Valetudinarium - Krankenhaus

  • Kurz vor seiner Abreise unternahm der Furier noch eine letzten Kontrollgang. Dieser führte ihn in so gut wie jeden Winkel der Castra wie auch ins Valedutinarium.

    Er hatte nicht vor viel Aufsehen zu erregen und hielt sich zurück betreffend diverser Kleinigkeiten.

    Germanicus Ferox war zwar nicht in seiner Obhut doch wollte Appius nach dem Mann sehen.


    " Na. Alles in Ordnung, Germanicus?" erkundigte er sich nach dessen befinden. Der Mann sah schon wesentlich besser aus als bei der ersten Begegnung.

    Scato hatte er bisher noch nicht gesehen was aber nicht hieß dass es nicht dazu kommen würde. Auch in der Barracke würde er offiziell Abschied nehmen.

  • In der Tat war Ferox auf dem Weg der Besserung, wozu nicht nur die Pflege und das gute Essen, sondern auch die Bemühungen von Frugi beitrugen, der ihm mit seinen Besuchen die schwere Zeit der Trauer um seinen Bruder leichter machte. Ferox war niemand, der gern in Schwermut brütete und gab sein Bestes, um zur eigenen Genesung beizutragen, indem er artig alle Anweisungen der Capsarii befolgte, gut aß und kleine Spaziergänge in der Castra unternahm. Er hoffte, bald wieder für diensttauglich erklärt zu werden. Auch wenn die erste Zeit in seinem Zustand hart werden würde, so würde ihm ein geregelter Alltag helfen, wieder seinen Platz im Leben zu finden.


    So traf Cerretanus ihn in seinem Zimmer, wie er gerade ein paar einfache Leibesübungen absolvierte. Als der Optio eintrat, erhob Ferox sich vom Boden und salutierte. Nur das Strammstehen wirkte etwas mau.


    "Salve, Optio! Mir geht es gut!"

  • " Lass das." meinte Cerretanus freundlich " Wir sind hier nicht im Dienst."

    Er musterte kurz den Tiro. Noch Tiro. " Wie ich sehe bist du schon drauf und dran bald wieder Dienst tun zu können. Gut so. Ich werde jedenfalls nichts mehr mit seiner Ausbildung zu tun haben. Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute für deinen weiteren Weg. Und befolge was dir befohlen wird. Auch hier auf deine Kameraden. Es sind genug dabei die bereits schon einiges an Erfahrung haben."

  • Stimmt, er war nicht im Dienst, er war ja momentan nicht einmal tauglich. Etwas beschämt gab Ferox seine Haltung auf.


    "Du wirst mich nicht ausbilden?", fragte er bekümmert.


    Er hatte Frugi und Pupillus zum Stand der Dinge gelöchert. Cerretanus galt als umgänglicher Optio mit einem Hang zu Überraschungen. So war Ferox von einer Übung berichtet worden, bei der die Milites mit Möbeln bombardiert worden waren - wie gern wäre er dabei gewesen, genau wie bei der Parcousübung im Stockfinsteren. Das Nützliche mit ein wenig Spaß zu verbinden war eine Kunst, die Cerretanus beherrschte.


    "Und wer wird jetzt neuer Optio? Wohin gehst du überhaupt?"


    Es gab viele Gründe, die CU zu verlassen, von Verletzungen bis hin zu Heiratswünschen war alles dabei. Ferox ging all das nichts an, aber Fragen tat er trotzdem.

  • " Wer nun die Ausbildung übernimmt weiß ich nicht. Es ist Octavius Frugi wieder hier. Optio. Und vllt rückt einer aus den Reihen der Milites nach und besetzt den Posten. Aber wie gesagt...mein Wissen ist da sehr beschränkt."

    Etwas überraschte es ihn dass der Germanicer bedauerte nicht durch ihn ausgebildet zu werden. Wer weiß was für Geschichten ihn aufgetischt wurden.


    " Da es kein Geheimnis ist und es auch nichts ist was niemanden etwas angeht....ich habe mich versetzten lasse. Nach Cappadokia." beantwortete er die Frage des Trios.

  • Ferox, seit jeher etwas näher am Wasser gebaut als der Durchschnitts-Urbaner, lächelte, um seine Bestürzung zu überspielen. Cappadocia! Das war doch der letzte Winkel des Imperiums! Dort redeten die Leute Griechisch, bauten komische Türme und niemand verstand sie. Zumindest Ferox war beim Griechischunterricht immer der Schlechteste gewesen. An diesen merkwürdigen Ort sollte einer von ihnen nun versetzt werden. Ein Urbaner, nach Cappadocia.


    "Na, dann wünsche ich dir viel Erfolg und viel Glück!"


    Gerade hatte Ferox das Gefühl, dass sein Leben von Abschieden gezeichnet war. Auch wenn dieser ein guter Abschied war, denn der Optio hatte freiwillig um die Versetzung ersucht, weil irgendetwas ihn in die Ferne rief. Jeder wusste, dass man Wanderer nicht aufhalten durfte.


    "Und eine gute Reise. Von Herzen. Wenn du eines Tages wiederkehrst, dann bitte gesund."


    Nachdem sie sich verabschiedet hatten, legte Ferox sich wieder ins Bett.


    Sim-Off:

    Da du schon in Cappa bist, beende ich das hier mal. Ferox hat sich gefreut, dass Cerretanus sich persönlich verabschiedet hat. :)

  • "Bei den Göttern, JA!" Ferox´ Herz raste von dem unvermittelten Gebrüll. Die Untersuchung, die er gerade über sich ergehen ließ, war damit wohl zunichtegemacht. "Ich bin hier?!"

  • "Schnell! Ein Mord im Herzen Roms! Wir wurden mit der Aufklärung beauftragt, Scato, Du und ich. Wir müssen schnellstmöglich zum Tatort. Dort werden wir alle Spuren sichern, während ich notiere wie wir den Tatort vorgefunden haben. Einschließlich des Leichenfundes. Ist das geschehen, bringen wir die Leiche hierher und Scato muss sie fachmännisch untersuchen. Wo ist Scato überhaupt? Komm wir dürfen keine Zeit verlieren", erklärte Lurco.


    "Scato? SCATO?", rief er erneut.

  • Scato klingelten die Ohren, da er sich im selben Raum befand, auch wenn er gerade dem Miles medicus Platz gemacht hatte, damit dieser seine Einschätzung zu Ferox´ Zustand noch einmal überprüfte. Der drehte sich mit einem giftigen Blick um.


    "Hier wird an den Räumen vor dem Betreten angeklopft! Rumgebrüllt wird hier überhaupt nicht! Das ist ein Lazarett und nicht der Drillplatz! Du kannst draußen warten. Raus mit dir."


    Scato nahm Lurco am Arm mit vor die Tür des Raums. Der Griff war sanft. "Wir sind gleich fertig, Ferox wird jetzt wohl entlassen", raunte er ihm zu und hielt seinen Arm etwas länger fest als nötig. "Wir sprechen noch mal kurz mit dem Optio valetudinarii und wenn alles klar geht, kommen wir beide gleich am Eingang vorbei. Geh schon mal vor."

  • "Nein ich gehe nicht vor, Scato! Wir müssen einen Mord aufklären. Schau Dir Ferox an, er ist fit er braucht uns und die Arbeit. Die Spurensicherung bei der Leiche wird ihm gut tun. Du musst jetzt mitkommen. Maro sagte, dass die Ermittlungen keinen Aufschub dulden. Also folgt mir jetzt bitte zum Tatort, damit wir mit unserer Arbeit beginnen können", antwortete Lurco und ergriff seinerseits das Handgelenk von Scato. Mit dem Daumen streichelte er ihn kurz und starrte ihm ernst in die Augen.


    "Jetzt Scato, die Sonne geht bald auf und die Fliegen reiben sich schon die Bäuche!", warnte Lurco nachdrücklich.


    Allein bei den Gedanken an die Insekten wurde Lurco kurz flau im Magen, aber er hatte sich schon fast wieder im Griff.

  • Ferox blickte schockiert an sich herab, als Lurco sagte, Scato solle ihn sich anschauen. Er sah dürr aus und trug seine Schlaftunika, doch ansonsten?! Lurco zerrte Scato sogar am Arm weg, obwohl der ebenfalls anwesende Miles Medicus, der immerhin ein Unteroffizier war, gesagt hatte, Lurco solle gehen! Ferox wurde blass und kippte vor lauter Stress rücklings um - genau zurück ins Bett.

  • Maro hatte befohlen dass sie abrückten um in einem Mordfall zu ermitteln und genau in dem Moment hatte anwesende Miles Medicus Zeit, sein Garum dazuzugeben. Als er selbst medizinische Hilfe nötig gehabt hatte, war keiner von denen zu sehen gewesen. Scheinbar krochen sie nur aus ihren Löchern, wenn es etwas zu kritisieren gab. Scato war beschäftigt, Ferox auch und zwar mit in Ohnmacht fallen, also blieb die Arbeit wieder einmal an ihm alleine hängen. Wie sollte es anders sein. Also lautete die Regel wieder Pullus und Lurco bei der Ermittlung.


    "Scheint doch noch nicht fit zu sein, wenn ihn nur die Erwähnung einer Leiche umhaut. Ich rücke ab und kläre den Mordfall. Vale", antwortete Lurco, tätschelte Ferox kurz die Wange und machte sich auf den Weg zur Baracke VII.

  • Scato rieb sich gestresst das Gesicht. Dass der Mann nicht einfach eine Minute draußen warten konnte! Er würde zusehen, ob er hier rechtzeitig fertig wurde und machte sich daran, Ferox zum x-ten Mal den Puls zu messen und auch die übrigen Vitalfunktionen zu überprüfen (immerhin hatten sie nun einen Richtwert, wie sein Körper auf Stress reagierte), damit sie ein Abschlussergebnis hatten, das eigentlich zur heutigen Entlassung hätte führen sollen.

  • Pullus und Lurco brachten den Leichnam ins Krankenhaus und legten ihn dort behutsam in eines der Betten. Lurco hielt den Bericht bereit, während er sich auf die Suche nach Scato machte. Pullus hingegen blieb bei dem Toten. Dieser Fall war verwirrend, aber sie waren guter Dinge, dass Scato Licht ins Dunkel bringen konnte.


    "Scato?", rief Lurco so leise wie möglich.

    "Scato, wo bist Du? Wir brauchen Deine Hilfe", ergänzte Lurco, in der Hoffnung dass Scato ihn hörte.

  • Scato bereitete in einem Raum gemeinsam mit neuen Capsarii auf einem Tisch deren Verbandstaschen vor. Die Materialien wurden einzeln von ihm erklärt und von den Neulingen in ihre Capsae eingeräumt. Da Scato schon längere Zeit Capsarius war, durfte er diesen Teil der Einarbeitung übernehmen. Scato gefiel, dass die Abläufe für die Neuen noch spannend und interessant waren, welche für die älteren Milites längst graue Routine waren, und übernahm solche Aufgaben gern.


    Das alles geschah noch unter den Augen des pickligen Miles Medicus Sextus, der Scato hier und da etwas soufflierte, wenn er fand, dass eine Information noch vertieft werden sollte, und aus dem Nähkästchen plauderte. Als Scato Lurcos Stimme vernahm und fragend Sextus ansah, wies dieser mit dem Kopf in Richtung der Tür.


    Scato ging also schauen, was Lurco wollte. Er empfing ihn im Gang und schaute etwas verkniffen, um ein allzu breites Lächeln zu unterdrücken.


    "Salve, Lurco. Was gibt es?"

  • "Eine Leiche!", erklärte Lurco gewichtig, um nicht ebenfalls blöde zu grinsen. In dem Zusammenhang konnte das allzuleicht missverstanden werden. Das Grinsen galt Scato, nicht dem Toten.


    "Von dem Toten hatte ich Dir bereits erzählt. Wir haben ihn geborgen, Maro hat ihn schon begutachtet und ich habe selbstverständlich ein Bericht verfasst. Es gibt sehr viele offene Fragen und Du bist der Schlüssel zu einem Teil der Antworten. Komm bitte mit und untersuche das Opfer. Ich habe dass mal direkt aufgeschrieben. Warte", bat Lurco und zückte seine nächste Wachstafel.


    Klärungsbedarf:


    - Todesursache? Wodurch kam das Opfer genau zu Tode? Kehle durchgeschnitten ohne Abwehrverletzungen? - Klärung Scato

    - Identität des Opfers. Obdachlose befragen, Nachtarbeiter - Fuhrwerk etc. befragen

    - Soziales und Berufliches Umfeld des Opfers?

    - Wohnort des Opfers und Besitz?

    - Der oder die Täter? Einzelperson, Gruppe oder Bande? Wer kennt das Markenzeichen?

    - Opfer eventuell aufgrund seines Berufes oder Standes ermordet?

    - Möglicherweise Ritualmord? Kelten/Menschenopfer (Püppchen/Ritualgegenstand?)

    - Möglicherweise Mord aus Habgier? Familie?


    "Ich führe eine Fallakte, ähnlich der Gerichtsakten, so kann nichts von dem was wir bereits ermittelt haben in Vergessenheit geraten. Und ich halte die Liste des Klärungsbedarfs immer aktuell. Gut was? Folge mir", bat Lurco und führte Scato zu dem Toten, den sie in eines der Krankenbetten gelegt hatten.

  • Lurco stellte sich neben die Leiche und machte eine einladende Geste, ganz so als würde er Scato etwas besonderes servieren. Pullus stand auf der anderen Bettseite und behielt den Toten im Auge, fast so als befürchtete er, dieser könnte aufspringen und fliehen.


    "So Scato walte Deines Amtes. Das ist die Leiche unseres Mordfalles - Leichenfund am Tigillum Sororium. Abzuklären von Dir wäre folgendes:

    Todesursache?

    Wodurch kam das Opfer genau zu Tode?

    Kehle durchgeschnitten ohne Abwehrverletzungen?


    Kurzum auf den ersten Blick ist die Todesursache offensichtlich, dem Mann wurde die Kehle durchgeschnitten. Allerdings weißt das Opfer keine Abwehrverletzungen auf. Dies könnte mehrere Ursachen haben.


    Das Opfer war nicht mehr Herr seiner Sinne. Weggetreten oder Betäubt.

    Das Opfer kannte den oder die Täter und ging nicht von einem derartigen Angriff aus.


    Möglicherweise entdeckst Du an oder in der Leiche weitere Hinweise, die uns bei den Ermittlungen helfen könnten. Also leg los Scato, wir haben die Leiche extra hergebracht", erklärte Lurco und zückte eine seiner Wachstafeln.


    "Ich habe das Gefühl der Bursche kam als Leiche mehr rum, anstatt als Lebender", warf Pullus ein und beäugte die Leiche misstrauisch.

    "Durchaus möglich, vermutlich war er noch nie in der Castra. Aber all das nützt dem Mann nun auch nichts mehr. Wir sind jene die für ihn sprechen müssen, er selbst kann es nicht mehr. Wir müssen seine oder seinen Mörder finden. Oder die Leichen, je nachdem. Aber vor dem Finden, steht das erfolgreiche Suchen. Scato bitte, nimm Dich der Leiche an", bat Lurco und deutete erneut auf den Toten um seine Bitte zu unterstreichen.

  • Die Autopsie

    "Ach, Pullus. Die Toten sind harmlos. Die Lebenden sind es, die du fürchten musst. Als Urbaner solltest du das wissen. Es gibt nichts so entspannendes wie eine Leichenschau, denn dann ist der Kampf um den Patienten vorbei. Verloren, aber vorbei."


    Er bedachte den Kameraden mit einem Blick, der diesen beruhigen sollte, war sich allerdings bewusst, dass es nicht zu seinen Talenten gehörte, eine positive Wirkung auf seine Mitmenschen zu haben. Scato lockerte seine Finger und trat dann an den Leichnam heran.


    "Ich habe schon immer mal einen sezieren wollen", flüsterte Scato fast lautlos. "Mal schauen, wie sie innen gebaut sind, wie alles miteinander funktioniert. Aber es ist verboten beim Bürger ... vielleicht mal falls im Carcer ... ihr wisst schon. Um etwas zu reparieren, muss man wissen, was überhaupt kaputt ist! Lasst es mich wissen, wenn sich mal eine passende Gelegenheit ergibt."


    Er warf ihnen einen verschwörerischen Blick zu, dann widmete er sich der Leiche. Sein Blick veränderte sich.


    "Kommen wir zur Autopsie. Ich bitte euch daran zu denken, dass wir hier einen toten Menschen liegen haben, der Verwandte hat, die ihn lieben, die um ihn weinen. Hier spielte sich augenscheinlich ein Verbrechen ab. Ich möchte, dass die Würde des Toten so gut als möglich gewahrt wird. Kein Lachen und kein Grinsen jetzt mehr. Zeit, den Stress abzubauen, ist später, nicht jetzt. Pullus, bitte öffne das Fenster und hol etwas Weihrauch, den du verbrennst."


    Er wartete, bis Pullus so weit war, dann fuhr er fort.


    "Der Dinge Schein ist nicht der Dinge Wesen! Wir sehen, dass das Opfer männlich ist, weiße Hautfarbe. Für so eine große Verletzung ist hier erstaunlich wenig Blut zu sehen, der Leichnam ist regelrecht sauber. Der Bauch wirkt geschwollen - ob aus Leibesfülle heraus oder aufgrund krankhafter Ursachen, kann ich nicht sagen. Dafür müsste ich hineinschauen dürfen. Bart und Körperhaar sind sauber entfernt, was mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf einen höheren gesellschaftlichen Status verweist. Die Nägel sind ebenfalls sehr gepflegt, anhand der blassen Spuren um die Finger zu erahnen war er Ringträger.


    Eine Autopsie ist hier angeraten, weil vermutlich ein Mord vorliegt.


    Wir stellen zunächst fest, dass der Mann tatsächlich tot ist. Das haben andere vor mir schon getan, aber ich bestätige es hiermit. Neben der durchtrennten Kehle und der Blässe, die auf hohen Blutverlust hindeutet, gibt es weitere Todesanzeichen. Der Mann fühlt sich sehr kalt an. Die Vitalfunktionen sind erloschen, keine Atmung ist zu verzeichnen, kein Herzschlag. Ihr habt ihn herumgetragen, doch man sieht, dass sich das Restblut im Rücken sammelt. Totenflecken sind die Folge, allerdings nicht so ausgeprägt, wie wenn es wärmer wäre. Die Leichenstarre löst sich schon wieder."


    Scato ruckelte an den Gliedmaßen und versuchte, die Ellbogen und Finger zu biegen, doch nicht kraftvoll. Trotz seines Interesses ging er so respektvoll wie möglich mit dem Toten um.


    "Jap. Der Mann ist seit ein bis zwei Tagen tot. Leichengeruch ist festzustellen, aber noch kein Verwesungsgeruch, was dem kühlen Wetter geschuldet ist. Er wurde dem Stadium der Starre nach zu urteilen gestern oder vorgestern ermordet. Je nachdem, wann du am Tatort warst, kannst du das vielleicht noch präzisieren, Lurco.


    Kommen wir zum augenfälligsten, zum Kehlenschnitt. Mich macht stutzig, dass wir hier keine blutigen Ränder sehen. Normalerweise ist so ein tiefer Schnitt eine elende Sauerei, der ganze Mensch ist voller Blut und die Wundränder sind ebenfalls blutverkrustet, aber ich habe eine Vermutung."


    Scato zog die Lider ein Stück auf.


    "Die Augen sind gebrochen, ihr seht - da ist nicht das berüchtigte Starren zu finden, was viele bei einem Toten vermuten. Das ist Unsinn. Hier starrt überhaupt niemand mehr, die Lider hängen vollkommen schlaff, genau wie auch die Augäpfel selbst erschlaffen. Sie wirken eingefallen und vertrocknet. Da, seht ihr? Die Augäpfel befinden sich im Stadium fortgeschrittener Verfärbung, sie sind bräunlich. Der Mann ist, wie ich bereits sagte, mindestens 24 Stunden tot.


    Aber wir sehen noch etwas. Die Adern in den Augen sind geplatzt, starke Netzhauteinblutungen sind zu verzeichnen. Und das ist des Rätsels Lösung. Dieser Mann wurde nicht durch den Schnitt in der Kehle getötet, wie es zunächst scheint - sondern er wurde erstickt! Er blutete erst im Anschluss vollkommen sauber aus, weshalb er auch nicht von oben bis unten mit Blut beschmiert ist, sondern recht sauber wirkt."


    Er ließ die Lider los und untersuchte den Toten weiter.


    "Ich sehe keine Würgemale am Hals und keine Abwehrspuren. Hier fand kein Kampf statt, womöglich wurde das Opfer sediert und erstickte am Versagen der Lungenmuskulatur. Ich vermute aufgrund der Stärke der Einblutung jedoch eher etwas anderes: Es steckt was in seinem Rachen, hat er etwas verschluckt. Ein Stein, eine Nuss ... etwas derartiges vielleicht. Reich mir mal die lange Pinzette da, Lurco. Entscheidend ist für den Fall zu wissen, dass der Schnitt durch die Kehle nicht Todesursache gewesen ist - er ist erst nach dem Tod erfolgt! Warum? Das kann man nur spekulieren."

  • Lurco notierte alles geflissentlich mit, damit nichts von den Informationen die Scato anhand der Autopsie festgestellt hatte verloren ging. Es war die letzte Sprache mit dem Toten und Scato sprach für ihn. Es war durchaus möglich, dass so die entscheidenden Hinweise zur Täterergreifung gemacht werden konnten. Das sie nicht grinsen sollten, war selbstverständlich, aber es geschah oft als Übersprungshandlung. Niemand missachtete den Toten, denn sie waren damit beauftragt worden, seine oder seinen Mörder zu stellen und ihm das Handwerk zu legen. Nachem Lurco alles fein säuberlich notiert hatte, Wort für Wort, damit er einen Bericht einreichen konnte, widmete er sich wieder Scato.


    "Im Rachen des Toten steckte ein kleines Püppchen. Das Püppchen steckte sehr weit hinten, direkt am Gaumensegel. Ich hatte etwas Schwierigkeiten es aus dem Hals des Verstorbenen zu ziehen. Das Püppchen habe ich nicht mehr, ich habe es Maro überreicht. Dieser wollte zwecks Abklärung den Cultus Deorum befragen, ob sie eine Übersicht über Kulte haben, die zu Menschenopfern neigen. In diesem Zusammenhang wollte er ihnen auf mein Anraten hin, auch das Püppchen zeigen. Maro hat das Beweismittel Scato", warf Lurco hilfreich ein.

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