Draußen hatte man ebenso perfekt wie drinnen alles vorbereitet, was für den blutigen Teil des Opfers notwendig war. Nach während Cornelius Palma auf den Altar zuschritt, begannen die Flöten zu spielen und die Menge verstummte. Man reichte ihm nacheinander die nötigen Utensilien, so dass Tiere und Opferwerkzeuge auf das Opfer vorbereitet werden konnten, wie es notwendig war. Tatsächlich hatte Cornelius Palma nicht vor, selber das Messer oder Beil anzusetzen, sondern würde dies den kundigeren Helfern überlassen, die darin wesentlich mehr Erfahrung hatten als er. Sein letztes Stieropfer lag auch schon ein wenig zurück und gerade bei großen Tieren sollte man wohl nichts falsch machen, erst Recht nicht bei einem Staatsopfer.
Daher gab er das Opfermesser nach der rituellen Entkleidung der Tiere wieder zurück und wandte sich stattdessen dem Altar und dem Tempel zu, um das Gebet zu sprechen, mit dem die Tiere dargebracht werden sollten. Anders als drinnen musste er diesmal wieder laut sprechen und sein Text hatte einen wesentlich größeren Bezug zum Staat, als sein persönliches Gebet im Inneren.
"Großer Iuppiter Optimus Maximus, Herrscher des Himmels, Beschützer des Staates, des Hauses, des Hofes und der Familie. Wir stehen gleichsam am Ende und am Beginn einer Ära und blicken voll Dankbarkeit und Hoffnung zu dir, ohne dessen Willen in diesem Staat nichts vergeht und nichts entsteht. Deshalb sieh diese beiden Stiere, die wir dir heute opfern wollen.
Der erste Stier sei dir geopfert zum Dank, dass mit deinem Einverständnis und durch dein Wirken die Herrschaft des Vescularius Salinator beendet wurde, der nicht das Recht hatte als Nachfolger des Ulpius Valerianus auf dem Thron Roms zu sitzen. Es war ein blutiges Ende, doch das Blut des Opfertieres soll der letzte Tropfen sein, der aus diesem Anlass ehrenvoll vergossen wird.
Der zweite Stier sei dir geopfert als Bitte, dass durch deinen Schutz und deinen Ratschluss die Zukunft eine bessere sei, in der das römische Recht und der göttliche Wille wieder geachtet werden in Rom. Lasse den Senat, die gewählten Magistrate und die kaiserlichen Legaten stets klug und umsichtig entscheiden und gewähre mir als vom Senat bestimmten Imperator Caesar Augustus, die mir auferlegten Pflichten zum Wohle Roms zu erfüllen. Das Blut des Opfertieres soll das einzige Blut sein, mit dem der Beginn dieser Ära markiert wird, die mit deiner Hilfe eine friedliche sein soll.
Denn nichts in Rom geschieht ohne deinen Willen und wir können nichts tun in Rom ohne deine Unterstützung."
Wie schon im Tempel verharrte Cornelius Palma einen Augenblick schweigend in seiner Gebetspose, legte dann die rechte Hand auf seinen Mund und wandte sich nach rechts. Sein Blick traf die Blicke der Opferhelfer, die auf sein Zeichen zum Vollzug des Opfers warteten.
"Agite!"