Stilo, dem die Stimmen draußen nicht entgangen waren, hatte ab diesem Zeitpunkt geahnt, wer gleich erscheinen würde. Und natürlich war ihm auch klar, wie die Reihenfolge der Begrüßung ausfallen würde, insbesondere, wenn Männer im heiratsfähigen, und noch schlimmer, heiratswilligen Alter zugegen waren.
Stilo umfaste nun seinerseits den Unterarm seines Bruders, der zur Begrüßung brüderlich eine Prise grobkörniges Salz in eine seiner wenigen Wunden rieseln ließ und mit seinem Lächeln genüsslich verrieb. "Die Legio hat dich offensichtlich nicht nur das Schläfenhaar, sondern auch die Manieren gekostet", konterte Stilo grinsend. "Willkommen in Roma. Schön, dich gesund wieder im Kreis der Familie zu wissen."
Für jemanden, der in Germania diente, war eine gesunde Heimkehr in den Kreis seiner Lieben nicht selbstverständich, auch nicht für Stabsoffiziere, die entgegen aller Gerüchte keine reinen Schreibtischsoldaten waren. Germania superior galt als eine der gefährlichsten Provinzen, durch eine bessere militärische Schule konnte man kaum gehen. Stilo musste eingestehen, dass das Tribunat Ravilla gut getan hatte: Sein Auftreten wirkte geerdet. Hätte die Vorstellung von Ravilla als Feldherr vor dessen Abreise noch zu Magenkrämpfen bei Stilo geführt, so erschien sie ihm heute nicht mehr so abwegig. Schade, dass er ihn nie in Rüstung gesehen hatte.