"Du hast Recht, lass uns den Schrecken vergessen und nach vorne schauen. Wir sind all dem entkommen, später blicken wir vielleicht anders darauf zurück. Doch im Auge des Sturms sieht alles anders aus Linos. Und genau da hatten wir gestanden. Doch jetzt ist er vorübergezogen und wir ziehen selbst auch weiter. Ich habe gehört, dass manche Gasthäuser Schlafmöglichkeiten mit vielen Betten haben. Ich denke das wäre sicher. Wir übernachten mit anderen Gästen im selben Raum, dadurch ist dort schön warum und viele Leute hören mehr als nur zwei. Das sollten wir uns überlegen", schlug Charislaus vor und gähnte.
Linos wollte sich am Morgen mit Proviant und Ausrüstung eindecken. Eine gute Idee, denn ohne konnten sie kaum die Reise bewältigen. Solche Planungen musste man von vielen Seiten betrachten, damit man nichts vergaß. Neue Sachen trugen sie, allerdings gebrauchte Neuware. Charislaus freute sich sehr darüber. Einerseits waren die Sachen nicht so teuer, sie waren eingetragen und sie vielen in der Menge nicht auf. Damit war ihre Tarnung fast perfekt. Naja jedenfalls hoffte Chari, dass es so war. Von Tarnung hatte er eigentlich keine Ahnung, aber jemand in neuer Kleidung zog die Blicke auf sich und genau das mussten sie vermeiden.
Sie betraten ein Schiff nach Corinthus, noch am selben Tag sollte es ablegen. Ihr Frühstück war Puls und Garum gewesen, Chari erinnerte sich an die mahnenden Worte von Herr Scato. Er hatte Garum verboten, da es ungesund war. Weshalb hatte Charislaus vergessen. Doch er fühlte regelrecht den enttäuschten Blick von Herr Scato auf sich ruhen aus der Ferne. Es tat ihm leid, aber er war müde gewesen und so hungrig, dass er sich erst jetzt an das Verbot erinnerte.
"Linos mir ist gerade etwas eingefallen, jetzt schäme ich mich ein bisschen. Ich erzähle Dir später davon", erklärte Chari und nickte zu der Information, dass sie in Corinthus Schreibmaterial kaufen konnten.
"Das ist sehr gut, ich werde Schreibmaterial kaufen und einen Brief an meinen Herrn schreiben. Diesen werde ich bei der Poststelle aufgeben und ich hoffe das er meinen Herrn erreicht. Danach in die Therme klingt sehr gut. Waschen wir uns die Erlebnisse der letzten Tage von der Haut. Ich denke dann wird es uns besser gehen Linos, viel besser. Die Therme sind immer etwas besonders und danach ist man schön müde und entspannt. Also nicht, dass ich nicht schon müde genug gewesen bin. Aber das was eine andere Müdigkeit. Im Moment fühle ich mich schlicht erleichtert.
Ja eine Taberna werden wir finden, wie gesagt gut wäre doch eine wo man in einem großen Raum mit anderen Gästen nächtigen kann. Oder vielleicht haben wir sogar die Möglichkeit, im Schankraum irgendwo schlafen zu dürfen, am Feuer oder in der Nähe vom Herd. Wir können ja mal fragen. Das waren bei uns früher sehr beliebte Plätze, bei meinem alten Herrn.
Genau lass uns den Weg an der Westküste entlang nehmen, wenn Du sagst dass es der sicherste Weg ist, dann wählen wir ihn. Brundisium heißt unser Ziel, das werde ich mir merken. So viele fremde Namen, weißt Du das mein alter Herr auch sehr gerne gereist ist? Natürlich freiwillig, jedenfalls gehe ich davon aus, dass er freiwillig reiste. Wo liegt Ostia? Solange Tiberius weit weg von uns ist, ist alles gut. Wie gesagt Linos, mir ist nicht wichtig wie schnell wir reisen, ich möchte nur sicher reisen. Das ist mir wichtig, wir wollen schließlich in einem Stück ankommen.
Falls Dein Herr diesen Tiberius wirklich kennt, wird er wissen was vorgefallen ist. Oder Tiberius wird es ihm erzählen, sobald er in Rom ist. Ob uns überhaupt jemand glauben wird Linos? Ich denke nicht. Wer gibt etwas auf das Wort von Sklaven? Ich befürchte dass Dein Herr Dir kein Wort glauben wird, wenn Du so über einen seiner Freunde sprichst. Was möchtest Du Deinem Herrn denn sagen? Das was wir gesehen haben? Schlimmstenfalls Linos wird er Dich für eine solche Anschuldigung bestrafen lassen. Bestenfalls hält er Dich nur für verrückt. Gleich was Du sagst Linos, Du bist nur der Sklave Deines Herrn und Du wirst nur Dir selbst schaden. Es kann sein, dass Tiberius gar nicht mit Deinem Herrn befreundet ist, dass er uns damit auch nur Angst machen wollte.
Doch das weißt Du nicht und wenn sie Freunde sind, wird Dein Herr nicht zulassen, dass Du schlecht über seinen Freund redest. Deshalb überlege Dir gut, was Du Deinem Herrn erzählst. Denk an Deinen Rücken Linos und die schweren Narben. Denk an Deine alte Heimat die Du irgendwann wiedersehen möchtest.
Berge im Winter hören sich sehr schön an, aber Räuberbanden nicht. Wir sind keine Krieger Linos, wir können diese Reise nicht wagen, wenn dort solche Gefahren lauern. Über Berge könnten wir noch klettern, aber was wollen wir gegen Räuber tun? Aber Du kannst mir von den Bergen berichten, falls Du magst. Warst Du schon dort? Hast Du sie gesehen? Wie weit man wohl schauen kann wenn man auf so einem Berggipfel steht Linos", dachte Charislaus nach und nahm mit glücklichem Lächeln das Brot und den Wein entgegen.
Charis biss ein Stück Brot ab und behielt es für einen winzigen Moment im Mund, um den Geschmack zu genießen. Dabei beobachtete er ebenso die Fahrgäste. Ein geschäftiges Treiben herrschte auf Schiffen, dass stellte er mit Erstaunen fest. Überhaupt war die Seefahrt erstaunlich, wie man nur durch Wind an jeden Ort der Welt kommen konnte, solange er nur an einem Meer oder Gewässer lag.
"Das Schiff ist richtig schön Linos. Weißt Du was mir gerade durch den Kopf ging? Das der Wind Schiffe an fast jeden Ort der Welt tragen kann, sie müssen nur am Wasser liegen. Vielleicht ist Plato gar nicht zurück nach Rom gesegelt, sondern auf und davon, wohin auch immer. Eines Tages macht er das vielleicht, wer weiß? Er hat ein Schiff und ist frei. Ein Schluck auf unseren Freund Plato Linos", sagte Charislaus und nahm einen Schluck Wein, den er dem Kapitän widmete.
"Und ein Schluck auf uns und unsere Reise Linos und auf Brundisium", erklärte Chari und nahm einen weiteren Schluck Wein. Brundisium wäre die erste Stadt in der Fremde, die er besuchen würde und die sie entdecken konnten. Der Name klang etwas brummig und gemütlich, Chari hoffte dass seine Einschätzung stimmte und setzte sich gut gelaunt hin.