Beiträge von Krixos

    Mein Herr ist bereit, euch jetzt zu empfangen. Bitte folgt mir.


    Dabei blickte ich verstohlen auf den Besucher ohne mir irgendetwas anmerken zu lassen. Ich meinte, ihn schonmal gesehen zu haben vor nicht allzu langer Zeit.

    Er wohnte in einer heruntergekommenen Bruchbude am Ufer des Tibers. Ich watete durch den matschigen Untergrund. Die Kloake hatte hatte alles aufgeweicht. Ein grauenhafter Gestank drang in meine Nase. Dazu diese hohen Temperaturen zu so später Tageszeit. Die Sonne schien gar nicht mehr am Firmament und trotzdem legte sich eine unerträgliche Schwüle über die Stadt. Iehudas Hütte war eine aus alten Holzlatten zusammengezimmerte Bruchbude, die ein wenig erhöht nicht unmittelbar am Tiber lag. Aus Furcht vor Verfolgungen durch die Praetorianer - möglicherweise - hatten sie mich ja bemerkt - wählte ich nicht den Weg durch engen Gassen der Stadt, sondern schlich im Mondschein am Ufer des Tibers entlang. Ich kletterte die seichte Böschung hoch zu dessen Bleibe.


    "Iehuda !" flüsterte ich. "Ich bin's, Krixos. Mach' auf !"


    Die Tür öffnete sich einen Spalt und zwei Augen starrten mich aus der Dunkelheit des Raumes direkt an.


    "lischtok, ... lawo", bewegte sich seine Zunge.


    Die Tür öffnete sich. An der gegenüberliegenden Wand brannte ein kleines Öllämpchen. Ich trat hinein. Der Gestank des Öls vertelte sich schnell im Zimmer. Ich nahm meine Kapuze ab und beugte mich zu ihm herab. In schlechten Latein sprach er:


    "Sehe, weit ist der Weg, der zur Erlösung führt.
    Die Raben weisen dir den Weg.
    Ein Tropfen führt dich in die Berge."


    Ich stand vor ihm. Mein Gesichtsausdruck verriet Verwirrung und Ratlosigkeit.
    "Iehuda, was bedeutet das ? Ich verstehe es nicht."


    Der alte Mann lächelte mich an. Dabei wurden seine Zahnlücken sichtbar.


    "Die Zeit wird dir den Weg weisen."


    "Die Zeit ? Iehuda, ich habe keine Zeit. Wohin soll ich gehen ?"
    schaute ich ihn fragend an.


    "Ich suche Didius Angelus, den sie suchen. Kannst du mir sagen, wo er sich befindet ?"


    "Erkenne die Zeichen und du wirst ihn finden."


    Ratlos und auch ein wenig enttäuscht ließ er mich zurück. Im Schatten der Dunkelheit schlich ich mich zurück. Vor einer Patrouille der städtischen Cohortes versteckte ich mich fluchtartig in einem Hauseingang, ehe ich mich zurück zur Casa Didia aufmachte.

    Sehr aufschlußreich, dachte ich mir, als ich die Worte aus dem Inneren vernahm. Didius Angelus ? Ein Didier ? Verwandt mit meinem Herrn ? Den Namen würde ich mir merken müssen. Ich wüsste schon, wer mir bei der Suche nach ihm helfen könnte. Also eilte ich von dem Haus weg, bis ich um die Ecke bog und aus der Sichtweite war. Ich hatte genug gehört.

    Das wurde ja immer merkwürdiger. Jetzt betraten diese Praetorianer das Haus. Ich huschte in einem geeigneten Moment auf die andere Straßenseite und schlich langsam zur Tür. Durch ein Fenster konnte ich Stimmen vernehmen und ich lauschte, was sie zu sagen hatten.

    Nachdem ich das Haus mehrere Stunden erfolglos beobachtet hatte, hörte ich das Klirren uniformierter Gestalten.
    Sofort presste ich mich an die gegenüberliegende Hauswand, als sich die Praetorianer diesem unscheinbaren Haus näherten, und zog mir die Kapuze ins Gesicht. Scharfsinnig beobachtete ich deren Vorhaben.

    Ich betrat das Zimmer meines Herrn, verneigte mich vor ihm.


    "Salve, Herr." begann ich.


    "Ein Besucher möchte euch sprechen. Sein Name ist Decius Germanicus Corvus. Er sagt, er komme in einer privaten Angelegenheit und bittet um eine vertrauliche Unterredung."

    "Ich werde schauen, ob der Senator da ist und Zeit für euch hat. Bitte wartet hier." sagte ich und verschwand im Haus, die Tür hinter mir schließend.

    "Ich werde sogleich schauen, ob er Zeit hat euch zu empfangen. Jedoch, er wird mich sicherlich fragen in welcher Angelegenheit ihr ihn sprechen wollt..."

    Die Tür öffnete sich, wobei ein leichtes Quietschen zu hören war. Ich nahm mir vor die Scharniere nachher sofort zu ölen.


    "Platz Victor."


    Der Hund, welcher gerade noch mißtrauisch den Besucher angeäugt hatte, befolgte den Befehl sofort. Dann wandte ich mich dem Ankömmling zu. Dieser trug eine frische Toga, in welcher er sich nicht sonderlich wohl zu fühlen schien.


    "Salve, der Herr. Womit kann ich euch dienen?"

    Ich hatte die Beschreibung zu diesem Haus von einem Fremden. Plötzlich lag sie in meiner Tasche auf einem kleinen, schmierigen Zettel. Die Schrift war nicht leicht zu entziffern, aber nach einer Weile gelang es mir. Eigentlich sollte ich die Einkäufe vom Markt nach Hause schleppen, die Aurea besorgt hatte. Sie war aber gerade noch beschäftigt, daher gab ich ihr Bescheid und seilte mich ab in eine kleine Gasse, wo ich dieses Gebäude fand. Die Eingangstür war niedrig und führte drei Stufen hinab. Ich lehnte mich leicht gegen die Tür und klopfte dreimal, in der Hoffnung, daß jemand öffnen würde.

    Zitat

    Original von Marcus Didius Falco


    Ach, Meri


    Meri ? Was sind denn das für Spitznamen ?! so absolut unrömisch. :D kling nach Mädchen mit zahnspange und pferdezeitschrift. :D


    *duckt sich sofort als er seinen herrn sieht und versucht sich ganz unauffällig fortzuschleichen in die Casa Didia. 8)

    Ich fiel vor dem Herrn auf die Knie.


    Bitte Herr, verschonet mich. Ich weiß, ich habe versagt. Ich sollte auf Servilia aufpassen und konnte sie nicht beschützen.


    Es geschah am hellichen Tag. Es kam unerwartet. Plötzlich waren sie da, vier, fünf große Kerle vollständig in Gewändern gehüllt. Ihre Gesichter konnte ich nicht erkennen. Sie ergriffen Servilia mit aller Gewalt. Sie zappelte und wehrte sich. Sie wollte schreien, doch die Männer hielten ihr den Mund zu. Sie zerrten Servilia in ein Haus. Ich wollte sie beschützen, sie retten. Doch ich bekam einen Schlag auf den Kopf. Als ich aufwachte, konnte ich mich an nichts erinnern. Mein Kopf dröhnte. Ein fremder Händler erkannte meinen Sklavenring. Er sprach lauter wirres Zeug. Ich verstand ihn nicht. Da fiel es mir wieder ein - Servilia ! Wo war sie ? Oh, Herr, ich hatte schrecklich Schuldvorwürfe, weil ich euch enttäuscht habe. Ich konnte sie nicht beschützen. Ich suchte überall, in jedem Hauseingang, rief ihren Namen, aber ich erhielt keine Antwort. Dann blieb mir nichts anderes übrig als zu euch zu kommen. In der Nacht meiner Abreise entwendete ich einen Gaul von einem Gehöft. Ich stahl mich davon und begann zu reiten. Das Pferd machte aber nach drei Tagen schlapp. Und so sah ich mich nach anderen Möglichkeiten um. Ein Händler aus Ierus..oder wie die Stadt hieß nahm mich mit auf seinem Schiff. Zu meinem Glück fragte er nicht nach meinem Armreif. Ich war in Athneae. Dort nahm mich ein Bauer auf seinem Ochsenkarren mit. An der makedonischen Grenzen stahl ich ein Pferd von einem Gasthof. Es mußte Legionären gehört haben. Dann überquerte ich wieder das Meer. Das letzte Stück bin ich zu Fuß gelaufen seit einem Monat bis ich schließlich zu euch nach Rom gekommen bin.


    Unterwürfig sank ich mit meinem Oberkörper zu Boden.

    Der Ianitor führte mich in das Haus, vorbei durch das Atrium zum Tablinium des Herrn. Lange war ich nicht mehr hier gewesen. Vieles hatte sich verändert. Bei dem Anblick dieser vertrauten Umgebung packten mich sentimentale Gefühle.


    Dann öffnete der Ianitor die Tür zum Tablinium. Ich spähte hinein. Der Herr saß an einem Schreibtisch, eine Öllampe flackerte auf dem Tisch. Ich trat hinein und der Ianitor schloß hinter mir die Tür.
    Ich nahm meine Kapuze vom Kopf und kniete vor dem Herrn.


    Salve Herr, viele Monate bin ich geritten, um zu euch zu kommen. Und jedesmal voller Sorge um Servilia. - sie ist verschwunden.


    Ich blickte nach oben und beobachtete die Gesichtszüge meines Herrn.

    Eine ausgemergelte Gestalt in einen dreckigen Umhang gehüllt erscheint vor der Casa Didia und sackt erschöpft zusammen. Scheinbar mit den Kräften am Ende rafft sie sich auf und klopft an die schwere eisenbeschlagene Pforte. Der Ianitor öffnet.
    Das Gesicht der Figur wird von einer Kapuze verdeckt.


    Wer ist da ?, fragt der Ianitor.


    Salve, guter Freund. Sag' dem Herrn, dass Soxirk da ist. Viele Monde bin ich gewandert und habe jetzt mein Ziel erreicht.

    Ich folgte Servilia mit gebührenden Abstand ins Haus. Die alte Frau hatte mich noch gar nicht bemerkt. Das Haus war sehr klein und verfallen. Durch ein winziges Loch im Dach schien die Sonne und erhellte den Raum notdürftig. Darunter war ein Bassin, in dem bei Regen Wasser gesammelt wurde. Bis auf diesen Raum gab es keine weiteren Räume. Er war äußerst spartanisch eingerichtet. Die Wände waren kahl und feucht. Der Boden sandig. In der Mitte des Raumes an dem Wasserbassin standen zwei Klinen und in der Ecke ein großer, schwerer, brauner Schrank. Das alte Weib führte uns an die Wasserstelle und setzte sich selbst auf eine der Liegen. Das Gehen bereitete ihr sichtlich Probleme im Kreuz.
    Auf das Rufen der Frau kam ein kleiner Junge aus der Dunkelheit. Er hatte ein zerissenes Hemd und brachte eine Amphore herbei, die er neben der Kline der Frau in eine dafür vorgesehen Halterung stellte.