Beiträge von Tariq

    Zitat

    Cimber bedankte sich mit einem knappen Nicken bei Decurio Publius Matinius Sabaco für die Ansprache.


    "Salve Tirones, mein Name ist Appius Umbrenus Cimber und meinen Rang habt Ihr bereits eben erfahren - Duplicarius.


    Meine Aufgabe ist es, Euch mit dem Wichtigsten bekannt zu machen, was es für einen Reiter Roms gibt und zwar seinem Pferd. [...]


    Tariq hörte gern, was Cimber über die Verbindung von Pferd und Reiter zu erzählen hatte. Das war der Teil, der ihm jetzt schon am besten gefiel … und zumindest hier hatte er einen Vorteil: Er konnte bereits reiten. Wenn er mit den Waffen schon nicht umgehen konnte, dann musste er zumindest hier nicht bei Null anfangen.


    Gemeinsam mit den anderen Tirones folgte er Cimber zu den Stallungen, um dessen Pferd Impetus in Augenschein zu nehmen. Tariq hatte keine Probleme, den Anweisungen des Duplicarius Folge zu leisten und vorsichtig Kontakt zu Impetus aufzunehmen, ohne diesen zu verschrecken. Hier zeigte sich, wer bereits mit Pferden zu tun gehabt hatte, und wer nicht. Die beiden Brüder Alrik und Erik zum Beispiel gingen viel zu schnell zu dem Pferd hin, ohne ihm die Zeit zu geben, sich an ihre Präsenz zu gewöhnen. Und Meidias, der Grieche, traute sich zu Tariqs maßlosem Erstaunen kaum, sich dem Tier zu nähern.


    Sim-Off:

    Die Szenen mit Cimber und Fango finden nicht zeitgleich statt. Ich hoffe, es ist trotzdem verständlich. :D

    Der Weg war nicht weit. Fango betrat mit Tariq die Ställe seiner Einheit. "Da sind wir. Der struppige alte Schecke ist mein Ausbildungspferd. Ich muss ihn bald wieder abgeben. Es war gar nicht so leicht, ein Pferd zu finden, was zu meiner Körpergröße passt. Der hübsche Goldene da mit den schwarzen Stiefeln und der schwarzen Mähne, das ist mein Topas. Die Farbe nennt sich Goldfalbe. Er ist größer als der Schecke - inzwischen komme ich damit zurecht. Das wahre Gold trägt er jedoch nicht auf dem Fell, sondern im Herzen. Wenn du dir dein Traumpferd unter allen auswählen könntest, wie würde es sein?"


    Tariq tätschelte dem kleinen struppigen Pferd den Kopf. Es war tatsächlich ziemlich klein, wirkte aber stämmig und robust. Es war vermutlich nicht ohne Grund Ausbildungspferd hier bei der Ala. Dann fiel sein Blick auf Topas. „Da hat dein Vater dir aber ein fürstliches Geschenk gemacht. Wo hat er denn ein solches Tier her?“ Vorsichtig näherte er sich und hielt dem Pferd die Hand hin, damit es Kontakt aufnehmen konnte. „Aussuchen aus allen überhaupt oder hier? Überhaupt kann ich es dir sagen … ich hab mal eins gesehen in Caesarea, das gehörte einem der Tempelfürsten. Es war schwarz wie die Nacht und hatte ein feuriges Gemüt. Ganz offensichtlich gefiel es ihm überhaupt nicht auf den Straßen der Stadt und es schien, als wäre es am liebsten einfach draußen über die Ebenen davon galoppiert. Das Pferd hätte ich gern gehabt.“ Daran war natürlich nicht zu denken gewesen.


    Aber der rotbraune Fuchs, den er sich auf Hadamars Gestüt mit der freundlichen Unterstützung von Leif, dem Stallknecht, ausgesucht hatte, war allein deshalb etwas Besonderes, weil es tatsächlich seins war. So ganz glauben konnte er das immer noch nicht. Noch war es nicht hier, sondern sollte mit Beginn seiner Ausbildung gebracht werden. Hoffentlich war es morgen dann da!

    Tariq saß im Unterrichtsraum und rutschte so lange auf seinem Stuhl herum, bis der Duplicarius eintrat. Dieses Sitzen auf Stühlen machte ihn seltsam nervös. Es hätte ihn weniger gestört, irgendwo draußen in der freien Natur auf einer Mauer oder seinetwegen auch auf einem der zahlreichen Bäume auf Beobachtungsposten zu sitzen und seine Umgebung zu beobachten. Aber hier drin fühlte es sich sinnlos an und löste eine innere Unruhe aus, die er nur schwer ablegen konnte.


    Meidias, der Grieche, der ebenfalls aus dem Süden kam und mit dem Tariq sich allein aus diesem Grund ein wenig angefreundet hatte, hatte ihm irgendwann einen Rippenstoß verpasst, welcher Tariq dazu bewegt hatte, mit dem Hin- und Herrutschen aufzuhören. So saß er zumindest aufrecht, als Andriscus mit seiner Unterrichtseinheit begann. Tariq dachte über die Frage nach. Die Ränge hier hatte er sich gemerkt, auch, weil er Cimber auf dem Weg nach Germanien danach gefragt hatte. „Tiro, Eques, Duplicarius, … ähm ...“ Was kam dann noch gleich? „Cornicularius!“ sprang Dasius ein, ein Italiker, der sich in Schweigen über die Gründe hüllte, warum er eigentlich hier in Germanien war. Tariq warf ihm einen Seitenblick zu. Da wäre er sicher auch selbst noch drauf gekommen! „Decurio, Vexillarius, Subpraefectus und Praefectus Alae“, endete er schnell, ehe noch jemand dazwischenreden konnte.

    Schließlich erschien Matinius Sabaco, den Tariq ja schon von seiner Vereidigung kannte – und zu seiner großen Freude wurde er von Cimber begleitet, der, wie er nun hörte, für die praktische Ausbildung zuständig sein sollte. Er lächelte erfreut, obwohl er nicht damit rechnete – und dies auch gar nicht wollte – bevorzugt behandelt zu werden, nur, weil er zufällig mit einem seinem Ausbilder gereist war und sich mit ihm ganz gut verstanden hatte.


    Sabaco erklärte, wie die Ausbildung ablaufen würde und diese klang für Tariq eigentlich ganz in Ordnung – bis auf die Tatsache, dass sie offensichtlich das Lager nicht verlassen durften. Aber nun ja … er hoffte einfach, dass er abends ohnehin so müde wäre, dass er da gar nicht in Versuchung kam.


    Sabaco zog nach seiner Ansprache wieder ab und sowohl Cimber, als auch Duplicarius Andriscus, den Tariq ja bereits im Armamentarium kurz gesehen hatte, erklärten, was so bei den jeweiligen Unterrichtseinheiten erwarten würde. Mit den anderen folgte er Cimber zu den Stallungen. Später ging es auch zum theoretischen Unterricht.


    Sim-Off:

    Tut mir leid für die lange Abwesenheit, mir kam das RL dazwischen. Bin aber wieder da und hole nach und nach auf.

    Tariq konnte sein Glück, dass die Begegnung mit dem Wachhund so glimpflich abgelaufen war, immer noch nicht fassen. Deshalb stieg seine Laune beträchtlich, obwohl er den leisen Verdacht hegte, dass Ildrun sich heimlich ein wenig über ihn amüsierte. „Die Reichen haben oft Wachhunde, aber die sind in der Regel ziemlich unfreundlich. Und die Straßenhunde sowieso. Die betrachten dich als Konkurrenz um Nahrung“, teilte er deshalb auskunftsfreudig mit. „Wenn ich einem von denen die Hand hingehalten hätte, wäre die weg gewesen.“ Gut, ‚weg gewesen‘ war vielleicht ein wenig übertrieben, aber Tariq fand nichts Schlimmes daran, sein Leben gefährlicher und dadurch schillernder zu beschreiben, als es eigentlich gewesen war. Es hatte auch genug Straßenhunde gegeben, die Angst vor den Kindern gehabt und ziemlich schnell das Weite gesucht hatten. Aber davon, den nicht eben zimperlichen Konkurrenzkampf auf der Straße einem hundeliebenden Mädchen wie Ildrun zu beschreiben, sah er mal lieber ab.


    „Warum bist du so viel draußen bei den Hunden? Ist es dir drinnen zu langweilig?“ Tariq hatte nur wenige Erfahrungen mit Mädchen und Frauen gesammelt – und denen zufolge waren Frauen oft drin und mussten sich heimlich rausschleichen, es sei denn, sie waren Bäuerinnen oder sowas.

    Tariq beobachtete interessiert, wie vertraut Ildrun mit den Hunden umging. Scheinbar verbrachte sie tatsächlich viel Zeit mit ihnen. Er hatte immer gedacht, dass reiche Mädchen sich ihre Zeit anders vertrieben und so wie Octavena reagiert hatte, war dieses Verhalten wohl ungewöhnlich. Andererseits machte das Ildrun interessant. Tariq hätte kaum gewusst, was er mit ihr reden sollte, wenn sie sich nur über Frisuren und Stoffe hätte unterhalten wollen.


    Er musste ein Grinsen unterdrücken, als sie behauptete, Octavena habe Angst vor den Hunden – er bezweifelte, dass das stimmte, hütete sich aber, ihr zu widersprechen. Octavena wollte einfach nur nicht, dass Ildrun mit ihnen draußen herumlief, aber auch das sprach Tariq nicht laut aus. Er hatte mittlerweile mitbekommen, dass das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ziemlich angespannt war. Warum, konnte er nicht so genau nachvollziehen, er hatte keine Eltern und konnte somit nicht sagen, ob das normal war, oder ob irgendetwas vorgefallen sein musste. Es ging ihn wohl auch nichts an.


    Als Ildrun aber fragte, ob er Angst vor den Hunden hatte, blitzten seine Augen wütend auf. Er? Angst? „Ich? Angst? Quatsch!“ Natürlich hatte er Angst, aber er würde sich lieber die Zunge abbeißen als das zuzugeben. Schon gar nicht vor einem Mädchen! Das auch noch jünger war als er. Der Hund, der auf ihn zu tapste, wirkte auch nicht sonderlich bedrohlich, was sollte schon passieren? Vorsichtig streckte Tariq die Hand aus und handelte damit entgegen all seiner Instinkte. Die Hunde, die er bisher kennengelernt hatte, schnappten nach einer Hand oder bissen sogar zu. Ein Junge seiner Bande hätte sogar fast mal eine Hand verloren. Tariq spürte, wie sich Schweißperlen auf seiner Stirn zu bilden begannen. Lediglich sein Stolz hielt ihn davon ab, die Hand ruckartig wieder nach hinten zu ziehen, als sich die schnüffelnde Hundeschnauze seinen Fingern näherte. Leicht beschämt stellte er fest, dass seine Hand leicht zitterte. Hoffentlich bemerkte Ildrun das nicht! Am liebsten hätte er zumindest das Gesicht abgewandt, um sich das Drama nicht ansehen zu müssen, aber zu seiner grenzenlosen Überraschung passierte … nichts. Der Hund schnupperte eine Weile, wedelte er mit dem Schwanz, wandte sich ab und trottete wieder in Richtung Torschatten. Tariq sah ihm leicht verblüfft hinterher. Dann starrte er seine Hand an, als sei ihm gerade ein sechster Finger gewachsen.


    „Das … war … ja ganz einfach!“ Die grenzenlose Erleichterung war ihm anzumerken und auch das Lächeln auf seinem Gesicht drückte diese aus. Er versuchte, routiniert zu klingen, was aber gehörig misslang.

    Gemeinsam mit Fango machte sich Tariq vom Sacellum direkt auf zu seinem neuen Quartier. Meidias und der Germane waren ebenfalls da, wobei Letzterer leichte Probleme hatte, sein ganzes Zeug zu verstauen, was Ersteren ziemlich zu amüsieren schien. Die übrigen fünf Bewohner waren abwesend. Tariq schnappte sich das letzte freie Bett, welches dann wohl ab jetzt seins war, und begann, seinen Kram zu verstauen. „Ich finde es in Ordnung. Ich hatte schon weniger Platz“, erwiderte er auf Fangos Erklärung mit einem kurzen Schulterzucken. Dann fügte er mit einem Grinsen hinzu: „Zugegebenermaßen auch weniger Krempel. Aber ich komm‘ schon klar.“


    „Ein Pferd? Es ist noch nicht hier, aber ja, ich soll eins bekommen. Vom Gestüt meines Freundes Hadamar … Duccius Ferox.“ Das hatte er mit Hadamar ausgemacht. Zwar gab es wohl die Option, hier eines zu bekommen, aber wenn er schon unter dem Schutz einer Familie stand, die ein großes Gestüt hatte und ihm ein eigenes Pferd anbot, dann wäre es ja dumm, das abzulehnen. Auch, wenn es sich für ihn seltsam anfühlte. Es war mit Abstand das Wertvollste, was er je besessen hatte.


    Aus der anfangs gutmütigen Zankerei zwischen Meidias und dem Germanen drohte ein veritabler Streit zu werden, also beschloss Tariq, lieber das Weite zu suchen. „Komm, lass uns mal die Ställe anschauen. Hast du ein eigenes Pferd?“ Damit verließ er das Gebäude und machte sich auf in Richtung der Stallungen, die Fango eben erwähnt hatte.

    Es war Morgen, es war kalt und es war ziemlich früh. Ersteres und letzteres störte Tariq eher weniger, die Temperatur hingegen schon. Die anderen Tirones seines Conturberniums standen in einer mehr oder vielleicht eher weniger geraden Reihe, neben Meidias und dem Germanen Berengar, die gestern zusammen mit ihm vereidigt worden waren, waren das drei weitere Germanen, ein Römer und ein Italiker namens Dasius.


    „Mit dem Rumstehen hat’s gleich ein Ende“, teilte ihm sein Reihennachbar Dasius mit. „Na hoffentlich“, dachte Tariq. „Vielleicht wird mir dann endlich warm!“ Vermutlich würde er den Gedanken noch bereuen, aber im Moment war die Kälte alles, auf das er sich konzentrieren konnte.

    Tariq verspürte einen Anflug von Stolz, als er die Worte des Offiziers hörte. Jetzt war er tatsächlich Soldat! Gut, er musste sich erst bewähren, aber er war entschlossen, das gut zu machen und niemanden zu enttäuschen. Den Offizier nicht, die anderen Tirones nicht, Hadamar nicht und sich selbst auch nicht. Vermutlich würde es nicht leicht werden, aber der erste Schritt war schon mal getan. Ein erleichtertes Lächeln erschien auf seinem Gesicht und er ging mit den beiden anderen nach draußen, nachdem sie offiziell entlassen worden waren.


    Draußen stand Fango, noch immer beladen mit seinem Gepäck. Tariq hatte ein dezent schlechtes Gewissen, weil der arme Kerl die ganze Zeit seine Sachen hin und her getragen hatte, obwohl er das gar nicht musste. Aber er war ihm auch dankbar, immerhin hätte er nicht gewusst, wo er diese kurzfristig hätte verstauen sollen. Und zum Fahneneid mitnehmen hätte er sie auch nicht können, dann wäre er vermutlich hochkant wieder raus geflogen.


    Mit einem erleichterten Grinsen ging er zu Fango hinüber und nahm ihm wieder etwas von seiner Last ab. „Fango! Danke, dass du dich um meine Sachen gekümmert hast. Wir sollen jetzt zu unseren Unterkünften in der Ausbildungsturma gehen.“ Er hatte beim Hinausgehen kurz einige Worte mit einem der anderen Tirones gewechselt, ein Grieche namens Meidias. Der andere war ein Germane gewesen, der sich noch nicht vorgestellt hatte. „Ich weiß in etwa, wo das ist, aber wie es dann weitergeht, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Kommst du mit? Oder hast du etwas zu erledigen?“


    Sprach's und machte sich auf den Weg in Richtung Unterkünfte der Ausbildungsturma.

    Da Tariq bewusst Ausschau hielt nach den Hunden, bemerkte er im Schatten des Tores drei Schemen, von denen zwei die Hunde sein mussten und der dritte eine Person, die sich bei ihnen aufhielt. Unwillkürlich war Tariq erleichtert, dass jemand da war, der die Hunde irgendwie im Zaum halten würde. Zwar war er nicht unrechtmäßig hier, aber er war ein Fremder. Zu seiner Erleichterung blieben die Hunde entspannt liegen, als er näher kam – vermutlich wegen der anwesenden Person, die sich nun zu Wort meldete. Obwohl Octavena ihm gesagt hatte, dass ihre Tochter immer gern mit den Hunden herumlief, war Tariq doch ein wenig überrascht, dass es ein junges Mädchen war, das sprach.


    Er war kurz stehengeblieben, als sie angefangen hatte zu sprechen, nun trat er einige Schritte heran. „Freut mich, Ildrun. Ja, ich bin Tariq“, erwiderte er und lächelte ihr zu. „Wenn du mit deinem Onkel Hadamar meinst, ja, wir sind gestern gemeinsam angekommen.“ Trotz des Stammbaumes, den Farold ihm gezeigt hatte, hatte Tariq Schwierigkeiten, die komplexen Verwandtschaftsverhältnisse der Duccier zu durchblicken. Andererseits wusste er, dass es sich in seiner Heimat ähnlich verhielt. Auch dort gab es große weitverzweigte Familien, die ähnlich funktionierten wie bei den Römern oder auch offensichtlich hier in Germanien. Wer zu einer Familie dazugehörte, hatte dieser gegenüber zwar Verpflichtungen, profitierte im Gegenzug aber auch von deren Verbindungen und hatte allgemein ein Auffangnetz, sollte er eines brauchen. Von den persönlichen engen Verbindungen, die die Familienmitglieder untereinander pflegten, mal ganz abgesehen. Und wenn der Mensch so etwas nicht hatte, so wie Tariq, dann suchte er meist eine Alternative – bei ihm war das Duroks Bande gewesen, der er tatsächlich hauptsächlich deshalb den Rücken gekehrt hatte, weil er keine anderen Wahl gehabt hatte. Ansonsten wäre er vermutlich dabei geblieben, trotz der schlechten Behandlung, die Durok und einige der älteren Jungen ihm hatten zuteil werden lassen. Weil das eben das soziale Umfeld war, das er kannte.


    „Ich war gestern ziemlich müde nach der langen Reise und habe nicht so viel mitbekommen. Deshalb schaue mich heute ein bisschen um. Dein Bruder und deine Mutter haben mir das Haus gezeigt, gerade war ich am Fluss und jetzt wollte ich die Hunde mal sehen“, erzählte er und war selbst ein wenig überrascht, wie leicht es ihm fiel, mit ihr zu reden. Vielleicht, weil sie ihm altersmäßig am nächsten war. Sie war offensichtlich etwas jünger als er, aber kein richtiges Kind mehr, so wie Farold, und auch keine Erwachsene, so wie alle anderen hier, denen er bisher über den Weg gelaufen war. Selbst Hadamars jüngste Schwester hatte, abgesehen von der ersten Begrüßung Hadamars, schon recht erwachsen gewirkt, als sie sie gestern empfangen hatte. Das hatte ihn, wie er im Nachhinein feststellte, überrascht, weil sie in Hadamars Erzählungen irgendwie jünger gewirkt hatte, als sie sich dann in Wirklichkeit entpuppt hatte.


    „Sind die beiden gefährlich?“ fragte er mit einem Kopfnicken in Richtung Hunde, von denen einer sich nun erhoben hatte und ihn … nun ja, zumindest aufmerksam anblickte. Tariq hielt auf jeden Fall vorsichtshalber Abstand.

    Eine Tür schloss sich, aber Tariq widerstand dem Impuls, nachzusehen, wer hereingekommen war. Stattdessen betrachtete er den goldenen Adler, der das Licht der Flammen reflektierte. Dieses stolze Tier symbolisierte für ihn die Römer und das römische Reich gleichermaßen. Der Gedanke, dass er bald dazugehören würde, zumindest in gewisser Weise, fühlte sich seltsam an. So richtig bewusst wurde ihm das jedenfalls erst jetzt, in diesem Augenblick.


    Die beiden anderen Tirones, die wieder zu tuscheln begonnen hatten, verstummten, als sich eine ziemlich imposante Gestalt vor ihnen aufbaute und seinen Namen nannte. Es war der Decurio, der ihnen den Eid abnehmen würde. Die Worte des Mannes vertieften noch einmal den Eindruck, den der Adler hinterlassen hatte, nämlich, dass Tariq die vertrauten Gefilde seines Lebens unwiederbringlich verlassen und eine völlig neue Richtung einschlagen würde. Und dass es von dort kein Zurück mehr gab.


    Aber auch, wenn Tariq ein leichtes Kribbeln verspürte, eine Nervosität im Angesicht dessen, was da kommen möge, kam ein Rückzieher nicht infrage. Er trat einen Schritt nach vorn, als er aufgerufen wurde, blickte Matinius Sabaco ins Gesicht und wiederholte klar und deutlich die Worte: „IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.“

    Nach dem Gespräch mit Octavena verließ Tariq das Haus. Noch immer war die Sonne nur andeutungsweise hinter weißen Wolkenschleiern zu erkennen – so als habe sie beschlossen, dass es während des germanischen Winters nicht angemessen sei, ordentlich zu scheinen. Sehr viel Wärme spendete sie auch nicht, Tariq war froh um den Wollumhang, den er sich eng um den Leib zog. Aber die Sonne war trotz allem da, ihre Silhouette war hinter der milchig-weißen Wand zu erkennen. Tariq musste nach der relativen Dunkelheit des Hauses ein wenig die Augen zusammenkneifen. Er ließ das Haus linker Hand liegen und ging zielstrebig Richtung Fluss, der ihn faszinierte, seitdem er ihn heute Morgen von seinem Zimmerfenster aus erblickt hatte. Wie ein silbriges Band wandte er sich durch das platte Gras, und je näher Tariq kam, desto besser hörte er ein leises murmelndes Rauschen, das fast so klang als würden Stimmen leise flüstern. Es war nicht schwer, sich die Flussgeister vorzustellen, die Octavena eben erwähnt hatte. Auch, wenn sie ja gar nicht germanisch waren.


    Hadamar hatte ihm erzählt, dass Flüsse und Seen in Germanien im Winter zufrieren konnten, dann schlief das Wasser unter der Eisschicht. Dieser Zeitpunkt war aber offenbar noch nicht erreicht, denn der Fluss murmelte und bahnte sich einen Weg über Steine, die man auf dem Grund erkennen konnte. Tariq hockte sich hin und versuchte einen der Steine aus dem Wasser zu greifen, aber die Augen schienen ihm einen Streich zu spielen. Von seiner Perspektive sah der Stein nah aus, und doch erreichte seine Hand ihn nicht. Er neigte sich weiter herunter, erreichte den Stein aber immer noch nicht. Frustriert zog Tariq die Hand zurück. Sie war eiskalt und der Ärmel seiner Tunika leicht durchnässt. Er erhob sich, steckte die Hand unter seinen zweiten Arm, um sie wieder aufzuwärmen und betrachtete das sich bewegende Wasser mit gerunzelter Stirn. „Euch scheint die List auch zu liegen, was?“ meinte er leise, nun in seiner Mutmaßung gestärkt, dass etwas in dem Fluss hausen musste, das Illusionen wob und die Sinne verwirrte.


    Nachdem er eine Weile dagestanden und dem Wasser gelauscht hatte, wandte er sich um. Er fand es schade, dass er beispielsweise Soufian nicht von diesem Fluss erzählen konnte. Der Händler würde das genauso faszinierend finden wie er, dessen war Tariq sich sicher. Vielleicht könnte er ihm schreiben, aber seine Schreibfähigkeiten waren rudimentär und er würde es niemals schaffen, etwas so aufzuschreiben, wie er es erzählen könnte.


    Er kehrte zum Haus zurück und beschritt den Weg, der ihn zum Eingangstor zurückbrachte. Nachdem er den Fluss gesehen hatte, wollte er auch den Hunden einen Besuch abstatten – obwohl das weniger aus Faszination geschah, denn aus einer seltsamen Form von Pflichtbewusst heraus. Octavena hatte gesagt, dass sie wahrscheinlich in der Nähe des Tors zu finden waren, also ging er dort zuerst hin. Und blickte sich dabei aufmerksam um. Er wollte garantiert nicht von den Wachhunden überrascht werden.

    Voll ausgerüstet und mit seinen Waffen noch ein wenig unsicher hantierend betrat Tariq schließlich das Sacellum. Es kam ihm so vor, als beträte er eine andere Welt. Ein seltsamer Dunst waberte durch den Raum, hüllte Personen und Gegenstände ein, sodass sie schemenhaft und unwirklich erschienen. Tariq blieb kurz stehen, betrachtete die beiden Gestalten, die miteinander wisperten und die größere, eindrucksvolle Gestalt, die trotz des Nebels zu glänzen schien. Vorsichtig machte er einige Schritte in den Raum hinein und näherte sich den flüsternden Gestalten, die er schließlich als Soldaten erkannte. Die Luft war trocken und kratzte ein wenig im Hals. Tariq kannte den Geruch von Räucherwerk aus seiner Heimat - und hatte nun auch eine Erklärung für die neblige Luft. Aber das änderte nichts an der feierlichen, ja, ein wenig unwirklichen Atmosphäre.


    Die beiden Soldaten hörten auf zu reden, als er zu ihnen trat. Kurz nickte er ihnen zu. Die eindrucksvolle Gestalt, die er vom Eingang aus gesehen hatte, war eine Statue. Sie musterte ihn streng. Das Antlitz kam ihm vertraut vor, aber er war zu gefangen in der Fremdartigkeit des Augenblicks, als dass er einen Gedanken daran verwenden konnte, wessen Ebenbild er sich da gegenübersah.

    Tariq lächelte erleichtert, als nun alles glatt lief. "Jawohl!" erwiderte er und rief sich beim Hinausgehen noch einmal die Worte des Eides ins Gedächtnis. Vor der Tür hatte Fango bereits begonnen, einige seiner Sachen zusammen zu suchen. "Ich soll in voller Ausrüstung jetzt ins Sacellum, um den Eid abzulegen", teilte Tariq seinem hoffentlich baldigen Kameraden mit. Da er zumindest die Kleidungsstücke im Armamentarium anprobiert hatte, war er mit diesen bereits vertraut. Besonders gut gefiel ihm die Subcula, die den germanischen Winter etwas erträglicher machen würde. Er schaute sich bei Fango ab, wie dieser angezogen war und was er in welcher Reihenfolge anziehen musste.


    Als er die Rüstung angelegt hatte, stopfte er seine ursprünglichen Klamotten und Schuhe in den Bronzetopf. Geschirr, Sattel und seiner wenigen privaten Besitzttümer würde er wohl erst in sein Quartier bringen müssen, ehe er sich ins Sacellum begab.


    Sim-Off:

    Da ich hier nicht vorgreifen will, habe ich offen gelassen, ob Fango Tariq noch zu den Quartieren begleitet, um seine Sachen dorthin zu bringen oder nicht. Wir können das gerne noch ausspielen oder davon ausgehen, dass es im Hintergrund abgelaufen ist - wie du magst. Ich schreibe mich aber schon mal zum Sacellum. Ich möchte Sabaco nicht zu lange warten lassen! :panik::D Ich hoffe, das ist ok, ansonsten kann ich gerne noch mal editieren.

    „Flussgeister?“ fragte Tariq interessiert. „Na, das passt schon eher bei dem vielen Wasser.“ Wobei Octavena hier von den Römern gesprochen hatte und nicht von den Germanen. Aber in Rom gab es auch einen Fluss, hatte er gehört. Als Octavena meinte, zu den germanischen Geistern solle er Hadamars Familie befragen, nickte Tariq: „Werde ich machen.“ Solche Geschichten interessierten ihn. Einmal, weil Geschichten allgemein ihn interessierten. Aber in dem Fall eher, weil Geschichten von Göttern und Geistern eines Landes einen Einblick in dessen Seele gaben. Und ihm war dieses Land nach wie vor sehr fremd.


    Bei den Hunden wirkte Octavena überrascht ob seiner Nachfrage. „Danke, ich werde sie nachher mal suchen gehen.“ Dann zögerte er kurz. „Mögen? Nein, eigentlich mag ich Hunde nicht sonderlich, aber ich wollte mal schauen, ob sie gute Wachhunde sind. Ob das Haus gut geschützt ist ...“ Er zögerte. Möglicherweise wollte die Familie das gar nicht. Wahrscheinlich hatte sie einen Wachhund-Experten, so wie sie eine Person hatte, die Wäsche wusch, und eine, die Essen kochte, und jemanden, der sich um die Pferde kümmerte. Da lag die Vermutung nahe, dass es auch jemanden gab, der die Wachhunde abrichtete und sich um sie kümmerte. Und der würde wohl auch wissen, ob die Hunde ihre Aufgabe gut zu erledigen wussten. „Aber wahrscheinlich braucht ihr mich gar nicht dafür. Ihr habt bestimmt jemanden, der sich gut um sie kümmert.“ Er wollte schon wieder verlegen werden, aber ein Detail an Octavenas Worten erregte seine Aufmerksamkeit. „Wieso läuft deine Tochter mit ihnen herum? Kümmert sie sich um die Hunde?“ Das würde ihn dann doch ziemlich überraschen.


    „Nein, sonst brauche ich nichts.“ Sie hatte bestimmt noch anderes zu tun. „Danke, dass du dir die Zeit genommen hast! Ich werde die Hunde anschauen gehen, auch wenn's wahrscheinlich unnötig ist, und dann an den Fluss. Oder andersrum.“ Der Fluss faszinierte ihn, den musste er sich mal aus der Nähe betrachten. Vielleicht machten sich die Flussgeister bemerkbar. „Und dann komme ich für das Bad zurück.“ Farold hatte ihm den Ort gezeigt, an den er dafür musste, den würde er schon allein wiederfinden.

    Ehe Fango etwas sagen konnte, ertönte nun endlich die Aufforderung zum Eintreten. Tariq tat einen tiefen Atemzug, schnappte sich die beiden Tabualae, die er hier abgeben sollte und trat ein.


    „Salve, ich habe meine Ausrüstung erhalten und möchte die beiden Tabulae hier abgeben.“ Er legte dem Soldaten die beiden Tafeln hin.


    Die Musterungsakte:


    ALA I Aquilia Singularium


    MUSTERUNGSAKTE

    nomen: Tarik

    pater: ignotus

    mater: ignotus

    natio: Cappadocia

    aetas: XVI


    artes: Reiten, rudimentäre Sprachkenntnisse in Germanisch, lesen


    habitus: i.O.


    morbi cognitio (medicus): o.B.


    exceptio: keine


    eventus: Dienstfähig



    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.


    Und die aus dem Armamentarium:


    Hiermit bestätige ich, folgende Ausrüstung erhalten zu haben und darauf hingewiesen worden zu sein, dass die Pflege und Überprüfung meiner Eigenverantwortung obliegt:


    - I Lorica Hamata - genietet

    - I Mantel

    - II Tunika

    - I Subucula (Wollene Tunika)

    - I Cingullum (Gürtel)

    - II Paar Caligae equester- (mit Sporen)

    - I Lederriemen

    - I Öllampe

    - I Satteltasche

    - I Beutel

    - I Bronzetopf

    - I Patera

    - I Löffel

    - I Messer

    - I Feldflasche

    - I Gurt

    - I Cassis

    - I Spatha

    - I Pugio

    - II Iaculae

    - I Parma

    - I Tragegurt

    - I Hasta

    - II Bracae (Wollene Hose, halblang)

    - II Stratum (Satteldecken)

    - I Hippoperae (Packsattel/Satteltasche)



    Unterschrift des Soldaten:


    TARiq


    Unterschrift des Diensthabenden:

    Titus

    Eques Armamentarium



    Datum:


    ANTE DIEM VI KAL FEB MMDCCLXXV A.U.C.

    Tariq nickte mit der ganzen Weisheit seiner sechzehn Jahre. „Mmh, das dachte ich mir. Möglicherweise haben sie hier keine Macht, immerhin ist dieses Land sehr nass. Da würde ich mich als Djinn des Feuers auch nicht wohl fühlen.“ Möglicherweise gab es hier auch gar keine Djinni, immerhin hatten selbst manche Römer in Cappadocia, die nicht von dort stammten, nie von ihnen gehört. Vielleicht gab es hier andere Geister? Es wäre vermutlich besser, sich zu informieren, ansonsten könnte man ungewollt irgendeinen Unmut auf sich ziehen, ohne sich dessen bewusst zu sein. „Was für Geister gibt es hier denn? Oder gibt es hier gar keine?“ fragte er deshalb Octavena. Auch, wenn sie ursprünglich nicht von hier stammte, lebte sie doch schon lange in Germania. „Wie man sie besänftigt? Man reicht ihnen Opfer dar, so wie den römischen Göttern. Ich habe ihnen meist etwas zu essen gegeben, weil Essen immer wertvoll für mich war. Und ein alter Mann, der viel von ihnen wusste, sagte mir einmal, ein Opfer dürfe nicht belanglos sein.“ Mit einem Grinsen schob er hinterher: „Aber vielleicht sind die Feuergeister auch einfach verfressen. Ich könnte es mir gut vorstellen, denn Flammen verzehren ja alles und hören erst damit auf, wenn sie nichts mehr finden. Aber vielleicht gibt es sie hier auch gar nicht … und hier muss man irgendwem anderes opfern.“ Dennoch entschied er, heute Abend, wenn alle Feuer entzündet waren, ein wenig Brot hineinzuwerfen.


    „Das ist gut“, nickte er, als Octavena die Wachhunde erwähnte. Wachhunde waren für Diebe ein einziges Ärgernis – zumindest, wenn sie darauf tatsächlich abgerichtet waren. Tariq hatte auch von Hunden gehört, die sich mit Nahrung besänftigen ließen, ähnlich wie die Djinni. Aber das waren dann wohl keine richtigen Wachhunde. „Ich erinnere mich nicht, ich war gestern wohl zu müde, um darauf zu achten. Aber ich würde sie mir gern anschauen.“ Er wusste selbst nicht genau, warum er danach fragte. Eigentlich mochte er Hunde nicht sonderlich. Auf der Straße waren sie nur Konkurrenz um Nahrung und in den Häusern der Reichen wie gesagt ein Ärgernis, aber er hatte das Bedürfnis, sich in irgendeiner Form nützlich zu machen. Und sich davon zu überzeugen, dass dem Haus kein Unheil drohte, war etwas, das er tun konnte.


    Irgendwann ereilte ihn ein äußerst ungewohntes Gefühl: Er war satt. Eigentlich schon seit einer geraumen Weile, aber er hatte trotzdem weiter gegessen, denn das Essen war schließlich da. Jetzt schob er den Teller weg – auch wenn ein wenig Wehmut in seinem Blick lag. Mehr ging wirklich nicht rein, das konnte man drehen und wenden wie man wollte. „Dann … würde ich sie im Zimmer lassen“, sagte er zum Thema Wäsche. Diese Ilda in die Hand zu drücken und ihr zu sagen, sie solle sie waschen, brachte er trotz des Wissens, dass es ihr nichts ausmachte, nicht über sich. Noch nicht. „Ich würde mich gerne irgendwo waschen oder ein Bad nehmen. Die Reise war ziemlich lang ...“ Der Fluss war dazu wohl auch der falsche Ort, zumal das Wasser bei der Jahreszeit ziemlich kalt sein musste.

    Als Fango sich mit seinem langen Namen vorstellte, musste Tariq grinsen. „Freut mich, Fango“, erwiderte er. Der Name kam ihm bekannt vor, er meinte, dass sowohl der Soldat im Armamentarium als auch Tisander ihn erwähnt hatten.


    „Dein Vater? Echt?“ Das war ja ein witziger Zufall und brachte Fango sofort weitere Sympathiepunkte ein. Tariq musterte sein Gegenüber mit Interesse. „Eine schöne Beschreibung … ich wäre nie auf die Idee gekommen, es so zu nennen, vielleicht, weil das Feuer aus der Erde und die Felsen immer normal für mich waren. Erst, seitdem ich hier bin, sehe ich, dass es etwas Besonderes ist.“ Er musste wieder an den Händler Viridomarus und dessen blumige Beschreibung seiner eigenen Heimat denken. Und je länger er hier war, desto besser verstand er es. Einst hatte er angenommen, dass es nichts gab, das ihn mit Cappadocia verband, aber seine Ankunft einem fremden Land hatte ihn eines Besseren belehrt.


    „Vor ein paar Jahren hat Duccius Ferox, ein Soldat, der aus Mogontiacum kommt, mich aufgenommen. Nicht als Sklave, eher wie … einen Bruder, Familie.“ Er wiederholte nun zum ersten Mal Hadamars Worte und verspürte dabei tatsächlich eine Mischung aus Stolz und ja, Zugehörigkeit. „Er ist hierher versetzt worden und hat mich mitgenommen. Er ist aber bei der Legio, wo ich nicht hin kann, also habe ich beschlossen, mich bei der Ala zu melden. Und du? Wie kommst du aus Mantua hierher?“


    Ein weiterer Blick zur Tür folgte. „Gut zu wissen“, sprach er, immer noch nicht ganz sicher, wie er den Kerl hinter dem Schreibtisch einschätzen sollte.

    Tariq schob den Kleiderstapel nochmal mit dem Fuß zusammen, als er hinter sich eine Stimme hörte. "Guten Morgen", erwiderte er und musterte den Neuankömmling kurz. Im Gegensatz zum Großteil der hünenhaften Germanen wirkte dieser Soldat - denn um einen solchen handelte es sich offenbar - recht klein. Kleiner als er selbst sogar. Irgendwie machte ihn das sympathisch, ebenso wie sein Hilfsangebot. "Gern, ich muss nur noch die Tafeln hier abgeben und mir sagen lassen, wo ich untergebracht bin", sprach er und wedelte kurz mit den zwei Tabulae, die seine Daten und die Liste mit den an der Wand gestapelten Gegenständen enthielten. "Und den Eid ablegen." Ein schneller Blick auf die Tabula und die dort notierten Worte, die Tariq aber dank Unterstützung mittlerweile recht flüssig über die Lippen bringen würde.


    "Ich stamme aus Caesarea in Cappadocia. Ich heiße Tariq. Und wer bist du?" Ein halbes Ohr hatte Tariq nach wie vor auf die Tür des Rekrutierungsbüros gerichtet, um die Aufforderung zum Eintreten nicht zu verpassen. Aber vermutlich ließ ihn der Soldat da drin jetzt extra lange schmoren, weil er beim ersten Mal einfach so reingeplatzt war.