Beiträge von Aurelia Severina

    Still nahm ich Abschied von meinem Sohn. Es war nicht der erste, der von uns ging. Er würde auch nicht der letzte sein. Das Leben hatte bereits viel von mir gefordert. Nun auch noch diesen Sohn, ein guter Junge. Ich war stolz auf ihn und wünschte eine gute Fahrt über Styx.

    Endlich setzte die Wirkung ein. Der Raum schwankte bei jeder Kopfbewegung.


    "Ich bin es leid etwas zu tun. Wozu haben wir Männer?"


    Ich schloss die Augen. Dieser Zustand sollte anhalten. Ich hob den Becher.


    "Lernen wir am besten daraus. Schaffen wir Gewissen und Ehre ab. Dann lebt es sich ruhiger."

    Wir waren allein. Ich genehmigte mir zwei Weinbecher ohne Abzusetzen. Leider trat keine Wirkung ein.


    "So ist es. Die geltenden Gesetze stärken die Frevler und schwächen die ihres rechtmäßigen Anspruches Beraubten immer mehr."


    Ich ließ nachschenken und trank aus. Laut stellte ich den Becher ab.


    "Nicht einmal aus Germanien kommt die Kunde, dass eine Untersuchung begonnen hat. Ich habe Durst!"

    "Salve. Ich hatte mich schon gefragt, wer du bist."
    Angestellten gegenüber herrschte bei uns ein freundlicher Ton. Ein Lächeln sah man bei mir allerdings selten.


    "Eine Verlobung, wie schön."
    Diese Neuigkeit gefiel mir. Ich liebte solche Feste. Dabeisein war alles. Im Mittelpunkt wollte ich dabei nie stehen. Vorerst war das aber unwichtig. Uns stand ein Mahl bevor. Nicht einmal eine Verlobungsfeier konnte da mithalten.

    "Schwimmen wäre fabelhaft. Meine Sklavin beherrscht ein Instrument und kann uns etwas vorspielen."


    Willig ließ ich mich fortführen. Etwas zum Betäuben würde mir ebenfalls guttun. Wein hatte eine zu langsame Wirkung, aber etwas anderes stand nicht zur Verfügung.


    "Falerner, ohne Wasser."


    Die Sklaven spritzten davon.

    "Bürger,

    der Mann, der euch hier um eure Wahlstimme bittet, hat vor Wochen in Germanien eine verbrecherische Tat verübt. Ich bin Zeuge gewesen. Die Straftat kam zu Anzeige und wird noch untersucht.


    Ich werde mich zu erkundigen wissen, ob er unter diesen Umständen kandidieren darf. Selbst wenn unser geltendes Recht das zulässt, wäre es seine Pflicht gewesen, die Bürger darüber aufzuklären."

    Ein Großteil der Familie war beieinander. Zwei Mitglieder konnten aus räumlichen Gründen nicht anwesend sein, ein weiteres aus zeitlichen. In Gedanken waren wir eine Einheit.


    Die Opferung lief ohne Probleme. Es folgte die Gedärmschau.

    Mir wurde zugetragen, dass sich Deandra wieder in Mantua befand. Sie sollte im Tempelbezirk weilen. Schnell ging ich hin und kam gerade rechtzeitig an, um ihr Gebet noch zu hören. Auch mein Haupt war bedeckt, als ich noch etwas hinzufügte.


    "Diesem Wunsch schließe ich mich an und ich spreche nicht nur für mich, sondern im Namen aller, die Leidtragende dieser Verfehlung des Commodus sind. Einem Mann, der großmütig in die Gens aufgenommen wurde. Der diese Großmut und die Berücksichtigung seiner Wünsche zu Zeiten des Factiowechsels auf beschämende Weise dankte. Einem Mann ohne Ehre im Leib. Möge ihm genommen werden, was er weder verdient noch achtet."

    "Oh, Minervina. Salve! Es ist angenehm, bekannte Gesichter zu treffen."


    Kurz entschlossen stellte ich die beiden einander vor.


    "Claudius Arbiter, das ist Minervina. Sie kümmert sich in Misenum um die Religion. Minervina, das ist Claudius Arbiter."

    Ich musste nicht lange überlegen. Ein Kontakt zu den Claudiern erschien mir erstrebenswert. Zwar war nicht jeder Patrizier vorbildlich zu nennen, aber von den Claudiern hatte ich diesbezüglich gutes gehört.


    "Selbstverständlich besuche ich in Abständen die ewige Stadt. In ihr, Mantua und Misenum halte ich mich in der Regel auf. Mein Besuch in Germanien war eine Ausnahme. Ich würde mich freuen, wenn unsere Familien einen engeren Kontakt als bisher halten würden."

    "Oh, eine Erpressung. Wie schrecklich. Kaum betrete ich germanischen Boden, werde ich mit Verbrechern konfrontiert. Du sagst, er kannte den Erpresser? Du meine Güte! Mit welchem Pack gibt sich Cadior denn neuerdings ab. Ist der Mann ein bekannter Verbecher?"


    Da traf Cadior bereits wieder ein. Er erklärte sein Vorhaben und noch ehe ich fragen konnte, war er schon wieder im Begriff zu gehen.


    "Ich verstehe nicht. Was macht die Angelegenheit so dringlich?"


    Hoffentlich hatte er mich noch gehört.

    Nach einer langen Schiffsreise hatte ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Ich sah mich am Kai um, denn eigentlich sollte ich abgeholt werden.
    Wieder sah ich mich um. Entfernt von den übrigen Hafenbenutzern stand eine kleine Gruppe von Männern. Unweit davon weitere 4. Beide Gruppen schienen sich angeregt zu unterhalten. So schien es. Verstehen konnte ich nichts. Dafür war die Entfernung zu groß. Vielleicht sah es auch nur so aus, als würden sie sich unterhalten. Sie waren einander zugewandt. Da sich sonst nichts im Hafen tat, sah ich ihnen zu.
    Gerade löste sich die erste Gruppe auf. Drei Männer gingen fort, einer blieb zurück. In der anderen Gruppe fing man heftiger zu diskutieren an. Die Bewegungen zeigten das. Ein Mann trat schließlich auf den einzelnen zu. Wieder wurde diskutiert. Ich fragte mich, was da los war.
    Nachdem sich die Männer verteilt hatten und meine Unterhaltung fort war, wartete ich gelangweilt, dass mich nun endlich jemand abholen würde.

    Zitat

    Original von Manius Aurelius Eugenius
    Bevor sich Eugenius auf die Liege legte, nickte er noch Aurelia Severina grüßend zu. "Sei gegrüßt, Severina. Du hast aus Deandra eine wahre Tochter Roms gemacht." Er musterte sie kurz. "Wir reden später, wenn es Dir nichts ausmacht. Ich habe mit Marcus einige Worte zu wechseln."


    Still lächelte ich Eugenius an. Ich genoss sein Lob. Natürlich würde ich mich bei dem Gespräch der Männer zurückhalten.


    "Bitte. Ich sehe euch die Wiedersehensfreude an."