" ... sondern mein Hauslehrer Agamedes tut das. Er meint, dass ich mich ruhig intensiv mit Sachen beschäftigen soll, die mich nicht brennend interessieren, denn das würde meine Geduld schulen.
Maesa kam es schon etwas seltsam vor das ein Hauslehrer einem jungen Mädchen solche Lektüre gab. Geduld üben, beim Lesen von Dingen die einen nicht wirklich interessieren war ja schön und gut aber wozu Dinge die sie nicht mal ansatzweise anwenden konnte? Egal, es war nicht Ihre Aufgabe so etwas zu beurteilen, Ihr tat nur Sabina dabei etwas leid. Es gab so viel anderes was auch Geduld erforderte, wie zB das weben und vor allem das spinnen. Alles beides nicht wirklich Ihr Ding, wobei sie es natürlich konnte. Ihre Mutter hatte sehr darauf geachtet das Maesa alles lernte was eine gute römische Matrone so können musste. Doch was nutze Ihr das jetzt, eine Familie und vor allem Kinder hat sie jetzt trotzdem nicht.
Zitat
"In Memphis und den Nil hinunter bin ich leider nie gewesen. Hast du auch das Klagen der Memnonstatuen hören dürfen? Es soll Glück bringen, wird zumindest gesagt. Ich finde die aegyptische Kultur auch sehr beeindruckend, aber unsere Bauwerke scheinen mir, wie du schon sagtest, auch irgendwie von größerem Nutzen für die Menschheit
„Nein, die habe ich leider nicht gesehen. Ich habe auch davon gehört und wäre gerne in den Genuss gekommen aber mein Mann wollte absolut nicht dorthin.“ Damals konnte sie sich das nicht erklären, jetzt mit Rückblick auf ihr Leben in Ägypten schien es Ihr wie ein Zeichen der Parzen gewesen.
„Nutzen haben einige unsere Bauwerke sicher mehr, da gebe ich dir recht Claudia Sabina. Obwohl…“ sie lachte auf „ auch wir haben Baumeister die mehr zu ihrem eigenen Ansehen bauen als zu unserem Nutzen. Denk nur an die ganzen Bauten Neros…höher, weiter, schrecklicher. Da finde ich ein monumentales Grabmal, mitten in der Wüste, doch beeindruckender als eine halbe Stadt abzureißen nur um etwas scheußliches hinzustellen. Muss den wirklich alles von Nutzen sein? Reicht den nicht auch einfach die Genialität des ganzen? Das Können etwas nie vorher dagewesenes zu erschaffen? Sieh die die Pyramiden an, steht man erstmal davor fühlt man sich so klein. Diese riesigen Steinblöcke schon allein vom Steinbruch zum Bauplatz zu bekommen ist eine Herausforderung. Sie, ohne sie zu zerstören, aus dem Berg zu schlagen, ich kann mir gar nicht vorstellen wie und dann auch noch so aufzutürmen das nicht wieder alles in sich einstürzt. Ich finde es beeindruckend, fast schon wie von Götterhand geschaffen. Ein Mensch kann das nicht alleine.“
Maesa hatte sich fast schon in Rage geredet, ihre Wangen waren leicht gerötet vor Begeisterung.
„Ja ein Aquädukt ist sicher auch eine Herausforderung, eine riesiges Bauwerk und vor allem nützlich. Ich könnte es nicht verstehen wie man darauf verzichten kann oder sollte. Doch es ist so logisch, so einfach finde ich.“ Sie zuckte mit den Schultern, es war so etwas selbstverständliches für sie das sie nicht verstand was so besonderes daran sein sollte.
Als das Thema wieder auf den Stoff zurück kräuselte sie leicht Ihre Nase.
Zitat
Ich spinne auch sehr gerne. Es beruhigt mich. Aber für edlere Stoffe
schicke ich meine Sklavinnen in die Nähe des Trajanischen Forums. Dort soll es
einige sehr gute und nicht überteuerte Tuchhändler geben. Bisher war ich mit
den Baumwollstoffen und der Seide immer sehr zufrieden, welche sie mir
brachten.(Stella)
„Ich weiss, für eine römische Matrone ziemt es sich am Webstuhl zu sitzen oder zu spinnen. Meine Mutter hat das geliebt und konnte dabei uns Kindern so schöne Geschichten erzählen aber für mich ist das eher Straffe als Beruhigung. Ich muss immer in Bewegung sein, vor ein paar Tagen war ich bei einem Waisenhaus um meine Unterstützung anzubieten, ich hatte auch gehört das eine meiner Verwandten da schon da war. Ich hab sie aber nicht dort angetroffen. Ich finde so etwas ist viel wichtiger als zu spinnen oder zu weben. Seit Ihr so gut darin, dass Ihr den Stoff auch tragt? Das überlasse ich lieber denjenigen die damit gutes Geld verdienen.“