Beiträge von Sextus Iunius Stilo

    Stilo ließ den Neuankömmling etwas ruhen, doch die Neugier ging dann letztendlich doch mit ihm durch.

    "Wer war dieser Mann?" Klar, Familie, aber wer war er als Mensch? Irgendwie fühlte er sich angezogen. Nicht sexuell - keineswegs! Nein, familiär. Stilo fühlte, das hier

    eine wahre Freundschaft entstehen könnte. Er würde zwar am nächsten Morgen zum Rekrutierungsbüro gehen und sich bei der Ala melden, aber früher oder später würde er ja

    Freigang haben und es wäre schön, ein paar Bekannte hier zu haben.


    So stand er vor der Türe und klopfte dagegen.


    Klopf! Klopf!


    Er hoffte, dass Crassus nicht in einen tiefen Schlaf verfallen war und freute sich, eine Unterhaltung mit ihm führen zu können.

    Eine vollständige, rasche und gute Genesung, lieber Scato!


    Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Vor allem in Anbetracht, dass es sich echt nicht so toll liest, was du da hast.

    Die Familie steht hinter dir und freut sich auf deine Rückkehr. Wir halten so lange die Stellung.

    Wenn etwas benötigt wird, lass es uns wissen.


    Bis bald!

    Stio nickte den herauskommenden zu ohne zu wissen, ob er ein Zivilist oder ein Soldat war.


    Beim "Herein" nahm er seinen ganzen Mut zusammen, drückte die Türe auf und richtete sich wie empfohlen zu seiner Größe auf.
    Auf die Selbstvorstellung kam es an. Mit deutlicher Stimme, die ihm selbst etwas beeindruckte, war er doch eher der schüchterne, sprach er:


    "Sextus Iunius Stilo, ich bin hier, um mich der Ala als Rekrut anzuschließen."


    Seine Augen schauten geradeaus, so wie er es schon oft von den Legionären gesehen hatte, während sein Körper steif und ohne Regung war.

    Stilo war aufgeregt. Sehr aufgeregt. Sein Leben würde sich nun schlagartig ändern. Das aufmunternde Lächeln von Iunianus Fango nahm glücklicherweise etwas von der Aufregung weg.


    "Danke sehr", sprach er aufrichtig. "Dann trete ich mal mein Schicksal entgegen."


    Er nahm sich die Worte zu Herzen, richtete sich zu seiner vollen Größe auf - die jedoch nicht sehr bemerkenswert herüberkam - schluckte noch ein letztes Mal und klopfte an der Türe...


    "Klopf" er wartete kurz und wollte ein zweites Mal ansetzen, besann sich aber eines besseren und wartete erstmal ab.

    Stilo nickte den Eques zu. Er war etwas kleiner als er selbst, aber vom Alter her müssten sie ungefähr gleich sein. Wie lange er wohl schon hier war - war doch die Aufmachung souverän, obgleich die Größe zu den anderen wachhabenden deutlich geringer war.

    "Danke, Iullus Seius Iunianus Fango.", sagte er und überlegte zugleich, ob mit seiner Familie eine Verwandtschaft möglich wäre.

    Mit einem tiefen Atemzug und einem letzten Blick zur Straße bis hin nach Mogontiacum folgte er anschließend den Eques zum Rekrutierungsbüro.

    Die Via Borbetomaga lag hinter ihm, ebenso wie die verwunderliche Begegnung mit dem Veteranen. Nun kam er dort an, wo er seit seiner jungend hinwollte. Na ja, gut, es war nicht die Legion aber Dank des fürsorglichen Gesprächs mit Iunius Scato wusste Stilo, dass er hierhin gehört.
    Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und ging auf dem wachhabenden zu.


    "Salve, Sextus Iunius Stilo mein Name. Ich bin hier, um mich freiwillig zu melden. Wo muss ich hin?" fragte er und hoffte, mit seinen Entscheidungen richtig gelegen zu haben.

    Von der Domus Iunia kommend, ging Stilo den Weg herab. Es hellte so langsam auf und die ersten Sonnenstrahlen wärmten seine Haut. Er atmete aus dem Mund und kleine Dampfwolken stiegen empor, als er schließlich an der Via Borbetomaga ankam. Auf der linken Seite befand sich die Sepulcreta, kleine Grabhäuser und Denkmäler, die recht neu aussahen. Zwischen diese konnte man den großen Fluss, den Rhenus sehen, der unermüdlich seinen Weg durch diese kalte Landschaft ging. Hier schien alles neu und war es letztendlich auch, wenn man bedenkt, wie neu diese Stadt und ihre Geschichte war. In Crotona war die Geschichte so alt, dass vieles Wahres auch als Legende hätte durchgehen können und wenige Legenden in der Wahrheit mündeten. So Recht wusste es niemand.


    Die Straße war weitgehend leer - nur ein paar Wagen, die aus einer Siedlung bogen, kamen ihn langsam entgegen. In der Ferne konnte man auch schon das Kastell der Ala sehen. Hier würde sich Stilo's Zukunft abspielen und die Angst davor - der Respekt, die wiederkehrende Sorge seiner Familie keine Ehre zu bringen - all diese Gedanken spielten sich wieder in Endlosschleife vor seinem geistigen Auge ab.


    "Guten Morgen Herr. Einen Sesterz für einen alten Veteranen übrig?", riss eine kratzige Stimme ihn von seinen Gedanken. Erschrocken sah er nach und entdeckte am Straßenrand einen Mann mittleren Alters auf dem Boden sitzen. Dieser schien nur einen Arm zu haben und ein genauerer Blick offenbarte, dass ab der Hüfte ein Bein fehlte. Der Mann hob einen massiven Stock vom Boden und drückte sich damit hoch und schaute Stilo direkt in die Augen. "Mein Name ist Velianus, Decimus Quinctius Velianus. Ehemals Legionär in der Legio II Germanica." Er lächelte freundlich, wohl wissend, dass Veteranen immer mit einer großzügigen Spende rechnen konnten. Stilo hörte die Wörter fast kaum, sein Blick hing an den Stellen, wo eigentlich die fehlenden Gliedmaßen sein sollten. Velianus lachte laut. "Ein Disput mit einem Germanen bei einer Strafexpedition. Nun ja, der andere ist nicht mehr. Aber ich habe einen hohen Preis bezahlt. Einen sehr hohen Preis für Rom und die Sicherheit seiner Bürger." Er streckte seine verbleibende Hand in Richtung Stilo, um ihn das Gefühl zu übermitteln, sein Opfer allein gewährte die Sicherheit in dieser Provinz und jeder musste dafür bezahlen. Verwirrt fing Stilo an, in seinem Beutel nach ein paar Münzen zu graben. Was musste dieser Mensch wohl alles erleiden, dachte er sich. Schließlich kramte er ein paar Münzen hervor und legte sie behutsam auf der verbleibenden Hand, wohl ängstlich, er könnte diese ebenfalls verlieren. "Ich bin Sextus Iunius Stilo und ich möchte mich bei dir für deinen Betrag bedanken!" "Ein Iunier?" , sagte Velianus und fing an seinen Daumen auf seine Finger zu kreisen. "Ihr gehört einer sehr wohlhabenden Familie an. Sicherlich könnt ihr noch ein paar Münzen zusätzlich entbehren, meint ihr nicht? , fragte er fast schon unverschämt. Stilo fühlte sich nicht mehr wohl. Eine gewisse Bedrängnis stieg in ihm auf. "Tut mir leid, das ist alles, was ich geben kann. Ich muss jetzt weiter." Velianus, der nun erkannte, zu gierig gewesen zu sein, versuchte die Situation zu entschärfen. "Verzeihe, junger Stilo. Es ist nur so, ich habe Hunger und Banditen haben mich auf dem Weg hierher um meine Pension gebracht. Ich habe nichts mehr und hoffte, das ihr mir helfen würdet. Als Veteran bin ich auf Hilfe angewisen." Stilos Herz erwärmte sich und so griff er noch einmal in seinem Beutel hinein. Sollte ihm jemals etwas zustoßen, wusste er genau, dass seine Familie für ihn da sein würde und ihn niemals in Stich lassen würde.



    "Hier, nimm das noch, mehr kann ich wirklich nicht. Ich muss jetzt auch wieder gehen. Ich muss zur Ala." Velianus Augen öffneten sich schlagartig und er schaute Stilo entgeistert an. "Zur Ala? Was willst du dort, Herr?", fragte er.


    "Ich werde mich freiwillig melden. Ich will meinen Beitrag ebenfalls leisten.", sagte er und schielte in Richtung der Ala. Velianus änderte sofort seine Haltung und flehte Stilo an " Bitte, sage nicht, dass ich hier bin. Die Soldaten mögen uns Bettler, eh ich meine Veteranen nicht. Sie verjagen uns immer"



    "Ich werde schweigen", versprach Stilo und meinte es aufrichtig. Dieser Mann hatte bereits genug gelitten. Er verabschiedete sich noch freundlich, wünschte dem Veteranen den Segen der Götter und drehte sich um. In diesem Moment kam ein Händler mit seinem Karren, vollgepackt mit Nahrung aus dem Vicus.


    Stilo nickte zu und ging seinen Weg in Richtung der Ala.



    Währenddessen ging der Händler zum Bettler rüber und als Stilo außer Hörweite war, sagte er, "Medon. Was machst du wieder? Tust du arme Leute anbetteln und tischt ihnen irgendeine Geschichte auf?" Der Händler lachte herzlich. "Was ist es diesmal? Der Bauer, der beim Versuch Hof und Frau vor Banditen zu schützen alles verloren hat?", er zeigte dabei auf die fehlenden Gliedmaßen. "Oder die Geschichte, wo dein früherer Herr dir aus Spaß die Gliedmaßen raus riss? Nun, was ist es?" Der Better, der nun ebenfalls in Gelächter ausgebrochen war, erwiderte nur. "Nein, viel einfacher. Der Bursche geht zur Ala. Der hat ein Herz für Veteranen und dadurch über meiner Legio Germanica Geschichte."



    Beide lachten Sie herzlich über die Naivität des jungen Stilo, der indessen kaum sichtbar kurz vor den Toren der Ala stand...

    Als Stilo sah, wie alle den eben neu angekommenen durchmusterten, fragte er sich unwillkürlich, ob es überhaupt möglich war, als Bettler vorzuspielen, einer noblen Familie anzugehören.

    Er grinste leicht vor sich hin und stellte sich vor, einfach mal irgendwo zu Tisch zu gehen und zu behaupten, der Sohn von irgendjemanden zu sein. Wer könnte das schon prüfen? Zumindest nicht so schnell.


    Als Crassus dann Platz nahm und sich vorstellte, wartete Stilo bis Tacitus mit seiner Vorstellung fertig war, um kurz darauf anzuschließen.


    "Und ich bin Sextus Iunius Stilo. Du sagtest, du bist gerade von einer Reise angekommen? Von Wo? Tacitus und ich sind auch erst vor ein paar Stunden hier angekommen. Wir kamen aus Rom!" sagte er stolz und grinste in die Runde.

    Stilo nahm sie Schale mit der Blutsuppe in die Hand und richte erstmal daran. Sie roch süßlich, etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Terpander hatte gerade so viel reingemacht, dass es zum probieren reichte. Ein Stück Schweinefleisch lag in der Mitte, ebenfalls eine Nummer kleiner als bei Tacitus. Er setzte an und die süßlich, aber dennoch auch salzige und würzige Suppe verschwand. Er verzog sein Gesicht abermals. Diesen Versuch würde er nicht noch einmal wagen, da war er sich sicher.


    Als Terpander dann mit einem neuen Gast hinzu kam, ebenfalls ein Iunier, fragte sich Stilo, wie groß wohl die Familie hier im Norden sein mag. Die tauchten ja gefühlt von jeder Ecke auf. Diesmal war es jemand, der nur knapp älter war, als er selbst... Vielleicht konnte dann jemand finden, mit dem er dann bei Freigang gemeinsam die Stadt erkunden konnte...

    Als Stilo seine Umarmung löste und er die Toga sah, die nun nicht mehr ordentlich gefaltet war, verschwand sämtliche Farbe von seinem Gesicht, wusste er doch, wie wichtig Tacitus ein ordentliches und würdevolles Erscheinen war. Ein Blick nach oben verriet allerdings, dass in dieser Situation es vollkommen egal war. Sicherlich freute sich Unauris bereits, seine zerstörte Arbeit nachher wieder in Ordnung zu bringen.

    Die Freude über die Schriftrolle, die Tacitus ausstrahlte, war immens. Wahrscheinlich hätte er sie am liebsten gleich ausgerollt und von vorne bis hinten studiert. Dass diese Kopie allerdings auf Griechisch statt auf Latein erfasst wurde, verschwieg er, sah allerdings kein Problem darin. Der Händler in Rom hatte noch versucht, eine auf Latein verfasste Version zu besorgen, hatte sich dann aber nicht mehr gemeldet.

    "Wenn ich einmal im Stab des Kaisers sein sollte - was ich bezweifle - werde ich an den Kommandant der Ala denken, den ich gerade umarme."

    Seine Mundwinkel formten ein Lächeln zusammen und er erwiderte, "Wenn ich einmal der Kommandant der Ala bin - was ich ebenfalls bezweifle - werde ich mit dem Berater des Kaisers, der vor mir steht, ein großes Opfer für die Götter veranstalten."


    Indessen merkte er selber, dass die Situation derweil etwas komisch wurde und als er die Träne merkte, wischte er sich sofort unauffällig weg. Die Erzählung vom Abschied in Ostia ließ ihn an seine eigene Verabschiedung in Crotona erinnern. Zwar wurde er traurig, schätze aber die aufmunterten Wörter, die sogleich eine ordentliche Portion Mut und Ehrgeiz in ihn hinein spülte.


    "Große Wörter, von einem großen Mann. Danke!" sagte er und schaute dann auf alle seine Lieben, die zu diesem kurzen aber entscheidenden Abschied gekommen sind.
    "Für mich ist die Zeit gekommen zu gehen. Ich danke euch für alles, für die Wörter und die Gesellschaft. Auf die Familie. Auf uns Iunii."


    Stilo wollte es nicht weiter in die Länge ziehen, da er merkte, dass seine Standhaftigkeit langsam nachließ und bald ein Meer aus Tränen von ihm fliesen würde. Dies konnte er nicht akzeptieren, war er doch ein Mann und Herr seiner eigenen Entscheidungen. Und seine Entscheidung war zu gehen. Er nahm sein Beutel, nickte in die Runde, und ging vom Atrium in die Porta. Ein Blick auf Terpander und Unauris verriet, dass er die Türe selber öffnen wollte, schließen konnten Sie es dann selbst.


    Draußen angekommen sah er noch einmal in die Wildnis dieser Villa, die so charmant von innen und so chaotisch von außen ist. Es war nur eine Nacht, aber nicht das letzte Mal, soviel war klar. Ein Wind wehte leicht und die Luft war weiterhin sehr kühl. Die Sonne kämpfte gegen eine scheinbar undurchdringbare Wolkendecke. Hier und da waren ein paar Sonnenstrahlen zu sehen. Er schnürte sich etwas enger an, um sich vor dem Wind zu schützen und ging den Weg in Richtung Via Borbetomaga.

    Stilos Gesicht verzog sich etwas und die Vorstellung an die Suppe, ließ ihn schaudern. Anderseits überwog dennoch die Neugier, vor allem aber auch weil Tacitus diese probieren wollte und letztendlich er sich auch daran gewöhnen musste, Sachen zu essen, die nicht verace seiner Vorstellungen entsprachen. Wer wusste schon, was er die nächsten Jahre für ein Fraß aufgetischt bekam. Sicher Haferbrei und ab und an mal Fleisch. Und da bei der Armee wohl alles verwertet wurde, konnte er heute starten. "Ich möchte sie ebenfalls probieren. Nicht viel, gerade so um den Geschmack kennenzulernen." Er war sich in diesem Moment nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung war, aber mehr als daran zu riechen und dann doch abzulehnen konnte nicht passieren. Als er in Matidias Gesicht schaute fühlte er sich so, als würde er sich selbst anschauen, den sein Gesichtsausdruck musste wohl ziemlich ihres gleichen.

    Auf diese Umarmung war Stilo nicht vorbereitet, fühlte sie sich jedoch warm und herzlich an, und so erwiderte er die Umarmung. Mit dem kleinen Klaps wurde er auch in Richtung Tacitus gelenkt - nun kam der wirklich schwierige Teil für ihn.


    "Tacitus" Stilo lächelte schwer, "ich habe dir wirklich viel zu verdanken. Dank dir hab ich mich in Rom heimisch gefühlt. Ich durfte die faszinierendste Stadtführung überhaupt genießen. Ich habe so viel gelernt und durfte so tolle Orte sehen. Wir haben gut gegessen und du hast mir bei meiner Entscheidung geholfen, hier nach Germania zu kommen. Und das Terpander und du dann ebenfalls hier her gekommen seit gab mir ein großes Gefühl der Sicherheit. Du bist für mich und sicherlich für viele andere ein großes Vorbild."


    Stilo nahm die Rolle, die er die ganze Zeit hoch hielt, und streckte sie Tacitus entgegen.


    " Als wir in Rom auf dem Markt waren sagtest du, das du noch nie de bello iudaico gelesen hattest. Ein Autor wie du, der mehrere Bücher geschrieben hat und unzählige Bücher gelesen hat, kann dies nun nachholen. Ich habe sie dir gekauft und möchte sie dir als Dank schenken. So kannst du immer an mich denken wenn du später dann dem Stab des Kaisers angehörst."


    Stilo zwinkerte und lachte, war er sich doch gewiss, das dieser Mensch es sehr weit bringen würde.

    Er ging auf Tacitus zu und umarmte ihn herzlich.


    Er wusste, dass Tacitus kein Mann großer Emotionen war, aber das war ihm in diesem Moment egal, und so merkte er nicht, dass eine kleine Träne die Wange runterlief...



    Prompt erwiderte Stilo ihr Lächeln. "Ich danke dir. Ich hoffe es, aber ich werde mich auch richtig anstrengen."


    Nun wendete er sich zu Scato, dessen Gesicht Freude ausstrahlte. Sicherlich auch darüber, dass diese Oase inmitten eines unübersichtlichen Urwaldes bewohnt wurde. Um so schade, dass einer davon die Domus nach nur einer Nacht bereits wieder verlassen würde.


    "Danke für alles, Scato. Es war mir eine große Freude und ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Allerdings flehe ich die Götter an, dich nicht bald sehen zu müssen, um deine Dienste in Anspruch nehmen zu müssen." Stilo lachte dabei. Es müsste ja ein Unding sein, während der Grundausbildung schon im Lazaret zu landen. Dies konnte er sich ruhig ersparen, dachte er sich.


    Inzwischen weilten seine Augen auf Terpander und Unauris gleichermaßen. Beider erhielten ein freundliches Nicken zum Abschied - den nun war Tacitus an der Reihe.


    Sicherlich würde dieser Abschied für Stilo am schwersten fallen. . .

    "Du hättest das alles nicht selbst machen müssen"

    "Das stimmt, Terpander. Ich war allerdings die ganze Nacht wach vor Aufregung. Sagen wir es mal so, ich war gestern Abend schon bereit aufzubrechen. Unauris kann wirklich nichts dafür." Stilo hoffte, dass Terpander dies auch so sah.


    Als Matidia den Raum betrat, sah Stilo eine vollkommen andere Frau als gestern. Gerichtet, hübsch gekleidet und das morgens, zu einer Zeit, an dem die Nacht noch in den Augen hängt.

    "Guten Morgen Matidia. Danke, das ist lieb von dir." erwiderte er und drückte ihre Hand, die noch auf seiner Schulter lag. Als Matidia dann vorkam, um über Sabacco zu reden, musste Stilo unwillkürlich lächeln. "Ich richte gerne deine Grüße aus.", versprach er. Sicherlich hoffte er, dass er dadurch keine Sonderbehandlung erhalten würde. Egal in welche Richtung. Weder wollte er bevorzugt werden, noch wollte er ein paar Runden zusätzlich um den Platz rennen müssen. Geschweige den Latrinendienst. Sein Lächeln verschwand. Die Vorstellung entsetzte ihn schlagartig.


    Zwischenzeitlich kam Scato und kurz darauf ebenfalls Tacitus ins Atrium. Stilos Lächern erschien wieder und er schaute alle drei an - wobei er ebenfalls Terpander anschließend mit einschloss. Tacitus mit seiner Toga, so wie man ihn kannte und ein Mann seines Schlages unterwegs ist. Stilo war sich nicht sicher, ob er diese nur für ihn angelegt hatte, aber er freute sich sehr darüber.


    Er nahm einen tiefen Atemzug bevor anfing, zu reden. "Familie, ich danke euch für euer kommen. Ihr seid alles, was ich hier habe. Für mich beginnt jetzt ein neuer Lebensabschnitt und ich wollte nicht einfach so gehen, ohne mich richtig zu verabschieden."


    Vielleicht war es die Aussicht auf Abenteuer oder die Hoffnung, dass er seine Familie stolz machen könnte, die ihn antrieb. Das er ebenfalls Angst hatte, das zeigte er niemand.


    "Matidia, ich fange bei dir an." Er ging zu ihr rüber und fasste sie nun an der Schulter. "Ich hoffe, wir werden uns bald richtig kennenlernen. Bis bald."




    Ich verschlinge immer wieder gerne die Simon Scarrow Reihe. Die finde ich auch super. Geschichtlich bin ich meinst eher bis zur Spätantike, da lässt dann mein Interesse nach und taucht erst mit der napoleonischen Zeit wieder auf, wobei wir da wieder bei Simon Scarrow mit Napoleon sind. Ebenfalls eine geniale Reihe. Zudem finde ich tatsächlich auch die Geschichte vor und während den beiden Weltkriegen interessant, da gibt es auch jede Menge spannender Bücher. Und ja, das alte Ägypten ist auch so eine Herzensangelegenheit. Als ich hier schon einmal war, gab es sogar noch die Provinz Ägypten im IR. 😄 Aktuell lese ich SPQR von Mary Beard 👍

    Das Gespräch zwischen ihnen erachtete er jedoch noch nicht als beendet, weshalb er Stilo, als dieser sich in seine Gedankenwelt zurückzuziehen begann, eigenhändig etwas zu Trinken nachschenkte und ihm das Glas rüberschob.

    Als Stilo das vor sich sah, nahm er es dankend an und nahm ein Schluck. Derweil versuchte er ebenfalls etwas vom Gespräch aufzunehmen, da er einen Namen im Zusammenhang mit der Ala gehört hatte. Vielleicht würde es ihm irgendwann weiterhelfen - wer weiß dass schon. Ein paar Wortfetzen hier, ein paar dort. Ein Name - Sabaco oder so, ein Offizier auf jeden Fall. Aber im Endeffekt auch vollkommen egal. Er wollte alles selber erreichen. Er schaute auf Scato, der den Namen nochmal bestätigte und anschließend auf Tacitus schaute, wahrscheinlich genauso gespannt auf die Reaktion wie alle anderen Anwesenden.

    Der Morgen graute, kalt und neblig. Ein feuchter Hauch hing in der Luft, der sich an die Haut schmiegte und den Abschied noch bitterer machte. Stilo stand im Atrium. In wenigen Stunden würde er dieses Haus verlassen, seine Familie und Freunde zurücklassen, um sich bei der Ala zu melden. Ein mulmiges Gefühl lag in seinem Magen. Angst war es nicht, aber eine tiefe Beklemmung, die ihm die Kehle zuschnürte. Was würde ihn erwarten?

    Seinen Beutel hatte er fest verknotet, lediglich eine Sache, eine Rolle, hielt er noch in seinen Händen. Aus einer Ecke sah er Unauris herauskommen - wahrscheinlich bereitete er gerade das Frühstück vor.


    "Kannst du bitte die Bewohner holen, damit ich mich verabschieden kann?", sagte er zu Unauris.


    Er nahm noch einmal tief Luft und versuchte, seine Gefühle zu ordnen. Es war schwer, Abschied zu nehmen von den Menschen, die ihm am meisten bedeuteten. Matidia und Scato kannte er nur seit ein paar Stunden, Tacitus hingegen vertraute er voll und ganz, doch trotzdem waren Sie alle Familie - die einzige Familie, die er hier hatte.