# # # Garten der Villa Flavia | Ein paar Tage nach dem Vorfall in Antium # # #
Lyciscus hatte auf der Nordwind die ganze fahrt über bis nach Rom, weiterhin das Meer betrachtet, während seine Gedanken stets bei der Aurelia und Mara waren, denn er hoffte das die Griechin seine Herrin noch umstimmen könnte. Das er die beiden Frauen nicht zu Gesicht bekam, störte den Thraker nicht sonderlich, er hatte Mara versprochen geduldig zu bleiben, und daran hielt er sich auch. Selbst nachdem sie rasch in den Reisewagen verschwanden, blieb Lyciscus geduldig und folgte den gesamten Weg bis nach Rom eher unauffällig.
In der Villa Flavia war es nicht viel anders, denn der Thraker sah die beiden Frauen nie, doch auch hier versuchte er sich in Geduld zu üben. Was ihn ein wenig verwirrte, war die Tatsache das er weder Azita noch den Verwalter in der Villa zu sehen bekam, eigentlich müssten sie doch schon lange vor ihnen angekommen sein, jedoch beschäftigte er sich nicht sehr lange mit diesem Gedanken, denn in seinem Kopf kreiste ein viel wichtigeres Problem. Die Tage vergingen langsam, Lyciscus konnte sich nicht wirklich konzentrieren, sei es beim Training am Trainingsplatz hinter der Villa, oder bei manchen arbeiten die er in der Villa verrichtete. Hier und da half er anderen Sklaven bei der Arbeit, und versuchte hier und da ein Gespräch zu starten, aber selbst hier konnte er nicht lange durchhalten, denn er wurde dann doch etwas ungeduldig, oder war es reine neugier?
Mittlerweile waren gut zwei Tage vergangen, und es kam dem Thraker vor wie eine Ewigkeit, wie sollte er das bloß für mehrere Wochen aushalten, das wäre schlicht unmöglich. Während er in seiner Kammer ein wenig sauber machte, und einige Dinge in seiner Truhe verstaute, kam auch schon ein kleiner Sklavenjunge angerannt, und blieb etwas keuchend in der Kammer des Leibwächter stehen. Lyciscus blickte zu ihm, und erkannte sofort, das es sich um den Sklavenjungen vom Marktplatz handelte, der ihm damals den Becher Wasser gebracht hatte, sofort ergriff der Thraker selbst einen Krug Wasser und füllte einen Becher damit, und überreichte diesen an den Jungen, dabei lächelte er ihn freundlich zu. Nachdem der Sklavenjunge den Becher ausgetrunken hatte, und sein keuchen ein Ende fand, erklärte er dem Thraker, das seine Herrin ihn riefen ließ, und wo sie sich befand, bevor er wieder aus der Kammer rannte.
Nun begann Lyciscus etwas Nervös zu werden, innerlich verspürte er Freude und auch Angst, sein Herz schlug schnell, und seine Hände begannen leicht zu schwitzen. Langsam machte sich der Thraker auf den Weg zur besagten Stelle, um sich seiner Herrin zu stellen, dennoch wusste er nicht was ihm erwarten würde, Vergebung oder Verderben? Im Garten angekommen, fühlte er sich, als wäre es der erste Tag gewesen, als er hier ankam. Die Aurelia lag seelenruhig auf der Kline, mit dem Rücken zu ihm gedreht, selbst das hauchdünne Kleid das sie damals trug, schmiegte sich wieder an ihren Körper. Die Sonne schien herab und die Vögel umkreisten den Himmel, während ein leichter Wind auf der Haut zu verspüren war. Schon damals war er hier her zurückgekehrt, doch damals wusste er nicht ganz genau warum, er hatte vermutet das es einerseits daran lag, das er in seiner Heimat niemanden mehr hatte, und natürlich war die Aurelia mit Sicherheit auch ein Grund dafür, die ihn einfach nur verzauberte. Heute war es anders, er wusste warum er hier stand, warum sein Herz in hohem takt schlug, warum er ihre kleinen zarten Füße eher als Süß empfand, und viel weniger die äußere Schale als begehrenswert empfand, als den inneren Kern der Aurelia. Natürlich war es immer noch ein Genuss für sein Auge, seine Herrin zu sehen, ihre Schönheit war weiterhin unübertroffen geblieben, hinzu kam aber, das mittlerweile auch ihr Herz unübertroffen war.
Es waren einige Unterschiede zum ersten Tag vorhanden, damals war Lyciscus völlig schmutzig hier gelandet, und das halb Nackt, hier und jetzt war er sauber, trug eine Braune Tunika, und man sah ihm nicht sofort an, das er ein Sklave war. Das alles hatte er einzig und allein seiner Herrin zu verdanken, die sich um ihn äußerst fürsorglich kümmerte, und das bereits seit dem ersten Tag. Und so bewegte sich der Thraker weiter nach vorne, ohne seine Augen von der Aurelia zu entfernen, dabei musterte er sie natürlich wieder, und bewunderte natürlich auch ihre Körperformen, die durch das Kleid gut sichtbar waren. Lyciscus setzte sich auf den Sessel, der bereit stand und blickte zugleich auf den Tisch, während er über die Nahrung nur flüchtig drüber sah, fiel ihm sofort der Lorbeerkranz auf, den er zugleich in die Hand nahm. Die Aurelia hatte also nochmal einen gefertigt, diesmal hatte sie ihn sogar komplett fertig gemacht, und das Herz des Thrakers schlug noch schneller. Hatte es Mara geschafft? Würde seine Herrin ihm Vergeben? Würde man einfach nochmal von vorne beginnen?
Lyciscus ließ den Lorbeerkranz durch seine Finger gleiten, und während er diesen betrachtete, fragte er sich, wie er nur daran denken konnte, die Aurelia zu verlassen. Ja der Leibwächter hatte es als einzige Möglichkeit gesehen, um den ganzen zu entkommen, denn es hatte sich doch einiges verändert, doch seine Herrin gab ihm vielleicht eine weitere Chance, die er nutzen sollte, auch wenn er wusste, das es wohl keine Zukunft gab, die er sich tief im inneren wünschte. Der Thraker legte den Lorbeerkranz wieder auf den Tisch, und erhob sich, schritt langsam bis zur Kline vor, und blickte auf die Aurelia herab. Scheinbar schlief diese, und Lyciscus konnte es sich nicht verkneifen, wiedereinmal äußerst zärtlich eine Haarsträhne von ihrer Wange hinter ihr Ohr gleiten zu lassen. Während er das tat und seine Herrin betrachtete, huschte ihm ein liebevolles Lächeln über die Lippen, und er begann sanft in das Ohr der Aurelia zu flüstern. "Domina... Du hast mich rufen lassen..." doch eine wirkliche Reaktion konnte der Thraker nicht feststellen. Nun, er hatte schon recht lange gewartet, also konnte er mit Sicherheit noch genügend Geduld aufbringen, bis die Herrin aufwachen würde. Und so setzte er sich wieder, während er sich einen Becher mit Wasser auffüllte, und immer wieder daran nippte. Dabei betrachtete er ausschließlich die Aurelia, denn er hoffte wiedermal, das er bald ihre wundervollen Blauen Augen zu Gesicht bekommen würde, und das diese vielleicht sogar mit der gleichen Freude funkelten, wie die des Thrakers.