Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    Mordor steht mit großer Wahrscheinlichkeit für die Kriegsmaschinerie, die Orks für das, was der Krieg aus Menschen zu machen vermag. Man darf nicht vergessen, dass sie eigentlich gefolterte und traumatisierte Elben sind (weshalb mir die Kartoffelköpfe aus den Filmen nicht gefallen, mit den Ausnahmen von Lurtz und Azog, die dem nahe kommen, wie ich sie mir vorgestellt habe).


    Was die Adler betrifft:


    Die Adler sind Kreaturen von Manwë (Herr des Winds). Die Götter tragen bei Tolkien menschenähnliche Charakterzüge, verhalten sich launisch und aus Menschensicht nicht immer logisch und erst recht nicht immer gütig und gerecht, wie die Gottheiten irdischer Mythologien auch. Insofern könnte es auch einer Laune zugeschrieben werden, warum Manwë kein Bedürfnis verspürte, seine Adler zur Verfügung zu stellen, um den Ring zu vernichten.

    ... oder warum man Merry & Pippin nicht einfach wegließ. Die überflüssigsten Figuren ever. Warum die Adler nicht einfach den Ring von oben in den Vulkan warfen, erschließt sich mir auch nicht. :D Frei von Makeln ist nicht mal der Herr der Ringe.


    Ich liebe das Werk aufgrund seiner Erhabenheit und inhaltlichen Tiefe, weil mich der Weltenbau begeistert (Tolkien gilt als erster Weltenbastler), weil ich in der schönen Sprache schwelge und weil ich mich ganz hervorragend an Landschaftsbeschreibungen ergötzen kann.

    Der Herr der Ringe ist ein Werk, für das man sich Zeit nehmen muss, ebenso sollte man ausführliche Landschaftsbeschreibungen genießen können, sonst macht die Lektüre keinen Sinn. Die Sprache ist gerade in den düsteren Passagen unglaublich schön, Atmosphäre und Detailtiefe bleiben unerreicht. Mit actionreichen Pageturnern à la Dan Brown ist es freilich nicht zu vergleichen. Das ist eine andere Art Literatur.


    Die Filme verfälschen das Werk stärker, als es aufgrund des anderen Mediums sein müsste. Besonders die "lustigen" Splatterszenen sind mir sauer aufgestoßen, da im Buch die Gräuel des Krieges durchweg ernst behandelt werden. Auch Sauron als Taschenlampe war nicht das, was Tolkien beschrieb.

    Die Offenbarung ist in der Tat der einzige Abschnitt, den ich vollständig gelesen habe. :)


    Tolkien war übrigens frommer Christ, gerade im Silmarillion merkt man diese Einflüsse deutlich.


    Meine letzte Beschäftigung mit der Bibel resultierte aus der Reise des Protagonisten in "Dear Esther", die viele Andeutungen enthält (bereits im Titel), welche ich gern verstehen wollte, da mir das Spiel gut gefiel.

    Ich bleibe beim Versuch, die Bibel zu lesen, jedes Mal stecken, egal, ob ich vorn anfange oder irgendwo in der Mitte. Mit dem Koran geht es mir genau so. Dabei habe ich es aufrichtig versucht, da ich es für die Allgemeinbildung für wichtig hielt. Die Bhagavad Gita ist nach meinem Empfinden literarisch gefälliger:


    Und Arjuna sank leiderfüllt

    Auf seines Wagens Sitz zurück,

    Der Bogen glitt ihm aus der Hand,

    Und Gram umflorte seinen Blick.


    Ein Text von vollendeter Schönheit, der selbst in der Übersetzung erhalten blieb.

    Scato blinzelte zurück und erwiderte das sanfte Rempeln mit der Schulter.


    "Haben wir eigentlich Pflicht, genau hier zu stehen, auf dem Marsfeld, Lurcsi? Wir könnten uns einen Weg vor zum Tempel bahnen, dann sehen wir das Opfer besser."


    Als Urbaner wäre es ihnen ein Leichtes, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Schließlich könnten sie genau so im Auftrag der Sicherheit unterwegs sein. Wobei Ramnus mit seiner Statur nicht einmal den Urbaner raushängen lassen musste, um sich Platz zu verschaffen. Wenn sie den Brecher vorschickten und sich in dessen Kielwasser bewegten, wären sie rechtzeitig beim Tempel.


    Asper drehte sich um. "Du hat gerade nicht wirklich Lurcsi zu ihm gesagt?"


    Die bisweilen infantilen Albernheiten des Contuberniums untereinander waren ein angenehmer Ausgleich zum Dienstalltag, in dem man zu jedem Zeitpunkt ernst und offiziell wirken musste. Sie alle waren erst um die zwanzig, die Flausen der Jugend waren noch sehr präsent. Sie würden früh genug vom Leben gezeichnete Haudegen werden, irgendwo zwischen Resignation und Verbitterung, mit verwitterten Gesichtern und dem Blick eines alten Kettenhundes, der darauf wartete, dass man ihn entfesselte. Doch bis dahin waren es noch ein paar Jahre und Scato war glücklich.


    "Doch, habe ich. Tarpa ist ja auch Tarpsi und wenn du netter wärst, würdest du Aspi sein. Komm Lurco, wir gehen. Bevor Asper wieder zu tanzen beginnt. Ich könnte auch einen Happen vertragen, vielleicht können wir was vom Stierfleisch ergattern."



    Scato, der gerade etwas Schinken genascht hatte, kam aus dem Vorratsraum. Dabei lutschte er seine Finger ab. Als er Fango entdeckte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Rasch wusch er seine Hände im Wasserbecken. Mit ausgebreiteten Arme eilte er auf den nervigen kleinen Halbbruder zu, um ihn fest in die Arme zu schließen, ihm brutal die Haare durchzuwuscheln und ihn dann wieder zu drücken. Von ihrer Familie waren nur noch sie geblieben, von den beiden Onkeln abgesehen. Wie oft hatten sie sich gestritten und geprügelt, wie oft hatte Scato dem Kleinen das Schlimmste gewünscht? Nun war er froh, dass es ihm gut ging und er ihn wiedersah.


    "Du siehst erwachsen aus", wisperte Scato, ehe er Fango wieder freigab.


    Fango in der Kleidung der Ala. Kein kleiner Klugscheißer mit Griffel und Tabula mehr, sondern Soldat. Das erste Mal im Leben fühlte Scato sich wirklich als großer Bruder, nicht nur als der Ältere, sondern als jener, der nun die Verantwortung trug. Wenngleich sie erwachsen waren, so waren sie doch beide noch jung und hätten die Eltern noch ein paar Jahre länger gebraucht. Doch das traurige Thema wollte Scato nicht ansprechen. Er würde auf Fango aufpassen, auch aus der Ferne, und ihn fortan in seine Gebete einschließen.


    "Du siehst nicht aus, als hättest es dir hier gemütlich gemacht? Ich würde dich gern einladen, hier zu bleiben, aber ich vermute, das wird uns nicht vergönnt sein. Habt ihr schon wegen Unauris gesprochen?"

    Scato hätte die Ankündigung fast versäumt. Wie die anderen starrte er den Hünen an, gegen den sogar Ramnus wirkte, als sei er nur der kleine Bruder. Scato, der trotz allem Training einfach keine Masse ansetzte, sondern rank und schlank blieb, wo er gern bullig wäre, nahm dem Kerl seine imposanten Oberarme krumm.


    "Es folgt der Fall Perikles gegen Bactus!", plärrte Scato, nachdem er sich wieder gefangen hatte. Es folgten die Personalien der beiden Widersacher und Ihre persönlichen Verhältnisse, ob sie verheiratet waren und so weiter. Die Anklage durfte Scato nicht verlesen - das war Aufgabe des Gerichts.


    Nachdem er einen obligatorischen Moment wichtig in die Runde geblickt hatte, senkte er die Tabula. Wie die anderen erwartete er gespannt diesen Prozess. Wenn Bactus zu randalieren begann, würde es unschön werden, denn mit gutem Zureden war dem nicht beizukommmen.

    Tut er, danke! Ich finde ja, das Ding sieht aus wie ein Tresor mit einem antiken Schieberätsel als Schloss. :D


    Besonders interessant finde ich den letzten Satz: „Dieses Gerät stellt all unsere Vorannahmen über die technologischen Fähigkeiten der alten Griechen in Frage.“ Schade, dass sie nicht präzisieren, an welchen Stellen man nun bisherige Annahmen neu überdenken muss. Das hätte mich interessiert.

    Die Menge der Urbaner stand ordentlich und aufrecht auf dem Marsfeld, aber niemand hatte ihnen verboten, zu reden oder sich zu bewegen. Vor Lurco stand Asper und tanzte ein wenig an der Stelle zur Musik. Scato trat ihm ein wenig in den Hintern.


    "Hör auf, du verschandelst die ganze Aussicht."


    Asper blickte kurz über die Schulter nach hinten und grinste. "Du bist nur neidisch auf meine Eleganz."


    "Das war schwach, lass dir einen besseren Spruch einfallen."


    Scato grinste zurück und stellte er sich auf die Zehenspitzen, um sich lang zu machen, während Asper weiter vor sich hintanzte. Als Soldat liebte Scato Paraden und Prozessionen (wobei es auch Exemplare geben sollte, welche diese hassten).


    "Irgendwo muss Onkel Ravilla sein", meinte er zu Lurco. "Sein neuer Senatorenfreund, bei dem er zu Neujahr zu Gast war, wollte ihn heute gern dabei haben. Keine Ahnung, wie Ravilla es angestellt hat, den Annaeus von sich zu überzeugen. Besonders, weil er besoffen war, als er zu Hause ankam. Sogar den Petronius hat er mitten in der Nacht vollgelallt."


    Was etwas peinlich war, da Petronius Crispus ihr Vorgesetzter war.


    "Aber vielleicht war der Annaeus genau so hackedicht? Haben zusammen schweinische Lieder gegrölt, so was verbindet. Ahhh, dort! Ziemlich weit vorn, schau! Mensch, heute sieht der Ravilla ja regelrecht zivilisiert aus. Keine bunten Farben, keine Aegyptus-Augen. Vermutlich musste er Anaxis dazu in eine Truhe sperren. So ein Perser ist echt das unpassendste Stück Sklave, was man sich nur kaufen kann, wenn er einen ankleiden und schminken soll. Charislaus würde einen nie in solche Theaterkostüme stecken. Aber was ich jetzt sehe, macht Hoffnung. Vielleicht wird aus Ravilla doch noch ein anständiger Stadtrömer."


    Ramnus, der auf der anderen Seite neben Lurco stand, zeigte von oben mit zwei Zeigefingern auf Asper, ohne dass dieser etwas merkte, und machte unanständige Bewegungen mit seiner Zunge in der Wange, um ihn für die Damenwelt attraktiv zu machen. Scato fand diese Bemühungen gut und linste verstohlen zu Lurco.