Beiträge von Titus Decimus Varenus

    Oh, ganz förmlich. Die bisherige bloße Nennung 'Varenus' gefiel ihm besser.

    Überwältig vom Ereignis, dass er nach so vielen Jahren Dienst, endlich in den Ordo Equester erhoben werde, erfreute ihn. Fabius, ich bin dir auf den Fersen!


    Hatte tatsächlich der junge Annaeus die Initiative ergriffen. Unglaublich! Oder warum sollte der Augustus ihn ernennen wollen? Einen alten, dickköpfigen und senilen Mann. Der in letzter Zeit zu sehr rumnörgelte, anstatt mit Bedacht zu agieren und zu verhandeln. Vielleicht würde die Ernennung ihn wieder auf die richtige Spur bringen.

    "Ich danke dir, mein Augustus. Dass du meiner Familie solche Ehre zukommen lässt.

    Soll ich mich eigentlich verneigen? Doch mir wäre es ehrlich gesagt lieber, wenn ich stehen bleiben könnte, denn es bestünde die Gefahr nicht mehr aufrecht stehen zu können. Alte Knochen und so!" Ein Dienstunfall wäre in dieser Situation nicht hilfreich gewesen. "Entschuldigung, dass ich dich unterbrochen habe. Du kannst gerne fortfahren." Varenus hoffte inständig, dass es sich im Nachgang nicht als Déjà-vu herausstellen würde. "Oder war es das?"Ach herje! Varenus würde es verstehen, wenn der Augustus die Erhebung postwendend zurücknehmen würde. "Mein Mund ist versiegelt." Endlich.

    "Das mag sein, werter Claudius. Nur dient das Ulpianum nicht den Auguste selbst, sondern vielmehr dem Volk. Zumindest interpretiere ich den Prolog als solches." Warum sollte es auch anders sein? Wurden die ehemaligen Kaiser bisher sowieso vergöttlicht und jedes Mal ihnen ein Tempel gewidmet. Warum sollten sie sich mit einem Ulpianum zufriedengeben? Wenn sie dieses mit anderen teilen mussten.


    Varenus hatte keine Muse weiter rumzunörgeln, hatte er keine Aussicht auf Erfolg gehabt. "Ich bin weiterhin dagegen. Ende." Er verschränke seine Arme und schaute immer wieder zur Decke wie ein bockiges Kind. War er senil geworden? Wahrscheinlich.

    Wäre er daheim. Dann hätte er auf dem Tisch gehämmert und dieser wäre vor Erschütterung zusammengebrochen. 'Militärgeschichte? Militärkultur?' Varenus murmelte sehr leise, kaum hörbar, vielleicht für seinen Vetter neben ihn vage erkennbar. "Kultur? Abstechen und Töten? Ach, Banausen allesamt." Es war alles gesagt, oder eben doch nicht. Varenus riss der Geduldsfaden. Frei raus. "Vielleicht sollten wir die Tradition beibehalten. Sind doch bisher keine Militärangehörige in das Ulpianum aufgenommen worden." Jeder Anwesende im Raum hätte nun verstanden, dass Varenus eine Antipathie für das Militär hatte. Ja, ja... nun würde kommen, die meinen, gerade deswegen sollten wir einen Angehörigen des Militärs aufnehmen.

    "Wie sieht es eigentlich mit deiner Zukunft aus? Als Senator stehen dir doch so einige Türen offen. Willst du dich dem Cultus Deorum widmen? Es scheint nach einer sehr langen Durststrecke mal wieder angesagt zu sein. So sehr, dass sogar ein junger Bengel ein Amt eines der höchsten Kollegien erhalten hat." Varenus hielt die Handfläche seitlich seines Mundes. Warum eigentlich? War doch niemand weiteres anwesend gewesen. Und sein Vetter Serapio hatte genug mit den Christen zu tun. Alte Angewohnheit durch den Dienst am Palatin eben. "Unter uns, mein Lieber. Man munkelt, dass der Octavius in Wahrheit ein Sohn von Aquilia und einer Konkubine sei." Eigentlich hielt Varenus nichts von Gerüchten und Lästereien, doch irgendwie war es passend für ihn. "Der Flurfunk auf den Gängen des Palatins. Wer ist diesem nicht zum Opfer gefallen? Ich ebenso. Man sagt, dass ich, wenn ich Sesterzen zu Türmen stapeln versuchte meine Zunge wie ein kleines Kind zwischen meine Lippen und dem offenen Mund zu erkennen sei. Ich, und ein Kind? Mit fast sechzig?"

    Die beiden besprachen noch so einiges bis ins kleinste Detail. Nach ca. einer weiteren Stunde waren sie mit ihren Gedanken zum Staatshaushalt fertig.


    ** Gesetzesvorlage Erbschaftssteuer **

    Wenige Tage später trat Varenus wieder einmal in das Officium Imperatoris. Dieses Mal würde es nicht nur um Worte gehen, sondern vielmehr um das Eingemachte. Varenus hatte einen Entwurf anfertigen lassen. Er hoffte, dass der Augustus sich einverstanden erklären würde. Denn die geplante Staatsrede im Senat lag in greifbarer Nähe.


    "Salve! Ich habe einen Entwurf zur Erbschaftssteuer in meinen Händen. Doch gibt es etwas, was vorab aus deiner Sicht besprochen werden müsste? Zum Beispiel über das Gerücht im Palatium, dass die Stammeinheiten in Roma um einige Kohorten erhöht werden sollen? Das ist nicht gerade erschwinglich. Vor allem müsste die jeweilige Castra ausgebaut werden. Die weiteren Kosten verursachen. Die derzeitigen Größen sind schon jetzt nicht mehr ausreichend. Sind doch die Anforderungen an genügend Platz, Brandschutz und so weiter gestiegen. Aus welchem Grund eigentlich? Haben wir wieder Elefanten zu befürchten?" Er war weiterhin kein großer Freund des Militärs und solche Vorhaben würden seine Ansicht nur noch verstärken. Überspitzt dargestellt, wäre jeder zweite auf der Straße Roma ein Soldat.

    Varenus griff zu den Käsespieße. Sie mundeten, waren sie doch sehr cremig und würzig gewesen. "Das wird sich schnell ändern, mein Lieber. Du musst eher aufpassen, dass du nicht irgendeinen Speichellecker zum Opfer fällst. Wenn du nämlich irgendwann mal ein Senator Roms bist, wirst du dich kaum vor Bitten retten können. Jeder möchte etwas von dir. Ach so plötzlich, das Amt, macht dich interessant. Du als Mensch, steht oftmals im Hintergrund.


    Bei mir kannst du dir gewiss sein, dass ich solche Ambitionen nicht verfolge. Solange du mir ebenso ehrlich und offen gegenüberstehst. Und wenn du nach deinem Vater kommst, was ich annehme, solltest du diese Tugenden von Hause mitbringen."

    Varenus war überrascht über die unplanmäßige Besprechung. Er fragte sich, was vorgefallen sein könnte. Welcher Anlass sich verborg. Vor allem warum in der Aula Regia. Untypisch. Waren eventuell weitere Personen hinzugezogen worden. Fragen über Fragen.


    Er ging ohne Unterlagen bei sich zu führen in die Aula. Sah den Augustus auf seinem Thron sitzend. Ein Scriba schien etwas niederschreiben zu wollen. "Salve! Ich möchte nicht stören, doch du hast nach mir rufen lassen?"

    Die Zeit verging wie im Fluge. "Ich zog mich tatsächlich zurück. Es war nicht mein Wunsch gewesen. Doch ereilte mir eine Krankheit. Die verlangte kürzer treten zu müssen. Sodass ich nur noch meine Aufgabe als Curator Consortii wahrnehmen konnte. Letztendlich war es eine sehr gute Erfahrung. Ich konnte meinen Sohn ausbilden. Heranziehen, ein waschechter Kaufmann zu werden. Er verweilt immer noch in Germania und vertritt mich als Procurator. Ich bin sehr stolz auf ihm und irgendwann, vielleicht sogar demnächst, wird er mir folgen und die Socii Mercatorum Aurei eigenständig leiten. Ich bin zwar gekräftigt, doch meine Lebensjahre neigen sich allmählich dem Ende zu. Das heißt jedoch nicht, dass ich wie so manch ein Senator mein Lebensabend mit Rosen schneiden verbringen werde."


    Von der Seele zu reden tat ihm sehr gut. Es befreite ihn.

    Dass die Auszeichnungspraxis überdacht werden soll fand auch Varenus lobenswert. Aber auch nur, wenn nicht nur die Senatoren in Frage kämen. Sicher sind die Auszeichnungen in Form von Büsten, Staturen, Ehrentafel, was auch immer nur ein Stück Gestein, Blech... . Doch der emotionale Wert war umso mächtiger. Wertschätzung dient der Motivation. Motivation gleich mehr Leistung. "Meine Ausführungen waren nicht kumulativ zu interpretieren, sondern jeder einzelne Tatbestand wurde für sich abgewogen. Am Ende komme ich zu dem Schluss, dass keiner wirklich erfüllt ist. Doch es sollte kein Problem darstellen, denn siehe unten, Paragraf fünf, Absatz eins. Die Richtlinien Ulpianum kann von den Mitgliedern abgeändert werden. Also ein Schlupfloch. Ich denke, dass es deswegen auch nur als Richtlinie deklariert wurde. Paragraf eins, Absatz eins ist somit nicht bindend." Viel Aufregung und Geschwafel um nichts!

    Varenus saß mit einem seiner besten Freunde in einer der hintersten Ecke und ließen sich volllaufen. Becher um Becher wurde gekippt. "Also mir wäre ein Ringkampf lieber gewesen." "Ach was, Worte sind mächtiger als die körperliche Gewalt. Du Lump!" "Jetzt hast du mich aber hart getroffen, Varenus." "Siehst du. Ohne jede Verletzung. Körperlich... ."


    Varenus nahm eine ihm bekannte Stimme wahr. Das war doch nicht etwa? Ja, doch! Der junge Furius. Sieh an. Varenus wusste doch, dass mehr in ihm steckte als er selbst von sich annahm. Allein die genauen Angaben der Einnahmen, Militärausgaben, Planstellen... herrlich! Varenus war entzückt. Vielleicht sollte sich Furius in die Finanzabteilung versetzen lassen. "Auf die Schweineblase! Auf Furius! Merkt euch den jungen Mann!" :app::app::app::app:"Bei welchem Becher waren wir? Puh... !" Gut, dass beide weit abseits saßen.

    Varenus lächelte leicht als der Augustus ihn mit seinem cognomen ansprach. 'Varenus'. Er war vom Rang her das kleinste Licht unter den Anwesenden gewesen, jedoch durchaus der Einflussreichste. Tag für Tag umgab er den Augustus und beriet ihn in allerlei Amtsgeschäften. Doch sein Einfluss würde wohl nun sein Ende finden. Vier gegen eins? Es käme einem Wunder gleich, wenn der Augustus seine Fakten unterstützen würde.


    "Meine Herren, und werte sacerdos Vestalis." Befremdend war es für ihn schon, seine leibliche Tochter nicht beim Namen nennen zu dürfen. "Ich möchte eure Euphorie nicht schmälern. Aber! ..." Varenus rollte eine Papyrusrolle mit dem Gesetzestext aus. Paragrafenreiter. Typisch Beamter eben. Allerdings war es seine Aufgabe. "... Moment, gleich habe ich es. Ah, hier. Paragraf eins. Die Aufnahme ist nur unter folgenden Bedingungen möglich." Er blickte zum Flavius quer hinüber. "Militärische Erfahrung wohl wahr. Doch ohne jegliche militärische Auszeichnung. Kein Sieg. Kein Triumphzug. Nicht einmal eine schlichte Phalera." Er drehte sich kurz zu Serapio. "Nichts für ungut mein Vetter. ... "Er war wohl eher beim Miltär verwaltungstechnisch unterwegs. Das würde auch die Auszeichnung seiner Tätigkeit als Legatus Augusti pro Praetore der Provincia Germania erklären." Varenus machte einen kurzen Aufschrei. "Hach!" "Gewissermaßen mein Pardon, äußerst effektiv eben. Alles für die Akten!" Er schaute wieder auf den vorliegenden Gesetzestext. "Der in Ausübung seines politischen Amtes sich im besonderen Maße oder einen entscheidenden Impuls. War er nicht sehr bedacht und introvertiert? Ich lasse es mal im Raum stehen." Kurze Pause zum Nachdenken. "Und zu guter Letzt. Einen nachhaltigen Beitrag zur Kultur und Geschichte beigetragen hat? Nun, dass ist sehr unbestimmt geschrieben. Würde ein Gesetz seinen Familiennamen tragen wie es bei dem Flavier, den Decimer und den Claudier der Fall ist. Vielleicht."


    Freunde hatte er sich damit nicht gemacht. Doch war er dafür bekannt, offen und direkt zu kommunizieren.

    "Wenn du meinst, dann werde ich die Gehälter nochmals überarbeiten." Irgendwie hatte er das Gefühl, dass die Debatte über die Höhe der Gehälter nicht zeitgemäß war. Sein Herz hing nicht daran. "Anderes Thema. Kosteneinsparung. Das Problem ist, das Ausgaben nicht wirklich eingespart werden können, daher die erhofften neuen Einnahmen. Die meisten Kosten verursacht das Militär. Ich denke nicht, dass das Reich daran interessierst ist. Nicht, dass die Barbarben diese Schwäche auszunutzen. Auch eine Kürzung in der Getreideversorgung oder in der Infrastruktur wäre kontraproduktiv. Es mag zwar einiges Kosten, doch bringen moderne Straßen im Endeffekt einen größeren Profit ein. Wenn auch nicht sofort, sondern auf längerer Sicht. Einsparungen sehe ich nur bei der Verwaltung selbst. Weniger Bürokratie, einheitliche Vorgehensweisen..."

    Notiert. "Bevor ich mit den tragweiteren Streichungen beginne. Bin ich der Meinung, dass wir gemeinsam die Gehälter gleichmäßiger verteilen sollten. Ich bin zwar ein Beamter, doch warum wird dieser bessergestellt als ein Militärangehöriger auf der selben Stufe? Nehmen wir als Beispiel die Eques." Er übergab den Augustus eine Wachstafel:


    Stufe I


    Procurator Annonae Senkung von 600 auf 450 Sesterzen
    Procurator Civitatium Senkung von 600 auf 450 Sesterzen
    Director Ludi Senkung von 600 auf 450 Sesterzen


    Stufe II


    Tribunus Angusticlavius Erhöhung von 900 auf 1000 Sesterzen
    Subpraefectus Vigilum Erhöhung von 900 auf 1000 Sesterzen
    Tribunus Cohortis Urbanae Erhöhung von 900 auf 1000 Sesterzen
    Procurator Familiarum Gladiatoriarum Erhöhung von 750 auf 1000 Sesterzen


    Stufe III


    Procurator Augusti Erhöhung von 1500 auf 2000 Sesterzen
    Praefectus Classis Senkung von 3000 auf 2000 Sesterzen


    Stufe IV


    Praefectus Praetorio Senkung von 4000 auf 3000 Sesterzen



    "Somit wären alle Gehälter auf der jeweiligen Stufe gleich."


    Sim-Off:

    Die Besetzung der Ämter sollten weniger von den Sesterzen abhängig sein.

    "Es gibt bestimmt Ländereien, die dem Entsprechen, doch müsste ich dafür das Archiv durchstöbern." Der Augustus könnte auch seine Macht demonstrieren. "Ich weiß, das ist nicht der diplomatischste Weg. Nicht dein Weg. Doch solltest du stets vor den Augen haben, dass der Senat im Grunde nicht benötigt wird. Ein Überbleibsel alter Tage ist, und du durch ein Decretum Imperatoris regieren kannst. Allein." Von diesem Recht haben bisher die letzten Auguste wenig bis gar nicht Gebrauch gemacht. Einzig der Salinator war dafür anfällig gewesen. Zumal Aquilius durch den Senat zum Herrscher erkoren wurde. Wieviele Messerstiche wären demnach nötig gewesen? Weit über 23. "Ist notiert, und eine gute Idee. Doch gibt es von deiner Seite aus Eckpunkte? Denn ich erinnere mich, dass es diverse Versuche anderer gab und diese kläglich gescheitert sind. " Varenus war trotzdem der Meinung, dass die Steuergesetzgebung allein dem Augustus zustünde.

    So allmählich grummelte Varenus Magen vom vielen Reden. So musste sich also seine Frau fühlen. Die Tag für Tag das Rederecht für sich beanspruchte. "Dann werde ich dir in dieser Angelegenheit wohl glauben müssen. Es gibt in Roma leider zu viele Schwätzer und Illusionäre, nicht, dass ich dich für jemanden solches halte. Doch vielleicht kannst du meine Vorsicht nachvollziehen.


    Der Bürgerkrieg, ja, eine Zeit die niemanden wirklich geholfen hat. Wo soll ich anfangen? Ich bin mit meiner Familie kurz nach der Machtergreifung von Salinator in Roma angekommen. Ich habe mich dann, um meine Familie unterhalten zu können am Palatin als Notarius beworben. Es dauerte nicht allzu lang und ich wurde in die Finanzabteilung als Vorsteher für das Grundstücksarchiv und für die Überwachung der Staatskasse berufen. Das Übliche eben. Irgendwann, ich weiß nicht mehr genau, habe ich die staatliche Lotterie ins Leben gerufen. Sie diente zum einen, um das Volk bei Laune zu halten, aber auch, um das kriminelle Glücksspiel entgegenzuwirken. Es lief richtig gut. Sehr viele Bürger, quer durch die Schichten, also Senatoren, Patrizier, Militärangehörige, Priester und und haben daran teilgenommen. Insgesamt gab es über dreizig Ziehungen und einer Sonderverlosung.


    Ich machte mich bekannt, war angesehen, so sehr, dass Salinator mich für seine Machenschaften benutzen wollte. Ich wurde beauftragt mit allen Mitteln die Ländereien, Besitztümer, Sklaven, quasi das ganze Hab und Gut der Palmaunterstützer zu konfiszieren. Anschließend erhielt ich als Belohnung den Ordo Senatorius. Tja, und das war mein Todesstoß. Denn nach der Machtübernahme von Palma wurde ich ohne Wenn und Aber eingekerkert. Doch sie konnten mir nichts anhängen, ja, weil ich nichts verbrochen hatte und als Strafe entließ man mich wieder aus dem Ordo Senatorius. Meine Anstellung behielt ich jedoch und wurde zusätzlich für den Census und für die Beihilfe im Bildungsbereich eingesetzt."