Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    An der Spitze des Umzuges zogen Musiker mit verschiedenen Instrumenten. Dahinter die für heute ausgewählten Priester und ihre Helfer mit dem Opferstier. Dann folgte der Wagen mit dem Kaiser. Das Volk jubelte ihm zu, als hätte es ihn seit Jahren nicht gesehen. Naja, eine solche Gelegenheit hatte sich zwar schon seit einigen Jahren nicht ergeben, doch seine Auftritte in der Öffentlichkeit waren trotzdem nicht gerade selten. Dennoch war dies heute speziell, denn einfach so in die Stadt liess er sich üblicherweise auch nicht fahren. Ja, fahren, denn dieses Privileg, in der Stadt am Tage einen Wagen fahren zu dürfen, war einzig dem Kaiser vorbehalten und auch dies bloss an speziellen Anlässen.


    Huldvoll winkte er seinem Volk zu, während der Wagen an stramm stehenden Prätorianern vorbei auf den Platz der heutigen Zeremonie einbog.

    Der Kaiser überlegte sich diesen Vorschlag für einen Moment, dann nickte er.


    Sollten die Senatoren mit diesem Vorschlag einverstanden sein, so werde ich ihn aufnehmen.


    Dann blickte er in die Runde, sah jedoch niemanden mehr, der sich noch zu Wort melden wollte.


    In diesem Fall schlage ich vor, die Münzreform zur Abstimmung zu bringen.

    Ein Scriba las den gesamten Text mit den aufgenommenen Änderungen noch einmal vor:


    Edictum Imperatoris

    zur Bekämpfung der Falschmünzerei

    und zur Bekämpfung des Wertverfalls der Münzen


    § 1 Abschaffung der Provinzialprägungen


    (1) Die in den Provinzen für die Münzprägung römischer Münzen zuständigen Beamten legen den Tresviri aere argento auro flando ferundo Vorschläge für die Provinzialprägungen vor. Die Tresviri aere argento auro flando ferundo prüfen diese und legen dem Senat verbindliche Vorschläge für die Gestaltung der Münzen der Provinzen vor. Der Senat bestimmt die Liste der Münzen für die Provinzen aus den Vorschlägen der Tresviri aere argento auro flando ferundo. Diese sollen so gestaltet sein, dass jede Provinz je Münze aus mindestens drei verschiedenen, zu ihren Traditionen passenden Vorschlägen wählen kann. Die Provinzen haben kein Recht, andere Motive und Bezeichnungen zu verwenden, als jene aus der Vorschlagsliste des Senats.


    (2) Ausschließlich der Senat hat das Recht, das Aussehen der Münzen abschliessend festzulegen.



    § 2 Nennwerte, Material und Gewicht der Münzen


    (1) Die Einteilung der Münzen, ihre Nennwerte, Materialien und Gewichte werden grundsätzlich beibehalten.


    (2) Der Denarius soll neu aus genau 3 1/2 Skrupel reinem Silber bestehen.



    § 3 Kenntlichmachung von Münzprägestätte und Münzprägedatum


    (1) Jede Münze ist mit einem eindeutigen Kennzeichen zu versehen, aus dem die Münzprägestätte, der ausführende Prägemeister und der Zeitpunkt der Prägung eindeutig erkennbar sind. Die lokale Münzprägestätte hat Bücher über alle geprägten und ausgegebenen Münzen zu führen und muss diese jederzeit auf Verlangen der Tresviri aere argento auro flando ferundo oder des Senats in Kopie an die Münzprägestätte in Rom übermitteln.


    (2) Die entsprechenden Zeichen werden durch die Tresviri aere argento auro flando ferundo vorgeschlagen, vom Senat und den Münzprägestätten mitgeteilt. Die Zeichen sollen kurz sein und keinen übermäßigen Platz auf den Münzen einnehmen. Entsprechend können auch Monogramme oder andere Symbole verwendet werden. Diese sind in der Münzprägestätte in Rom zu dokumentieren und zusätzlich im Kanzleiarchiv zu archivieren.



    § 4 Ausgabe neuer Münzen


    (1) Die neuen Münzen sind durch die Münzprägestätten in Rom und in den Provinzen nach Bekanntgabe dieses Edikts unverzüglich in ausreichender Zahl zu prägen.


    (2) Spätestens nach drei Monaten ab Bekanntmachung dieses Edikts sind die neuen Münzen auszugeben.


    (3) Ab Bekanntmachung dieses Edikts dürfen alte Münzen nur noch geprägt werden, wenn der prägenden Münzprägestätte noch keine Zeichen nach § 3 zur Verfügung stehen. Spätestens nach drei Monaten ab Bekanntmachung dieses Edikts dürfen keine Münzen mehr geprägt werden, die nicht konform mit diesem Edikt sind.


    (4) Bei willentlicher Nichterfüllung der Verpflichtung aus Absatz 1 kann der Senat die Statthalter der Provinzen, in denen sich die willentlich nichterfüllenden Münzprägestätten befinden, mit einer Strafzahlung von bis zu einem Zehntel des jährlichen Steueraufkommens der jeweiligen Provinz für jede angefangenen 3 Monate ab dem Ablauf der Frist aus Absatz 2 belegen. Die Strafe ist aus dem persönlichen Vermögen der jeweiligen Statthalter zu entrichten. Wird im direkten Verantwortungsbereich der Münzprägestätte in Rom eine willentliche Nichterfüllung festgestellt, so bemisst sich die Strafe analog aus dem Steueraufkommen Italias und wird kollektiv auf die Senatoren verteilt.



    § 5 Einzug alter Münzen


    (1) Die Münzprägestätten sind verpflichtet, alte Münzen einzuziehen und 1:1 nach Nennwert in neue Münzen zu tauschen, sobald neue, mit diesem Edikt konforme, Münzen, in ausreichender Zahl verfügbar sind.


    (2) Alle Bürger haben das Recht, alte Münzen gegen mit diesem Edikt konforme Münzen einzutauschen. Es besteht keine Verpflichtung, privates Vermögen eintauschen zu lassen.


    (3) Münzen, welche für Steuern oder anderweitige Geschäfte mit offiziellen Stellen der römischen Verwaltung genutzt werden, werden auf ihre Konformität mit diesem Edikt geprüft und falls notwendig automatisch eingetauscht.



    § 6 Vernichtung alter Münzen


    Die eingezogenen Münzen werden durch die Münzprägestätten zu Barren eingeschmolzen. Aus den Barren werden neue Münzen gefertigt.

    Ein neuer Befehl des Kaisers traf ein und wurde sogleich einer Tabula hinzugefügt, die noch eine Pendenz enthielt.


    Die folgenden Ernennungen und Ehrungen sind zu verfassen, veröffentlichen und dem Empfänger zukommen zu lassen:


    - Der amtierende Praetor Urbanus, Lucius Annaeus Florus Minor, ist bei Einweihung des neuen Aquäduktes mit einer kleinen Inscriptio zu ehren für seine unablässige Arbeit für und an diesem Bauwerk und somit zu Gunsten der Stadt Rom.


    - Der Vigintivir Nero Aemilius Secundus ist nach Ablauf seiner Amtszeit für sein Militärtribunat als Tribunus Laticlavius nach Germania zu versetzen.

    Als die Kunde eingetroffen war, dass der Praefectus Praetorio die Zeit des Kaisers benötige, hatte sich dieser wie üblich die Zeit genommen. Die Gedanken, welche er seit der Unterhaltung mit Seius Stilo erfolgreich verdrängt hatte, kehrten schlagartig zurück. Dieser Heius Vibulanus ... er war ja kein schlechter Mann, aber ... vielleicht würde er ... naja, vielleicht.


    Wie auch immer, der Kaiser sass hinter einem kleinen Schreibtisch, als der Präfekt eintrat und ihm eine Mappe auf den Tisch legte.


    Danke Praefectus. Ich nehme an, es steht alles in diesen Akten. Ich werde sie sehr sorgfältig lesen.


    Die Anspielung war klar, aber sie war nicht ausgesprochen. Hoffentlich würde dem Kaiser gefallen, was er las, denn sonst ... vielleicht würde er ... naja, vielleicht.

    Der Kaiser machte sich bei der längeren Antwort des Senators einige Notizen auf eine Wachstafel, damit er danach korrekt antworten konnte.

    ... Zunächst waren ich und sicher auch viele andere hier im Hause der Meinung, dass du das Werk deines Vorgängers fortführst und die Rechte dieses Senats nicht nur achtest, sondern auch wieder stärkst. Nun aber steht schon im §1 Punkt zwei, dass ausschließlich der Augustus das Recht hat, Münzen schlagen zu lassen. War es doch aber bis jetzt Sitte, dass auf den Münzen immer stand, dass sie auf Beschluss des Senats geprägt wurden. Ich weiß eine Formalie.“

    Ein richtiger Einwand, Senator, der in der Tat bisher noch niemandem aufgefallen war. Dies entspricht jedoch in keiner Weise meinem Willen. Entsprechend wird dein Einwand angenommen und die Münzhoheit wird weiterhin beim Senat verbleiben. Der Vorschlag wird entsprechend angepasst.



    „Und wie ich schon ausführte mit §1 Punkt eins, beschneiden wir den ganzen Osten des Reichs, das wird da nicht gut ankommen. Lokale Prägungen waren da doch bis jetzt gang und gäbe. Wohl kaum ein Hafenarbeiter in Athen ist wohl in den letzten Jahren nicht mit Obolen bezahlt worden, die nicht in Athen geprägt worden sind. Wollen wir dem Osten, und ich stelle hier noch mal fest, dass das der Teil des Reiches ist, in dem die meisten großen Städte liegen und der dementsprechend das höchste Steueraufkommen hat, eine solche Knute auferlegen und ihnen die lokalen Münzen abnehmen. Warum im Osten ist es ruhig, die Steuern fließen und die Bevölkerung hat sich gut ins Reich eingefügt und eingerichtet? Das wird unweigerlich zu Unruhen führen. Du sagst es doch selbst, dass wir die lokalen Prägungen nicht gänzlich verbieten wollen. Aber schon in der Überschrift des §1 steht es. Abschaffung der Provinzialprägungen.“

    Was deinen Einwand betreffend der alternativen Währungen in den Provinzen angeht, so muss ich gestehen verstehe ich ihn nicht wirklich. In dieser Reform geht es um die römischen Münzen. Auch diese wurden bisher in einigen Provinzen mit eigenen Stempeln und eigenen Bildern geprägt. Diese werden durch diese Reform abgeschafft. Mit keinem Wort werden die griechischen oder andere fremde Münzen genannt, welche bisher im Imperium geduldet wurden. Diese Duldung wird für den Handel weiterhin gültig sein. Steuern wurden jedoch immer schon in römischen Münzen gezahlt. Dort wird die Reform also wirken. Scheinbar verstehen wir das Wort "Provinzialprägung" unterschiedlich. Für mich und meine Rechtsgelehrten, welche diesen Text entworfen haben, steht es für eine Prägung einer römischen Münze, welche in einer Provinz mit einem provinzialtypischen Bild erstellt wurde. Das wovon du sprichst, wären Provinzwährungen.



    „Was nun die falschen Münzen angeht, natürlich müssen wir dem nachgehen, und ich denke, der Senat sollte einen Questor damit beauftragen, dem Nachzugehen. Aber warum die Händler sich nun mehr falsches Silber andrehen lassen als vorher, will mir nicht in den Kopf. Sind ihre Wagen kaputt?“ Jeder Wog doch sein Geld mit Vergleichsgewichten. Wer so blöd war, sich falsche Münzen andrehen zu lassen.

    Hier muss ich mich klar auf die Erkenntnisse der bisherigen Untersuchungen verlassen. Scheinbar ist es Fälschern gelungen, die aktuellen Gewichte durch die Zugabe anderer Substanzen in einer Art zu imitieren, dass es nicht länger ausreicht eine Münze zu wiegen. Ausserdem sind in der Zwischenzeit dermassen viele unterschiedliche Münzen mit unterschiedlichem Metallgehalt im Umlauf, dass selbst meine Männer in der Kanzlei nicht mehr auswendig wissen, welche Münze nun welches Gewicht aufweisen sollte.



    „Was nun das Eintauschen angeht, hm ich will nicht unken, aber ich befürchte, dass wir, wenn wir ein Eintauschen, wie in §5 Punkt zwei und drei befehlen. Dann wird sich sicher Argwohn gegen die neuen Münzen ausbreiten. Keiner wird glauben, dass man nicht betrogen wird, wenn man zwangsweiße alte Münzen hoher Qualität abgeben muss, um neue zu bekommen.“ Das glaubte ja nicht mal Cenhto, aber die Bevölkerung würde es noch weniger glauben. Kam doch von der Obrigkeit selten etwas Gutes für die Ärmeren aus dieser Richtung. „Das Vertrauen in die neuen Münzen wir nicht sonderlich hoch sein, befürchte ich.“ Hier machte es sich der Vigintiviri der diesen Vorschlag gemacht hatte, etwas zu einfach. Die einfachen Leute waren froh, wenn etwas auf den Tisch kam, aber dem Senat oder der Obrigkeit über den Weg zu trauen war nicht so ihr Ding.

    Wenn das Volk kein Vertrauen zum Senat und zum Kaiser hat, dann haben wir ein wesentlich grösseres Problem als die Währung, Senator Centho. Ich hoffe in diesem Punkt, dass deine Einschätzung der Meinung des Volkes ausnahmsweise falsch ist. Solltest du jedoch einen besseren Vorschlag haben, wie man die alten Münzen vom Markt nehmen kann, dann bin ich gerne bereit, diesen zu erwägen.



    „Was nun die Markierung angeht, das könnte man doch auch so anordnen. Ich meine zwar, dass man an Hand des Münzbildes so oder so erkennt, mit welchem Prägestock aus welcher Prägeanstalt die Münze geschlagen wurde, aber nichts spricht gegen ein weiteres Zeichen.“

    Du meinst also, wir sollten einfach neue Münzen auf den Markt werfen, mit zusätzlichem Zeichen, und die alten alle einfach weiter gültig sein lassen? Dann sehe ich den Sinn der Reform nicht, weil nichts reformiert wird sondern nur verkompliziert.

    Das war auch von Seite des Kaisers so und entsprechend gab es keinen Grund, diese Audienz zu verlängern.


    Dann hoffen wir, dass dies der Plan der Götter sei. Ich wünsche dir für den Wahlkampf gutes Gelingen!


    Dann trat der Kaiser auf Seius Ravilla zu und streckte ihm zum Abschied eine Hand entgegen, etwas das er auch nicht bei jeder Audienz tat.

    Der Kaiser war selbstverständlich auf diese Frage vorbereitet, denn er hatte ähnliche gestellt, als die Reform in der Administratio diskutiert worden war.


    Senator Lucius Iulius Centho, lass mich zuerst zu deiner sicheren Rückkehr nach Rom meine Glückwünsche ausdrücken. Es ist ein grosser Gewinn für den Senat und das Reich, dich wieder bei uns zu haben. Willkommen zu Hause!


    Doch lass uns den Tag nicht mit Glückwünschen verbringen. Zu Recht gibst du zu bedenken, dass insbesondere die Idee der Rückgabe alter Münzen ein grosses Thema dieser Reform sein wird. Niemand wird einen Händler davon abhalten können unter der Hand auch Gold oder Silber als Zahlungsmittel anzunehmen. Dies wird mit der Münzreform auch gar nicht angestrebt. Hier geht es lediglich darum, dass in der Zwischenzeit nicht nur alte Münzen mit höherem Silbergehalt als heute üblich in Umlauf sind, sondern auch grosse Mengen an Falschgeld, deren Silbergehalt nicht annähernd die geforderten Werte erreicht.


    Dass es in Rom erst kürzlich zu einer ersten Anhörung vor dem Praetor Peregrinus gekommen war, wegen falscher Münzen, das liess der Kaiser hier unangesprochen, denn das Resultat war aus verschiedenen Gründen nicht so gewesen, wie man es für diese Diskussion vielleicht gewünscht hätte.


    Was wir mit der Reform erreichen wollen ist eine Vereinheitlichung der RÖMISCHEN Münzen im Reich. Im Moment ist die Situation derart, dass niemand sagen kann, ob es sich bei einer Münze aus einer Provinz tatsächlich um eine echte Münze handelt oder ob es eine Fälschung ist. Dies ist der Kernpunkt der Reform. Daher sollen die Prägungen der Provinzen offizialisiert werden. Es sollen offizielle Vorschläge ausgearbeitet werden, aus denen die Prägungen ausgesucht werden können. Zusammen mit den offiziellen Stempelungen wird uns dies erlauben, gefälschte Münzen einfach von offiziellen Münzen unterscheiden zu können. Gänzlich verbieten wollen wir die Provinzprägungen nicht. Das wäre in der Tat nicht durchführbar.


    Was die Pläne für den neuen Denar angeht, so gibt es heute offizielle Münzen, welche wesentlich weniger als die vorgesehenen 3.5 Skrupel Silber beinhalten. Angestrebt wird also eine ausgewogene Mischung zwischen Erhöhung des Silbergehaltes und dessen Reduktion, je nachdem welche alte Münze man eintauschen möchte. Aber auch hier gilt, niemand kann jemanden davon abhalten, alte Münzen einzuschmelzen und das Silber zu reinigen um es dann als inoffizielles Zahlungsmittel zu nutzen. Die Cohortes Urbanae werden solche Dinge jedoch wie bis anhin auch weiter verfolgen und kriminelle Gruppen aushebeln, wenn sie hier in Rom aktiv werden. Die Möglichkeit alte, weniger wertvolle Münzen durch neue mit höherem Silbergehalt zu tauschen, sollte jedoch auch viele Leute motivieren, die Münzen offiziell einzutauschen.


    Die eigentliche Basis dieser Reform stellt allerdings die neue Markierung der offiziellen Münzen dar. Mit diesen Markierungen werden künftige Münzprüfer und Prägeanstalten jederzeit feststellen können, welcher Prägemeister wann und wo eine bestimmte Prägung genehmigt hat. Stimmen diese Zeichen nicht mit dem überein, was von Rom aus bewilligt wurde, handelt es sich zweifelsfrei um eine falsche Münze. Dies wird künftig die Münzprüfungen massiv vereinfachen.


    Der Kaiser wusste sehr wohl, dass er die Fragen des Senators vermutlich nicht gänzlich beantwortet hatte. Viel zu komplex war das Thema und es gab keinerlei Garantien, dass in den entfernten östlichen Provinzen das Gesetz nicht komplett eingehalten wurde. Das war aber immer so und würde vermutlich auch immer so bleiben. Die Griechen hatten sowieso noch Sonderrechte aus uralten Zeiten, die man einfach nicht loswurde.

    Dieser Gedankengang allerdings überzeugte den Kaiser wieder.


    Ja, eine solche Sammlung würde ich in der Tat begrüssen. Hoffen wir, dass es dir gelingt die Unterstützung von genügend Senatoren zu erhalten, damit deine Wahl gelingt. Ich würde mich auf jeden Fall darüber freuen, wenn einem von mir persönlich ausgewählten Kandidaten für den Senat dieser Schritt gelingen würde.


    Damit spielte der Kaiser auf die Tatsache an, dass er sich entschieden hatte, dem Seius den Ordo Senatorius nicht vorzuenthalten, nur weil er aus dem Osten stammte und in Rom ein Homo Novus war.

    Sim-Off:

    Da der Procurator a cognitionibus, Paullus Germanicus Aculeo, leider bereits über 2 Wochen nicht mehr online war und dieses Thema vor den kommenden Wahlen im Senat vorgebracht werden muss, sehe ich mich leider gezwungen, dies nun zu tun ohne die Diskussion mit ihm vorgängig im Palast bereits ausgespielt zu haben. Es wird jedoch impliziert, dass dies stattgefunden hat. Er möge mir dies bitte verzeihen.


    Der Kaiser war selten im Senat und noch viel seltener war es, dass er selbst das Wort ergriff oder sogar ein Thema einbrachte. Heute jedoch war einer dieser seltenen Tage. Der Senatssaal war entsprechend voll, da sich niemand entgehen lassen wollte, was denn derart wichtig sein könnte, dass der Kaiser selbst es dem Senat zur Diskussion und Abstimmung vorlegen musste.

    So sass der Kaiser also mit Blick zu den um ihn herum versammelten Senatoren und sprach zu ihnen, nachdem der Konsul die Sitzung eröffnet und ihm das Wort erteilt hatte.


    Patres conscripti, es ist eine heilige Tradition, dass Gesetze von euch gefasst werden und dich mich in Kraft gesetzt. Entsprechend will ich mich daran halten und bereite euch hiermit einen Vorschlag, welchen der aktive Tresvir aere argento auro flando feriundo, Nero Aemilius Secundus, ausgearbeitet hat und meiner Administratio zukommen lassen hat. Wir alle wissen, dass wir in letzter Zeit leider mit einer wachsenden Menge an Falschgeld zu tun haben. Unsere Münzen sind derart alt, dass zum Teil niemand mehr weiss, wer sie eigentlich in Umlauf gebracht hat. Der amtierende Vigintivir hat mich daher davon überzeugt, dass es an der Zeit ist, eine Münzreform zu erlassen. Er hat ausserdem einen Text erarbeiten lassen, der diese Reform bereits in ein Edictum Imperatoris giesst, wie es für eine solche Sache notwendig ist. Ich jedoch möchte es nicht unterlassen, dem Senat dieses Edikt zur Diskussion zu überlassen, damit wir alle gemeinsam an diese Reform herangehen und sie gemeinsam umsetzen. Unsere Finanzen sind zu wichtig, als dass ich dies einfach alleine befehlen möchte.

    Der Kaiser schaute in die Runde und stellte damit sicher, dass alle noch voll und ganz aufmerksam waren.


    Ich verlese nun den Entwurf des Edictum Imperatoris, wie er von mir vorgesehen ist:


    Edictum Imperatoris

    zur Bekämpfung der Falschmünzerei

    und zur Bekämpfung des Wertverfalls der Münzen


    § 1 Abschaffung der Provinzialprägungen


    (1) Die Tresviri aere argento auro flando ferunde legen verbindliche Vorschläge für die Gestaltung der Münzen der Provinzen fest. Diese sollen so gestaltet sein, dass jede Provinz je Münze aus mindestens drei verschiedenen, zu ihren Traditionen passenden Vorschlägen wählen kann. Die Provinzen haben kein Recht, andere Motive und Bezeichnungen zu verwenden, als jene aus der Vorschlagsliste der Tresviri aere argento auro flando ferunde.


    (2) Ausschließlich der Imperator Caesar Augustus und die Tresviri aere argento auro flando ferunde haben das Recht, das Aussehen der Münzen festzulegen.



    § 2 Nennwerte, Material und Gewicht der Münzen


    (1) Die Einteilung der Münzen, ihre Nennwerte, Materialien und Gewichte werden grundsätzlich beibehalten.


    (2) Der Denarius soll neu aus genau 3 1/2 Skrupel reinem Silber bestehen.



    § 3 Kenntlichmachung von Münzprägestätte und Münzprägedatum


    (1) Jede Münze ist mit einem eindeutigen Kennzeichen zu versehen, aus dem die Münzprägestätte, der ausführende Prägemeister und der Zeitpunkt der Prägung eindeutig erkennbar sind. Die lokale Münzprägestätte hat Bücher über alle geprägten und ausgegebenen Münzen zu führen und muss diese jederzeit auf Verlangen der Tresviri aere argento auro flando ferundo in Kopie an die Münzprägestätte in Rom übermitteln.


    (2) Die entsprechenden Zeichen werden durch die Tresviri aere argento auro flando ferundo festgelegt und den Münzprägestätten mitgeteilt. Die Zeichen sollen kurz sein und keinen übermäßigen Platz auf den Münzen einnehmen. Entsprechend können auch Monogramme oder andere Symbole verwendet werden. Diese sind in der Münzprägestätte in Rom zu dokumentieren und zusätzlich im Kanzleiarchiv zu archivieren.



    § 4 Ausgabe neuer Münzen


    (1) Die neuen Münzen sind durch die Münzprägestätten in Rom und in den Provinzen nach Bekanntgabe dieses Edikts unverzüglich in ausreichender Zahl zu prägen.


    (2) Spätestens nach drei Monaten ab Bekanntmachung dieses Edikts sind die neuen Münzen auszugeben.


    (3) Ab Bekanntmachung dieses Edikts dürfen alte Münzen nur noch geprägt werden, wenn der prägenden Münzprägestätte noch keine Zeichen nach § 3 zur Verfügung stehen. Spätestens nach drei Monaten ab Bekanntmachung dieses Edikts dürfen keine Münzen mehr geprägt werden, die nicht konform mit diesem Edikt sind.


    (4) Bei willentlicher Nichterfüllung der Verpflichtung aus Absatz 1 kann der Senat die Statthalter der Provinzen, in denen sich die willentlich nichterfüllenden Münzprägestätten befinden, mit einer Strafzahlung von bis zu einem Zehntel des jährlichen Steueraufkommens der jeweiligen Provinz für jede angefangenen 3 Monate ab dem Ablauf der Frist aus Absatz 2 belegen. Die Strafe ist aus dem persönlichen Vermögen der jeweiligen Statthalter zu entrichten. Wird im direkten Verantwortungsbereich der Münzprägestätte in Rom eine willentliche Nichterfüllung festgestellt, so bemisst sich die Strafe analog aus dem Steueraufkommen Italias und wird kollektiv auf die Senatoren verteilt.



    § 5 Einzug alter Münzen


    (1) Die Münzprägestätten sind verpflichtet, alte Münzen einzuziehen und 1:1 nach Nennwert in neue Münzen zu tauschen, sobald neue, mit diesem Edikt konforme, Münzen, in ausreichender Zahl verfügbar sind.


    (2) Alle Bürger sind verpflichtet, alte Münzen gegen mit diesem Edikt konforme Münzen einzutauschen.


    (3) Nach dem Ablauf einer Frist von 15 Monaten ab Bekanntmachung dieses Edikts werden alte Münzen nur noch zu einem Wechselkurs von 2:1 in neue Münzen umgetauscht. Nach weiteren 12 Monaten nur noch zu einem Wechselkurs von 4:1 und nach insgesamt 36 Monaten ab Bekanntmachung dieses Edikts verlieren alle alten Münzen ihren Wert.



    § 6 Vernichtung alter Münzen


    Die eingezogenen Münzen werden durch die Münzprägestätten zu Barren eingeschmolzen. Aus den Barren werden neue Münzen gefertigt.


    Grundsätzlich war dieser Entwurf keine Neuerfindung des Münzsystems. Doch die Paragraphen 1 und 3 waren halt schon etwas, das der Kaiser nicht gänzlich ohne Diskussion im Senat beschliessen wollte.


    Ich bitte die Herren Senatoren darum, diesen Entwurf zu diskutieren und gebe hiermit das Wort zurück an die Herren Senatoren.


    Der Kaiser war gespannt, wer sich nun zuerst äussern würde und ob es überhaupt kritische Stimmen geben würde. Es war allen klar, dass wenn der Kaiser einen Vorschlag machte, eine Grundsatzdiskussion nutzlos war. Doch Formulierungen und Details konnten manchmal auch einen grossen Einfluss haben. Dies hatte er selbst bereits festgestellt, als er mit seiner Kanzlei den ursprünglich eingereichten Vorschlag diskutiert und abgeändert hatte.

    Innerlich hob der Kaiser eine Augenbraue. Äusserlich blieb er komplett regungslos, als der Vorschlag des jungen Politikers an sein Ohr drang. "Warum nur denkt die heutige Jugend immer gleich, sie könne alles verändern?" schoss es ihm durch den Kopf. Schon der amtierende Vigintivir mit seiner Münzreform hatte arg gebremst werden müssen, bevor er langsam zu erkennen schien, dass jede Sprosse auf der Leiter ihre Aufgaben hatte und der Sinn hinter diesen Stufen weit tiefer war, als der Ozean.


    Gesetze oder Gesetzesvorschläge zu erlassen, das liegt noch nicht in den Aufgaben eines Quaestors, Seius Ravilla. Als Quaestor bist du noch nicht Mitglied des Senats und kannst daher selbst noch keine Vorschläge machen, da du noch kein Rederecht hast. Es müsste sich also immer jemand finden, der deine Vorschläge übernimmt und sie entweder selbst, oder in deinem Namen in den Senat trägt. Natürlich steht dir dieser Weg offen, aber meistens warten die Kandidaten damit, bis sie selbst Senatoren sind.

    Naja, das war nun eher eine Standardantwort des Seius. Trotzdem war sie nicht falsch und schien auch nicht geheuchelt.


    Es könnte gut sein, dass ich meinem künftigen Quaestor Principis einige Aufgaben in Bezug auf die Münzreform übertragen möchte. Ausserdem steht wieder einmal eine Prüfung der Listen der ritterlichen und senatorischen Gentes an. Bedarf es irgendwelcher Standeserhebungen ganzer Gentes, kann man vielleicht sogar eine Gens von den Plebejern zu den niedrigeren Patriziern erheben?

    Auch die Ehrung des Purgitius Macer mit seiner Aufnahme in das Ulpianum wurde bislang noch nicht vollzogen. Auch dies könnte ein Quaestor Principis vielleicht an sich nehmen und organisieren.

    Die längst fällige offizielle Eröffnung des neuen Aquäduktes wird wohl der Curator Aquarum selbst planen wollen, sobald er sein Amt als Praetor niedergelegt hat.

    Der Kaiser nahm die Korrektur innerlich amüsiert zur Kenntnis. Äusserlich liess er sich jedoch nichts anmerken und nickte bloss freundlich. Es war ja nicht seine Absicht gewesen den Gast zu verletzen oder beleidigen, sondern ihm ein Kompliment zu machen.


    "Es freut mich sehr, dass du deine Karriere im Cursus Honorum fortsetzen möchtest. Wie ich auch von meinem Sohn erfahren habe, hast du dich in Germania wirklich gut geschlagen. Sollte der Senat dich als geeignet ansehen, die Position als Quaestor Principis zu übernehmen, so sehe ich keinen Grund, dich abzulehnen. Arbeit gibt es genug, denn die Münzreform des Aemilius Secundus wird uns noch lange beschäftigen, selbst wenn er selbst dann bereits einen Schritt weiter sein wird."

    Der Kaiser hatte eigentlich keine Fragen. Er beschäftigte sich nur selten mit den Dingen, welche senatorische Tribune in ihrer Militärzeit taten und hatte eigentlich auch im Sinn, dies weiterhin so zu handhaben. Was ihn viel mehr interessiert war, ob der junge Ravilla nun mit dem Cursus Honorum weiterfahren wollte oder nicht.


    "Danke Seius Ravilla, ich habe keine Fragen zu deiner Zeit in Germania. Wie ich sehen kann, hat sie dich neben den militärischen Aufgaben auch gelehrt, die römischen Tugenden mit etwas weniger Verachtung zu betrachten. Wie gedenkst du denn nun, deine Karriere fortzusetzen?"

    "Du darfst mir gerne Kopien deiner Bücher privat zukommen lassen, so du denkst, dass sie mir Freude bereiten könnten. Was Venus angeht, so verweise ich dich wie gesagt an deinen Patron."


    Damit war in den Augen des Kaisers genug gesagt. Obwohl er sehr wohl verstand, dass die Komplimente zu seiner Arbeit ernst gemeint waren, wollte er darüber nicht sprechen.