaf genießen können, nachdem er sich zuerst etwas zu Essen gemacht hatte. Seine Zimmergenossen schliefen noch tief und fest. Nach dem Aufwachen ging er zu der Wasserschüssel, spritzte sich etwas frisches Wasser ins Gesicht und machte sich daran die Rüstung anzulegen. Nach dem gestrigen Anlegen der Toga ging das Anlegen der Rüstung besser von der Hand. Als er nach kurzer Zeit in voller Montur war, nahm er noch das Übungsscutum und das Übungsgladius zur Hand und machte sich auf den Weg zum Exerzierplatz. Beim Verlassen des Contuberniums sah er, dass langsam seine Zimmergenossen wach wurden. Wenn sie sich ncht beeilten, kamen sie zu spät. Als Milo sich nun auf dem Exerzierplatz einfand, war er einer der ersten. Ein paar Tirones waren erst anwesend. War vielleicht während der Nachtwache irgendein besonderer Vorfall gemeldet worden, oder warum waren nur so wenige Auszubildenden um diese Uhrzeit da? Oder war es einfach nur die Anstrengung? Bald würde er es hören und so gesellte er sich zu einigen Tirones, die sich zusammengefunden hatten, um auf den Centurio zu warten.

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    Original von Quintus Germanicus Victorius


    Die Augen des kleinen Jungen glänzten vor Stolz, als der Soldat so höflich und würdevoll antwortete. Er sprach mit ihm wie mit einem Erwachsenen! Da wuchs Victorius doch glatt drei bis vier digiti in die Höhe. Und als Milo ihm dann auch noch geduldig alles erklärte, hatte der Junge ihn bereits fest ins Herz geschlossen. Sogar das Schwert durfte er sich angucken! Das war großartig, einfach großartig! Er nickte eifrig. „Ja, ich weiß. Man muss römischer Bürger sein. Nur bei den Hilfstruppen braucht man das nicht, kann dann aber Bürger werden, wenn man ganz lange Soldat ist.“ Ja, er hatte immer gut zugehört, wenn es um Soldaten ging. Das war ja auch echt spannend. „Darf ich es mal berühren?“ Natürlich würde er es auch gerne mal richtig in die Hand nehmen, aber das traute er sich noch nicht zu fragen. „Wenn ich mal groß bin, dann werde ich Feldherr. Und werde für Rom wilde Länder erobern und ganz berühmt werden. Oder Gladiator!“ Das war beides spannend. Und auch wenn alle behaupteten, Gladiator wäre nichts für einen Germanicus, so hatte er diesen Traum noch nicht ganz begraben. Hoffentlich hatte Mama nichts davon gehört. Musste sie auch gerade jetzt auftauchen!


    Der Junge bekam ganz große Augen, als Milo das Schwert in die Hand nahm und auf die Handflächen legte, damit der Germanicus es sich anschauen konnte. Er schien ein pfiffiges Kerlchen zu sein, denn er kannte schon einiges über die römischen Legionen. Wenn er so weiter machte, konnte noch viel aus dem Jungen werden. "Ja, mein Junge, mach nur weiter so, dann wirst du noch viel erreichen", kommentierte Milo die erste Aussage des Jungen."Klar darfst du es berühren, aber vorsichtig, ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass du dich verletzt. Am Besten greifst du nicht an der Klinge an, sondern vorne am Griff, dort kann nichts passieren." Über die Pläne des jungen Germanicus musste Milo schmunzeln. Feldherr war ja gut und schön, doch ob es für einen Jungen, dessen Vater zu den Senatoren gehörte, eine angemessene Laufbahn war, darüber hatte Milo so seine Zweifel. Und Gladiator, das war schon ganz und gar unvorstellbar für solch einen Jungen. Die Zeit würde zeigen, für welchen Lebensweg der Germanicus bestimmt war. Das Mädchen, das Milo beim Eintreten gegrüßt hatte, kommentierte auch gleich die Bemerkung des Jungen. Während Milo mit dem Germanicus und seinem Schwert beschäftigt war, ging es Schlag auf Schlag. Ehe es sich Milo versah, waren drei weitere Personen ins Atrium eingetreten, die Milo nicht kannte. Sie widmeten sich alle seinem Centurio. Milo fragte deshalb den Jungen: "Würdest du mich den drei eingetretenen Personen vorstellen, mein Junge. Schließlich will ich ja nicht unhöflich sein und möchte wissen, mit wem ich es zu tun habe. Danach darfst du dir gerne das Schwert weiter anschauen", Milo zwinkerte dem jungen Germanicus zu.

    Milo hatte gar nicht bemerkt, dass er nicht der Einzige war, dem das Gladius auf den Boden gefallen war. Doch die Standpauke des Centurios saß. Und Latrinen putzen war für Milo ein Anreiz sich besonders ins Zeug zu legen, denn dazu wollte er es auf keinen Fall kommen lassen. Zugleich ging auch ein Raunen durch die Reihe der Tirones. Das hieß, dass die Bemerkung ihre Schuldigkeit getan hatte. Sicherlich würde niemand mehr so schnell die Klinge auf den Boden fallen lassen. Als nächstes sollten die Tirones Mann gegen Mann kämpfen. Milo rückte seine Toga zurecht, verließ den Holzpfahl und suchte sich einen Gegner. Als er diesen gefunden hatte, stellten sie sich auf und begannen zu kämpfen. Ohne Schild kam es auf Behändigkeit an und die besaß Milo. Doch auch sein Gegenüber machte es ihm nicht leicht. Die Toga war ein Hindernis und beide Kontrahenten steckten Treffer ein, nur weil sie versuchten gleichzeitig auf die Toga und den Gegner zu achten. Milo hatte am Ende knapp die Nase vorn und fügte seinem Gegenüber den dritten Treffer zu.

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    Original von Quintus Germanicus Victorius
    Victorius legte den Kopf schief. Ein Tiro, das war einer, der erst noch in der Ausbildung war, soviel wusste er schon. Aber der Milo sah schon ganz wie ein fertiger Soldat aus! Mit einer tollen Rüstung und echten Waffen. Der kleine Junge versuchte es mit gutem Benehmen. Er neigte leicht den Kopf. „Sehr erfreut, Dich kennen zu lernen, Tiro Faustus Annaeus Milo. Ich bin Quintius Germanicus Victorius, der Sohn des großen Senators Quintus Germanicus Sedulus.“ Ganz würdevoll und wichtig hatte er das gesagt. Aber im nächsten Moment war er wieder ganz der kleine Junge, der er eigentlich war. Und der vor Neugierde fast platzte. „Darf ich mir Dein Schwert mal angucken? Ist das wirklich wahr, dass Onkel Valerian Dich ausbildet? Ist er sehr streng?“ Er stellte sich Onkel Valerian furchtbar streng vor als Ausbilder. „Darfst Du denn schon richtig kämpfen, auch wenn Du noch ein Tiro bist? Wie wird man Tiro? Und wirst Du bald richtiger Sodat?“


    Soso, dachte Milo, er hatte es also mit einem Sohn eines Senators zu tun. Der Junge schien schon ganz nach seinem Vater zu kommen und er hatte gutes Benehmen. Würdevoll stellte er sich Milo vor, der das Spiel mitspielte und ebenso würdevoll antwortete: "Salve Quintus Germanicus Victorius, ich bin ebenfalls erfreut dich kennenzulernen!!!" Doch im nächsten Moment schaltete der Junge einen Gang zurück und war wieder Kind. In diesem Alter sollte man auch noch etwas Kind sein dürfen, das Erwachensein kam noch früh genug und vor allen Dingen für einen Römer. Der Junge hatte wohl eine Karriere im Cursus Honorum vor sich, dafür würde sein Vater schon sorgen, da würde er noch früh genug mit der Welt da draußen konfrontiert. Der Junge war ganz begeistert von der Erscheinung Milos und dieser lächelte den Jungen an. Er war sehr pfiffig und neugierig, das gefiel dem Annaer. "Langsam, langsam mein Junge",, sagte er lächelnd, "eine Frage nach der anderen, sonst vergesse ich eine. Also, wir kämpfen während der Ausbildung nur mit Holzschwertern untereinander, damit wir uns nicht verletzen. Das richtige Schwert benutzen wir zur Übung auch, allerdings nicht so, dass wir verwundet werden. Außerhalb der Ausbildung, wenn wir auf Patrouille durch die Stadt gehen, dürfte ich meine Waffen bei Bedarf natürlich verwenden, schließlich sind wir für die Sicherheit der Stadt verantwortlich", bei dieser Aussage bäumte sich Milo etwas auf und man sah ihm den Stolz an, ein Mitglied der Urbaner zu sein. "Also Tiro wird man, indem man sich zum Dienst in der Castra Praetoria meldet. Allerdings muss man dafür römischer Bürger sein, wie in allen Legionen des Reiches. Aber das hat dir bestimmt dein Papa oder einer deiner Lehrer schon beigebracht, oder?", streute Milo eine Frage ein, um den Jungen nicht zu langweilen mit seinem Monolog. "Wenn alles seinen normalen Gang nimmt, werde ich in den nächsten Wochen ein richtiger Miles sein, ergänzte er dann noch. Er freute sich schon auf die Zeit nach der Ausbildung, wenn er endlich ein vollwertiges Mitglied der Urbaner sein würde."So streng ist dein Onkel gar nicht, wenn man Disziplin an den Tag legt und ja, er hat die Ausbildung der Tirones übernommen. Es ist sehr abwechslungsreich bei ihm, während der Ausbildung sehen wir auch mal was anderes als nur immer die Castra, er nimmt uns auch auf Patrouillen mit. Natürlich darfst du dir mein Schwert sehen. Ich nehme es in die Hand und dann kannst du es dir anschauen". Milo nahm daraufhin sein Schwert aus der Scheide und in die Hand, er legte es auf die Handflächen, damit der kleine Germanicus es betrachten konnte.

    Centurio Quintilius führte vor, wie die Urbaner mit dem Schwert umgehen sollten. Das Scutum würden sie nicht so oft brauchen, dioch war es nicht weniger wichtig auch den Umgang mit diesem zu verinnerlichen. Deshalb hörten die Tirones zu, was ihr Ausbilder zu sagen hatte. Damit es nicht nur Theorie war, wurde das Ganze noch an Übungspfählen trainiert. Nachdem der Centurio seine Ausführungen beendet hatte, wandten sich die Tirones zu den Übungspfählen. Die Bewegungsabläufe nachzuahmen, die ihr Ausbilder vor einigen Augenblicken vorgeführt hatte, erschien Milo nicht schwierig zu sein. Doch die Holzpfähle würden jeden Fehler der Tirones gleich auf diese selbst zurückführen, das wusste Milo und das genau war die Tücke daran. Die Toga war indes eine weitere Herausforderung, denn sie konnte für den Bewegungsablauf hinderlich sein. Milo stand nun vor seinem Holzpfahl und nahm das Übungschwert in die Hand. Er führte den Stich von rechts aus, danach den Stich von oben, wie bei dem ersten Stich ohne Probleme. Schon setzte er an, um den Stich von unten auszuführen, ging dazu ein wenig in die Hocke und verhedderte sich beim Zustechen mit dem Schwert in der Toga, das auch sogleich auf den Boden fiel."So ein Mist aber auch!!!!", murmelte er vor sich hin, nahm das Schwert wieder zur Hand so schnell er konnte und führte nacheinander immer wieder die Stiche aus, bis sie sich eingeprägt hatten. Seine Toga berührte er fortan nicht mehr.

    Also war doch irgendetwas faul an der Sache. Wenn selbst der Centurio der Praetorianer sich nicht vorstellen konnte, warum Aelius Quarto zu der Castra gebracht werden sollte und Centurio Quintilius Zweifel hatte, musste schon etwas gewaltig stinken an der Sache. Auißerdem war das ganze noch unverständlicher, da der Aelier mit dem Kaiser verwandt war. Von der Verwandtschaft hörte Milo jetzt zum ersten Mal. Da stimmte doch etwas nicht. Welchen Grund sollte Aelius Quarto haben, seine eigene Verwandtschaft aus dem Wege zu räumen. Das war alles sehr seltsam. Und anscheinend schien der Quintilier dem Umstand auf den Grund gehen zu wollen, was genau an dieser Sache faul war. Er konnte mit der vollen Unterstützung Milos rechnen, auch wenn ihn das vielleicht in Teufels Küche brachte. Ein Blick seines Centurios verriet ihm, dass dieser immer noch nicht recht wusste, ob er auf ihn zählen konnte, deshalb sagte Milo bestimmt: "Centurio Quintilius, du kannst auf mich zählen und ich werde dich uneingeschränkt bei deinen Handlungen unterstützen!!!" Dann nickte er seinem Centurio zu und hoffte, dass das deutlich genug war. Auch der Prätorianer schien helfen zu wollen, und Milo nickte ebenfalls diesem zu.

    Hier und da korrigierte der Quintilier noch den einen oder anderen Tiro bei den Versuchen, richtig die Ausrüstung zu verstauen. Doch bei Milo schien alles in Ordnung zu sein. Zufrieden nahm er dies zur Kenntnis.
    Nachdem diese Übungen zu Ende waren, kam der Centurio in einer kleinen Episode auf ein weiteres Kleidungsstück zu sprechen. Das Kettenhemd war Milo noch gar nicht aufgefallen. Wahrscheinlich war er so damit beschäftigt gewesen, seine Waffen zu verstauen und mit der Toga zu rennen, dass es ihm einfach entgangen war. Trotzdem hörte er sich jetzt Erläuterungen dazu an. Doch ging es fließend weiter zum nächsten Programmpunkt, den Milo nicht genau mitbekam, da er gerade noch mit dem Kettenhemd beschäftigt war und vor sich hinträumte."Das Gladius ist ein Stichschwert, Centurio", schallerte ein Tiro über den Platz. Er stand wohl in den letzten Reihen und musste sich so bemerkbar machen. Milo erschrak ob des Lärms und zuckte unweigerlich zusammen, ein Zeichen dafür, wie abwesend er eigentlich gerade dem Geschehen auf dem Platz war. Obwohl er augenscheinlich die Frage des Centurio nicht mitbekommen hatte, schien es ihm noch wichtig zu ergänzen: "Centurio Quintilius, es dient vornehmlich dazu, seinen Gegner mit gezielten Stichen ins Gesicht oder auf den Oberkörper zu verletzen". Dass er mit dieser Aussage genau die Antwort auf die gestellte Frage gab, wusste er nicht.

    Nun waren die Mitglieder der Cohortes Urbanae in der Kommandatur angekommen. Milko kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Es war das erste Mal, dass er bei den Prätorianern war. Auf dem Weg zu der Kommandatur bewunderte er den Prunk, mit dem hier alles ausgestattet war. Es war so ganz anderes als das, was er gewöhnt war. Aber schließlich befand er sich im Palast des Kaisers. Er fühlte eine Ehrfurcht in sich aufsteigen, doch zugleich war er betrübt, als er darüber nachdachte, dass der Kaiser ermordet worden war. Er bemerkte, dass er eine gewisse Wut darüber empfand, obwohl der Kaiser sich in den letzten Jahren rar in Rom gemacht hatte und sicherlich damit einige Bürger und Senatoren in Rage versetzt hatte. Doch dies war noch lange kein Grund, ihn gleich mitsamt seinem Nachkommen zu ermorden.
    Während er so seinen Gedanken nachging, hatte bereits sein Centurio anscheinend jemand Bekanntes entdeckt. Er schien sich lebhaft zu unterhalten. Milo schenkte, nachdem er vorschriftsmäßig gegrüßt hatte, dem Gespräch zunächst kaum Beachtung. Doch als der Quintilier auf Aelius Quarto zu sprechen kam, spitzte Milo die Ohren. Der Aelier war demnach dem Kaiser treu ergeben, was Milo sehr billigte. Doch warum erging dann ein Befehl des Praefectus Urbi diesen abzuholen und einem Verhör zu unterziehen? Da stimmte doch etwas nicht. Milo war schon gespannt, was sich weiter ergeben würde. Auf jeden Fall war seine Neugierde geweckt, was ihm sicherlich auch der Centurio ansah.

    Der arme Teufel, der das Messer im Fuß hatte, wurde ohne größere Umschweife zum Valetudinarium geschickt. Er humpelte von dannen. Währenddessen schaute sich der Centurio die Versuche der Tirones an, ihre Waffen ordnungsgemäß zu verstauen. Geglückte Versuche bedachte er mit einem Lob, weniger geglückte Versuche wurden getadelt. Was Milo schon jetzt an seinem Ausbilder mochte war die Tatsache, dass er nicht einfach nur wütend wurder, wenn ein Tiro einen Fehler machte, sondern ihm auch gleich zeigte, wie es richtig zu machen war. Das schätzte er sehr an seinem Centurio.
    Milo war froh Lob erhalten zu haben, da er das Messer gut in den Falten der Toga untergebracht hatte. Nachdem der Quintilier ihm gezeigt hatte, wie das Gladius versteckt werden konnte, verschwand auch dies in den Falten der Toga. Nach einigen Versuchen, das Gladius zu ziehen und wieder zu verstecken ging auch dies ganz gut. Und mit ein wenig mehr Übung war es sicherlich auch möglich, das Schwert schneller zu ziehen.

    Milo folgte seinem Centurio ins Atrium. Dort angekommen konnte er nun die Ursache des Trubels erkennen, den er an der Tür schon mitbekommen hatte. Das Haus war voller Kinder, die gerade dabei waren zu spielen. Milo mochte Kinder und er musste unwillkürlich lächeln. Der Quintilier wandte sich kurz an Milo, worauf dieser mit einem kurzen Nicken bestätigte, dass er verstanden hatte. "Centurio Quintilius, es freut mich deine Familie kennen zu lernen. So viele Kinder im Haus sind eine unglaubliche Belebung für das alltägliche Leben. Der Trubel macht mir überhaupt nichts aus." Irgendwann wollte Milo selbst Kinder haben und seine Großfamilie haben. Doch zunächst wollte er seine militärische Karriere weiter verfolgen, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Der Centurio widmete sich nun wieder seinem Sohn, der immer noch die Aufmerksamkeit seines Vaters auf sich ziehen wollte und ganz auf diesen fixiert war, auch wenn er etwas trotzig wirkte. Ehe es sich Milo versah kamen schon zwei Kinder auf ihn zu und schienen seine Uniform zu bewundern. "Salvete, Kinder!!!!", wandte er sich lächelnd an sie, "mein Name ist Faustus Annaeus Milo und ich bin Tiro bei den Cohortes Urbanae. Centurio Quintilius ist mein Ausbilder". Er hoffte, dass die Kinder mit dem Namen Centurio Quintilius etwas anfangen konnten, denn bei ihnen wurde er sicher nur Valerian genannt. "Und wer seid ihr?", fragte er dann noch nach.

    Auch Milo war befohlen worden seinen Centurio zu begleiten um Aelius Quarto abzuholen. Es war für ihn eine ehrenvolle Aufgabe. Er stand jetzt zum ersten Mal vor dem Palatium Augusti und schaute sich interessiert um. Der Miles der Palastwache schien seine Aufgabe sehr ernst zu nehmen, auch wenn der Kaiser jetzt tot war. Während der Centurio alles Weitere regelte, wartete Milo geduldig.

    Derweil hatte sich Milo wieder aufgerappelt und trat wieder an. Na toll, jetzt hatte er nach diesem Tag etwas zusätzlich zu tun. Er musste schauen, wie er die Toga wieder von dem ganzen Schmutz reinigte.
    Während er noch darüber nachdachte, wie er das anstellen konnte, gab der Centurio weitere Befehle. Anscheinend hatte er vor, öfter solche Übungen mit Toga zu machen. na wenigstens hatte es den Vorteil, dass man es dann vielleicht irgendwann gelernt hatte, nicht mehr hinzufallen. Das eigenständige Üben passte Milo nicht, weshalb er ein kaum hörbares Grunzen ausstieß, woraufhin sein Nebenmann ihn mit seinem Ellbogen in die Seite boxte. "Psssst!!!!!", bemühte er sich leise zu sein, was ihm aber nicht gelang.


    Beim zweiten und dritten Versuch klappte es schon deutlich besser. Einige vielen immer mal wieder hin. Aber je öfter man es übte, um so besser kam man bestimmt damit zu recht. Dies hatte Milo im Gefühl.


    Bei der nächsten Übung ging es um die Waffen. Milo hatte gehört, dass man die Waffen am Besten in den Falten der Toga unterbringen konnte. Er entschied sich, das Messer in einer Armfalte zu verstecken. So konnte er es bei Bedarf am schnellsten zur Hand haben. Mit dem Schwert war es schwieriger. Er konnte es schlecht zwischen Tunika und Toga im Hosenansatz verstauen, denn es durfte ja auch nicht beim Gehen hindern. Deshalb hielt er das Schwert und schaute in die Runde. Viele hatten immer noch mit dem Messer zu kämpfen. In dem Moment schallerte es laut über den Exerzierplatz: "Auaaaaaaaaaaaa!!! So ein verdammter Mist!!!!!!" Milo schaute in die Richtung, aus der das Gebrüll kam und sah, dass sich ein Messer in den Fuß eines Tiro gebohrt hatte. Anscheinend war das Messer aus der Toga gefallen. Doch Milo hatte genügend mit sich zu tun, er wusste immer noch nicht, wie er das Schwert verstauen sollte. "Centurio Quintilius, mit dem Schwert weiß ich nicht weiter!!!, wandte er sich an den Ausbilder und suchte ihn zu entdecken. Irgendwie hatte er ihn aus den Augen verloren.