Beiträge von Titus Helvetius Ocella

    Ja, was wollte Ocella eigentlich wissen? Er hätte Milo gerne selbst schon kennengelernt. Dazu ergab sich aber bislang keine Möglichkeit. Sodass er mit den kursierenden Geschichten und Gerüchten vorlieb nehmen musste, die eher diffus als stimmig waren. Aber das machte Gerüchte wohl auch aus: Viele Informationen ohne jegliche Substanz. So trank Ocella noch einen Schluck und sprach dann: Was ist er für ein Mensch? Wo liegen seine Interessen? Ich hoffe mir natürlich bald selbst ein Bild von ihm machen zu könen, jedoch lassen es meine Verpflichtungen hier in Ostia nicht zu, zum Landgut der Familie zu reisen. Und sowieso bestünde die Frage, ob er da überhaupt willkommen wäre, zumal der engste Familienkreis ja bereits dort war.

    Bereits kurz nach dem Eintreten Ocellas und seiner Begleiter kam auch schon der Gastgeber gemessenen Schrittes auf sie zu und begrüßte. Die Frau, mit der der Iulier grade noch gesprochen hatte, bleib mit offenem Mund zurück, wandte sich dann aber einer anderen Frau zu, um ihr Gespräch weiterzuführen. Auf die Begrüßung des Gastgebers nickte Ocella freundlich. Salve, Duumvir Iulius und vielen Dank für die Einladung. Dann wandte er sich zu dem jungen Mann zu seiner Rechten zu. ich darf dir vorstellen: Appius Hortensius Vaticanus. und zu dem Mann links von ihm gewandt Und mein guter Freund und Wahlkampfleiter Marcus Lutatius Frugi.


    Der Hortensier deutete eine leichte Verneigung an und sprach dann: Auch von mir einen herzlichen Dank für die Einladung, Duumvir. Es steht ja heute viel auf dem Programm, sodass wir auch viel erwarten dürfen. Man merkte ihm an, dass er sich mit einer aufreizenden Selbstverständlichkeit auf diesem Parkett bewegte, kannte er doch zu Genüge die Feiern seiner Familie, die mindestens ebenso prunkvoll waren. So hatte er bereits ein gutes Training, dass dem Helvetier teilweise noch abging.


    Frugi hingegen war der typische Händler, lächelte über das ganzen Gesicht und verzichtete, der Einfachheit halber, auf eine besondere Begrüßungsgeste. Salve, Iulius. Er kannte den Duumvir natürlich schon, seit dessen erfolgreicher Kandidatur als Quaestor, hieß es doch schon zu dieser Zeit, dass der Iulier bereits die Fäden in der Hand hatte. Auch kannte er zahlreiche Gerüchte über den Duumvir, wobei er jene zumeist als Neid abstempelte. Das Hauptanliegen Frugis war es, Geschäfte zu machen und den Wahlkampf Ocellas zum Laufen zu bringen, und um dafür Kontakte zu knüpfen und Gefälligkeiten einzutauschen, war er hier, kannte er doch auch einen Großteil der Decurionen Ostias, von denen ihm der eine oder andere auch noch einen Gefallen schuldete.

    Mit gebührender Verspätung erscheint Ocella gemeinsam mit seinem Mitkandidaten für die Aedilsämter Appius Hortensius Vaticanus sowie seinem Wahlkampfleiter und Freund Marcus Lutatius Frugi. Gemeinsam werden sie vom Türwächter eingelassen und werden sodann von einem weiteren Sklaven ins Haus geführt. Mit einem Nicken trennen sich Ocella und Vaticanus und unterhalten sich mit bereits anwesenden Gästen.


    [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/brcknero9j4e.jpg]| Appius Hortensius Vaticanus - zukünftiger Kandidat: Aedilis Operum Publicorum


    [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/matteidnuqt.jpg]| Marcus Lutatius Frugi - Wahlkampfleiter des Helvetius, Händler

    Wenn man Landbesitz hat, bekommt man in jeder Runde 50 Sz. Dahinter steckt doch - ich lasse mich natürlich gerne korrigieren - die Idee, dass durch Landbesitz Geld verdient werden kann (Verpachtung, Abgaben der Ansässigen etc.). Bei einer Mietskaserne wäre es dann ehrlich. Man nimmt als Vermieter Geld ein, muss dafür aber erst eine solche kaufen oder hochziehen, was recht teuer sein müsste.

    Gerne werde ich deine Einladung annehmen, Varus. Natürlich werde ich auch mal in der Casa Helvetia vorbeischauen, wobei ich dann natürlich schauen muss, wer überhaupt da ist. Ocella hielt seinen Blick kurz auf seinen Becher gerichtet und dachte an den alten Geminus. Er und seine Mutter hatten den Senator besucht, als Ocella grade vierzehn Jahre alt gewesen war. Nun musste Geminus... Wie alt sein? Er hatte keine Ahnung. In jedem Fall würde seine Gens einen wichtigen Mann verlieren und müsste sich neu aufstellen, was dann wohl in erster Linie die Pflicht von Milo sein würde. Natürlich würde er die tatkräfte Unterstützung jedes Gensmitglieds bekommen und Ocella würde schauen, ob er hier in Ostia für seinen Verwandten werben würde/müsste. Milo wird sicher wissen, was er tut. Und er hat bestimmt auch einige Begleiter, die ihn zum Landsitz des Geminus begleiten und ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen. Hast du ihn denn schon näher kennenlernen können?

    Natürlich hatte er recht: Wenn Römer gegen Römer kämpfen mussten, war das schon von vornherein eine unglückselige Situation. Umso interessanter fand Ocella dann allerdings die Pläne seines Cousins. Die Ritterlaufbahn eröffnete viele wichtige Wege, die der Familie gut tun und auch praktische Kontakte liefern würde. Er nickte leicht, um die Pläne seines Verwandten zu bestätigen. Danach war er an der Reihe: Ich möchte erstmal schauen, dass ich mich mittelfristig einen Platz im Ordo decurionum der Stadt Ostia bekomme, so wie es auch mein Großvater, also dein Großonkel Helvetius Gracchus getan hat. Danach plane ich für das Dummvir-Amt zu kandidieren. Was danach kommt, liegt aber auch für mich noch im Dunkeln. Er trank noch einen Schluck Wasser und ließ sich den Becher noch mal voll machen. Dann dachte er kurz nach und sprach dann weiter. Ich werde aber vermutlich bald wieder nach Rom kommen, spätestens dann, wenn die Prüfungen zum Cursus de rebus vulgaribus stattfinden. Vielleicht lerne ich dann auch nochmal unseren Verwandten Milo kennen.

    Ocella schaute den Sklaven weiterhin skeptisch an. Besonders, als dieser zum Germanicer ging und sich ein holprig-umständliches Gespräch entspann, an dessen Ende sich herausstellte, dass der Germanicer den Sklaven als eine Art Vorzimmersklaven beschäftigen wollte. Mutig, dachte Ocella und musterte den Sklaven erneut. Er wirkte abgemagert, aber dennoch ansonsten körperlich in Ordnung. So nickte er dem Sklaven freundlich zu, als Aculeo ihn dem Sklaven vorstellte. Mit dem Blick wieder zum Germanicer gerichtet suchte er nach Worten und sprach dann: Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Ausbildung deines neuen Sklaven, Germanicus. Leider ruft mich jetzt wieder die Arbeit in der Curia.

    800 Sesterzen? Das war nun doch schon ein horrendes Angebot. Ob sich der Germanicer darüber im Klaren war, dass er hier im schlimmsten Fall einen kränklichen, unterernährten, ungebildeten Nubier kaufte, der wohl nicht viel mehr konnte, als einen Pflug schieben. Jedenfalls gehört er wohl jetzt dir, Germanicus. sagte der Helvetier neutral. Jedoch bezweifelte dieser, dass der Germanicer sonderlich glücklich mit dem Sklaven würde.

    Wieder saß Ocella an seinem Arbeitstisch und arbeitete Akten durch. Manchmal galt es nur, neue Korrespodenzen in die Akten einzuorden. Aber oft ging es auch um Anfragen oder Anträge, die es zu bearbeiten galt. Auch hier galt es vor allem, Prüfungen vorzunehmen, einen Ablehnungs- oder Annahmetext zu schreiben, sein Kürzel darunter zu setzen und zur Unterschrift an den Aedil weiterzuleiten. Als er gestern mal wieder an der Reihe war, dem Aedil die Akten zur Unterschrift vorzulegen, hatte er mal wieder dessen Arbeitsmoral erfahren dürfen. Mit einem Stapel privater Briefe auf dem Tisch nickte er schnell, unterschrieb die Akten, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen und schickte den Scriba dann ins Archiv, um die Akten wieder einordnen zu lassen.


    An den seltenen Tagen, an denen der Aedil Außentermine wahrnahm, musste man ihm die Akten frühzeitig bringen, da er pflegte, direkt nach dem Termin nach Hause zu gehen. In dringenden Fällen beherrschte sein Freigelassener Herennianus die Unterschrift des Aedils und setzte dann hinter dem Kürzel des Bearbeiters sein eigenes... Oft genug ärgerte sich Ocella darüber, dass Herennius kaum anwesend war und stattdessen den Händlern das Leben schwer machte. Immer deutlicher wurde dem Helvetier, dass er die nächste Wahl gewinnen musste.


    Wieder lag ein Antrag vor ihm. Dieser war gut begründet und so schrieb er einen Bestätigungstext, setzte sein Kürzel dahinter und legte sie auf den Ablagestapel für den Aedil.

    Und wieder stand ein Treffen auf dem Plan, bei dem der Wahlkampf besprochen werden sollte. Die Zahl der Teilnehmer war jedoch mittlerweile deutlich angestiegen. Die bisherigen Teilnehmern, Ocella selbst, sein Wahlkampfleiter Lutatius Frugi und der Maiordomus der Casa Helvetia und Ocellas ständiger Berater Promachos, lagen auf der lectus imus. Sein Wahlkampfpartner für die Aedilswalen, Hortensius Vaticanus, dessen Wahlkampfleiter Procillius Lento lagen auf der lectus medius. Drei weitere Gäste, alles Händler, wobei einer von diesen direkt aus Rom angereist war, lagen auf der lectus summus. Zentrales Thema war der Wahlkampfauftakt zum einen in der Villa Iuliana, zum anderen eine geplante Rede auf dem ostiensischen Markt. Sowohl Ocella, als auch Hortensius stellten ihre ersten Redemanuskripte vor, und alle diskutierten über Inhalt, Form und Länge. In den nächsten Tagen sollten die Reden abgeschlossen werden, sodass beide Kandidaten bald mit der Einstudierung der Reden beginnen konnten.


    Weiterhin berichtete der römische Händler von Gerüchten, dass die Prätorianer bald ausrücken werden um gen Norden zur Unterstützung der kaiserlichen Truppen gegen die Truppen des Cornelius Palma zu ziehen. Informationen aus dem Norden hingegen konnte er nicht liefern, da offenbar kaum jemand wagte, seine Informationen dazu zu teilen. Noch bevor es zu einer Diskussion kommen konnte, brach Ocella das Thema ab, damit sich hier niemand die Blöße geben musste, für eine der beiden Seiten offen Partei zu ergreifen. Man musste vorsichtig sein in diesen Tagen, da bereits wichtigere Personen verschwunden waren, als ein paar Kandidaten für Stadtämter oder gar Händler.


    Stattdessen lenkte Frugi die Diskussion wieder auf die Reden auf dem Marktplatz. Diese mussten intensiv vorbereitet werden: Unterstützer organisieren, für die Sicherheit der Redner sorgen, Anheizer in der Menge verteilen. Von Duumvir Iulius wurde ein harter Wahlkampf gegen die Person des amtierenden Aedilis Mercatuum gewünscht, also musste auch alles darauf ausgerichtet werden. Die kleinste Schwäche würde ausgenutzt werden und die beiden Liktoren des Aedils könnten jederzeit dafür sorgen, dass auf dem Platz Gegner aufmarschieren. Auch hierfür wurden erste Planungen getroffen. Alle beteiligten sich rege an der Diskussion darüber und würden ihre jeweiligen Anhänger und Unterstützer, Kunden und Schuldner ansprechen, Gefälligkeiten würden eingefordert werden. Alles musste von Anfang bis Ende geplant sein, um vor Überraschungen gefeit zu sein.

    [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/politofiu3i.jpgPhilinos - Bote


    Der Bote des Iuliers kannte nun den Weg zur Villa Iuliana. Er legte ihn schnell zurück und gab dort eine Nachricht an den Duumvir ab.



    Ad manus
    Duumvir Marcus Iulius Dives
    Villa Iuliana Ostiensis
    Ostia, Italia


    Salve Duumvir Iulius,


    tatsächlich ist mir bei unserem letzten Gespräch entgangen, dass der Wahlkampf für die kommenden Wahlen gar nicht mehr zur Sprache gekommen ist. Allerdings habe ich auch erst gestern Abend einen jungen Mann kennengelernt, mit dem ich bei den kommenden Wahlen gemeinsam anzutreten gedenke.


    Es handelt sich um Appius Hortensius Vaticanus, einen Bürger der Stadt Roma, der seit etwa einem Monat in Ostia wohnt und für das Amt des Aedilis Operum Publicorum kandidieren will. Er gehört einem nicht-senatorischen Zweig der Hortensier an und hat bereits erste Erfahrungen im Bereich der Bausicherung sammeln können. Auf mich wirkte er höchst kompetent und ich glaube, dass wir im Officium Magistratorum gut werden zusammenarbeiten können. Solltest du ein persönliches Gespräch wünschen, werde ich gemeinsam mit ihm nochmal bei dir vorsprechen. Allerdings müsste er, sofern es dir recht ist, noch auf die Gästeliste gesetzt werden. Ich werde ihm dann zeitnah noch eine Einladung zukommen lassen.


    Vale bene,

    Titus Helvetius Ocella
    Scriba Ostiensis


    Scitum per Signum Helvetii



    Danach verschwand der Bote wieder in Richtug Stadtzentrum, da er noch ein paar Nachrichten zu überbringen hatte.

    Das Gespräch mit dem Hortensier hatte noch die ganze Nacht gedauert. Und die beiden potentiellen Collegae hatten bereits viele Ideen für den Wahlkampf ausgetauscht. Die beiden waren sich sofort sympathisch, wofür auch Frugi immer wieder sorgte, indem er in unregelmäßigen Abständen Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Männern hervorhob, aber auch auf Eigenschaften, in denen sich beide ergänzten, hinweis. Es war ein gutes Gespräch und die beiden jungen Männer schlossen schließlich in den frühen Morgenstunden eine Übereinkunft über ihr Bündnis für die kommenden Wahlen.


    Am nächsten Morgen kam Ocella dementsprechend nur langsam in die Gänge. Um seine Müdigkeit abzuschütteln, machte er einige kleine sportliche Übungen im Garten und zog sich dann in seinem Cubiculum um. Als er dann schließlich ins Tablinum trat, erwartete ihn bereits der Ianitor Griego, der eine Tabula in der Hand hielt. Als Ocella das iulische Siegel entdeckte, griff er umgehend nach der Tabula, nickte dem Sklaven zu, der daraufhin das Tablinum in Richtung seines Aufenthaltsraums wieder verließ, und öffnete die Tabula.


    Als er sich den Text durchlas fluchte er leise in sich hinein. Das Gespräch mit dem Hortensier hatte erst nach dem Gespräch mit dem Iulier stattgefunden, sodass er noch nicht auf der Gästeliste zu finden war. Nichtsdestotrotz hatte Ocella seinen Mitwahlkämpfer über die Jubiläumsfeier informiert, wobei er dem Iulier dem Namen noch mitteilen wollte. Dem musste er jetzt umgehend nachkommen, damit die Einladung noch verschickt werden konnte.


    So setzte er sich, noch bevor er das Haus verließ, an den Arbeitstisch und setzte einen Brief an den Iulier auf.

    Ocella blickte in die Richtung, aus der der Ruf nach der Sprache kam. Er spekulierte einfach darauf, dass dieser Nubier die römische Sprache nicht beherrschte. Jedenfalls blieb das Interesse des Helvetiers an dem Sklaven gleich null. Stattdessen beobachtete er weiter interessiert die Versteigerung.Wenn man ein Landgut oder eine Villa Rustica mit viel zu bearbeitendem Ackerland hat, ist der Sklave sicherlich interessant. Allerdings frage ich mich, inwieweit man ihn überhaupt erstmal in weitere Aufgaben einarbeiten muss. Und der Mann aus der Menge hat ja durchaus recht: Wenn er unsere Sprache nicht spricht, wird das ungleich schwieriger. Er schaute nun auch in die Richtung des anderen Bieters, der unauffällig gekleidet war. Vermutlich irgendein Landbesitzer, der dem Nubier nur ein Arbeitsgerät in die Hand drücken musste, damit dieser arbeiten würde.

    Die fehlende Bildung war für Ocella tatsächlich ein dritter Grund, sich aus dem Verkauf rauszuhalten. In diesen Sklaven müsste viel Zeit investiert werden, was die übrigen Sklaven der Casa Helvetia nur von ihrer normalen Arbeit abhalten würde. Sie müssten ihm die römische Sprache, die römischen Sitten und das Verhalten eines Sklaven beibringen und dafür würde wohl kurzfristig einfach die Zeit fehlen. Nun wunderte sich Ocella jedoch eher, dass der Germanicer für den Sklaven bot. Jedenfalls scheint der Sklave für dich nicht gänzlich uninteressant zu sein.

    Leider blieb es nicht dabei. Als sich Ocella grade dem Ende der Rede näherte, kam der Ianitor Griego in den Garten und meldete Lutatius Frugi, Ocellas Wahlkampfleiter, an. Also wieder etwas zum Wahlkampf. Aus der Traum von einem ruhigen Nachmittag, dachte Ocella und schaute zu Griego, der offensichtlich noch etwas sagen wollte. Und genau so war es auch. Frugi war nicht alleine gekommen, sondern hatte einen jungen Mann bei sich, den der Sklave nicht kannte. Ocella verdrehte die Augen. Vermutlich wieder irgendein Händler, dem Frugi noch einen Gefallen schuldete. Das würde noch Ärger geben.


    Schließlich entschied sich Helvetius aber doch, die beiden zu empfangen, allerdings hier draußen im Garten. Vielleicht würde das Gespräch dann besonders schnell vorübergehen. Griego geleitete die beiden Männer in den Garten. Frugis Grinsen ging über sein gesamtes Gesicht. Der Helvetier hingegen erhob sich und blickte ihn emotionslos an. Der dritte Mann lief einen Schritt hinter Frugi, was die Erwartung Ocellas zu bestätigen schien. Als Frugi dann aber mit fester zu sprechen begann, schwand die Erwartung Ocellas langsam dahin: Salve, Ocella. Darf ich dir Appius Hortensius Vaticanus vorstellen? Er überlegt, für das Amt des Aedilis Operum Publicorum zu kandidieren. Ocellas neutraler Gesichtsausdruck wich sichtbarer Überraschung. Nicht nur, dass Frugi offensichtlich Augen und Ohren nach potentiellen und respektablen Kandidaten offen gehalten hatte, er hatte sogar einen Mann mitgebracht, der einer bekannten Familie angehörte.


    Ocella nickte Frugi anerkennend zu und schüttelte dem Hortensier die Hand. Salve, Hortensius. Ich freue mich, dich kennen zu lernen. Er bedeutete den beiden, sich zu setzen und ließ einen Sklaven Getränke und kleinere Speisen servieren.


    Der Hortensier grüßte ebenfalls freundlich und setzte sich dann. Salve, Helvetius. Die Freude ist ganz meinerseits. Unser gemeinsamer Freund Frugi hat mir bereits einiges über dich erzählt, daher möchte ich mich kurz vorstellen. Ich wurde in Rom geboren und habe mich nun dafür entschieden, meinen Vorfahren nachzueifern und politisch in Ostia Fuß zu fassen. Hierzu möchte ich mich für das Amt des Aedilis Operum Publicorum bewerben und glaube, dass wir in einer gemeinsamen Kandidatur am meisten erreichen. Unsere Namen sind allgemein bekannt, du bringst wichtige Erfahrungen im Marktbereich mit und ich kann erste Erfahrungen mit Architektur nachweisen. Mein Vater war passionierter Architekt und hat mich oft genug zu Bauplätzen mitgenommen, wo ich Erfahrungen mit Bausicherheit machen konnte. Wir sind uns dabei vielleicht ähnlicher, als wir beide jetzt noch ahnen.


    Ocella hörte aufmerksam zu. Ihm persönlich war der Mann sympathisch, allerdings konnte man ja nie wissen. Da es allerdings bereits kühler wurde, bat er seine Gäste ins Tablinum und ließ die Sklaven Essen und Getränke dorthin bringen. Dieses Gespräch würde vermutlich noch länger dauern und höchst interessant werden...

    Damit hatten wir beide also Themen gestreift, die dem jeweils anderen unangenehm waren. Den vollständigen Themenwechsel konnte Ocella also nun gut aufnehmen. Er schaute nochmal nach vorne zum Podest, auf dem der Sklave stand und musterte ihn erneut. Eigentlich ist er für mich eher uninteressant. Und leisten kann ich ihn mir im Moment sowieso nicht, dachte der Helvetier. Es geht mir eher darum, den Verkaufsprozess zu beobachten. Das klingt vielleicht seltsam, aber man lernt ja nie aus und so dachte ich mir, dass es auch mal... sagen wir interessant, sein kann, eine solche Versteigerung zu beobachten. Er wollte sich bestens auf seine zukünftigen Ämter vorbereiten und da fehlte ihm bislang noch der Sklavenverkauf, der ja einen nicht zu vernachlässigenden Teil des Alltagsgeschäft auf dem Markt ausmachte. Auch hier galten die allgemeinen Regeln der Lex Mercatus, jedoch handelte man hier mit Menschen, auch wenn diese rein rechtlich Sachen waren. Und da musste man natürlich nochmal ganz anders verfahren, als wenn zum Beispiel Lampenöl verkauft wurde.