Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    Die Wochen bis anfang Juli sind vollgestopft mit allem Möglichen und raus möchte man bei dem schönen Wetter ja auch. Ich werde am Wochenende versuchen, wenigstens die offenen Aufgaben zu erledigen und die Schreibschulden abzuarbeiten.

    Der Decurio hatte es scheinbar eilig. Scato, der das Reiten nicht gewohnt war, hatte ziemlich zu tun. Sein Pferd folgte den anderen automatisch, aber ihn selbst strengte die ungewohnte Art der Belastung schon nach kurzer Zeit an. Nachdem er sich einigermaßen damit arrangiert hatte, drifteten seine Gedanken durch die Gegend.


    An der Front würde er Erfahrung sammeln und vielleicht konnte er in ein paar Jahren damit dann doch noch seinen Medicus machen. Zwar nannte ihn auch jetzt schon jeder so, aber genau genommen war er kein Arzt, sondern hatte immer noch die medizinische Qualifikation eines Miles Medicus, nur, dass er nun den Hut über das Lazarett aufhatte und alles organisieren durfte. Dass er seine Kompetenzen nun würde erweitern können, war gut für seine Karriere. Beim weiteren Nachdenken, erkannte er das moralisches Dilemma. Sich auf die zusätzlichen Erfahrungen zu freuen, hieß, sich auf Verletzte zu freuen.


    Er verbot sich jede weitere Emotion, beließ es bei rein organisatorischen Überlegungen, und konzentrierte sich ansonsten auf den Ritt. Lurco hingegen strahlte noch immer. Was war es, worauf er sich so freute? Er konnte Rom nicht mehr sehen mit seinen Fallstricken, doch was erhoffte er sich von Germania? Und waren diese Hoffnungen realistisch?


    Bei der nächsten Rast würde Scato ihn fragen.

    "ROMA VICTRIX", schrie auch Scato, der nach wie vor deprimierte, weil er ihre Oase in der Casa Leonis so wie alles Vertraute zurück lassen musste. Gerade war die Exedra fertig renoviert worden, damit sie auch bei Regen im Garten sitzen konnten, und nun würde sie erneut im Laufe fortschreitender Zeit unter Staub und Verfall versinken.


    Doch hätte er eine Wahl gehabt, so wäre sie nicht anders ausgefallen. Nicht, wenn dies auch Lurcos Weg war und dieser strahlte mit der aufgehenden Sonne um die Wette. So setzte Scato ein entspanntes Gesicht auf, das keine Rückschlüsse auf sein tatsächliches Empfinden zuließ und wenn es sich ergab, auch ein Lächeln. Da er Arzt war, nahm er sich die Marotte des freundlichen Auftretens auch umgeben von den finstersten Gestalten des Imperiums heraus.

    Da er niemanden vorfand und so sensible Akten auch nicht einfach auf den Arbeitstisch legen konnte, nahm er die Unterlagen wieder mit. Scato spürte eine gewisse Frustration. Der Fall würde trotz der Brisanz im Archiv verrotten, so wie alle anderen, während Onkel Ravilla als Tresvir capitales sich um nichts hatte kümmern dürfen. Ihn selbst brauchte das von der Sache her nicht länger zu kümmern und der Onkel schien es mit Humor zu nehmen, doch als gerechtigkeitsliebender Mensch ärgerte Scato sich trotzdem irgendwo.

    "Ich weiß nicht, ob es ausgerechnet Mars war. Aber einer der Götter wird sicher seine Finger im Spiel haben. Nein, ich hätte nie damit gerechnet, zu den Prätorianern versetzt zu werden, und eigentlich hatte ich das auch nie gewollt. Mir gefiel es gut bei den Urbaniciani. Aber auch die Schwarzröcke bedürfen guter medizinischer Betreuung und Patient ist Patient." Von seinem blonden Hengst aus schaute Scato zu einem sehr fröhlichen Lurco hinab, der zu Fuß neben ihm stand. Sie beide waren von zwei Turmae umgeben und der entsprechenden Anzahl Reiter und Pferde. Scato blinzelte Lurco mit beiden Augen zu. "Hast du nicht etwas vergessen?"

    << ~ Hortus ~ | Abschied von der Casa Leonis


    Scato sah kaum besser aus als die beiden anderen Optiones, allerdings aus anderen Gründen. Sein von Natur aus nervöses Wesen hatte ihm wegen der Abreise in dieser Nacht kaum Schlaf finden lassen. Entsprechend verglubscht saß er nun auf seinem Lichtfuchs. Die Männer der beiden Turmae kannte er flüchtig vom Sehen her oder als Patienten, doch als Menschen waren sie ihm allesamt fremd.


    Er hatte gestern noch seine Angelegenheiten im Valetudinarium geregelt, noch einmal nach den Patienten gesehen, die Mitarbeiter instruiert und sich von Sextus verabschiedet. Die Dinge würden ihren Lauf nehmen, das waren gute Männer im Krankenhaus, alles würde funktionieren. Trotzdem machte Scato als Leiter der Einrichtung sich natürlich seine Gedanken.


    Der Decurio rief die beiden anderen Optiones zu sich und befahl den Abmarsch. Der Mann wirkte grimmig, doch das musste nichts heißen, er selbst wurde auch geplagt von seinen Launen. Dabei aß er inzwischen schon überhaupt kein Fleisch mehr und nichts Scharfes, um die Gelbgalle zurückzudrängen. Da er kein militärischer Befehlshaber war, hielt er sich bei der Reise eher im Hintergrund, eine steile Sorgenfalte zwischen den Brauen. Nebenbei schaute er, ob er Lurco irgendwo entdeckte.

    Sie verbrachten noch eine entspannte Zeit in ihrer neuen Exedra. Im Westen verdunkelte sich der Himmel bereits langsam zu Orange. Es rief die Uhr, sie hatten momentan keinen Urlaub und ihre tägliche Freizeit war äußerst begrenzt. Wenn Charislaus noch untersucht und gegebenenfalls behandelt werden sollte, konnte Scato nicht länger warten. So verabschiedete Scato sich für heute von Lurco und machte sich auf, um den störrischen Sklaven zu behandeln und ihn auch ordentlich dafür zusammenzustauchen, dass er sich nur wegen einem bisschen Stress nicht an die Anweisungen seines Herrn gehalten hatte. Weicheier mit tausend Ausreden konnte Scato vielleicht leiden.


    Nach der Behandlung würde er Charislaus Terpander überlassen, damit dieser ihn handfest bestrafte, kaum dass die Herren außer Haus waren und nicht mehr mitbekamen, was sich in den Mauern der Casa Leonis abspielte. Was auch immer mit dem kleinen braunen Dummkopf geschehen mochte, es würde weder Scatos noch Lurcos Schuld sein, nicht einmal die des guten Terpander, sondern allein die von Charislaus selbst.

    << RE: [Officium] Praefectus Praetorio - Caius Heius Vibulanus (NSC)


    Die dienstlichen Angelegenheiten waren erledigt. Scato hatte seine Ausrüstung entgegengenommen und ihm war ein Pferd ausgesucht worden, ein Lichtfuchs mit dem sinnigen Namen Lux. Alles, was er an Ausrüstung gestellt bekam, die Schutzausrüstung ebenso wie einiges medizinisches Material für unterwegs, würde er mitnehmen und alles lag in seiner Unterkunft bereit. So konnte es morgen in aller Frühe losgehen. Nun schnürte er sich noch ein kleines privates Päckchen. Seine Schriftrollen mussten ebenso mit. Etwas mürrisch betrachtete er die neue Exedra, wandte sich aber bald ab. Er informierte die Sklaven in beiden Häusern und sah nach seinen Vögeln, ehe er zurück in die Castra Praetoria ging, um seine letzte Nacht in Roma zu verbringen.


    RE: [Porta Praetoria] Haupttor (Vor dem Betreten des Lagers hier melden!) >>

    Scato hingegen zeigte sich wenig erfreut, Rom verlassen zu müssen. Zwar reizte ihn die Aussicht, mal die Errichtung und Organisation eines Feldlazaretts zu erleben, aber er die Aussicht, dies unter den Augen des Caesars zu tun, schüchterte ihn ein. Zudem hatte er hier sein vertrautes Valetudinarium, seinen Bruder und seine Freunde, die Casa Leonis mit all den Tieren und dem Kräutergarten. Nun stand er vor der Wahl, Terpander zur Aufsicht über alles zurückzulassen und in Germania auf die Dienste seines Sklaven zu verzichten, oder ihn mitzunehmen und dem faulen Unauris alles zu überlassen. Andererseits hatte er auch in Germania einen Bruder und es gab noch die Sklaven aus der Domus Iunia. Er würde einen von jenen für die Pflege der Pflanzen und Tiere abstellen. Ohne Sklave wollte er nicht reisen.


    "Danke ebenso, Praefectus. Vale." Er salutierte und trat weg.


    Draußen konnte er Lurco auf den ersten Blick nirgends sehen. Sicher bereitete er alles für die Abreise vor. Scato nahm an, dass ihnen der Rest des Tages dazu zur Verfügung stand, so konnte er noch bei der Domus Iunia und der Casa Leonis vorbeischauen und alles organisieren.


    ~ Hortus ~ | Abschied von der Casa Lenonis >>

    Im Hintergrund hielt sich Scato. Ihm gegenüber fiel der Abschiedsschmerz geringer aus, denn als er Optio valetudinarii wurde und ins Lazarett gewechselt war, hatte er seine Einheit bereits verlassen. Man kannte einander, man traf einander und behielt die Freundschaft bei, doch hatte sich inzwischen an die Entzweiung gewöhnt. Es würde sich kaum etwas ändern, wenn Scato zu den Prätorianern wechselte, denn Urbaner und Prätorianer teilten sich das Lazarett.


    Wirklich vergnügt schien dafür Onkel Stilo, der im Dienst Optio Seius hieß. Vor lauter Freude verdarb er allen das Abendbrot. "Prätorianerwürste", urteilte Scato, als er das schwarze Unheil auf dem Teller sah. "Wie aufmerksam! Guten Abend, Cornicularius und Optio. Salvete, Milites."

    Mit einem Stapel Wachstafeln, die er als Sichtschutz in einen Sack gesteckt hatte (falls sie ihm herunterfallen und breitfliegen würden), betrat Scato das Vorzimmer. "Salve?" Er sah sich um. Der Cornicularius weilte nicht mehr unter ihnen, eine Geschichte, von der niemand Genaueres wusste. Plötzlich hieß es einfach, Octavius Frugi sei tot. Ob es bereits eine Vertretung gab, war Scato nicht bekannt. Aber irgendwie mussten diese Unterlagen so oder so zum Praefectus Urbi gelangen.

    Bevor Scato seinen Dienst bei den Cohortes Praetoriae antrat, wollte er seine Angelegenheiten in Ordnung bringen. Mit Schaudern stellte er fest, dass er versäumt hatte, einen Obduktionsbericht ins Archiv der Fallakten zu überführen, der an Bedeutsamkeit kaum zu übertreffen gewesen wäre. Natürlich war der Bericht längst verfasst worden, nur befand er sich noch nicht dort, wo er sein sollte. Damals war er sogar noch Miles Medicus gewesen.

    OBDUKTIONSBERICHT- VESTALIS MAXIMA DECIMA MESSALINA

    Link zur Obduktion: RE: [Casa Mamilla] Was später geschah

    Link zur Befragung der Zeugin Herminia Tarpa: RE: [Casa Mamilla] Was später geschah


    TEIL I - MITWIRKENDE



    Das Ausfüllen des Vorberichts wäre die Aufgabe von Titus Octavius Frugi gewesen, der nach seinem Tod jedoch nicht mehr darum gebeten werden konnte, dieser Aufgabe nachzukommen. Zum Glück hatte Scato in weiser Voraussicht alle relevanten Fragen selbst gestellt, so dass er den Vorbericht zufriedenstellend ausfüllen konnte.


    TEIL II - VORBERICHT DER ERMITTLER


    Ermittler: ausgefüllt durch Sisenna Iunius Scato in eigener Befragung


    Zeugin: Aeditua Herminia Tarpa


    Fremdbeteiligung:

    • Die Patientin wurde am Eingang des Mercatus Urbis unter den Augen der Öffentlichkeit ermordet. An ihrer Seite befand sich die Virgo Valeria, die Schülerin der Maxima, welche die Ereignisse bezeugen kann. Vor ihr schritt nach alter Sitte der Liktor Lucceius Aterianus.
    • Aeditua Herminia Tarpa kam mit vier Sklaven und trugen die Tote mithilfe einer Sänfte in die casa Mamilla. Die Hausherrin Sentia Tigellina hat früher schon todkranke Vestalinnen gepflegt. Unter Anleitung von Tigellina haben die Sklavinnen die Tote gewaschen, gesalbt, neu eingekleidet und aufgebahrt.
    • Niemand hat versucht, ihr Leben zu retten, weil es sehr schnell ging. Die Zeugin vermutet in Mangel anatomischer Kenntnisse irrtümlich einen "Stich in den Nacken", dem jedoch die Lage der Wunde und der massive Blutverlust widersprechen.


    Unmittelbares Umfeld:

    • Analyse des Umfeldes entfällt, da die Patientin vom Tatort fortgebracht wurde. Die alten Kleider wurden verbrannt oder veggeworfen, so dass keine Analyse möglich ist.


    Hintergründe

    • Der Zeugin sind keine Grundleiden der Patientin bekannt.



    TEIL III - OBDUKTIONSPROTOKOLL


    Äußere Besichtigung:

    • Die Patientin wurde für die Obduktion vollständig entkleidet. Ihre Würde wurde so gut wie möglich gewahrt, jedoch genoss die Aufklärung des Verbrechens Priorität.
    • Der Zustand der Zähne lässt auf ein Alter von etwa 30-34 Jahren schließen. Die Patientin ist von mittlerer Körpergröße und schlanker Gestalt.
    • Wahrnehmbare Todeszeichen: Atemstillstand, kein wahnehmbarer Puls, Abkühlung der Haut, Blässe. Beginnende Leichenstarre am Kiefergelenk und den oberen Extremitäten, Leichenflecken (noch wegdrückbar). Der Tod liegt noch keine 24 Stunden zurück.
    • Keine Verwesungszeichen
    • Ovale Stichverletzung mit scharf abgegrenzten, glatten Wundrändern. Wunde liegt am Rücken zwischen Wirbelsäule und rechtem Schulterblatt, der Wundkanal verläuft von hinten oben in einem Winkel von 45° schräg nach vorne unten. Perforation des rechten Lungenflügels, der kollabiert ist. Mindestens ein großes herznahes Blutgefäß wurde perforiert.
    • jungfräulich


    Pathologisch-anatomische Diagnose:

    • Keine Spuren eines Abwehrkampfes. Der Tod durch inneres Verbluten trat wenige Augenblicke nach dem Zufügen der Verletzung ein.


    Beurteilung:

    • Die Vestalis Maxima wurde ermordet.
    • Die Tatwaffe war anhand der Wundöffnung und des Wundkanals ein Messer oder Dolch.
    • Mutmaßliche Mörderin ist nach den Schilderungen die unbekannte Christin.

    "Stilo kommt immer sofort an, wenn er gute Gelegenheiten wittert. Das betrifft nicht nur Bratwürste. Umbrenus Cimber hat ihm schon wer weiß wie viele Pferde geschenkt. Keine Klepper, richtig gute Tiere! Topas war damals der jahrgangsbeste Hengst und Onyx ist eine Augenweide, ein komplett schwarzer Rappe, kein sichtbares Braun irgendwo. Ich würde mich schämen für so viele wertvolle Geschenke, aber nicht mein Onkel! Der nimmt die alle freudig an und lädt Cimber zum Ausgleich mal zum Grillen ein oder so. Das steht doch in keinem Verhältnis.


    Perlhühner? Das sind sehr liebenswerte runde Hühnchen, aber wie kommst du denn darauf? Vertragen die sich mit meinen Purpurhühnern?" So plaudernd machten sie sich auf den Weg zum Schwarzen Brett.


    RE: CU Bekanntmachungen >>