Beiträge von Narrator Aegypti


    Tiberius Iunius Proximus
    Domus Iunia
    Roma


    Chaire!


    In meiner Eigenschaft als Agoranomos der Stadt Alexandria stimme ich deinem Angebot zum Kauf des Steinmetzbetriebes “Aegyptus Lapideus“ zum Preis von 700 Sesterzen zu.
    Für die schnellere Abwicklung des Verkaufes schlage ich die Übersendung eines Wechsels vor. Sobald der Stadt Alexandria die Summe von 700 Sesterzen vorliegt, werden wir den Eigentümerwechsel entsprechend eintragen.


    Phitolaos Kilidis

    Nachdem die Rhomäer ein neues Gesetz beschlossen hatten und die Nachricht darüber auch bis nach Ägypten gekommen war, hatte die Ephebia getagt und beschlossen, eben jene gesetzlichen Möglichkeiten zu nutzen.



    An die Aediles
    Roma


    Die Prytanen der Stadt Alexandria haben beschlossen, von den Möglichkeiten der neuen Lex Mercatus Gebrauch zu machen und bitten daher um die Genehmigung zum Verkauf folgender geerbter Warenbestände zum jeweiligen Standardpreis:


    150 Eier
    1877 Einheiten Trauben
    589 Einheiten Brot
    9 Einheiten Fisch
    2 Einheiten Gemüse
    11 Einheiten Brot mit Käse
    49 Einheiten Obst
    81 Einheiten Räucherfleisch
    7 Einheiten lukanische Würste
    9 Amphoren Landwein
    6 Bilder
    105 Genussmittel
    20 Stutenmilch
    40 Salben
    15 Bücher
    12 Pferde
    16 Werkzeug
    10 Einheiten Getreide
    150 Einheiten Wachs
    70 Einheiten Farbe
    3 Einheiten Tinte
    10 Einheiten Edelholz
    30 Einheiten Leder
    7 Einheiten Papyrus
    70 Einheiten Balsam


    Chairete!
    Oineus Kilidis, Archeprytanes Alexandria



    An den Legatus Augusti pro Praetore
    der Provinz Germania
    Mogontiacum



    oder seinen Stellvertreter



    Die Prytanen der Stadt Alexandria haben beschlossen, von den Möglichkeiten der neuen Lex Mercatus Gebrauch zu machen und bieten daher die geerbten Betriebe


    Vitam impendere vero - castigator equus, Pferdezucht Stufe IV
    Zum alten Optio - Taberna Mogontiacum, Taberna Stufe I


    der Provinz Germania gemäß § 17,2 Lex Mercatus zum Verkauf zu deren Anschaffungskosten an.


    Chairete!
    Oineus Kilidis, Archeprytanes Alexandria


    Sim-Off:

    20 Sesterzen an den Cursus Publicus bezahlt

    "Dacht ich mir. Der Idios Logos arbeitet eher mit uns Jungs von der Deiotoriana zusammen." erwiderte der Wächter, der offensichtlich ebenfalls ein Legionär war. Er grinste ein bisschen arrogant. "Ist ja auch der höherrangigere Procurator!"


    Dann streckte er die Hand aus. "Du kannst mir den Brief geben. Ich sorg' dann dafür, dass er ankommt." Man musste ja nicht jeden Boten reinlassen...

    Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Nachdem Herophilos die letzte Prostituierte untersucht hatte, hatte sich seine Stimmung nicht gebessert - ganz im Gegenteil. Circe hatte die ganze Zeit neben ihm gestanden und jetzt war sie an der Reihe, befragt zu werden:
    "Wann ist die erste Erkrankung aufgetreten?"
    fragte der Arzt ernst.
    "Keine Ahnung... so vor ein paar Tagen? Zuerst hatten sie nur bisschen Fieber, aber dann sind diese hässlichen Pickel aufgetaucht - gar nicht gut für's Geschäft!"
    Herophilos schnaubte verächtlich.
    "Das heißt aber nicht, dass sie mit dem Fieber weitergearbeitet haben, oder?"
    Circe zuckte mit den Schultern.
    "Doch, klar. Sie essen ja auch, wenn sie Fieber haben. Und es gibt genug Freier, denen die Temperatur egal ist... denen ist eigentlich alles egal, denen könnte man auch eine Tote hinlegen."
    "Und sie haben auch mit dem Ausschlag gearbeitet?"
    Der Arzt sah hinunter auf seine letzte Patienten, deren Gesicht über und über mit eitrigen Pusteln versehen war und die erbärmlich hustete.
    "Na, nur zum halben Preis."
    antwortete die Puffmutter und grinste, wobei man sehen konnte, dass ihr ein Zahn fehlte.
    Der Arzt runzelte die Stirn. Genervt begann er zu meckern:
    "Wie beim Asklepios kann man eine Frau, die einen offensichtlichen Ausschlag hat, mit einem Mann zusammenlegen? Hast du noch nie etwas von Miasma gehört?"
    Er sah Circe fragend an, erwartete aber keine ernsthafte Antwort.
    "Du wirst dein Etablissement sofort schließen. Deine Mädchen dürfen das Gebäude nicht verlassen, ebensowenig alle anderen, die hier sind - außer, wenn ein Arzt sie für gesund erklärt.
    Ich werde deinen Betrieb dem Agoranomos melden müssen. Er wird ihn schließen."

    Herophilos würde heute Abend ein Opfer an Apollon darbringen - durch solche beschränkten Geschäftsleute wie diese Circe breiteten sich Seuchen aus!




    Auch im Winter stand der Hafen Alexandrias nicht stumm. Tag für Tag erreichten meist kleinere Schiffe das gewaltige Hafenbecken der Stadt, um Güter zur Versorgung der Metropole und zum Handel mit dem fernen Osten zu liefern und Luxusartikel wie Getreide in andere Regionen mitzunehmen. Die Seefahrt in diesen Monaten war riskant, dafür aber der Profit extra groß, sodass trotz der häufig auftretenden Winterstürme viele Schiffe zumindest diejenigen Routen befuhren, die nicht über das offene Meer führten.


    Eines dieser Schiffe war Schiffe war die Pandora, ein mittelgroßer Kerkuros, der von Cyrenaika kommend in Alexandria angelegt hatte. Die Fahrt war rau gewesen und nicht jeden Abend hatte man an der Küste anlegen können, sodass die Ruderer und Matrosen entsprechend müde aussah, als endlich die Planke angelegt wurde und alle das Schiff verlassen konnten. Wenn man genauer hinsah, hatten sich offensichtlich auch einige der Seeleute erklältet und einer wurde sogar von zwei seiner Kameraden gestützt.


    "Komm, Apollonios, wir bringen dich lieber zu einem Iatros"
    meinte einer der Stützenden, doch der Kranke schüttelte matt den Kopf.
    "Quatsch, das is' nur 'ne kleine Erkältung! Bis die Pandora aus- und wieder beladen ist, bin ich längst wieder gesund! Bringt mich einfach zu Chitons Gasthaus, da leg' ich mich in ein Zimmer und kuriere mich aus. Ist auch viel billiger als so ein Quacksalber!"
    Der treue Kamerad seufzte. Apollonios machte keinen sonderlich guten Eindruck und er bezweifelte, dass er in zwei Tagen wieder so kräftig war, dass der Kapitän ihn erneut anheuern würde. Aber wenn das nicht geschah, würde er auch keine Heuer bekommen und den Arzt erst recht nicht bezahlen können.
    "Na wenn du meinst. Das liegt sowieso auf dem Weg - ich hab mächtig Druck und zwei Häuser weiter is' der Laden von Circe. Die hat gute Hetären zum kleinen Preis!"
    Er grinste bei dem Gedanken, was ihm später blühen würde und rotzte sich in den Ärmel. So ganz gesund fühlte er sich auch nicht...


    Quartier des Trierarchus
    Caius Avidius Heliodorus




    Am Rand des ersten Kasernenblocks der Nautae befindet sich die Kommandatur des Trierarchus. Diese Räumlichkeiten dienen ihm und seinen Unteroffizieren als Wohn- und Arbeitsbereich.


    Am äußersten Ende des Kasernenblocks befindet sich ein Vorratsraum, der außerdem dem Calo (Bursche) des Trierarchus als Schlafkammer dient, sowie die Schlaf- und Arbeitsräume des Gubernators, des Beneficiarius Trirarchi und des Proreta.
    Im hinteren Teil, der hinter einem kleinen, offenen Innenhof liegt, befinden sich die beiden Privaträume des Trierarchus.

    Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Der Philologe packte seine Sachen zusammen, während sich die Studenten auf den Weg nach draußen machten. Die Plinierin kam aber noch einmal zu ihm und bedankte sich persönlich. Geschmeichelt lächelte Herophilos.
    "Die Freude wäre ganz auf meiner Seite, Plinia."
    Er hatte inzwischen herausgefunden, wer die wissbegierige Schülerin war und wohin sie einzuordnen war:
    "Richte auch deinem Vater meine besten Grüße aus!"




    Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7b/Bloodletting.jpg

    Der Philologe ging noch auf einige Einzelheiten ein, erklärte die Zusammenhänge von Geburtshoroskopen und persönlicher Veranlagung, zeigte eine große Tafel mit dem Aderlassmännchen, an dem er exemplarisch verschiedene Aderlasspunkte anzeigte und erklärte, unter welchen Tierkreiszeichen man welche von ihnen benutzte, um das Säftegleichgewicht in die entsprechende Richtung zu verschieben.


    Schließlich erklärte er:
    "Hier sehen wir also, wie die verschiedenen Aspekte der Heilkunst zusammenfließen: Beim Aderlass muss ich einerseits die menschliche Anatomie kennen, um die richtigen Adern zu treffen und keine Organe zu verletzen. Ich muss wissen, muss natürlich die Humoralpathologie kennen, um zu wissen, was ich erreichen will, aber auch die Iatromathematik, um die richtigen Zeitpunkte für die richtigen Stellen zu bestimmen.


    Dies zeigt exemplarisch, wie komplex und wie zusammenhängend zugleich unsere Wissenschaft ist. Dieser Kurs kann somit nur einen kleinen Einblick geben, kann Themen anreißen und exemplarisch abhandeln. Um es aber zu Meistern der Heilkunde zu bringen, werdet ihr viele Jahre des Studiums und vor allem der Praxis benötigen. Erst wenn ihr viele Male bei einer Operation zugesehen und assistiert habt, werdet ihr erkennen, dass der konkrete Körper des Patienten zwar niemals genau so aussieht, wie ihr es gelernt habt, aber doch ein Gefühl dafür entwickeln, wo was zu erwarten ist. Ihr werdet mindestens ebenso viele eigene Einsätze als Chirurg benötigen, um eine Technik sicher zu beherrschen und hunderte von ihnen, um einen Eingriff wirklich meisterhaft vornehmen zu können. Dazu wird es stets notwendig sein, sich durch theoretisches Studium weiterzubilden, die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft einzubeziehen und so immer weiter zu reifen.


    Und wer weiß? Vielleicht werdet ihr am Ende eines Tages selbst hier vorn am Rednerpult stehen, und einer neuen Generation von Iatroi die Grundlagen der Heilkunst lehren, so wie ich es bis heute mit euch getan habe. Ich danke euch für die Teilnahme!"
    Mit einem Lächeln blickte er in die Runde, die nun zu applaudieren begann. Inmitten des Geklatsche und dem aufkommenden Stimmengewirr der Akroatoi, die sich nun von den Stufen erhoben, um den Hörsaal zu verlassen, hob Herophilos noch einmal den Finger und ließ die Menge verstummen:
    "Die Durchführung der Prüfung und die Verkündigung der Prüfungsergebnisse wird übrigens der Gnorimus übernehmen!"
    Ein Seufzen ging durch die Reihen - die lange und detaillierte Vorlesung würde sicherlich eine schwierige Prüfung nach sich ziehen!


    Bildquelle: Wikimedia
    Autor: Hans von Gersdorff




    Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Die anatomische Vorlesung ging voran: Nach dem Kopf war der Torso an der Reihe, der ähnlich wie der Kopf einige Besonderheiten bot - die inneren Organe. Vermutlich hatte jeder der Studenten schon einmal gesehen, wie Opferhelfer einen Stier oder ein Schaf ausnahmen, um die Vitalia zu prüfen. Herophilos ging aber natürlich weitaus vorsichtiger vor und ließ es auch nicht aus darauf hinzuweisen, dass eine Leberschau, bei der die Organe so grob entnommen wurden, wie es in den Tempeln üblich war, die Hälfte der Fehler und Missbildungen an der Leber überhaupt nicht mehr nachvollziehbar machten.


    Zum Abschluss der Vorlesung kam aber auch der Philologe noch auf übernatürliche - oder besser: überweltliche - Themen zu sprechen:
    "Nachdem wir nun die körperinneren Grundlagen betrachtet haben, die es als Iatros zu beachten gibt, wollen wir zuletzt noch einen kleinen Seitenblick auf die körperäußeren Faktoren werfen, die medizinische Eingriffe bestimmen:
    Ich meine natürlich die Iatromathematik, also die Bedeutung der Sternenkonstellationen für den Arzt. Denn wie der Mond das Meer bewegt, so bewegen auch die Sterne den menschlichen Organismus. Dabei entsprechen bestimmte Planeten bestimmten Funktionen des Körpers:
    Saturn steht für das Skelett
    Mars steht für die Muskeln
    Merkur für die Verdauung, die Atemwege und Nerven
    Iuppiter für die Ausscheidungen
    die Sonne für die Blutbahnen
    der Mond für die Lymphe und das Geschlecht


    Ebenso können bestimmte Körperpartien einzelnen Tierkreiszeichen und Planeten zugeordnet werden:
    Widder: Kopf
    Stier: Mund, Schlund und Speiseröhre, Hals und Nacken
    Zwillinge: Luftröhre und Lunge, Arme und Hände
    Krebs: Busen, Magen und Bauch
    Löwe: Herz, Blutkreislauf
    Jungfrau: Dünndarm
    Waage: Lendenregion, Nieren, Blase, Haut als Kontaktorgan
    Skorpion: Geschlechtsorgane, Dickdarm, Mastdarm
    Schütze: Hüft- und Oberschenkelregion, Leber
    Steinbock: Knochengerüst und Knie
    Wassermann: Unterschenkel, Knöchel
    Fische: Füße


    Diese Zuordnungen sind zu beachten, wenn es an Therapien geht. So ist ein Aderlass an den Gliedern nicht geraten, in deren Tierkreiszeichen der Mond sich aufhält. Ebenso sind vor chirurgischen Eingriffen die Planetenkonstellationen zu beachten."




    Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Herophilos mochte es nicht sehr, wenn er von seinen Studenten korrigiert wurde - immerhin war er hier der Experte! Daran änderte auch nichts, dass diese Studentin scheinbar schon seit acht Jahren als Ärztin tätig war (und trotzdem einen Einführungskurs in Medizin besuchte) und dass ihr Vater offenbar auch chirurgisch tätig gewesen war.
    "Da streiten die Gelehrten. Ich verwende Bronze - mit Münzen habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Aber wie wir schon gelernt haben, gibt es in unserer Wissenschaft immer wieder divergierende Meinungen."




    Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg "Sehr richtig, wir müssen die dickste Stelle suchen."
    Er betrachtete die Schädeldecke, die in diesem Fall natürlich unbeschädigt war.
    "Beim Affen ist die Schädelwand übrigens dünner als beim Menschen, aber auch hier sehen wir grob, dass der Hinterkopf ein wenig stärker ist als die obere Partie."
    Vorsichtig begann er nach der dicksten Stelle zu suchen und setzte schließlich den Bohrer an. Mit einem langen Bogen begann er, die Sägezähne in Bewegung zu setzen. Vorsichtig bohrte er, hielt jedoch immer wieder inne und tauchte den Trepan in die Wasserschüssel, um sie abzukühlen.
    "Es ist nie zu vergessen, die Säge abzukühlen - der Schädel, die Hirnhaut darunter und das Gehirn sind wie gesagt unglaublich empfindlich, auch gegen Temperaturen."
    So ging es fort, bis der Schädel beinahe durchbohrt war. Nun griff Herophilos nach einer Pinzette.
    "Wie Hippokrates schreibt, sollen wir den Knochen nicht ganz durchdringen, sondern das letzte Stück herausbrechen."
    Mit der Pinzette ging er in die Schnittkante seiner Bohrung und drückte ein wenig, bis man erkennen konnte, dass das kreisrunde Knochenstück sich bewegte. Nun wurde es mit einer größeren Pinzette herausgehoben. Darunter wurde eine weißliche Oberfläche sichtbar.
    "Hier sehen wir die Hirnhaut. Sie ist von Adern durchzogen und auch schmerzempfindlich. Das darunter liegende Gehirn dagegen nicht. An dieser Stelle könnten wir nun Projektile herausnehmen oder Blutstau ablassen. Um die Stelle wieder zu verschließen, würden wir nun eine Bronzeplatte einsetzen und die einzelnen Schichten wieder darüber decken in der Hoffnung, dass sie wieder festwachsen. Die Haut müsste selbstredend wieder zugenäht werden. Dann bleibt nur die Hoffnung: Nimmt der Körper die Platte an und wächst alles wieder ordentlich, überlebt der Patient. Geht es schief - und man weiß nicht, was im Einzelfall dazu führt, obwohl die Sauberkeit des Werkzeugs von großer Bedeutung ist - wird der Patient bleibende Schäden davon tragen oder im Zweifelsfall sterben."




    Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Die Anatomie-Demostrationen gingen voran. Nach den ersten Stunden wurde die Hand in aller Ausführlichkeit analysiert, Herophilos zeigte jeden Muskel, jede Sehne und die wichtigsten Adern und Nerven, die sie antrieben. Als nächstes war das Bein an der Reihe - mit besonderer Betrachtung des Kniegelenks - und schließlich der Kopf. Natürlich erinnerte sich der Philologe an die Bitte der Studentin aus Kos, dass sie hier etwas über Operationen lernen wollte. Deshalb hatte er beschlossen, die Schädeldecke (wie bei seinem Skelett) nicht einfach aufzusägen, sondern zuerst eine komplizierte Operation - die Trepanation - am toten Beispiel zu demonstrieren.
    "Die Trepanation ist eine komplizierte Angelegenheit, denn wie ich bereits erwähnte, ist das Gehirn ein zentrales Organ. Dort wird nicht nur das Phlegma als einer der vier Säfte produziert, sondern auch das pneuma psychikon, das unser Bewusstsein und jede Handlung steuert. Wie genau dies funktioniert, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen - was man schon daran erkennt, dass manche medizinischen Schulen behaupten, dass das Pneuma an anderen Stellen im Körper entsteht und selbst um die Bahnen, in denen es durch den Körper fließt, gestritten wird.
    Unsere Augen sind zu schwach, um die zweifellos in den Organen geschehenden winzigen Prozesse zu beobachten, dazu ist es kaum möglich, ihre Arbeit beim lebenden Menschen zu beobachten. Zwar konnten einige große Anatomen durch ihre langjährige Praxis - etwa bei der Behandlung von Menschen mit Schädelverletzungen - einige Erkenntnisse darüber gewinnen, welche Teile für welche Dinge zuständig sind, aber verbietet es natürlich die Ethik, dies empirisch zu prüfen, denn dazu müsste man ja einen lebenden Menschen gezielt und in aller Regel dauerhaft am Gehirn verletzen. Dazu ließe sich das Resultat nur dann erkennen, wenn der Mensch dabei nicht stirbt - etwas, das nicht einmal mit Sklaven vertretbar erscheint."

    Es ließ sich nicht recht erkennen, ob Herophilos das bedauerte oder der Gedanke bei ihm Abscheu erregte. Auf jeden Fall machte er eine kurze Pause, ehe er fortfuhr:
    "Ich werde euch heute eine Trepanation demonstrieren, die vor allem dann angewandt wird, wenn sich Anzeichen für eine Blutung oder Schwellung im Gehirn zeigen. Durch das Öffnen der Schädeldecke lässt sich Druck abbauen. Ganz praktisch ist es aber auch bei einer Schädelverletzung nötig, Knochensplitter, Pfeilspitzen oder ähnliches zu entfernen. Wichtig ist dabei, den Knochen so wenig wie möglich zu beschädigen, denn er schützt das Gehirn auf natürliche Weise und besser als jede künstliche Schutzvorrichtung, zumal größere Operationen immer die Gefahr von Entzündungen mit sich bringen, die besonders im Kopfbereich überaus gefährlich und nicht selten tödlich sind.
    Deshalb haben Chirurgen verschiedene Arten von Bohrern und Sägen entwickelt, um minimalinvasiv - also mit möglichst geringem Schaden - die Schädeldecke zu durchdringen."

    Er holte aus seinem Mäppchen einen Bogen und eine Art Metallzylinder mit gezacktem Rand.
    "Dies ist ein sogenannter Krontrepan, ein Bohrer. Durch rotierende Bewegungen fräßt er sich in den Knochen und schafft ein rundes Stück, das herausgehoben werden kann.


    Bevor wir jedoch ansetzen, wollen wir hören, was Hippokrates uns zur Trepanation empfiehlt:"
    Er legte den Bohrer wieder ab und der Gnorimos reichte ihm eine Schriftrolle, die Herophilos neben dem Affenleichnam ablegte und dann zu lesen begann:
    "Zur Trepanation: wenn sich die Notwendigkeit ergibt, einen Patienten zu trepanieren, muss man über folgendes Bescheid wissen: Wenn du die Behandlung von Anfang an übernommen hast und trepanierst, darfst du den Knochen nicht sofort bis auf die Hirnhaut heraussägen. Denn es ist nicht zuträglich für die Hirnhaut, wenn sie vom Knochen entblößt und lange Zeit Schädigungen ausgesetzt ist; sonst wird sie schließlich schwammig. Es besteht die weitere Gefahr, dass du mit dem Trepan die Hirnhaut während der Operation verletzest, falls du sofort den Knochen bis auf die Hirnhaut aussägst und abhebst. Sondern man muss beim Trepanieren, sobald nur noch wenig durchgesägt werden müsste und der Knochen sich schon bewegen lässt, mit Sägen einhalten und den Knochen von selbst sich loslösen lassen. Denn in dem angesägten Knochen, soweit er von der Trepanation noch nicht erfasst ist, könnte wohl kaum ein Schaden entstehen; denn der übrig bleibende Teil ist schon dünn. Im Übrigen aber muss man behandeln, wie es für die Wunde am besten ist.
    Während der Operation muss man den Trepan wegen der Erwärmung des Knochens oft herausnehmen und ihn in kaltes Wasser tauchen. Denn wenn sich der Trepan bei der Rotation erhitzt, verbrennt er den Knochen, indem er ihn erhitzt und austrocknet, und das führt dazu, dass in der Umgebung ein größerer Teil des Knochens abstirbt, als hätte absterben dürfen. Und wenn du sogleich bis auf die Hirnhaut durchsägen und dann den Knochen abheben willst, musst Du den Trepan gleichfalls häufig herausnehmen und in kaltem Wasser abkühlen.
    Falls du die Behandlung aber nicht von Anfang an übernimmst, sondern den Patienten von einem andern Arzte übernimmst- spät für die Behandlung!- muss man mit einem gezähnten Trepan den Knochen sofort bis auf die Hirnhaut aussägen, den Trepan häufig herausnehmen und ringsum entlang dem Weg des Trepans untersuchen, mit und ohne Sonde. Denn der Knochen wird viel schneller durchgesägt, wenn du einen Knochen mit Eiter darunter oder darin anbohrst, und oft kommt es vor, dass der Knochen nur noch dünn ist, zumal wenn die Verletzung an einer Stelle des Schädels ist, wo dieser eher dünn ist als dick. Du musst auf der Hut sein vor jeder Unachtsamkeit beim Ansetzen des Trepans und immer dort den Trepan ansetzen, wo der Knochen am dicksten zu sein scheint, indem du häufig nachprüfst, und indem man den Knochen hin und her bewegt, muss man versuchen, ihn abzuheben, und nachdem man ihn entfernt hat, muss man im weitern so behandeln, wie es für die Verletzung am besten ist, indem man die Entwicklung im Auge behält.
    Und wenn du, den Fall von Anfang an behandelnd, sogleich heraussägen und den Knochen von der Hirnhaut abheben willst, musst du in gleicher Weise häufig mit der Sonde den Gang des rotierenden Trepans nachprüfen und den Trepan immer an der dicksten Stelle des Knochens ansetzen und den Knochen hin und herbewegen, um ihn abzuheben. Wenn Du eine Perforativtrepan verwendest, musst Du nicht bis auf die Hirnhaut vordringen, falls du einen Patienten trepanierst, dessen Behandlung du von Anfang an übernommen hast, sondern du musst eine dünne Lamelle des Knochens belassen, wie es in der Anleitung zum Trepanieren geschrieben steht.
    "

    Er deutete auf eine Wasserschale, die auf der anderen Seite des Kopfes des Affen stand.
    "Wir müssen uns also vorbereiten, ehe wir zur Tat schreiten. Wobei diese Operation niemals von unerfahrenen Ärzten gemacht werden darf. Man sollte zuvor mindestens einmal eine echte derartige Operation beobachtet haben, ehe man sie selbst durchführt. Außerdem darf sie nur dann zur Anwendung kommen, wenn keine andere Möglichkeit besteht, das Leben des Patienten zu retten."
    Nun endlich griff er nach dem Skalpll und begann, die Haut des Affen am rasierten Schädel aufzuschneiden. Er kam nicht sehr tief hinein, denn wie beim Menschen war der Schädel ziemlich dicht unter der Oberfläche. Dann klappte er die Haut beiseite und griff nach dem Bohrer.
    "Wer hat aufgepasst? Wo muss ich ihn ansetzen?"




    Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Der Philologe legte die Stirn in Falten - er war kein Experte für Aderlass und betrachtete den menschlichen Körper oft etwas isoliert aus der Perspektive des Anatomen. Er musste kurz überlegen, ehe er antwortete:
    "Nun, die Stelle des Aderlasses hängt ja vor allem auch damit zusammen, dass bestimmte Stellen am Körper Verbindungen zu bestimmten Organen und Säften haben - je nach dem, wo wir den Aderlass ansetzen, wirken wir damit ja nicht nur auf die Blutmenge, sondern auch die Produktion der anderen Säfte ein. Insofern gibt es hunderte Stellen am Körper, an denen wir-"
    Er rieb sich nachdenklich die Stirn.
    "Am Handgelenk ist mir auf die Schnelle keine Stelle für den Aderlass ein. Allerdings sprichst du einen wichtigen Punkt an: Abseits aller Beachtung von Mikrokosmos und Makrokosmus und organischer Zusammenhänge müssen wir immer auch die Anatomie beachten: Es mag probat sein, über die Venen am Handgelenk die Produktion der Säfte zu beeinflussen - wenn wir dabei den Nerv beschädigen, kann dies zu einer Lähmung von Teilen der Hand führen! Auch deshalb ist Anatomie für jeden Arzt von zentraler Bedeutung!"




    Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Herophilos zeigte ein schmales Lächeln angesichts der Begeisterung der Studentin.
    "Korrekt."
    Er griff wieder nach dem Skalpell und begann, den Kleinfingerballen vorsichtig aufzuschneiden. Vorsichtig durchtrennte er das Dach der Loge und legte somit den Nerv frei. Leider war er dabei nicht vorsichtig genug und verletzte die direkt daneben laufende Ader - sofort lief ein wenig Blut heraus (natürlich nicht sehr viel, denn das Herz pumpte bei dem toten Affen nichts mehr nach).
    "Oh, wie ihr seht, befindet sich direkt neben dem Ellennerv eine Ader, durch die das Blut in die daumenabgewandte Seite der Hand gepumpt wird."




    Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Obwohl Herophilos als Grieche andere Begriffe für die Nerven hatte, verstand er natürlich, worauf die Plinierin hinaus wollte. Damit auch die anderen Studenten etwas verstanden, erläuterte er kurz:
    "Zweifellos Der Ellennerv, der Speichennerv und der Mediannerv sind drei Nerven, die durch den ganzen Arm laufen. Ersterer ist quasi zu erspüren, wenn ihr am Ellbogen die Vertiefung zwischen den beiden Knochen ertastet. Der Nerv wandert jedoch den gesamten Arm entlang und passieren auch unsere Aufschnittstelle hier."
    Er nahm die Sonde zur Hand und deutete auf die entsprechenden weißlichen Kanäle zwischen den Muskeln.
    Dann griff er zum Skalpell und begann ein wenig an der Handwurzel des Affen zu schneiden. Dann schob er mit der Sonde den Palmaris longus ein wenig beiseite.
    "Bittesehr."
    erklärte er und bot Chrysogona mit einer Geste sein Mäppchen voller Sonden und Messern an.
    "Gern dürft ihr selbst die Muskeln und Nerven ertasten."




    Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Der Folgetag lag wieder etwas unter einer weißen Decke auf dem Pult. Der Philologe bat die Studenten auch direkt, nicht im Auditorium Platz nehmen, sondern vorn stehen zu bleiben. Auch diesmal schien er etwas aufgeregt, als er schließlich begann:
    "Geschätzte Akroatoi,
    nachdem wir gestern die Mauern des Hauses des menschlichen Körpers erkundet haben, wollen wir heute mit der Einrichtung, den Fensterscheiben und Dachziegeln fortfahren. Der Körper ist ein unendlich komplexer Mechanismus, in dem die Säfte fließen - wir sprachen davon - aber auch eine Mechanik am Werk sind, deren Funktionsweise sehr ähnlich den Dingen ist, die wir von den Berechnungen des Aristoteles und anderer Physiker kennen.


    Um diese Mechanik zu erkunden, müssen wir den menschlichen Körper untersuchen - aber nicht nur äußerlich, sondern auch sein Inneres. Nur, wenn wir die Dinge unter der Oberfläche intensiv betrachten - die Muskeln, die Organe, die Adern - werden wir verstehen lernen, wie der Mensch funktioniert. Da es jedoch im Imperium nicht mehr gestattet ist, menschliche Leichname zu sezieren."
    Herophilos' Miene zeigte, dass er diese Entscheidung nicht gerade unterstützte.
    "Für den Iatros, der keine Tiere, sondern Menschen heilen möchte, ist es dennoch von größter Wichtigkeit, das Objekt seiner Kunst genau zu kennen. Wir müssen uns bei der Untersuchung deshalb afu die Analogien aus dem Tierreich verlassen."

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/0f/2016-04-21_13-40-12_montagne-des-singes.jpg/320px-2016-04-21_13-40-12_montagne-des-singes.jpg

    Er zog die Decke beiseite. Darunter lag auf dem Rücken ein Berberaffe, ausgestreckt wie ein Mensch*. Sein Fell war nass und tropfte ein wenig.
    "Dies ist ein Berberaffe, die geeignetste Spezies unter den Tieren für analogisierende Sektionen. Je ähnlicher uns ein Tier nämlich ist, desto ähnlicher werden seine Organe sein - ein Affe also besser als ein Pferd, ein aufrecht gehender Affe besser als ein solcher auf allen Vieren. Die Schädelform dieses Exemplars kommt schließlich ebenfalls besonders gut in die Richtung eines Menschen, sodass wir hier von größter Ähnlichkeit ausgehen können.
    Es gibt zwei Möglichkeiten des Sezierens: Einmal an toten Objekten wie hier - am klügsten ist es, den Affen zu ertränken, damit er möglichst wenige Verletzungen aufweist, und ihn möglichst frisch zu benutzen, ehe sein Blut absinkt oder ähnliches. Zum anderen kann auch an lebenden Affen die Funktionsweise der Körpermechanik im Gebrauch studiert werden. Sobald der Körper stirbt, beginnen nämlich Prozesse der Zersetzung im Körper. Ohne die Kraft des Geistes erstarren die Muskeln und erschlaffen schließlic für immer, das Blut sinkt ab, es bilden sich Gase. All das lässt die Mechanik unter Umständen anders erscheinen, als sie sich eigentlich verhält. Darüber hinaus können bestimmte Zusammenhänge - etwa die Steuerungsfunktion der Nerven und des Gehirns - nur am lebenden Objekt studiert werden. Da weder Tiere, noch Menschen sich aber höchst ungern sezieren lassen, wollen wir für den Anfang mit einem toten Tier beginnen."

    Neben dem Affen lag ein Ledermäppchen, das Herophilos nun aufrollte. Darin befanden sich verschiedene Messer, Skalpelle und Haken. Dann hob er den linken Arm des Affen an, der offenbar rasiert worden war.
    "Vor dem Aufschneiden eines Affen ist es sinnvoll, die Haare zu entfernen - das verschafft einfach mehr Überblick, dazu ist das Fell für unsere Zwecke unerheblich. Das Entfernen der Haut sollte dagegen durch den Arzt selbst vorgenommen werden, denn manche Dinge liegen direkt unter der Haut und können nur dann Beachtung finden, wenn der Forscher selbst mit ihnen konfrontiert war.
    Ebenso ist es von Bedeutung, nach Möglichkeit stets mit den Muskelfasern zu schneiden und ein Durchtrennen der Fasern zu vermeiden - unter Umständen kann dieses Kappen nämlich die Funktion des Muskels zerstören, sodass sie später nicht mehr nachzuvollziehen ist. Grundsätzlich ist es insofern klug, zuerst theoretische anatomische Schriften zu studieren, ehe man sich selbst an das Objekt macht.
    Unter diesen Maximen wollen wir also mit der Hand beginnen - ein höchst komplexes System, doch bietet es einige grundlegende Einsichten, die uns später zugute kommen werden. Zuerst also die Haut."

    Herophilos griff nach einem Skalpell und begann zu schneiden. Vorsichtig setzte er einen Schnitt quer über den Unterarm und begann dann, Stück für Stück die Haut vom Knochen zu trennen. Natürlich kam rasch Blut zum Vorschein - der Affe war ja frisch ertränkt, aber hatte zumindest keinen Puls - doch davon ließ der Philologe sich ebensowenig beeindrucken wir von dem gelegentlichen Zucken der Muskeln.
    "Da unser Affe sehr frisch ist, funktionieren die Nerven teils noch. Das Zucken ist also kein Grund zur Annahme, er lebe noch - es sind lediglich die Rückstände von Leben im Körper."
    Nachdem der Unterarm freigelegt war, reichte ein Gnorimos einen Tupfer, mit dem das Blut ein wenig abgetupft wurde, bis die Muskeln deutlich sichtbar wurden.
    Der erste Muskel an der Oberfläche des mittleren Unterarms (palmaris longus). Davon später mehr. Es werden auch Bänder sichtbar, die über den Gelenken liegen, beide innen und außen am Glied. Unter ihnen liegen die Sehnenköpfe - innen die, die die Finger beugen, außen diejenigen, die sie strecken."
    Geübt hielt er den Arm hoch und deutete an die entsprechenden Stellen. Als er die Sehnenköpfe erwähnte, drückte er auf die noch unsichtbaren Stellen, was tatsächlich zu einer Reaktion der sonst schlaff hängenden Finger führte.
    "Auf jeder Seite der Bänder auf der inneren Seite des Arms ist ein Muskel. Der, der das Gelenk beugt, liegt in einer Linie mit dem kleinen Finger, der andere mit dem Zeigefinger. Außen liegt ein einzelner Muskel im Unterarm, der das Gelenk streckt sowie zwei, die das Gelenk bewegen. Der letztere bewegt auch den Daumen. Die Sehnen all dieser Muskeln an der Außenseite, die erwähnt wurden, haben Bänder quer um sie herum.


    Es gibt auch einen Muskel, der von der Speiche herabkommt und hier nicht unter der Sehne endet wie die bisher erwähnten, sondern in einer Art Membran. Dadurch wird dieser Teil gebeugt. Kein netzartiges Band umgibt diesen Muskel, kaum mehr als die Muskeln innen, die das Gelenk bewegen, aber er wird fleischig und membranös am unteren Ende der Speiche und geht nach innen zum Gelenk. Man könnte das faserige Ende Muskel-Sehne nennen (Hymenode tenonta). Dieser Muskel hat eine Mittelposition, da er wieder zu den Muskeln außerhalb des Glieds, noch zu denen innerhalb gehört, wenn die Hand in ihrer natürlichen Position ruht, da er auf dem gesamten Glied und der Speiche ruht. Da Anatomen die Teile des Unterarms in "innere" und "äußere" Region unterteilen, müssen wir ihrem Beispiel folgen. Dieser Muskel sollte zu den äußeren Muskeln gezählt werden.


    Ein weiterer Muskel im Unterarm hat eine ungewöhnliche Funktion außer an der Wade. Er ist auf der Oberfläche innerhalb der Hand unter der Haut, zwischen Elle und Speiche. Er endet in einer flachen Sehne, die sich unter der weichen, haarlosen Partie der Hand ausbreitet. "
    Immer wieder zeigte der Philologe die erwähnten Zusammenhänge am Objekt, schnitt hier und da weiter voran, um die darunter liegenden Schichten zu zeigen.



    Bild: Wikimedia Commons
    Autor: Thomas Bresson
    * Man muss sich den Affen natürlich auf dem Rücken liegend denken.

    Sim-Off:

    Quelle der Vorlesung: Galenus: Über Anatomie





    Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg "Zweifellos fallen euch die Narben oder Risse auf der Hirnschale auf, die die einzelnen Partien den Schädels abgrenzen: Die große Fläche ist das Scheitelbein, davor das Stirnbein, links und rechts das Schläfenbein und hinten das Hinterhauptsbein.
    Auch im Gesicht gibt es einige separate Partien, die wir kennen sollten: Das Nasenbein, das relativ leicht bricht, wenn uns jemand auf die Nase schlägt, das Jochbein - um dieses zu brechen, muss schon brutalere Gewalt aufgewendet werden - und schließlich der Oberkiefer, in dem die Zähne sitzen. "

    Routiniert deutete er auf die jeweiligen Knochen, jeweils einen Augenblick darauf ruhend, um allen Studenten die Möglichkeit zu geben, sich die Stellen einzuprägen.
    "An ihm sind typische Bruchstellen nachzuweisen, nämlich direkt am oberen Ende des Schnurrbartes, dann zwischen den den Augenhöhlen und dem Ende der Zahnreihe, sowie ein wenig höher durch die Schläfenbeine."
    Auch dies zeigte er - allerdings diesmal an seinem eigenen Gesicht.
    "Um diese Brüche zu diagnostizieren, müssen wir den Kopf des Verletzten abtasten. Das Problem dabei sind häufig die Begleitverletzungen einer derartigen schweren Verwundung, also Prellungen, Blutergüsse und Schwellungen. Wir erkennen sie aber am durch vorsichtiges Bewegen des starren Oberkiefers - sollte sich ein Teil nämlich bewegen oder knirschen, können wir von einem Bruch ausgehen.


    Zur Prüfung setzen wir Daumen und Zeigefinger an die oberen Schneidezähne und rütteln vorsichtig an ihnen. Natürlich ist diese Bewegung sehr schmerzhaft für den Patienten, allerdings können wir dadurch mit der anderen Hand die typischen Bruchstellen abtasten - idealerweise wieder mit Daumen und Zeigefinger."
    Nach dieser Vorstellung des oberen Schädelbereichs fuhr Herophilos mit dem Unterkiefer fort, an dem er ebenfalls die deutlich häufigeren Frakturen erklärte. Schließlich kwar auch der Kopf abgehandelt und es ging zur Wirbelsäule.
    "Hippokrates lehrt uns: Die Wirbelsäule trägt Ursache und Wirkung in Eins" oder Erlanget Wissen über das Rückgrat, denn von diesem gehen viele Krankheiten aus. Ihm wollen wir uns also intensiv widmen.
    Tatsächlich begann der Philologe nun einen kleinen Vortrag über die Lage und Zusammensetzung dieses langen Knochengefüges, das wichtige Nerven schützte. Er erwähnte mögliche Verschiebungen von Wirbeln und die Therapie-Empfehlungen des Appolonius von Kitium. Zuletzt verwies er jedoch auf den nächsten Lehreinheit zum Thema Muskeln und Organe, ehe er sich den Knochen am Torso zuwandte - vor allem natürlich den Rippen und ihrer Funktion als Stütze der Lunge.


    So ging es immer weiter den gesamten Körper hinab. Am Ende hatte er ziemlich lange geredet und sah fragend in die Augen seiner sichtlich ermüdeten Schüler.
    "Noch Fragen? Sonst sehen wir uns morgen zur nächsten Sitzung."

    Sim-Off:

    Ich erspare mir und uns eine intensive Würdigung jedes einzelnen Knochens und Organs - wir wollen ja keine SimOff-Ärzte werden ;)




    Herophilos von Samothrake

    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg "Die Grundlage des menschlichen Körpers stellt das Skelett der Knochen dar. Es ist das, was bei einem Haus die Wände sind - sie stützen und halten den Leib und ohne sie ist jede Einrichtung sinnlos. Wir werden also mit diesem beginnen und dann nach und nach ein wenig Fleisch auf die Knochen bringen."

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/14/Human-Skeleton.jpg/143px-Human-Skeleton.jpg

    Er trat hinter das Pult und zog die Decke beiseite. Darunter lag ein bräunlich gefärbtes, menschliches Skelett. Während es nahezu im gesamten römischen Reich verboten war, Menschen zu sezieren und damit menschliches Anschauungsmaterial zu besitzen, verfügte das Museion in alter Tradition über einige Privilegien, die es ihm auch heute noch gestatteten, ihre menschlichen Präparate zum Studium zu verwenden - wie dieses Skelett:
    "Dies hier ist das Skelett eines echten Menschen, eines ägyptischen Mannes genauer gesagt, der vor einigen Jahren hier in Alexandreia hingerichtet wurde. Findige Gnorimoi haben seinen Körper damals, als es noch gestattet war, Menschen zu sezieren, fachkundig auseinander genommen und die Knochen in der Weise verbunden, in der sie auch im Körper eines Menschen aus Fleisch und Blut zusammen hängen.


    Manchen von euch mag dies erschrecken, doch kann ich euch versichern, dass dieser Mann es ohnehin nicht verdient hatte, ins Jenseits einzutreten und seine übrigen sterblichen Überreste in den Nil gewandert sind. Da die Musen dieses Heiligtum schützen, müssen wir uns aber auch nicht vor seinem Geist fürchten. Schließlich kann er glücklich sein, nach seinem Tod einen größeren Nutzen für die Allgemeinheit zu erbringen als vor seinem Tod, denn nur mit Hilfe derartiger Original-Präparate ist es möglich, eine korrekte Vorstellung von den Proportionen und Zusammenhängen des menschlichen Körpers zu gewinnen."
    Er lächelte ein wenig freudlos und deutete dann auf die Gelenke, die mit feinen Metalldrähten verbunden waren.
    "Ich bitte euch, hierher nach vorn zu kommen, um genauer beobachten zu können, was ich euch zeigen möchte."
    Er griff nach der knochigen Hand und zog sie nach oben. Dank der Verbindungen hob sich der gesamte Arm.
    "Schon hier können wir erkennen, auf welch wunderbare Weise die Knochen zusammengefügt sind, aber auch wo ihre Grenzen liegen."
    Er bog die Hand nun gegen das Ellenbogengelenk, bis es nicht mehr weiter ging, sodass man erkennen konnte, wie das Zusammenspiel der Knochen hier eine natürliche Barriere bildete.
    Dann jedoch legte er den Arm wieder sorgfältig auf das Pult und umrundete den Tisch.
    "Beginnen wir aber mit der Benennung der einzelnen Körperpartien. Am besten ganz oben: Der Schädel ist einer der größten Knochen des menschlichen Körpers und dazu einer der beachtenswertesten. Er beherbergt nämlich nicht nur einen Großteil usnerer Sinnesorgane wie die Zunge, die Nase, die Augen und die Ohren, sondern auch jenes Gewebe, das unser Bewusstsein steuert - das Gehirn!"
    Vorsichtig griff Herophilos nach dem Schädel, zog ein wenig und nahm dann die sauber abgesägte Schädeldecke ab, sodass man den dahinter liegenden Hohlraum sehen konnte.
    "Hier drin liegt das Gehirn, die Schaltzentrale des menschlichen Geistes. Herophilos von Chalkedon machte sich sehr um die Erforschung dieses Wunderwerks der Natur verdient. Ihm zufolge sitzt hier die menschliche Intelligenz im pneuma psychikon, das sich in Hohlräumen des Organs sammelt. Hier werden auch Sinneswahrnehmungen in den Geist transferiert und geistige Befehle in Materie umgesetzt.
    Die Gelehrten streiten über die konkreten Zuordnungen und Bedeutung der einzelnen Teile, doch sicher ist: Wird das Gehirn verletzt, leidet nicht nur der Kopf, sondern auch der Mensch: Hier sitzt der menschliche Geist, sodass eine Verletzung die Intelligenz beeinflussen kann. Hier wird aus Geist Bewegung, sodass ebenso Lähmungen bestimmter Glieder auftreten können, wenn das Gehirn verwundet oder gestaucht wird.


    Insofern ist es mehr als verständlich, dass wir mit dem Schädel einen höchst stabilen Knochen vor uns haben, der eine erstaunliche Kraft an Schlägen unbeschadet überstehen kann."
    Er lächelte und reichte die abgenommene Schädelplatte an die Studenten weiter, damit diese sie selbst erkunden konnten.


    Bildquelle: Wikipedia
    Autor: Sklmsta