Beiträge von Sisenna Seius Stilo

    Nach Dienstschluss - noch mehr Arbeit und Thermen


    Sein Centurio lag noch immer im Valetudinarium, sodass Stilo die Vertretung eigenverantwortlich übernahm. Böse war er darüber nicht, er arbeitete gern eigenverantwortlich. Die Abende verbrachte er damit, die Dienstpläne durchzugehen und sich Notizen zu machen, wie er das Ganze zu verwirklichen gedachte, sodass er auch gleich sah, wenn irgendwo im Vorfeld noch Absprachen zu treffen waren, die er ebenfalls erledigte. Stilo saß nach Dienstschluss meist in mit mehreren Tabulae am Tisch, anstatt seine Männer bei deren Freizeitvergnügungen zu begleiten. Einen Tag in der Woche hielt er sich jedoch eigens dafür frei, um sich nicht von ihnen zu entfremden. Er war nicht ihr Centurio, auch wenn er dessen Aufgaben stellvertretend übernahm, er war als Unteroffizier eher so etwas wie der große Bruder, wie ein Freund ihm einst das Verhältnis vom Optio zur Truppe bildhaft erklärt hatte.


    Heute war der wöchentliche Tag der Freizeitvergnügungen. Cimber hatte leider viel zu tun, sodass Stilo nicht davon ausging, ihn im Ort zu treffen. Nachdem diejenigen, welche den Bedarf verspürten, sich in Satala bei ihren Freundinnen oder irgendwelchen Lupas die Hörner abgestoßen hatten, traf man sich entweder in der Taberna oder in den Thermen, um den Abend ausklingen zu lassen. Als eher gemütlicher Mensch und zudem erschöpft von der neuen Arbeit, bevorzugte Stilo die Thermen. Beim Ballspiel beteiligte er sich nur seinen Männern zuliebe, beim Ringkampf überhaupt nicht und am Ende schlief er jedes Mal, auf der Massageliege ein. Caius Caecilius Canina, mit dem er sich gut verstand, hatte er gebeten, ihn zu wecken, wenn sie zurück zur Castra mussten. Canina musste das jedes Mal und Stilo schlief wie ein Stein.

    Dienstalltag - ein Berg aus Abfall und Gestank


    Heute hatte Stilo die etwas unrühmliche Aufgabe, den Müllberg neben der Castra zu pflegen. Das war wichtig, um das Ausbrechen von Krankheiten und Ungezieferplagen zu vermeiden. Die Abfälle aus der Castra wurden nach dem Waffentraining mit Schubkarren und Eimern hinausgeschafft. Stilo, der draußen am Müllberg alles koordinierte, hatte beschlossen, alles Brennbare in Asche zu verwandeln, auch wenn das wertvolles Holz kostete. Mit steigenden Temperaturen im Frühjahr begann der Müll ekelhaft zu stinken, es surrte von ersten Fliegen und das mochte er nicht leiden. Bald prasselte ein Feuer, das genährt von Speiseresten, Pferdemist, unbrauchbaren Stofffetzen, alten Verbänden, zerrissenen Lederstücken, kaputten Wachstafeln, alten Papyri und Holzresten schwarz qualmte und gewaltigen Mief verbreitete. Neben dem frischen Müll ließ Stilo auch die schon vorhandenen, frischeren Abfallberge mit Spitzhaken und Spaten auseinandernehmen und brennbares Material auf das Feuer werfen.


    Am Ende der Schicht war der Müllberg der Castra an einer Ecke durchwühlt bis aufs Erdreich und ein gutes Stück geschrumpft. Zwei Männer blieben zurück, um das Feuer zu bewachen und noch ein wenig zu füttern, bis die nächste Reinigungstruppe eintreffen würde und es weiter nutzen konnte, sodass bis dahin nichts passierte. Für Stilos Centuria aber war es nun Zeit, in den wohlverdienten Feierabend zu gehen.

    Stammbaum der Gens Seia

    Stammvater des bespielten Zweiges der Gens Seia ist:

    Volusus Seius Victor [NSC]


    Er hat im Laufe seines Lebens zwei Frauen geheiratet und mit diesen beiden insgesamt vier Kinder gezeugt:


    Kinder mit Frau 1 - Umbrena Occia [NSC]


    2. Sisenna Seius Stilo

    3. Seia Sanga [NSC]


    Kinder mit Frau 2 - Domna [NSC]


    4. Galeo Seius Ravilla

    5. Seia Fusciana [NSC]


    Ich bitte darum, aus den sieben fettgedruckten Namen den aktuellen Stammbaum der Gens Seia zu basteln und ihn als Grafik bei unserer Beschreibung zu verlinken, die ich gerade mal eingepflegt habe.

    Stilo hatte nicht rechtzeitig reagiert. Er presste vor Ärger über sich selbst die Lippen zusammen und machte sich daran, die Befehle umzusetzen. Zwei Speculatores ... er kannte die Männer doch noch gar nicht. So nahm er zwei, die langbeinig und leicht gebaut waren, aber darüber hinaus in keiner Weise auffielen, graue Mäuseriche, die man übersah. Das konnte bei der Aufgabe nicht schaden.


    "Du und du. Namen?" Sie hatten Zeitdruck, aber es wäre ungünstig, nicht zu wissen, wie die eigenen Speculatores hießen.


    "Aulus Apronius Lupus", stellte der eine sich vor.

    Und der andere: "Iullus Cispius Falco."


    Wolf und Falke, was für ein Glücksgriff bei der Namenswahl. Darüber hinaus sahen sie so gewöhnlich aus, dass Stilo sie wohl einige Male verwechseln würde, ehe er sich ihre Gesichter endlich eingeprägt haben würde. "Ihr habt die Ehre, künftig als Speculatores zu dienen. Ihr habt die Befehle gehört, leichte Bewaffnung und Bögen. Nach sieben Meilen setzt ihr euch ab."


    Dann hieß es, noch den letzten Feinschliff an der Sortierung der Männer vorzunehmen. Dann waren sie endlich marschbereit mit einem Optio, der sich vor Wut auf sich selbst in den Arsch beißen könnte und entsprechend etwas gereizt wirkte. Seine Stimme war jedoch trotz allem ruhig. In wenigen Meilen würde Stilos Zorn verflogen sein, ohne dass er auch nur ein überflüssiges lautes Wort verloren hätte.

    Willkommen zurück in der Heimat!


    Ehrgeiz und Seia machen sich gut im selben Satz. Ich selbst agiere derzeit etwas im Sparmodus und hocke im fernen Cappadocia, aber mein sehr charmanter Bruder ist umtriebig in Rom unterwegs, um die Karriereleiter zu erklimmen. Wir sind bislang erst zwei IDs in der Gens Seia, aber wenn das kein Hindernis ist, bist du als konservative und ehrgeizige Frau gern bei uns gesehen. Da Loyalität bei uns großgeschrieben wird, kannst du dir als Seia der Unterstützung der Familie in allen Belangen sicher sein.

    Stilo hatte den Drang, zu fragen, wer von ihnen beiden denn jetzt richtig gelegen hatte. Vermutlich Cerretanus - denn Stilos Centuria hatte keine der erwähnten Plänkler, nur Hastati und Schützen oder man musste noch welche umfunktionieren. Andererseits - wenn den Centurio irgendetwas stören sollte, würde der sich schon melden. Wenn er einschätzte, dass alles in Ordnung war, dann war das so.


    Also bestätigte er nur mit einem "Jawohl, Centurio", dass sie sich das nächste Mal mehr beeilen würden.


    Allerdings hatte er ein Problem mit seinem Kopftheater, was die Beschreibung der Formation anging. "Für die Verteidigungsformation - alle Hastati im Halbkreis gruppieren, also auch die der Centuria II nach vorn schicken?" Dann wären die Centurien durchmischt und er musste sich mit Cerretanus einigen, wer dann wo stand, um rumzuplärren. Und Bellatus war ja auch noch da.

    Zmertorix kam zurück - und Cimber ging. Man sah nur noch seine Rückseite, als er in Richtung Ausgang verschwand. Zmertorix lächelte vor sich hin und Cimber war vermutlich zum Heulen zumute, so wie Stilo seinen Bruder kannte. Es war ja in gewisem Maß nachvollziehbar. Der Galater war ein schräger Vogel, aber dadurch war er auch besonders fest in der Wahrnehmung verankert und wenn er nicht da war, spürte man sein Fehlen deutlich. An Cimber nagte wohl noch etwas anderes. Stilo nahm Abschied von dem Mann, der gern Priester wäre.


    "Pass auf dich auf und mach nicht allzu viel Unsinn, Zmertorix. Wir sehen uns."


    Stilo wandte sich mit einem Schmunzeln ab, um sich anzuziehen und Cimber zum Castellum zu begleiten. Sie hatten viel zu tun.


    Ein neuer Centurio, ein neuer Wind >>

    Auf das freundliche Zwinkern hin zog sich ein Mundwinkel von Stilo ebenfalls zu einem schiefen Lächeln auseinander. Cerretanus war ein netter Kerl. Doch nun galt seine Aufmerksamkeit ihrem Vorgesetzten und nachdem Cerretanus Meldung gemacht hatte, folgte die von Stilo:


    "Centurio! Melde die Centuria II der Cohors IV ebenfalls als marschbereit angetreten!"

    Als Stilo wieder erwachte, war er vortrefflich rasiert und tiefenentspannt. Jemand von den Sklaven hatte fürsorglich eine Decke über ihn gelegt. Vermutlich hatte Stilo ziemlich lange geschlafen, so ausgeruht, wie er sich fühlte. Sein Bruder war noch immer neben ihm und Stilo grinste die gute Seele an. Leise raunte er:


    "Na, was ist jetzt? Soll ich schon mal vorgehen oder kriegst du es hin, dich von Zmertorix zu verabschieden, damit wir zusammen ins Castellum gehen können?"

    Der Blick von Stilo wurde genau so verzweifelt wie der von Cerretanus, während er in seinem Gedächtnis wühlte.


    "Der Centurio sagte: Ich möchte daß von jeder Centurie 2 Contuberniae mit Langspießen marschieren. Contuberniae lassen das Pilum hier und packen Bogen und 50 Pfeile ein. Das macht gegen Reitertrupps mehr Sinn als die herkömmliche Bewaffnung." Er machte eine Pause und überlegte. "Für mich klingt das, als ob alle Contuberniae Bögen statt Pila tragen sollen. Aber wenn wir unsicher sind, hilft nur nachfragen. Da nützt alles nichts."

    "Ich gebe auf mich acht. Vor Nattern habe ich noch nie Furcht verspürt, Bruder."


    Stilo schlief ein von dem feinen Kratzen des Rasiermessers. Er wachte kurz auf, als man ihn bat, sich zu wenden. Die Rasur endete in einer wohltuenden Massage, bei der Stilos Schnarchen die Idylle der Therme störte. Er fühlte sich sauwohl und da schlief er immer ein. Cimber kannte das, Stilo war schon an den merkwürdigsten Orten und in den blödesten Situationen eingeschlafen, nur weil er sich wohlfühlte.

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    Stilo war ungehalten, als sie vor der Baracke ankamen.


    "Marschfertig machen. Das Marschpensum wurde auf 25 Meilen erhöht! Gebt keinen Anlass, es 30 werden zu lassen. Männer, das könnt ihr besser als vorhin!"


    Ein Bübchen mit viel zu großem Helm sah aus, als würde es weinen wollen, was Stilo entsetzte. Wofür hielt der ihn? Respekt sollten sie vor ihm natürlich haben, aber sich doch nicht in die Tunika scheißen, nur weil er mahnend die Stimme erhob! Die Furcht betraf aber vor allem ein Contubernium ... eines, in dem nicht mehr viele Männer waren. Wer wusste, was da vorgefallen war. Stilo beschloss, beim Marsch händeringend nach irgendwas zu suchen, was der Junge gut machte, um ihn loben zu können. Ruhiger fuhr er fort:


    "Contuberniae prima und secunda rüsten sich mit Langspießen aus. Für den Rest gilt: Keine Pila, sondern Bögen! Jeder Schütze packt 50 Pfeile in den Köcher! Ausführung!"


    Die Milites verschwanden in ihren Contubernia, Stilo ebenso. Bevor sie abrückten, ließ er sie noch einmal vor der Baracke antreten, um sie in Augenschein zu nehmen, damit sie sich kein weiteres Mal blamierten. Bei einigen meckerte er heute zum dritten Mal zu denselben Dingen. Aber den Rebstock behielt er unten. Diese Männer waren nicht unfähig, sondern schlecht ausgebildet und lustlos. Weder Wissen noch Motivation konnte man in jemanden hineinprügeln.


    Wenig später marschierte die Centuria in Zweierreihe zum Treffpunkt.

    "Eine Schlangengrube?" Stilo verzog unwillig das Gesicht. "Tuccier? Bitte nicht ..."


    Bei seinem Pech hatte er einen als Centurio oder so. Er machte es sich auf der Liege neben Cimber bequem und teilte dem Sklaven mit, dass er auf eine Enthaarung durch Zupfen überhaupt keinen Bock hatte. Der sollte ihn einfach nur rasieren. Wenn man das regelmäßig machen ließ, war das Ergebnis fast das Gleiche wie nach dem Zupfen, nur etwas stachliger, aber dafür ging es schneller und tat nicht weh. Er bemerkte durchaus, dass sein Bruder an Zmertorix Gefallen gefunden zu haben schien. Armer Irrer. Spätestens zu den Megalesia würde er Zmertorix mit einem Arschtritt auf den Mond schießen, das hielt keiner aus.

    Stilo bellte sein "Jawohl, Centurio" und wollte sich auf den Weg machen, um den Befehl in die Tat umzusetzen. Gedanklich war er bei seinen Faulpelzen und Taugenichtsen und überlegte, ob es sinnvoll wäre, die Milites innerhalb der Contubernia umzustrukturieren, doch dafür müsste er die Männer und die Dynamiken innerhalb der Contubernia besser kennenlernen. Cerretanus riss ihn aus seinen Gedanken und Stilo blieb stehen. Er hörte sich den Vorschlag an.


    "Da mein Centurio krank ist, nehme ich an, liegt es an mir, wie ich die Männer, äh, forme. So dass aus ihnen brauchbare Soldaten werden."


    Bellatus´ Vorgänger Tiberius Coriolanus hatte die Kohorte vollkommen zerstören und nach seiner Vision neu zusammensetzen wollen, so war es Stilo zumindest mitgeteilt worden. Die Milites waren scheinbar nicht sonderlich traurig, dass er fort war, mit Ausnahme von Cinna, der den Tiberier aus unerfindlichen Gründen gemocht hatte. Allerdings war Coriolanus scheinbar inmitten des Zerstörungsprozesses ausgeschieden. Mit dem Scherbenhaufen musste sein Nachfolger Bellatus nun fertig werden, doch der wirkte erfahren und souverän. Er wirkte, als würde er das scheinbar Aussichtslose hinkriegen. Was er brauchte, war Zeit und Unterstützung. Die würde er bekommen, wenngleich Stilo als Optio noch viel zu lernen hatte. Die fehlende Erfahrung machte sein Kollege Cerretanus dafür wett.


    "Sie aufeinanderzuhetzen mit den schweren Übungswaffen sollte ihnen guttun. Mal so richtig die Sau rauslassen und den ganzen Frust, nebenbei können wir zwei von außen beobachten, wie der Ausbildungsstand ist. Gute Idee! Flaminius Falco scheint mir freie Hand zu lassen. Aber mach den Vorschlag vorher noch deinem Cossutius Bellatus, nicht dass der was anderes vorhat und dann ist seine Centuria weg."



    "Diese Legio soll ein Sauhaufen sein", stimmte Stilo zu. "Es war Zeit, dass wir hierher versetzt wurden."


    Er blinzelte ein wenig, da man ihm sonst kaum ansah, ob er etwas scherzhaft meinte oder ernst. Stilo tauchte unter und rubbelte mit den Fingern seine Kopfhaut unter Wasser, ehe er wieder auftauchte und das ganze ein paar Mal wiederholte, bis er fand, dass seine Haare nun sauber seien. Dann fuhr er von oben nach unten mit dem Rest des Körpers fort bis zu den Füßen.


    "So, das reicht. Ich geh mich striegeln und kneten lassen. Kommst du mit?"


    Er stieg über die Treppe aus dem Wasser. Er fühlte sich warm und entspannt und er merkte, dass ihm schon jetzt die Augen zufallen wollten. Vermutlich würde er bei der Massage einschlafen, wenn die zu sanft war; er brauchte irgendwen, der schön grob knetete, damit er wieder munter wurde.

    Dass der Centurio nun laut wurde, war nachvollziehbar. Mit einer Einheit wie dieser hatte man wenig Freude und im Gefecht sehr schnell auch weniger Milites, über die man sich noch ärgern konnte. Scheinbar war diesen Männern das nicht bewusst. Fast wäre es wünschenswert, dass Sauhaufen I und II in eine beschissene Situation gerieten, damit ihnen der Ernst der Lage klar wurde und sie erkannten, dass es hier um nichts Geringeres als ihre Existenz und die ihrer Kameraden ging. Und so ging Stilo meckernd durch die Reihen, bohrte mit dem Ende des Rebstocks in Vorder- und Rückseiten, bis die Formation stand. Das dauerte eine gefühlte Ewigkeit, wenn man noch die Standards der IX Hispana gewöhnt war, doch immerhin: Am Ende stand die Centuria in einer sauberen Rechteckformation mit gleichmäßigen Abständen.


    Stilo schaute, wie weit Cerretanus war und wie der mit Sauhaufen I zurechtkam. Laut Cinna mussten die Zustände dort noch schlimmer sein als in der Centuria von Stilo.