Beiträge von Lucius Didius Crassus

    Einige Zeit später stand ich in der kleinen Culina des Gehöfts, war mittlerweile in eine einfache Tunika geschlüpft. Eigentlich war es auch kein richtiger Raum, mehr ein überdachter Anbau an den Schlafraum. Der Bauer und seine Frau sassen am Feuer, über dem ein grosser Kessel hing. Der Duft des Essens stieg mir in die Nase und fast war ich versucht meinen Entschluss aufzubrechen zu revidieren, doch mein Zögern dauerte nur kurz und der Anblick des Bauern bestätigte meinen Entschluss nochmals.

    „Du verlässt uns,“ sagte er. Eine Feststellung, keine Frage.


    „Ja,“ erwiderte ich ebenso trocken und fügte hinzu. „Ich habe deine Gastfreundschaft zu lange in Anspruch genommen.“


    Der Bauer erwiderte nichts, nur seine Frau machte die Anstalt, mir zu widersprechen, doch ich liess keinen Widerspruch zu. „Ich muss euch für eure Gastfreundschaft und ganz besonders für die gute Pflege in den ersten Wochen danken. Valette, mes amici.“


    Noch bevor jemand etwas erwidern konnte, drehte ich mich um und ging.

    "Du willst wirklich schon aufbrechen ?"

    "Ja."


    "Aber du könntest doch noch etwas bleiben...."

    "Nein, Sertia, ich bin schon zu lange euer Gast. Deinem Vater ist sicher ganz recht, wenn ich heute aufbreche."


    Langsam erhob ich mich aus dem Stroh, in dem wir uns gerade eben noch geliebt hatten. Sie war wirklich ein schönes iberisches Mädchen, mit sanfter, von der Sonne gebräunter Haut. Die Stunden mit ihr hatten mir die letzten Monate versüsst, das Leben auf diesem kleinen Hof erträglich gemacht. Dennoch stand mein Entschluss fest, ich konnte nicht länger bleiben, würde es doch mit jedem Tag gefährlicher für meine Gastgeber.

    Ich deutete auf einen Stapel von Schriftrollen und Wachstafeln.


    "Anscheinend hat es mein Vorgänger nicht so genau genommen, das Wassergeld der Privathaushalte korrekt zu ermitteln. Ich wollte dich bitten, das du in den einzelnen Häusern vorstellig wirst und zunächst einmal feststellst, welcher Rohrquerschnitt den vorliegt. Dann können wir die Rechnungen für die letzten Jahre erstellen."


    Eigentlich hatte ich keine besondere Lust, mich mit den Fehlern anderer Leute herum zu ärgern, besonders nicht, da die Cohortes Urbane den Fall an den Statthalter übertragen, denn letzlich war er ja zu recht zu ständig für die Einhaltung des Rechtes. Ich fragte mich, als er bestritt, für die Gerichtsbarkeit zuständig zu sein, ob ihm die Bedeutung seines Amtes klar war. Aber nach dem ich ihn schon über die Vererbbarkeit des Ordo Senatorius hatte aufklären müssen, wunderte mich eigentlich kaum noch etwas.


    "Nun, die Cohortes hat dir ihren Verdacht mitgeteilt, weil sie dich für zuständig hielt. So wäre es an dir, ihnen ihren Fehler mitzuteilen. Aber wenn du es wünscht, werde ich einen Kurzen Brief nach Rom senden."


    Damit war für mich das Thema erledigt und für den Statthalter wohl das Gespräch, aber ich hatte ja noch mein eigenes Anliegen.


    "Ich musste zu meinem Bedauern feststellen, das unter meinem Vorgänger nicht so gewirtschaftet wurde, wie es sollte. Seit langem wurde keine Wasserrechnung an Privathaushalte ausgestellt. Das betrifft auch die Villa Flavia."

    Etwas gelangweilt seufzte ich, fragte ich mich doch, ob mir der Flavier überhaupt zu gehört hatte. Das war jedenfalls die freundlichste Erklärung für den Einwand des Statthalters.


    "Natürlich stehe ich unter der Patria Potestas meines Vaters, doch solange Sevy nicht einen Sitz im Senat hat, werde ich nicht im Ordo Senatorius sein."


    Eigentlich unglaublich, das ich das dem Statthalter erklären musst.


    "Wenn der Grossvater im Senat sitzt, ist der Sohn im Ordo, der Enkel aber nicht. Jedenfalls solange nicht, bis entweder sein Vater in den Senat kommt, oder aber vor seinem Grossvater stirbt und der Enkel unter die direkte Pater Potestas des Grossvaters kommt. Kurz gesagt : Der Ordo Senatorius vererbt sich durch einen Senator, nicht durch den Ordo alleine. "

    Es aer nur ein kurzer Moment, in dem ich ihre Hand auf meiner Brust spürte, durch den Stoff meiner Tunika ihre Nähe spürte. Auch wenn nur kurz währte, es war ein schönes Gefühl, das mich nur noch mehr vergessen liess, wo wir eigentlich waren. "In der Nähe des Forum, gibt es das Haus der Witwe Livia, ihr Mann war ein angesehener Eques, sie führt ein sehr angesehenen Haushalt und nimmt sicherlich eine junge Frau wie dich auf," sagte ich leise, meinen Blick nicht von ihrem Gesicht anwendent.


    Doch dann war der Moment schon wieder vorbei, sie schien sich mir zu entziehen. Ich schalt mich innerlich, hatte ich doch anscheinend wieder übertieben, war zu forsch aufgetreten, das sie sich nun dem Kater zuwandte.

    "Ich glaube, sein Besitzer nennt ihn Nero,"
    meinte ich mit einem Schmunzeln und als sie sich zu dem Kater herunter beugte, setzte ich zu einem "Vorsicht" an, doch zu spät.


    Mit wenigen schnellen Schritten war ich bei ihr, scheuchte den Kater davon und beugte mich dann zu ihr herunter, legte einen ARm um sie, während meine freie Hand ihre blutende Hand umfasste. "Lass mich einmal sehen, Laevina."

    Wenn der Flavier geglaubt hatte, das er mich damit aus der Ruhe bringen würde, dann hatte er sich getäuscht. Nein, mein Grinsen wurde noch etwas breiter.

    "Mein Vater, Statthalter, ist Didius Seycius, und dieser ist in der Tat Mitglied des Ordo Senatorius, bedingt durch seinen kurzen Ausflug in die römische Politik. Allerdings, es wird dir nicht entgangen sein, das er kein Senator ist, und der Ordo wird nur auf den Sohn übertragen ist, wenn der Vater ein Senator ist, allein die Mitgliedschaft des Vaters im Ordo Senatorius reicht dazu nicht aus."


    Hatte ich, der leibliche Sohn eines Batavers und einer makedonische Lupa, gerade dem Statthalter der Provinz Hispania über die Art und Weise, wie der Ordo Senatorius von Generation wanderte und wie nicht ? Ich grinste immer noch.

    "Ein Blick in die Akten wird dir gewissheit verschaffen, das ich als Eques mitglied des Ordo Equester bin."


    Ich nahm das Schreiben und überflog es, nur die Passage die mich betraf las ich etwas genauer. Und um den Flavier etwas wie eine Freude zu machen, legte ich sogar eine besorgte Miene auf und tat so als ob sie ein zweites und drittes Mal lesen würde.


    Dann legte ich das Schreiben auf den Tisch.

    "Ich wusste ja garnicht, das der Imperator mich in den Ordo Senatorius erhoben hat, vielleicht sollte ich gleih nach Rom reisen und für den Cursus Honorium kandidieren,... "


    Ich grinste nun leicht.

    "Für die Purpurstreifen könnte ich gerne auf diese Betriebe verrzichten,.. "

    Eilig hatte ich es nicht gehabt, der Aufforderung des Flaviers nachzukommen, daher war ich noch etwas über das Forum geschlendert, hatte eine Kleinigkeit gegessen und getrunken, damit ich nicht in die Verlegenheit kommen würde, etwas im Officium des Flaviers zu mir zu nehmen, von dem ich nicht wusste, ob es nun vergiftet war oder nicht.


    Ich liess mir also Zeit, nicht so viel, um Pflichtvergessen zu wirken, aber gerade so viel um den Flavier etwas warten zu lassen.


    "Salve," meinte ich zur Wache, "der Statthalter erwartet mich..."

    Ich schmunzelte leicht, in keiner Weise abwehrtend, sondern vielmehr aufmunternd und freudlich gesonnen. "Nun, es braucht keinen grossen und berühmten Vater, um es im Imperium zu etwas zu bringen. Mit guter Arbeit und etwas Geschick wirst du dir sicher einen guten Namen machen."


    Einer der Sklaven stellte mir einen Stapel mit Wachstafeln auf den Tisch, alles unbezahlte Wasserrechnungen. Es wurde Zeit, das sich hier etwas tat,... vielleicht sollte ich einfach erst mal alle Privatanschlüsse sperren lassen.

    "Nun, Atius Severus, ich wünsche dir das Beste auf deinem Weg."

    Das Wassercastellum lag dort, wo das Aquaedukt Tarraco erreichte. Ich ignorierte die prächtigen Verzierungen, die ihm namen des Erbauers dort angebracht waren, genauso wie ich die Tafel ignorierte, in der dem Erbauer gedankt wurde. Darüber mochten sich andere gedanken machen, mich interessierte viel mehr der bauliche Zustand diese für die Versorgung der Stadt so wichtigen Gebäudes.


    Daher umrundete ich es auch, klopfte mit der Faust hier und da gegen das Mauerwerk und nahm die Fugen zwischen den Steinen in Augenschein. Auf den ersten Blick schien alles soweit in Ordnung, aber was ein genauerer Blick noch enthüllen würde, konnte ich nicht sagen.


    Dann betrat ich das Wassercastellum.

    Ich schmunzelte bei ihrer Frage, ob wir denn nun wirklich in Tarraco waren oder noch Carthago Nova. Sicher, die Häfen aller Welt ähnelten sich und gerade in den Städten Hispanias waren sie sich zum verwechseln ähnlich. Allerdings, wer sich, wie ich, in einem dieser Häfen zu Hause fühlte, erkannte die Unterschiede sofort.


    "Sei versichert," meinte ich mit einem verschmitzten Lächeln, "dieses ist der Hafen von Tarraco. Das erkennt man sofort daran, das einem der fette, schwarze Kater des Hafenverwalters entgegen kommt und seinen Tribut verlangt."


    Ich deutete auf den behäbig auf uns zu kommenden Kater, der sich prompt vor uns niederliess, sich so uns einfach den Weg versperrte. Ich wusste, er würde so lange dort bleiben, bis er von uns etwas zu essen bekommen hatte.

    "Ich glaube, Ratten hat er vor Jahren das letzte Mal gefangen, dabei sollte er die Lagergebäude doch vor ihnen Schützen."


    An Abschied von Laevina dachte ich nocgh lange nicht, vielleicht verfiel ich deshalb einen Moment in ein nachdenkliches Schweigen, verlor meine gewohnte Elequenz. Vielleicht lag es auch daran, das sie erwähnte, das sie mich wie einen Bruder ansah. Sicher gefiel es mir, das sie mich mochte, und ich mochte sie auch sehr gern, war sie mir doch in der letzen Zeit sehr ans Herz gewachsen. Aber so wie eine Schwester hatte ich bisher kaum eine Frau betrachtet,...


    "Nichts würde ich mir mehr wünschen, als wenn wir uns oft wieder sehen, Laevina," sagte ich leise, drehte mich zu hier, so das ich dicht vor ihr Stand, blickte in ihr leicht gerötes Gesicht und schenkte ihr ein Lächeln, "denn ich danke den Göttern, als sie dich in meine Taberna kommen liessen."


    Um uns herum mochte Trubel herrschen, aber den nahm ich nicht war, meine Aufmerksamkeit galt nur Laevina.

    Ich gab einem Sklaven ein Zeichen, auf das dieser kurz versschwand und mit je einer Karrafe Wasser und Wein, sowie einigen Glässern zurück kam. Mir schenkte er ein Glas Wein ein, während der junge Scriba wunsch gemäss nur Wasser bekam.

    "Einen Bericht will der Flavier also bekommen ?"
    meinte ich nüchtern. "Wenn er es denn will, soll er ihn bekommen."


    Vielleicht sollte ich einen Dichter beauftragen, die Berichte in Versform zu verfassen, das würde dem Flavier sicher gefallen. Aber auch wenn es reizbar wäre, sich das Gesicht des Flaviers vorzustellen, wie er sich durch unzählige Seiten schlechter Dichtkunst durch quälte, in denen sich die Informationen über die Wasserversorgung versteckte.


    Ich blickte mich in meinem Officium um, in das Ordnung hineinzubringen ich mithilfe zahlreicher Sklaven dabei war. Der Vorteil meiner Position war es, das die wirklich schwere Arbeit von anderen übernommen wurde.


    "Seit bin bis du in Hispania, Atius Severus ?" fragte ich den jungen Atius, aus seiner Bitte nur nach Wasser schloss ich, das er noch nicht besonders lange in Hispania war.

    Zitat

    Original von Gaius Didius Sevycius
    Ich mache die Tür auf und sehe meinen Sohn.


    "Salve Lucius", und umarmte ihn sofort. "Es ist lange her dass wir und sahen. Wie geht es dir????"


    Es war schön, meinen Vater nach so langer Zeit wiederzusehen, daher erwiderte ich seine Umarmung und führte ihn dann in mein Officium.


    "Sevy, es tut gut dich zu sehen. Setz dich doch."


    Ich deutete auf einen Stuhl.

    "Die Zeit hat mir etwas über Calpurnia hinweg geholfen. Und ich konnte den Propraetor dazu bringen, mir ein angemessenes Amt zu geben. Ich kann also nicht klagen."

    Die Reise war wirklich ruhig gewesen, für die Jahreszeit war das Wetter ausgesprochen mild und angenehm in diesen Tagen. Und so begrüsste uns Tarraco mit strahlendem Sonnenschein, ohne das es zu heiss war, wie in den Tagen im Hochsommer. Noch kurz verabschiedete ich mich vom Kapitän des Schiffes und stellte sicher, das das Gepäck auch an land gebracht wurde und zu seinem Bestimmungsort finden würde.


    Dann wandte ich mich meiner Begleiterin zu, deren Gesellschaft ich in der letzten Zeit wirklich genossen hatte.

    "Ich hoffe, diese kleine Reise hat dir gefallen. Wenn das Wetter mitspielt, ist man mit dem Schiff meistens schneller und Bequemer unterwegs. Und wir hatte ja wirklich glück."


    Ich erinnerte mich gerne an das fast glatte Meer, über das uns der Wind getragen hatte. Und an jenen Schwarm Delphine, der uns ein gutes Stück begleitet hatte.