Beiträge von Aischylos

    Aischylos seufzte noch einmal unmerklich, denn er hatte strikten Befehl, niemanden zu dem Furius zu lassen.


    Dominus Aulus wünschte nicht, dass jemand ihn außerhalb seiner Familie auf dem Krankenlager sah. In seiner Vorstellung galten die Teilnahme an Pferderennen, Erfolg bei Frauen und die Funktionstüchtigkeit beider Beine als unabdingbare Voraussetzung für römische Virtus.


    Aischylos selber hätte es freilich eher mit der Geschichte über die beiden lahmen spartiatischen Krieger gehalten; welche auf ihre Verkrüppelung angesprochen, erwidert haben sollten: Na und? Sollen wir dem Feind standhalten oder davonlaufen? *

    Er selbst hätte auch an Krücken weitergearbeitet.


    „Edler Tribun Galeo Seius Ravilla“, sprach er bewegt. Auch wenn er nur der Ianitor war, wurde er durch die Aufrichtigkeit des vornehmen Römers und die warmen Worte gerührt:

    „Mein Dominus hat befohlen, niemanden zu ihm zu vorzulassen. Es ist mir nicht gestattet, mich darüber hinwegsetzen. Aber wenn Ihr einen Gruß ausrichten möchtet, nehme ich ihn entgegen“


    Das es kein Vergnügen war, sich gerade mit Dominus Aulus in irgendeiner Form auseinanderzusetzen, ließ er weg. Das ging den Besucher nichts an.
    Der Furius schwankte zwischen ungerichteter Wut, die diejenigen, der sich in seiner Nähe aufhielten, mit voller Wucht traf oder düsterer Depression, wenn er zeitweilig bei Bewusstsein war.


    Sim-Off:

    * Plutarchus, Moralia 217 c und 234 e

    Trotz der römischen grellen Augustsonne, die diejenigen, die es sich leisten konnten, dazu brachte, in klimatisch freundlichere Gestade auszuweichen, ging von der Casa Furia etwas Düsteres aus: Sie war das nahezu verwaiste Heim eines Bettlägrigen.

    In seinem Krankenzimmer kämpfe Dominus Aulus Furius Saturninus gegen sein Verlöschen an.

    Einmal am Tag kam der griechische Medicus und ging dann wieder, ohne mehr für sein Honorar zu tun, als jedes Mal bedeutungsschwerer dreinzuschauen, so Aischylos Meinung.


    Unmerklich hatte sich im Haus ein gewisser Schlendrian eingeschlichen. Die Möbel in den unbewohnten Räumen waren zwar mit Laken abgedeckt, aber der Staub wurde nicht mehr täglich gewischt. Das Impluvium war ausgetrocknet, einige Herbstblätter lagen am Grund, und Unkraut eroberte den Hortus.

    Morgens und abends flehten die Sklaven, die von der Familia geblieben waren, zu den furischen Laren.

    Das einzige Geräusch, welches dem Ianitor beständig in den Ohren klang, war das Tropfen der großen Klepsydra, der Wasseruhr.


    Aischylos, Treuster der Treusten, bewachte die Porta.


    Als nun jemand laut anklopfte, öffnete er.


    Sein Blick fiel auf einen aristokratisch wirkenden Römer in einem kostspieligen Gewand. ( Der Thraker war darin geübt, Stand und Vermögensverhältnisse am Auftreten eines Besuchers abzulesen, und danach entschied sich wiederum sein eigenes Auftreten als Türsteher)

    Aischylos kannte den edlen Besucher nicht, doch das hatte nichts zu sagen; er verließ das Haus nie, und im letzten halben Jahr war außer dem Medicus niemand mehr hier gewesen.


    Der Römer war in einer Sänfte gekommen und hatte einen Sklaven von jener Schönheit dabei, die den erlesenen Geschmack seines Eigentümers unterstrich.


    Aischylos verbeugte sich: "Salve domine, bitte wer bist du und wen wünschst du zu sprechen"

    "Wenn ich noch etwas bemerken darf: Ohne die Anwesenheit des Dominus Cornicularius Octavius hätte ich nie in deine Truhe geschaut und diese Urkunde bemerkt. So gesehen, war sein Besuch eine glückliche Fügung. Gute Nacht Dominus Cerretanus.", sagte Aischylos und verließ sozusagen auf Zehenspitzen das Cubiculum, damit der Römer in Ruhe schlafen konnte.

    Draußen schärfte er allen anderen Sklaven ein, leise zu sein und keine Teller fallen zu lassen. Am besten machten sie einen weiten Bogen um diesen Trakt der Casa.

    Aischylos war erleichtert, dass ihm Dominus Cerretanus nichts krumm nahm.

    Er verzog sein Gesicht zu einem kurzen Lächeln, als er bemerkte, dass sich der Römer darüber freute, dass sein Cubiculum die ganze Zeit ordentlich auf ihn gewartet hatte. Er nahm dann vom Stapel einen bestimmten Papyrus hervor und strich ihn glatt, bevor er ihn Furius Cerretanus hinlegte:

    "Wir haben Dich vermisst, Dominus", gestand er und: "Ist es denn diese Urkunde, die du meinst?"


    Schenkungsvertrag


    zwischen Optio Appius Furius Cerretanus, im Folgenden Schenker

    genannt

    und

    Anis von Alexandria, im Folgenden Beschenkter genannt,

    beide wohnhaft in Roma



    1.Vertragszweck

    Der Schenker und der Beschenkte sind sich darüber einig, dass dem Beschenkten von dem Schenker unentgeltlich der in 2. bezeichnete Schenkungsgegenstand zugewendet werden soll.


    2.Schenkungsgegenstand

    Der Schenker wendet dem Beschenkten

    den Gegenstand Eireann Serva zu.

    Zwischen den Parteien besteht Einigkeit hinsichtlich der Unentgeltlichkeit der Zuwendung.


    3.Vollzug

    Die Schenkung vollzieht sich durch die vorstehende Einigung sowie die Übergabe des Schenkungsgegenstandes


    4.Transport

    Der Beschenkte ist für den Transport verantwortlich und übernimmt die hierfür anfallenden Kosten.



    Die Schenkung wird mit keinerei Auflagen verbunden.,


    ANTE DIEM III KAL IUL DCCCLXX A.U.C.


    Unterschriften Schenker und Beschenkter

    *



    Sim-Off:

    * hier

    Porta >>>


    Aischylos öffnete mit seinem Schlüssel und ließ ihn für den Dominus stecken. Das Zimmer war aufgeräumt, das Bett mit frischen Laken und Decken versehen, eine Waschschüssel und ein Krug standen auf einem Tisch und die durchlaufenden Rohre des Hypocaustum verbreiteten eine angenehme Fußwärme. Eines von den Mädchen hatte sogar eine Vase mit grünblühendem Helloborus aufgestellt, um mit Blumenschmuck eine freundliche Atmosphäre zu verbreiten:

    "Bitte, Dominus Cerretanus, dein Zimmer", sagte der Thraker.


    Nur eines störte die Ordnung: Die Unterlagen, die Aischylos damals aus der Truhe herausgeräumt hatte, hatte er nicht wieder hineingetan.

    Der Grund hierfür war, dass er es zu gegebener Zeit dem Römer hatte beichten wollen. Aischylos war kein Schnüffler.

    Aischylos sah etwas zerknirscht drein: "Niemand sonst hätte deine privaten Sachen angerührt, Dominus Cerretanus, bitte glaube mir.

    Wir haben nur immer gelüftet und sauber gemacht. Doch ein Cornicularius namens Octavius Frugi von Praefectus Urbi war hier* und wollte allerlei wissen über diese ... turpissima* * Sklavin Eireann. Er war sehr höflich, aber er wollte dein Cubiculum sehen, und da ich den Befehl hatte, die edlen Urbaner in allen Belangen zu unterstützen, habe ich es ihm geöffnet.

    Bitte komm mit mir mit."


    Er verschloss die Porta und führte den Optio Furius zu dessen Cubiculum.


    Sim-Off:

    * ab hier ** hier: Schändlichste

    Aischylos öffnete, und als er den Neuankömmling erkannte, rief er aus: "O Dominus Cerretanus, welche Freude, welche große Freude, Dich zu sehen. Willkommen in Deinem Heim."

    Hatte er doch den furischen Herren im fernen Kappadokien geglaubt:

    "Wirst du länger bleiben?", er hoffte es sehr und war auf dem Sprung, den anderen Sklaven Bescheid zu sagen. Das Balneum musste gerichtet werden und die persönlichen Räume noch einmal kontrolliert, und ein besonderes Mahl sollte es dann auch geben:

    "Holt für Dominus Cerretanus Hausschuhe und Erfrischungen!", rief er nach hinten in Richtung Atrium. Eines oder mehrere der Mädchen würde ihn hören und sich beeilen, das Gewünschte herbeizuschaffen.

    Aischylos erhob sich aus seiner gebückten Haltung und schob Cornicularius Octavius das Dokument zu, als beinhalte es einen Fluch. Erstaunt sah er aus, er hatte von dieser Schenkung nichts gewusst. Das war aber auch seine Aufgabe nicht, und er sagte:

    "Domina Stella hat gegeben Eireann Hausverbot. Das genügte mir zu wissen, Dominus Cornicularius.

    Es war meine Pflicht, dir zu helfen, Dominus.", er begleitete den Urbaner bis an die Haustür, nachdem er die Tür zum Cubiculum wieder verschlossen hatte:

    "Um die Ehre der Gens Furia und von Familia"


    Der Sklave verbeugte sich kurz, als er die Tür öffnete:

    "Ich richte deinen Dank und gute Wünsche Dominus Aulus Saturninus aus, wenn er aufwacht. Vale bene Dominus Cornicularius Octavius"


    Aischylos schrieb den Namen des unerwarteten Besuchers mit Tag und Stunde auf die Besucherliste.


    Die Haushaltsroutine in der Casa Furia wurde nur noch von den Besuchen des Medicus unterbrochen.

    Es war, als hätten sie alle von dem nepenthes getrunken, den dieser für Dominus Aulus mischte und würden schlafend warten oder wartend schlafen.

    Seit die furischen Herren abwesend waren oder nicht mehr in der Lage waren, Anweisungen zu erteilen, sorgte die Familia mit der Präzision eines automata für das Fortbestehen des Hauswesens, so wie sie es immer getan hatte:

    "Die Frauen putzen täglich.", bestätigte Aischylos:

    "Eireann wurde den Laren nicht vorgestellt, sie war zu schnell wieder weg.", damit meinte er jenes Ritual, mit dem ein neu erworbener Sklave vor dem Lararium in die familia aufgenommen wurde:

    "Ich weiß nichts von Verträgen, Herr. Der Maiordomus hätte vielleicht gewusst, aber er ist tot.", es war niemand auf diese Position nachgerückt.


    Aischylos holte die Papyri aus der Truhe, legte sie auf das Bett und strich sie sorgfältig glatt. Er hatte Schwierigkeiten, lateinische Schrift zu lesen, doch ein Name fiel ihm ins Auge: Eireann:

    "Bitte lies du dies, Dominus Cornicularius", bat er:


    Schenkungsvertrag


    zwischen Optio Appius Furius Cerretanus, im Folgenden Schenker

    genannt

    und

    Anis von Alexandria, im Folgenden Beschenkter genannt,

    beide wohnhaft in Roma



    1.Vertragszweck

    Der Schenker und der Beschenkte sind sich darüber einig, dass dem Beschenkten von dem Schenker unentgeltlich der in 2. bezeichnete Schenkungsgegenstand zugewendet werden soll.


    2.Schenkungsgegenstand

    Der Schenker wendet dem Beschenkten

    den Gegenstand Eireann Serva zu.

    Zwischen den Parteien besteht Einigkeit hinsichtlich der Unentgeltlichkeit der Zuwendung.


    3.Vollzug

    Die Schenkung vollzieht sich durch die vorstehende Einigung sowie die Übergabe des Schenkungsgegenstandes


    4.Transport

    Der Beschenkte ist für den Transport verantwortlich und übernimmt die hierfür anfallenden Kosten.



    Die Schenkung wird mit keinerei Auflagen verbunden.,


    ANTE DIEM III KAL IUL DCCCLXX A.U.C.


    Unterschriften Schenker und Beschenkter

    Die Befragung in der Casa Furia


    Da Octavius Frugi das Cubiculum von Dominus Cerretanus hatte sehen wollen, führte Aischylos den Urbaner in das Zimmer.

    Es war ein gediegen eingerichteter Raum mit einer Bettstatt, einem Tisch, Stühlen und einer Truhe. Die Wand zierten Fresken mit beliebten erotischen Sagenmotiven. Auf dem Tisch lagen drei Tabulae, verschiedene Griffel und eine Schriftrolle mit einem Auszug aus dem dritten Buch der res rusticae des Gelehrten Varro.

    Zwei Öllampen in Form von zwei Adlern standen auf dem Tisch.

    In der Truhe wurden mehrere verschiedene Tunikas für das Zuhause und für Gastmähler, ein warmer Mantel, Badesandalen und mehrere flüchtig zusammengerollte Papyri gelagert.

    Das Cubiculum wurde täglich gereinigt und gelüftet, doch es war offensichtlich, dass der Bewohner schon lange Zeit nicht mehr hier gewesen war.

    "Ich habe den Befehl, Dominus Cornicularius Octavius in allen Angelegenheiten Auskunft zu geben und zu unterstützen.", erwiderte Aischylos. Auch wenn der Urbaner nicht wegen des Überfalls auf den Dominus gekommen war, galt Dominus Aulus Anordnung zumindest sinngemäß.

    Der Türhüter war aber auch dankbar dafür, dass der Urbaner nicht im Morgengrauen mit einem Trupp Soldaten durch die ianua hereingeklirrt war, denn dies wäre der schlimmstmöglichste Fall gewesen. Oder man hätte auch ihn, Aischylos, zur Wahrheitsfindung vorsorglich foltern können, das war dem thrakischen Sklaven bewusst:

    Er senkte den Blick, als er nun etwas Persönliches zu Octavius Frugi sagte:

    "Ich danke dem Dominus Cornicularius dafür, dass er es gut gemeint hat mit mir. Bitte folge mir jetzt in das Cubiculum von Dominus Cerretanus."

    Aischylos merkte, dass es ein Missverständnis gegeben hatte und ergänzte: "Domninus Cerretanus ging fort und ließ Eireann hier. Er kam nicht am gleichen Abend wieder, erst in den nächsten Tagen. Da war sie fort.

    Er hat nicht mit Eireann alleine gesprochen, höchstens auf dem Weg von Mercatus bis Casa Furia und ein wenig in der Casa. Dominus Cerretanus hat die Keltin gekauft auf dem Mercatus von Sklavenhändler, der heißt Tuff Tuff. Tuff Tuff hat nur billige Sklaven, sehr einfache Leute.", unter den Dienern gab es ein gewisses Standesbewusstsein, und ein qualifizierter Haussklave fühlte sich einer einfachen Sklavin überlegen:

    "Voriger Dominus von Eireann war Iulius Caesoninus, sehr feiner Römer und Senator. Wurde viel später getötet auf offener Straße, schrecklich."


    Dieser Todesfall hatte allgemeinen Schrecken hervorgerufen. In jener Zeit hatte es eine Welle der Gewalt in Roma gegeben, und die Furier hatten ihr Haus gesichert und jede Nacht die Hunde herausgelassen. Aber die Unruhe hatte sich gelegt, und das Niveau der Delinquenz war wieder auf den Stand der vorigen Jahre gesunken.

    Gerne nahm sich der Ianitor einen Schluck Wasser, um seine Kehle anzufeuchten: "Danke sehr freundlich, Dominus "


    Dann aber verschluckte er sich, und obwohl er ein gestandener und kein junger Mann mehr war, konnte er es nicht verhindern, dass er rot anlief vor Zorn:

    "Eireann besucht in Lupanar? Nein Dominus Cornicularius, nein, nein und noch einmal nein. Ganymed war kein Lupanar mit Mädchen, war nur mit exoleti, verstehst du, Lustknaben für Männer oder Männer für Männer. Kann Eireann dort nicht arbeiten. Und Dominus Cerretanus ist Optio, römischer Soldat, und hat Ehre.....",


    Wer ins Ganymed gegangen war, wollte doch offensichtlich nicht nur geben, sondern auch empfangen, da Kyriakos aus dem Alter eines eromenos heraus war, und allein dieser Verdacht beschämte Aischylos zu tiefst. Und obwohl der treue Mann annahm, dass der Urbaner diese Frage nur zur Sicherheit stellte, war sie für ihn genauso unerträglich wie die folgende nach einer möglichen Brandstiftung:

    "Ja, Kyriakos war Lügner und Erpresser und Sklavendieb.

    Aber was machen gute Römer in diesem Fall? Römer von Stand gehen vor Gericht, oder?

    Zünden nicht ein Haus an, oder stiften Brand. Sondern sie gehen zum Praetor und klagen an.


    Und Dominus Cerretanus ist römischer Soldat, ein Optio von CU. Und Dominus Aulus ist Primicerius von kaiserlicher Kanzlei. Arbeiten alle, alle für das große Imperium Romanum.


    Die Herren sind keine Zuhälter von Sklavinnen im Lupanar, Dominus Cornicularius Octavius. Dazu besteht keinerlei Notwendigkeit."


    Bei der letzten Frage musste Aischylos passen, von einer Bande hatte er nie gehört. Das war ja genau das Unheimliche an jenen gewaltsamen Ereignissen gewesen, dass sich kein Autor finden wollte:

    "Ich weiß nichts von Kyriakos und Bande, Dominus", gestand er

    Hier wusste Aischylos nur, was seinem Mitsklaven geschehen war, denn der hatte sich in der Castra mit Kyriakos in die Haare bekommen, und er antwortete: "Ein Centurio - hieß Marius kann sein? - hat exoletus verhört, am gleichen Tag wie Tiberios. Aber wir", er sagte wir, als er die Furier meinte, da er sich ganz und gar als einen der ihren betrachtete: " ...haben nichts bezahlt, und wir haben nie mehr von Kyriakos gehört. Hat nie geklagt vor Gericht. Hat wohl keinen römischen Herren gefunden, der sich hergibt als falscher Ankläger."

    Nun goss Aischylos dem Besucher einen Becher Wasser nach. Er selbst hätte auch gerne getrunken, aber das schien ihm zu eigenmächtig, er räusperte sich.

    Die nächste ihm gestellte Frage war eine dieser Fragen, die schwierig war zu beantworten. Weniger wegen des Anteils des Tiberios; mehr deshalb, weil der Urbaner sich erkundigte, was Dominus Cerretanus mit Eireann denn vorgehabt hatte. Kein Römer war Rechenschaft schuldig darüber, was er mit seinem Eigentum anstellen wollte.

    Allerdings waren die Furier zwar von gediegenem Wohlstand, aber weder so reich noch so dekadent, dass man sich zum Vergnügen Lustmädchen oder Lustknaben hielt. Jeder Sklave der familia furia hatte einen Aufgabenbereich, der teilweise eifersüchtig verteidigt wurde, und jeder von ihnen arbeitete für seinen Unterhalt.

    Aischylos bemühte sich daher, verständlich und genau zu antworten:

    "Tiberios wusste nichts von Kauf von Eireann, nein. Er hat sie an dem Tag ihres Kaufes auch nicht gesehen. Er war neuer Bibliothekar und bis in tief in der Nacht in der Bibliothek. Er wusste erst danach, da war sie schon weg.

    Ich kann nicht sagen, was Dominus Cerretanus mit Eireann wollte. Aber ich kann es für Domina Stella sagen:

    Eireann sollte helfen im Garten. Kelten sind gut für so etwas, sagt man. Dominus Cerretanus liebt Roma und seinen Dienst und seine Familie und nicht Eireann, die nach wenigen Stunden schon flieht und Schande macht."


    Und selbst wenn er mit ihr einmal geschlafen hätte, wäre das in Aischylos Augen absolut bedeutungslos gewesen. Das hatte er aber nicht; denn dazu hatte sie sich viel zu kurz in seinem Besitz befunden.

    Aischylos zuckte zusammen, als der Römer ihm sagte, dies konnte nicht sein, als hätte er einen Fehler gemacht und würde Strafe erwarten. Doch dann erwiderte er:

    "Dominus Cornicularius, bitte verstehe: Dominus Cerretanus musste in der Castra sein, hatte keinen Urlaub. Er kann Eireann nicht mitnehmen. Doch Domina Stella möchte sie auch nicht haben. Was macht er? Geht zu Dienst, kommt her, schaut nach, ob alle miteinander gut leben und in Harmonie. Aber dann ist Eireann fort, und er besucht weiter seine Cousine, Domina Stella. Sie machen sich Sorgen trotz allem um die Keltin."

    Seine Augen verdunkelten sich:

    "Niemand ist mehr hier von damals, Dominus Cornicularius. Nur ich, Aischylos. Alle fort oder tot. Ja, ist lange her.

    Die Sklavin ein Fehlgriff? Oh ja, das war sie. Kyriakos war der Eigentümer eines Lupanars im Viertel Subura, das hieß Ganymed.

    Noch mehr Ärger war: Ganymed ist abgebrannt. Kyriakos sagte nun, dass die gefangene Sklavin das Feuer gelegt hat. Und da der Herr haftet für Untaten von Sklaven, soll Dominus Cerretanus bezahlen alle Schäden von Brand. Nicht nur zweihundert Sesterze. Viele Tausend Sesterze für Haus und tote exoleti. "


    Er hob die Hände:

    "Ich war nicht dort. Ich weiß nicht wer Feuer legte. Vielleicht war es niemand. Ständig brennt etwas in Subura."


    Der Ianitor konnte Eireann nicht leiden, aber während er erzählte, fing sie an, ihm doch ein klitzeklein wenig Leid zu tun. Dominus Cerretanus hatte nicht gewusst, was mit ihr anfangen, da er sie nicht mit in die Castra nehmen konnte. Domina Stella hatte sie nicht im Haus haben wollen, weil sie ungezogen war. Und ihr Entführer, Kyriakos, schien auch nicht so recht gewusst zu haben, was mit ihr tun, nachdem sein Erpressungsversuch ins Leere gelaufen war. Da kam der Brand des Lupanars gerade Recht, um die junge Frau zu beschuldigen.


    Doch Aischylos Mitleid verflog sehr schnell, als er sich wieder ins Gedächtnis rief: Sie hätte sich auch gut benehmen können. Sie hätte mit Tiberios zusammen sein können. Sie hätte ein gutes, behütetes Leben in der familia führen können. Sie war an ihrem Unglück selbst Schuld. Sie hatte durch ihre Verwicklung in Brandstiftung Schande über das Haus gebracht und alle furischen Herren aufgeregt:


    "Ich weiß nicht, wer den Fall ermittelt hat von den Urbanern.", sagte Aischylos:

    "Dominus Cerretanus oder anderer Urbaner. Auf alle Fälle war Eireann im Carcer. Kam nie wieder her in die Casa Furia. Vielleicht ist sie schon im Hades."

    Und nein, dieser Gedanke beunruhigte Aischylos kein bisschen.

    "Ja, Dominus Cerretanus hat sie gebracht und ist ein paar Mal gekommen. Ich schreibe ihn nicht auf die Besucherliste, die Casa ist sein Zuhause. Er war auch da, als exoletus kam.

    Ob die galatoi baden? Ja, sie baden auch wie andere Leute, Dominus Cornicularius, aber Eireann war purer Trotz. Sie wollte nicht in der Casa Furia bleiben, sie wollte unbedingt mit Dominus Cerretanus mitkommen.

    Tut mir Leid, das zu sagen: Doch sie warf sich dem Herren an den Hals."


    Es gab gewiss Sklavinnen, die gezwungen wurden, aber es gab auch solche, die sich ihrem Dominus auf Schritt und Tritt anboten, und in Aischylos Augen gehörte die Keltin zur letzteren Sorte:


    "Ich versteh das nicht!", sagte sie zu ihm.Aber Sklavinnen können nicht mit in die Castra zu Soldaten, so einfach ist das. Ich habe sie am Halsring genommen und ab ins Balneum."

    Aischylos ahmte eine Frauenstimme nach und seine Augen funkelten böse, als er sich erinnerte:


    "Danach war schon spät. Eireann wurde schlafen geschickt. In den Schlafraum von den Frauen. Vielleicht am nächsten Morgen beruhigter, verstehst du? Wir haben keine Ketten. Die Sklavenunterkunft wird nicht zugesperrt. Für gewöhnlich brauchen wir das nicht, Dominus Cornicularius. Eireann muss durch das Posticum entwischt sein.", wieder seufzte er.

    Vor der Porta stand der Ianitor, der Hintereingang wurde mit einem Schlüssel verschlossen, und jemand hatte wohl vergessen, gründlich abzuschließen.

    Alles in der Casa Furia von den Glasscherben auf den Hofmauern bis zu den Hunden, war darauf angelegt, Eindringlinge draußen zu halten. An jemanden innen zu halten hatte keiner so recht gedacht:


    "Von Kyriakos erzähle ich dir nun, Dominus. Er kam einen Tag später. Und er sagt: Ich habe Sklavin mit offener Rechnung. Sie wohnt hier. Wen muss ich in dieser Sache sprechen?

    Weißt du, ich sah gleich, dass dieser Herr kein edler Herr war. War auch kein Römer. Und viel Parfüm. Ich wusste, dass Eireann abgehauen war, und ich dachte, dass ist ein Krimineller und er hat dumme Keltin gefangen.

    Aber gut, Sklavenjäger bekommen Belohnung, und vielleicht gibt Dominus Cerretanus Belohnung.

    Also sage ich: "Bring sie zuerst hier, dann werden wir sehen, wen du dazu sprechen kannst"

    Und Kyriakos sagt: Gut, und wollte ein schriftliches Ehrenwort, dass er Geld bekommt. Unverschämter exoletus!

    Ich wollte gerade sagen: Nichts gibt es Schriftlich, da kam Dominus Cerretanus und fragt, was los ist. Und ich machte ihm Platz.

    Kyriakos sagt, dass Eireann bei ihm war und seine Dienste genommen hat, aber jetzt nicht bezahlen kann.

    Und auch Dominus Cerretanus sagt sofort: "Und wo ist sie? Bring sie sofort her! Sie ist mein Eigentum!" Und er will hören die Aussage von Eireann.

    Und dann droht exoletus, dass er Eireann hat und jede Stunde extra kostet und will zweihundert Sesterze. Zweihundert Sesterze! Und gibt vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit.*


    Wer glaubt so etwas Unmögliches? Sklavin flieht von ihrem Dominus und anstatt sich zu verstecken, geht zuerst in ein Lupanar und gibt zweihundert Sesterze aus, die sie nicht hat. Nein, ich glaubte Kyriakos nicht und Dominus Cerrtanus glaubte gewiss auch kein Wort. Wir dachten, dass Kyriakos Eireann gefangen hält und Lösegeld fordert. Nicht Belohnung fürs Einfangen, sondern Lösegeld erpressen. Sehr gieriger exoletus. Lügner und Erpresser!"


    Aischylos hatte sich in Rage geredet:

    "Siehst du, Dominus Cornicularius, nichts als Ärger mit Eireann!", endete er:

    "Aber das war nur der Anfang von noch mehr Ärger, noch mehr.",


    Sein Mund war trocken, und er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Dann wartete er, ob der Urbaner weitere Fragen hatte.


    [simoff]* Ab hier ist das Gespräch an der Porta nachzulesen[/simoff]

    "Nicht erlaubt, aber es geschieht doch. Die Sklaven sind junge Leute: Kennenlernen bei Saturnalia, Kennenlernen bei Botengängen. Kennenlernen im Circus, Dominus Cornicularius. Sie treffen sich einmal, zweimal, dreimal.", erklärte Aischylos:


    "Wenn Sklaven aus verschiedenen Haushalten kommen, ist es schwierig. Man braucht Erlaubnis von beiden Herren, verstehst du? Manchmal gibt es das, und dann leben sie als Mann und Frau. Wenn nicht - keine Chance.


    Dominus Cerretanus brachte also Keltin in die Casa Furia. Hat sie gekauft, ich weiß nicht warum. Eireann wusste, dass ihr Freund Sklave von Domina Stella war.

    Was hättest du nun getan, Dominus Cornicularius, an ihrer Stelle? Gutes Benehmen, nicht? Fleißige Arbeit? Dankbarkeit?


    Aber Eireann - das Gegenteil. Wurde frech zu Domina Stella. Schaute ihr in die Augen. Wollte nicht baden. Sehr schlechte Erziehung. Und dann entfloh sie.",


    Aischylos schüttelte den Kopf und griff den Ausdruck von Octavius Frugi auf:

    "Jaaa, wir waren sie los, Herr. Doch dann kam ein Mann zur Casa Furia. Ein exoletus *, verstehst du?Aber schon erwachsen. Nimmt Geld.

    Das Gesicht des Sklaven drückte eine gewisse Abscheu aus, als er seine Meinung kundtat:

    "Sein Name war Kyriakos. Ich bin der Ianitor und habe Wort für Wort gehört, was er hat gelogen."


    Sim-Off:

    * lat. Lustknabe

    Aischylos war nun bemüht, so weit er es vermochte, über diese Ereignisse Auskunft zu geben:

    "Ich bin ihr begegnet. Und Tiberios, unser Maiordomus war mit ihr ein Liebespaar. Aber Eireann hat große Probleme gemacht, wirklich große Probleme, Dominus Cornicularius. Probleme für Tiberios, Probleme für Dominus Cerretanus.", er schüttelte den Kopf:


    "Warum Dominus Cerretanus die freche Keltin gekauft hat? Dominus, die Römer sagen uns das nicht. Sie sagen: Komm her, Sklave. Sie sagen: Tu dies, Sklave. Weshalb sollten sie uns nennen einen Grund? Vielleicht ein Geschenk für Domina Stella? Vielleicht eine Freude für Tiberios? Eines Abends brachte er sie und wollte sie hier lassen. Aber kluge Domina Stella wollte nicht. Doch mit Fortlaufen fing der Ärger erst richtig an.",

    und er strich sich sein Bärtchen und seufzte.

    Aischylos seufzte: " Wäre Dominus Cerretanus mit Dominus Aulus gegangen, wäre vielleicht nicht passiert das große Unglück.", antwortete er:

    "Aber nein, Dominus Cerretanus war selten hier. Nicht so oft zu Besuch, wenig Zeit. Er ist doch Offizier wie du, Dominus Cornicularius."

    Etwas wie Stolz sprach aus der Stimme des Sklaven, aber als er den Namen "Eireann" hörte, verfinsterte sich seine Miene:

    "Dominus Cerretanus ist ein guter, ein feiner Herr.", beteuerte er: "Doch Eireann war nicht gut. Schlechtes Licht auf die Familia."

    Aischylos war selbst dabei gewesen, wie sich die Keltin vom ersten Augenblick an widerspenstig aufgeführt hatte. Domina Stella hatte sie nicht unter ihrem Dach dulden wollen.

    Der Ianitor überlegte. Er hatte zwar die Anordnung erhalten, dem Cornicularius Octavius behilflich zu sein, aber er hatte gedacht, es ginge um den Überfall auf Furius Saturninus. Daher stellte er richtig:

    "Dominus Aulus kann Eireann nicht kennen. Sie war hier lange vor seiner Ankunft und nur eine Nacht* und...", und er murmelte erbittert ob der Schande: "....und ist schon am nächsten Morgen einfach davon gelaufen."


    Sim-Off:

    * Eireann war am 11. 04. im Haus, Saturninus kam erst am 18.9. nach Roma

    "Danke Dominus, gute Wünsche richte ich gern aus.", sagte Aischylos:

    "Nein, kein Sklave ist dabei gewesen bei Raubüberfall. Dominus Aulus, er liebte manchmal, alleine wegzugehen ohne Begleiter in gewöhnliche Kneipe wie Lallender Löwe oder Palindromos. Aber manchmal auch in Subura. Es gibt dort eine Taberna am Wasser, sie ist übel. Die Mädchen von dort haben ihn gefunden und wussten wer er war. Gute Mädchen, denn sie haben Bescheid gesagt."

    Damit meinte er die Schankhuren, die sie benachrichtigt hatten.

    In Aischylos Augen war jeder einzelne Gast jener verrufenen Kaschemme ohnehin ein potentieller Raubmörder. Seine Ansicht war durch das Unglück, welches geschehen war, bestätigt worden:

    "Die Familia kann nur beten und opfern vor Lararium um Gesundheit. Niemand von uns weiß etwas Genaues .Das tut mir Leid, Dominus Cornicularius Octavius, dass du den Weg umsonst gemacht."


    Porta >>>

    Während Cornicularius Octavius einen bequemen Besuchersessel zugewiesen bekam, und einer der jüngeren Sklave mit einer Waschschüssel erschien, damit sich der Gast wenigstens den allgegenwärtigen Straßenstaub abwaschen, und ein anderer mit einem Krug mit frischem Wasser und Wein kam - tatsächlich funktionierte der Haushalt trotz der Absenz einer Domina mit der Präzision eines gutgehenden automata - diskutierte Aischylos mit dem griechischen Arzt, und Dominus Aulus gab ihm ein Handzeichen* , bevor ihn Morpheus wieder in das Dämmerreich der Opiumträume davon trug, bis er einigermaßen klare Anweisungen erhalten hatte.

    Gleich kehrte der Sklave zurück:


    "Dominus Cornicularius, ich weiß nicht, ob du von dem großen Unglück weißt von der Familia Furia.", sprach er mit seinem thrakischen Akzent:

    " Dominus Aulus wurde von einer Räuberbande überfallen. Das war vor einem Monat. Seitdem schwebt zwischen Leben und Tod. Domina Stella ist lange schon auf Reisen, und wir haben keine Nachricht. Dominus Cerretanus ist in Cappadocia bei römischer Legion.

    Es gibt also niemanden der Domini zum Sprechen.

    Ich heiße Aischylos und bin dienstälteste Sklave hier. Du nimmst mit mir vorlieb, ja ? Ich habe den Befehl bekommen, dir in allem zu helfen und dir Auskunft zu geben.

    Kommst du wegen Überfall auf meinen Herren?"



    Sim-Off:

    * ist mit dem Spieler abgesprochen