Alle Post für die Provinzen wurde wohl stets zentral in Rom gesammelt, dass auch diese Nachricht aus Baiae nach Mogontiacum im stadt-römischen Officium des Cursus Publicus landete.
Bitte der flavischen Familienwertkarte anrechnen.
Tribunus Laticlavius Manius Flavius Gracchus Minor - persönlich -
Castra Legionis II Germanicae
Mogontiacum, Provincia Germania Superior
Mein Sohn,
wie geht es dir? Ich hoffe so sehr, du befindest dich wohl und die Kälte und Nässe der germanischen Provinz sind deiner Salubrität nicht abträglich, gleichwohl dass dein Amt als Tribunus entbietet, was du dir erhofftest.
Ich selbst bin erwartungsgemäß gut angekommen in Baiae, doch statt der familiären Trautheit fand ich nur ein leeres Domizil vor. Einzig Agrippina ist noch anwesend - und du kannst dir wohl vorstellen, dass dieser Umstand mich nicht eben mit übermäßiger Euphorie erfüllt. Marcus Aristides war bereits seit einigen Tagen aufgebrochen, seinen Bruder auf Sardinia ob familiärer Angelegenheiten zu besuchen, Serenus Germahlin ist mit den Töchter bei ihrer Familie und Serenus selbst mit seinen Söhnen auf einer Reise durch die östlichen Provinzen. Ich weiß nicht, ob ich ihm zürnen soll, hat er doch Titus mit sich genommen - nicht ohne ein Wort, denn ein Brief war augenscheinlich unterwegs nach Rom, nichtsdestominder ohne mein Einverständnis. Gleichwohl muss ich anerkennen, dass auch Titus nicht mehr der kleine Junge ist, welcher er in meinem Kopf stets bleibt, und zweifelsohne auch Marcus dies Unterfangen als Chance sah, Titus' Horizont zu erweitern, dass nicht ein Tölpel aus der Provinz aus ihm wird.
Welche Glut auch immer in mir ob dessen schwelen mag, ich muss mich ohnehin mit den Gegebenheiten abfinden, hat doch Serenus keine Reiseroute hinterlassen, dass stets erst zu spät - mit Ankunft seiner eigenen Nachrichten - ihr Aufenthaltsort bekannt und ein Schreiben in seine Richtung unmöglich sein wird.
Die Absenz unserer Familie indes bewog mich schlichtweg in unser neues Haus einzuziehen. Es ist geräumiger als die Villa in Rom, der Garten zwar noch ein wenig unprätentiös, doch weitläufig wie ein kleiner Park, und die Aussicht auf das offene Meer hinaus grandios. Ich bin mir sicher, es wird auch dir gefallen, und obgleich ich hoffe alsbald wieder nach Rom zurück zu kehren, so könnte dieses Refugium gut das meiner letzten Tage sein.
Mehr gibt es indes nicht zu berichten.
Mögen die Götter dich schützen und vor aller Fährnis bewahren!
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