Priscus hatte sich den Schild noch in der Hand, einen Handfesten Knüppel im Gürtel und seine Waffen im Lager außerhalb des heiligen Bereiches des Pomeriums gelassen. Für heute hatte er sich die Erlaubnis geholt, nach seinem Wachdienst die iunische Casa zu besuchen, in der Hoffnung, dass er dort vielleicht ein paar seiner Verwandten traf, vornehmlich Seneca, von dem er noch nichts gehört hatte seit die Prätorianer bei Vicetia versprengt worden waren. Als er die letzte Gasse entlang ging, sah er schon einen Menschenauflauf dichtgedrängt vor der Casa stehen, Rufe wurden laut und vor der Türe konnte er einige Soldaten stehen sehen.
Langsam näherte er sich dem Mob, rempelte einen Steinewerfer zur Seite und verpasste ihm einen Schlag in den Magen. Mit einem Ächzen ging der Mann zu Boden. Einige andere Pöbler blickten den Iunier überrascht an, Wut in den Augen. Doch als sie die zornigen Blicke von Priscus sahen, wagten sie es -noch- nicht, ihn anzugreifen. Mit seinem Schild in der Hand drängte sich Priscus durch den Auflauf, bis er bei den Soldaten angekommen war. Ein Optio befehligte die Männer, deren Schilde die Zeichen der Achten Legion trugen. Ein paar Steine kamen geschwirrt, trafen einen der Männer am Helm. Instinktiv duckte sich Priscus etwas, dann drehte er sich um. Wut hatte ihn gepackt, als er die Leute skandieren hörte, dass die Iunier Anhänger des Vesculariers seien.
"Bei Dis, haltet eure Zungen im Zaum, bevor ich mich vergesse!!!" brüllte er gegen die Leute an. Die Vordersten sahen ihn erstaunt an, doch die meisten setzten ihre Rufe fort. "Ruhe!!," brüllte er wieder, diesmal mit allem was er hatte. "Ich bin Titus Iunius Priscus, Soldat der ruhmreichen Legio Prima im Heer des siegreichen Gaius Flaminius Cilo, Sieger von Vicetia!!!" Bei der Erwähnung seines nomen gentile wurden die Pfiffe und Schmähungen lauter, doch als er den Namen Cilos erwähnte, der sie befreit hatte, wurden die Stimmen leiser. "Dies ist die Casa meiner Gens, die ihr hier belagert und ihr droht den Bewohnern und damit auch mir!!" Er deutete auf seinen Oberarm, über den eine noch frisch verheilte Narbe lief, noch wulstig und rot. "Ich habe mein Leben in der Schlacht aufs Spiel gesetzt, um euch von dem Joch der Unterdrückung zu befreien und den Schergen des Fetten, wie ihr ihn nennt, Einhalt zu gebieten! Ich habe mein Blut vergossen, damit ihr von der Tyrannei befreit werdet. Ich habe den Schwur, den ich vor Mars und dem Adler abgelegt habe, immer gehalten, zum Wohle aller, damit ihr wieder ruhig schlafen könnte, ohne Angst vor Mord und Verfolgung zu haben!!!"
Einige der Menschen sahen betreten zu Boden.Priscus starrte sie an. Dann fuhr er fort: "Und nun komme ich hier an diesen Ort, in der Hoffnung, meine Verwandten und Freunde zu finden, für die ich gekämpft habe. Aber an Stelle von Freude und Ausgelassenheit sehe ich hier einen Haufen Feiglinge und Tagediebe, die noch nicht genug Gewalt mit angesehen haben, die unschuldige Menschen bedrohen, die keine Schuld an den Umständen hier in Rom hatten! Ihr bedroht ihr Leben und ihre Ehre!"
Mit gespielter Trauer ließ er den Kopf sinken, hob ihn wieder und fuhr fort: "Ich schäme mich für euch, ich schäme mich, dass ihr, für die ich mein Leben mit Freude gegeben hätte, hier zusammen gekommen seid, um eure Wohltäter zu schänden! Denn das ist die Gens der Iunier, sie war und ist stets bemüht, für Gerechtigkeit zu sorgen. Meine Vorfahren vertrieben den letzten König aus Rom, den Tyrannen Tarquinius Superbus, bekämpften die Ungerechtigkeiten, wo sie sie fanden zum Wohle der Republik und später zum Wohle der Kaiser. Mit welchem Recht hegt ihr nun solch niederträchtige Absichten? Geht nach Hause und erzählt niemandem hiervon, damit ihr nicht noch mehr Schande auf eure Häupter ladet. Nicht einmal der Hund beißt die Hand, die ihn fütert!!!"
Unter dem Rand des Helmes hervor betrachtete er die Menschen, gespannt, welche Reaktion sie auf seine Ansprache zeigen würden. Unwohl war ihm auf jeden Fall, er hatte kein Schwert und fühlte sich trotz Rüstung verwundbar.