Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    Das Marschieren war in der Form zunächst nichts, was sie nicht gewohnt wären. Als der Optio strauchelte, griff Scato ihm von hinten fest in die Tunika, doch Octavius Frugi fing sich gleich wieder selbst, sodass Scato loslassen konnte. Er hoffte, man würde seine Dienste als Miles Medicus nicht hier brauchen, doch wenn ja, wäre er da.


    Weiter ging es im Gleichschritt, die Blicke starr nach vorn. Als Tiro hatte Scato dazu geneigt, sich immer wieder nach dem Ausbilder umzusehen, doch inzwischen war er lange genug dabei, sich auf sein Gehör zu verlassen.

    "Um sicherzugehen, schaue ich trotzdem noch mal in seinem Rachen nach."


    Er überstreckte den Hals des Toten, indem er den Leichnam ein Stück über die Bettkante zog, so dass der Kopf anfing, herunter zu hängen, Scato nahm einen Spreizer und führte ihn in den Rachen ein. Nachdem er freie Sicht hatte, griff er die lange Pinzette und führte sie ein. Tastend untersuchte er damit die gespreizte Speiseröhre und die Atemwege. Am Ende zog er die Instrumente wieder heraus, legte sie auf das Tablett und platzierte den Toten wieder in normaler Haltung.


    "Da ist nichts weiter zu finden. Wie es aussieht, ist er tatsächlich an diesem Püppchen erstickt! Das kann alles Mögliche heißen." Scato hob in einer hilflosen Geste die Hände. "Meine Kompetenzen enden hier.


    Mein Vorschlag: Gleicht die Beschreibung des Toten mit den aktuellen Vermisstenfällen ab. Wenn sich nichts ergibt, bereitet eine Öffentlichkeitsfahndung vor.


    Ich lasse in der Zwischenzeit eine Zeichnung vom Gesicht des Toten anfertigen. Ebenso erstelle ich einen Gipsabdruck, damit ihr nach Zeugen suchen könnt, die den Toten auch in Zukunft noch sicher identifizieren können, ohne ihn sehen zu müssen. Der Körper wird sich bald schon so verändern, dass man die einstige Person nicht mehr ohne weiteres erkennen kann, zudem verkraftet nicht jeder Zivilist den Anblick, doch bei einer Totenmaske sieht das schon anders aus. Die packen wir in die Asservatenkammer, zusammen mit einer Haarsträhne.


    Ihr beide sorgt dafür, dass Kopien der Zeichnung an die Öffentlichkeit kommen und befragt die Zeugen mithilfe der Gipsmaske und der Haarsträhne. Wir müssen herausfinden, wer der Tote ist. Wenn wir die Identität des Toten kennen, dann wird es auch leichter sein, das Verbrechen in einen Zusammenhang zu stellen."

    Die Autopsie

    "Ach, Pullus. Die Toten sind harmlos. Die Lebenden sind es, die du fürchten musst. Als Urbaner solltest du das wissen. Es gibt nichts so entspannendes wie eine Leichenschau, denn dann ist der Kampf um den Patienten vorbei. Verloren, aber vorbei."


    Er bedachte den Kameraden mit einem Blick, der diesen beruhigen sollte, war sich allerdings bewusst, dass es nicht zu seinen Talenten gehörte, eine positive Wirkung auf seine Mitmenschen zu haben. Scato lockerte seine Finger und trat dann an den Leichnam heran.


    "Ich habe schon immer mal einen sezieren wollen", flüsterte Scato fast lautlos. "Mal schauen, wie sie innen gebaut sind, wie alles miteinander funktioniert. Aber es ist verboten beim Bürger ... vielleicht mal falls im Carcer ... ihr wisst schon. Um etwas zu reparieren, muss man wissen, was überhaupt kaputt ist! Lasst es mich wissen, wenn sich mal eine passende Gelegenheit ergibt."


    Er warf ihnen einen verschwörerischen Blick zu, dann widmete er sich der Leiche. Sein Blick veränderte sich.


    "Kommen wir zur Autopsie. Ich bitte euch daran zu denken, dass wir hier einen toten Menschen liegen haben, der Verwandte hat, die ihn lieben, die um ihn weinen. Hier spielte sich augenscheinlich ein Verbrechen ab. Ich möchte, dass die Würde des Toten so gut als möglich gewahrt wird. Kein Lachen und kein Grinsen jetzt mehr. Zeit, den Stress abzubauen, ist später, nicht jetzt. Pullus, bitte öffne das Fenster und hol etwas Weihrauch, den du verbrennst."


    Er wartete, bis Pullus so weit war, dann fuhr er fort.


    "Der Dinge Schein ist nicht der Dinge Wesen! Wir sehen, dass das Opfer männlich ist, weiße Hautfarbe. Für so eine große Verletzung ist hier erstaunlich wenig Blut zu sehen, der Leichnam ist regelrecht sauber. Der Bauch wirkt geschwollen - ob aus Leibesfülle heraus oder aufgrund krankhafter Ursachen, kann ich nicht sagen. Dafür müsste ich hineinschauen dürfen. Bart und Körperhaar sind sauber entfernt, was mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf einen höheren gesellschaftlichen Status verweist. Die Nägel sind ebenfalls sehr gepflegt, anhand der blassen Spuren um die Finger zu erahnen war er Ringträger.


    Eine Autopsie ist hier angeraten, weil vermutlich ein Mord vorliegt.


    Wir stellen zunächst fest, dass der Mann tatsächlich tot ist. Das haben andere vor mir schon getan, aber ich bestätige es hiermit. Neben der durchtrennten Kehle und der Blässe, die auf hohen Blutverlust hindeutet, gibt es weitere Todesanzeichen. Der Mann fühlt sich sehr kalt an. Die Vitalfunktionen sind erloschen, keine Atmung ist zu verzeichnen, kein Herzschlag. Ihr habt ihn herumgetragen, doch man sieht, dass sich das Restblut im Rücken sammelt. Totenflecken sind die Folge, allerdings nicht so ausgeprägt, wie wenn es wärmer wäre. Die Leichenstarre löst sich schon wieder."


    Scato ruckelte an den Gliedmaßen und versuchte, die Ellbogen und Finger zu biegen, doch nicht kraftvoll. Trotz seines Interesses ging er so respektvoll wie möglich mit dem Toten um.


    "Jap. Der Mann ist seit ein bis zwei Tagen tot. Leichengeruch ist festzustellen, aber noch kein Verwesungsgeruch, was dem kühlen Wetter geschuldet ist. Er wurde dem Stadium der Starre nach zu urteilen gestern oder vorgestern ermordet. Je nachdem, wann du am Tatort warst, kannst du das vielleicht noch präzisieren, Lurco.


    Kommen wir zum augenfälligsten, zum Kehlenschnitt. Mich macht stutzig, dass wir hier keine blutigen Ränder sehen. Normalerweise ist so ein tiefer Schnitt eine elende Sauerei, der ganze Mensch ist voller Blut und die Wundränder sind ebenfalls blutverkrustet, aber ich habe eine Vermutung."


    Scato zog die Lider ein Stück auf.


    "Die Augen sind gebrochen, ihr seht - da ist nicht das berüchtigte Starren zu finden, was viele bei einem Toten vermuten. Das ist Unsinn. Hier starrt überhaupt niemand mehr, die Lider hängen vollkommen schlaff, genau wie auch die Augäpfel selbst erschlaffen. Sie wirken eingefallen und vertrocknet. Da, seht ihr? Die Augäpfel befinden sich im Stadium fortgeschrittener Verfärbung, sie sind bräunlich. Der Mann ist, wie ich bereits sagte, mindestens 24 Stunden tot.


    Aber wir sehen noch etwas. Die Adern in den Augen sind geplatzt, starke Netzhauteinblutungen sind zu verzeichnen. Und das ist des Rätsels Lösung. Dieser Mann wurde nicht durch den Schnitt in der Kehle getötet, wie es zunächst scheint - sondern er wurde erstickt! Er blutete erst im Anschluss vollkommen sauber aus, weshalb er auch nicht von oben bis unten mit Blut beschmiert ist, sondern recht sauber wirkt."


    Er ließ die Lider los und untersuchte den Toten weiter.


    "Ich sehe keine Würgemale am Hals und keine Abwehrspuren. Hier fand kein Kampf statt, womöglich wurde das Opfer sediert und erstickte am Versagen der Lungenmuskulatur. Ich vermute aufgrund der Stärke der Einblutung jedoch eher etwas anderes: Es steckt was in seinem Rachen, hat er etwas verschluckt. Ein Stein, eine Nuss ... etwas derartiges vielleicht. Reich mir mal die lange Pinzette da, Lurco. Entscheidend ist für den Fall zu wissen, dass der Schnitt durch die Kehle nicht Todesursache gewesen ist - er ist erst nach dem Tod erfolgt! Warum? Das kann man nur spekulieren."

    Na also, das Ungetüm in Menschengestalt war gebändigt. Scato holte sich seine Tabula zurück. Er räusperte sich und zog wichtig die Brauen in die Höhe. Dann verlas er laut den Namen und Inhalt der nächsten Verhandlung.


    Ein Veteran namens Gnaeus Granius Frontinus war aufgrund einer Kriegsverletzung (er hatte durch einen Schwertstreich seine halbe rechte Hand eingebüßt und besaß dort nur noch Daumen und Zeigefinger) dienstunfähig geworden. Der Mann kam mit dem zivilen Leben so wenig zurecht wie mit den psychischen Folgen seiner Verletzung, vertrank zurzeit das Geld seiner Abfindung und hatte sich im entsprechenden Zustand an den essbaren Opfergaben eines Tempels bedient und diese vor Ort verzehrt, was auf den Unwillen der dortigen Priesterschaft gestoßen war, die entsprechend Anklage erhob. Jetzt wirkte Frontinus müde und mürrisch, aber nicht aggressiv. Die Arme hielt er verschränkt, um seine Verstümmelung zu verbergen.


    Nachdem er die Tabula wieder gesenkt hatte, las Scato in Ramnus´ Gesicht tiefes Mitgefühl, das wohl eher dem Hunger des Mannes als dessen vernarbter Verletzung galt.

    Es gab Zeiten, da liebte Scato Krach. Er hatte schon immer mal das Horn eines Cornicen ausprobieren wollen und sich eins geborgt. Er war schon mit dem Fuß herumgeschwenkt, um dem Befehl nachzukommen, da riss Lurco ihn aus seinem Trachten. Es wäre wohl ein ungutes Zeichen für Lurcos gesundheitlichen Zustand gewesen, hätte er einmal keine Anmerkung. Scatos Mundwinkel verkrampften, als er ein Grinsen unterdrückte. Der Lurco. Aber seine Ideen besaßen immer Hand und Fuß. Scato schulterte das Horn etwas bequemer und wartete.

    "Jawohl, Praefectus", gab Scato deutlich, aber etwas kleinlaut zurück.


    Vor dem Praefectus, der sich trotz Alter und Gebrechen bei ihnen zeigte und mit ihnen trainierte, empfand er höchsten Respekt. Guuut, Scato hätte nicht alle Tuniken bei der Arbeit einsauen müssen ... eine Fleckenlose für den Dienst außerhalb des Valetudinariums und für die Freizeit hätte er sich aufsparen können und sollen und wäre generell nicht schlecht. Aber da half nur, eine neue zu kaufen.


    Was die Prätorianer betraf, so hatte Scato noch nie den Bedarf verspürt, sich ihnen anzuschließen und stellte sich den Dienst als Palastwache und Leibgarde irgendwelcher Politiker eintönig ohne Ende vor. Sein Leben gehörte den CU und das aus ganzem Herzen.

    Bei mir ist aus beruflichen Gründen die nächste Zeit mit geringerer RPG-Aktivität als sonst zu rechnen.


    Wie lange "die nächste Zeit" sein wird, vermag ich nicht zu sagen. Ich bin dennoch jeden Tag hier und beantworte Fragen oder helfe bei Problemen, nur das Rollenspiel muss leider etwas schleifen und die Postinglänge wird kürzer ausfallen. Falls jemand das Tempo unzumutbar findet, bitte kurz Bescheid geben, dann schreibe ich in den betreffenden Threads Scato heraus, damit ihr nicht warten müsst, sonst könnt ihr mich gern auch mitschleifen.


    Das gilt natürlich auch für die Zweit-IDs.

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    Auch Scato trudelte ein. Seine Fingernägel und Fingerspitzen waren dunkelgrün verfärbt, weil er zuvor einen mit einer Hautkrankheit befallenen Patienten mit einer starken Kräuterpaste behandelt hatte. Trotz Waschen war der Pflanzenfarbstoff nicht abgegangen, doch es würde wohl kaum jemanden stören. Auch Scatos Tunika war voller Flecken, die nicht mehr herausgingen, selbst wenn er sie regelmäßig wusch. Keine Schürze hielt Blut, Kräuterauszüge oder zerquetschte Beeren hundertprozentig ab.


    "Salve, Preafectus Urbi!", grüßte auch Scato und schlug sich mit der Faust aufs Herz.


    Lurco wurde mit einem kurzen Grinsen und einem ganz leisen "Na?" begrüßt, ehe Scato wieder nach vorn schaute.

    Scato wurde von Lurco aus seinen Gedanken gerissen. Er drehte den Kopf und lächelte ihn an. In seinem Blick lag das übliche Gemisch von zum Teil widersprüchlichen Emotionen, die in seinem Geist ein bisweilen unangenehmes Gemisch bildeten und ihn zu einem anstrengenden Zeitgenossen machten. Doch Lurco kannte ihn. Er konnte ihn lesen.


    "Ich denke zu viel Unsinn." Nachdem Lurco mit den Pferden fertig war, umarmte Scato ihn von hinten. Scato genoss Lurcos Körperwärme und seine Nähe, beides beruhigte ihn. Die Anspannung, jetzt wieder unter Leute zu müssen und ihre Zweisamkeit zu beenden, verringerte sich zugunsten der Freude darauf, Lurco ein weiteres "Versteck" zu zeigen. Scato liebte Höhlen und Grotten. Er küsste ihn auf den Hals, ehe er ihn freigab. "Ich kann die Zeit leider nicht anhalten. Du hast Recht, brechen wir auf."


    Scato schwang sich in den Sattel, prüfte von oben mit einem Rundumblick, ob sie nichts vergessen hatten, dann ging es los. Wo möglich, ritten sie nebeneinander, ansonsten gab er den Weg vor. Nach etwa einer Stunde war das Ziel in der Ferne zu sehen. Er nickte in Richtung eines Gebäudes, das genau an einer felsigen Steilklippe errichtet worden war.


    "Dort oben liegt unser Ziel. Das Ding ist noch nicht so alt, steht aber zur Zeit leer. Zumindest der untere Teil, keine Ahnung, ob oben jemand wohnt, aber das ist auch schnurz. Wir gehen nicht oben rein. Ich zeige dir den Teil, den man begehen kann. Den Sockel sozusagen."


    Die Pferde brachten sie bei einer Poststation unter, dann ging es zu Fuß weiter. Die Wanderung bei dem herrlichen Wetter war eine Wohltat für Scatos nervöse Seele. Mit Lurco gemeinsam durch die Landschaft zu streifen, ohne Verpflichtungen, ohne Sorgen, das war nicht nur Urlaub für den Körper. Da sie beide gut trainiert waren, stellte der Aufstieg kein Problem dar. Der Pfad verlief so, dass sie die Wasserfälle im Blick hatten, in deren Gischt sich das Licht als Regenbogen brach. Auch die Aussicht hinab ins Tal war atemberaubend, doch dann bog Scato in einen gemauerten Bogen unterhalb der Villa ein.


    Grotte unter der Villa


    Ihre schritte hallten von den Wänden wieder. Hier drin war es schattig und merklich kühler. Man sah nun, dass der Fluss genau unter der Villa entlang verlief, die Villa war darüber errichtet worden. Das Rauschen hallte in dem gemauerten Gewölbe. Scato drückte Lurcos Hand, als Ergriffenheit ihn übermannte, und ließ sie dann wieder los. Er stapfte runter zum Wasser, setzte sich ans Ufer und zog die Sandalen aus, um die Füße ins kalte Wasser zu hängen. Aufgrund der Feuchtigkeit wuchsen hier zahlreiche Farne, Moose und anderes Grün. Ein paar kleine Vögel schwirrten durch die Halle.


    "Hier habe ich schon einige Male gesessen und nachgedacht. Im Hochsommer ist diese Grotte ein schöner Rückzugsort. Falls es mit unserem Altersruhesitz in Achaia nicht klappt, könnten wir ja nach Tibur ziehen. Ist zwar eine Nobelecke, etliche Schnösel aus Rom verbringen hier ihren Sommer, aber vielleicht reicht die Kohle ja auch für uns. Ansonsten machen wir es uns in der Casa Leonis bequem, bis uns die Götter zu sich rufen."


    Er klopfte neben sich.


    "Ich finde, das ist ein guter Ort zum Denken. Vielleicht sollte ich ihn in Zukunft meiden. Aber vorher wollte ich ihn dir gezeigt haben."

    Salve Tutor,


    ich habe dich entfesselt und leite deine Schilderung mal an unsere Technikecke weiter. Das neue Forum funktioniert hier und da ein wenig anders als das alte, so dass es sein kann, dass nicht alles gleich so zu funktionieren scheint, wie man sich das wünscht. Bei Fragen oder Problemen, einfach fragen. :)


    Willkommen zurück!

    Ergänzung für den Stammbaum der Gens Iunia

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    Söhne des Titus Iunius Priscus

    • Sisenna Iunius Scato - Mutter ist: Seia Sanga (NSC)
    • Caius Iunius Caepio (NSC) - Mutter ist: Seia Sanga (NSC)

    Und ihr Halbbruder:

    • Iullus Seius Iunianus Fango - Mutter ist Iuniana Iotape (NSC)


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    Kinder des Marcus Iunius Varus (tot) und der Artoria Philoxena (NSC)

    • Titus Iunius Verax
    • Iunia Proxima

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