Samira schaute sich noch einmal zu ihren Gefährten um, bevor sie wieder die Tür fixierte. Sie hoffte, sie würden hier nicht an die falschen Leute geraten und ihr Leben sei in Gefahr. Gleichzeitig verspürte sie aber auch Angst, jemand von ihren Begleitern könne die Nerven verlieren und unüberlegt handeln. Hoffentlich führte Fiona nicht ihr Messer mit. Das Führen von Waffen war in Rom verboten, jedermann wurde verhaftet, der eine Waffe bei sich trug.
Nordwin hatte sich jedenfalls hinter ihr aufgebaut und vermittelte ein Gefühl von Sicherheit, als sie schlurfende Schritte hörte. Kurz darauf öffnete sich mit einem knarrenden Geräusch die Tür und eingehüllt in eine Wolke aus billigem Fusel, Opium und Schweiß quoll eine Fettleibige aus der Tür, deren Geschlecht man erst auf den dritten Blick zuordnen konnte. Samira musste den Kopf heben, um ihr in die Augen sehen zu können.
„Äh, salve“, murmelte sie verschreckt, riss sich aber sofort am Riemen, denn schließlich wollte sie ja etwas erreichen. „Ich brauche ein hochwirksames Gift, ich zahle gut“, fügte sie mit fester Stimme an und wich auch dem Blick der imposanten Schranze nicht aus. Die musterte die vor ihr stehenden Personen, in denen sie ohne größere Schwierigkeiten Sklaven aus einem wohlhabenden Haushalt erkannte.
„Zwei dürfen rein, der Rest muss warten“, bestimmte sie und trat in das Dunkel des Raumes zurück.
Samira konnte unmöglich draußen bleiben, schließlich war es ihr Auftrag, also trat sie mit zur Schau getragenem Mut vor, obwohl ihr Magen gerade vor Angst wahre Überschläge fabrizierte. Sie hielt die Luft an, weil es dermaßen in dem Verschlag stank.
Wer ihr letztlich folgte, beachtete sie nicht, sie hörte voller Aufmerksamkeit auf die Erklärungen der Alten, die womöglich kaum älter als Samira war.
„Ich hab was Todsicheres für euch, gewonnen aus verrotteten Vipern. Das Opfer erbricht Galle, seine Haut wird kalt und blau, schwarzer Schaum tritt aus Wunden aus. Wäre das passend?“
Sie hielt ein Tongefäß zur Betrachtung hin, das man bei der mangelhaften Beleuchtung eher erahnen als sehen konnte, und öffnete für einen Moment den Verschluss. Der faulige Geruch des Saftes schlug Samira ins Gesicht, die sofort husten musste. Zwar fragte sie sich, wie dieses Mittel unbemerkt zu verabreichen war, aber immerhin erfüllte es seinen Zweck. Offensichtlich bestand die Substanz nicht nur aus tödlichen Toxinen, sondern auch aus Myriaden gefährlicher Bakterien. Sie nickte auf die Frage der Frau hin.