Nun zumindest fand die Crispina mich unterhaltsam, denn sie schlug sich die Hand vor den Mund, um nicht herauszulachen.
Von mir aus hätte sie das nicht brauchen, ich schätzte offene Fröhlichkeit. Ja, ich hätte sie mir gut vorstellen können auf einer Biga, den Wind in den Haaren....aber solche Gedanken verwehrte ich mir gleich.
"Es ist aufregend.", sagte ich:
"Stell dir vor, du stehst in deinem currus, dem Wagen. An deinen Füßen calcei mit dünner Sohle, damit du die Achse des Wagens unter deinen Füßen fühlen kannst. Den Zügel hälst du in der aufrecht gerichteten linken Faust - du wickelst ihn nicht um dich, schließlich bist du keine professionelle Wagenlenkerin. In der rechten hast du deine Gerte. Vor dir siehst du den Rücken deiner Pferde, edler Tiere wie euer Nivalis hier."
Höflich beschnupperte der Schimmelhengst meine Hand, ich warf ihm einen Blick zu. Meine Unsicherheit war verflogen, als ich Annaea Crispina mit Worten die Szene weiter ausmalte. Meine Scheu war verflogen, ich sprach mit Leidenschaft:
"Und dann rufst du: Via!, und deine Pferdchen stürmen los, und du bist eins mit ihnen, denn du spürst sie am eigenen Leib, als wärst du mit ihnen verwachsen. Die Gerte, die ist nur da, sie zu berühren, wenn eines ausscheren will. Links und rechts fliegt die Landschaft an dir vorbei, und du glaubst, du bist göttlich und hast die Gabe des Hermes, durch die Luft zu eilen.
Es ist wunderbar, werte Annaea Crispina, und wenn du deine Verwandten bittest, werden sie dir vielleicht einmal erlauben, auf dem Trainingsgelände der Aurata mitzufahren. "
Ich selbst war einst mit Damaris, meiner Alexandriner Freundin, am Mareotissee in einer mondhellen Nacht unter dem leuchtenden Sternbild des Zentauren hinausgefahren, und .... aber auch das konnte ich einer jungen Dame, die eine würdevolle Matrona werden sollte, nicht erzählen. Wusste sie vom Herzschlag, der schneller wird, von Lachen und von Liebe?
"Misenum ja", ich erinnerte mich, das bei unserer ersten Begegnung Crispina davon gesprochen hatte: "Ich dachte jedoch, du bist in der Stadt aufgewachsen. Ich mag das Landleben auch. Hast du diesen Sommer vor, der Hitze Romas zu entfliehen oder wirst du in der Urbs bleiben?"